atrium | Die Prätis sind da

  • Nur die Sklaven von Aurelius Cicero. Die anderen möchte ich nicht Sehen, sie sollen aber bis zu unserem Abrücken nicht das Haus verlassen.


    Crassus verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wartete auf das Eintreffen der Aurelier.

  • Leone machte große Augen, was sicherlich dem Prätorianer nicht verborgen blieb. "Herr, Aurelius Cicero hat keine Sklaven mehr in diesem Haus. Er war zuletzt vor einigen Monaten hier und ist dann verreist. Ich habe den Eindruck, dass er in letzter Zeit auch nicht gerade...hm, willkommen war hier. Die Herrschaften missbilligen seine Flucht vor einem Amt, das er nicht bewältigen konnte." Leone hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. "Aber ich werde die domines holen, Aurelius Cotta und Aurelius Corvinus. Alle anderen befinden sich momentan außer Haus. Entschuldige mich bitte einen Moment."

  • Ein Schreiber von Crassus, der mit den anderen Prätorianern in das Haus gekommen war, notierte sich jetzt schon bei Leones Aussage einige Dinge. Denn vieles was er sagte war sicherlich nicht ganz unerheblich und konnte bei der Aufklärung helfen.
    Dass Leone nun die beiden hier wohnenden Herren holen wollte, quittierte Crassus mit einem Nicken.

  • Sim-Off:

    NB an die Familie: Die eigentliche Ankunft wird noch ausgespielt, aber das will ich mir einfach nicht entgehen lassen. :D



    Es dauerte nicht lang, da erreichte mich ein Leone, der etwas aus der Puste war. Ich filterte aus seinen Worten das Wort 'Prätorianer' heraus und hob überrascht eine Braue, doch da ich die Herrschaften nicht warten lassen wollte, erhob ich mich von der bequemen cline, auf der ich gelegen hatte, und begab mich ins atrium. Beim Eintreten war ich überrascht, dass selbst der praefectus anwesend war. Skeptisch suchte ich den Blick eines vorbeilaufenden Sklaven, doch dieser hastete unbeirrt weiter. Ich trat auf Crassus zu. "Caecilius Crassus!", grüßte ich ihn höflich. "Sei willkommen in der villa Aurelia. Dein Erscheinen ist ungewöhnlich. Muss ich mir Sorgen machen?" fragte ich ihn scherzend. Cotta war ja ebenfalls benachrichtigt worden und würde sicher nicht lange brauchen, bis er zu uns stieß.

  • Da Crassus schon lange nicht mehr mit den Aureliern zu tun hatte, musste sich erst ein Prätorianer zu ihm beugen und ihm den Namen des eben Hereinkommenden zuflüstern, ehe Crassus die Begrüßung erwidern konnte. Aurelius Corvinus, wenn ich mich nicht ganz täusche. Sei mir gegrüßt.
    Als er dann zu scherzen begann verzog Crassus keine Miene und machte damit eigentlich deutlich, dass sein Besuch keinerlei lustigen Hintergrund hatte. Ich hörte Aurelius Cotta wäre auch noch in der Villa? Warten wir auf ihn, ehe ich den Grund meines Besuches erläutere. Dann muss ich mich nicht wiederholen.



    [size=7]*edit: Casa, Villa... doch alles das gleiche[/size]

  • "Verzeih mir, ja, Corvinus ist richtig", erwiderte ich und versuchte zu ergründen, warum die Prätorianer nun eigentlich hier waren. Leone hatte mir nichts gesagt, und Crassus wollte auf meinen Vetter warten, was durchaus weitsichtig war, obwohl ich kaum meine Neugier beherrschen konnte. Mein schwacher Versuch, dieses Treffen zumindest etwas angenehmer zu gestalten - wer hatte schon gern die Prätorianer auf Mission im Haus? - gelang nicht. Es musste also etwas Ernstes sein, und gerade dafür schien mir Cottas Anwesenheit ebenso unentbehrlich wie wichtig, denn er war es gewesen, der während meiner Abwesenheit die Geschicke hier gelenkt hatte und dementsprechend mehr wusste als ich selbst. "Er wird sicherlich gleich zugegen sein. Kann ich dir derweil etwas anbieten?" fragte ich, und schon trat unaufgefordert ein Sklave hinzu, um umgehend eventuelle Wünsche zu erfüllen.

  • Da mein cubiculum zentral und damit auch geräuschanfällig gelegen war, war mir nicht verborgen geblieben, dass offenbar eine ganze Reihe von Männern unsere villa betreten hatten. Ich hatte mich natürlich gleich gefragt, wer das wohl sein möge, zumal ich mir nicht sicher war, ob ich an diesen Männern nicht sogar Rüstungen vernehmen konnte; damit würde sich der Kreis der Kandidaten innerhalb des Stadtgebiets von Rom ja schon beträchtlich verkleinern. Obwohl voller Neugierde und auch Anspannung, blieb ich zunächst einmal ruhig in meinem Zimmer, da ja auch Corvinus noch in der villa anwesend war. Ich harrte also der Dinge, die da kommen sollten. Und sie kamen schnell in Gestalt Leones, der mich sofort ins atrium kommen hieß, wo niemand anders mich erwartete als die Prätorianer. Der Herr Corvinus sei schon da.


    Dass es Prätorianer waren, die in die villa gekommen waren, war nach meinem - richtigen - akustischen Eindruck keine wirkliche Überraschung mehr für mich. Und doch war dies natürlich nicht irgendein Besuch. Ich stand sofort auf, richtete nervös mein Haar und begab mich ins atrium, wo tatsächlich Corvinus schon in ein Gespräch mit einem Prätorianer vertieft war. Als ich näher hinzutrat, erkannte ich in diesem den iudex prior des iudicium imperialis in der Verhandlung gegen Helvetius Sulla. In unsere villa war also niemand Geringeres gekommen als der Prätorianerpräfekt persönlich.


    "Salve, Caecilius Crassus! Ich kenne dich vom Prozess gegen Helvetius Sulla als iudex prior. Ich hingegen dürfte dir unbekannt sein: Appius Aurelius Cotta."


    Weitere Begrüßungen und Bewillkommnungen hatte sicherlich schon mein Vetter ausgesprochen.

  • Nein, danke.


    Crassus war nicht durstig, aber selbst wenn er es gewesen wäre, hätte er es sich bestimmt zwei mal überlegt, ob er "Ja" gesagt hätte. Auch wenn Crassus bisher nicht den Eindruck gewonnen hatte, so war er ja doch hier in dem Haus eines Hochverräters. Da war es sicherlich nicht ganz auszuschließen, dass man ihn vergiften wollte ;)


    Ah, schön. Crassus nickte Cotta zur Begrüßung zu und überlegte kurz wie er vorgehen wollte:


    Ihr werdet euch schon zweifellos gefragt haben, was ich hier mit meinem Aufgebot an Prätorianern mache oder damit bezwecke. Nun, das ist sehr einfach, aber leider noch viel erschreckender. Crassus machte eine Pause und beobachtete die beiden aufmerksam, um eine eventuelle Gefühlsregung zu registrieren: Titus Aurelius Cicero hat gestern mit seinen Anhängern versucht, den Palatin zu stürmen. Selbstverständlich starb er bei diesem Versuch und seine Handlanger wurden aufgerieben.


    Nun meine erste Frage: Wann hattet ihr das letzte mal mit ihm zu tun und wann r er das letzte mal hier im Haus?

  • Der Präfekt verwechselte hier das ein oder andere, nicht Ciceros Haus war dies, sondern das der gesamten gens Aurelia, und da außer Cicero höchstens Commodus etwas über diese kaiserfeindliche Aktion gewusst haben konnte, hätte er ruhig den Wein annehmen können. Immerhin galt sicherlich kein gesamter Haushalt als kaiserfeindlich, nur weil einer über die Stränge schlug - genausowenig wie ein gesamter Haushalt erkrankte, nur weil ein einziges Familienmitglied hustete.


    Ich nickte Cotta grüßend zu, als er sich zu uns gesellte, und war in der Tat gespannt auf die Erklärung des praefectus, die sogleich folgte. Missmutig verzog ich das Gesicht, das war aber auch schon alles. Am Morgen war ich bei Furianus gewesen, welcher mir bereits diese abscheuliche Nachricht gesteckt hatte. Ich verschränkte die Arme und seufzte.


    "Ich erfuhr selbst erst heute morgen davon, dass mein Onkel bei diesem frevelhaften Versuch verstarb. Er hat dieses Haus meines Wissens seit Monaten nicht mehr betreten, das kann dir ein jeder hier bestätigen. Ich selbst kam vor drei Tagen erst aus Germanien zurück, dort leistete ich ein zweijähriges Tribunat ab. Mein letzter persönlicher Kontakt zu Cicero lag noch vor der Reise nach Germanien. Aber als ich der acta diurna entnahm, wie schändlich er sein Amt vernachlässigte, schrieb ich ihm einen Brief mit der Bitte um Besinnung." Ich winkte eine Sklavin herbei. "Sofia, hol mir den Brief, den ich an meinen Onkel geschrieben habe. Und bringe aus seine Mitteilung von vorgestern mit", wies ich sie an und die Sklavin verschwand. "Cicero entsandte vor zwei Tagen einen Boten hierher, der einen lachhaften Brief überbrachte. Gedulde dich bitte einen Moment, du kannst ihn gleich lesen."


    Kurz darauf kehrte die Sklavin zurück mit meinem Brief an meinen Onkel, welchen er nicht einmal angerührt hatte. Nach meiner Ankunft hatte ich selbst das Siegel gebrochen. Sofia reichte Crassus diesen und den anderen Brief und ich wartete, ob noch weitere Fragen aufkamen.

  • Eigentlich verwechselte der Präfekt gar nichts. Denn die Parallelen zwischen Titus Aurelius Cicero und der Villa Aurelia der gens Aurelia waren beeindruckend. Doch hatte Crassus ja gar nicht aus diesem Grund den Wein abgelehnt sondern weil er nicht durstig war, womit diese Verwechslung schon einmal gar keine war. Und wäre der Präfekt der Meinung, dass der gesamte patrizische Teil der Familie kaiserfeindlich oder in die Verschwörung verwickelt sei, so hätten die Prätorianer Fackeln dabei gehabt. Und diese hätten vor den Prätorianern die Villa "betreten". Da verwechselte er also im Prinzip auch nichts.


    Crassus nahm die beiden Briefe und sah sie flüchtig durch. Danach gab er sie seinem Sekretär: Ich werde davon nur ein paar Abschriften machen lassen, dann werden die Briefe wieder zurückgebracht.


    Dann wartete Crassus noch ab, was Cotta dazu sagen würden. Er hätte ja sicherlich genauere Informationen, da er ja nicht zwei Jahre lang in Germanien war.

  • "Gern. Wenn du auch einen Blick in Ciceros cubiculum werfen kannst, können wir jenes anschließend aufsuchen", entgegnete ich und warf Cotta einen Blick zu. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Caecilier gern viele Leute in einen Topf warf. Das hatte allerdings wohl auch etwas mit seiner Tätigkeit zu tun, doch sympathischer machte es mir diesen Mann nicht gerade. Zudem kursierte das Gerücht, er hätte eine Flavierin zur Geliebten...also hatte er wohl beträchtliche Geldmassen fließen lassen, denn wie sonst konnte ein Plebejer an eine Dame von edlem Hause herankommen? Einer offiziellen Verbindung würde man aber doch hoffentlich im Weg stehen. Doch mein Bier war das nicht, also erwähnte ich es auch nicht und hoffte, dass sie die Angelegenheit bald erledigt hatte und die Prätis Commodus auf den Wecker fallen würden. :D

  • Ich war froh darüber, dass der Präfekt der Prätorianergarde meinen Vetter und mich nun nicht warten ließ auf eine Erklärung für sein Erscheinen. Ganz überraschend war diese Erklärung freilich nicht nach dem, was Corvinus mir in eiligen Worten mitgeteilt hatte, nachdem er von seinem Besuch zurückgekehrt war. Offenbar zog die - sicherlich frevelhafte, eher aber doch absonderliche - Tat Ciceros nun doch noch eine offizielle Ermittlung nach sich. Aber natürlich, Caecilius Crassus tat mit seinem Besuch in unserer villa nur seine Pflicht, und dass die Prätorianer in besonderer Alarmbereitschaft waren nach dem frevelhaften Mord an consul Prudentius Commodus, während des Partherfeldzuges und in Abwesenheit des Kaisers, war nur verständlich.


    Ich war daher in einer eher gelassenen Stimmung und hörte die Fragen des praefectus an. Wie es ihm zukam, antwortete Corvinus zuerst und versorgte Caecilius Crassus mit den wichtigsten Informationen und insbesondere auch mit den beiden Schriftstücken, die in jüngster Zeit mit Cicero in Verbindung gestanden hatten. Mir blieb es daher nur noch, meine persönliche Situation betreffend, Stellung zu nehmen:


    "Ich selbst bin erst vor gut drei Monaten hierher gekommen. Schon am meinem Ankunftstag wurde ich von der Auskunft der Sklaven überrascht, dass mein Onkel Cicero bereits seit Längerem verschwunden sei. Mein letzter persönlicher Kontakt zu meinem Onkel ist Jahre her: Vor meiner Ankunft hier in Roma verbrachte ich drei Jahre in Achaia zu Studienzwecken."

  • Was man nicht so alles hörte, obwohl man nach über zwei Jahren Abwesenheit erst wieder drei Tage in Rom war. Entweder hatte man eindeutig zu viel Zeit, sodass man sich über so etwas informieren lassen konnte, oder Klienten, die das Wichtige vergasen und dafür lieber irgendwelchen Klatsch erzählten. :D


    Auch bei Cotta fiel Crassus die lockere, ja schon beinahe gelassene Stimmung auf. Bei Corvinus hatte er auch schon gemeint, eine gewisse Lockerheit gemerkt zu haben, bei Cotta hatte er aber aber dieses Gefühl deutlich stärker. Na, die hatten ja mal Nerven, da starb einer deren Familienmitglieder in einem Handgemenge, nachdem er sich zum Kaiser Ausrufen lassen wollte, und die standen da gelassen rum. Die Patrizier hatten doch einen Schuß....


    Aha. Mit einem Seitenblick vergewisserte sich Crassus, dass sein Schreiberling alle wichtigen Fakten hatte. Diese konnte man ja dann später recht einfach nachprüfen lassen:


    Ich würde mir dann jetzt die Zimmer von Titus Cicero ansehen wollen.

  • Locker-flockig stand ich also vor Crassus - wohlgemerkt: mit skeptischem Blick und immer noch verschränkten Armen, was ganz gewiss locker und unbeteiligt aussehen musste - als Cotta erzählte. Zufrieden bemerkte ich, dass er diese ganze Angelegenheit als Routine der Prätorianer aufnahm, wie ich es auch tat. Dass es dabei um meinen Onkel ging, verdrängte ich einfach, und da wir nichts mit dieser kaiserfeindlichen Gesinnung zu tun hatten und man uns daher auch keine Beteiligung würde nachweisen können, führte ich den wortkargen Caecilier mit einer Geste und mit Cotta im Schlepptau zum Zimmer des Cicero. "Wenn du uns folgen würdest..."

  • Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Und wann hattet ihr beiden das letzte mal Kontakt zu diesem Commodus?



    "Ich selbst habe ihn nicht mehr gesehen oder etwas von ihm gehört, seit ich nach Griechenland ging. Das ist etwa zehn Jahre her",
    gab ich zurück. Cotta erging es sicherlich nicht anders, oder? Ein warf ihm einen fragenden Blick zu. "Man hört zwar dieses und jenes, aber seit diesem Streit, von dem ich selbst nichts mitbekam und nur aus Erzählungen schöpfen kann, hatte er, soweit ich weiß, keinen Kontakt mehr zu der Familie, abgesehen von Aurelia Antonia, welche vor einiger Zeit verstarb. Hm, und scheinbar Cicero. Irgendeinen Grund muss es ja geben, aus dem mein Onkel ihm seinen Besitz vermacht."

  • Ach, ein Streit? Crassus wurde hellhörig. Er wusste zwar noch nicht so ganz ob dieser Streit etwas mit dem sehr kurzem Aufstand zu tun hatte, aber selbst wenn nicht, war es doch immer ganz lustig einige Geschichten über Patrizier zu kennen. Die würden sich bei so manchem ausgelassenen Abendessen sicherlich gut machen....


    Weißt du darüber mehr? damit wandte er sich an Cotta. Was natürlich nicht hieß, dass er die andere Frage vergessen hatte. Zu dieser erwartete er natürlich auch eine Antwort.

  • "Ja, ein Streit", gab ich zurück. "Er liegt schon länger zurück, spaltete die gens in zwei Teile und steht in keiner Verbindung mit dem frevelhaften Verhalten meines Onkels." Mehr sagte ich nicht dazu, denn einerseits ging es weder Crassus etwas an, noch war es hilfreich bei seinen Ermittlungen. Neben dem impluvium blieb ich stehen und verschränkte erneut die Arme.

  • Wenn du bitte mich Entscheiden lassen würdest, was zu dem Aufstand beigetragen hat oder auch nicht, wäre ich dich nicht nur sehr verbunden, du würdest auch in deinem eigenen Interesse handeln. Um das aber tun zu können sollte ich die ganze Geschichte kennen.


    Auch Crassus blieb stehen, aber die Reaktion von Corvinus hatte gerade sein berufliches Interesse an dieser Geschichte geweckt.

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