Spaziergang auf dem Forum

  • Während wir uns schon fast durch die Menge boxen mussten, fiel mir plötzlich wieder ein, weshalb ich eigentlich lieber in großem Bogen um die Märkte herum ging. Wir hatten eine wirkliche schlimme Zeit erwischt und als mich jemand anrempelte blieb ich beinahe wütend stehen und sah zornig dieser Person hinterher.


    "Meine Güte!"


    Ich grinste Metellus an und beobachtete, wie er auf diesen Rummel reagierte.

  • Es war voll, doch nicht so voll wie in Rom, so dass ich es hinnahm. Es war amüsant zuzusehen, wie Helena sich durch die Menge boxte. Ich spielte mit dem Gedanken, die Führung zu übernehmen, doch der Anblick war einfach zu köstlich. Ich mochte es wenn Frauen sich 'durchboxten', solange sie sich nicht gegen mich durchboxen mussten.


    "Cousine Helena gegen Tarraco! Das nenne ich einen Kampf!"

  • Ich warf ihm einen gespielt wütenden Blick zu. Wieder einmal bemerkte ich, dass ich als Plebejerin viel mehr Spaß hatte, als wenn ich eine Patrizierin war. Und doch... fehlte mir etwas sehr entscheidendes. Doch das verschob ich auf später. Jetzt wäre erst einmal Ablenkung angesagt.


    "Pass nur auf, dass ich dich nicht in Tarraco einbeziehe! Könnte weniger angenehm ausfallen!"


    In dem Moment kam von vorne jemand und ich hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten. Ich war kurz davor, laut zu schreien, dass es mir ernsthaft reichte. Ich atmete heftig ein und aus. Ein Königreich für Liktoren. Ich flüchtete mich schnell etwas an den Rand bis zu einer Hausmauer an die ich mich erschöpft anlehnte. Ich sah mich um: Ich hatte doch nicht etwa Metellus verloren?

  • "Vielleicht solltest du mit mir zuerst zum Tempelbezirk gehen... Du sagtest, dort wurde einiges neu gebaut und ich will sehen, welchen Göttern man nun auch noch huldigen kann!"


    Sagte ich, als ich ihr geschwind zur Hausmauer folgte.

  • Ich nickte leicht, doch ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich diesen Bereich bislang recht gut gemieden hatte, wenn man einmal davon absah, als ich Claudia angetroffen hatte.


    "Mercurius, Minerva, Mars... Ach, am besten du siehst es dir selbst an! Dein Vater wird dort wohl auch noch einen Fortunatempel errichten lassen."


    Fortuna... Sollte ich vielleicht nach Rom gehen und...? Ich wusste es nicht. Ich nahm mir vor, einmal ernsthaft darüber nachzudenken.

  • ...schlenderten mein Metellus und ich wieder über das Forum. Ich musste mich an das erste Mal erinnern, als ich ihm Tarraco gezeigt hatte. Besser gesagt neu gezeigt.


    Seine Hand hielt ich fest in der Meinen, ich war nicht bereit sie wieder loszulassen. Es fühlte sich richtig an, fühlte sich gut an. Nein, wahrlich würde ich diese Quelle der Wärme die durch meinen ganzen Körper floss nicht aufgeben.


    "Wie kommst du dazu, dass du mich zu einem Spaziergang abholst? Konntest du meine Gedanken durch all die Wände unserer Villa lesen?"


    Ich grinste.

  • "Vielleicht vermag ich das, ja! Aber vielleicht bin ich auch nur ein Menschenkenner, der wusste, dass es dir auch nach Abwechslung war. Doch liegt es wohl eher an der Verbundenheit unserer beider Herzen. Mein Herz hat den Ruf deines Herzens vernommen und daher dachte ich mir, schaue ich mal vorbei!"


    Ich schaute mich um. Es war nicht sehr viel los, was mich auch nicht wunderte. An solchen Winterabenden zog es die meisten Leute in stickige, volle, nach Wein richende Räume.

  • Ich musste schlucken, denn seine Worte bewegten mich. Vor Allem dass sie erlaubt waren, gab mir das Gefühl zu schweben. Ein Gefühl was ich schon lange nicht mehr empfand. Bis heute war ich meistens nur gefallen. Ich drückte seine Hand fest.


    "Dann hörst.. Verzeih - Fühlst du sehr gut."


    Ich lächelte ihn liebevoll an. Trotz der Kühle die mich umgab, war ich warm, wurde ich doch von innen heraus gewärmt. Es war frisch und meine Haut war kalt, wovon ich allerdings keine Notiz nahm. Ich wandte den Blick wieder von Metellus ab und sah mich ebenfalls um.


    "Es ist schön, dass wir heute nicht wieder drängeln müssen, so wie damals. Und es ist schön, dass ich mit dir hier bin."

  • Ich gab ihr einen kleinen Stubs.


    "Ich danke dir für dein Komplement, meine Liebe!"


    Auch ich sah mich um.


    "Das stimmt! Aber wenn man einmal in Rom war, kommt es hier eh einem leerer vor, angenehm leerer, selbst am vollsten Tage. Aber ich brauche dir ja nichts über Rom zu erzählen!"


    Immerhin war sie wohl auch schon öfters dort.

  • "Gerne, mein Lieberer..."


    wandte ich eine nicht vorhandene Steigerung an, um ihn herauszufordern und gut gelaunt stupste ich zurück. Meine Schritte waren beschwingt, während wir dahingingen und ich beschloss in diesem Moment, dass ich ihn nicht mehr loslassen würde.


    "Erinnere mich bitte nicht daran, ich muss mich langsam um Reisemöglichkeiten kümmern. Die Gruppe um mich herum wird auch immer größer. Ich muss mich glaube ich um 5 oder 6 Unterbringungen kümmern."

  • Lieberer... Was für eine Wortkreation. Ich musste schmunzeln.


    "Du willst ja auch zu einer interessanten Zeit nach Rom! Bald stehen wieder Wahlen an und eine Menge Männer und Frauen werden sich der Menge preis geben und ihnen das unmöglichste versprechen... Wie ich hörte, muss mein Vater nun nicht mehr nach Rom, weil der Priester, über den wir uns unterhielten, auch so verurteilt wurde!"

  • "Priester? Verurteilt?"


    Eine kurze Weile sah ich ihn fragend an, denn es kam nicht gerade häufig vor, dass ein Priester verurteilt wurde. Da kam mir ein Gesicht in den Sinn mit welchem ich auch mindestens schon zweimal eine heiße debatte geführt hatte...


    "Du sprichst nicht zufällig von Aelius Hadrianus?"

  • Ich überlegte kurz...


    "Ja doch, ich glaube so war sein Name! Stehen die Aelia nicht dem Kaiser sehr nahe?"


    Ich hoffte sehr, dass dieser Spaziergang nun nicht zu sehr ins sachliche überging und schaute Helena an.


    "Aber ist dies nun so wichtig? Jetzt, gerade in diesem Augenblick?"

  • "Ja, sie sind mit dem Kaiserhaus verwandt."


    antwortete ich relativ kurz angebunden, da er anscheinend der gleichen Meinung war wie ich: Dass dies jetzt keine Rolle spielte. Ich rückte noch ein wenig näher zu ihm auf und lehnte meinen Kopf leicht an seine Schulter, wenngleich mein Kopf nun unbequem auf und ab hüpfte.


    "Nein, eigentlich spielt es überhaupt keine Rolle..."


    Auch wenn ich den Göttern dafür dankte, dass er sich geweigert hatte nach Hispania zu kommen. Ich hätte mich mit ihm herumschlagen müssen und dafür war er mir zu schwierig.

  • "Wieso müssen immer die verrückt spielen, die dem Kaiser so nahe sind? Naja... Ich bin froh, dass wir so fern von Rom sind und ich bin froh, dir so nahe zu sein!"


    sagte ich stolz. Da erblickte ich eine Garküche, die anscheind noch offen hatte.


    "Hunger?"

  • Ich schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, eher nicht. Aber du kannst dir gern etwas holen, dann beiß ich vielleicht ab und zu von dir ab..."


    meinte ich mit einem leicht lasziv angehauchtem Blick und zwinkerte dann, bereits auf die Garküche zusteuernd.

  • "In Ordnung! Ich war heute nämlich so im Stress, dass ich die Cena verpasst habe. Ein Mahl aus der Garküche ist damit zwar nicht zu vergleichen, aber bevor mein Magen rebelliert.. werde ich damit vorlieb nehmen!"


    Ich zog sie zur Garküche und bestellte mir ein Stück Brot und ein gefülltes Weinblatt auf die Hand.

  • "War denn heute soviel zu tun?"


    fragte ich ihn schon fast besorgt und doch ein wenig grinsend. Doch ich wollte ihn nicht bemuttern, dafür war er vielleicht doch schon ein wenig zu alt.

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