Eine Diebin und ein Schnüffler

  • Dieses Mal folgte ich ihm und am liebsten wäre ich einfach umgedreht um fortzulaufen. Doch er hatte mich in der Hand und ein Wort von ihm brauchte nur fallen, ehe mir alle folgten. Ich setzte mich zu ihm.


    "Eine sehr beruhigende Aussicht. Ich treibe mich ja bevorzugt in Luxustavernen herum!"


    grinste ich.

  • Ich wartete darauf, dass sie sich setzte, denn wenn ich es vor ihr tun würde, wäre sie sicherlich ganz schnell weg und das wäre schade. Ich war neugierig was sie nach Rom trieb. Vor allem, war sie alleine? Rom war ein gefährliches Pflaster. Ich zog einen Stuhl zurück um ihn ihr anzubieten.

    "Setz dich doch bitte!"


    Dann winkte ich den Wirt her. Wo war nur seine Tochter?

  • Ich folgte seiner Anweisung seufzend und setzte mich.


    "Jetzt erklär mir bitte einmal was dieses ganze Spiel hier soll? Ich schätze du hast irgendetwas vor. Und es wäre nur zu freundlich wenn du mich langsam darüber aufklären könntest!"


    Ich sah ihn ungeduldig an. Oh wie ich diese 'Abhängigkeit' hasste. Ich hoffte, er würde sie sich nicht wie manch anderer Mann zum Problem machen, einer war bereits tot.

  • Auch ich nahm auf einem zweiten Stuhl Platz. Als der Wirt kam bestellte ich einen Weinkrug und zwei Becher.


    "Was für ein Spiel? Das ist kein Spiel! Aber wenn du Diebstahl als Spiel betrachtest..."


    Der Wirt kam und ich unterbrach das Gespräch. Ich schenkte uns beiden ein und probierte vorsichtig den Wein. Man konnte nie vorsichtig genug sein.


    "Nun zeig mal her, was du erbeutet hast!"


    Sie hatte wohl keine Wahl und ich hoffte sie würde keine Probleme machen...

  • Ich sah ihn wieder ein wenig erkaltet an.


    "Würde ich den Diebstahl als Spiel bezeichnen wäre mein ganzes Leben ein Spiel. Ein Spiel der Götter wird es wahrlich sein, doch ich selbst sehe meine Existenz als wichtig an - wie es jeder Mensch wohl tut!"


    Ich betrachtete den Wirt. Ein mindestens genauso unangenehmer Zeitgenosse wie die meisten hier in dieser Taverne. Dann hörte ich seine Aufforderung. Mir blieb nichts anderes übrig und ich holte, wenn auch zögerlich, den Beutel hervor. Zog ihn allerdings wieder zurück.


    "Warum?"

  • Sie würde doch keinen Ärger machen? Ich schaute sie ernst an.


    "Nun, weil ich neugierig bin..."


    Ich deutete auf den Wein.


    "... und auch der Wein hier was kostet!"


    Ich fragte mich wirklich, wieviel der Herr so leichtsinnig bei sich trug.

  • "Ach, das war also der erste Haken der Sache!"


    spöttelte ich. Was dachte er sich dabei? Ich wusste, dass hier etwas nicht stimmt. Doch auch ich war neugierig und ließ das Geld auf den Tisch kullern. Als ich die Menge sah, fragte ich mich, ob das für eine Verfolgung in Rom reichte. Welcher Mensch hatte soviel Geld? Ich sah zu Falco auf, sprachlos.

  • Ich musste lachen.


    "Willkommen in Rom meine Liebe! Ich glaube du hast dir so eben einen Namen gemacht!"


    Ich nahm einen Taler heraus.


    "Für den Wein! Doch lass uns lieber etwas schneller trinken, denn ich glaube hier wird es bald von Soldaten wimmeln! Und jetzt steck bloß das Geld weg!"


    Ich sah sie ernst an. Da hatte sie sich etwas eingebrockt. Ich bereute es schon fast, sie angesprochen zu haben und an den Lohn wollte ich gar nicht denken, wenn ich sie ausgeliefert hätte. Aber das hätte ich wohl eh nicht gekonnt. Etwas nervös sah ich zur Tür.

  • Ich räumte, noch immer ziemlich verdattert das ganze Geld zurück in den Beutel und starrte durch den Raum. Was konnte ich damit alles machen? Ich könnte mir einen Neuanfang damit aufbauen, vielleicht die Adoption in eine Familie und... Ich sah wieder zu diesem komischen Kerl.


    "Nen.. Namen.. Ha! Den hab ich mir schon in Germanien gemacht!"


    Ich trank noch ein paar Züge von dem verhassten römischen Wein und sah zu, dass ich den Becher leer bekam. Und doch war mir sehr, sehr unwohl bei der Sache. Ich war verwirrt. Viele Möglichkeiten zeigten sich vor meinem inneren Auge was ich nicht alles tun konnte.


    "Soldaten? Oh.. ja richtig..."


    Und ich begann mich zu fragen, ob ich nicht doch lieber das Geld irgendwo versteckte. Wenn er mich verpfiff oder jemand anderes mich erwischte, war es das...

  • Ich schaute sie streng an. Was wollte sie mir damit sagen? War sie keine Kleinganovin? Ich hätte sie wohl doch lieber ausliefern sollen. Doch was nicht ist, dass kann noch werden. Ich würde ihr aber noch eine Chance geben, denn so war ich ja nicht.


    "So, so! Womit hast du dir einen Namen gemacht, Kleines?"


    Ich betrachtete sie eindringlich. Sie war jung... War sie römische Bürgerin? Wohl kaum! Solch ein Gesindel hatte meistens nicht das römische Bürgerrecht und es kotzte mich an, dass solche Leute ihre Geschäfte auf Kosten des Namens der eigentlichen römischen Plebs machten.


    "Du bist wohl kaum eine römische Bürgerin, oder? D.h. wohl, du würdest im Circus landen!"

  • Wie? Ich sah ihn verwirrt an, ehe ich mich meiner Worte entsann. Ich senkte ein wenig traurig den Blick und machte ein zerknirschtes Gesicht.


    "Dort wurde ich auch einmal erwischt, darum bin ich hier... Ich konnte dort nicht länger bleiben, es war zu riskant. Ich möchte doch nur leben, ich würde alles geben um nicht mehr länger stehlen zu müssen. Es ist zu riskant und bald kann ich nirgendwo mehr hin. Außerdem... mag ich es nicht."


    Ich seufzte betrübt. Na, so ganz gelogen waren meine Worte ja auch nicht. Ich hob sacht den Blick an und sah zu ihm.


    "Nein, eine römische Bürgerin bin ich wohl nicht, du hast Recht. Ich muss es auch nicht sein, wünschte ich doch in meine Heimat zurückkehren zu können. Doch dummerweise wird mir selbst dorthin der Weg versperrt. Ich weiß nicht was ich tun soll."


    schloss ich. Nein, das wusste ich wirklich nicht. Ohne dass ich es merkte wurde mein stets geonnt eingesetztes Schauspiel Wahrheit. Ich sah ihn geknickt an.

  • Armes, kleines Ding. So geriet man in diesen Strudel. Konnte ich ihr helfen? Nicht wirklich. Ich war auch nur ein armer Plebejer, auch wenn es mir besser ging als ihr. Hinzu kam, dass man sie wohl suchen würde...


    "Nun, wenn ich fragen darf, woher kommst du denn und wieso bist du von dort überhaupt weg?"


    Hm... Sie sah durchaus nordisch aus. Aber ich war mir nicht sicher. Ich konnte es auch kaum beurteilen, war ich im Norden auch noch nicht gewesen.


    "Wir sollten aber dafür sorgen, dass du nach Mehr aussiehst, wenn du nicht verdächtigt werden willst!"


    Ich schaute auf den Geldbeutel in ihrer Hand.


    "Geld hast du nun ja! Und dann brauchst du erstmal eine Unterkunft! Arbeit wird sich auch schon finden lassen. Auch wenn die 'typischen' Frauenberufe wohl kaum etwas für dich sind!"

  • Ich sah ihn an, einmal tief durchatmend und seufzend.


    "Ich komme aus Britannia. Eigentlich sollte ich das nicht jedem sagen, aber ich fühle dass ich dir vertrauen kann. Das kann ich doch, nicht wahr? Du hintergehst mich nicht wie diese vielen anderen Römer, oder?"


    Hm, meine Bitte war ehrlich gemeint, aber so sehr wie ich um Mitleid heischte musste sie eigentlich auch wirklich klappen. Ich sah ihn bittend, beinahe flehend an, ehe cih weitersprach.


    "Ich habe damals einer kleinen Gruppe von umherziehenden Leuten angehört, meine Eltern kenne ich nicht. Sie starben sehr früh und so haben diese freundlichen Leute mich aufgenommen. Die Älteste von uns allerdings wurde krank und wir hatten kein Geld, wurden häufig von den Römern fortgescheucht. Da habe ich bei einheimischen einen goldenen Reif geklaut und anscheinend... gehörten sie zu jenen die nicht leicht locker ließen. Ich habe den Reif zu Geld machen können und dafür einen Arzt bezahlt. Na, aber nun verfolgen diese Männer mich."


    Ein wenig nachdenklich dachte ich zurück. Ich war überrascht gewesen als sie mich in die Enge trieben. Was an diesem Reif nur so besonderes war, dass sie mich sogar bis nach Germanien verfolgten?


    "Ja, mit dem Geld wird sich einiges anfangen lassen. Neue Kleider sollte ich mr auf jeden Fall zulegen, doch ich weiß nicht wohin. In einer dieser dunklen Spelunken muss ich befürchten dass ich meinen Verfolgern begegne und in angesehenere Gegenden kann ich nicht, weil sie sicher kein Straßenmädchen aufnehmen - aus ihrer Sicht bin ich nicht mehr."

  • Was für eine tragische Lebensgeschichte. Doch war ich skeptisch ob es die Wahrheit war. wenn man schon tausende von tragischen Geschichten als Privatermittler als Begründung für ein schlechtes Verhalten gehört hat, dann stumpft man automatisch diesbezüglich ab. Schlimm war es jedoch, dass solche Leute meist selbst ihre eigene Lügengeschichte glaubten.


    "Du armes Ding! Und dann kommst du ausgerechnet hier nach Rom, wo sich der ganze Abschaum niedergelassen hat?"


    Nun, im Grunde war sie ja anscheinend auch nichts anderes, auch wenn sie wohl weniger dafür konnte als andere. Es war immer schwer da heraus zu kommen und nicht wenige wurden rückfällig.


    "Naja... Eine Bleibe wird sich schon finden lassen. Es gibt viele Herbergen und da wird bestimmt eine für dich dabei sein. ich würde dir ja auch zeitweise einen Platz in meinem Reich anbieten, doch ist es nicht sonderlich luxuriös und ein Gästezimmer fehlt!"

  • Mein unschuldigstes Lächeln schien tatsächlich etwas zu bewirken. Mittlerweile stellte sich meine Gestik bei der tragischen Geschichtserzählung immer völlig von allein ein. Ich konnte nur schwer die Selbstgefälligkeit aus meinem Gesicht bannen.


    "Ich musste nach Rom - wohin sollte ich sonst? Hier kann man zumindest untertauchen und fällt in dem... 'Abschaum' wie du sagst nicht mehr auf. Ich vermute allerdings, dass du mich auch darin wähnst!"


    Ich bedachte ihn mit einem klaren und offenen Bick und versuchte in ihn zu gehen. Doch er schien diese Taktik zu kennen. Ich senkte den Blick wieder, doch ein leichtes Lächeln, dass bei meinen Worten auf mein Gesicht getreten war, blieb.


    "Ich wäre froh überhaupt irgendwo unterzukommen wo ich nicht mit einem Mordanschlag rechnen muss. Ich bin kein verwöhntes Mädchen, das letzte halbe Jahr habe ich fast nur in der freien Wildnis geschlafen und manches Mal mein Leben in Gefahr gebracht."

  • Wieso so sollte ich sie zu Abschaum zählen? Wie kam sie nur darauf. Mich störte der Abschaum nicht sonderlich, ohne ihn wäre ich arbeitslos. Wieso machte sie solche Anspielungen und kam nicht auf den Punkt? Typisch Frau! Aber wieso sollte ich sie bei mir aufnehmen? Ich kannte sie gar nicht. Zugegeben, bestehlen konnte sie mich nicht, denn es war nichts da, was man stehlen konnte. Und Rom würde auch nicht um mich taruern, wenn ich tot wäre, nein eher gäbe es ein Fest! Also zu befürchten hätte ich nichts. und was war mit ihr?

    "Nun, mein Angebot steht! Doch kennen tue ich dich eigentlich nicht und Vertrauen ist etwas, was man hier in Rom nicht voraussetzen kann und darf. Somit auch die Frage, wieso vertraust du mir in dieser Hinsicht?"

  • Ein leichtes Blitzen erschien in meinen Augen und ich sah ihn an. Meine Stimme klang wie meist abenteuerlustig als ich ihm entgegenbrachte:


    "Habe ich mit einer einzigen Silbe gesagt dass ich dir vertraue? Vertrauen ist ein Luxus denn man sich - wie du selbst sagtest - nicht leisten kann. Aber viel mehr bleibt mir nicht übrig und ein Versuch kann nicht schaden. Irgendjemanden in dieser Stadt muss ich vertrauen, zumindest ansatzweise und zu deinem Pech hat es dich getroffen!"


    Doch ich lächelte bei meinen Worten und legte nichts Bedrohliches in diese.

  • Prima Falco! Du und dein Mitleid! Wieso kannst du nicht einfach mal nein sagen und dich mal heraushalten? Aber ich konnte nicht anders. Schon Mama hatte sich damals immer beschwert, weil ich alles an Mensch und Tier zuhause angeschleppt hatte... Gut, heutzutage waren es dann mehr Frauen...


    "hm.. Gut! Dann soll mein Reich auch deines sein! Zumindest für eine gewisse Zeit. Wenn es dir nichts ausmacht mit mir in einem Zimmer zu schlafen? Das Bett kann ich dir gerne überlassen, ich werde dann aufn Sofa schlafen..."


    Vielleicht wäre sie auch bereit das bett zu teilen?


    "... auch wenn das Bett größer und bequemer ist!"


    Gab es sonst noch was?


    "Ach und ich wohne im vierten Stock und vor Mordversuchen ist man da trotzdem nicht so sicher, obwohl meine Wohnung getarnt ist! Du musst wissen, ich bin Privatermittler und somit gibt es immer Leute die mit deiner Arbeit zufrieden sind und solche die dadurch angepisst werden..."


    Ich schaute mich nochmal um und stand auf.


    "Wenn du kein vom Staat bezahltes Zimmer im Carcer haben willst, dann sollten wir langsam von hier verschwinden!"


    Super! Du hilfst einer Diebin! Ist das deine Vorstellung von Sitte und Moral?

  • "Nein, es ist kein Problem wenn ich auf dem Sofa schlafe. Schließlich bin ich Gast und störe mich nicht daran. Ohne groß abzuwarten bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Aber wenn das Bett soviel größer ist..."


    zwinkerte ich nun ein wenig ausgelassener. Es war nicht, dass ich ihm vertraute, aber er war mir dennoch sympathisch. Vertrauen konnte ich ihm einfach nicht, dafür brauchte es noch.


    "Vor Mordversuchen war ich noch nie sicher aber wenn es nicht gerade du bist der mir in den Rücken fällt habe ich für en Notfall doch sicher Unterstützung, nicht wahr?"


    grinste ich ihn an, stand allerdings nun auch auf.


    "Nein, auf römische Gefangenschaft kann ich sehr gut verzichten. Es reicht schon, dass ich von einer Seite verfolgt werde. Mich würde nur sehr interessieren... Warum hilfst du mir, wenn du Privatermittler bist? Du hättest doch sicherlich unglaublich hohen Lohn bekommen, wenn du mich verpfiffen hättest!"


    Ich musterte ihn dabei.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!