Witjons Zimmer


  • Dies war Witjons Zimmer. Es lag an der Ostseite des Hauses und daher schien die Morgensonne durch das Fenster herein, bis sie ihren Lauf nahm. Anfänglich war es sehr schlicht eingerichtet, wie jedes Zimmer der Casa. Ein Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch sowie eine Kommode waren alles an Möbelstücken. Ein Kohlebecken sorgte für die richtige Temperatur im Raum, das Fell eines Schafs sorgte für die richtige Behaglichkeit.

  • Witjon war frisch gewaschen aus dem Balneum gekommen und kleidete sich nun ein. Das Wetter war gut und Witjon stand eine Zeit lang am offenen Fenster und schaute auf die Straße hinunter. Es war relativ ruhig in den Straßen in dieser Gegend und Witjon genoß die Ruhe und das Vogelzwitschern, das man aus dem Garten hinterm Haus hörte. Dann jedoch stieg ihm der Geruch von Essen in die Nase. Sofort schloss er das Fenster und machte sich auf in die Küche, denn sein Magen knurrte bereits wie er hungernder Eber.

  • Nachdem Witjon sich bei seinem Patron verabschiedet hatte, war er wieder zur Casa zurückgekehrt und traf die letzten Vorbereitungen.
    Er hatte sich im Stall zwei Reittaschen geben lassen. In die eine hatte er seine Tuniken, Hosen und zwei Paar Schuhe gepackt. Dazu hatte er noch seinen Umhang gelegt.
    Die andere Tasche füllte er nun mit seinen persönlichen Schreibsachen. Eine Schatulle mit Griffeln verschiedener Größen, einige Tabulae und Papyri.
    Dann nahm er eine weitere kleine Schatulle aus seiner Kommode. Sie enthielt einige persönliche Gegenstände wie einen Bronzearmreif und eine alte metallene Pfeife seines Vaters.
    Die Schatulle verstaute er in seiner Umhängetasche. Dazu kam noch etwas Reiseproviant, den er sich von Marga hatte geben lassen.


    An der Wand hatte er ein Sax aufgehängt, das er als Jugendlicher mit seinem Vater zusammen geschmiedet hatte - er hatte mehr zugesehen und gelernt, als dass er selbst Hand angelegt hätte - und das er nun abhing und sich umgürtete. Dann nahm er seinen Geldbeutel mit einem Teil seines Vermögens und gürtete sich diesen ebenfalls um.


    Witjon sah sich noch einmal um. Hatte er etwas vergessen? In Gedanken ging er noch einmal alles durch, was er eingepackt hatte, dann entschied er, dass er fertig war. Er legte sich die Umhängetasche über die Schulter, nahm die Reittaschen und verließ das Zimmer.
    Ich komme bald zurück...

  • Etwas unschlüssig war Eila ja schon, ob das eine gute Idee war. Sie stand vor der Tür von Witjons Zimmer und konnte sich nicht so recht entscheiden anzuklopfen. Sie hatte Langeweile und die vertrieb man sich bekanntermaßen am besten mit anderen Leuten. Von Phelan hatte sie nach der langen Reise, so gern sie ihn auch hatte, in den letzten Wochen genug. Ihr Bruder war beschäftigter als je zuvor und dann...naja, ihr nächster Gedanke war auf Witjon gefallen, auch wenn sie sich vielleicht bisher noch nicht so nah gekommen waren, wie andere Teile der Familie. Aber was noch nicht ist, konnte ja noch werden, dachte sie dann und klopfte letztlich (wenn auch nur leidlich) entschlossen an die Tür.


    *klopfklopf*


    Wenn er keine Lust auf Gesellschaft hätte, könnte er ja immer noch ablehnen, dachte sie dann.

  • Wo niemand ist, kann bekanntlich auch niemand eine Türe öffnen. Und so fiepte in Witjons Zimmer nur ein graues Mäuslein, das unter der Bettdecke herumwuselte und der kalte Wind ließ die Fensterläden ein wenig klappern, doch nichts rührte sich, um das Klopfen in irgendeiner Weise wahr zu nehmen. Schade, da musste die liebe Eila wohl ein ander Mal wiederkommen. (:D)

  • Nach dem Gespräch mit seinem Vetter Phelan war Witjon in sein Zimmer gegangen, um nachzudenken. Er musste die ganze Geschichte erst einmal verdauen, konnte er doch immer noch nicht ganz fassen, dass er verheiratet wurde. Er würde eine Prudentia heiraten! Eine (hoffentlich) schöne, wohlerzogene, nette Prudentia Callista, die Priesterin werden würde. Eigentlich konnte er sich wirklich glücklich schätzen. Doch immer wieder musste er auch an Aquilia denken und was ihr wohl widerfahren sein mochte. Und dann war da auch noch die Reise zur Godin Runhild. Was, wenn ihnen dabei Unheil zustoßen würde? Und selbst wenn er wohlauf zurückkäme, was wenn Callista ihn nicht mochte? Was, wenn sie absolut unausstehlich war?


    Witjon hatte das Fenster geöffnet und betrachtete den Garten, der friedlich hinter dem Haus lag. Es war noch recht kühl und im Garten lag auch noch etwas Schnee, doch konnte man schon wieder ohne dicken Mantel vor die Tür gehen, ohne vor Kälte zittern zu müssen. Nach einige Minuten des stillen Betrachtens drehte er sich um und ließ seinen Blick durch's Zimmer schweifen. Würde das Zimmer für zwei Personen genügen, oder würde er umziehen müssen?


    Seufzend setzte er sich aufs Bett und ließ sich rücklings darauf fallen. Er würde noch mehr trainieren müssen für die Reise nach Magna. Trotz regelmäßigen Trainings mit Silkos Übungsschwertern konnte er sich noch lange keinen guten Kämpfer nennen. Ganz davon abgesehen, dass er noch niemals einem echten Gegner im Kampf gegenübergestanden hatte.
    Sein Blick streifte das alte Sax, das in der Ecke des Zimmers stand. Witjon nahm es und zog es aus der Scheide. Es war kein besonders gutes Schwert, zumal es aufgrund mangelnder Pflege bereits etwas rostig geworden war. Lächelnd erinnerte er sich, wie sein Vater ihm damals versucht hatte, das Schmieden beizubringen. Hätte er doch mal genauer aufgepasst und mitgeholfen. Und den Umgang mit seinem Sax hatte er damals auch nicht richtig lernen wollen.
    In diesem Moment fasste Witjon einen Entschluss. Er besaß ein Sax, er hatte die Möglichkeit zu trainieren und er hatte einen guten Lehrer, Silko. Er wollte kämpfen können, so wie Loki und Silko es konnten und er würde sein Bestes dafür geben! Immerhin würde er bald schon eine eigene Familie gründen, Kinder haben und diese zu schützen im Stande sein müssen. Ein Mann musste kämpfen können und das wollte er lernen!


    Das Sax fuhr zurück in die Scheide, dann zog Witjon sich um. Er wechselte seine Tunika, die er als Duumvir unter der Amtstoga trug, gegen eine schlichte Wollhose und ein Hemd, wie es Handwerker oder Bauern zu tragen pflegten. Die Hose gürtete er mit einer Kordel, krempelte seine Hemdärmel hoch und streifte sich den bronzenen Armreif, auf den er immer noch verdammt stolz war, über den linken Arm. Einen Moment lang hielt er inne und versuchte sich an den Grund für dieses Geschenk zu erinnern...soweit er zurückdenken konnte, hatte sein Vater ihm diesen kurz vor seinem Tod vermacht und nur die Götter wussten warum.
    So schlicht gekleidet schlüpfte Witjon noch in seine Bundschuhe und machte sich dann voller Elan auf in den Garten...

  • Jedem Familienmitgleid, das der junge Gode brauchte, hatte er eine Nachricht aufs Bett gelegt die da lautet:



    Heilsa Witjon!


    Komm doch bitte heute Abend zur achten Stunde ins Kaminzimmer, es gibt etwas zu besprechen.
    Ich hoffe dir kommt nichts dazwischen.


    Gruß Phelan


    kurz und knapp.

  • Die Opfer waren vorbei, das Essen in vollem Gange und Vespa schon lange nicht mehr in der Casa Prudentia sondern bei den Ducciern. Sie hatte die Aufgabe übernommen das Brautbett her zurichten. Den Korb mit den Utensilien trug ihre Sklavin. Die beiden Frauen waren hierher geführt worden und begannen nun das Bett zu schmücken und zu ordnen. Ein ordentliches und strahlend weißes Laken wurde aufgezogen, die Decken ordentlich gelegt und geglättet. In kleinen Schalen brachten sie duftende Blüten unter, stellten Blumen in Vasen dekorativ ins Zimmer. Safranfäden wurden auf den Betten verteilt, kleine Ollampen auf Tische und Schränke gestellt. Diese sollte dann ein Bediensteter entzünden wenn der Brautzug angekommen war. Auf einen Teller legten sie Datteln und Feigen. Ebenso standen zur Erfrischung eine Kanne mit Rosenwasser und eine mit Rosenwein bereit sowie zwei Becher. Vespa hatte dies extra zur Hochzeit ansetzen lassen. Nun galt es Lavendel zu verteilen, den sie aus Italia mitgebracht hatte und ebenfalls im Zimmer unterbrachte.


    Es war alles fertig und die beiden Frauen zogen sich aus dem fremden Raum zurück und begaben sich zurück zur Feier in der prudentischen Casa. Hoffentlich gefiel beiden das bunte Zimmer, voll mit dezenten Gerüchen, die beiden am Abend helfen sollten.

  • Nachdem nun alle Rituale getätigt waren und sich Marsus und Callista von der feierlaunigen Verwandtschaft und Gästeschar verabschiedet hatten, gingen sie händchenhaltend zu Witjons Zimmer. Mit jedem Meter, den sie zurück legten, wurde Callista nervöser und alle gute Vorsätze waren vergessen - genauso wie die netten Worte, die ihr Vespa am Vorabend zur beruhigung mitgegeben hatte. Calllista konnte beinahe noch die Lippen von Witjon auf den ihren fühlen und fragte sich insgeheim, wie es sich anfühlen würde. Das, wovon sie immer nur Gerüchte gehört und Bildnisse gesehen hatte. Einmal hatte sie ein Sklavenpaar dabei zuhören können, als sie auf Reise war und die anderen dachten, sie wäre tief am schlafen. Es hatte nicht schmerzhaft geklungen, obwohl man sie gewarnt hatte, dass das erste Mal durchaus schmerzvoll sein konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute zaghaft herum, sie war bisher erst einmal hier gewesen und das auch nur kurz, wobei sie Eburnus erkannte, der mit einigem Abstand hinter ihnen her lief. Sollte er sie etwa bewachen? Befürchteten die Duccier etwa, dass etwas geschehen konnte, weil die Prudentier durch Vespa mit dem Kaiser verwandt waren? Aber nein, da waren ja noch andere, die nachkamen. Verwirrt wollte Callista schon danach fragen, als sie aber just in diesem Augenblick am Zimmer ankamen.


    Witjon öffnete die Tür und Callista trat ein und war einen Moment sprachlos, wie schön dekoriert alles war. Ihre Augen hüpften von hier nach da und versuchten alle Details zu erkennen, während sie einen tiefen Atemzug von den verschiedenen und exotischen Gerüchen nahm. Vespa hatte sich wirklich Mühe gegeben und Callistas Herz schwellte an vor Dankbarkeit. Sogar Lavendel und frische Getränke hatte sie bereitgestellt und somit war an alles wichtige gedacht. Callista drehte sich um und wollte gerade Witjon ansprechen, als sie sah, dass neben Arbjon auch noch Lando eintraten und ihre Tante. Im Gang waren noch mehr Leute, doch sie traten nicht ein. Was sollte das? Eigentlich müssten sie sich doch jetzt zurückziehen um ... na ... ihre Ehe zu vollziehen. Stirnrunzelnd blickte sie sich um und schließlich sah sie Witjon an. Ihr ratloser Gesichtsausdruck sprach dabei sicherlich Bände.

  • Witjon genoss es die Hand seiner Frau zu halten, während sie die Treppe hinaufstiegen. Er war voller Stolz solch ein schönes Wesen zur Frau nehmen zu dürfen und sein Blick blieb auf dem Weg nach oben oft an ihr hängen. Wie geplant folgten dem Brautpaar Witjons Vetter Lando, sein Bruder Arbjon und Prudentius Balbus mit seiner Frau Vespa. Sie betraten das Zimmer, in dem Witjon heute Nacht entgültig ein Mann werden würde. Hinter Witjon traten noch die anderen ein und Witjon verharrte einen Augenblick, um die Eindrücke zu genießen, die das hübsch hergerichtete Zimmer auf ihn ausübte. Und dann wurde er Callistas ratlosem Gesichtsausdruck gewahr. Er schaute sie fragend an und sprach mit gedämpfter Stimme. "Was ist? Geht es dir nicht gut?" Währenddessen schloss Balbus die Tür hinter sich und die Geräusche des Festes drangen nur noch unterschwellig zu ihnen herauf. Witjon wurde nervös. Bekam seine Braut etwa kurz vor ihrem Ehevollzug Panik?

  • Callista schien mehr als nur verwirrt zu sein. Arbjon und die anderen Zeugen hatten die Kammer nach dem frischgebackenen Ehepaar betreten. Und in genau diesem Moment schlichen sich die Fragen in das Gesicht seiner Schwägerin. Sofort war dem Prätorianer klar, was geschehen war... oder besser, was nicht geschehen war.


    Du hast es ihr nicht gesagt, oder Bruder?

  • Witjons Gesichtszüge entgleisten. Bei aller Hektik und allem Stress vor der Hochzeit hatte er ja völlig vergessen, Callista über die Hochzeitsnacht aufzuklären! Und das, wo Arbjon ihm doch gerade dies ganz besonders ans Herz gelegt hatte! Ihm wurde unweigerlich schlecht und der Schweiß brach ihm aus. "Au scheiße..." krächzte er und sah seinen Bruder entsetzt an. Er sah wieder Callista an und sah die Verwirrung in ihrer Miene. Nervös fing er an herumzudrucksen. "Ich hab vergessen...also du solltest wissen...beim Ehevollzug, da....also die vier sind hier, weil...." VERDAMMTE AXT! Sein Verstand kloppte einen Vorschlaghammer gegen die Mahlsteine in seinem Schädel und mit einem Rutsch platzten die Worte hervor: "Der Ehevollzug findet nach alter Tradition selbstverständlich unter Zeugen statt." Bäm. Witjon schluckte schwer und sah seiner Braut in die Augen. Ihre schönen, rehbraunen Augen. Und da war sie: Die Angst vor einer Ehekrise noch vor Vollendung der Vermählung. Selbst die Übelkeit meldete sich zurück und spielte fröhlich Achterbahn in Witjons Magen. Ein Stoßgebet zu Frigg war seine letzte Hoffnung, dass dieser Tag nicht in einem Desaster endete.

  • Für Vespa war es das Normalste von der Welt, dass die Gäste unten blieben und das Brautpaar allein seinen Weg suchte. Doch hier war sie mitgeführt worden und mit einem großen fragenden Blick im Gesicht stand sie nun in dem Raum, den sie vor einigen Stunden geschmückt hatte. Der Brautzug war glücklich verlaufen und die Rituale im Haus auch. Warum sollten sie nun hier sein. Unzählige Gründe gingen ihr durch den Kopf aber das worum es ging, wollte ihr nicht in den Sinn kommen. So trat sie etwas in die Nähe ihrer Nichte. Die Verwirrung, die sie umgab war deutlich auszumachen. Sie tat ihr so schrecklich leid. Die Gedanken kreisten und das Hirn unter dem blonden Haar der Aelierin arbeitete ordentlich. Nun ja, bis just zu dem Moment wo sie erfuhr warum sich eine ausgewählte Anzahl an Gästen hier im Zimmer befand. Sofort wich Vespa einige Schritte zurück und stützte sich auf ihren Mann um den plötzlich über sie hereinbrechenden Schwindelanfall nieder zu kämpfen. Es dauerte einige Moment bis sie wieder richtig zu sich kam.


    "Wir sollen Zeugen sein? Das ist nicht dein Ernst, oder?"


    Ihr Blick suchte die Gesichter in der Runde und sie hoffte inständig, dass man hier einen recht unspaßigen Scherz mit ihnen trieb. Die sonst sehr gefasste Vespa, die sich durch nichts oder fast nichts aus der Bahn werfen ließ, war es gerade worden. Sie konnte einfach nicht glauben was hier passierte. Die Römerin wollte es auch nicht glauben.

  • Lando, dem die Schmach des Brautraubs immernoch in den Knochen steckte, war nach der Vollendung des vierunddreissigsten römischen Brauchtums deutlich angefressen. Er hatte Witjon das Versprechen abgenommen, dass die Traditionen ihrer Ahnen ebenso Erwähnung finden würden wie die römischen Bräuche. Allerdings hatte er mittlerweile den Eindruck, als hätte Witjon bis auf kleine Anekdoten eher darauf geachtet, die Braut zufrieden zu stellen. Kurzum: er war kurz vor angepisst.
    Als es dann zum Ehevollzug ging, dem krönenden Abschluss und der Sicherstellung der Zukunft der Gens, folgte Lando dem Brautpaar mit konzentriert neutralem Blick, und sobald sie das Zimmer betreten hatten, verzog er sich mit Arbjon in eine Ecke, um den Akt in eisernem Schweigen gekonnt zu ignorieren und gleichzeitig zu bezeugen. Bis herauskam, dass selbst das hier anscheinend alles andere als abgesprochen war.
    Mit säuerlicher Miene beobachtete er die aufkeimende Aufregung, sah die entsetzte Reaktion der Aelia und die Hilflosigkeit seines jungen Vetters.
    In einer mathematisch schon fast abstrus perfekten Kurve flog seine rechte Hand auf seine Stirn zu, und er atmete einmal hörbar aus, um nicht vollkommen durchzudrehen.


    "Aber dass wir Germanen sind, hat ihr schon gesagt, oder?", grollte Lando schließlich mit bissiger Ironie auf germanisch zu Arbjon, "Erst müssen wir diesen Brautraub ertragen, und jetzt das. Definiere: kompliziert."

  • Sim-Off:

    an die duccier: wärt ihr so nett hier immer aufzuschreiben ob ihr latein oder germanisch redet? sonst weiß ich nicht was calli versteht und was nicht. ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass ihr bis hierhin alle latein gesprochen habt, außer arbjon und lando untereinander. sollte dem nicht so sein, korrigiere ich den post natürlich.



    Panik war so ziemlich der passendste Ausdruck den man nun im Zusammenhang mit Callista verwenden konnte. Äußerlich anzusehen durch die weit aufgerissenen Augen und das merkliche Erblassen, innerlich unterstützt durch Magengrummeln, beschleunigtem Puls und rasenden Hitzewellen, die durch ihren Körper jagten und dafür sorgten, dass sich die Haare an ihren Armen aufstellten. Was? WAS!? Was hatte er ihr nicht gesagt? Wieso schauten alle sie so an als müsste sie wissen, was hier vor sich ging!? Sie hatte aber doch keine Ahnung...!


    Ihr Blick wanderte von Arbjon wieder zurück zu Witjon, der eine Menge seiner Selbstsicherheit eingebüßt hatte und anfing zu stammeln, als er ihr erklären wollte, um was es hier eigentlich ging. Zuerst verstand sie gar nicht, was er meinen könnte, erst als er es sehr klar und knapp formulierte, begriff sie. Ihre Tante und ihr Onkel, sowieso Lando und Arbjon sollten zusehen. Beim Ehevollzug! Sie schüttelte irritiert mit dem Kopf und blickte zu ihrer Verwandtschaft, die ebenso überrascht aussahen. Vespa hielt sich an Balbus fest, sie schien zu schwanken. Auch Callista war geschockt, versuchte aber irgendwie ein letztes bisschen Haltung zu bewahren. Ihre feinen, kleinen Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, dass man das Weiße an ihren Knöcheln sehen konnte und sie krallte sich in ihr Hochzeitsgewand. Wie aus einem Reflex heraus trat sie einige Schritte zurück, bis sie bei Balbus stand, neben Vespa und so merklich Schutz und Beistand suchend. Sie sah verwirrt von Lando zu Arbjon und Witjon und wieder zurück. Lando sagte irgendwas auf germanisch und Callista verstand es natürlich nicht, was sie noch mehr verunsicherte. Er sah böse aus und schüchterte sie einmal mehr ein, war er böse auf sie? Stellte sie sich gerade an? Empfand er ihr Verhalten als kindisch?


    Dabei ging es viel weniger um die Scham ihren Körper zu zeigen, denn das war unter Römern durchaus üblich und wurde erst mit dem Aufkommen des Christentums verbreitet. Bei Callista war es schlicht und ergreifend Angst. Angst vor dem Akt als solches und nun die Angst sich dabei zu blamieren. Ihr ganzes Leben lang war es ihr sehr wichtig gewesen, was andere von ihr dachten und welchen Eindruck sie machte. Das hatte sich noch verstärkt, als sie nicht nur sich selbst sondern auch ihren Onkel repräsentierte und sie einfach von sich selbst erwartete, einen gewissen (guten) Eindruck zu hinterlassen. Die Vorstellung sich nun vor den Augen ihres Onkels begatten zu lassen war irritierend, vor den immer noch fremden Ducciern mal ganz abgesehen. Sie überlegte ob das bei Landos Hochzeit auch so gewesen war, aber sie war ja direkt nach ihrer Gesangsdarbietung gegangen. Oder geflohen, das traf es wohl eher. Als er also seine Ehe vollzogen hatte, war sie schon längst in der prudentischen Casa verschwunden.



    Einen Moment überlegte sie, was sie tun sollte. Sollte sie sich weigern? Und ihre Verwandtschaft rauswerfen? Nein, das konnte sie nicht. Sie brachte es ja nicht mal fertig einen Sklaven auszuschimpfen, wenn dieser etwas falsch machte! Wie sollte sie nun also die Courage aufbringen den pater familias hinauszuwerfen!? Aus seiner eigenen Casa! Undenkbar. Sie biss sich auf die Unterlippe, zuerst aus Nervösität, dann, weil sie damit die Tränen zurückhalten konnte, die sich langsam in ihren Augen bildeten. Sie musste das durchziehen. Wenn sie jetzt zicken würde, würden die Germanen schlecht von ihr denken. Und schlecht von Balbus. Alles, aber nicht das. Langsam erinnerte sie sich, was ihr Vespa am Vorabend erzählt hatte. "einfach locker und entspannt sein" ... "deinem Mann vertrauen" ... "leicht war es nicht" ... "gar nicht als schlimm" Gesprächsfetzen, die jetzt durch ihren Kopf waberten, während sie verängstigt dastand und fieberhaft überlegte, was sie tun sollte. Sie wußte es nicht und blieb erstmal still und stumm da stehen, wo sie nun war.

  • Callista stand still. Vespa stand still. Balbus stand still. Arbjon stand still. Witjon stand will. Allesamt geschockt davon, dass es so einen Brauch gab, oder davon, dass dieser Brauch nicht abgesprochen war. Lando wurde es so langsam zu bunt, er hatte sich darauf verlassen, dass Witjon bei all seinen offensichtlichen Fähigkeiten auch in der Lage sein würde, eine Hochzeit zu organisieren, mit allem Pi-Pa-Po, und vor allem der Absprache von Riten, die ja nunmal schon mannigfaltig vorgekommen waren. Bis auf germanische Riten, so schien es. Weder der Brautraub, noch die Bezeugung des Vollzugs schienen ein Thema zwischen Witjon und Balbus gewesen zu sein.


    "Wenn man nicht alles alleine macht.", knurrte Lando, dieses Mal auf Latein, und wedelte beschwichtigend mit den Händen, "Der Vollzug vor Zeugen ist etwas ganz natürliches. Der Vollzug der Ehe vor Zeugen ist mitunter einer der wichtigsten weltlichen Punkte in der germanischen Ehe, weil sie die legitime Aufnahme der Frau in die Familie als Mutter der legitimen Nachwuchses. Es hat also weniger religiöse, als rechtliche Relevanz, und genau deswegen werden wir auf diesen Brauch nicht verzichten können. Ich habe mir sagen lassen, in Rom soll man die Kinder nach der Geburt auf den Boden legen, damit der Mann selbst entscheiden kann, ob er den Nachwuchs als legitim akzeptiert oder nicht. Bei uns läuft das etwas anders, wie ihr seht... ich fürchte, da führt kein Weg drumherum. Es ist mir unangenehm dass dieses Problem jetzt aufkommt, das hätte eigentlich schon viel früher besprochen werden müssen..", ein warnender Blick in Witjons Richtung blieb bei diesen Worten nicht aus, "..aber wie sagt man noch? Das Kind ist im Brunnen, wir müssen jetzt das beste daraus machen."

  • Balbus wusste was ihn erwartete, als er das Zimmer betrat, denn auch wenn in manchen Punkten, wie dem Brautraub, nicht ausführlich genug, so hatte er doch mit Marsus gemeinsam den Ablauf des Tages besprochen und dabei auch über die germanischen Traditionen gesprochen, die an diesem Tage erfüllt werden sollten. Gut er war nicht mit allem einverstanden gewesen, vor allem mit diesem letzten Punkt konnte er sich nur schwer abfinden, aber dennoch hatte er allem zugestimmt um die Verbindung mit den Ducciern zu sichern.


    Was er allerdings nicht getan hatte, war mit Callista und Vespa über diesen speziellen Teil zu reden. Mit Callista nicht, weil er davon ausgegangen war, dass Marsus sie informieren würde und mit Vespa nicht, weil er einfach nicht den richtigen Zeitpunkt getroffen hatte. So hatte er dies mit sich rumgeschleppt und schon den ganzen Tag ein klein wenig Bammel vor der Reaktion seiner Frau gehabt. Davon, dass ihm sehr unbehaglich dabei war seiner Nichte beim Ehevollzug zuzusehen mal ganz abgesehen.


    Wie erwartet kam es natürlich zu einer Diskussion, als die Wahrheit offenbart wurde und insgeheim schauderte es ihm schon vor dem Heimweg mit Vespa, doch es war nun mal wie es war und viel ändern konnte man an der ganzen Situation nun auch nicht mehr. So konnte er Lando dann auch nur zustimmen und nickte leicht, als dieser seine beschwichtigende Erklärung abgab, auch wenn er noch immer befürchtete, dass all das sowieso nur theoretische Überlegungen waren, weil Callistas Fruchtbarkeit durch die zornige Reaktion der Götter auf den Spott über das fascinum schon beeinträchtigt sein könnte.


    "Ich denke, dass sich das alles viel schlimmer anhört als es im Endeffekt ist." sagte er dann. "Es ist ja nicht so, dass wir hier sind um euch aus irgendwelchen zweifelhaften Gründen zu beobachten. Es ist ja eigentlich nicht viel anders, als wenn die Priesterinnen der Venus zur Ehre der Göttin die körperliche Vereinigung mit Gläubigen vollführen. Etwas völlig legitimes und überhaupt nicht anstößiges." Gut, was er sagte klang in seinen Ohren irgendwie sinnvoll, wenn auch auf eine sehr merkwürdige Art und Weise, aber er befürchtete, dass weder Vespa noch Callista dies wirklich guthiessen.

  • Sim-Off:

    zu Callistas Info: alle kursiven Texte sind bei mir germanisch, alle normalen lateinisch...


    Arbjon hatte gerade zu einer passenden Erklärung ansetzen wollen, als Lando ihm das Heft aus der Hand nahm. Der Ubier war schwer enttäuscht von seinem Bruder, den er extra noch gewearnt hatt, in diesem Haus, nur einen Stock höher und in ganz ähnlicher Situation, die nur eben kein Zusammenprall der Kulturen gewesen war.


    Jetzt konnte er zu Landos Ausführungen nur zustimmend nicken und war beruhigt, als auch Balbus sich mehr oder weniger positiv und logisch zu dem äußerte, was jetzt immer noch ausstand...


    Sim-Off:

    P.S.: Schönen Gruß aus dem Urlaub an alle... :D

  • Hätte Witjon Rumpelstielzchen geheißen, er hätte sich mit dem eigenen Bein voran im Boden versenkt. Die Scham überwältigte ihnen unendliche Augenblicke lang, während die Anwesenden reagierten. Vespa fiel beinahe in Ohnmacht, wohingegen Balbus die Situation zum Glück relativ locker sah. Arbjon strafte seinen Bruder mit einem Blick, dem Witjon nicht eine einzige Sekunde lang standhalten konnte, so viel Enttäuschung sprach aus seiner Miene. Lando hingegen hätte ihn wohl in der Luft zerrissen, wären nicht so viele andere dabei gewesen. Er hatte es offenbar satt, dass es so viele Ungereimtheiten bei dieser Hochzeit gab und Witjon stellte mit Entsetzen fest, dass sein Vetter völlig im Recht war.
    Und dann war da noch Callista. Sie war erschrocken zu ihren Verwandten zurückgewichen und es war ihr anzusehen, dass sie einen inneren Kampf ausfocht. Je schlüssiger Landos Argumente und je beruhigender Balbus' Worte jedoch waren, desto mehr schien sie sich zu entspannen.


    Witjons Knie fühlten sich an wie die Butter, die Marga immer machte, und sein Herz schlug so schnell und feste, wie eine ganze Sippschaft es mit ihren Trommeln nicht besser hätte bewerkstelligen können. Ihm war immer noch übel, was er durch regelmäßiges, ruhiges Atmen auszugleichen versuchte, was ihm auch einigermaßen gelang. Bei allen Herren Asgards und allen Wesen Midgards, was lieferte er hier nur für eine erbärmliche Vorstellung ab? Bei seiner eigenen Vermählung! Witjon wollte vor Scham noch immer im Boden versinken. Was würde seine Mutter bloß sagen, wenn sie hiervon erfuhr? Erst der Brautraub und dann das, nein das würde ihr Herz nicht mitmachen. Witjon brach der Schweiß aus, als ein Moment der Stille eintrat. Er musste endlich etwas tun, bevor er vor Schande an Herzversagen starb.


    Langsam streckte er seine Hand nach Callista aus, die Handfläche nach oben. Witjon sah seiner Braut direkt in die Augen, es war ein eindringlicher Blick. "Es tut mir leid. Ich habe Fehler gemacht und muss die Konsequenzen tragen." Er schluckte, hielt den Blick jedoch fest auf ihre schönen Augen gerichtet. Zu den nächsten Worten musste er sich erst einmal durchringen, dann sagte er: "Doch meine Torheit soll dein Schaden nicht sein, deshalb bitte ich dich: Verzeih mir und werde dennoch mein Weib, denn ich liebe dich und stehe zu dem Versprechen, das ich dir vor wenigen Stunden erst gab." Alles oder nichts! Wenn sie jetzt zögerte oder gar ganz verneinte, würde das Verhältnis zwischen Ducciern und Prudentiern erheblich leiden. Hoffentlich wusste Callista das. Eigentlich blieb keine Zeit, ausgerechnet jetzt eine Diskussion vom Zaun zu brechen und Witjon wollte diese grauenhafte Situation endlich hinter sich lassen. Bitte, sag dass du mir verzeihst! dachte Witjon und spürte wie seine ausgestreckte Hand leicht zitterte.


    Sim-Off:

    Ich schließe mich beim Thema Lateinisch-Germanisch meinem lieben Bruder an. Hinzu kommt: Alles Farbige ist Dialog, alles andere Gedanken.


    Und danke für die Grüße. ^^

  • Callista beruhigte sich tatsächlich, der erste Schock war verflogen und besonders die Worte ihres Onkels erlaubten der nervösen Braut sich etwas zu entspannen. So wie er es formulierte klang es irgendwie einleuchtend und nicht mehr so angsteinflößend. Der Gedanke, dass es den anderen ebenso unangenehm sein könnte, war ihr bisher nicht gekommen. Aber es war Balbus anzusehen wie viel er von der Idee hielt, allerdings machte er gute Miene. Er wollte die Freundschaft zu den Germanen. Vielleicht brauchte er sie auch, soviel hatte er mit Callista darüber nicht gesprochen. Aber das war im Grunde auch nebensächlich, wichtig war für Callista in erster Linie, dass er das wollte. Er nahm dabei auch das Auftauchen von Bräuchen in Kauf, deren Sinn sich nicht sofort offenbarte, jedenfalls nicht aus römischer Sichtweise. Bei nur einem einzigen Beischlaf unter Zeugen musste es ja noch lange nicht heißen, dass alle Nachkommen dieser Verbindung tatsächlich legitime Nachfahren des Mannes waren. Nicht, dass Callista vorhatte untreu zu sein, aber wenn dieser Brauch eine Absicherung sein sollte, dann war es höchstens symbolisch gemeint. Sie war die Mutter des Nachwuchses. Soweit klar. Wie sollte das auch anders sein?


    Sie kaute zwar immer noch auf ihrer Unterlippe, aber ihr Blick schweifte wieder etwas freier und die Hände lösten sich, nassgeschwitzt, vom Kleid. Ihr Blick glitt durch den Raum und landete schließlich bei Marsus, der mehr als nur schuldbewusst aussah. Richtig gehend geknickt sah er aus und anscheinend hatte er ein schlechtes Gewissen. Zu Recht! Dachte Callista erst, aber gleichzeitig tat er ihr ein bisschen leid. Die Seitenhiebe hatte sie sehr wohl mitbekommen und er würde sich sicherlich noch eine Weile sowas anhören dürfen, bis man etwas anderes gefunden hatte, worüber man sich unterhalten konnte. Natürlich hätte sie sich gewünscht, es gäbe diesen Brauch nicht, aber er war da und sie konnte sich nicht drücken. Das einzige, was sie tun konnte war sich weigern oder es hinzunehmen und über sich ergehen zu lassen. Weigern war aber im Grunde auch keine Option, das würde sie nicht fertig bringen und gleich beide Familien vor den Kopf stoßen. Also griff sie nach seiner Hand, die für einen sekundenbruchteil zitternd in der Luft hing und versuchte ein zuversichtliches Schmunzeln. Sie nahm seine Entschuldigung an, das sollte es ausdrücken, obwohl es wohl immer noch widerspiegelte, welchen gedanklichen Kampf sie hinter sich hatte. Ihr war ja bewusst, dass ihr Lächeln nicht fröhlich aussehen würde, aber sie hoffte, dass er und die anderen daraus erkennen würden, dass sie es ernst meinte. Sie hatte zugestimmt, als ihr Onkel die Hochzeit geplant hatte und jetzt musste sie da durch. Allerdings sandte sie ein Stoßgebet zu Iuno, dass solche Versäumnisse nicht ein ständiger Begleiter ihrer Ehe sein würden. Viele der kulturellen Probleme ließen sich nämlich eigentlich schon vorher aus dem Weg schaffen, wenn man nur ausführlich genug darüber sprach. Was ja beim Brautraub auch einiges an Spannung genommen hätte.


    Sie räusperte sich und hielt dem Blick ihres Ehemannes kaum stand, soviel Flehen lag darin, soviel Angst sie könnte ihn abweisen. Sowas hatte ihr bisher noch niemand entgegengebracht, solche Gefühle. Und schon wieder hatte er gesagt, er liebe sie. Sie betete inständig, dass er es nicht nur sagte, um sie milde zu stimmen. Dann trat sie noch einen Schritt auf ihn zu, einen kleinen nur, aber er war sowieso eher symbolischen Charakters. "Ich verzeihe dir, Witjon." Sagte sie leise, so leise, dass wahrscheinlich nur er es gehört hatte. Der Lärm der Feiernden drang zwar nur gedämpft hier hoch, doch hatte Callista geflüstert, aus Angst ihre Stimme könnte brechen. Sie lächelte zaghaft, ein wenig aufmunternd und ein wenig hilflos. Wie er wünschte sie sich eigentlich nur noch, dass das Ganze schnell vorbei sein würde.

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