"Ach, meistens komme ich ja gar nicht aus dem Tempel und dem Haus der Vestalinnen heraus. Ich lebe sehr abgeschieden. Deswegen habe ich mir deine Begleitung gewünscht. Geschehen in Rom denn viele Verbrechen?"
"Bestimmt weiß jeder Verbrecher, dass ich einen Bruder habe, der für die Verbrechensaufklärung zuständig ist. Mir passiert bestimmt nichts. 
Ich habe gehört, dass es bald ein Fest in deiner Kaserne geben wird. Vielleicht werde ich auch kommen. Ich muss zuvor fragen, ob ich das darf. Du kannst mir das ja sicher auch nicht sagen." 
Seit langem lachte Verina wieder einmal ungezwungen.
"Du würdest tatsächlich als Schutzmann für mich agieren? Ich kann dir nicht sagen, ob du da viel oder wenig zu tun hättest. Ich bin noch nicht lange eine Frau, der die Verehrer hinterherlaufen. Bestimmt sehen viele in mir noch ein Kind."
Oh, es war schön, sich von einem großen Bruder beschützt zu fühlen. Verina genoss es. Sie würde allen aufdringlichen Männern mit ihrem Bruder Corus drohen.
"Ach, ich kann die Schlange noch sehr gut überblicken und frech ist noch niemand geworden. Falls doch einmal, schicke ich ihn zu dir oder ich gebe dir Nachricht. Ich werde mein Gelübde gegenüber Vesta nicht brechen.
Corus, ich habe gehört, wir haben noch einen neuen Bruder. Es ist adoptiert. Kennst du ihn?"
Das mit der Schlange glaubte Corus sofort. Daß sie die überblicken konnte, glaubte er nicht.
"Ich komme im Fall der Fälle so schnell wie die Feuerwehr."
Corus nickte als sie den Bruder erwähnte.
"Stimmt er ist adoptiert. Tutor heißt er und wir dienen zusammen. Er ist recht still, aber wenn man ihn braucht ist er da. Möchtest du ihn einmal treffen?"
"Sehr gern. Ich würde mich freuen, wenn du uns miteinander bekannt machen könntest."
Verina lächelte glücklich. Mit Tutor würde sie die gesamte Familie kennen.
"Hast du bereits eine Idee? Ich kann Rom nicht verlassen."
"Ja, von mir aus. Lass uns zurückgehen und Tutor treffen.“
Der Tag würde noch spannend werden. Mehr als den Namen kannte Verina von diesem Adoptivbruder noch nicht.
Tutor befand sich bereits im Anmarsch auf das Kasernentor, als der Wachmann ihm den Befehl seines Centurios überbrachte. Er zog den Karren einfach weiter und salutierte vor Corus.
"Vigilus Tutor meldet sich wie befohlen."
"Da gab es einen Befehl meines Centurios. Ich sollte Steine sammeln." 
Verina fand den neuen Bruder lustig. Vor allem, weil er mit einem Wagen ankam.
"Salve Tutor. Hast du Lust, uns zu begleiten? Ganz privat, nicht dienstlich?"
"Ich habe nichts dagegen, wenn wir Steine sammeln gehen. Das ist mal ganz was Neues."
Verina wartete ab, wo es lang gehen würde.
Tutor grinste in sich hinein.
"Ich muß zum Stadtrand, um Steine zu finden. Kommt mit, wenn es euch Spaß macht."
Mit einem Kopfnicken wies er die Richtung. Der Wagen ratterte hinter ihm her. Sie mußten weit laufen, bis sie die Stadtmauern hinter sich gelassen hatten. Auf freiem Feld fanden sich auch bald die ersten geschoßdienlichen Steine. Tutor fragte sich, ob sein Bruder helfen würde, Steine einzuladen. Als Centurio würde er es sicher nicht tun, aber sie waren ja außerdienstlich hier.
Wieder grinste Tutor, als er den ersten Feldstein in den Wagen wuchtete.
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