• Dies ist die Residenz des
    Verginius Esquilinus,
    seines Zeichens magister des Augurenkollegs.
    Das Haus steht in einer schönen Wohngegend, nicht weit entfernt von der via Appia.



    Contio Collegii Augurum Primum


    Am Abend desselben Tages trafen sich die Auguren im Haus des Verginius Esquilinus, eines alten Mannes, der schon als Augur diente, als andere im Collegium noch in den Windeln gelegen hatten.


    Zu Beginn nahmen die Männer ein kleines, aber durchaus erlesenes Abendessen ein, erst danach kam der Alte auf die Tagesordnung zu sprechen.


    "Beginnen wir also die offizielle contio des Collegium Augurum. Heute fehlen..."


    Mit einer kurzen Grimasse blickte er auf eine Tabula, die ihm sein persönlicher Scriba rechte.


    "...fehlen also Tiberius Annaeus Sophus, der sich noch immer auf Reisen befindet und...Servilius Afer, der vor wenigen Wochen verstorben ist. Und natürlich Sulpicius Quirinus, der sich noch auf Reisen befindet."


    Nun blickte er in die Runde der Anwesenden, als wolle er sich versichern, dass wirklich nur diese drei Männer fehlten. Erst danach fuhr er fort. Zuerst wurden die neuen Magistrate besprochen, ihre Inaugurationes an die verschiedenen Auguren verteilt. Dann wurden die Auspicia-Inhaber auf die Auguren verteilt - um damit für ein wenig mehr Ordnung zu sorgen, denn Verginius liebte Ordnung und hasste Unordnung.


    Letztendlich kam das Collegium endlich zum wohl wichtigsten Punkt.


    "Wie bereits gesagt, ist Servilius Afer verstorben und bereits begraben. An dieser Stelle bleibt uns nur noch, seinen treuen Dienst an Volk und Staat zu würdigen und einen Augenblick im Gedenken an ihn zu schweigen."


    Betretenes Schweigen breitete sich im Raum aus, keiner wagte etwas zu sagen, bis der Alte erneut das Wort ergriff.


    "Gut. Damit wären wir bei dem Problem. Nach der alten Tradition und der Sitte der Väter ist es die ehrenvolle und wichtige Aufgabe dieses Collegiums..."


    Er holte gut hörbar Luft und man konnte erkennen, dass der alte Magister offensichtlich ein wenig verschleimt war oder an einer Atemwegserkrankung laborierte.


    "...diesen Platz wieder zu besetzen. Nautius Vindex ist an mich herangetreten und hat sich um diesen Platz beworben."




  • Caius Aemilius Pansa, noch lange nicht im Alter des Magisters, aber doch auch nicht mehr der jüngste, meldete sich zu Wort.


    "Nautius Vindex? Hatte dieser Nautius nicht eine Affäre mit einer Peregrina und wollte sie heiraten?"


    Pansa nahm einen Apfel vom Tisch und biss hinein.


    "Ich möchte meinen Erstgeborenen, Aemilius Pansa Minor vorschlagen. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen und er besitzt eine tiefe Religiosität."


    Der Magister blickte Pansa erschrocken an, als dieser ihm widersprach. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet und es dauerte einige Sekunden, bis er antwortete:


    "Vindex..."


    Er räusperte sich.


    "Nautius hat möglicherweise tatsächlich in Jugendjahren über die Stränge geschlagen. Aber wer will ihm denn diese Jugendsünden vorwerfen?"


    Langsam wunderte sich Durus ein wenig. Dass der Magister einen Mann mit unmoralischem Lebenswandel vorschlug war doch höchstverdächtig - es blieb nur eine Erklärung: Nautius Vindex hatte Esquilinus gut bezahlt!


    "Und im Übrigen ist Dein Sohn gerade mal neunzehn Jahre alt - seine Liberalia sind kaum vergangen und du willst ihn diesem ehrenwerten Gremium hinzufügen?"


    Offensichtlich hatte er Angst, dass ihm das schöne Geschenk von Nautius durch die Lappen ging. Die Erwähnung des Alters des Jungen erinnerte Durus außerdem daran, dass Pansa sich nach vielen Jahren von seiner Frau getrennt hatte, weil diese ihm keine Kinder geschenkt hatte. Die neue Frau - so jung, dass sie auch seine Tochter sein konnte - hatte dies prompt getan und dieser Sprössling hatte es nun bereits bis ins Mannesalter geschafft und war Papas ganzer Stolz. Der Senior hielt deshalb weiter gegen die Worte des Magisters:


    "Mein Sohn mag jung sein, aber waren wir nicht alle einmal jung? Wenn wir immer nur alte Männer hinzuwählen, dann gibt es keine Möglichkeit für Kontinuität! Wir sterben weg, ehe wir unser Wissen weitergeben können!"


    "Dir fehlt der Respekt vor dem Alter, Aemilius!"


    erwiderte Verginius mit erhobener Stimme. Langsam verlor der Alte scheinbar die Nerven. Langsam sah Durus die Möglichkeit kommen, seinen eigenen Kandidaten in den Raum zu werfen...

  • Die beiden Auguren verloren beinahe ihre Würde bei der folgenden Debatte, bei der nicht nur Details oberhalb der Gürtellinie beider Kandidaten zur Sprache kam. Die anderen Auguren inklusive Durus hielten sich vornehm zurück - entweder war niemand an sie herangetreten oder sie hielten ihren Kandidaten ohnehin nicht für zukunftsfähig. Als die beiden eine Pause machte und Pansa gerade dazu ansetzte, die Häufigkeit der Tempelbesuche seines Sohnes aufzuzählen, meldete Durus sich endlich zu Wort - und zwar mit aller gravitas und dignitas, die ihm möglich war, in der Stimme.


    "Meine ehrenwerten collegae! Ich muss Euch doch sehr zur Würde mahnen. Ich denke nicht, dass es sinnvoll wäre, jemanden in dieses Gremium zu wählen, den ein anderes ehrenwertes Mitglied dermaßen ablehnt.


    Ich würde euch daher einen Kompromiss vorschlagen. Ein Spross des ehrenwerten Geschlechtes der Claudier ersucht ebenfalls um Aufnahme ins Collegium. Galeo Claudius Myrtilus ist sein Name und er weißt eine beachtliche Karriere in kaiserlichen Diensten auf."


    Die beiden Streithähne blickten ihn ungläubig an. Beide hatten wohl fest damit gerechnet, dass sie sich nur gegen ihren Kontrahenten durchsetzen mussten.


    "Sag, Tiberius, wer glaubst du, bist du? Du bist gerade erst in dieses Collegium gewählt worden und ich denke nicht, dass du derjenige bist, der den nächsten Auguren bestimmen sollte!"


    erwiderte schließlich Pansa in höhnischem Ton. Esquilinus sah aus, als hätte er ähnliches sagen wollen und sich dann erinnert, dass er Durus hier hinein gebracht hatte.


    "Vielleicht meines Alters wegen, Aemilius? Aber dein Sohn, er bräuchte dann ja Jahre, bevor er überhaupt etwas sagen dürfte - oder dürfte er dir nur zustimmen? Ich denke nicht, dass ein solcher Augur dem römischen Volk von großem Nutzen wäre!"

  • Nun versuchte Horatius Felix, der angeblich ein direkter Nachfahre des berühmten Horatius Cocles war, die Situation zu retten, da es sonst wohl erneut zu einer leicht polemischen Streitigkeit gekommen wäre, die der Versammlung nicht angemessen war.


    "Meine Herren, wir sollten sachlich bleiben. Haben wir also drei Anwärter: Caius Aemilius Pansa Minor, Spurius Nautius Vindex und Galeo Claudius Myrtilus. Vielleicht sollte einfach jeder der Nominatoren kurz seinen Schützling vorstellen und dann stimmen wir ab - so hat das doch keinen Sinn!"


    Durus atmete auf. Er hatte ohnehin keine Lust, sich mit Aemilius anzulegen. Dieser eigentlich ehrenwerte und eben auf seine Familie bedachte Mann hatte in gewissen Kreisen nicht zu unterschätzenden Einfluss.
    Der Magister schnappte kurz nach Luft - dass ihm einfach so das Heft aus der Hand genommen worden war! - und stimmte dann zu.


    "Korrekt. Dann beginne ich gleich:


    Spurius Nautius Vindex ist ein Spross der ehrenwerten Gens Nautia. Bereits in jungen Jahren arbeitete er in der Stadtverwaltung, wie es in den angesehenen Familien Roms der Brauch ist. Anschließend bestieg er die ehrenwerte Ämterlaufbahn und machte sich um verschiedene Dinge verdient."


    Aemilius lachte freudlos auf.


    "Beispielsweise um eine Nota Censoria, die ihn wieder aus dem Senat geworfen hat!"


    Diese Geschichte war bereits am Rande während des Streites erwähnt worden, trotzdem schienen einige Auguren diese Tatsache erst jetzt zu realisieren und reagierten mit einem erschrockenen Blick. Verginius hingegen blickte Aemilius wie ein Insekt an, räusperte sich und fuhr fort.


    "Jedenfalls hat er sich seit jeher durch pietas ausgezeichnet, weshalb ich Euch, verehrte collegae, dazu rate, diesen hervorragenden Mann in unsere Reihen aufzunehmen!"

  • In ähnlicher Weise wurde auch noch der Sohn des Aemilius vorgestellt, wobei hier die Kritik des Verginius hauptsächlich die Jugend des jungen Mannes traf.


    Schließlich kam Durus an die Reihe.


    "Galeo Claudius Myrtilus ist ein verdienter Römer. Er zählt siebzig Jahre, in denen er nicht nur dem Kaiser, sondern auch den Göttern gedient hat. Vom einfachen Probatus der Flotte diente er sich hoch bis zum Praefectus Classis in Misenum - eine erstaunliche Karriere! Nebenbei wurde er Mitglied der palatinischen Salier.


    Vor kurzem schließlich amtierte er als Duumvir. Somit verbürge ich mich für seine Person und möchte Euch, verehrte Collegae, bitten, ihn unserem Gremium hinzuzuwählen."


    Wieder entbrach ein heftiger Streit, der jedoch keiner Erwähnung wert wäre. Es stellte sich jedoch heraus, dass Nautius unter keinen Umständen Chancen hatte, die Mehrheit der Auguren zu gewinnen.


    Schließlich kam es zur Abstimmung. Der Magister begann selbstverständlich.


    "Ich spreche mich für Galeo Claudius Myrtilus aus, verehrte Collegae."


    Aemilius betrachtete ihn mit einem bösen Blick und fügte an.


    "Ich bin für meinen Sohn, Caius Aemilius Pansa Minor."


    Horatius Felix meldete sich nun zu Wort - er stand im Rang der Anwesenden als Dritter:


    "Ich bin für Claudius Myrtilus."


    Die folgenden Auguren gaben ebenfalls ihre Stimme ab. Schließlich stand es VII zu VII zwischen den beiden Kontrahenten. Doch Durus war übrig und seine Wahl stand fest:


    "Ich spreche mich ebenfalls für Galeo Claudius Myrtilus aus."


    Somit gewann Claudius mit einer knappen Mehrheit in der Contio des Collegium Augurum die Nominierung zum Auguren - musste die Sache nur noch durch den Senat...

  • Nach der Sitzung erhoben sich die Auguren und verabschiedeten sich. Verginius Esquilinus, der Magister Augures, jedoch erhob sich ächzend und ging auf Durus zu, der gerade im Begriff war zu gehen. Mit einem etwas finsteren Gesichtsausdruck - sicher waren dem Oberauguren gerade sehr teure Geburtstagsgeschenke durch die Lappen gegangen - wandte er sich an den Tiberier.


    "Ich denke, dass diese Angelegenheit deine Sache ist, Tiberius. Trage du das dem Senat vor."


    Auch der Magister Augures war natürlich Senator, jedoch hatte er ganz offensichtlich keine Lust, sich mit dem Nominierten weiter auseinanderzusetzen.


    "Natürlich, Verginius!"


    antwortete Durus, dann verabschiedete er sich und verließ das Haus.

  • Es war wieder so weit: Die Angehörigen des Collegium Augurum trafen sich im Hause ihres Oberhauptes Verginius Esquilinus. Auch Durus' Sänfte hielt vor dem stattlichen Anwesen. Gekleidet in die Toga praetexta, die dem Senator zustand, ließ er sich wieder einmal in das Triclinium führen, in dem die Runde tagen würde.


    Horatius Felix war mit Aemilius Pansa in ein kleines Gespräch vertieft, während der Magister selbst noch nicht erschienen war. Eigentlich ein wenig unhöflich, wie Durus befand. Andererseits war er der Chef und konnte sich somit derartiges herausnehmen.


    Rasch überblickte Durus die Runde und suchte nach dem Claudier, dem er einen Sitz ermöglicht hatte.

  • Der Claudier, der in des Tiberiers Schuld stand, fand sich nur wenig später nach jenem am Ort des Geschehens ein. Ächzend entstieg er mit Zahirs Hilfe der Sänfte, ließ sich von seinem vestipicius die toga richten und begann anschließend damit, die Stufen der villa verginiaemporzusteigen. Pinarius Imbrex stand als einziger noch draußen und beobachtete den Claudier beim Annähern. Alsbald trat er zu jenem. "Salve. Du musst Claudius Myrtilus sein", vermutete er. Myrtilus hielt inne und blickte auf. "Ganz recht. Und mit wem habe ich dir Ehre?" "Pinarius Imbrex. Komm, gehen wir doch hinein, die meisten sind bereits anwesend", schlug Imbrex vor und ging voran. "Gern", erwiderte Myrtilus und schloss sich an.


    In der villa wurden sie von einem Sklaven zum Versammlungsort geleitet, und als sie jenen betraten, gewahrte Myrtilus Tiberius Durus, auf welchen er sogleich zusteuerte. "Tiberius! Schön dich zu sehen. Ah, ich bin doch in der Tat recht aufgeregt. Ist der magister bereits anwesend?"

  • Endlich tauchte Claudius auf - und zwar in Begleitung von Pinarius Imbrex, den Myrtilus anscheinend bereits kannte. Mit einer Geste bedeutete er ihm, neben ihm Platz zu nehmen, denn er als zweitdienstjüngster Augur lag natürlich neben dem neuen.


    "Salve, die Freude ist ganz auf meiner Seite."


    erwiderte er auf den Gruß, dann fuhr er fort.


    "Nein, aber er wird jeden Moment eintreffen. Solange kann ich Dir bereits die anderen Auguren vorstellen. Dies ist Horatius Felix, ein recht vernünftiger Mensch. Daneben siehst Du Aemilius Pansa, einen recht einflussreichen Mann. Und ein harter Brocken, wie ich anmerken darf. Pinarius kennst Du ja offensichtlich bereits, das da ist..."


    Im leisen Plauderton - es musste ja nicht jeder wissen, wie Durus die einzelnen Auguren einschätzte, stellte er Myrtilus alle anwesenden Auguren vor. Schließlich kam er zum letzten.


    "Und Annaeus Sophus, verwandt mit dem ehrenwerten Seneca, befindet sich in Hispania um Erkundigungen für den Cultus Deorum einzuziehen. Eigentlich wollte er mit den Truppen zurückkehren, aber offensichtlich wurde er aufgehalten..."

  • Myrtilus nahm unverzüglich Platz und winkte einen der Sklaven heran, auf dass er ihm einen Becher Wein kredenzen mochte. Mit Interesse vernahm er die leisen Informationen, welche der freundliche Tiberier ihm unaufgefordert darbot. Sein altersschwacher Blick folgte jeder knappen Geste des augur, zu jedem anwesenden Mitglied des collegium hin. Es erschien Myrtilus außerordentlich hilfreich, vorab zu erfahren, wie man die anderen grob einordnen konnte. Natürlich würde er sich selbst seine Meinung bilden, doch ein grobes Raster schadete schließlich nie. Schlussendlich nickte der Alte. "Annaeus Sophus, Annaeus Sophus... Ah, er verfasste auch die Artikel, welche kürzlich aus der Krisenregion in Spanien in der acta diurna veröffentlicht wurden. Darüberhinaus habe ich noch nie von ihm gehört, doch das will nichts heißen. Immerhin hat man von mir vermutlich auch kaum etwas vernommen, hier, im Nabel der Welt", mutmaßte Myrtilus und trank von seinem Wein. Er war gespannt, wie die offizielle Ernennung zum augur vonstatten gehen würde.

  • Durus lächelte. Vom Praefectus Classis der Getreideflotte von Rom sollte man nichts gehört haben? Das war wohl zu viel der Bescheidenheit. Aber bevor der Tiberier etwas erwidern konnte, erschien auch schon Verginius Esquilinus, das älteste und knochigste Mitglied des Collegiums - und zugleich dessen Vorsitzender. Auf einen Stock gestützt humpelte er zu seiner Cline und nahm Platz.


    Alle anderen verstummten und der Magister Augures ergriff das Wort.


    "Salvete omnes, beginnen wir diesmal sogleich mit der contio."


    Er blickte in die Runde. Manch einer glaubte, der Alte hätte Probleme mit dem Augenlicht, da sein ganzer Körper eher ungesund wirkte, aber die Auguren wussten, dass ihr Magister noch immer am schnellsten alle Himmelszeichen erkannte und einordnete.


    "Heute fehlen...nur Tiberius Annaeus Sophus, der noch immer in Hispania weilt."


    Einen Moment sah Esquilinus aus, als fragte er sich, warum Sophus überhaupt dort war, aber dann war er wieder zurück.


    "Und weiterhin haben wir die große Freude, ein neues Mitglied in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Galeo Claudius Myrtilus!"


    Zwar trug er diese Worte in seinem gewohnt bedeutungs- und würdevollen Ton vor, sein Gesichtsausdruck verriet jedoch, dass er sich noch immer ärgerte, dass er nun doch kein üppiges Geburtstagsgeschenk von Nautius Vindex erhalten würde.


    "Wir alle freuen uns bereits sehr auf die cena aditialis, zu der er uns alle laden wird. An dieser Stelle weise ich noch einmal darauf hin, dass jeder, der dazu nicht erscheinen kann - weil er krank ist - sich zeitig bei mir und Claudius zu entschuldigen und dies durch einen Zeugen zu bestätigen hat!"


    Nun hatte der Gesichtsausdruck von Verginius Strenge angenommen, denn auch wenn er korrupt war - die Sitten und Riten der Väter standen für ihn über allem (außer wenn es darum ging, sich Geburtstagsgeschenke durch geschickte Einbringung von Neu-Auguren zu sichern).

  • Durus sah zu Myrtilus - er war noch nie Gast im Hause der Claudier gewesen! Da fuhr der Magister aber auch schon fort.


    "Kommen wir also zur Verteilung der Aufgaben. Die curulischen Magistrate benötigen jeweils einen Auguren zugeteilt. Zusätzlich wird der Pontifex Maximus in Kürze wohl Auspicien einholen um sich der Zustimmung Iuppiters zu seinem geplanten Kriegszug zu versichern. Hierzu möchte ich alle Auguren um Erscheinen bitten - ein Ereignis dieser Tragweite kann nicht genau genug beobachtet werden!"


    Er sah in die Runde, als ob irgendjemand etwas dazu sagen wollte. Dann fuhr er fort.


    "Schließlich haben wir noch die Einweihung eines Tempels in Tibur, die jemand übernehmen müsste."


    Wieder sah er in die Runde ob sich jemand bereit erklärte.

  • Myrtilus wandte sich um, da er merkte, dass die Gespräche im Raum beinahe wie auf ein geheimes Zeichen hin verstummten,. Und auch er stellte seine Unterhaltung mit Tiberius Durus vorerst ein und schenkte dem magister Gehör, welcher beinahe zu leise für den Claudier sprach, weswegen dieser sein Hörrohr hinzunahm, um ihn besser zu verstehen. Nach der Feststellung, dass das collegium komplett war, begrüßte Verginius Esquilinus den Neuen in der Mitte der augures, und Claudius neigte dankend den Kopf. "Es ist mir eine Ehre, verehrte augures, fortan zu euch zu gehören. Und eine ebenso große Ehre wird es sein, eine cena aditialis auszurichten, zu der ihr selbstverständlich alle geladen werdet", erwiderte er gemessen und sah in die Runde. An Durus blieb sein Blick hängen, und er schmunzelte dem Jungen zu.


    Der magister hielt sich nicht lange mit dem Vorgeplänkel auf, sondern kam recht bald zu den wichtigeren Dingen. Da dies die erste contio war, an der Myrtilus teilnahm, hielt er sich noch etwas zurück und begnügte sich vorerst damit, das Geschehen interessiert zu verfolgen. Als die Sprache auf die Tempelweihe kam, räusperte Myrtilus sich. "augures, es ist mir bewusst, neu in eurer Mitte zu sein. Gerade aus diesem Grund wäre es mir Freude wie Ehre zugleich, jemanden zu der Tempelweihe zu begleiten und diesen Jemand tatkräftig zu unterstützen", sprach der Claudier und lächelte.


    Der magister wandte den Kopf und taxierte Myrtilus einen Moment, als fragte er sich, wer dieser Mann nochmals war, doch dann nickte er zustimmend und deutete auf den jungen Tiberier. "Tiberius, wie wäre es mit dir?" fragte er Durus, denn immerhin war jener es gewesen, der dem collegium den Neuen eingebrockt und Esquilinus damit um sein Geburtstagsgeschenk gebracht hatte. Nun ja, wenigstens versprach der Name des Claudiers ein erlesenes Amtsantrittsmahl.

  • Plötzlich waren alle Augen auf Durus gerichtet. Er jedoch hielt den Blicken stand - er hatte ohnehin wenig zu tun, folglich konnte er auch die Tempelweihe vornehmen - und dabei gleich Myrtilus näher kennen lernen.


    "Es wäre mir eine Ehre."


    Der alte Magister nickte.


    "Gut, dann wäre diese Sache erledigt. Für die Magistrate schlage ich vor, dass wir je nach Verfügbarkeit nur auf Nachfrage einen Auguren für die Einholung von Auspicien bereitstellen."


    Auch damit war Durus einverstanden - immerhin wusste er nie, wann er verfügbar war und bei den meisten anderen war es wohl genauso - schließlich hatten sie oft noch ein bis zwei lukrative Nebenjobs!

  • Noch eine ganze Weile musste Durus den Worten des Magisters lauschen, doch endlich kam die Contio zum Ende. Nach der abschließenden Verabschiedung leerte sich der Saal recht schnell und noch einmal trat der Tiberier an Myrtilus heran.


    "Claudius, nachdem wir die Tempeleinweihung gemeinsam machen: Reisen wir gemeinsam?"

  • Es wurden noch zahlreiche Themen besprochen, und Myrtilus bemerkte, dass der magister immer wieder weit vom eigentlichen Thema abschweifte und sich beherzt mit anderen, vornehmlich mit Aemilius Pansa, stritt. Umso erfreuter war er, als die contio sich allmählich dem Ende neigte und Durus ihn ansprach. Der Alte nickte. "Das wäre am einfachsten, und darüberhinaus wäre es mir eine Freude, nicht allein reisen zu müssen. Wann, denkst du, sollten wir am besten aufbrechen? Ich fände den Morgen des dritten Tages von heute an ganz angenehm, und dann bliebe uns noch genug Zeit, um uns in Tibur etwas umzusehen. Was meinst du?" fragte er den Tiberier und leerte seinen Becher.


    Da fiel dem magister, der sich bereits gesetzt hatte, noch etwas ein, und so erhob er sich nochmals und machte eine entsprechende Geste an die versammelten Männer. "Mir fällt da noch ein, dass ich vor kurzem einen Brief von Annaeus Sophus erhielt, augures. Er lässt seine Grüße ausrichten und kündigt seine baldige Ankunft in Rom an. Außerdem regt er ein Gesprächsthema für die nächste contio an: Eine Veränderung der Berichterstattung. Er schlägt vor, sie wie in alten Tagen dem Volke wieder in Form eines Archivs zugänglich zu machen. Macht euch ein paar Gedanken hierüber bis zur nächsten contio. So, nun aber: Hiermit schließe ich die contio." Er ließ sich wieder fallen und augenblicklich fächelten die Sklaven ihm wieder Luft zu. Myrtilus hatte die Worte interessiert vernommen und nickte nun. "Hmm, das klingt recht annehmbar und äußerst sinnvoll", sagte er vor sich hin.



    Sim-Off:

    P.S.: Durus, nimm mal das i raus bei Augurium ;)

  • Sim-Off:

    hab ich - kaum hat man kein Latein mehr... :D


    Durus zuckte mit den Schultern, als Myrtilus den Vorschlag unterbreitete. In drei Tagen wäre er sehr gut vorbereitet und tatsächlich gefiel ihm die Idee, ein wenig durch Tibur zu spazieren. Dort gab es ein großes Hercules-Heiligtum, das sicher einen Besuch wert war.


    "Gut, dann treffen wir uns in drei Tagen frühs an der Porta Viminalis?"


    Auch Durus erhob sich, als Esquilinus sich und seine Stimme noch einmal erhob. Der Augur, der in Hispania weilte hatte sich offensichtlich zu Wort gemeldet. Er hatte schon bei Durus' Antrittsmahl gefehlt, aber bald würde er ihn offensichtlich kennen lernen. Als der Magister daraufhin von einem Sklaven einen Becher Wein entgegennahm, sah Durus wieder zu Myrtilus.

  • "Nun gut, verehrte augures, ich werde mich dann zurückziehen. Einen Termin für das Antrittsmahl werde ich nach Koordination mit dem Hausherren selbstverständlich rechtzeitig bekannt geben", versprach Myrtilus und erhob sich. Er fing den Blick des Tiberiers auf und entgegnete leiser und zu ihm gewandt: "Sehr gern, mein junger Freund. Ich werde ante meridiem da sein, sagen wir, zur vierten Stunde. Ich lasse für etwas Reiseproviant sorgen. Tiberius, wir sehen uns dann dort." Myrtilus nickte dem Tiberier freundlich zu, grüßte nochmals die Runde der Auguren und verließ dann die villa des magister.

  • Sophus trug seine safrangelbe Amtstoga, als er sich auf der dritten Versammlung unter Führung des Magister Augures Verginius Esquilinus erhob. Er blickte sich um und musterte die Gesichter der Auguren. Dann räusperte er sich.


    "Werte Augures.
    Wie ihr wisst habe ich mich nun eine lange Zeit in der Provinz Hispania aufgehalten. Ich war dort im Auftrag des Kaisers und auf Bitten der damaligen Pontifex Hispania Revidivia Helena, um den Bau des Capitoliums in Tarraco zu überwachen.
    Aufgrund von Schwierigkeiten beim Bau, vor allem, da die Pontifex als Bauherrin nicht mehr anwesend war, verzögerte sich meine Abreise und ich versuchte, allgemein für den Cultus Deorum in der Provinz zu arbeiten.
    Wesentlich dabei erscheint mir ein Ereignis vor einiger Zeit, das uns noch immer alarmieren sollte: Der frevelhafte Diebstahl einer Mars-Statue aus einem Tempel.
    Durch ein Opfer und die Auffindung des Diebes gelang es, den Zorn der Götter zu besänftigen und es kam nicht zu einem Unglück, doch gerade da sich ein solcher Frevel ebenso und zeitnah in Germania ereignete, sollte uns klar sein, dass der Zustand des Cultus Deorum in den Provinzen uns in seiner jetzigen Form nicht genügen sollte.
    Während hier große Tempel stehen fehlt in den Provinzen den Menschen scheinbar die grundlegenste Achtung vor den Göttern. Wir müssen uns darauf besinnen, dass Rom nicht das Zentrum all unserer Bemühungen sein kann. Das Imperium ist nicht nur Rom und Rom ist nicht das Imperium.
    Auch diejenigen, die in den befriedeten Ländern außerhalb dieser Stadtgrenzen leben müssen das Licht Roms sehen können. Wir verwehren es ihnen, wenn wir unseren Blick nur vor die einzigen Füße richten und nicht aufrecht wie Römer auch in die Ferne blicken.
    Als die Truppen des Kaisers die Stadt Corduba einnahmen sah ich, wie im Wahn die Verteidiger die gesamte Stadt in Brand setzten und ein Inferno die Legionen einzuhüllen und zu vernichten drohte. Doch die Götter haben das Blatt gewendet und ein mächtiger Regen löschte die Flammen.
    Dies sollte uns ein Zeichen sein, dass der Blick der Götter sich auf die gesamte Welt richtet. Wir sollten diesem Beispiel folgen.
    Dies ist mein Bericht."


    Er setzte sich wieder und wartete auf Reaktionen.

  • Durus war wie immer unter den Anwesenden der Contio und war bereits gespannt ob des Berichtes des greisen Auguren. Als es endlich soweit war, wurde er doch sehr überrascht. Ein Augur aus Rom übernahm die Aufsicht über einen Tempelbau?
    Die weiteren Ermahnungen hingegen konnte er unterstützen, dennoch bemerkte er am Ende


    "Diese Umstände sind in der Tat äußerst bedauerlich. Dennoch halte ich es nicht für unsere Aufgabe, beziehungsweise in unseren Möglichkeiten, diesen Umstand zu ändern. Vielmehr wäre es doch sinnvoll, das Collegium Pontificium darauf aufmerksam zu machen und den Pontifex Maximus bei seinen Bemühungen, dies zu ändern, zu unterstützen."

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