Alles 'Gute' kommt von oben

  • "Mein schöner Krug! Ach, tu Tölpel! Wie konntest du nur wieder so ungeschickt sein!" Der Angesprochene und in die Jahre gekommene Tappo konnte nur schuldig auf seine ihn mit Worten und Blicke strafende Angetraute blicken. Die alte Barbula, wie sie mit Namen hieß, hatte ihren lieben Krug unter den ungeschickten Händen ihres Mannes auf dem Boden zerschellen sehen. Zurück blieb ein großer Scherbenhaufen, der nach ihrer Aufassung kein Glück brachte.


    Während daheim lediglich die Gefahr eines tölpelhaften Ehemannes lauerte, galt es auf römischen Straßen stets und ständig Acht zu haben. Allzu bedenkenlos sollte man nicht unbedingt umherwandern. Ein waches Auge war immer mal hilfreich, um den vielen möglichen Gefahren aus dem Wege zu gehen. Wo man vielleicht in erster Linie an Diebesgesindel oder Schlägertypen dachte oder auch vielleicht an den ein oder anderen Halsabschneider, der seine defizitären Waren außerhalb des Marktes loswerden wollte. Vielleicht wollte man auch einfach nur davor bewahrt werden, dass einem jemand nach Almosen anbettelte oder überhaupt von irgendwelchen skurilen Gestalten vollgequatscht zu werden. Doch das waren bei weitem nicht alle Gefahren, denen man sich entziehen musste.


    Denn dort, wo man das Auge nach rechts, links, geradeaus warf und sich dazu auch noch hin und wieder umblickte, musste man sich auch den unangenehmen Überraschungen erwehren, die von oben kommen konnten. Doch was konnte da schon gefährlich sein? Der Regen oder gar Iuppiters Blitz, der einen erschlug? Nein, auf römischen Straßen allgegenwärtig war die Gefahr des Mülls, der vom Himmel fiel.


    Nun gut, der Müll fiel nicht vom Himmel, sondern ganz unmetaphorisch aus den Häusern der Bewohner Roms. Besonders beliebt flog er aus den obersten Stockwerken der Insulae - solche, wie sie auch von Barbula und Tappo bewohnt wurden. "Kehr das schnell zusammen! Ich will nicht, dass das hier alles die ganze Zeit rumliegt!" Als gehorsamer Mann ließ sich Tappo nicht lumpen und erfüllte seine Pflicht. Während seine Frau sich bereits aufgemacht hatte und das Mahl bereitete, hatte der gute Tappo nun wahrlich nicht mehr die Zeit irgendwo hinzuwandern, um das Zeug zu entsorgen. Stattdessen strich eine milde sanfte Brise aus dem Fenster, die ihn geradezu bedenklich auf die Einfachheit der Lösung seines Problems hinwies.


    Der Mann schaute nicht links und nicht rechts und schon gar nicht nach unten, als er den zusammgetragenen Scherbenhaufen ganz einfach nach draußen schmiss. Die sich in der Luft ausbreitenden Einzelteile flogen ganz einfach auf die Straße und wie durch ein Wunder, landeten sie allesamt direkt auf dem Pflaster und nicht etwa im Kopf eines Römers. Nur haarscharf verfehlten sie eine Person, die wohl mit einem Schrecken davonkam...


    Sim-Off:

    Wer vielleicht Lust hat, die Person zu sein und sich bei den städtischen Behörden über diese lästige, typisch römische Verhaltensweise des Hinauswerfens von Müll auslassen möchte, ist herzlich eingeladen. ;)

  • Sim-Off:

    Ich sag mal, das spielt dann nach meiner Dienstreise....


    Ein Treffen mit meinen beiden besten Freundinnen stand an. Die beiden hatte ich ja in letzter Zeit stark vernachlässigen müssen, weil ich nicht in Rom, sondern auf Inspektionsreise durch halb.. ganz Italia gewesen war. Jetzt traf ich mich in einem der großen öffentlichen Parks mit ihnen und wollte sie unter anderem nicht nur zu meiner Hochzeit einladen, sondern auch noch fragen, ob sie meine Trauzeuginnen wurden. (Paula war ja in erster Ehe verheiratet, wennauch nicht besonders glücklich, eignete sich damit aber trotzdem ausgezeichnet als meine Pronuba.)
    Gemessen am Sonnenstand und meiner einmal mehr wunderbar schlechten Laune war ich spät dran. Aus diesem Grund hatte ich mich auch fürs Laufen entschieden (so weit war es nicht), statt mit der Sänfte zu meinem Ziel zu kutschieren. Hinter mir eilten, weil ich seit meiner Ernennung zur Postpräfektin Italias ja in eigener Wahrnehmung nun eine der wichtigeren Personen Roms war, gleich zwei Leibwächter hinterher, während nur gut zwei Schritte vor mir ein selbiger dritter den Weg für mich freimachte.


    Und dann, irgendwo auf meinem Weg, geschah es: Vollkommen unerwartet kamen zwischen meinem Wegbereiter und mir etliche größere Tonscherben heruntergeregnet und verfehlten mich wirklich nur knapp. Ich stoppte instinktiv meine Schritte und sah mich nach den Seiten um, während sich meine Leibwächter schützend um mich kreisten und ihrerseits den vermeintlich werfenden Angreifer suchten. (So beliebt wie ich mich nicht selten mit meiner Art machte, war das ja auch nicht allzu unwahrscheinlich.) Doch es war niemand zu sehen, der nicht selbst geschäftig durch die Straße lief und hierhin oder dorthin strebte.
    Zwischen dem nun noch etwas kleineren Bruchton stehend offenbarte nur wenig später ein weitaus feinerer Tonstaub, der von oben nicht nur auf meinen Kopf rieselte und meine Frisur für den Anlass wirklich völlig ruinierte, die wahre Richtung der Attacke! "Ey, du....", keifte ich los, bevor ich wütend innehielt. Der Staub auf meinem geschmeidigen Haar reichte mir ja schon. Ich wollte nicht noch einen nassen Eimer dazu riskieren. Außerdem schob mich einer meiner unfreien Begleiter daraufhin sofort aus der Gefahrenzone, während mir ein anderer, der offenkundig ein schnelles Auge besaß, verriet, dass der ganze Mist aus der zweiten Etage auf uns (und vor allem MICH) heruntergekommen war. Und weil ich in dem Aufzug jetzt eh nicht mehr zum Treffen mit meinen Freundinnen konnte (daran war nur meine Leibsklavin Callisto schuld, ohne deren Trödeligkeit ich nicht erst so spät losgekommen wäre und dann auch die Sänfte genommen hätte!), entschied ich mich spontan dazu mir wenigstens meine schlechte Laune abzureagieren: Auf in die zweite Etage.. und dem Idioten wenigstens die Chance geben sich bei mir zu entschuldigen, bevor ich ihn vermutlich trotzdem an irgendwen denunzieren würde, der ihm den Arsch aufriss!


    Vor der richtigen Tür angekommen, klopfte ich dann höchst selbst mit bitterer Miene an, während meine drei Leibwächter schräg links hinter mir und schräg rechts hinter mir standen - und einer auch so, dass nur sein grimmig blickender Kopf direkt hinter mir zu sehen war. "AUFMACHEN!", artikulierte ich anschließend stinksauer, bevor ich mir den dabei von meinem Haar ins Gesichts rieselnden Staub mit der flachen rechten Hand wegwedelte. Ich hatte innerlich wirklich SO'N Hals! (Nur äußerlich war mein Hals noch hüsch und zart und schön wie eh und je.)

  • Zufrieden lächelnd und sich die Hände abklopfend, bewunderte der gute Tappo seine bestechende Problemlösungskompetenz. Das ging schnell und - natürlich nur für ihn - sauber. Jetzt war zum Glück Zeit, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Um dem Müßiggang Genüge zu tun, setzte sich der gute Mann doch gleich auf seinen Allerwertesten und wartete darauf, dass ihm bald sein Essen serviert werden würde. Doch kaum hatte er sich der Last seines schweren Körpers entledigt, schreckte er förmlich auf, als er ein lautes Stimmchen vernahm, was mit großer Sicherheit von der Tür kam und mit großer Sicherheit bedeutete, dass er seiner Erholung ledig wurde. Der Ton gefiel ihm darüber hinaus gar nicht. Warum sollte jemand so unbedingt zu ihnen kommen wollen? Oder wollte da jemand Schulden eintreiben? Eigentlich hatte er doch noch Zeit, bevor er die Würfelblamage der letzten Woche ausbügeln musste. Ach, was ging dem Tappo nur wieder durch den Kopf, während er schon lauthals sein Weib rufen hörte: "Jetzt schau schon, wer da ist!" Hmm... zum Eintreiben von Schulden würde man sicher keine Frau schicken - immerhin klang die Stimme durchaus weiblich. Gehorsamst folgte er natürlich dem Willen seiner Gattin und schritt eiligst zur Tür. Er machte sie sogar auf, wenn auch der Sicherheit wegen nur einen kleinen Spalt, damit er sehen konnte, was da vor seiner Tür stand. "Ähm, ja, wer da?", fragte er dann aus dem Spalt heraus und gänzlich unsicher, denn dort stand in der Tat eine Frau vor der Tür, aber die war auch noch gesichert durch ein paar andere Männer. Hui? Was wollten die bloß von ihm? Dem nicht allzu cleveren Tappo fiel natürlich nicht unbedingt auf, dass das staubige Haar und das grimmige Gesicht, was er da nun sah, irgendetwas mit seiner gerade ausgeführten Müllbeseitigungs-Aktion zu tun haben könnte.

  • Die Tür öffnete sich nur einen kleinen Spalt breit. Offensichtlich wusste der Kerl dahinter ganz genau, dass er Mist verzapft hatte! "Wer hier ist, möchtest du wissen? Ja? Ich kann dir sagen, wer hier ist! Hier ist Sergia, Sergia Fausta, mein Lieber!", giftete ich sogleich los und fixierte den Attentäter bitterböse und stinksauer durch schmale Augen. "Ich bin meines Zeichens die Postpräfektin von ganz Italia und die Frau, die du eben beinahe erschlagen hättest mit deinem.. deinem Müll!", ließ ich ihn wissen. Denn es schlug natürlich immer höhere Wellen nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern vor allem auch in der Justiz, wenn ein (potenzielles) Opfer etwas bekannter und etwas einflussreicher war.
    Ich legte meine linke Hand anschließend auf die Tür und versuchte sie noch etwas weiter aufzudrücken, um den Kerl, dessen hinterhältigem Anschlag ich hier nur knapp entronnen war, vielleicht noch etwas besser sehen zu können. "Was hast du dazu zu sagen, hm? Und wer bist du und wie heißt du überhaupt?", wollte ich im gleichen Atemzug noch immer auf 180 wissen. Ich schwor mir, der würde es noch jämmerlich bereuen, dass er getan hatte, was er getan hatte....

  • Au backe, das gab Ärger. Jetzt wurde dem guten Tappo seine Tat erst richtig bewusst. Und jetzt stand hier auch noch eine Praefecta vor seiner Tür! Obwohl er das nicht so recht glauben konnte, andererseits sprachen die Leibwächter dann doch wieder für die Wichtigkeit dieser Person. Die natürlich einfachste und natürlichste menschliche Reaktion, die man wohl erwarten konnte, war wohl schlichtweg: Leugnen! "Ich... nunja... ich weiß gar nicht wovon du redest... Praefecta. Wie? Wo? Erschlagen? Also das hört sich ja abenteuerlich an. Ich selbst saß die ganze Zeit gemütlich hier herum. Mit irgendwelchen Tonscherben hab ich nichts zu tun" Sein Blick war mit jedem eines Lammes gleichzusetzen, dabei fiel ihm leider gar nicht auf, dass er anstatt das von der Praefecta benutzten Wortes 'Müll' von 'Tonscheiben' sprach. "Meine Frau kann es bezeugen! Wir sind einfache Bürger, also meine Wenigkeit, Turpillius Tappo und mein liebe Frau Barbula. Wir würden uns nie etwas zuschulden kommen lassen! Hoffentlich bekam er dieses Ding, welches kaum älter als 20 zu sein schien wieder hier weg. Soll sie ihm das doch ruhig abkaufen. Da er und seine Frau die 40 schon längst überschritten hatten, wäre es doch Lachhaft sich hier von einem so jungen Ding irgendetwas sagen zu lassen... einer Praefecta... das klang immer noch sehr merkwürdig in seinen Ohren. Immerhin öffnete Tappo den Spalt schon etwas mehr, so dass man sich besser erkennen und unterhalten konnte, so dass gleichsam auch Tappos rundes und etwas dümmlich anmutendes Gesicht zum Vorschein kam. Am liebsten hätte er die Tür aber sofort wieder zugeknallt und deshalb behielt er seine reservierte Stellung.

  • Der Kerl leugnete! Alles! Was für ein unverholener Lügner! Verbrecher! Ich funkelte ihn noch immer böse an, während ich mir kurz darauf doch ein bisschen überrascht eingestehen musste, dass ich an seiner Stelle, wenn ich etwas zu verbergen gehabt hätte, spätestens bei meinem Versuch die Tür noch weiter aufzudrücken meinem Gegenüber genau diese vor der Nase zugeschlagen hätte. Unzufrieden und mit einem etwas zerknirschten Ausdruck im Gesicht nahm ich meine Hand wieder von der Tür und zog mich wieder einen Schritt zurück. "Nun, wenn das so ist.. Turpilius.. dann tut es mir Leid, dass ich dich.. oder deine Frau.. verdächtigt habe.", entschuldigte ich mich und meine Mundwinkel zuckten nur ganz kurz leicht nach oben. An ein Lächeln, selbst ein aufgesetztes, war gerade nicht zu denken. "Dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als zusammen mit meinen drei Zeugen hier den Fall vor die Staatsmacht zu bringen. Denn du wirst mir sicherlich darin zustimmen, dass solche Leute bestraft und weggesperrt oder besser noch gekreuzigt gehören, die hohe und wichtige Amtsträger dieses Reiches beinahe umbringen mit ihrem.. ihrem Müll!", stellte ich anschließend nochmal energisch klar und wandte mich zum Gehen um....


    .... bevor mir plötzlich dämmerte, dass ich genau das gleiche eben auch schon gesagt hatte! Müll. Ich hatte Müll gesagt! "Halt, nein. Moment!", drehte ich mich also erneut um und fixierte den Turpilier abermals, diesmal jedoch ruhig und mit den schmalen Augen einer auf Beute lauernden Löwin. "Woher weißt du auf einmal, dass ich mit Tonscherben beworfen wurde, wenn du doch die ganze Zeit mit deiner Frau zusammen in der Wohnung saßt, hm?", erkundigte ich mich, während ich mich ihm wieder langsam nährte und innerlich wusste: Gotcha! "Ich selbst habe doch immer nur von irgendeinem Müll gesprochen und noch nicht einmal etwas von irgendwelchen Scherben gesagt!", stellte ich klar, obwohl es ja selbst bei Scherben die Auswahl zwischen Ton und Glas gab. "Dir ist schon klar, dass wenn du mich hier zu belügen versuchst, du das bitter bereuen würdest, oder? Denn eine Präfektin, die ihrerseits wiederum die rechte Hand des Praefectus Praetorio ist," Einen senatorischen Legaten für den Cursus Publicus gab es ja nicht mehr. "versucht man nicht für dumm zu verkaufen.. nicht, wenn einem etwas an sich und seinen Lieben liegt!", drohte ich diesem Tappo praktisch unüberhörbar zwischen den Zeilen. "Ich frage dich jetzt also nur noch ein einziges Mal, werter Turpilius Tappo: Stammt der Müll, mit dem ich eben beworfen wurde, die Tonscherben, stammt das aus deiner Wohnung? Hast du mich damit beinahe erschlagen? Oder war es deine Frau?!", kam meine linke Hand wieder bedrohlich auf seiner Tür zu liegen. "Sag mir jetzt die Wahrheit und ich gebe mich vielleicht mit einer Entschuldigung zufrieden." Niemals würde ich mich mit einer einfachen Entschuldigung abspeisen lassen! "Lüg mir ins Gesicht und ich verspreche dir beim Stein des Iuppiter," Ich liebte es, wenn sich manche Leute von so ein bisschen Hokuspokus einschüchtern ließen! Hoffentlich gehörte dieser Kerl hier auch dazu. (Das wäre dann beinahe schon ein bisschen Entschädigung. Beinahe.) "dass du es schon bald mit weit größeren Problemen als nur einer wütenden jungen Praefecta zu tun haben wirst, die nur einmal mit ihrem Finger" Ich schnippte. "zu schnippen braucht, um ihre einflussreichen Freunde und Verwandten zu mobilisieren!" Und man brauchte mich nur einmal anzusehen (offensichtlich wenn ich vielleicht etwas weniger beschmutzt war), um eine Vorstellung davon zu bekommen, dass ganz sicher kein männlicher römischer Amtsträger meinen Bitten abgeneigt wäre, wenn ich mich nur entsprechend dafür einsetzte.... (Ausnahmen, wie mein Verlobter, bestätigten selbstverständlich nur diese Regel! - Und notfalls könnte ich ja auch einfach Marcus selbst vorschicken!)

  • "Hr hr" - so in etwa lachte der Turpilier in sich hinein, als sich diese Frau sogar schon bei ihm entschuldigte und ankündigte zu gehen. Wie überzeugend er doch sein konnte. Die Rolle des Unschuldslammes passte ihm einfach gut. "Ach, kein Problem. Ich hoffe, du findest den Schuldigen! Ja, gekreuzigt ist doch nun wirklich das Mindeste!", sprach er schon völlig gelockert aus. Als er schon ein 'Vale Bene' folgen lassen wollte, aber dann musste das Lamm dem gefräßigen Wolf mitten in die Auge sehen, bevor er einen zerriss.


    "Hab ich Tonscherben gesagt? Nein, äh, das war nur symbolisch gemeint, ja genau, symbolisch. Es ist ja allgemein bekannt, dass Iuppiter manchmal Scherben schickt, wenn ihm die Blitze ausgehen." Der Schweiß breitete sich auf seiner Stirn aus, während er diese völlig absurde Geschichte erzählte, die jeden Mythos sprengen musste. "Womit ich natürlich nicht sagen wollte, dass Iuppiter euch treffen wollte, ähm, Praefecta. Ich, ähm, manchmal ist es ja sogar ein sehr gutes Zeichen, wenn einem Iuppiter trifft. Haha, nicht wahr? Aber ich bezweifle, dass durch dein wunderschönes volles Haar überhaupt auch nur eine Scherbe oder ähm, irgendein Müll, hindurchgegangen wäre. Da kannst du wirklich glücklich sein, haha." Allerdings glaubte Tappo nun selber nicht mehr daran, hier noch einen gepflegten Themenwechsel hinzubekommen. Sein Gegenüber war zu bestimmend, zu hartnäckig und drohend. Der Mann wurde sichtlich Kleiner und Kleiner und auch ein bisschen blasser. Hatte sie jetzt auch noch den Praefectus Praetorio erwähnt? Mit so viel geballter Macht hatte es der Römer noch nie zu tun gehabt. Umso unsicherer wurde er jedoch in Anbetracht seiner Reaktion. Würde sie es wirklich bei einer Entschuldigung belassen oder würde sie ihn nicht trotzdem irgendwo ausliefern und schrecklich bestrafen? In dem Fall wäre leugnen immer noch eine Option. "Ich... äh" Doch bevor sich der Turpilier weiter um Kopf und Kragen reden konnte, ertönte aus dem Hintergrund ein lautes: "Turpillius Tappo, du Idiot!" Nomen gentile und cognomen bekam er eigentlich nur zu hören, wenn es richtig Ärger gab. Und welcher Anlass wäre dafür wohl besser gewesen? Die Barbula riss nun endgültig die Tür auf las ihrem Mann die leviten. "Ich habe gerade aus dem Fenster geschaut und was habe ich da gesehen? Mein zerbrochener Krug! Ich hab dir gesagt du sollst aufräumen, aber das Zeug doch nicht einfach aus dem Fenster schmeißen, du Narr!" Sie schlug ihn einmal kräftig auf die Schulter. Tappo hielt sie sich wie ein Mädchen. Gegenüber seiner Frau war er völlig eingeschüchtert und machtlos. Kurz darauf wandte sich die Barbula mit ihren eigentümlichen roten pausbäckchen in Richtung der Sergia: "Ich bitte vielmals um Verzeihung für das unbeholfene Verhalten meines Mannes. Ich habe einen Teil des Gesprächs mitgehört und lief dann gleich zum Fenster, um zu sehen, ob die Behauptung stimmt. Leider hat mein Mann nur wenig mehr als Luft im Kopf." Wieder warf sie ihm einen tödlichen Blick zu, bevor sie gegenüber der Praefecta weitersprach. "Bitte habe Nachsicht. Das Verhalten meines Mannes ist gewiss unentschuldbar, aber..." "Aber das macht doch hier jeder!" "Wirst du wohl still sein, du Tölpel! Bitte die Praefecta lieber um Entschuldigung, wenn dir dein Leben lieb ist!"


    Tappo versuchte Einsicht zu zeigen. Er wusste, dass er hier gegen zwei Frauen auf verlorenem Posten stand. "Praefecta... Es tut mir aufrichtig leid. Ich, ähm, bin sehr froh, dass du nicht verletzt wurdest und es war eine Dummheit mich herausreden zu wollen. Wir sind wirklich nur einfache Leute. Wir können uns weder die Strafgelder für die Straßenreinigung und erst recht nicht die gerichtliche Konsequenzen leisten... Deshalb melde es bitte nicht den Behörden. Lass Milde walten und wir... ich... werde es dir nie vergessen!" So hoffte er wohl auf so etwas wie Barmherzigkeit. Was blieb ihm auch anderes übrig? Der letzte Versuch sich die beißenden Zähne des Wolfes zu ersparen. Er rieb seine Hände aneinander, die inzwischen recht schweißig waren. So richtig wurde ihm das ganze Ausmaß der möglichen Konsequenzen erst nach und nach bewusst. Ach, Tappo, warum machst du nur immer wieder so dumme sachen?

  • Es war einfach nicht zu fassen! Da wand sich dieser Kerl noch immer wie ein kleiner glitschiger Wurm, der bereits hoffnungslos als Köder an der Angel hing, und japste wie ein armes, ach so unschuldiges Lamm, das im Wasser schwimmend gerade kurz davor war jämmerlich zu ertrinken, weil am rettenden Ufer eine hungrige Löwin lauernd entlangstreifte. Und trotzdem erzählte er mir das Blaue vom Himmel und sprach von Iuppiter, Blitzen und irgendwelchen Zeichen! In der festen Überzeugung, dass die Götter sich nicht einmischten in unser menschliches Dasein (im Theater mischte ich mich ja auch nicht einfach in die Handlung auf der Bühne ein!), tangierte mich dieser Humbug, den ich mir da anhören musste inhaltlich nicht mehr im Geringsten. Er log mir, obwohl er vollkommen offensichtlich durchschaut worden war, noch immer direkt in mein Gesicht! Der. War. Vielleicht nicht gleich tot, aber dennoch fällig! (Von irgendeinem leisen Dahinscheiden, welche Genugtuung hätte ich auch schon davon?)
    Dann erschien die zweifellos bessere Hälfte zu diesem.. Unfall.. an der Tür und machte mit den Bezeichnungen als Idiot, Narr und Tölpel auch ziemlich klar, dass sie nicht nur die Sandalen in diesem Haushalt anhatte, sondern auch zu deutlich klarerem Denken imstande war als ihr Mann. Ich blickte mit versteinerter Miene zwischen ihr und ihrem Gatten hin und her, als sie mich um meine Nachsicht bat. Doch wer bitte war ich, dass ich so ein paar luftigen Worten nachgab? Sah ich so aus wie eine dieser schwachen Fishfighter? Eine dieser kranken Sektenmitglieder mit ihrem Konzept von Liebe und Vergebung und einer angeblich besseren Welt, wenn man danach lebte? (Ja, ich hatte es schon durch, dass mich eine meiner Freundinnen, eine vorgebliche Freundin, in Alexandria "bekehren" wollte!) Stand mir groß "Krustentier", oder wie auch immer diese Fishfighter ihre Meerestier-Sekte selbst nannten, auf die Stirn geschrieben? Antwort: NEIN! Das Leben war hart, aber ungerecht - vor allem für mich als Frau! Wer da nur einmal verpasste in einer solchen Situation bissig seine Zähne zu zeigen, der wurde gefressen.... oder beim nächsten Mal dann eben wirklich von einem Tonkrug erschlagen oder von einem herabfallenden Tonsplitter gefährlich am Hals erwischt oder ähnliches. Das war die frostige Realität!


    Da half auch die folgende Entschuldigung des Turpiliers nicht mehr. Im Gegenteil verschlimmerte er wissentlich oder unwissentlich seine Lage nur noch, als er angab nicht gerade vermögend zu sein. Was sollte mich da jetzt noch dazu bewegen mich irgendwie außerbehördlich mit ihm zu einigen? "Und was bitte glaubst du, wie vergesslich ich bin? Ich werde auch nicht so schnell vergessen können, dass ich heute nur mit Glück einer Verletzung oder gar Schlimmerem entgangen bin!", ließ ich das Ehepaar Turpilius Tappo noch immer verärgert, aber irgendwie auf eine bittere Weise auch unheimlich ruhig wissen. Ohne eine weitere Antwort wandte ich mich dann von den beiden ab und wünschte auf dem Weg zur Treppe noch ein liebloses "Valete.", während ich mir überlegte, was wohl als nächstes zu tun wäre. >>>

  • Die Inspektion vor der von der Sergia geschilderten Insula, brachte tatsächlich noch einige weitere Tonscherben hervor. Zum Glück hatte sie gemeinsam mit ihren 'Personal' nicht sämtliche Spuren beseitigt. Mit dieser Bestätigung der Schilderung war der Täter überführt. Die restlichen Informationen waren dann nicht mehr schwer zu beschaffen. Letztlich wurde dem identifizierten Marcus Turpilius Tappo die Rechnung für sein Vergehen präsentiert



    Ad
    Insulae XII
    Marcus Turpilius Tappo
    Roma, Italia



    Erhebung einer Geldstrafe für das Hinauswerfen von Müll


    Hiermit erheben die Quatuorviri viis in urbe purgandis eine Geldstrafe in Höhe von 100 Sesterzen gegenüber dem Bürger Marcus Turpilius Tappo nach § 35, Absatz 6 des Codex Universalis.


    Es gilt als erwiesen, dass der Bürger Marcus Turpilius Tappo sich ordnungswidrig verhalten hat, indem er Gegenstände aus dem Fenster seiner Wohnung auf die Straße geworfen hat. Er hat sowohl die Straßen Roms beschmutzt, als auch andere Bürger durch seine Tat gefährdet.


    Die Strafe ist innerhalb von 7 Tagen zu bezahlen. Widerspruch kann persönlich oder schriftlich innerhalb selbiger Frist bei den Quattuorviri viis in urbe purgandis eingelegt werden. Die Nichtzahlung der Strafe hat die Inhaftierung des Schuldigen zur Folge.


    Zeichnung des zuständigen Quatuorvir:
    Lucius Tiberius Lepidus


    http://i839.photobucket.com/al…/siegelmtdsenatorhc01.gif Quatuorvir viis in urbe purgandis
    Basilica Ulpia | Roma | Italia


    ANTE DIEM III KAL FEB DCCCLXIV A.U.C. (30.1.2014/111 n.Chr.)
    _______________________________________________________________

  • "100 SESTERZEN!", schrie die alte Barbula förmlich ihren Mann an, der nur zusammengekauert auf einem Schemel saß und sich nicht rührte: "Wir haben schon genug schulden! Und wir haben jetzt schon kaum genug Geld, um unseren Tagesbedarf zu decken!" Die alte lief wie aufgescheucht hin und her, völlig verzweifelt darüber, was sie jetzt machen sollte. "Deinetwegen werde ich noch als Dirne enden!" Obwohl sie das angenehme Alter dafür sicherlich schon weit überschritten hatte.


    Tappo wusste sich indes nicht weiter zu helfen, als zu sagen: "Ich werde in der Bäckerei um eine Vorauszahlung bitten... Irgendwo bekommen wir das Geld schon her." Das brachte seine Ehefrau allerdings kaum wirklich zur Beruhigung. "Ahja, einen Vorschuss möchtest du also? Die wird dir Ogulnius niemals gewähren. Das Geschäft läuft doch jetzt schon nicht gerade prall. Und ich sehe ehrlich gesagt nicht, wie wir das Geld heranschaffen können. Das ist alles eine Katastrophe! Eine einzige Katastrophe! Ach, hätte ich dich doch bloß nicht dazu veranlasst, den zerbrochenen Krug zu beseitigen! Ich hätte wissen müssen, dass du nur Schlimmes anrichtest. Selbst bei den einfachsten Aufgaben!"


    Erneut lief die Barbula auf und ab, streichelte ihr Kinn und dachte vehement nach. "Vielleicht können wir uns noch etwas von Freunden leihen... auch wenn sich unsere Schuldensituation damit nicht verbessern wird... aber das Geld werden wir wohl dennoch nicht in 7 Tagen zusammenhaben..." "Vielleicht könnten wir ja um eine Fristverlängerung bitten? Ja, das muss doch irgendwie möglich sein, oder?" "Hmm... wir könnten bei den Quattuorviri nachfragen..." "Ja, genau! Ich werde das sofort machen! Ich breche sofort auf!" Völlig überstürzt und Gedanken verloren, wäre Tappo wohl tatsächlich gleich hinausgestürmt, doch seine Frau hielt ihn in diesem Fall zum Glück zurück. "Nein, nein, nein. Du bleibst schön hier und konzentierst dich darauf, dass du keinen weiteren Blödsinn machst. ICH werde mich darum kümmern. Wenn uns hier überhaupt noch jemand vor einem weiteren Unglück bewahren kann, dann bin ICH das! Ich werde sobald wie möglich zu diesem Tiberius marschieren..."

  • Sim-Off:

    Sorry, hat etwas länger gedauert... Aber jetz gehts los ;)


    Eine Gruppe Urbaner näherte sich dem Haus, in welchem Marcus Turpilius Tappo wohnhaft war.
    An der Türschwelle hob Ahenobarbus seine Hand und klopfte an...

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