Ein Landsitz des Kaisers

  • Mit etwas gemischten Gefühlen begab ich mich nach Capri. Ich kannte weder den Gastgeber noch die Örtlichkeit. Durchaus erstaunt betrachtete ich das Anwesen, als ich endlich davor stand. Wie erhofft, handelte es sich also um eine noble Feier. Zu gerne wäre ich in Begleitung hierher gekommen, aber aus meiner Familie hatte offenbar niemand Zeit.


    Ich suchte zunächst den Eingang. Ganz sicher war die Villa Aurelia ein äußerst imposantes Anwesen, aber dieses übertraf die Familienvilla in Rom um einiges. Etwas unschlüssig blieb ich erst einmal stehen und schaute mich um.

  • Der Raum war gut gefüllt, in den ich geleitet wurde. Gespräche – viele an der Zahl – schwirrten durch die Luft und hier und da ein Lachen. Auf der Suche nach einem mir bekannten Gesicht sah ich mich um. Schließlich entdeckte ich jemanden und winkte kurz…

  • Noch bevor ich der mir bekannten Person so richtig zuwinken konnte, eilte seitlich ein Mann auf mich zu. Überrascht blickte ich ihm entgegen. Er kannte mich offenbar, aber ich ihn nicht.


    „Eilt mein Ruf mir inzwischen so weit voraus, dass er selbst weite Strecken an Land überwindet?“, erwiderte ich lachend und grüßte herzlich zurück.


    „Mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte ich äußerst gespannt. Allem Anschein nach handelte es sich um eine wichtige Person.

  • Wer kennt nicht die Aurelia Deandra, die das so darbende Ostia wieder für den Kaiser zu neuer Blüte führen will? In ganz Rom spricht man von Euch. Und das nicht nur Eurer politischen Ambitionen wegen! Ihr seid noch bezaubernder anzuschauen, als es jemand in Worte zu kleiden vermag.


    Einen Moment lang war ich hin und weg.


    Erst dann dämmerte es mir, daß ich mich vorstellen sollte.


    Verzeiht diese Begrüßung. Ich bin der, sagen wir Hausherr, dieses Anwesens.Publius Aelius Hadrianus. Gastgeber, Pontifex, Sohn, Dichter und was Euer Herz noch begehrt. Ich freue mich, daß ihr meiner Einladung Folge leistete.


    fügte ich mit einem Augenzwinkern hinzu.

  • Schmunzelnd hörte ich seine Worte. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, sie schmeichelten mir nicht.


    „So, der Hausherr persönlich“, sagte ich etwas überrascht. Das Anwesen war wirklich gigantisch.


    „… und was mein Herz noch begehrt?“, wiederholte ich amüsiert.


    Die nette Begrüßung ließ einen viel versprechenden Abend erwarten. Ich sah mich nochmals kurz um. Hier tummelte sich eine ganze Reihe von Gästen, die mir völlig unbekannt waren. Insofern war es tröstlich, sogleich Kontakt gefunden zu haben. Freundlich wandte ich mich wieder dem Hausherrn zu.


    „Wie kommt es, dass ich Euch noch nie in Rom traf? Ich selbst weile zwar oft in Ostia, doch immer wieder zieht es mich auch nach Rom. Ich meinte auch, ich kenne fast jeden einflussreichen Bürger, aber Euch traf ich zuvor noch nie.“

  • Ich lächelte bescheiden.
    Einflußreich, würde ich mich nicht nennen. Das ist wohl wahr. Das ich in Rom noch nicht so oft gesehen ward, ist nur normal so denke ich. Ich zog erst kürzlich von Italica in Hispania nach Rom. Kommt, laßt uns ein Plätzchen suchen. Daß Abendmahl wird noch eine Weile auf sich warten lassen, bis auch die anderen Gäste erschienen sind. Ich nahm sie bei der Hand, küßte diese und führte sie zu einer Liege unter einer Palme.

  • Ich ließ mich zu dieser Liege führen, fühlte mich aber etwas unwohl in meiner Haut.
    Meine Güte, was war bloß mit mir geschehen? Früher - ich konnte gar nicht genug Kontakte zu Männern knüpfen. Mir war sogar deren Abstammung reichlich egal. Irgendwie war jetzt alles anders. Mich plagte plötzlich sogar das schlechte Gewissen, selbst dann, wenn der Kontakt ein gänzlich harmloser war.


    Fast entschuldigend lächelnd, entzog ich dem netten Gastgeber meine Hand und ließ mich auf der Liege nieder. Ich seufzte. Würde von nun alles immer so schwierig sein?


    „Welche Gründe führten denn zu einem Umzug dieser Größenordnung?“, fragte ich ablenkend und versuchte, meine eigene Sicherheit wiederzuerlangen.

  • Knirschend rieben die Planken des Kahns an der Kaimauer, als er anlegte. Quarto bezahlte dem Fischer, der ihn übergesetzt hatte, den versprochenen Lohn, dann stieg er, wegen des schwankenden Untergrundes unsicher, aus. Nachdem er wieder festen Grund unter den Füßen hatte atmete er tief durch.
    Der Weg von der Anlegestelle zur Villa des Tiberius bestand aus breiten, marmornen Stufen, welche die Klippen hinaufführten. Er verfluchte sich selbst und seinen Geiz, sich noch immer keine Sänfte geleistet zu haben und begann schließlich ächzend den Aufstieg.
    Oben angekommen trat er vor die Prätorianerwache.
    “Salve! Ich bin der Praefectus Augusti Lucius Aelius Quarto, Bruder des Caesar Gaius Ulpius Aelianus Verlerianus. Man sagte mir, hier würde eine kleine Feier stattfinden und ein gewisser Hadrianus sei der Gastgeber. Zu dem will ich!“

  • Der Praetorianer am Eingang sah nur flüchtig nach, ob die Besucher bewaffnet waren und führte sie zum Eingang, wo ein Diener die Begleitung übernahm und sie in den Festsaal führte.


    Als mir das Eintreffen eines hohen kaiserlichen Beamten und des Priesters der Minerva gemeldet wurde, stand ich auf und sagte mit einem Augenzwinkern zu Deandra.


    Bitte nicht fortlaufen! Ich bin gleich wieder zurück! Die Pflichten als Gastgeber rufen.


    Ich eilte den beiden entgegen und der Diener verschwand wieder nach unten.

  • Als Hadrianus mir entgegeneilte dachte ich er meine Quarto und sah diesen an.

  • Etwas brüskiert und merklich abgekühlt, da er mich nicht anschaute, begrüßte ich Sulla zuerst.


    Schön, daß du meiner Einladung Folge leisten konntest. Ich freue mich darüber sehr!


    Dann wandte ich mich dem Beamten grinsend zu.


    Salve. Der Kaiser schickt seinen Sekretär? Hat er euch etwas aufgetragen mir mitzuteilen?

  • Stets zu Diensten für des Kaisers Volk.Er steht vor euch. Womit kann ich euch dienen? Wein? Daran soll es nicht scheitern! Ich schaute mich um und winkte einem Sklaven, der auch sofort mit seinem Krug voll Wein und 3 Bechern ankam und einschenkte.


    Gehen wir doch nach hinten und machen es uns gemütlich. wies ich den Weg zu der Liegeecke, wo auch Deandra auf einem Stuhl saß.

  • Quarto nahm den Becher und folgte dem Gastgeber. Er ließ sich rechts neben einer äußerst attraktiven Dame nieder und war kurzzeitig abgelenkt. Dann ergriff er das Wort:
    “Auf dein wohl, einen guten Tropfen soll man ehren.“
    Einen Schluck kippte er als Opfer für die Götter auf den Boden, den Rest in seinen Schlund.
    “Du also bist Hadrianus. Ich habe von dir gehört. Du bist ein Mündel des Kaisers?
    Man sagt, du seiest der Sohn des Publius Aelius Hadrianus Afer. Stimmt das?“

  • Ich sah wie sich Hadrianus in Begleitung eines Mannes näherte. Nun, ich war gespannt, um wen es sich dabei handelte, denn ich kannte ihn nicht.


    Er ließ sich neben mir nieder und ich wartete gespannt darauf, dass uns der Gastgeber gegenseitig vorstellte.

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