Endlich angekommen - die Gesandtschaft aus dem hohen Norden

  • Sie erreichten Ostia vier Tage nachdem sie in Massilia das Schiff bestiegen hatten - am frühen Morgen. Bei gutem Wetter hätten wohl drei gereicht, aber dummerweise hatte sie auf dem Sinus Ligusticus ein hässlicher Sturm erwischt, der sie ziemlich vom Kurs abgebracht hatte. Dadurch waren sie am Ende mit einem Tag Verspätung nach Aleria gekommen, von wo sie dann nach Ostia weitergefahren waren - immerhin diesmal ohne die vielerorts gefürchteten Herbststürme. Immerhin nieselte es aber und der Himmel war finster, als sie in der Ferne das Leuchtfeuer des Leuchtturms von Ostia erblickten - oder genaugenommen Portus Romae, wie der Kapitän sie aufklärte.


    Einige Zeit später fuhren sie schließlich in die Hafeneinfahrt ein, wo gewaltige Getreideschiffe vor Anker lagen - dagegen wirkte das Hochseeschiff, das immerhin Platz für die ganze Gesandtschaft geboten hatte, geradezu mikrig. Crispus stand, gehüllt in sein bereits triefendes Sagum, schweigend an der Reling und betrachtete die Ozeanriesen, die sie hier passierten. Sie alle brachten wohl Getreide nach Rom und ihre Größe, wie auch die gewaltige Speicherstadt, die sich hinter den Anlegeplätzen andeutete, boten bereits einen Vorgeschmack darauf, was für eine Riesenstadt sie in Kürze betreten würden.


    Es wurde höchste Zeit, die genaueren Vorbereitungen zu treffen - wenn sie erst einmal in Rom waren, würden sie diesen Duccius Vala auftreiben müssen, dann auch die Patrone Mogontiacums - allen voran diesen Germanicus Avarus. Danach mussten sie sich eine Unterkunft organisieren, dazu eine Audienz beim Kaiser beantragen. Und dann gab es ja auch noch die privaten Pläne, die Crispus auf der Agenda hatte - Lucius brauchte einen Patron, eine Wohnung, man musste herausfinden, wie man seinen Namen für den Ritterring ins Gespräch brachte...


    Nach der langen Ruhe der Seefahrt würde nun also der stressige Teil der Reise starten...

  • Als das Schiff die Hafenmauern von Portus passierte, war Lucius absolut sicher, dass er das Meer hasste - das hatte er nun wirklich ausgiebig experimentiell bestätigt: Zwar hatte Armin bereits kurz nach dem Auslaufen in Massilia gekotzt, aber bei ihm war mit etwas Zeitverzögerung haargenau der selbe Prozess zu beobachten gewesen - nur, dass er bei ihm nie wirklich geendet hatte. Und hätte es nicht gereicht, dass ihm wegen des wackligen Untergrundes ständig mindestens ein kleines bisschen übel gewesen war, war am nächsten Tag auch noch der Sturm gekommen. Das Meer hatte sich von jetzt auf gleich in eine wütende Bestie verwandelt, die das mächtige Handelsschiff hin- und hergeschleudert hatte, während der Wind nicht weniger wütend geheult und sogar das Segel zum Reißen gebracht hatte. Das hatte der junge Petronier allerdings erst im Nachhinein erfahren, denn er hatte die Zeit damit verbracht, sich panisch an der Reling festzukrallen, seinen Mantel vom Wegfliegen abzuhalten und parallel zuerst das Frühstück samt Abendessen, danach saure Galle hochzuwürgen und hinaus in die See, aber auch auf seine Kleidung und das Deck zu verbreiten, wo es glücklicherweise umgehend von Regen und Wellen weggewaschen worden waren. Und das schlimmste daran war gewesen, dass es ihm am allerschlechtesten von allen Passagieren gegangen war - selbst wenn auch der eine oder andere der oberwichtigen Decurionen sich hatte erbrechen müssen.


    Umso glücklicher war er gewesen, als sie in Aleria Station gemacht hatten. Die Stadt hatte ihn zwar wenig beeindruckt - Kolonien im Schachbrettmuster hatte er auf der Reise nun doch zu Genüge gesehen, ebenso Amphitheater, Theater, Tempel und Paläste - , aber der feste Boden unter den Füßen war eine Wohltat gewesen. Sie waren allerdings nicht lange geblieben und der Alte hatte ihn gezwungen, die kulinarische Spezialität des Ortes - Austern - zu essen. Schleimige, salzige Muscheln, die man roh schlürfte und die in ihrem Geschmack ziemlich ans Meer erinnerten - kein Wunder, dass er sie am nächsten Tag auf See direkt wieder von sich gegeben hatte.


    Nun hatte die Odyssee allerdings ein Ende. Schon von Ferne erkannte der junge Petronier das Leuchtfeuer, von dem er schon gehört hatte - und wunderte sich: Je näher sie dem Feuer kamen, desto mehr schien es aufzusteigen, bis am Ende der ganze Turm und auf dessen Spitze die gegen den Regen ankämpfenden Flammen zu sehen waren. Man konnte fast glauben, dass die Meeresoberpfläche einen Bogen machte. Als nächstes kamen dann die großen Handelsschiffe, die die Frage aufwarfen, welches Volumen sie wohl hatten - und wie viele von ihnen, um Rom für ein Jahr mit Getreide zu versorgen. Alles in allem hatte er beim Einlaufen also genügend Ablenkung, um nicht ständig an die noch immer vorhandene leichte Übelkeit zu denken.


    Kurz darauf wurde der Anker ausgeworfen und das Schiff bremste recht abrupt. Hafenarbeiter in Mänteln zogen das Schiff mit Tauen zum Kai, dann wurde das Schiff vertäut und die Landeplanke aufgelegt. Lucius war der erste, der sie überquerte und dann endlich zum ersten Mal einen Fuß auf italischen Boden setzte - festen, nicht-schwankenden Boden, der dazu noch so nahe am Zentrum der Welt war! Am liebsten hätte er ihn direkt geküsst!


    Doch hinter ihm kam schon der Alte, dann die anderen Decurionen, die ihn ein bisschen beiseite schoben. Damit endete der magische Moment, denn sein Vater beauftragte ihn, das Entladen des Schiffes zu überwachen - nicht, dass jemand eine der Goldkisten verschwinden ließ...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Nachdem sie von Bord gegangen waren, machte Crispus sich gleich daran, sich um den Weitertransport nach Rom zu kümmern - so war er bisher auch immer vorgegangen und er hatte keine Zeit zu verlieren. Was er dort allerdings hatte erfahren müssen, war weniger erfreulich: nach Rom durfte man tagsüber nicht mit Wägen einfahren - und es dauerte sowieso einen ganzen Tag, bis man die Stadt von hier aus erreichte. Also mussten doch nochmals Herbergen angemietet werden (angeblich sowieso vieeel billiger als in Rom selbst!). Zuletzt beschloss Crispus, zusammen mit Haakon und Lucius vorauszugehen und schon heute zu versuchen, in Rom irgendjemanden zu finden, der ihnen weiterhelfen konnte.


    Also mieteten sie sich - wieder einmal - ein paar Reittiere und machten sich auf den Weg den Tiber hinauf in die ewige Stadt...

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