| Officium des Pater Gentis |

  • Varus setzte sich hinter den Schreibtisch und griff zu Pergament und Tinte.



    Iulius Seneca
    Casa Iulia
    Tarraco, Hispania



    Salce Seneca,


    ich möchte dich zu einem Gespräch über das Verhältnis zwischen Iulius Imperiosus und meiner Tochter Arria in meine Casa einladen, natürlich bei gutem Wein und gutem Essen. Der ANTE DIEM III ID IAN DCCCLVI A.U.C. (11.1.2006/103 n.Chr.) wäre mir ganz recht. Bitte teile mir mit, ob du kommen wirst.


    Vale,
    Titus Petronius Varus



    P.S.: Sollte Arria sich in deiner Casa aufhalten, teile ihr bitte mit, dass ihre Anwesenheit gewünscht ist - mein Bruder und dessen Frau sind von ihren Reisen zurückgekehrt und sie sollte die beiden gebührend empfangen.


    Er rollte den Brief und übergab ihn einem Sklaven, der sich sofort auf den Weg zur Casa Iulia machte.

  • Crispus trat langsam ein und wendete sich an Varus.
    "Ich habe nachgedacht, Onkel. Ich werde so bald wie möglich nach Germanien aufbrechen. Habe ich deine Erlaubnis?
    Allerdings hätte ich noch eine Frage:
    Was ist zwischen Cinna und dir? Ihr wirktet euch so...missgünstig!

  • Varus deutete auf einen Stuhl.
    "Setz dich doch, Crispus", sagte er lächelnd. Zum Glück war es doch nicht Cinna; und so blieb das befürchtete Gespräch noch etwas aufgeschoben.
    "Hast du es dir auch gut überlegt, mein Junge? Dass du zur Legion möchtest, füllt mein Herz mit Stolz. Ich werde dich in diesem Beschluss unterstützen. Hast du es deinem Vater schon gesagt?"


    Varus wartete einen Moment und ließ dem Jungen Zeit zum Antworten. Bei dessen nächster Frage jedoch verdunkelte sich sein Lächeln um eine Nuance und er sah Crispus eher missmutig an.
    "Cinna...das ist eine lange Geschichte. Ich bin nicht sicher, ob du sie wirklich hören willst", seufzte Varus.

  • Crispus setzte sich. Er hatte tatsächlich seehr lange nachgedacht. Er hatte ja sogar schon zu sämtlichen Göttern gebetet - es hatte kein Zeichen gegeben, dass dies eine ungünstige Entscheidung sei.
    "Nein, Vater steckt wieder irgendwo - du kennst ihn doch!
    Aber erzähl mir doch bitte was zwischen euch beiden ist! Bevor ich gehe, möchte ich es gerne wissen!"

  • Varus seufzte und lehnte sich im Stuhl zurück, der dabei leise knarrte.
    "Dein Großvater hat Cinna nicht gerade wie seinen Sohn behandelt. Du weißt sicher, dass er nur mein Halbbruder ist. Cinna hat Sonor, deinen Großvater also, dafür verachtet, dass er ihn nie wie seinen Sohn behandelt hat. Seit Sonor tot ist, bekomme ich nun seinen Zorn, seine Verachtung und seinen Neid zu spüren."


    Varus schüttelte bedauerlich den Kopf.
    "Früher, als unser Vater noch lebte, haben wir oft etwas gemeinsam gemacht. Da hat er noch Sonor die Schuld gegeben. Aber das war noch vor Arrias Geburt. Es ist lange her und in Vergessenheit geraten, Crispus."

  • Wegen so etwas war Cinna dermaßen unhöflich? Es war wirklich unglaublich. Man konnte meinen, seine Onkel wären Kinder.
    "Wegen einer derartigen Nichtigkeit? Habt ihr noch nicht darüber geredet? So könnt ihr unmöglich unter einem Dach leben."

  • Varus sah Crispus mit gemischen Gefühlen an.
    "Dein Onkel ist eine starke Persönlichkeit, Crispus. Für ihn ist das keine Nichtigkeit. Laut Cinna hat er zusehen müssen, wie seine Brüder verwöhnt wurden, während alles, was er tat, weder ruhmreich noch gut genug gewesen war. Sicherlich, für mich ist es ebenso eine unnütze Fehde wie für dich - aber wenn du klug bist, erwähnst du das nicht in Cinnas Gegenwart. Er lässt niht mit sich reden und es wäre unklug, wenn auch du noch in seiner Gunst fallen würdest."

  • Erwachsene. Unbegreiflich. Aber was sollte man tun. Crispus nahm sich vor, den Rat seines Onkels anzunehmen.
    Er wollte nun auf sein eigentliches Problem kommen.
    "Ich habe gehört, dass heute Abend ein Händler nach Germanien aufbricht. Ich wollte mich ihm anschließen."

  • "Heute Abend!" entfuhr es Varus.
    Das hatte er nicht erwartet. Er sah Crispus verwundert an, musste dann aber lachen.
    "Ein junger Mann mit großem Tatendrang!" lobte er.
    "Hast du schon alles vorbereitet? Und hast du genug Geld? Du wirst doch sicherlich schreiben, hm?"

  • Crispus zögerte.
    "Nunja...eigentlich habe ich wenig Geld. Darum wollte ich dich auch noch bitten..."
    er fügte hastig hinzu "Aber selbstverständlich werde ich so oft wie möglich schreiben!"

  • Varus lachte dröhnend und zog schmunzelnd eine Schublade seines Schreibtischs auf. Heraus nahm er einen kleinen Lederbeutel, in dem geld klimperte. Er reichte ihn Crispus, ohne ihn aufzuschnüren.
    "Wenn du versprichst, dass du schreibst", sagte er zwinkernd.



    Sim-Off:

    WiSim ;)

  • Varus betrat das Arbeitszimmer und knallte die Tür so heftig zu, dass auf der anderen Seite der Tür zwei kleine Steinchen aus einem Wandmosaik fielen. Er warf sich in seinen Sessel und schenkte sich auch hier wieder Wein ein. Wein war eine gute Sache, besonders der hispanische. Der Wein war es auch gewesen, der Varus damals über den Tod seiner Frau hinweg geholfen hatte. Nun half er ihm, seinen Bruder zu ertragen. Wenn auch nur geringfügig.


    *********


    Anderthalb unverdünnte Weinkannen später beschloss Varus, dass Cinna doch kein so schlechter Typ war. Er brauchte eben nur einen Tritt in den Hintern, damit er hier in Tarraco Fuß fasste. Schließlich konnte nicht jeder so eine tolle Stelle bekommen wie er. :D :]
    Also ließ er Iason kommen und trug diesem auf, seinen Bruder zu holen. Leicht brummend und gelegentlich hicksend (obwohl er nun Wasser trank, um den kater am nächsten Morgen nicht zu provozieren - wohl vergebens) wartete er also darauf, dass Cinna erschien.

  • Vom Balneum aus kommend übersah Cinna die beiden Steine, die aus dem Mosaik gefallen waren und zögerte, als er anklopfen wollte, über sich selbst erstaunt. Varus war zwar sein Bruder und der PF, aber trotzdem hatte Cinna keinen Respekt für ihn übrig. Warum also klopfen?
    Mir nichts, dir nichts öffnete er die Tür zu Varus Officum und trat ein. Er fand seinen Bruder hinter seinem Schreibtisch sitzend vor und stellte sich breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm auf, während er sich schätzend umsah.
    "Was gibt's?", brummte er und es war nicht zu überhören, dass Cinnas Geduldfaden aufs Bersten gespannt war.

  • Varus blickte auf, als sein Bruder eintrat - natürlich, ohne zu klopfen. Aber er ließ sich davon nicht beirren und stand auf, leicht schwankend vielleicht, aber noch immer Herr seiner Sinne, und schenkte sich einen Becher Wasser ein. Seinen Bruder fragte er gar nicht erst, ob er auch etwas trinken wollte, sondern füllte gleich in einen zweiten Becher unverdünnten Wein ein, den er dann vor Cinna auf seinem Schreibtisch absetzte. Varus deutete Cinna, sich zu setzen, während er selbst es vorzog, stehen zu bleiben, ganz egal wie sein Bruder sich auch entscheiden mochte. Er musterte Cinna einen Moment lang ausdruckslos, dann setzte er an, etwas zu sagen, und untermalte dabei seine Worte mit kleinen Bewegungen des Armes, der den Wasserbecher in der Hand hielt.


    "So. Es stehen dir zwei Möglichkeiten offen, Cinna. Die eine mag einfach sein und du wirst sicher gewillt sein, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Die andere erfordert Respekt, der dir vielleicht nicht in dem Maße gegeben sein mag, wie er von Nöten ist, und Toleranz.
    Ich weiß, dass du es mir nachträgst, dass Vater stets mich bevorzugt hat. In gewisser Weise kann ich sogar verstehen, dass dir das heute noch gegen den Strich geht. Nur bin ich nicht Sonor; und du weißt das."


    Varus sah Cinna einen Moment lang an, ehe er den Blick abwandte und sich nun doch setzte. Er stellte den Becher ab und lehnte sich im Sessel zurück.


    "Nun gut, hier also deine Möglichkeiten. Du hast die Wahl, frei zu entscheiden. ich zwinge dir nichts auf, ich stelle lediglich die Bedingungen. Zum einen kannst du deine Sachen packen, Marcia nehmen und diese casa verlassen, die ich im Übrigen nicht als mein Eigentum bezeichne, sondern als das der Familia, zu der ich dich auch zähle. Tust du das, so möchte ich nie wieder auch nur ein Wort von dir hören oder dich sehen."


    Varus sprach wie mit einem Geschäftsmann, klar und ruhig - trotz des vielen Weins.


    "Die andere Möglichkeit ist folgende: Du bleibst. Solltest du diese Möglichkeit wählen, möchte ich, dass so etwas wie heute abend sich nicht mehr wiederholt. Wir sind vom gleichen Blut, auch wenn du das nicht wahrhaben willst. Bleibst du, so wirst du die anderen Familienmitglieder ebenso respektieren wie sie dich - mich eingeschlossen. Du wirst eine Stelle annehmen, damit du deine Frau und deine Kinder versorgen kannst. Ich erwarte von dir nicht, dass du aus Dankbarkeit auf die Knie fällst oder mich fortan als deinen Bruder betrachtest - so wie früher. Aber wir sollten einen Mittelweg finden, damit an unserer Fehde nicht die Familie zerbricht."


    Gespannt sah Varus nun seinen Bruder an....

  • Cinna hatte für den wartenden Becher nicht mehr als einen Blick übrig. Er blieb wie versteinert stehen. Die angedeutete Bemängelung an Cinnas Respekt und seiner Toleranz, schmälerte seine Augen und wohl auch seine Geduld, doch er entgegnete nichts entsprechendes. Als Varus endete, war es, als hätte er Cinna den Wind aus den Segeln genommen, sodass der schnaubte und nach dem Wein griff, um davon mit grimmigen Blick zu trinken. Er nahm einen Mund voll, spülte damit durch die Zähne und schluckte erst nach einer ganzen Weile.
    "Du bist ein wahrer Held, Varus. Du kannst dir denken, dass meine Mittel erschöpft sind, nachdem das ganze Erbe an dich und die anderen ging. Nicht eine einzige Erwähnung hat Sonor der Hund mir zuteil werden lassen, als existierte ich nicht mehr! Und jetzt lässt du mir die Wahl, ob ich gehen oder bleiben will. Was denkst denn du?! Ich würde lieber heute denn morgen gehen, doch fehlen mir wie schon erwähnt sämtliche Mittel dazu, die ich mir im Übrigen - das brauchst du mir nicht erst zu sagen - schon noch erarbeiten werde."
    Er machte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge, wohl von Verachtung herrührend, und nahm einen weiteren Schluck vom Wein.
    "Geht es dir ums Geld? Was wir an Unkosten bereiten, werde ich selbstverständlich ausgleichen. Ihr schuldet mir nichts und ich werde euch nie etwas schulden. Und was den Ton untereinaner anbelangt... Da sei dein Wunsch mir doch eine Ehre, mein Pater."
    Es blitzte in Cinnas Augen und er nahm genüsslich noch einen Schluck, ehe er laut bekundete, dass ihm das Zeug in der Kehle gut tat.
    "Wäre das genug des Mittelweges für dich, Bruder?", fragte er ungerührt und nahm diesmal gleich mehrere Schlücke.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!