[Christus urbem benedicat] Die christliche Gemeinde des Marcus

  • Die Gemeinde des Marcus war klein, aber fein. Sie hatte wie alle christlichen Gemeinden Roms mit den alltäglichen Problemen einer 'Duldung' zu kämpfen: zwar konnte man sie nicht mehr wie Vieh durch die Straßen jagen, ungefährlich war ihr Leben dadurch allerdings noch lange nicht geworden.


  • Die Katakomben von Rom waren ehemalige Steinbrüche, aus denen Gestein für den Bau der Stadt darüber geschlagen wurden. Mit der wachsenden Stadt wuchs auch der Bedarf nach Steinen, und das weiche Tuffgestein eignete sich perfekt zum Ausschlagen aus dem Grund, womit die fernen Steinbrüche nicht mehr allzu sehr in Beschlag genommen wurden. Besonders für die ärmeren Schichten bildete das Gestein unter den Rändern der Stadt eine Möglichkeit günstig an Baumaterial zu kommen.


    Nachdem man die Steinbrüche allerdings ausgeschlachtet hatte, oder es soweit kam, dass der Abbau die Stabilität der einige Meter darüber gebauten Häuser bedrohte, überließ man die Katakomben einfach sich selbst. Was Gruppen den Weg ebnete, die sich am Rande der Legalität bewegten.
    Wie zum Beispiel den Anhängern eines in Iudaea hingerichteten Zimmermanns, die in Rom nicht den besten Ruf genossen.


    Marcus
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    "...inducas in tentationem, sed libera nos a malo. Quia tuum est regnum et potestas et gloria in saecula.
    Amen."


    Die letzten gesprochenen Worte verhallten leise in den Gängen der Katakomben. Der alte Mann bekreuzigte sich, so wie alle anderen neben ihm, hinter ihm, vor ihm auch. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen bevor er sie schließen konnte, und mit wehmütigem Blick betrachtete er den Körper, den die Männer vor ihm vor einigen Minuten in eine der frisch aus dem Gestein gehauenen Nischen gelegt haben. Noch so jung... noch so jung.


    Jemand klopfte ihm auf die Schulter, er sah nicht auf. Die Augen des Toten waren im Frieden geschlossen, aber der alte Mann erinnerte sich noch sehr genau daran wie sie ihn vor einigen Tagen noch freudenstrahlend angeblickt hatten. Er würde heiraten, hatte er gestrahlt, er würde endlich seine Alcisthene heiraten. Vor Gott, und vor ihrem großen Vorbild, Iesu dem Gesalbten, er würde heiraten. Doch dazu war es nicht gekommen, der glückliche Überschwang hatte den Jungen anscheinend unvorsichtig werden lassen.
    Sie hatten ihn zusammengetreten in der Gosse gefunden, keinen Hauch Leben mehr in sich, das Lächeln in Stücke geschlagen. Es war nicht der erste. Und sicherlich auch nicht der letzte.
    Marcus fragte sich, wieviele er, der er schon so viele Jahre gesehen hatte, und noch von dem Maertyrer Paulus selbst zum Licht geführt worden war, wieviele er noch würde sterben sehen bevor man ihn selbst ins Himmelreich erhob. Er hoffte, es würden nicht mehr allzu viele...


    Die kleine Gruppe zerstreute sich, so man dies in den engen Gängen der Stadt überhaupt als Zerstreuen betrachten konnte. Es war auch kein Wunder, schließlich kam man nur hier runter um die eigenen Toten begraben zu können. Und auch wenn man die Nischen recht bald wieder zumauerte: es stank erbärmlich.
    Das war eins der Opfer die man bringen musste, wenn man an die Auferstehung in Gott glaubte. Niemand ließ sich verbrennen, wenn er damit das Risiko eingehen musste nicht mit den seinen am Ende aller Tage wieder aufzuerstehen um das erdengewordene Himmelreich Gottes zu erleben. Niemand. Und genau aus diesem Grund stank es hier erbärmlich. Marcus lächelte matt, war es doch irgendwo ironisch, dass der Glaube an die Wiederauferstehung in Gottes Reich doch mit einem so erbärmlichen Gestank einherging.


    Auf seinen Stock gestützt ging Marcus den anderen hinterher, und dem schummrigen Licht in den Gängen war es zu verdanken, dass die Dunkelheit draußen ihm nicht die Sicht nahm. Auch wenn seine Augen ohnehin nicht die besten waren..
    "Geht mit Gott.", wünschte er noch einem Paar das ihn traurig anlächelnd passierte. Die Frau war schwanger, das war ein gutes Zeichen. Auch wenn das Kind nicht in Freiheit geboren würde. Es würde im Zeichen Christi geboren, und das alleine gab Hoffnung. Denn Hoffnung war es, wovon sie lebten.
    Und sie lebten gut davon..


  • Anaximander
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    Er hatte keine festen Punkte, wo er jene seltenen Menschen hinlockte, die sich tatsächlich für den Herrn zu interessieren schienen. Er nahm mal diesen und mal jenen Punkt, weit genug entfernt von allem Trubel um einigermaßen ungestört reden zu können... und das Werk fortzuführen. Reden musste man, denn er brachte niemanden auf Anhieb zur Gemeinde, zu gefährlich war es, dass man sie aushorchte und sie sich dann schließlich vor einem wütenden Mob in Sicherheit bringen mussten. Was oft schon geschehen war, und nicht immer gelungen. Schaden machte Klug, und auch wenn sie sich des Himmelreichs sicher waren konnten sie nicht blindlings in jede Gefahr laufen.


    An diesem Abend wartete Anaximander im Schutz der Dunkelheit auf einen weiteren Fang den er auf dem Markt getan hatte. Viele kamen nicht, die Angst war zu groß, oder sie hatten es nicht einrichten können sich glaubwürdig davonzustehlen. Aber ab und an...



    SKLAVE - MEMMIA ASCINIA

  • ... ja, ab und an kam es auch mal tatsächlich dazu, dass der Fang im Netz blieb. So zum Beispiel heute. Aber leicht fiel es Corona nicht, sich durch die Gassen zu stehlen. Ohnehin war es sehr schwer gefallen, sich aus der Villa zu stehlen, hatte es doch kleinen Widerstand gegeben. Natürlich, um diese Uhrzeit. Herrschaften machten sich Sorgen um ihren Besitz und Freunde um einen geliebten Menschen. Und in der Villa hatte Corona Freunde gefunden.
    Diesen Tag über hatten ihre Gedanken viel an Linos gehangen. Er hatte sie schließlich auf den Weg gelotst, den sie nun beschreiten würde. Er, mit seiner liebevoll-tolpatschigen Art und Weise. Wie es ihm in Germanien wohl ging? Ob er gut über den Winter gekommen war?
    Je näher sie ihrem Ziel kam, desto nervöser wurde Corona. Sie war schon in der Villa einmal erwischt worden, was, wenn nun noch etwas geschehen würde? Sie hatte die offensichtliche Warnung einfach ignoriert und das Risiko trotz eíner Stimme der Vernunft eingegangen.
    Die Sonne hatte sich bereits versteckt und die Dämmerung war nahezu vollendet, als sie ihr Ziel erreichte. Es war furchtbar gruselig und sie zog ihre Kapuze noch etwas fester. Sie wollte nicht von jedem einfach als Frau erkannt werden, das konnte hier nicht gut sein. Wie sollte sie auf sich aufmerksam machen? Sie kniff die Augen zusammen, um mehr erblicken zu können. Sie musste doch richtig sein?
    Die ganzen Gestalten, die sie noch erblicken konnte, trotz der späten Uhrzeit, ließen ihr Herz schneller schlagen. Die Gefahr machte sie verrückt. Wo war er? Wo war der Christ?

  • Anaximander
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    Er musste zweimal hinsehen bis er erkannte, dass die junge Frau tatsächlich gekommen war. Nicht, dass ihre Person leicht zu übersehen wäre, allerdings war Anaximander im ganzen Warten ein wenig müde geworden und beinahe eingenickt. Etwas, das unverzeilich war, wollte man sich nicht mit zertretenem Brustkorb in der Gosse wiederfinden.


    Ein kleiner Pfiff sollte eigentlich genügen, um das Weib auf ihn aufmerksam zu machen.


    "Salve, junge Frau.", schmunzelte Anaximander, während er selbst aus dem Schatten trat, "Dir scheint es wirklich ernst zu sein, was den besonderen Fisch angeht.. wenn du mir folgen möchtest? Keine Angst, ich führe dich später wieder hierhin. Jedoch ist es hier zu gefährlich um über das zu sprechen was du wissen willst..."
    Was folgte war eine kleine Odyssee durch die verwinkelten Gassen dieses Teils der ewigen Stadt, wo jede Ecke einzigartig war und es dennoch tausende derer gab. Nach einigen Minuten gelangten sie zu einem alten Haus, zu dem er ihnen Zutritt verschaffte. Nachdem er drei kleine Öllampen entzündet hatte, lächelte er der blonden Frau zu und wies auf eine Wand im Raum. Auf sah man zahlreiche Abbildungen, mit Kohle in den Putz getrieben, die wie Kinderbilder eine Geschichte abbildeten. Im Zentrum der Bilder befand sich jedoch ein mit ebenso geringfügiger Kunstfertigkeit ein gezeichneter Fisch.


    "So, da wären wir. Erkennst du irgendetwas von diesen Bildern wieder? Aus den Erzählungen von deinem Freund vielleicht?"



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