• Gemeinsam mit dem Aedil verließ Macer sein halb eingeräumtes Büro, wechselte rasch einige Worte mit einem seiner Klienten, der vor der Tür stand und lekte dann seine Schritte in die Richtung, in die er früher als Aedil auch meistens bei Besprechungen gegangen war.


    "Die Cloaca maxima braucht also eine Generalreinigung. Das hört sich aufwändig an. Was genau habt ihr bei der Inspektion festgestellt?"

  • Durus wartete neben Macer, als dieser mit dem Klienten sprach. Da es ihn nichts anging, hörte er auch gar nicht zu. Als sie endlich weitergingen, antwortete er


    "Nunja, die Cloaca wird immer mehr verunreinigt und der Schmutz lagert sich besonders in den Zuflüssen ab. Dadurch kommt es immer wieder zu Verstopfungen, die wiederum - besonders bei Regenfällen - zu Überschwemmungen in diversen Häusern und Plätzen führt."

  • Macer musste zugeben, in den letzten Monaten wenig von überschemmten Straßen gehört zu haben, aber er war zuletzt ja auch nicht mehr so viel in der Stadt unterwegs gewesen wie zu seiner Zeit als Aedil.


    "Das ist natürlich in der Tat ärgerlich und sollte kein Dauerzustand werden. Werden keine regelmäßigen Reinigungen durchgeführt oder sind diese zu selten, so dass sich so viel Schmutz ansammeln kann?"


    Bevor er an die Planung der Reinigungsaktion ging, wollte er erstmal sehen, ob das eine einmalige Aktion werden würde, oder ob er gleich so planen sollte, dass sie sich gelegentlich wiederholen ließ.

  • Ein wenig überrascht war Durus schon, dass Macer das als Curator Aquarum nicht wusste. Andererseits hatte er es auch nicht gewusst und der Purgitier fing ja auch gerade erst an, dieses Amt zu besetzen.


    "Natürlich gibt es regelmäßige Reinigungsaktionen, aber nur in sehr begrenztem Rahmen. Und hin und wieder wäre eben eine Generalreinigung vonnöten. Außerdem fehlt es wie überall an Personal - der Praefectus Urbi hat mir nur 30 Staatssklaven angeboten - ich weiß nicht - wie viele Männer sind denn der Grundstock der Cloaca-Versorgung?"


    Durus erinnerte sich, 800 Mann für die Curatio Aquarum notiert zu haben. Hatte zumindest Furianus gesagt. Aber die waren sicher nicht allein für die Cloaca zuständig...

  • Macer schüttelte lächelnd den Kopf. "Da fragst du mich Dinge, über die dich dir noch keine Auskunft geben kann. Soweit bin ich noch nicht in die Akten in meinem Büro vorgedrungen. Die Personalstärke insgesamt liegt irgendwo bei 700. Ob es da noch Platz nach oben gibt, weiß ich nicht. Ich weiß noch nicht einmal, wo die alle ihre Quartiere haben."


    Was ja eigentlich schon eine verwunderliche Sache war. Skalven im Dienste des Staates gehörten zum alltäglichsten, was man in Rom erblicken konnte. Und trotzdem machte man sich selten Gedanken darüber, wo die eigentlich morgens herkamen und abends hingingen. Oder umkehrt, falls sie nachts arbeiteten.


    "Die meisten sind aber ohnehin für die Überwachung der Wasserzuflüsse, die Brunnenstuben, die Speicher und die Verteiler zuständig. Wie viele als Putzkommando zur Verfügung stehen, müsste ich nachschauen. Ansonsten müssen wir es halt an externe Unternehmen vergeben, wie bei den meisten Bauarbeiten."

  • Auch Durus kam die Frage, woher all die Staatssklaven kamen, aber auch er artikulierte sie nicht. Eigentlich war es ihm auch egal, solange sie da waren.


    "Nur 700? Das ist ärgerlich. Es wird nicht im geringsten für eine umfassende Reinigungsaktion genügen. Aber ich denke, wir könnten auf jeden Fall noch einmal anfragen - hast Du eine gute Beziehung zum Praefectus Urbi? Vielleicht könntest Du ein paar Sklaven mehr herausschlagen - das würde die Kosten verringern, denke ich.
    Außerdem denke ich, dass es kaum Kanalreinigungsunternehmen gibt - oder doch?"


    Durus hatte genau genommen noch nie Kanalarbeiter gesehen, soweit er sich erinnern konnte. Abwasser war eine Sache, die für ihn einfach funktionierte - wenn die Versorgung schlecht war, bestach der Maiordomus eben den zuständigen Aquarius und sie wurden bevorzugt behandelt. Zumindest glaubte Durus das bei dieser geringen Zahl an Angestellten - immerhin gab es fast an jeder Straßenecke Brunnen.

  • "Ob Unternehmen nur Kanäle reinigen, das weiß ich nicht. Aber Unternehmen, die hauptsächlich oder ausschließlich Kanäle und Leitungen bauen, die wird es schon geben. Und ich gehe davon aus, dass diese sich auch auf eine gründliche Reinigung verstehen. Zumal man das ja mit Ausbesserungsarbeiten verbinden könnte, wo es nötig ist."


    Darauf, gleich jetzt schon zum Praefectus Urbi gehen zu müssen und nach mehr Sklaven zu fragen, gefiel Macer kaum.


    "Bevor ich zum Praefectus gehe, will ich mir erstmal selber ein Bild von der Lage machen. Wenn ich erst einmal weiß, was los ist, kann ich ihm sicher gezieltere Vorschläge machen. An welchen Ecken der Stadt wären Arbeiten besonders dringlich?"


    Eine präzise Auflistung erwartete er nun allerdings nicht. Erstens konnte man kaum erwarten, dass Tiberius Durus eine solche auswendig konnte und zweitens hatte Macer nichts dabei, um sie zu notieren.

  • Durus zuckte mit den Schultern - er hatte keine Ahnung, was es für Baubetriebe auf dem Markt gab, denn solche Männer wurden gewöhnlich von seinen Untergebenen engagiert.


    "Ich weiß nicht genau. Quintus - also der vorherige Aedilis Curulis - hat den Eingang am Tiber genommen, soweit ich weiß. Aber wo genau er kontrolliert hat, kann ich nicht sagen. Ich denke, der Bericht wird im Archiv zu finden sein."


    Eigentlich waren diese Dinge sowieso Aufgabe der Curatio Aquarum.

  • Tiberius Durus schien doch schlechter informiert zu sein, als Macer zunächst angenommen hatte. Vielleicht war er nicht so schnell zu ihm gekommen, weil er die Dringlichkeit der Sache erkannt hatte, sondern um die Aufgabe loszuwerden, bevor er sich genauer mit ihr befassen musste.


    "Nun gut, dann werde ich mir die Berichte und Meldungen aus dem Archiv kommen lassen und schauen, was sie hergeben. Zur Not schaue ich mir die Stellen selber noch einmal an oder spreche mit deinem Amtsvorgänger."


    Letzteres war eigentlich fast noch die bessere Idee, immerhin würde er ihn möglicherweise leichter finden, als die richtigen Akten im Archiv.


    "Möchtest du über den Fortgang dieser Angelegenheit unterrichtet werden?"

  • Durus erinnerte sich an seinen letzten Archivbesuch - es war schier unmöglich, dort schnell etwas zu finden, wenn der alte Scriba nicht half. Zum Glück gab es Personal für das Auffinden von Akten.


    "Ja, wenn es keine Umstände macht. Aber ich Dir überhaupt meine Hilfe an, wenn ich kann."


    Eigentlich hatte er an eine gemeinsame Aktion gedacht, aber offensichtlich wollte Macer die Sache allein übernehmen - gut, dann brauchte er sich nicht darum zu kümmern. Trotzdem fragte er natürlich nach.

  • "Das ist sehr nett, darauf werde ich sicher nochmal zurück kommen. Wenn man sich einarbeiten muss, ist man für jeden Tipp dankbar. Andererseits geht ja auch deine Amtszeit bald schon wieder zu Ende."


    Macer konnte nur hoffen, dass der nächste Aedil nicht gleich von ihm erwartete, dass er ihn einweisen könnte. Soweit war er bis dahin nämlich sicher noch nicht.


    "Dann lasse ich dir Kopien von den relevanten Teilen meiner Berichte zukommen, die ich ohnehin dem Praefectus Urbi machen werde. Wir können die Sache natürlich auch insgesamt gemeinsame machen, aber ich hatte eben ein wenig den Eindruck, das Thema würde nicht deine ganze Begeisterung wecken."


    Was macer nun auch wirklich nicht verwundert hätte, denn immerhin war das Amt des Aedils weit gefasst und er hatte sich in seiner Amtszeit auch nicht um alles gleichermaßen gekümmert.

  • Durus fragte sich kurz, ob Macer ihm da Faulheit unterstellte, deshalb antwortete er prompt ohne lange darüber nachzudenken.


    "Natürlich tut es das. Der Dienst für den Staat erweckt immer meine Begeisterung!"


    Durus überlegte. Eigentlich war es tatsächlich nicht gerade seine Sache, in schmutzigen Kanälen umherzukriechen und den Unrat der ganzen Stadt herauszukratzen. Aber das würde andererseits kaum seine Aufgabe sein - für so etwas gab es wieder einmal Personal.


    "Die Frage ist ohnehin nicht die der Begeisterung, sondern der Notwendigkeit und des Pflichtbewusstseins!"

  • Macer schüttelte leicht den Kopf, auch wenn er nicht energisch widersprechen wollte. "Nein, ich finde, es gehört auch immer Begeisterung dazu. Pflichtbewusstsein führt dazu, dass man hinschaut. Notwendigkeit dazu, dass man hingeht. Und Begeisterung dazu, dass man anpackt.


    Habe ich mal irgendwo gelesen und fand es ganz gut. Ohne Begeisterung läuft ein Mensch nicht weiter als er muss."


    Damit wollte er das Philosophieren dann aber auch schon wieder beenden, da es nicht zu seinen Stärken gehörte.


    "Dann würde ich sagen, dass wir uns wieder treffen, sobald ich mir ebenfalls einen Überblick verschafft habe und wir in etwa auf demselben Stand sind. Dann können wir die nächsten Schritte planen."

  • Durus überlegte kurz und entschied, dass das nicht seine Meinung war. Trotzdem verzichtete er auf weiteres Widersprechen, sondern antwortete


    "Gut, dann sprechen wir beizeiten wieder miteinander!"


    Er ging ein paar Schritte weiter.

  • "Gut, einverstanden", antwortete Macer und blieb dann stehen.


    "Ich weiss, wo ich dich finden kann und komme dann auf dich zu, wenn es soweit ist. Und falls du mich noch etwas wissen lassen willst, weisst du ja auch, wo ich zu finden bin."


    Sie waren ein ganzes Stück gelaufen und auf dem Rückweg zu seinem Büro würde er Zeit haben, ein wenig seine Gedanken zu sortieren, doch zuvor verabschiedete er sich vom Aedilis Curulis.

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