Audienz für den Strategos Alexandrinos Nikophileaus Graecus, genannt Nikolaos Archaos

  • Nikolaos trat in die Aula, um sich vom Praefekten empfangen zu lassen. Er sah sich um. Alles sah sehr beeindruckend aus, doch er ließ sich nicht sonderlich davon beeindrucken.

  • Ah, der Praefekt wollte die Audienz auf Latein führen. Nun gut. "Salve Praefecte Aegypti et Alexandriae. Ich bin sehr erfreut, dass ich eine Audienz bei dir erhalten habe.", sagte Nikolaos höflich. "Ich hoffe, du konntest dich als neuer Praefekt gut einleben. Wie du weißt, habe auch ich nun ein Amt neu inne, in das ich mich einleben muss." Er blieb höflich und schenkte dem Praefekten sogar ein Lächeln. "Um nicht weit abzuschweifen, ich bin, wie du dir denken kannst, auch deshalb hier, da ich nun das Amt des Strategos Alexandrinos inne habe und die Polis selbstverständlich mit dem Praefekten zusammenarbeiten muss, zum Guten Alexandrias und der Provinz." Da hatte er reichlich blumig gesprochen, eigentlich war dieser Mann, der vor ihm saß, ein Teil der Besatzungsmacht, doch Nikolaos ließ sich davon nichts anmerken. Schließlich war es wichtig, sich mit den Römern gut zu stellen. Auch die Anwesenheit der römischen Truppen war in Nikolaos Augen ein notwendiges Übel, da ohne sie wahrscheinlich Chaos und Gewalt ausbrechen würde. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. "Ich hoffe auch, dass dir Alexandria gefällt. Leider ist selbst die prachtvollste Stadt nicht frei von schmutzigen, dunklen Ecken, und in Alexandria scheint mir das Verbrechen besonders gut zu gedeien. Gerade in letzter Zeit gab es, so sagte mir der Hauptmann der Stadtwache erst kürzlich, scheint es in einigen Teilen der Stadt überhand zu nehmen." Wieder eine Kunstpause. "Natürlich ist die Ordnung dank der römischen Legion gefestigt, doch die Soldaten des Kaisers können nicht überall sein." Noch eine kurze Pause. "Aus diesem Grund gibt es die Stadtwache, doch leider ist jene im Grunde, auch wenn es mich beschämt muss ich es aussprechen, in einem jämmerlichem Zustand." Er hielt inne, um die Reaktion des Praefektens abzuwarten.

  • "Meines Erachtens nach gibt es in Bezug auf die Stadtwache zwei grundsätzliche Probleme: Zum einen sind die Männer der Stadtwache nur sehr leicht bewaffnet, was sie zuweilen in gefährliche Situationen bringt, denn wie du dir vorstellen kannst, gibt es zum Beispiel in der Rhakotis Menschen, die mit anderen Dingen als mit bloßen Fäusten auf ihre Mitmenschen losgehen... . Zum anderen gehen alle Stadtwachen-Männer neben ihrer Tätigkeit in der Stadtwache anderen Tätigkeiten nach, weshalb sie sich nicht voll auf ihre Tätigkeit in der Wache konzentrieren können und oft nicht ausreichend ausgebildet sind." Er legte eine Pause ein und musterte den Praefekten. Er versuchte, aus des Praefektens Gesicht eine Reaktion abzulesen. "Mein Vorschlag ist also eine Veränderung der Stadtwache. Es ist gut, dass Bürger den Wachdienst übernehmen, das trägt zu einem Zugehörigkeitsgefühl gegenüber der Polis bei. Jedoch möchte ich vorschlagen, dass es neben den Freiwilligen einige geben soll, die nur für die Stadtwache arbeiten und dementsprechend ausgebildet sind. Über die Art der Rekrutierung muss ich mir noch Gedanken machen." Wieder eine Pause. "Außerdem müßte die Stadtwache mit wirkungsvolleren Waffen ausgerüstet werden, um eine abschreckende Wirkung auf Verbrecher und Aufrührer zu haben. Ich kann dich verstehen, wenn du jetzt vielleicht misstrauisch wirst. Sicher ist es befremdlich, wenn ein Hellene vorschlägt, neben der römischen Legion eine weitere schlagkräftige Truppe unter Führung der Polis aufzubauen. Doch ich hoffe, deine Bedenken zerstreuen zu können. Keineswegs habe ich vor, eine Art Armee aufzubauen, dies ist nicht meine Aufgabe. Auch würde ich die derzeitige Anzahl an Stadtwachmännern, die zweihundert beträgt, nur um einige erhöhen, die erwähnte Professionalität besitzen. Und mit besserer Bewaffnung meine ich selbstverständlich keine Balisten oder Skorpione." Er schenkte dem Praefekten ein kameradschaftliches Lächeln. "Du verstehst mich. Die Stadtwache würde der Legion keine Aufgaben wegnehmen, sie würde nur das tun, was sie bereits tut, sie würde jedoch ihre Aufgaben besser erledigen können. Das würde auch der römischen Legion Entlastung bringen. Eure Soldaten müssten sich nicht mehr mit Kriminellen herumschlagen und jeder Aufstand könnte schon im Keim erstickt werden. Und sowohl das Kriminelle als auch das Aufrührerische sind, so sehr ich dies bedauere, in Alexandria nicht selten. Vor einiger Zeit, so sagte mir der Hauptmann der Stadtwache, ist im Rhakotis-Viertel ein ganzer Häuserblock abgebrannt, weil ein Gemüsehändler den Laden seines Konkurrentens zerstören wollte. Es gibt nahezu jeden Tag kleine Scharmützel, meist nur Prügeleien, doch auch Messer sind leider schnell gezückt. Um auf die Brandstiftung wieder zurückzukommen, in solchen Fällen ist die Stadtwache für Rettung von Leben von Menschen zuständig und für die Rettung von Gebäuden. Jedoch versieht sie diese Aufgabe, so sehr es mich schmerzt, bisher eher schlecht als recht. Hätte ich mehr Männer zur Verfügung, könnte ich es einrichten, dass überall in der Stadt sich immer einige bereit halten, falls etwas derartiges passiert. So aber muss nahezu jeder einzelne aus dem Bett geholt werden." Er legte eine Pause ein. "Ich hoffe, ich habe dich mit meinen langen Ausführungen nicht ermüdet, doch ich hoffe, deine Meinung darüber zu erfahren."


    Sim-Off:

    da ich kein material zur tatsächlichen historischen situation gefunden habe, habe ich die stadtwache mit erfundenen sachen ausgestaltet. ich hoffe, dies ist mir eines interessanten rps wegen verziehen.


    edit: simoff eingefügt.

  • Der Praefectus Aegypti legte die Stirn in Falten.
    “Wie sind deine zweihundert Männer denn momentan bewaffnet? Ein Spieß, ein Rundschild und ein Knüppel sollten für ihre Aufgaben normalerweise genügen, würde ich denken. Wie du es selbst sagst: Die Stadtwache Alexandrias ist keine Armee und soll nicht in den Krieg ziehen.
    Eine andere Frage ist ihre Zahl. Zweihundert... Ich höre aus deinen Worten heraus, dass du gerne mehr Männer hättest. Wie viele?“





    Sim-Off:

    Passt schon. Ich glaube, da hat keiner von uns genauere Informationen. So lange es sich in einen logisch nachvollziehbarem Kontext bewegt sollte sich also niemand beschweren.

  • "Diese Art der Bewaffnung würde in der Tat genügen, wenn sie es denn täte. Die meisten Stadtwachen-Männer haben, wenn überhaupt, einen Knüppel zur Bewaffnung. Wenn ich die von dir beschriebene Bewaffnung auf alle Männer der Stadtwache ausweiten könnte, wäre schon viel getan. Mein Plan sieht folgendes vor: erwähnte zweihundert Mann, aus denen die Stadtwache heute besteht, werden alle wie du es beschrieben hast ausgerüstet. Bis zu fünfzig Mann, die nur der Stadtwache zur Verfügung stehen, würde ich gerne hinzufügen, für Sonderaufgaben und leitende Tätigkeiten, gewissermaßen als harter Kern. Diese fünfzig Mann sollten zur normalen Ausrüstung noch ein Schwert bekommen. Auch wenn es in der Polis gewiss auf Widerstand stoßen wird, ich gedenke, in diese Truppe der Fünfzig auch Ägypter aufzunehmen. Dies hat einen einfachen Grund: Ägypter hätten einen besseren Zugang zu der ägyptischen Bevölkerung. Vielleicht würden sie dadurch etwas von geplanten kriminellen Aktivitäten erfahren und die Stadtwache könnte eingreifen, bevor es überhaupt soweit kommt. Natürlich ist bei einer besseren Ausrüstung im übrigen nicht nur von Bewaffnung die Rede. Mein Ziel ist es, in der ganzen Stadt Stützpunkte der Stadtwache einzurichten, in denen unter anderem auch Leitern, Kübel und andere Werkzeuge der Brandbekämpfung bereit gehalten werden. Wie du vielleicht merkst, dachte ich dabei entfernt an eure römischen Vigiles." Er sah den Praefekten die Stirn runzeln. Damit hatte er gerechnet. "Keineswegs soll die Stadtwache nur eine Polizeieinheit darstellen. Sie könnte auf vielfältige Weise zum Wohle der Bevölkerung eingesetzt werden, wie zum Beispiel zur erwähnten Brandbekämpfung."

  • “Das klingt sehr vernünftig, sowohl was die Ausrüstung betrifft, als auch die Erhöhung auf insgesamt 250 Mann.“, stimmte der Präfekt zu. 250 besser, aber noch immer nur leicht gerüstete Stadtwächter erschienen ihm wohl wenig bedrohlich. Andererseits hätte sicher anders reagiert.
    “Davon abgesehen kannst du natürlich jederzeit auf die Männer der Legion zählen, wo die städtischen Kräfte nicht ausreichen. Du solltest dich nicht scheuen Männer von mir anzufordern. Besser einmal zu früh als auch nur einmal zu spät, wenn du verstehst was ich meine.“

  • "Ich verstehe in der Tat, was du meinst. Es ist gut, dass ich bei dir ein offenes Ohr finde, wenn es mit der Sicherheit und Ordnung in der Stadt Probleme gibt. Denn selbst wenn die Stadtwache bald etwas besser organisiert sein wird, eine Legion wird sie nie ersetzen können. Ich danke dir für dein Verständnis um die Sorgen, die ich mir bezüglich der Kriminalität mache. Und ich bin sicher, dass wir uns auch zukunftig gut verstehen werden." Sein Gesichtsausdruck wirkte freundlich, aber seriös. Er hatte zwar das angestrebte Ziel nicht ganz errreicht, doch immerhin hatte er für diese bescheidenere Ausführung seiner Pläne die Einverständnis des Praefektens hinter sich, und das würde sicher helfen, sein Vorhaben im Koinon durchzusetzen. "Denn schließlich müssen Polis und du, Praefekt, zusammenarbeiten, um das Bestehen Alexandrias zu gewährleisten. Wenn es von deiner Seite nichts mehr gibt, möchte ich dich nicht länger in deinen Amtsgeschäften aufhalten, doch ich werde sicher bald wiederkommen." Er blickte den Praefekten fragend an.

  • “Doch, eine Sache wäre da noch. Wie du sicher weißt, unterliegt der Hafen der gemeinsamen Kontrolle der Stadt und des Statthalters. Gewiss kennst du den entsprechenden Paragraphen der Katastasis Alexandres, es ist der siebte, Absatz zwei, wenn ich mich richtig erinnere. Die Einreisekontrollen am Hafen wurden bisher von Männern der Legion durchgeführt und das möchte ich auch weiterhin so beibehalten. Stimmst du mit mir darin überein?


    An den Stadttoren wachen aber deine Leute, also Angehörige der Stadtwache. Wenn du mir zusichern kannst, dass auch dort angemessen kontrolliert wird, dann werde ich an dieser Regelung nicht rütteln. Sollten aber Römer auf dem Landweg nach Alexandria kommen, möchte ich darum bitten, dass ihre Namen festgehalten und an die Regia weitergeleitet werden.“

  • "Keineswegs möchte ich den Vertrag zwischen dem römischen Imperator und der Polis infrage stellen. Deshalb soll die Einreisekontrolle weiterhin Befugnis der Legion bleiben." Nikolaos legte eine kurze Pause ein und musterte den Praefekten. "Wie du dir vielleicht denken kannst, ist die Kontrolle der Einreise über dem Landweg momentan eher dürftig, aufgrund des desolaten Zustandes der Stadtwache. Doch sobald ich die Änderungen, über die wir gesprochen haben, durchgesetzt habe, wird es ständig zuverlässige Wachen an den Stadttoren geben, denen kaum ein Einreisender entgehen wird. Da es dein ausdrücklicher Wunsch ist, gedenke ich für jedes Tor zwei Verantwortliche zu ernennen, die Listen über einreisende Römer führen werden. Diese Listen werde ich dir täglich oder zumindest einmal in jeder Woche übermitteln." Er nickte, was Zustimmung signalisieren sollte. "Noch etwas ist mir eingefallen. Es wäre gut, wenn du mir einen Offizier der Legion für kurze Zeit zur Seite stellen könntest, um fünfzig erwähnten Männern, die ich einzustellen gedenke, sobald das Pyrtaneion mir darin zustimmt, eine angemessene Ausbildung im Umgang mit leichten Waffen und in der Führung von Menschen zukommen zu lassen. Ich wäre dir überaus dankbar, wenn du mir diesen Gefallen tun könntest." Keineswegs brauchte Nikolaos einen römischen Ausbilder wirklich, er hätte auch im Sumpf der Stadt viele Männer gefunden, die womöglich noch besser geeignet wären, der Stadtwache den Umgang mit Waffen beizubringen, doch er wollte in diesem Fall den Eparchos mit einbinden, um ihm noch vorhandenes Misstrauen zu nehmen. Zwar würde er sich dadurch den Unmut einiger Männer im Pyrtaneion zuziehen, die eine enge Zusammenarbeit mit den Römern nicht gerne sahen, doch er wusste, dass im Zweifel der Wille des Praefektens mehr galt. "Die übrigen Teile der Ausbildung, also das Löschen von Bränden und die Aufdeckung von Verbrechen, werden altgediente Mitglieder der Stadtwache übernehmen, wenn du nichts dagegen hast."


    edit: koinon mit pyrtaneion verwechselt... und das als mitglied des pyrtaneions...

  • “Einverstanden. Schicke mir eine Nachricht, sobald du die neuen Männer rekrutiert hast. Ich sende dir dann einen Centurio mit Erfahrung als Ausbilder.“, antwortete der Präfekt.
    Er vermutete, dass der bedauernswerte Strategos Alexandrinos nur Taschendiebe und Halsabschneider aus Rhakotis für seine kleine und eher erbärmliche Truppe finden würde. Aber ein römischer Offizier könnte vielleicht sogar diesem zusammen gewürfelten Haufen Ordnung und Disziplin einbläuen. Zumindest hoffte er das und deshalb erfreute ihn die Bitte des Strategos.


    So lächelte er freundlich, als er bemerkte: “Von meiner Seite wäre das dann vorerst alles.“

  • "Ebenso auch von meiner Seite. Doch ich werde mich auch in Zukunft des öfteren in der Regia melden. Ich danke dir für dein offenes Ohr und für deine Hilfe bezüglich der Ausbildung der neuen Stadtwachen. Vale, Praefecte Aegypti et Alexandriae.", sagte Nikolaos freundlich und ließ sich zu einer leichten, kurzen Verbeugung hinreißen. Dann wandte er sich zum Gehen.

  • “Vale, Strategos.“, antwortete Corvus und sah dem Mann nach. Ob er über die Situation in der Stadt wohl die Wahrheit gesagt hatte? Oder war es eine Übertreibung gewesen, um ihn für die Aufstockung der Stadtwache einzunehmen? Er hoffte auf das Zweite und befürchtete das Erste.

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