Übungsmarsch I - Neapel und zurück

  • Hier auf der Strasse in Richtung Neapel war immer viel Verkehr. Die Männer mussten sich aber davor nicht in Acht nehmen, denn als Soldaten hatten sie immer und überall Vortritt, ausser ein Trupp Prätorianer würde ihnen diesen nehmen, doch da der Kaiser ausserhalb Italiens war, war diese Chance gering.

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  • Einige hundert mit Nägeln beschlagene Sandalen klapperten auf dem Pflaster der Straße. Die Straße war gut wie die meisten Straßen im Reich des römischen Kaisers. Die Römer schienen besonderen Wert darauf zu legen.
    Inzwischen gewöhnte sich Anchisothep langsam an seine Ausrüstung. Er glaubte, es würde nun kein Problem für ihn werden, nach Neapolis zu marschieren, denn er war kräftig gebaut und durch die harten Arbeiten an Bord von Schiffen und am Land zusätzlich gestählt. Sie kamen an einem Fuhrwerk vorbei. Der Fuhrmann hatte es, in Anbetracht der nahenden Marschkolonne, von den Zugtieren in den Straßengraben treiben lassen. Er sah den Soldaten feindselig nach. Du brauchst gar nicht so zu gucken, dachte Anchisothep, wir sorgen dafür, dass du in Sicherheit leben kannst. Ansonsten blieb der Marsch erst einmal ereignislos. Der gleichmäßige Schritt auf der geraden Straße hatte etwas einschläferndes.

  • Gallicus fand dass es ein tolles Gefühl war so die römischen Heerstraßen entlang zu marschieren. Jeder Zivilist hatte ihnen Platz zu machen und an den Straßenrändern standen einige Kinder die sie staunend betrachteten. Auch Gallicus war damals als er zum ersten mal römische Soldaten marschieren gesehen hatte, kaum aus dem Staunen raus gekommen. Nicht unbedingt schnell, aber gleichmäßig marschierten die Nautae am Golf von Neapolis entlang Richtung der namensgebenden Stadt.

  • Optio:


    Der Optio genoss derweil seine Macht. Leise vor sich herlachend forcierte er das Tempo und begann gleichzeit vor sich herzupfeiffen. Alte Soldatenmelodien, welche von Generation zu Generation von Soldaten weitergegeben wurden.


    Er selbst marschierte ohne Gepäck, nur mit seinem grossen Stock beladen, welchen er zum Antreiben einzelner Männer immer wieder einsetzte.

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  • Anchisothep hörte, dass der Optio am Kopf der Kolonne pfiff. Er hatte allen Grund dazu, denn er musste schließlich kein Gepäck tragen, außerdem war er durch tägliche Übung wohl zu ans Marschieren gewöhnt, dass dieser Marsch eher ein Spaziergang für den Optio war. Nicht dass Anchisothep schon diesen Marsch als schlimm empfunden hätte. Der Ägypter war von Haus aus und durch die vielen Strapazen, die ihm das Leben schon bereitet hatte, zäh und ausdauernd. Das war eine seiner Stärken. Seine größte Schwäche hingegen war seine mangelhafte Bildung, die er allerdings in der Arbeit bei der Flotte durch eine natürliche Intelligenz und durch Erfahrung ausgleichen konnte. Er erinnerte sich in diesem Moment an seinen Marsch von Ostia nach Misenum, um dort der Classis beizutreten. Nachdem der Kapitän des alten, maroden Handelsschiffes ihn nicht mehr mitnehmen wollte, war er dort erst einmal gestrandet. Er hatte zwei Wochen als Tagelöhner gearbeitet, vor allem als Hafenarbeiter, dann hatte ihm jemand den Hinweis gegeben, zur Classis zu gehen. Anchisothep war froh, dass es soweit gekommen war. Ansonsten wäre er vermutlich immer noch ein armer Hafenarbeiter, ohne Aussicht, einst ein besserer Leben zu führen.
    Wieder wurde ein Fuhrwerk in den Graben getrieben, um der Kolonne Platz zu machen. Es war ein leichter Reisewagen, der von Reitern begleitet wurde. Ein Mann in einer grellvioletten Tunika stieg vom Wagen und half einer jungen Frau sowie fünf Kindern dabei, dies auch zu tun. Gebannt standen die Kinder am Straßenrand und sahen der Kolonne zu. Mit etwas kindischer Fröhlichkeit schwenkte der Mann den Arm. Seine Frau blieb unberührt. Sie sagte etwas zum Mann. Im Vorbeigehen und mit einem streng nach vorne gerichteten Blick erkannte Anchisothep aus den Augenwinkeln, dass die Frau offenbar durch diese Unterbrechung der Reise verärgert war. Die Kinder und den Mann hingegen freute es. Die Reiter, vermutlich Sklaven und der Kutscher bereiteten auf einer Wiese neben der Straße einen Imbiss zu. Nach einiger Zeit ging die Familie auch dorthin, um ihn einzunehmen, doch das sah Anchisothep nicht mehr, denn er war schon lange daran vorbeimarschiert. Unermüdlich pfiff der Optio, ansonsten herrschte eisernes Schweigen. Doch das Schlagen der Eisennagelsohlen auf den Steinen des Pflasters verursachte schon ausreichend Lärm.

  • Optio:


    Für einmal wirklich nicht selbst zu den Geschundenen zu gehören und vom Centurio die ganze Zeit für das Versagen der Männer verantwortlich gemacht zu werden gefiel dem Optio wirklich.


    Aus diesem Grund, und weil er dachte, es könnte den Männern nicht schaden, auch einmal den Eilmarsch zu üben, liess er eine Verschärfung des Tempos befehlen, welche von den Musikern auch sogleich mit scharfen Kommandi weitergegeben wurde.


    Die Sandalen des Optio waren gut eingelaufen, ihre Sohle bereits relativ weich im Vergleich zu dem, was die zum Teil nagelneuen Schuhe der Nautiker präsentierten. Hartes, uneingelaufenes, hungriges Leder würde den Männern schon bald zu schaffen machen.

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  • Plötzlich wurde die Geschwindigkeit erhöht. Anchisothep war etwas verwirrt. Was sollte das? Dann entsann er sich dem Optio und dachte sich seinen Teil dazu. Langsam schmerzten ihm die Füße. Die Töne, die von den Musikern zu ihm herüberwehten, dröhnten in seinen Ohren. Wenn der Optio vorhatte, bis Neapolis in diesem Tempo zu laufen, dessen war sich Anchisothep gewiss, würden einige der Männer sicher unterwegs schlapp machen. Anchisothep wollte nicht zu diesen gehören. Also biss er die Zähne zusammen.

  • Optio:


    Einige der Männer kamen schon jetzt an ihre Grenzen und spulten die Schritte ab, ohne gross zu reagieren. Zum Glück war es nicht weit bis Neapolis und als sie die ersten Aussenbezirke erreichten, liess der Optio die Männer anhalten.


    Ich will, dass alle mit ihren Schuhen in diesem Bach hier 200 Doppelschritte gegen die Strömung gehen! Danach ist Pause. Ausführen!


    Was als einfache Schickane aufgefasst wurde, hatte in Wirklichkeit einen freundlichen Grund. Durch das Wasser in welchem die Männer nun gehen mussten, wurde das Leder der nagelneuen Schuhe geschmeidig und weich. Auch die Sohle sog sich etwas voll und nahm die Form der Füsse ein bischen an. Die Folgen dieser "Schickane" würden die Männer auf äusserst angenehme Art und Weise auf dem Rückweg erkennen.

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  • Sie hatten schon fast Nepal erreicht und auf einmal ließ sie der Optio auf einmal halt machen. Gallicus, der zwar nicht ganz hinten aber doch soweit hinten, das er den Optio nicht sah marschierte. Dann vernahm er den doch ziemlich ungewöhnlichen Befehl des Optios und starrte ungläubig nach vorne. Dass diese Aufgabe einen Sinn haben könnte kam Gallicus gar nicht in den Sinn. Er hielt es einfach nur für Schikane! Doch den Befehlen seiner Vorgesetzten hatte er nun mal zu gehorchen und so marschierten er und seine Kameraden missmutig in den Fluss. Das Wasser war zwar kühl aber doch nicht wirklich kalt. Das machte das Marschierten durch den Fluss deutlich angenehmer. Dennoch war es sehr ungewohnt für Gallicus. Missmutig durch warteten er und seine Kameraden also den Bach. Die zweihundert Doppelschritte kamen ihm wie eine Ewigkeit vor. Doch auch diese Ewigkeit war einmal beendet und nun gewährte man ihnen eine wohlverdiente Pause. Gallicus legte sein Marschgepäck neben einen größeren Stein und holte seinen Wasserschlauch hervor. Anschließend blickte er sich auf der Suche nach seinem Freund Anchisothep um.

  • 200 Doppelschritte gegen die Strömung, auch das noch! Andererseits bot das Wasser wenigstens Abkühlung. So gingen die Männer in einer Reihe das Flussbett entlang. Es war nicht leicht, gegen die Strömung anzugehen. Anchisothep fragte sich, ob diese Prozedur ernsthaft nötig war für die Ausbildung der Spezialisten für Schiffe zu Hilfsoldaten an Land (Welche Verschwendung!, dachte Anchisothep) oder ob sie lediglich eine weitere Schikane des Optios war. Dieser Unteroffizier würde auf dem Schiff, auf dem Anchisothep wäre, kein leichtes Leben haben.
    Als es endlich überstanden war, schmerzten wenigstens Anchisotheps Füße nicht mehr. Auch war das Leder der Sandalen weich geworden. Er holte einen Schlauch mit Essigwasser aus seinem Packen und setzte sich ins Gras, in die Nähe des Gallicus.
    "Ich hoffe, dieser Marsch ist bald vorbei.", sagte Anchisothep zu Gallicus und grinste. "Wenn ich eines Tages die Gelegenheit haben sollte, diesen Optio in Schiffsarbeit auszubilden, darf er sich auf eine schöne Zeit freuen... " Er lachte. Dann nahm er einen Schluck Essigwasser. Der Essig im Wasser war zwar nicht sehr schmackhaft, doch sein Geschmack war immerhin besser als der warmen, abgestandenen Wassers. Außerdem verhinderte seine Säure, dass das Wasser verdarb.

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