[Nahe Ravenna] Latifundien des Gnaeus Flavius Aetius


  • Diese weitläufigen Ländereien liegen an der Adriaküste, in der Nähe der Lagunenstadt Ravenna. In den riesigen Kornfeldern, Obstgärten und Olivenhainen schuftet ein ganzes Heer von hohläugigen Sklaven unter der Fuchtel strenger Aufseher, und mehrt den Reichtum des Grundherren. Dieser residiert mit seinem Töchterchen in einer pompösen Villa Rustica, die weiß auf einem Hügel thront, und den Bewohnern einen herrlichen Meerblick bietet.

  • Früh am Tag war ein Regenschauer niedergegangen, hatte den Himmel blitzblank gewaschen, und nun herrschte ein ganz besonderes Licht: klar und kühl, mit einem blassen Wintersonnen-Gelb darin. Ein Licht, das einem den Eindruck vermittelte, man könne, wenn man nur genau hinsähe, alles durchschauen. Immer wieder blickte Leontia von ihrer Stickarbeit auf, betrachtete das Meer und den unendlichen Himmel darüber, in dem heiser schreiend die Möwen flogen. Dann richtete sie den Blick wieder auf die Palla in ihrem Schoß, ließ die Nadel durch den schweren cremefarbenen Seidenstoff gleiten, und verzierte den Saum kunstfertig mit zierlichen grünen Ranken und blauen Kelchblumen.


    Sie saß, gewärmt von glimmenden Kohlebecken, in einem eleganten kleinen Pavillon auf den Klippen. Die Luft schmeckte hier frisch und salzig, und wenn das Meer seine Brecher wild gegen den Felsen warf, meinte man ein leichtes Beben zu spüren. Ihre gute alte Amme leistete ihr Gesellschaft, und las Leontia zu ihrer Erbauung Senecas Briefe über die Seelenruhe vor, wobei sie ihren Schützling immer wieder prüfend-besorgt musterte. Gerade war sie angelangt bei der Frage: „Wie aber erwerben wir uns eine beständige und zuträgliche Gemütsverfassung?“ , als draußen auf See ein schnittiges Schiff sichtbar wurde, das mit geblähten Segeln auf Ravenna zuhielt. Leontia ließ Nadel und Garn sinken, und verfolgte den Segler mit zusammengekniffenen Augen.


    „Ach mein liebes Künd!“ seufzte die Amme da mitleidig, und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. „Wie muß er dir fehlen! Aber ich bin ganz sicher, er weilt nun in den elysischen Gefilden, und... ach... ach die Wege der Götter! So ein adretter junger Mann!“


    „Lass das Wehklagen.“ erwiderte Leontia ungerührt. „Man könnte meinen, du hättest einen Bräutigam verloren, Amme.“ Sie beugte sich zu einem weichgepolsterten Korb, der neben ihr auf dem Boden stand. Darin lag zusammengerollt ihre Lieblingskatze, eine langgliedrige und über die Maßen verwöhnte Ägypterin, die ein perlenverziertes Halsband trug. Leontia hob die Katze auf ihren Schoß, gab ihr ein Stückchen Konfekt, und streichelte langsam ihr seidiges Fell, während sie mit einem feinen Lächeln auf den Lippen dem Schiff nachsah, das eben hinter einem Kap entschwand.

  • „Da kommt Salambo.“ bemerkte die Amme nach einer Weile des Schweigens. Leontia wandte den Kopf und erblickte ihre Leibsklavin, die von der Villa Rustica her, über die abgeernteten Stoppelfelder, in schnellem Lauf auf sie zukam. Ihr Mantel flatterte hinter ihr her, und die gekrausten Locken der Halb-Nubierin wippten bei jedem Schritt.


    „Domina,“ brachte die Sklavin, als sie angekommen war, noch recht atemlos hervor, „dein Vater möchte dich sprechen, jetzt gleich.“ Verwundert erhob sich Leontia, und reichte ihre Katze und ihr Stickzeug an die Amme weiter, die das Tier argwöhnisch in Empfang nahm. „Warum?“ Ich weiß es nicht, Domina. Er war in Gesellschaft des Medicus. Vielleicht möchte er, dass du eine neue Kur versuchst?“ „Nicht schon wieder! Salambo, mein Umhang.“ Die Sklavin legte Leontia einen tiefblauen pelzverbrämten Umhang um die Schultern, und gemeinsam machten sich die beiden auf den Rückweg zur Villa.


    Die Amme blieb mit der Katze in den Armen im Pavillon sitzen, und blickte ihnen hinterher. Mit sicherem, federndem Schritt ging die Sklavin über die vom Regen aufgeweichten Wege, während die Patrizierin an ihrer Seite eher zögerlich ausschritt, einmal ausrutschte, und wohl gefallen wäre, hätte Salambo sie nicht am Arm gehalten. Unglücklich schüttelte die Amme den Kopf. Nein, mit ihrem Schützling stand es nicht zum besten. Mechanisch streichelte sie die Katze. Die holte träge mit der Pfote aus, und zog einen tiefen roten Kratzer quer über ihren Handrücken. „Biest!“

  • Gnaeus Flavius Aetius, ein korpulenter Lebemann, der mit Stolz von sich behaupten konnte, noch nie eine Gelegenheit zur Ausschweifung ausgelassen zu haben, empfing seine Tochter in dem Gemach, das, nach seinen opulenten Fresken, Insel der Kallypso geheißen wurde. Er lag bäuchlings auf einer Massagebank, während ihm sein griechischer Medicus mit ernster Miene den Rücken mit Schropfköpfen bestückte. Auch seine neueste Favoritin war zugegen, eine bildhübsche schwarzäugige Syrerin, etwa in Leontias Alter. Sie kauerte auf dem Boden, und massierte ihrem Herren hingebungsvoll die Hände mit einem Öl, dessen dominante Moschusnote Leontia mißbilligend das Näschen krausen ließ.


    Abgesehen von dieser diskreten Unmutsäußerung, bot sie, wie sie so vor ihren Vater trat, sehr gerade und mit sittsam gefalteten Händen, ein Musterbild töchterlicher Ergebenheit. Den Medicus bedachte sie mit einem ansatzweisen Nicken, denn obgleich er ein Sklave war, schätzte sie seine Gelehrsamkeit hoch. Die Kurtisane indes war Luft für sie. „Papa. Du ließest nach mir schicken?“


    „Meine Tochter.“ sprach Gnaeus Flavius Aetius, „ich habe soeben eine Entscheidung getroffen.“ Er richtete sich auf die fleischigen Unterarme auf, und gebot der Syrerin mit beiläufiger Geste, den Raum zu verlassen. Gazellengleich schwebte sie hinaus, warf jedoch bevor sie verschwand noch einen kurzen Blick über die Schulter zurück auf Leontia, was diese veranlasste sich zu fragen: Welchen Grund mag diese verabscheungswürdige Kreatur haben, mich so triumphierend anzusehen?


    Leontia pflegte, schon seit sie ein kleines Mädchen war, einen unbändigen Hass auf die Gespielinnen ihres Vaters, und ließ keine Gelegenheit aus, diese zu drangsalieren. Im Laufe der Zeit waren ihre Methoden immer subtiler geworden, und schon manch eine der verhassten Frauen war durch ihre kleinen Ränke beim Hausherren in Ungnade gefallen, und vorzeitig beseitigt worden. Was aber eigentlich kaum einen Unterschied machte, denn Aetius war ein wankelmütiger Choleriker, der zwar rasendschnell für eine Frau entflammte, sie dann aber ebenso schnell wieder fallen ließ.
    Danach wurde der Anblick der verflossenen Geliebten ihm regelmäßig ganz unerträglich, und er pflegte sie dann von seinen Leibwächtern erdrosseln und im Meer versenken zu lassen. War auf diese Weise ein Schlußstrich gezogen, so stürzte er sich mit neuem Elan in das nächste Liebesabenteuer. Da es sich - meistens - nur um Sklavinnen handelte, hatte sich bisher niemand dazu bemüßigt gefühlt, dieser Praxis Einhalt zu gebieten. Nur die Fischer, die an der Küste ihre Netze auswarfen, munkelten von einer ganz bestimmten Landspitze, wo es angeblich nicht geheuer war, und die man besser mied – obwohl die Fische dort besonders fett waren.


    Leontia wusste über diese absonderliche Gewohnheit ihres Vaters bescheid, hielt sie für eine liebenswerte kleine Marotte, und tröstete sich, während sie ihm höflich lächelnd weiter zuhörte, mit dem Gedanken: Auch dieses unverschämte Stück wird bald Geschichte sein.

  • „Ich muß gestehen, mein Kind, ich mache mir Sorgen um dich. Das mit Catullus war natürlich ein schwerer Schlag. So eine gute Partie für dich werde ich wohl auch so schnell nicht wieder auftreiben können. Es ist also ganz verständlich, dass du etwas niedergestimmt bist. Bei deinem unguten Hang zur Schwermut sowieso.“ Aetius zeigte hinter sich, auf den Medicus, der sich noch immer unbeirrbar an seinem Rücken zu schaffen machte, und fuhr fort: „Kosmas sagt das auch. Und ich vertraue ihm in dieser Hinsicht, wenn er auch ansonsten ein unnützer Stümper ist, der auf all meine Fragen nur dieselbe, nervtötende Antwort parat hat: 'Diät und Mäßigung'.“ Er schüttelte sich daß die Schröpfköpfe klirrten. Der Medicus, längst an solche Reden gewöhnt, verzog dabei keine Miene.


    „Papa, ich komme gut zurecht. Es war eben der Wille der Götter.“ Leontia zuckte mit den Schultern und verstand nicht so recht, was sie alle hatten. Mit ihrem Verlobten - einem schneidigen Offizier der Flotte, aus bestem Hause und mit solidem Vermögen - hatte sie nicht harmoniert, sich vor seiner forschen Art gar ein wenig gefürchtet, und sein Tod erfüllte sie vor allem mit Erleichterung. „Meine Lektüre der Stoa verhilft mir zu Gemütsruhe auch angesichts dieses... Schicksalsschlages.“


    „Stoa, ich höre von dir immer nur Stoa! Diese langweiligen Schriften sauertöpfischer und lebensfeindlicher alter Männer, das tut einem jungen Mädchen wie dir nicht gut! Überhaupt liest du zu viel!“ Anklagend hob Aetius den Zeigefinger. „Das macht es nicht einfacher, einen Mann für dich zu finden. Und deine Blutarmut, sagt Kosmas, ist auch nicht besser geworden.“ Der Medicus nickte gewichtig. „Nein, du musst mal wieder unter die Leute kommen. Festivitäten, Wagenrennen, Spiele, Zerstreuungen! Das ist es was du jetzt brauchst. Um auf andere Gedanken zu kommen, gibt es nichts Besseres. Deshalb machst du dich schnellstmöglich auf die Reise.“


    Resigniert – ihr Vater verstand sie einfach nicht – nickte Leontia. „Ja, Papa. Wie du meinst. Ich nehme an nach Baiae, zu Tante Agrippina?“ „Wer spricht denn von Baiae?! Da ist doch außerhalb der Saison nichts los. Mir will es nicht in den Kopf, wie meine Schwägerin es dort das ganze Jahr aushält. So eine reizvolle Frau sollte doch… - lassen wir das. Nein, nicht Baiae, ich spreche natürlich von Rom!“


    „Rom?“ „Ja, Rom. Noch heute schicke ich einen Brief an meinen Neffen Felix. Er ist ein umtriebiger Mann mit vielen Verbindungen, vielleicht hat er eine gute Idee wegen eines neuen Verlöbnisses.“ „Aber Papa...“ „Nichts da 'aber Papa'. Du reist in Bälde. Die Stadt hat viel zu bieten, und ich verlange, dass du dich dort ordentlich amüsierst. Nur hüte deinen Ruf, und natürlich deine Jungfräulichkeit.“ Leontia errötete, und mit einem Hauch von Trotz in der Stimme schnitt sie ein heikles Thema an. „Papa, du weißt, dass ich mich zur Vestalin berufen fühle.“ „Papperlapapp! Schlag dir das ein für alle mal aus dem Kopf. Unsereins hat heißes Blut in den Adern, flavisches Blut! Du gehörst nicht zu diesem vertrockneten Haufen, würdest da nur unglücklich werden!“ „Aber meine Cousine ist doch sogar...-“ „Still jetzt. Ich verbiete es dir.“


    Leontia sah, daß die Zornesader an der Schläfe ihres Vaters schon pochte, und schluckte ihre Einwände herunter. „Ja Papa. Ich werde sogleich packen lassen.“ „Warum denn nicht gleich so. Ich gebe dir ein paar zuverlässige Sklaven mit, aus der barkidischen Linie. Hamilkar wird sich sicher gut als dein Custos machen, und... - nun zieh doch nicht so ein Gesicht, Kind.“ Er seufzte. „Also gut, wenn du willst, darfst du die blaue Sänfte mit dem Ebenholz haben, die magst du doch so gerne.“ „Mit den Nubiern?“ „Meinetwegen.“

  • Auf dem Weg in ihre Gemächer hatte sich Leontia, den Kopf hocherhoben, die Lippen schmal zusammengepresst, noch vorbildlich, geradezu stoisch, beherrscht. Doch kaum dass sich die Türe hinter ihr schloß, kaum dass sie alleine mit ihrer Leibsklavin war, verlor sie ihre Contenance, stieg ihr das Wasser in die Augen. „Er schickt mich einfach fort!“ schluchzte sie verzweifelt. „Die Syrerin, diese kleine Lupa, ist schuld, sie hat ihm das eingeredet, das spüre ich. Sie will mich aus dem Weg haben wenn sie ihn umgarnt! Ich fasse es nicht!“


    Und da kam er wieder über sie: der unbändige Drang etwas Schönes zu zerstören. Jäh riss sie eine aparte Vase an sich, in der weiße und violette Astern zu einem dezenten Herbstblumen-Strauß vereint standen, und warf sie mit aller Kraft gegen die Wand. Ihre Gemächer waren mit Fresken von Diana als Herrin der Tiere ausgemalt. Die Vase traf einen Panther, der gerade um die Beine der Göttin herumstrich, es klirrte, und Scherben, Wasser und Blumen ergossen sich verstreut über den Boden. Heftig schluchzend sank Leontia in einen Sessel vor dem Fenster.


    Salambo war nicht überrascht – sie hatte während des Gespräches aufmerksam an der Türe gelauscht. Zwar neigte sie eher zu der Erklärung, dass der Hausherr seine Tochter zur Zeit nicht um sich haben wollte, weil er sich mit seiner blutjungen Kurtisane vor ihr befangen fühlte, vielleicht auch, weil ihm ihre ständige, stumm zur Schau gestellte moralische Überlegenheit auf den Geist ging. Aber sie wusste es besser, als mit ihrer Herrin darüber zu diskutieren. Gleichmütig räumte sie die Scherben weg, warf einen forschenden Blick auf Leontia – man konnte sich ihr jetzt wohl wieder nähern.


    Salambo war nicht umsonst eine privilegierte Leibsklavin. Sie entstammte einer Sklavenfamilie, die den Flaviern schon seit Generationen diente, „zur Auffrischung“ floss außerdem ein Schuß nubischen Blutes in ihren Adern, und sie verfügte über mannigfaltige Talente. Dazu gehörte auch ein sehr feines Gespür für die Launen, Wünsche und Bedürfnisse ihrer Herrin. So trat sie nun zu ihr, und legte wie eine liebe Freundin tröstend die Arme um sie. Solcherart geborgen weinte Leontia sich aus, putzte sich die Nase, und begann umgehend mit den Reisevorbereitungen.

  • Weiß bereift lagen die Wiesen um die Villa Rustica Flavia, und die Luft war an diesem Morgen von beißender Kälte. Ein gewaltiger Tross hatte sich vor der Villa versammelt, und harrte des Aufbruches. Da waren die Sänftenträger, kraftstrotzende Nubier, die sich frierend die Arme rieben, in ihre Hände bliesen und immer wieder fest aufstampften.


    Die Sänfte hatte sie zwischen sich abgesetzt, ein komfortables Kunstwerk von Ebenholzschnitzereien, glänzenden Beschlägen und goldbestickten meerblauen Stoffen. An der Seite prangte vergoldet das flavische Wappen. Ein kleines Kohlebecken heizte den Innenraum.


    Die Leibwächter, unter dem Kommando von Hamilkar, saßen bereits auf ihren Pferden, die ungeduldig mit den Hufen scharrten. Die Lasttiere standen bepackt in einer Reihe, auf dem Wagen türmte sich hoch das Gepäck, darunter auch Leontias Webstuhl, ihr ein und alles. Neben dem Kutscher saß, dick in wollene Umschlagtücher eingehüllt, Leontias Amme. Sie spähte ungeduldig zur Porta des Hauses. Ihr Schützling ließ auf sich warten. Wo blieb sie denn bloß?

  • Endlich trat Leontia aus der Villa, und schritt langsam die Freitreppe hinunter. Sie trug einen weiten dunkelblauen Mantel, reich mit Blaufuchspelz verbrämt, in dem ihre schmale Gestalt fast verschwand. Ihr Vater ging neben ihr, es folgten Salambo und der Medicus. Auf der untersten Stufe blieb Leontia stehen, und sah schweigend ihren Vater an.


    "Nun denn." sagte Aetius. "Ja." war Leontias Antwort. "Die Stadt wird dir mit Sicherheit guttun. Und Kosmas begleitet dich, und behält deine Gesundheit im Auge." "Ja." "Grüß die Familie von mir." "Ja." "Und sag meinen Neffen Aristides und Aquilius, daß sie ruhig mal wieder vorbeischauen sollen. Das sind lustige Gesellen, ganz nach meinem Geschmack."


    "Ja, Papa. Und wann soll ich wiederkommen?" "Du," sagte Aetius, und strich Leontia flüchtig über die Wange, "du kurierst dich erst mal richtig aus. Lass dir Zeit. Dann sehen wir weiter." "Ja." Leontia nickte mit schmalen Lippen. Sicher stand die kleine Syrerin irgendwo verborgen, um frohlockend ihren Abzug zu verfolgen. Leontia wollte ihr den Triumph nicht noch versüßen, indem sie eine Szene machte.


    "Leb wohl, Papa." Sie wandte sich ab, und schritt zu der wartenden Sänfte. Ein Nubier ging sofort vor ihr auf alle viere, und über dieses lebende Trittbrett stieg sie hinein, und ließ sich auf den weichen Polstern nieder. Ihren Mantel schlang sie wie einen Panzer um sich herum und ihr Blick lag starr auf einem Kissen mit goldenen Trodeln. Salambo kletterte hinterher, setzte sich unaufdringlich zu Füßen ihrer Herrin, und legte eine Tasche beiseite, in der sich, um die Reise angenehmer zu gestalten, etwas Lektüre, Spiele, und Naschereien befand. Für später.


    Auch das Körbchen mit der Lieblingskatze wurde hereingereicht. Leontia hob die kleine Sphinx auf ihren Schoß, und kraulte sie hinter den Ohren, während von draußen die Geräusche des Aufbruches zu ihnen hereindrangen. Pferde stampften mit den Hufen. Eine Peitsche knallte. Die Amme zeterte: "Nein, der Kutschbock ist zu eng für drei! Will ein gebildeter Mann sein, und sieht das nicht! Nimm auf dem Gepäck Platz, wenn du nicht laufen willst Herr Medicus!"


    Aetius gab Hamilkar letzte Instruktionen, und endete mit den Worten: "Und sollte ihr etwas zustoßen, Sklave, weißt du was dir blüht." Wagenräder knarrten. Die Träger hoben auf ein Kommando synchron die Tragstangen der Sänfte auf ihre Schultern. Leontia zog nun doch die Vorhänge auf, und winkte ihrem Vater zum Abschied zu. Der winkte milde lächelnd zurück.


    Hamilkar trieb sein Pferd neben die Sänfte. Seine Lederrüstung knarzte leise, seine Waffen blitzten, er strahlte Entschlossenheit und Energie aus, und Leontia fand, das ihr Custos eigentlich eine ganz gute Figur machte. Respektvoll fragte er: "Können wir, Domina?" Als ob das meine Entscheidung wäre seufzte Leontia innerlich, antwortete aber ruhig: "Natürlich."


    Auf seinen Befehl hin setzte sich die ganze Karawane in Bewegung, zog durch das Tor des Landgutes, eine Allee von Platanen entlang, durch Olivenhaine und Felder. Nach Stunden erst hatten sie die Latifundien hinter sich gelassen. Einmal konnte man noch das Meer sehen, grau und ganz glatt lag es da, dann schwenkte der Tross ins Landesinnere, um über die Via Aemilia, und schließlich die Via Flaminica, gen Süden zu ziehen, nach Rom.

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