Vorlesung „Muneribus, Ludis Aleisque“

  • Werte Teilnehmer am Cursus „Muneribus, Ludis Aleisque“!


    Zum Einstieg gibt es dieses Mal eine kurze Einleitung zu diesem Thema. Darauf folgen wie bisher schon üblich Fragen, die beantwortet werden müssen. Dazu kann dieser Text, externe Quellen aber auch aufmerksam verfolgte Spiele der letzten Zeit herangezogen werden.


    In dieser Einleitung werden nur einige Aspekte betrachtet. Besonders was jedem bekannt sein sollte, wird hier nicht mehr erwähnt.

  • Gibt es einen angenehmeren Zeitvertreib für einen Römer als Spiele? Ob dies nun öffentliche Spiele wie Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen oder Seeschlachten sind, oder im privaten gespielt werden, allesamt sind sehr beliebt.



    ÖFFENTLICHE SPIELE


    Die Spiele unterstehen den Beamten, diese richten sie ursprünglich aus: die Verantwortung für die Ludi Romani hat der kurulische Aedil über, der auch die Ludi Megalenses und die Ludi Florales ausricht. Die Plebejischen Aedilen sorgen für die Ludi Plebei und der Praetor urbanus für die Ludi Apollinares. Das eifrige Bemühen der Beamten, über möglichst aufwendige Spiele zu Popularität zu kommen, führte oft zu einer gegenseitigen Überbietung der finanziellen Ausgaben für die Spiele. Cicero sieht in der laetitia popularis, der fröhlichen Stimmung im Volk, eine Triebfeder der Demokratie. Livius sprach von den römischen Schauspielen einmal als „Irrsinn, den sich kaum die steinreichen Königreiche leisten können“. Um die finanziellen Lasten der zunehmend teuren Spiele von der kaiserlichen Kasse abzuwälzen, wurden bei einem Senatsbeschluss aus dem Jahr 731 den Prätoren eine Summe zur Verfügung und deren unangemessene Überschreitung verboten. Rekordausgabe war das Dreifache der bereitgestellten Summe 735. Ausnahmsweise wurden auch private Munera zu besonderen Anlässen und als Ausdruck loyaler Gesinnung zugelassen und dabei zwei jährliche Munera mit höchstens 120 Paaren pro Spiel geduldet. Mit der Zeit nahm die finanzielle Unterstützung durch Private zu, besonders auch in Hinsicht auf eine zunehmende Dezentralisierung der Spiele. Städte konkurrierten untereinander über Spiele.


    Im Mittelpunkt der öffentlichen Spiele stehen sicherlich die Ludi Circenses. Die Bekanntesten Zirkusgebäude sind wohl der Circus Flaminius auf dem Marsfeld, der Circus Gai, von Caligula erbauen lassen, und natürlich der Circus Maximus. Dieser wurde im Laufe der Jahrhunderte aus einer einfachen natürlichen Anlage in der Talsenkung der Vallis Murcia zu einem Prachtbau, die hölzernen Konstruktionen in steinerne umgewandelt, die verwendeten Materialien immer wertvoller. Zu den Zeiten Caesars fasste der Circus Maximus etwa 150.000 Personen Platz, unter Vespasian etwa 250.000 Personen.
    Die ersten Stufen sind den Senatoren vorbehalten, die Lex Roscia regelte, dass die vierzehn folgenden Ränge für Ritter reserviert waren. Wenn der Herrscher selbst im Theater nicht zugegen ist, steht sein offizielles Standbild hoch über dem Publikum.


    Mit den Spielen verbunden wurde auch eine öffentliche Darstellung von Strafen. Seit claudischer Zeit hat es sich eingebürgert, aus den Urteilsvollstreckungen ein öffentliches Schauspiel zu mfachen, besonders wenn es sich um Räuberei oder Verwandtenmord handelte. Die Vollstreckung kann in Gestalt eines abgekürzten Gladiatorenkampfes vor sich gehen, ohne vorheriges Training oder irgendeinen Schutz. Am häufigsten werden die Verurteilten aber wilden Tieren vorgeworfen. Caligula war schon aus ökonomischen Gründen dazu übergegangen, seine Bestien mit Verurteilten zu füttern. Solche Vollstreckungen wurden oft in Nacherzählungen von Mythen eingebettet. Zb spielt ein Verurteilterden Orpheus, der die wilden Tiere bezaubert und dann in Stücke gerissen wird, oder den Ikaros, der mit lächerlichen Flügeln in der Arena zu Tode stürzt, oder den Scaevola, der seine Hand heldenhaft auf das Kohlenbecken des Porsenna legt.




    GLADIATORENKÄMPFE / MUNERA


    Die ersten Gladiatorenkämpfe haben auf dem Forum Boarium stattgefunden im Jahr 489, bei dem drei Paare antraten. Bis zum Ende der Republik werden Gladiatorenkämpfe bei den Trauerfeierlichkeiten, den ludi funebres, der großen Familien veranstaltet. Die Anzahl der Gladiatorenpaare nahm stetig zu. Bei den Trauerfeierlichkeiten des Licinius 183 gab es 120 Kämpfer.


    Ursprünglich waren es Kriegsgefangene, die bei den Bestattungsfeiern zu Duell oder Selbstmord gezwungen wurden, mit der Zeit wurden die Kämpfer immer mehr durch Freiwillige ersetzt.
    Eine alte Gesetzgebung verbot es den Senatoren und Rittern, sich in der Arena zu betätigen, und drohte dabei mit Ehrverlust und sozialem Abstieg. Aber schon unter Tiberius gab es Abweichungen. Einige umgingen das Verbot, indem sie sich aus dem Ritterstand ausschließen ließen. Während Caligula Ritter-Gladiatoren noch hinrichten ließ, ermunterte Nero sogar die Ritterschaft mit Geschenken zur Teilnahme.


    In einer Gladiatorenschule, ludus gladiatorius, wurde der Umgang mit Waffen trainiert. Der Unternehmer der Schule (lanista) ist entweder von einer festen Einrichtung aus tätig oder zieht als Zwischenhändler und Trainer umher. Zuweilen betreibt er sein Geschäft im Auftrag höhergestellter Persönlichkeiten, die die Schule und die Gladiatorentruppe besitzen.
    Der Princeps besitzt meist die bedeutendsten Gladiatorentruppen (familia) und –schulen (ludi). Caesar hatte als Erbe die Juliani hinterlassen, die in Capua ausgebildet waren; dieser Name bezeichnet künftig als Gattungsbegriff die kaiserlichen Gladiatoren. Schon in der frühen Kaiserzeit gab es in Rom vier größere Kasernen: den schon älteren Ludus Magnus, den Matutinus (für Tierkämpfe), den Dacicus (für dakische Kriegsgefangene) und den Gallicus (für gekaufte Gallier).




    GESELLSCHAFTSSPIELE, GLÜCKSSPIELE


    Privat beliebt sind Gesellschaftsspiele und Glücksspiele, wie zB mit Astragalen, Würfeln, Geschicklichkeitsspiele oder Brettspiele.
    Talorum Ludus, oder wie die Griechen sagen, Astragalisis, ist vor allem noch in Achaia sehr beliebt. Astragale und Würfel wurden nicht nur für Glücksspiele sondern auch zur Geschicklichkeit oder Weissagung benutzt. Das Spiel mit den Knöchelchen wurde zB auch bei manchem Gastmahle fast als rituelle Ergänzung gesehen.


    Die Astragale sind die Hinterfußwurzelknochen von Schaf und Ziege. Die vier Seiten des Astragales, die gewürfelt werden können, haben die Bezeichnungen koon, pranes, hyption und chion und ihnen werden die Werte 1, 3, 4, 6 zugeordnet. In Anbetracht der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten des Auftretens der Seiten eine raffinierte Übereinkunft. Manchmal werden diese Werte auch vertauscht und 6, 4, 3, 1 verwendet, die gegenüberliegenden Seiten ergeben immer eine Summe von 7. Beim Meistwurfspiel wird meist mit 4 Astragalen gespielt, der beste Wurf ist der Venuswurf (Venerius iactus), jeder Astragal zeigt eine andere Seite. Schlechtester Wurf ist der Hund (Canis). (sim-off: eine mögliche Erklärung für den Spruch „auf den Hund gekommen“)
    Beim Grad- und Ungrad-Spiel (ludere par-impar) hält ein Spieler in der Hand eine Anzahl Astragale, der andere hat zu erraten, ob diese Anzahl gerade oder ungerade ist.


    Auch beliebt ist der Würfel (tessera oder alea). Der Begriff „Alea“ wird ja nicht nur für den eigentlichen Würfel, sondern allgemein für das Glücksspiel aber auch für Risiko und Zufall verwendet. Würfel können gleichmäßig sechsseitig sein, wobei auf den Seiten 1 – 6 Punkte aufgemerkt sind und sich eine Aufteilung durchgesetzt hat, bei der sich gegenüberliegende Seiten auf 7 Punkte addieren. Andere Würfel haben zB die Beschriftungen i, va, est, orti, Caius, volote auf ihren 6 Seiten. Aber auch mit Würfel die bis zu 20 oder 24 Seiten haben, wird gespielt oder für Orakelsprüche verwendet, die mit Buchstaben oder Tierkreiszeichen beschriftet sind.
    Gespielt wurde meist mit 3 oder 2 Würfeln. Um beim Werfen irgendwelche unerlaubten Manipulationen zu verhindern, wurden „Geräte“ verwendet, wie ein Würfelbecher (fritillus), ein Würfeltrichter oder Spielturm.


    Wer die Würfel erfand, ist nicht eindeutig überliefert. Plinius schreibt dies in seiner „Naturalis Historia“ Palamedes zu: „Die Würfel erfand Palamedes während des Troianischen Krieges … Denn als die Achäer an den Küsten Trojas in den endlosen Tagen und Nächten, in denen sie nicht im Kriegsdienst tätig waren, von zehrender Langeweile ergriffen wurden, da erfand Palamedes für sie die Würfel.“
    Herodot erzählt von den Lydern als Erfinder während einer Hungersnot: „Den einen Tag spielten sie durch, um nicht ans Essen zu denken, am anderen aßen sie und ließen das Spielen“.


    Daneben noch beliebt sind Brettspiele, von denen es viele verschiedene gibt, zB Zwölf-Felder-Spiel oder das Soldatenspiel.
    Langweilig wurde es selten.

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