Nicht nur auf dem Grunde des Glases

  • Beim Hades. Sie war so schön gewesen, so schön. Was hätte er gegeben um sie anzusprechen. Alles. Und doch?! Er hätte es nie gewagt. Er sah es wie heute, sie stand am Bug des Schiffes uns schaute nach Süden. Mutterseelenallein, entrückt von der Welt. Eine Priesterin, eine Göttin. Der kleine Seeman trank sein Glas in einem Zug aus. Er hoffte so sehr es geträumt zu haben und bestellte erneut.

  • Ein Fremder setzte sich neben den kleinen Seemann und dieser war froh seine Geschichte jemandem erzählen zu können. Trink Freund! Rief er. Du wirst es brauchen....
    "Unser Schiff verlies den Hafen Ostias und steuerte dem Sonnenuntergang entgegen. Die letzten Kommandos nach dem Auslaufen waren gegeben und Stille kehrte auf dem Deck des Schiffes ein. Eine Frau, schön wie Helena stand am Bug und beobachtete die vorbeiziehenden Möwen, deren ausgebreiteten Flügel im Lichte der letzten Sonnenstrahlen aufleuchteten. Der Himmel hatte die Farbe des Feuers angenommen und auf der Meeresoberfläche spiegelte sich am Horizont die rot leuchtende Sonne wieder. Die Gischt schäumte wild um den Bug und es sah aus, als würde das Schiff auf Wolken reiten. Die Frau streckte ihre Hand in Richtung der letzten, hellen Strahlen dieses Tages aus und lies sie, wie ein Lichtspiel, durch ihre zarten Finger funkeln. Die glühend rote Sonne verschwand immer weiter hinter dem Horizont des Meeres. Ich werde diesen Tag nie vergessen." Der kleine Seemann trank seinen Becher erneut leer und bestellte zwei neue.

  • "Welche Schönheit und Grazie diese Frau verkörperte. In diesem wunderbaren Moment der Stille und des Friedens schien die Frau plötzlich ein plätschern an der Seite des Schiffes zu hören. Sie beugte sich etwas über die Reling und sah zwei Gestallten aus dem Meer auftauchen. Es waren Delphine, die parallel zum Schiff mit schwammen und immer wieder aus dem Wasser auftauchten um wenige Augenblicke später darin zu verschwinden. Sie schien zu spüren, dass dies ein wundervoller Moment des Glücks war. Diese edlen Tiere, die graziös und elegant durchs Wasser glitten hatten sie offensichtlich in ihren Bann gezogen. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie das muntere Treiben dieser Tiere, die immer näher an das Schiff rankamen. Immer weiter beugte sie sich vornüber um keinen Moment dieses wundervollen Schauspiels zu verpassen. Ich stand wie zu Stein erstarrt, konnte mich nicht rühren. Als ob eine göttliche Macht es verhindern wollte."

  • "Plötzlich schien die Unvergleichliche von einer Ohnmacht ergriffen, alle Kraft und alles Leben schien aus ihrem Körper zu entweichen. Ich glaube sie versuchte sie noch gegen eine unsichtbare Macht zur wehr zu setzen, schien um Hilfe rufen zu wolen. Doch diese Macht war zu stark, als das man sich ihr widersetzen konnte. Sie gab schließlich nach, ihr Körper schien das Gleichgewicht zu verlieren und kippte nach vorn. Die aufschäumende Gischt des Meeres nahm sie auf ohne ein Geräusch zu machen. Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten. Niemand an Bord des Schiffes hörte oder merkte etwas, nur ich sah es, starr vor Schreck versuchte ich um Hilfe zu rufen, kein Wort kam über meine Lippen und so sprang ich über Bord um sie zu retten, das Schiff allerdings fuhr friedlich weiter dem Sonnenuntergang entgegen."

  • "Ihr wehrloser Körper trieb für einen Moment an der rot glänzenden Meeresoberfläche, dann hatte ich das Gefühl hatte sie würde ergriffen und hinunter in die Tiefen des Meeres gezogen. Neptun schien sie zu sich in sein Reich geholt zu haben. Verzweifelt schwamm ich in ihre Richtung wurde jedoch von einem Delphin unter Wasser gedrückt. Ich sah noch wie..." die Stimme des kleinen Seemanns zitterte "...sie mit den Delphinen in die Tiefe des Meeres aufbrach."
    [Blockierte Grafik: http://img472.imageshack.us/img472/3807/nixedelphine6uj.jpg]"Ihr Blick war glücklich und sie schien mir zuzuwinken bevor sie sich auf einen Delphin zur Ruhe legte, dann verlor ich irgendwie das Bewusstsein." Auch jetzt war er knapp davor, trank er doch schon seinen x-ten Wein.

  • Immer gebannter hatte ich den Worten des unbekannten Seemannes zugehört und war inzwischen selbst von seiner traurigen Geschichte tief ergriffen. Gemeinsam hatten wir einen Becher und noch einen und noch weitere Becher getrunken.


    Bei seinen eigenen Worten schien der Seemann alles nochmals durchlebt zu haben und ich sah ihm seine Erschütterung an.


    "Freund..." hub ich vorsichtig an zu reden.. ""Eine wunderschöne Geschichte. Tieftraurig..."


    "Danke den Göttern das sie dich retteten..., wollte ich ihm Trost zusprechen.


    "Erzähl weiter." bat ich ihn dann.


    "Wie..?" und "Weißt du...?", fragte ich.

  • "Als ich zu mir kam lag ich an einem Sandstrand in der Nähe von Misenum. Wie Treibholz als ich aufs Meer hinaussah war dort nur ein springender Delphin zu sehen, er schnatterte und verschwand. Ich sah weder eine Spur des Schiffes noch eine der Flaminca. Sie war so wunderschön" der kleine Seemann seufzte
    "ZWEI NEUE!"

  • "Du solltest Neptun ein Opfer bringen, mein Freund.", sprach ich und trank meinen Becher leer, bevor die nächste Lage kam.


    "Eine leibhaftige Flaminca, sagst du..."


    Besonders gut kannte ich mich mit den Rängen innerhalb der Priesterschaft nicht aus. Aber das ein Flamen und dessen weibliche Entsprechung, die Flaminca, ziemlich weit oben in der Priesterschaft angesiedelt waren, soviel wußte ich.

  • "Leibhaftig und das wahre Wunder. Die Expedition war auf dem Weg nach Cypros, es ging um irgendetwas mit Muscheln und Venus. Genaueres weiss ich nicht, das war Sache der Flaminca Sinona" Der kleine Seemann trank seinen Becher leer
    "Du trinkst ja gar nicht" worauf er den Becher von Pompeius ebenfalls leerte
    "Ob sie es inzwischen bemerkt haben? Wenn ja müssten sie schon wieder hier sein."

  • Weg war der volle Becher. Nicht so schlimm, dachte ich. Der arme Seemann mir gegenüber brauchte ihn viel dringender, so durcheinander wie er war. Wenigstens würde ihm der viele Rebensaft heute nacht einen festen Schlummer spenden, auch wenn ich ihn um den morgigen Tag nicht beneidete.


    "Die Nachricht vom spurlosen Verschwinden einer Flaminca, von ihrem Tode, dass wäre sicher Stadtgespräch in Rom... Ich hörte jedoch noch keinerlei solche Gerüchte... Du scheinst der erste Bote zu sein, der diese ...Nachricht nach Rom bringt.", stellte ich fest.


    Um das soeben Gehörte richtig einordnen zu können, fragte ich nach...


    "Es war also die Flaminca des Venuskultes und ihr Name ist Sinona...?"
    Zu kurz erst war ich in Rom, als das ich ihren Namen hätte kennen können.

  • "Ja natürlich, Didia Sinona. Sie wurde von Delphinen in das Reich des Neptun entrückt." Die Worte fielen dem kleinem Seemann zunehmend schwerer, er begann aber trotzdem seine Geschichte einem neu Hinzugekommenen erneut zu erzählen...


    "Unser Schiff verlies den Hafen Ostias und steuerte dem Sonnenuntergang entgegen. Die letzten Kommandos nach dem Auslaufen waren gegeben und Stille kehrte auf dem Deck des Schiffes ein. Eine Frau, schön wie Helena stand am Bug und beobachtete die vorbeiziehenden Möwen, deren ausgebreiteten Flügel im Lichte der letzten Sonnenstrahlen aufleuchteten. Der Himmel hatte die Farbe des Feuers angenommen und auf der Meeresoberfläche spiegelte sich am Horizont die rot leuchtende Sonne wieder...."


    "DREI NEUE!"

  • "Didia Sinona... Sie muß sehr schön sein..., gewesen sein..., da du sie mit der sagenhaften Helena vergleichst..."


    Der neue Wein kam und ich beeilte mich einen Becher davon in meine Finger zu bekommen.


    Mein Gegenüber schien genug getrunken zu haben. Seine Worte wurden zunehmlich undeutlicher...

  • Ich ging zum Wirt und bat ihn um einen Schlafplatz für den kleinen Seemann.


    "Er hat Schreckliches erlebt und ist mit Mühe und Not dem Tode entkommen. Lasst ihn seinen Rausch bei euch ausschlafen..."


    Einige Münzen wechselten den Besitzer und ich selbst machte mich auf den Weg. Überlegend, wohin ich meine Schritte zuerst lenken sollte...

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