Die großen Parkanlagen des Museion


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    Grün und in zahlreicher Farbenpracht erstrahlt der Park des Museion. Denn obwohl hier das ganze Jahr lang die brütende Wärme vorherrschent wie im restlichen Alexandria, so haben sich doch so manch einer der Gelehrten Konstrukte einfallen lassen, damit die Pflanzen stets genug Wasser aus einer der zahlreichen Zisternen der Stadt erhalten. Zudem haben Forscher, Naturphilosophen, 'Botaniker' und viele begeisterte Gelehrte den Garten im Laufe der Jahre und Jahrzehnte mit 'exotischen' Pflanzen aus allen Teilen des Imperiums und darüber hinaus bereichert. Genauso wie den Tierpark, der ebenso ein Teil des großen Museionkomplexes ist. In der Mitte des Parkes befindet sich ein großer Brunnen aus hellem Marmor, der in Rot und Gold bemalt ist und wie von Zauberhand Wasser nach oben sprudeln läßt. Zahlreiche Wege führen auf den Brunnen zu von den Nebengebäuden, dem Bereich mit den Tieren, den Säulengängen und dem Hauptgebäude. Der Park und auch die exotischen Tiere laden zum Betrachten, aber auch zu geistreichen Austausch im Freien, ebenso zum nachdenklichen Sinnen ein. Von so manch einem Schüler wird dieser jedoch auch genutzt, um heimliche Liebestreffen einzugehen oder einfach faul in der Sonne zu liegen.

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    ~~Tychios von Chalkis~~
    Vom Hauptgebäude aus schlenderte der Bibliothekar langsam auf einem der hell leuchtenden Kieswege entlang, vorbei an einigen Orchideenarten, die aus Kleinasien stammten und unter einer großen Zypresse blühten. Kleine Wasserläufe zogen neben den Pflanzen vorbei und benäßten die kostbaren Wurzeln dieser empfindlichen Pflanzen. Die lange helle Gelehrtenrobe des Bibliothekars glitt über die weißen Steine und schien damit zu verschmelzen. Tychios hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und sog die Luft durch seine Nase ein. „Der schönste Platz im ganzen Museion ist hier im Park.“, meinte er nach einigen Momenten des Schweigens. „Aber Du wirst sicherlich noch das Museion erforschen in den nächsten Monaten oder Jahren, die Du mit Deinen Studien hier verbringst. Und wer weiß? Womöglich führt es Dich eines Tages selber als Lehrer an das Museion oder sogar auf den Stuhl, auf dem ich momentan viel Zeit verbringe.“ Tychios Mundwinkel zuckten kurz, doch nicht lange. Er schritt auf den Brunnen zu und blieb an seiner Seite stehen. „Wasser ist ein wunderbares Element!“, wiederholte er seine Aussage. „Fluide, lebendig, immer in Bewegung. Es bleibt niemals stehen, es überwindet alle Hindernisse und bricht sogar Stein. Weder Feuer, noch Erde, noch Luft vermögen die Taten von Wasser zu vollbringen. Hast Du Dich bereits mit den Philosophen aus der Zeit vor Sokrates beschäftigt? Und mit Aristoteles?“




  • Nikolaos schlenderte dem Epistrates hinterher. Ein seltsames und trügerisches Gefühl des Friedens hatte den Jungen erfasst. Der schwere Duft der Blumen legte sich wie eine schwere Decke auf seine Sinne. Er war geblendet von den Farben der Blüten, die im Licht der Sonne von selbst zu leuchten schienen. Am Brunnen blieb er dem Epistrates gegenüber stehen. "Mit Aristoteles habe ich mich bereits beschäftigt, doch ich muss gestehen, dass mein Wissen über seine Lehren sehr lückenhaft ist. Ich kenne einige Aspekte daraus, bis zum übergeordneten Zusammenhang bin ich noch nie vorgedrungen. Ich hatte mich bisher mehr mit Sokrates und Platon beschäftigt. Die Philosophen vor Sokrates sind mir, zugegeben, bis auf einige Ausnahmen rätselhaft geblieben. Doch ich gedenke, mich in nächster Zeit näher mit ihnen auseinander zu setzen."

  • "Beim Anblick dieser Wasserläufe", fuhr Nikolaos fort, "fällt mir jedoch ein Bruchstück aus der Welt der Philosophen vor Sokrates ein, nämlich der Streit zwischen Heraklit und Parmenides. Man möchte das Element des Wassers als Manifestation der Welt sehen, ein ständiger Fluss. Du steigst in einen Fluss, verlässt ihn wieder. Du steigst wieder in ihn hinein. Du spürst wieder Wasser an deinen Beinen, doch es sind andere Atome des Wassers. Die, die du zuvor spürtest, sind weit weg, vielleicht schon im Meer. Er sieht aus, als hätte er sich nicht verändert, doch der Fluss ist nicht der selbe. Was ist nun aber, wenn über den Regen das Wasser stetig wiederkehrt? Es gibt einen Kreislauf, doch die Frage ist, ob dieser ewig und ununterbrochen währt."

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    ~~Tychios von Chalkis~~
    Idyllisch plätscherte das klare Wasser in den Brunnen, zauberte Wasserringe auf die Oberfläche und glitzerte in den gleißend hellen Strahlen von Helios Angesicht. Einige Schritte entfernt gingen zwei junge Männer vorbei, die dem Epistates respektvoll zunickten, kurz und neugierig dabei Nikolaos musterten und auf das Haupthaus zuliefen. „Physis liebt sich zu verbergen. Fürwahr. Nichts ist statisch und alles im Wandel. Und Wasser symbolisiert das wie kein anderes Element.“, bestätigte Tychios den ausgesprochenen Gedankengang des neuen Schülers am Museion.


    „Schneller, schneller, wir sind mal wieder zu spät. Warum hast Du mich bloß nicht geweckt?" Ein Mann, in den besten Jahren seines Lebens und einem hellbraunen Chiton gewandet (worauf man noch einige Weinflecken ausmachen konnte und der ebenso von Wasser, reichlich Wasser benäßt war) hastete auf das Haupthaus zu. Ein Sklave eilte schnell den Weg hinterher, einige große Schriftrollen unter dem Arm und jammerte kläglich. „Das habe ich doch, Herr, aber ihr wart einfach nicht zu wecken. Erst mit dem Wasser aus dem Krug...“ - „Ja, ja, darüber sprechen wir auch noch..aber los, spute Dich...“ Und schon war das Gespann von dannen. Der Epistates sah dem Mann noch einen Moment mit eisigem Ausdruck hinter her. „Es wird wohl Zeit, dass ich einige Entlassungen durchführe...“, murmelte er, wohl mehr zu sich selber.


    „Gerade am Museion wirst Du die Gelegenheit haben das Studium der alten Philosophen intensiv zu führen, denn nirgends auf der Welt gibt es eine derartige Sammlung originaler Schriften- von Heraklit bis Anaximenes.“ Selbstgefällig lächelte Tychios, wenn es doch weniger sein Verdienst war, dass es derartige seltene Schriften in der Bibliothek von Alexandria gab. Aber das schien ihn nicht zu stören. „Nun, dann zeige ich Dir wohl am besten Mal die Räumlichkeiten, wo Du wohnen kannst. Oder was meinst Du?“, es glitt tatsächlich eine Andeutung von einem freundlichen Lächeln über das Gesicht von Tychios, was ehrlich wirkte.




  • "Gerne würde ich die Wohnräume sehen. Schließlich werden sie für die nächsten Jahre meine Heimat sein.", antwortete Nikolaos höflich und lächelte ebenfalls. Ob sein Lächeln echt war, blieb sogar ihm selbst offen, doch es wirkte, ob gespielt oder nicht, natürlich und echt. "Sicher bin ich unangemessen ungeduldig, doch du wirst mir hoffentlich meinen Drang nach Wissen verzeihen. Wann erfahre ich, welche Lehrer meine Ausbildung in den Künsten auf sich nehmen?" Seine Augen funkelten vor freudiger Erregung, die fast etwas kindisches an sich hatte.

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    ~~Tychios von Chalkis~~


    Der Kopf von dem Bibliothekar bewegte sich ein Wenig, womit er ein zustimmendes Nicken andeutete. „Dann folge mir.“, fügte er an und ging an dem Brunnen vorbei, dem er keinen zweiten Blick mehr zuwarf und statt dessen sich auf einer der Wege begab, der zu einer der Gebäudekomplexe am Rande des Parkes führte. "Ungeduld ist ein Laster der Jugend und wird erst mit den Jahren abgestreift. Und da Du jung bist, Dein Verhalten dennoch respektvoll, so verzeihe ich Dir diese natürlich.“ Die Mundwinkel von Tychios zuckten kurz. „Ich habe beschlossen, dass Du Dich meiner Gruppe von Schülern anschließen darfst. Normalerweise unterrichte ich nicht die Schüler, die erst kurze Zeit im Museion sind, aber bei Dir mache ich eine Ausnahme. Denn Du gefällst mir...“, er warf Nikolaos einen kurzen Seitenblick zu, einen sehr seltsamen dabei. „Fürwahr!“, meinte er noch etwas leiser, leicht sinnend. Dann erreichte er schon das Haus mit einem der Schlafsäle.



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