Lararium - das Larenheiligtum



  • Wegen der dramatischen Situation innerhalb der Gens, reiste ich nach Rom, um auch in unserer Stammvilla den Manen zu opfern, sie zu beschwichtigen und um ihre Hilfe zu bitten. Ich begab mich ins Lararium, stellte Brot und Wein vor den Altar und begann mein Anliegen zu formulieren. Genauso, wie ich es schon in Mantua tat, aber in Rom lebte einst Crassus und vielleicht würde ich ihn hier noch direkter und schneller erreichen als andernorts.


    „Manen, liebe Vorfahren, besonders Crassus, am heutigen Tage bringe ich besonders viele Gaben mit. Ich hoffe sehr, ihr zürnt noch nicht. Unregelmäßig war ich hier und heute komme ich auch noch mit einer Bitte.


    Schwere Zeiten erlebt die Aurelia, die Gens ist geteilt und der neue Pater familias – seit kurzem erst in unserer Familie – lässt Verantwortung und Umsicht vermissen. Es ist mein innigster Wunsch, die Gens wieder ungeteilt und unter einer Führung zu sehen, deswegen bitte ich euch um Hilfe.
    Crassus, du hast deinen Sohn geliebt und ich weiß, er liebt auch dich. Bitte unterstütze ihn, gib ihm Kraft und das Wohlwollen all unserer Ahnen, damit es ihm möglich ist, die Familien wieder zu vereinen.“


    Ich sprach noch ein kurzes Gebet, dann verließ ich den heiligen Ort.

  • So groß und edel, wie die Villa auch war, so leer und leblos war sie auch. Nachdenklich schritt ich durch die Räume, nahm mal eine alte Vase – vermutlich ein Erbstück – in die Hand, betrachtete die Wandmalereien, schritt durch wohl bekannte Gänge und verhielt den Schritt beim Lararium.
    Entschlossen ging ich zur Küche, ließ mir Wein, Obst und Brot geben und kehrte zurück. Schweigend legte ich die Gaben an den Altar und sprach im Stillen ein Gebet. Ich wünschte mir die alten Zeiten zurück. Noch vor Monaten hatte alles anders ausgesehen. Mein Onkel lebte noch und mit ihm dieses Haus. Ich wünschte es wäre wieder so. Ich wünschte es gäbe jemand aus meiner Familie, der in Rom Politik macht, in dieser Villa wohnt, sie mit Gästen und Besuchern füllt.


    Nachdenklich verließ ich das Larenheiligtum, ging ins Atrium und blinzelte in die Sonne. Gern wüsste ich, was die Götter noch alles für mich und meine Familie geplant hatten. Wie würde die Zukunft aussehen? Bringt sie das Lachen zurück oder folgen noch mehr Tränen?
    Langsam schlenderte ich den Säulengang entlang und ging in Gedanken weiter, bis ich mich schließlich im Garten wieder fand. Kurz sah ich nach meiner Pflanze, lächelte flüchtig, denn an ihr hingen schöne Erinnerungen, und ging zurück in die Villa. Ja, wie würde wohl die Zukunft aussehen?

  • Ich betrat das Lararium mit einer Reihe von Räucherpflanzen und einem Becher Wein. Langsam trat ich an den Altar.


    „Ihr Penaten meiner Väter und du Lar, Vater der Familie, ich bitte euch um das Glück meiner Familie. Schützt es vor jedem Missgeschick und leitet sie zu besseren Zeiten.“


    Nachdem ich geendet hatte, stellte ich den Becher mit Wein ab und sah mich nach Assindius um, der sich im Hintergrund halten sollte.

  • Aus guter Entfernung kniff ich fragend die Augen zusammen. Was kommt den jetzt, was macht sie da, worum geht’s, waren die Fragen die ich mir in diesen Augenblicken stellte.

  • Mit einem Wink forderte ich Assindius auf, näher zu treten.


    "Das Bildnis des Vaters der Familie erhält heute eine Kette und ich gestatte dir, sie um das Bild des Laren zu hängen. Wir wollen ihn gütig stimmen, damit er uns weiterhin schützt“, erklärte ich mit leiser Stimme.


    Um den Fuß der Bildsäule legte ich Veilchen und Rosmarin aus.


    "Anschließend werden wir die Räucherpflanzen opfern. Sie sind für die Manen, die Seelen unserer Verstorbenen. Ich nehme an, das macht man in Germanien ebenso. Die Dii Manes sind gute Götter, wie auch der Lar ein Gott ist. Wir wollen aber nicht nur ihren Schutz und ihr Wohlwollen, wir wollen ihnen eine bessere Zukunft gewähren, als sie es im Leben hatten. Sie sollen uns keineswegs aus der Unterwelt ihren Zorn heraufsenden."


    Anschließend wartete ich, bis Assindius so weit war.

  • Das Ding da kriegt ne Kette, ja nä is klar. Bei diesen römischen Sitten hielt ich mich lieber raus. Weil ich nicht wußte ob ich etwas sagen durfte, sagte ich nichts. Ich hängte dem Bildnis nur die Kette um und nickte der Herrin zu das ich fertig war.

  • Ich gab der Herrin die Schale und probierte mich mit dem Anzünden. Das dauerte ein bißchen , aber dann klappte es doch und zwar so gut das ich mir einige meiner Barthaare ansengte. Ich linste zur Herrin rüber und hatte den Eindruck als ob sie nichts gemerkt hatte. Aber gut sehen konnte ich es nicht.

  • Selbstverständlich hatte ich das Anzünden beobachtet :) und wenn ich nicht das Ansengen der Barthaare gesehen hätte, dann wäre mir der Geruch aufgefallen. Ich blickte aber rechtzeitig weg und hoffte außerdem, dass die Laren und Manen sich nicht daran störten.


    Die Schale mit der brennenden Kohle stand auf dem Altar und ich legte Wachskugeln des Olibanum und getrockneten Wacholder, Myrrhe und Salbei darauf. Schon bald erfüllte ein angenehmer Duft den Raum und Rauch stieg auf.


    „Weihrauch ist die Nahrung der Götter und die Laren und Manen sind unsere Hausgötter“, erklärte ich sicherheitshalber, denn ob Germanen wirklich ähnlich opferten, wusste ich nicht.

  • Die Nahrung der Götter, ah ja. Bei uns trinken die Götter Met und essen Wild und in Rom den Weihrauch. Sollen die davon denn satt werden? Die Götter sind bestimmt so klein an Statur wie die Römer selbst, da wird das wohl klappen!


    Sim-Off:

    Die Suche über Germanische Opferbräuche oder den Umgang mit den Göttern gestaltet sich etwas schwierig. Da scheint es auch nicht viel zu geben, aber ich arbeite daran!

  • Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter der Stirn meines Sklaven arbeitete. Ich würde ihn danach befragen, wenn wir den heiligen Ort verlassen hatten.


    Die Gaben verbreiteten noch immer einen aromatischen Rauch, aber langsam versiegte Glut und Brennmaterial. Leicht glommen die Gaben noch vor sich hin, als ich Assindius ein Zeichen gab, dass wir den Raum verlassen. Im Gang angelangt stellte ich meine Fragen.

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