Das Schicksal kennt immer einen Weg …

  • … auch wenn dabei der Zufall eine Rolle spielen sollte. Aber tut er das wirklich? Alles und Nichts mag dem Menschen vorher bestimmt sein, doch wer vermag dies zu beurteilen? Ob nun Glück oder Leid, Erfolg oder Niederlage, Liebe oder Hass … was davon kann der Mensch wirklich frei und für sich selbst bestimmen? Oder ist nicht alles schon von vorne herein festgelegt, so wie das Leben und der Tod….?


    Warum ist die Tafel leer? … was hat das zu bedeuten? grübelte Prisca immer noch und fasste sich an die Schläfe. Leicht begann sie diese zu massieren und schloss dabei kurz die Augen. Von solchen unlösbaren Fragen bekam sie regelrecht Kopfschmerzen. Eigentlich wollte sie schon längst nicht mehr darüber nachdenken, aber auf dem ganzen Weg über vom Tempel des Orakels bis hierher, hatte sie keine befriedigende Antwort darauf finden können. ""Es hilft nichts, es gibt wahrscheinlich keine Lösung! Das Leben geht eben weiter!" , redete sie sich ziemlich erfolglos, dafür aber mit Nachdruck ein. Zumindest wurde sie nun wieder etwas vom Alltag abgelenkt. Und der Alltag bestand für eine Patrizierin unter anderem auch aus solchen Annehmlichkeiten wie einem … Einkaufsbummel!


    Eben als Prisca ihre Gedanken auf dieses Thema lenkte, hielt der Tross von aurelischen Sklaven zusammen mit der Sänfte vor einem ganz bestimmten Haus. Es stand etwas abseits vomTrubel der Trajanischen Märkte in einer Seitengasse und auf dem Eingangsschild waren lediglich drei unscheinbare Lettern zu lesen:


    C.c.C.


    Ein absoluter Geheimtipp! Prisca konnte es nun kaum mehr erwarten endlich den Maestro persönlich kennen zu lernen. Sie hatte schon soviel von ihm gehört und war gespannt, was er von ihrem Plan halten würde … jedenfalls hatte Prisca diesen selbst gefasst. Ob nun freiwillig oder vom Schicksal vorher bestimmt. "Tilla!", rief Prisca ihre Sklavin zu sich und erhob sich ganz entspannt aus der Sänfte, um sich von dem Mädchen das Kleid ordnen zu lassen. Die Straße war nur wenig frequentiert und so mussten ihre vier Leibwächter nicht viel tun außer mit verschränkten Armen herum zu stehen. Neugierige Blicke gab es so gut wie keine und auch die zudringlichen Bettler suchten lieber belebtere Orte auf.


    Den ganzen Weg über hatte sie mit Tilla kein Wort mehr über das Orakel gesprochen. Und auch jetzt wollte Prisca das Thema nicht mehr aufgreifen. Vielleicht war das auch gut so für beide, um wieder etwas Abstand zu allem zu gewinnen. "Nun mach dir mal nicht zuviele Gedanken, hörst du! Alles hat einen Sinn. Da bin ich mir sicher. ", bemerkte sie lediglich um Tilla vielleicht doch ein wenig aufzumuntern zu können. "...Hier ... hast du ein paar Sesterzen! Kauf dir davon was immer du möchtest…" und drückte ihr mit diesen Worten fünf Sesterzen in die Hand. …


    *klimperklimper*


    Nicht weit von den beiden Frauen entfernt schoß hinter einer leeren Tonne ein Köpfchen in die Höhe. Dort saß nämlich Pumilio ein kleiner Straßenjunge und war gerade damit beschäftigt, einem Wurm den Apfelbutzen streitig zu machen. Doch dieses Geräusch kannte er nur zu gut. Hab ich da was klimpern hören? Geschwind stand er - den Apfel achtlos fortwerfend - auf und schielte mal gerade so über den Rand der Tonne hinweg. Besonders groß war Pumilio wirklich nicht und von daher trug er auch seinen Namen. Pumilio entdeckte die Quelle des Geräusches und beobachtete aus großen Augen, wie sich die beiden unbekannten Frauen unterhielten. Genauer gesagt sprach nur Eine und die hatte das Geld! Das wäre die Gelegenheit! …Schon wuselte Pumilio um die Tonne herum und zwischen den Beinen der Leibwächter hindurch bis genau neben Prisca hin ...


    "Salve Herrin! Ihr seid wunderschön und ich wünsche euch einen schönen Tag. Habt ihr vielleicht auch etwas für mich?", rasselte er ein Sprüchlein herunter das er sich einfach so ausgedacht hatte und blickte erwartungsvoll lächelnd zu Prisca hoch.


    Und Prisca verwundert zu ihm hinunter. Gerade wollte sie sich zum gehen wenden und dann das! Ein Bettlerjunge! Konnten denn die Leibwächter nie richtig aufpassen? Aber eigentlich war der kleine Junge ja ganz süß. "Hier nimm … ", ließ sich Prisca heute zu einer weiteren Wohltat hinreißen und reichte Pumilio eine Sesterze. "... und nun störe mich nicht weiter! Mit diesen Worten richtete Prisca ihren Blick wieder auf … .Tilla! … Du und die anderen Sklaven wartet hier auf mich! Ich werde alleine hineingehen und … es kann etwas dauern.", sprach es und verschwand dann ohne ein weiteres Worte in dem Haus mit dem seltsamen Schild über der Eingangtüre.


    "WOW… Eine Sesterze! … habt ihr das gesehen? … Sie hat mir eine Sesterze geschenkt! " Pumilio konnte sein Glück immer noch nicht fassen und starrte fasziniert auf das Geldstück, das er zwischen seinen Fingern drehte. Die Leibwächter hingegen schüttelten bei dem Anblick des Knirpses nur belustigt die Köpfe und beachteten ihn nicht weiter. "… Wie viele hat sie dir denn geschenkt? … ", erkundigte sich Pumilio nun bei Tilla und drehte sich dabei zu dem unbekannten Mädchen um, das er noch gar nicht beachtet hatte ...

  • Aurelia Prisca verschwand in der Sänfte, demnach musste Tilla nun mit den anderen zu Fuß hinterher gehen. Mit gesenktem Blick wehrte sie die neugierigen Blick der Leibwächter ab und setzte sich in Bewegung. Unterwegs linste sie immer wieder mal auf die Tafel, sah nach, ob in der Zwischenzeit nicht doch noch ein Wort geschrieben oder zu lesen war. Nichts.. absolut nichts. Tilla fragte sich, ob sie die Frage falsch gestellt oder gar falsch formuliert hatte. Jedenfalls hatte sie doch noch etwas aus dem Tempel der Sybille mitgenommen. Nämlich die Bekanntschaft mit der alten Frau, die ihren Tränenstein schon einmal gesehen hatte. Das war doch recht wichtig zu wissen... auch als Bestätigung, dass der Stein nicht nur ein Stein war, wenn ihn so alte Frauen kannten. Oder lag sie mit ihren Gedanken verkehrt herum? In Gedanken vertieft und stetig zu Boden blickend, nahm sie ihre Umgebung kaum noch wahr.


    Beinahe prallte sie gegen den Sänftenträger, als die Sänfte zum stehen kam. Tilla hielt die Tafel fest, sah sich blinzelnd um. Wo war sie denn jetzt gelandet? Das Schild entdeckte sie trotzdem. CcC? Hm? Was sollte das bedeuten? Wenn sie das Schild gedanklich nach links drehte sah das so aus wie drei Pferde ohne Reiter, von denen das kleinste in der Mitte zwischen den beiden großen Pferden lief. Tilla schüttelte innerlich über sich selbst lächend den Kopf und wagte es kaum wirklich die Mundwinkel nach oben zu heben. Der Besuch des Orakels beschäftigte sie doch zu sehr. Prisca rief nach ihr...


    Tilla lief zu ihr rüber und legte die Tafel neben die Ältere in die Sänfte hinein um beide Hände frei zu haben. Kleid richten. Immer noch wunderte sie sich darüber, warum es denn so schwer war es selbst zu tun. Nunja... ihre Hände schossen nach vorne und begannen ihre Arbeit. *zupfrichtzupfglättzupfneufaltzupf* "Nun mach dir mal nicht zuviele Gedanken, hörst du! Alles hat einen Sinn. Da bin ich mir sicher. Hier hast du ein paar Sesterzen! Kauf dir davon was immer du möchtest." Huh? Tilla zog ihre Hände von Priscas Kleid zurück und spürte bald darauf das Gewicht von fünf Sesterzen in den Handflächen. Sich kaufen, was sie wollte? Meinte die Ältere das ernst? Tilla schloß die Finger um die Münzen, gab ein knappes Nicken zurück. Reicht es für ein Pony? fragte sie sich selbst und setzte eine unschuldige Miene auf.


    Plötzlich stand ein kleiner Junge bei ihnen und sagte ein Sprüchlein auf. Immer noch ziemlich verdutzt über Priscas Geste mit den Münzen sah sie mit an, wie der Junge auch eine Münze abbekam. Wieder nickte Tilla ihrer Herrin zu, dass sie hier warten sollten. Schloß sie damit auch den jungen mit ein? Tilla musterte ihn von unten bis oben. Erkannte in ihm ein Gesicht welches Jahre später in einem Film für Kinder über den Bildschirm flimmern würde. Der Titel hiess 'K. allein zu Haus'. Aber das wusste Tilla nicht, sie konnte nicht in die Zukunft schauen, wie sie eben erfahren hatte. Sie hob ihre freie Hand und zeigte fünf Finger an, zeichnete fünf Kreise in die Luft. Fünf. Ich habe mehr als du. Sie betrachtete ihn noch einmal, runzelte die Stirn. Kenne ich dich? gebärdete sie nach dem Verstauen der fünf Münzen in ihrem Beutel unterm Umhang. Du warst immer in der Nähe des Apfelhändlers... fügte sie hinzu. ...der aus den Kisten gefallenen Äpfeln wegen.

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    Pumilio hob den Kopf und betrachtete neugierig das Mädchen vor sich. Anscheinend konnte sie nicht sprechen, denn sie zeichnete nur fünf Kreise in die Luft anstatt ihm zu antworten. Pumilio verstand jedoch sofort was sie sagen wollte und er dachte sich auch nichts weiter dabei. Ob nun mit Parolen, Gesten, bloßer Mimik oder auch nur mit Hilfe von ein paar Kreidestrichen an Wänden und Türen - Pumilio kannte mittlerweile alle Sprachen der Bettler und Diebe. Ob das Mädchen früher auch einmal auf der Straße gelebt hatte? Vielleicht - aber nun war sie dafür eindeutig zu sauber und fein gekleidet. Schon eher war sie eine Sklavin, aber da war sich Pumilio noch nicht ganz sicher.


    "Fünf Sesterzen? Wow, dann musst du ja ganz schön brav gewesen sein. War das eben deine Herrin? Die muss ganz schön reich sein! Wie heißt du denn eigentlich? … Ich bin Pumilio, aber ich glaube nicht, dass wir uns kennen … Du kannst nicht sprechen, richtig? … aber das macht nichts, ich verstehe dich auch so. … Ich lebe nämlich auf der Straße musst du wissen und das hier ist mein Revier!", plapperte Pumilio munter drauf los und reckte sich stolz in die Höhe, als wäre es etwas besonderes auf der Straße zu leben. Natürlich war das hier nicht sein Revier, aber er wollte eben ein wenig Eindruck schinden.


    "Du hast mich also dabei beobachtet wie ich vorhin den Apfel gestohlen habe ...", stellte er auf Tillas Gesten hin sachlich fest und verstaute dabei seelenruhig sein Geldstück in einem kleinen Lederbeutel der an einer Kordel um seinem Hals hing. "Stimmt! Aber bei dem Händler würde ich auch keine Äpfel kaufen. … Die sind nämlich alle wurmstichig!", gab er Tilla dann den gutgemeinten Rat für den Fall, dass sie ihre Sesterzen bei dem Händler auszugeben gedachte.


    Seine eigene Neugier war zwar damit noch lange nicht gestillt, aber nun wollte Pumilio erst einmal hören was Tilla ihm antworten würde. ... und … Das gibt´s doch nicht, träume ich?" ... In der nächsten Sekunde schon hätte Pumilio ohnehin nichts mehr sagen oder fragen können. Etwas an Tilla war ihm aufgefallen und seine Augen wurden immer größer und größer. Es gibt ihn wirklich! Der Mann hat also nicht gelogen! Nur mit Mühe und Not konnte Pumilio sich soweit beherrschen um es nicht laut auszusprechen ... "Der Tränenstein! …" seine Lippen allerdings formten verräterisch Namen des Steines nach, den er eben an Tillas Hals erkannt hatte. Was soll ich jetzt tun? … Denk nach Pumilio! … Schnell! …Und ja nichts anmerken lassen!! … Hoffentlich hat das Mädchen jetzt nichts bemerkt! Nicht dass sie am Ende misstrauisch wird ...

  • Brav? Sie? Nein, eher arg traurig gewesen. Tilla nickte. Si, das war meine Herrin. erwiderte sie mit langsamen Gesten. Der kleine Junge schien sich auf ihr Spiel der Gesten einlassen zu wollen oder er hatte es irgendwoher gelernt. Sie ging zur Sänfte zurück und holte die Schreibtafel herbei, während sie dem plappernden Jungen zuhörte. Ihren eigenen Namen verriet sie nicht so schnell und den anderen Decknamen behielt sie nach der Erfahrung mit Lucanus ebenfalls noch für sich. Tilla nickte und schüttelte abwechselnd mit dem Kopf, versuchte zu bestätigen oder zu verneinen und zugleich eigene Fragen in seinen Fluß hineinzuquetschen. Nein, wir kennen uns wirklich nicht. Ja, ich kann nicht sprechen. Auf der Straße lebst du; so? Wo sind denn deine Begleiter? Die, die dir helfen dein Revier zu verteidigen? Sie schmunzelte über seine Versuche, sich größer darzustellen.


    Jupp.. es gibt Händler, die solche Äpfel und solche Äpfel verkaufen. Vielleicht hast du schlichtweg in den falschen Korb gegriffen? Die besten Äpfel sind immer in den mittleren Körben und in denen, die der Händler schnell erreichen und bedienen kann. erzählte sie ihm von ihren Erfahrungen bezüglich 'Äpfel stibitzen'. Die Leibwächter um sie herum verstanden eh nichts. Oder du musst den Händler länger beobachten und herausfinden, welche Körbe er besonders im Auge behält, die lohnen sich fast immer. Du musst aber flinke Finger und schnelle Beine haben. Prüfend musterte sie Pumillio. Bestimmt wog er ebensowenig wie sie als sie in die Villa Aurelia gekommen war.


    Was flüsterte er denn da? Tilla spitzte die Ohren. Unwillkürlich griff Tilla sich ihren Stein, der aus der Tunika hervorlugte und stopfte ihn zurück. Was guckst du so? Habe ich plötzlich so große Ohren auf dem Kopf? Oder mache ich so große Augen wie du? neckte sie ihn spontan und hüpfte einen Schritt zurück. Zeige mir doch den Apfelhändler und ich werde dir zeigen, wie man es richtig macht! Ihr Blick wanderte zum Haus und wieder zu Pumillio zurück. So schnell wie Prisca hineingegangen war, würde sie sicher nicht wieder herauskommen. Da konnte sie sich ruhig die Zeit vertreiben. Was ist? Zeigst du mir den Händler oder dein Revier?

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    War es nur ein Zufall? … oder war es Glück? … oder war es am Ende gar ein glücklicher Zufall, den das Schicksal für Pumilio vorher bestimmt hatte? … Ja so musste es sein!


    In Bruchteilen von Sekunden fiel Pumilio wieder ein, was er schon fast wieder vergessen hatte: Der Tag - der Ort - dieser Fremde - sein Auftrag - und die versprochene Belohnung … wie lange war es her?


    … drei Monate mussten seitdem vergangen sein, seit Pumilio dem unheimlichen Mann begegnet war, der ihm diesen seltsamen Auftrag erteilt hatte, den Tränenstein für ihn zu finden. Eigentlich nichts ungewöhnliches, dass irgendwer irgendwas suchte und dafür die Hilfe der Straßenkinder in Anspruch nahm. Schließlich waren sie billige Handlanger und zudem zuverlässig, wenn es um die Erledigung einfacher Aufgaben ging. Doch bei diesem Fremden war das irgendwie anders gewesen. Sein Anliegen klang eher aussichtslos was den Erfolg betraf, dafür aber wirkte er umso besessener von dem Gedanken, diesen Stein genau hier in Rom zu finden. Wie waren gleich noch seine Worte gewesen? "… Der Tränenstein und seine Trägerin sind hier in Rom! Und wenn du mich zu ihnen führst, wird meine Königin dich für deine Dienste reich belohnen ..."


    Das klang sehr seltsam, wenn nicht sogar verrückt! Also hatte Pumilio den Fremden auch nicht weiter ernst genommen. Doch wie dem auch sei, den Stein hatte der Mann zumindest bis ins Detail genau beschrieben und nun stand Pumilio quasi vor dem Gesuchten. Meine Mutter und meine zehn Geschwister werden stolz auf mich sein und endlich werden wir keinen Hunger mehr erleiden müssen! Pumilio war ganz fasziniert von dem Gedanken, dass sich all ihre Sorgen wie von selbst für immer lösen könnten.


    Doch was sollte er nun tun? Irgendwie nahm er alles was Tilla ihm gerade antwortete nur am Rande und wie durch Schleier war. Natürlich hatte er gelogen, was das Revier betraf. Er war doch nichts weiter als ein ganz kleines Lichtlein. Und der Apfelhändler und wie man ihm am besten bestehlen könnte? Pumilio fühlte sich irgendwie enttarnt, aller seiner Argumente beraubt und damit überfordert. Was sollte er darauf erwidern? Er hatte nur noch einen Gedanken. Wie bekomme ich heraus wer sie ist und wo sie lebt? Die Frau von vorhin war also ihre Herrin? Sein Blick ging hinüber zu der Sänfte, auf der deutlich das Wappen einer bestimmten Gens zu sehen war. ein "A", wofür steht das gleich nochmal? Das wäre vielleicht eine Spur, doch ob es reichen würde?


    Zitat

    Was guckst du so? Habe ich plötzlich so große Ohren auf dem Kopf? Oder mache ich so große Augen wie du? neckte sie ihn spontan und hüpfte einen Schritt zurück. Zeige mir doch den Apfelhändler und ich werde dir zeigen, wie man es richtig macht! Ihr Blick wanderte zum Haus und wieder zu Pumillio zurück. So schnell wie Prisca hineingegangen war, würde sie sicher nicht wieder herauskommen. Da konnte sie sich ruhig die Zeit vertreiben. Was ist? Zeigst du mir den Händler oder dein Revier?


    Diese Worte von Tilla rissen Pumilio wieder aus seinen Gedanken heraus. Warum ich so gucke? Vielleicht hilft ja ein Kompliment! Frauen mögen das Zumindest hatte Pumilio das von den Erwachsenen in den Wirtshäusern und Spelunken abgeguckt, in denen er sich manchmal herum trieb. Zugegeben, das waren keine gute Lehrstätten für einen kleinen Jungen wie ihn, aber die einzigen die Pumilio kannte. "Ich gucke doch nur so, weil ich dich so hübsch finde!", gab er ganz spontan zurück und lächelte verlegen. Ob das wirkte? "Ich meine … du … du hast mich durchschaut… ich hab gar keine Begleiter und kein Revier. Hast du denn eines?", gab er gleich darauf noch ganz schuldbewusst zu. "Aber vielleicht verrätst du mir trotzdem deinen Namen … und zeigst mir, wie man es am besten anstellt um an die guten Äpfel zu gelangen." schlug er zuletzt vor und blickte Tilla dabei treuherzig an.

  • Wenn Tilla hätte Gedanken lesen können, so wäre sie schon mehr als misstrausich geworden. Aber zu Pumillios Glück konnte sie keine Gedanken lesen. Der Junge sah sie so an, als ob er wirklich ihre Gesten verstand und schaute auch so drein, als ob er sie aufmerksam verfolgte. Von diesen Menschen, die ihre Gesten verstanden und ihr zudem noch fremd waren, gab es nur sehr wenige. Sie hatte bisher nur sprechende Menschen getroffen. Die stummen Sklaven in der Villa Claudier hatten sie fasziniert, da sie das gleiche Problem hatten wie sie: nämlich nicht sprechen zu können. Leider war sie den claudischen Sklaven nicht mehr begegnet, nicht mal außerhalb der Villa, wo es sicherlich Gelegenheiten gegeben hätte sich näher mit ihnen auszutauschen. Zum Beispiel darüber wie sie denn mit der Stummheit klar kamen und ob sie wie Tilla eine Zeichensprache zur Verständigung mit anderen Menschen entwickelt hatten. Sie kannte Minna und Fiona, aber dass diese die beste Quelle waren, die ihr mehr über die stummen Sklaven verraten konnten, wusste sie nicht eben weil sie nie gefragt hatte welcher Gens sie angehörten oder bei welcher Gens sie arbeiteten.


    Pumillios Flüstern geriet in Tillas Vergessenheit, vielleicht hatte er was anderes gemeint oder sie sich verhört. Sie sollte wirklich besser darauf achten, dass der blaukristallene Tränenstein unter ihrer Kleidung verborgen blieb. Für Lob war sie jedenfalls empfänglich. Das Erröten ihrer Wangen war unvermeidlich. Und dann auch noch Lob von so einem kleinen Knirps. Achneee, echt? Sie kräuselte die Nase und schüttelte den Kopf, als ob sie das Erröten abwerfen wollte. Kein Revier und keine Begleiter? Das kam ihr doch sehr bekannt vor. Er bestand immer noch darauf ihren Namen zu erfahren. Sollte sie? Schweigend holte die Tafel hervor und schrieb einen Namen auf, den sie einst wirklich besessen hatte: Mia Ob er lesen konnte? Tilla atmete tief ein und aus, hob sogar die Schultern und senkte sie, um schliesslich mit den Händen Äpfel in die Luft zu zeichnen und eine bestimmte Bewegung zu vollführen. Willst du immer noch Äpfel stibitzen gehen?


    Tilla winkte dem Knirps, die Seitengasse ein Stückchen mit hinaufzugehen. Ich hatte beides, also Revier und Begleiter, ebenfalls nicht. Ich habe mich so gut wie möglich durchgeschlagen und versteckt, bis die Häscher des Sklavenhändlers mich plötzlich und unerwartet gefunden haben. Ich musste eine Nacht in einem Verschlag ausharren und wurde dann auf dem Sklavenmarkt verkauft. Es fand sich sogleich ein Käufer. Ein Mann, den ich selten sehe. Dunkelblonde Haare, braune Augen, elegante Kleidung. Dafür sehe ich die Herrin des Hauses und die anderen weiblichen Mitglieder und deren Besucherin viel öfter. Und einen Bart-tragenden Leibwächter, der heute sicherlich gerne mitgekommen wäre. fügte sie in Gedanken hinzu. Sie blieb stehen und sah Pumillio an. Ich frage mich heute immer noch, wie die Häscher von Titus Tranquillius mich in meinem Versteck finden konnten. Sie hob ihre Hände. Bist du ganz allein auf der Straße?

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    Sie errötet, das bedeutet sie freut sich … Also nahm sie ihm das Kompliment ab, schlussfolgerte Pumilio aus der Reaktion von Tilla und wurde überdies wieder etwas selbstsicherer. Das taten nämlich die Frauen in den Wirtshäusern auch meistens, wenn die Männer ihnen Komplimente über ihr Aussehen machten. Was die Männer wohl genau damit bezwecken wollen? So ganz nachvollziehen konnte das der kleine Pumilio freilich noch nicht, denn erstens interessierte er sich selbst noch nicht für Mädchen und zweitens taten viele der Männer anschließend etwas, was wiederum gar nicht logisch erschien … Nein!! Den Po eines Mädchens fasse ICH garantiert nicht an! Das stand für Pumilio von vorne herein und felsenfest. Außerdem wollte er nicht - wie die Männer anschließend - auch noch eine Ohrfeige kassieren. …


    Sie heisst also Mia! Nach einen weiteren Seitenblick zu Tilla traf der kleine Dreikäsehoch sein ganz spezielles fachmännisches Urteil: Ja, doch ist sie ganz hübsch … Zumindest wenn man auf Mädchen steht. …. Aber sie scheint wenigstens nett zu sein.… Was ihm gleich darauf Gewissensbisse bereitete. Soll ich wirklich zu dem Mann gehen und ihm sagen, dass ich gefunden habe wonach er sucht? Wie eine geplante Familienzusammenführung hatte der Auftrag des Fremden zumindest nicht geklungen … Doch diese Gedanken führten für Pumilio letztendlich (noch) zu weit, denn schließlich ging es hier auch um die Belohnung die er erhalten wollte. Aber wie sollte er es am besten anstellen? Sollte er das Mädchen zu der Herberge lotsen, die der Mann damals erwähnte hatte? … würde dieser Fremde dort überhaupt noch wohnen? Und was, wenn Tilla misstrauisch würde? …


    Oder lieber erst herausfinden wo sie lebte und dann dem Mann Bescheid geben? … aber bekäme er dann die Belohnung trotzdem? Pumilio grübelte eifrig weiter, während er dem Wink von Tilla folgte und dabei von ihren Händen ablas, was sie von sich erzählte . "Das ist wirklich schlimm, was dir alles passiert ist, ...", gab er zunächst ehrlich gemeint zur Antwort." aber dafür scheint es dir nun umso besser zu gehen. Der Mann von dem du sprichst … dein Herr? … also er und seine Familie scheinen dich ja zumindest gut zu behandeln? Wie heisst er denn? Der Buchstabe "A" dort auf den Vorhängen der Sänfte steht doch für seinen Namen, oder?…", versuchte Pumilio dann so unauffällig und geschickt, wie es ihm möglich war, über das Gespräch an die Informationen zu gelangen die er brauchte … Aber Tilla wollte ja auch noch etwas von ihm wissen.


    "Ja, ich bin ganz alleine auf der Straße. Die anderen Jungs wollen nichts mit mir zu tun haben. … Sie sagen ich sei noch zu klein. Also muss ich mich eben alleine durschschlagen!", erklärte er mit stolz geschwellter Brust, angesichts der Tatsache, dass die anderen Jungen in meistens verjagten. "Aber ich komme ganz gut alleine zurecht. Soll ich dir zeigen, wie man einen Apfel stiehlt? … oder hast du zu etwas anderem Lust? … wieviel Zeit hast du denn eigentlich? Wird deine Herrin nicht böse sein, wenn sie zurück kommt und du bist nicht da?" Wobei Pumilio eigentlich gar nicht genau wusste, was sie zusammen unternehmen sollten … außer, dass er das Mädchen irgendwie dazu bringen müsste ihm zu dieser Herberge zu folgen … jedenfalls gingen sie schon mal in die richtige Richtung - und dann? … das wusste Pumilio nicht einmal selbst ...

  • Si. Das 'A' steht für seinen Namen. bestätigte Tilla nickend und gebärdend. Der Kleine war ganz schön neugierig... aber irgendwie machte es auch Spaß einfach mal erzählen zu können wie es ihr nun nach dem Verkauf als Sklavin in eine Familie ging. So schlecht hatte sie es wirklich nicht getroffen. Bei ihnen geht es mir wirklich besser als auf der Straße. Wieder holte sie die Tafel hinzu, um zu schreiben. aurelii Der Herr ist ein Aurelier. Die Herrin eine Aurelierin. Sie hielt die Tafel Pumilio zum Lesen entgegen. Und warum wollen sie nichts mit dir zu tun haben? Nur weil du kleiner als sie bist? Du wirst bestimmt wachsen und dann so groß wie mein Herr werden.


    Lust zu einem Ausflug mit dem Knirps hatte sie, nur wieviel Zeit würde Prisca noch da drinnen im Haus verbringen? Tilla sah zur Sänfte zurück und stellte fest, dass Prisca immer noch nicht zurück beziehungsweise aus dem Haus getreten war. Und nun? Ihr Auftrag lautete warten, aber welche Art von warten? Vor der Sänfte bei den Leibwächtern? Innerhalb der Seitengasse? In Sicht- und Rufweite? Hm... grübelte sie. Wieviel Zeit ich habe weiss ich nicht. Und ob sie böse sein wird weiss ich auch nicht. Sie ist sehr gütig und hat gesagt, ich soll mir was kaufen. Etwas kaufen gegen die Traurigkeit. Konnte man das überhaupt? Sie spürte des Gewicht der vor kurzem erhaltenen Sesterzen in ihrem Beutel. Tilla sah nachdenklich die Seitengasse rauf und runter, hin- und her gerissen was sie tun sollte.


    Warte bitte... bedeutete sie Pumillio und lief zurück zur Sänfte, wo sie die Nachricht niederschrieb und die Tafel mit ihrem richtigen Namen hinterliess. Liebe Herrin, im Tempel der Sybille war so viel los, worüber ich nachdenken muss: die alte Frau, die den Tränenstein kennt und keine Antwort vom Orakel. Ich danke für Eure Sesterzen und bin unterwegs zum Apfelhändler. Ich komme sofort wieder. Wenn wir uns verpassen, dann bin ich längst auf dem Weg zur Villa. Verzeiht mir die Sandkörner-Minuten die ihr allein seid. Es dauert sicher nicht lange. Tilla Mit einem Lächeln legte sie die Tafel auf Priscas Kissen ab und rannte zu Pumillio zurück. Wo geht's lang? Sie schüttelte die Haare und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Ein merkwürdiges Glücksgefühl durchströmte ihren Körper. Jetzt würde alles besser werden. Das spürte sie. Wenn sie sich da mal nicht irrte!

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    Nun wusste er also den Namen der Herrschaft und damit auch, wo Mia genau zu finden wäre. Das war bereits mehr als Pumilio gehofft hatte, auf die Schnelle in Erfahrung bringen zu können. Aber warum konnte er sich darüber so gar nicht recht freuen? Eher plagten ihn bereits Gewissensbisse, ob er Mia wirklich an diesen unheimlichen Mann verraten sollte. Mia schien wirklich nett zu sein und mit ihr könnte man bestimmt viel Spaß haben und gemeinsam so einiges anstellen. Dann wäre ich auch endlich nicht mehr ganz alleine! Ein schöner Gedanke und mit einem verschmitztem Seitenblick zu Tilla verstärkte sich dieser Eindruck nur noch.


    Aber vielleicht will der Fremde ja nur das Tränenstein-Amulett zurück haben? Genau - Hat sie es ihm am Ende gar gestohlen und nun will er sie dafür bestrafen? Das würde erklären warum der Mann damals nach dem Amulett und der Trägerin gesucht hatte. Aber das wollte Pumilio verhindern und so musste ein Plan her. Dann bringe ich eben nur das Amulett zurück … erhalte die versprochene Belohnung und kaufe davon Mia eine schöne neue Kette! Nur wie bekomme ich von ihr das Amulett? Freiwillig wird sie es mir nie geben...


    Das alles ging Pumilio durch den Kopf während er auf der Stelle trat und dabei zusah, wie Tilla noch einmal zur Sänfte lief und irgendwas hinein legte. "Was hast du denn da solange gemacht?", begrüßte Pumilio das Mädchen schließlich wieder ganz ungeduldig. Irgendwie wusste er immer noch nicht genau was er eigentlich tun sollte und wurde ganz hibbelig. Wo geht´s lang? Zu Herberge, oder lieber doch nicht …hmm "Lass uns erst einmal los gehen!", meinte Pumilio ganz geschäftig und winkte Tilla zu damit sie mitkäme. Gemeinsam bogen sie auf die Hauptstraße und in das Gewühl der Menschen ein. Pumilio hatte etwas Mühe sich zwischen den Erwachsenen zu behaupten und um nicht von ihnen umgerannt zu werden "Puh, ganz schön viel los. Da vorne steht übrigens der Händler mit den Äpfeln. Wollen wir uns zwei Äpfel stibitzen?" Pumilio musste kurz kichern und vergaß für den Augenblick sogar seine Pläne. "Hast du eigentlich einen Lieblingsplatz? … ich habe einen! Möchtest du ihn eventuell einmal sehen?", fragte er dann unvermittelt und war ganz stolz dass er ein geheimes Plätzchen kannte.

  • Ich soll eigentlich auf sie warten. Aber meine Herrin hat kurz davor gesagt, ich soll mir was kaufen. Und so lange sie im Hause ist will ich das auch tun. Vieleicht schaffe ich es noch so rechtzeitig zurück, dass sie gar nicht bemerkt, wie ich fort war. erwiderte Tilla auf Pumillios Worte und beneidete ihn für einen Moment um seine Stimme. Sie musste darauf achten wohin sie trat und gleichzeitig gebärden. Das ist die Gelegenheit etwas auf eigene Faust zu machen. Ihre Gebärden wurden immer knapper angesichts der Menschenmengen, die sie bald erreichen würden. Tilla hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen es nicht gerne sahen, wenn man mit den Händen in der Luft herum fuchtelte.


    Hin und wieder fasste sie nach Pumillios Hand, rettete ihn vor den wuchtigen Leibern mancher Leibwächter oder Sänftenträgern oder Karrenziehern und schob ihn hin und wieder beschützend hinter ihren Rücken. Pass auf!! Vorsicht! Gegenverkehr! War auf den Straßen schon immer so viel los gewesen?!? Seit sie hin und wieder mit den Aurelierinnen in die Stadt gehen durfte, wurde sie von deren Begleitern mitbeschützt und bekam gar nicht mehr soviel vom Strom der Passanten mit. Tilla hörte Pumillio sprechen und wich mit ihm in eine Nische schräg gegenüber des Apfelhändlers aus. Puh.. Sie wischte sich den Schweiss von der Stirn ab und kontrollierte den Sitz ihres Tränenstein.


    Alles noch dran! Erstmal brauche ich was zum Verkleiden. Dann können wir gerne stibitzen gehen. Tilla reckte den Kopf, versuchte einen Blick zum Händler zu erhaschen. Oder wir kaufen von ihm und besuchen dein Versteck. Ich habe auch Verstecke, eines ist hier ganz in der Nähe. Aber das zeige ich dir noch nicht. Du hast dich noch nicht bewiesen. Es war eine Art Test für Pumillio. War er wirklich derjenige für den er sich ausgab? Tilla wusste aus ihrer Vergangenheit wieviele Gesichter ein Mensch haben konnte. Auch sie musste vorsichtig und auf der Hut sein. Lenkst du die Aufmerksamkeit des Händlers auf andere Passanten und nutzt die Gelegenheit? Oder schleichst du dich an, wartest bis er wegschaut und nimmst nach dem Stibitzen die Beine in de Hand? Vielleicht hatte er eine eigene Strategie erfunden, wenn er sich alleine durchschlagen musste? Neugierig, wissbegierig und freundlich sah sie ihn unverwandt an.

  • "Och, deine Herrin wird schon nicht gleich sauer werden, wenn du mal was ohne sie unternimmst", unterstellte Pumilio einfach scherzend und ließ sich gerne von Tilla an der Hand nehmen und ziehen, damit sie ihn so vor den Remplern der anderen Passanten retten konnte. Normalerweise würde er sich von einem Mädchen niemals anfassen lassen, aber Tilla war da eine Ausnahme. Schließlich konnte er nicht gleichzeitig auf ihre Gebärden achten und dabei noch die Straße im Augen behalten. Wieder und wieder wichen sie so den entgegenkommenden Leuten aus und manchmal drehte sich Pumilio noch einmal provozierend nach einem der Passanten um: " Pass nur auf wo du hinläufst, verstanden! Hier haben wir nämlich Vorfahrt …Du … Du … Cameloparadalis!", rief er ihnen hinterher, doch niemand nahm von ihm Notiz. Noch nicht einmal von den Schimpfwörtern die er gern benutzte, um andere noch größer wirken zu lassen.


    Jaaa, das "Kleinsein" wurmte Pumilio schon arg, denn niemand nahm ihn wahr noch ernst. Tilla hingegen war anders. Sie schien sich nicht an seiner geringen Größe zu stören, auch wenn sie ihm noch nicht ganz vertraute. Dass sie ihm ihr Geheimversteck noch nicht zeigen wollte fand er zwar nicht nett, konnte es aber auch irgendwie verstehen. Dann würde er eben seines auch noch nicht preisgeben … vorerst. … Zuerst galt es ja noch dem Fremden das Amulett zurück zu bringen, ohne dass Tilla in Gefahr geriete. Im Augenblick war aber auch das Amulett nur Nebensache, da sie eben den Stand des Apfelhändlers erreichten.


    Tilla zog ihn auch schon in eine Nische und aufmerksam "hörte" sich Pumilio nun Tillas Plan an. "Hmm? Du meinst also ich soll den Händler ablenken und du nimmst unbemerkt die Äpfel? … oder ich schleich mich an und du lenkst ihn ab? … oder wir beide stibitzen uns soviel wir tragen können und rennen einfach davon? …", fügte er seine eigenen Überlegungen hinzu. "Ich wüsste ja noch eine Möglichkeit! … Die funktioniert aber nur manchmal …" Pumilio kicherte plötzlich drauf los, da ihm seine ganz spezielle Töte-den-Nerv-des-Händlers Taktik einfiel. " Willst du sie hören? … Also! Du suchst dir ein paar Kieselsteine … so groß etwa …", erklärte er wieder ganz ernst und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis an." … dann stellst du dich etwa drei bis vier Meter entfernt vom Stand des Händlers hin und….!" Pumilio machte einen theatralische Pause und hob den Zeigefinger zum Zeichen nun gut auf zu passen. "… dann bewirfst du den Händler immer wieder mit Steinen und beschimpfst ihn solange, bis er …haha ... bis … haha ... bis …hahaha er … mit seinen Äpfeln nach dir zurück zu werfen beginnt." Pumilio musste sich kurz den Bauch vor Lachen halten, denn das hatte tatsächlich schon ein paar Mal funktioniert.


    Doch schnell hatte Pumilio sich wieder gefangen und blickte Tilla entschlossen an. " Also gut ich gehe! … warte hier!", fasste er augenblicklich einen Plan und huschte auch schon in Richtung des Obststandes los. Pumilio duckte sich vor die Auslage des Händlers und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stand. Tilla konnte ihn zwar von der Nische aus beobachten dem Händler, der hinter seiner Ware stand, blieb der Junge aber verborgen. Pumilio zwinkerte Tilla kurz zu und hob siegessicher den Daumen. Dann hob er die Hände über seinen Kopf nach hinten und begann so nach den Äpfeln in greifbarer Nähe zu tasten. Der Händler hätte nun die Gelegenheit gehabt zehn kleine Finger zu erblicken, die wie aus dem Nichts erschienen und über seine Äpfel tanzten. Doch der Händler war zu sehr damit beschäftigt den vorbeigehenden Frauen nach zu blicken, bis ….!


    Pumilio soeben zwei Äpfel ertastet hatte…. Er griff nach ihnen und zog diese unter den anderen hervor. Triumphierend blickte er zu Tilla … Ich hab sie!! … und er hatte noch mehr, viel mehr, denn durch den Verlust gerade dieser beiden Äpfel ganz am Rande, begann dummerweise die gesamte Ware nach zu rutschen…


    "Was´n nun los?", hörte man den Händler noch verwundert rufen, dann polterten auch schon hunderte von Äpfeln davon und begruben Pumilio unter sich. "WAS´N DAS? … ICH GLAUB ICH SPINN! … WEHE EUCH!!! ", schrie der Händler sehr erbost als er zwei Hände erblickte, die aus dem Apfelhaufen herausragten … Was nun, was tun? … Pumilio steckte irgendwie fest ...

  • "Hmm? Du meinst also ich soll den Händler ablenken und du nimmst unbemerkt die Äpfel?… Oder ich schleich mich an und du lenkst ihn ab?… Oder wir beide stibitzen uns soviel wir tragen können und rennen einfach davon?…" Tilla sah Pumillio forschend an, versuchte sich auf die schnelle die von ihm beschriebenen Situationen vor ihrem inneren Auge vorzustellen. Die Ohren spitzend lauschte sie auch seiner speziellen Idee und lachte lautlos mit, als bei ihr der Groschen fiel. Aber klar doch... der Händler hatte keine andere Gegenstände zur Hand außer seiner Ware, die er ihnen dann praktisch umsonst und selbst gewollt zuwarf. He.. die Idee ist gar nicht so übel. stimmte sie kichernd zu und schnappte vor lauter Lachen regelrecht nach Luft.


    So gut hatte sie sich gar nicht mehr amüsiert. Weil sie schon lange nicht mehr so gelacht hatte, konnte sie sich nicht so schnell erholen wie der kleine Knirps und hielt ihn nicht auf, als er sein Gehen ankündigte. Tilla bemühte sich wieder zur Ruhe zu kommen und den kleinen Mann im Auge zu behalten. Sein Anfang sah ja schon mal ganz gut aus. Mit erhobenem Daumen winkte sie ihm grüßend zu. Gleich würden sie appetitlich und saftige Äpfel in den Händen haben, freute Tilla sich schon. Scheinbar freute sie sich zu früh, erst auf dem zweiten Blick erkannte sie den Fehler. Kopfschüttelnd wollte sie Pumilllio noch davon abbringen sich ausgerechnet von der untersten Reihe zu bedienen. Doch zu spät. Mit Entsetzen musste sie mit ansehen, wie der gewitzte Junge regelrecht unter den Äpfeln begruben wurde.


    Das Brüllen des Händlers riss sie aus der Starre, die Tilla überfallen hatte. Sie musste dringend etwas tun. Der Junge konnte irgndwie nicht alleine da rauskrabbeln. Tilla rannte einfach aus der Nische raus, suchte nach einer Idee und bremste vor dem Unglücksort ab. Ihrer Angst vor großen breitschultrigen Männern zum Trotz zwängte sie sich vor dem Händler und begann den Berg Äpfel abzutragen. Mein Bruder... du hast meinen kleinen Bruder begraben! Er ist so klein und zart! flüsterte sie so laut wie sie konnte, damit es fast wie eine echte Stimme klang. Langsam kam Pumilios Körper zum Vorschein. Tilla schlug die Äpfel aus seinen Händen, erfasste diese und versuchte den Jungen unter den Äpfeln hervorzuziehen. Mit ihrem Schatten versuchte sie zu verhindern, dass der Händler einen genaueren Blick auf die Kleidung ihres gewitzten Begleiters werfen konnte. Lautlos ächzend und stöhnend zog sie Pumilio auf ihren Schoß, deckte ihn mit ihrem Umhang zu und sah so böse wie sie konnte zu dem Händler auf. Ihr Herz klopfte ganz schnell, sie war fast außer Atem und spürte mit einer Hand nach Pumillios Herzschlag, ob er denn noch am Leben war.

  • Gedankenverloren schritt Fiona über Markt. Sie hatte fast ihre komplette Einkaufsliste bereits abgearbeitet. Nur das Obst fehlte noch. Während ihrer häufigen Einkäufe, hatte sie einige besondere Händler gefunden, deren Waren stets die beste Qualität boten. Unter anderem war Nicodemes unter diesen Händlern, die Fionas Vertrauen genossen. Nicodemes, der griechische Obsthändler aus Thessalien hatte immer das beste und frischeste Obst. Außerdem waren seine Preise moderat. So blieben ab und an einige Sesterzen für Fiona übrig, die sie meist zu ihrem Gesparten zurücklegte, gelegentlich aber auch für eine besondere Kleinigkeit nutzte, wonach ihr gerade der Sinn stand.
    Nur noch wenige Schritte trennten sie von dem Obststand. Schon wollte sie Nicodemes freundlich grüßen, der allerdings einen recht verärgerten Gesichtsausdruck trug. Offensichtlich störte er sich an der Anwesenheit der beiden Kinder. Momentmal, das Mädchen! War das nicht Tilla von den Aureliern? Den Jungen kannte Fiona nicht. Noch ehe sie sich versah, wurde sie durch einen heftigen Krach aufgeschreckt. Die Lade mit den Äpfeln war herunter gekracht und die Äpfel hatten den Jungen unter sich begraben. Fiona ließ ihren Einkaufskorb fallen und lief zu dem Jungen, um ihm zu helfen. Allerdings war Tilla ihr zuvorgekommen. Sie hatte den Jungen bereits herausgezogen.
    "Ist alles in Ordnung, bist du verletzt", rief Fiona entsetzt. Dann sah sie zu Tilla. "Hallo Tilla, so sieht man sich wieder!" Verschmitzt sah sie das Mädchen an. Es war lange her, seit sie die Sklavin das letzte mal getroffen hatte.
    Schon wollte sie wieder nach ihrem Einkaufskorb greifen, als sie mit Schrecken feststellen mußte, daß der Inhalt schwer gelitten hatte. Die Eier waren fast alle zerbrochen und der kleine Topf mit Honig hatte den Sturz auch nicht überlebt. "So ein Mist! Jetzt ist alles hin!" Was sollte sie jetzt nur machen?

  • Nicodemes trug nicht nur einen recht verärgerten Gesichtsausdruck zur Schau - nein - er war sogar stinkwütend. So wütend, dass er nicht einmal die hübsche Fiona erkannte, die so oft bei ihm einkaufte. Was hätte es ihm auch genutzt, er hatte nur Augen für diese beiden Gören, die ganz offensichtlich seinen Stand sabotiert haben. "DEIN WAS? ... DEIN KLEINER BRUDER? ... NA UND?", wetterte Nicodemus weiter, hob ein paar der ruinierten Äpfel auf und schleuderte sie wütend in alle Richtungen davon. "... IHR WOLLT MICH WOHL RUINIEREN? oder ... wolltet ihr gar? ...NEIN? ... STEHLEN WOLLTET IHR GENAU...ELENDE DIEBE SEID IHR!", brüllte Nicodemus weiter vor sich hin und bemerkte erst jetzt, wie er so immer mehr Schaulustige anlockte. "Fiona, was machst du denn da? ... Und ihr anderen? ... WAS GLOTZT IHR SO? ...HAUT AB! Kümmert euch um euren eigen Mist!", wandte er sich nun mit hochrotem Kopf an die umstehenden Passanten und versuchte sie durch schubsen zum weitergehen zu bewegen.


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    Pumilio indes erwachte langsam aus seiner Ohnmacht, zog es aber vor, bei diesem Gebrüll die Augen geschlossen zu halten und sich einfach tot zu stellen. Nur kurz blinzelte er zu Tilla, sah ihr in die Augen um ihr zu zeigen, dass er noch lebte. Alles in Ordnung, Tilla! ... Da bemerkte er, was Tilla vor hatte. Sie wollte wohl die Mitleidstour anwenden und es schien zu wirken. Schon kam eine Frau hinzu und sorgte sich um sie. Da sah er auch den Tränenstein, der bei all dem Durcheinander nun lose um Tillas Hals baumelte! Jetzt nur keinen Fehler machen! .. aber was soll ich tun? ... zugreifen? aber wie, ohne das sie es merkt?...


    Pumilio krallte seine Finger in Tillas Tunika und zog sich schwach daran hoch, um so die Mitleidstour zu unterstützen. "Schwester, wo bin ich? ... ich ... mir wurde mit einem Mal schwarz vor Augen. Ich glaube der Händler ... wollte mich ... schlagen...!", wimmerte Pumilio und an ihm wäre wohl ein Schauspieler verloren gegangen. Aber mehr als seine Karriere auf der Bühne, interessierte den Knirps nun der Tränenstein. Und seine klammernden Finger waren auf dem besten Weg dorthin, um ihn unbemerkt vor aller Augen von Tillas Hals zu reißen ...

  • Der Händler war ganz schön wütend. Die Äpfel sie die ergattern wollten flogen in alle Richtungen davon. Nun würden sie wohl eher mit leeren Taschen beziehungsweise Fingern von dannen ziehen. Immer noch brüllte er sie an, bezichtigte sie des Stehlens. Leb du doch mal jahrelang auf der Straße... fluchte sie still für sich. Tilla biss sich auf die Lippen und versuchte mit Pumillio auf dem Arm auf die Füße zu kommen, um den Rückzug anzutreten. Nur aus Zufall erhaschte sie seinen Blick und nickte zustimmend bei seinem Flüstern. Ihre Kehle war ganz trocken.. Tilla brachte kein weiteres Flüstern hervor.


    Eine bekannte Stimme ertönte. Sie wandte den Kopf und erkannte Fiona neben sich hocken, während sie sich bemühte Pumillios ärmliche Kleidung mit ihrem eigenen Umhang zu verdecken. Au verflixt.. die andere nannte sie Tilla. Ein schnelles Nicken und schwaches Lächeln ihrerseits stellte die Begrüßung für Fiona dar. Tilla merkte schon, dass sie ihre Namensspielchen zu lieben und zu hassen begann. Endlich stand sie auf ihren Füßen, trug Pumillio so gut sie eben konnte in ihren Armen und wich vor dem Händler zurück und in die Menge der Schaulustigen hinein. Fiona nickte sie in Ermangelung freier Hände zu mitzukommen, wenn sie wollte. Tilla hörte noch, wie diese den Inhalt beklagt. Andere Sorgen gab es derzeit wohl nicht, hm?


    Ihre Füße trugen sie wieder in die Nische von vorhin zurück, wo sie sich mit Pumillio auf dem Schoß auf schmutzige Treppenstufen hinsetzte und erst einmal tief durchatmete. Ihre Beine begannen zu zittern, wie immer wenn Aufregung und Angst sie beherrschten. Rasch lehnte sie sich zurück, gab Pumillio langsam aus dem schützenden Umhang frei und blickte ihn erschöpft an. Nicht gerade dein und mein Glückstag, was? Sie sah zu Fiona. Fiona... und ähm.. Knirps. stellte sie die beiden gegenseitig vor, blickte Pumillio entschuldigend an, dass sie noch keine Namensgebärde für ihn hatte. Jetzt wo sie saß, konnte sie anfangen, sich wieder zu beruhigen. Ihr fiel Fionas Klagen wieder ein. Tilla kramte in ihrem Beutel, hielt der Älteren die fünf Münzen hin, die sie von Prisca bekommen hatte. Deine Sachen sind kaputt? Du hast uns geholfen und ich möchte mich dafür entschuldigen.

  • Fiona, die Nicodemes´ Geschimpfe gehört hatte, konnte damit überhaupt nichts anfangen, denn sie kannte den Anlaß hierfür nicht, sie war der Meinung gewesen, der Händler sei nun so wütend, weil der Junge so ungeschickt gewesen war. Daher versuchte sie, Nicodemes zu beschwichtigen.
    "Ach komm, jetzt schimpf doch nicht so! Das kann doch jedem mal passieren! Außerdem kenne ich das Mädchen. Sie ist eine ganz liebe!" Doch gleich nachdem sie das gesagt hatte, war Tilla und der Junge auch schon verschwunden. Ungeachtet dessen und auch weil Nicodemes nicht so einfach zu besänftigen war, wollte auch sie weiter. "Ich komme später nochmal!"
    Suchend lief sie umher und fand schließlich Tilla mit dem Jungen, die sich in einer Niesche zurückgezogen hatten.
    Tilla redete mit ihren händen zu ihr. "Was war das denn? Ihr habt doch wohl nicht... Nein, oder?! Ja, meine Sachen sind so ziemlich alle hin!" Fiona redete im ernsten Ton mit dem Mädchen, doch wer sie kannte, wußte, daß sie tilla nicht wirklich lange böse sein konnte. "Und was ist mit dir? Hast du dir weh getan oder tust du nur so?" Sie besah sich den Jungen von oben bis unten. Was war denn das für einer? Woher kannte Tilla denn den?
    Das Mädchen hielt ihr plötzlich einige Münzen hin, wohl als Entschädigung für den entstandenen Schaden im Einkaufskorb. "Komm, laß stecken", sagte Fiona schmunzelnd und winkte dabei mit ihrer Hand ab.

  • Ach komm, jetzt schimpf doch nicht so?? ... ich soll nicht schimpfen??? "Wie belieben? ...", Nicodemes glaubte sich verhört zu haben und drehte sich mit hochgezogener Augenbraue kurz zu Fiona um. Dann schubste er aber zuerst den Bettler beiseite, den er gerade am Kragen hielt und wischte sich danach die Hände an seiner Kutte ab. "...Du beliebst wohl zu scherzen Fiona ... Du kennst das Mädchen? und wer ersetzt ... hallo? Fiona? Fiona! ... Moment mal! Du ...Ihr könnt doch nicht ... so ... einfach ... [SIZE=7]abhauen[/SIZE] ... [SIZE=7]haaaallloo??? ....."[/SIZE] :blitz:


    Schon waren die Drei außer Sicht- und Hörweite und Nicodemes blieb nichts anderes mehr übrig, als vor den Scherben seiner Existenz zu stehen und zu versuchen, seinen Schaden zu begrenzen und irgendwie die eskalierende Situation in den Griff zu bekommen. "...ARRRRGHH, ICH WERD EUCH GLEICH! ... DU DA, NIMM SOFORT DEN APFEL AUS DEM MUND! ... HÖRST DU NICHT? ... UND DU! WEG DA!! ...HAUT ENDLICH AB IHR GESINDEL.... :motz:


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    "Sind wir in Sicherheit? ...Puhhh, das war ganz schön knapp! Schade um die schönen Äpfel .... ich war ganz nah dran... ", meldete sich Pumilio plötzlich zu Wort und hielt es für angebracht sich nun aus seiner Leichenstarre zu erwachen. Dass Fiona neben ihnen stand und alles mit anhörte fand er gar nicht tragisch. Schließlich schienen sich die beiden Mädchen zu kennen. "Ja danke mir gehts, gut, Fiona! aber HE! was meinst du denn mit NUR SO TUN? ... ", fragte er zuerst grinsend und dann mit zusammengezogen Augenbrauen, da Fiona ihm anscheinend etwas unterstellen wollte ... -.^


    "Habt ihr denn nicht gesehen wie dieser Grobian mich lebendig begraben wollte? ..", erkundigte er sich dann ganz aufgebracht und sah wieder zu Mia. "Nein, heute scheint wirklich nicht mein Glückstag zu sein ..Miiii ...hmm" Tilla? Erst jetzt wurde Pumilio bewusst, wie Fiona Mia eben genannt hatte. Hat sie was zu verbergen? Warum sagt sie mir denn nicht ihren richtigen Namen? Wie heisst sie denn nun wirklich? Sein skeptischer Blick wanderte über Tilla und da erblickte er wieder den Stein!


    Jetzt oder nie!...sie könnte den Tränenstein doch vorhin in dem Tumult einfach verloren haben! ... genau! Spontan war sein Plan gefasst und Pumilio warf sich Tilla um den Hals. "Danke, dass du mich gerettet hast! Tilla ... ohne dich hätte mich der Händler bestimmt verprügelt..."


    Eine seltsame Situation, die Pumilio die Tränen in die Augen trieb. Er schauspielerte und doch meinte er es ernst. Er wollte doch Tilla gar nicht bestehlen, aber er musste es versuchen! ... Jetzt! ... Seine Finger strichen flink über Tillas Nacken während er sie umarmte - öffnete so den Knoten und als er sich aus der Umarmung löste, griff er geschickt nach der rutschenden Kette und lies sie in seinen Ärmel gleiten.


    Wenn Tilla jetzt nichts bemerken würde, hätte sein Plan funktioniert und der Tränenstein wäre in Pumilios Besitz ... und wenn sie doch etwas mitbekäme?, oder Fiona? ... Dann hätte sich der Knoten eben durch die Umarmung rein zufällig gelöst und er würde Tilla das Amulett einfach zurück geben .... :D

  • Fiona stellte ein paar Fragen, aber Tilla erwiderte keine Antwort darauf. Sie wollte, dass Fiona dachte, es wäre alles nur ein Missgeschick gewesen und sie nur zufällig an Ort und Stelle gewesen. Der ernste Ton in der Stimme der Ä'lteren war gut zu hören und vergrößerte Tillas schlechtes Gewissen nur noch ein bisschen mehr, weil sie Fiona so im Unklaren liess. Zögernd zog sie die fünf Münzen zurück und steckte sie wie aufgefordert wieder ein. Ja, wir sind in Sicherheit. Stimmt, die schönen Äpfel. Pumillio derweil erwachte aus seiner angeblichen Ohnmacht und plauderte munter drauflos. Naja... du warst aber auch selbst schuld am Begraben werden. Ist doch logisch, dass die untersten Äpfel die obersten stützen. Und wenn die dann weggenommen werden, die obersten Äpfel dann runter rollen. belehrte sie ihn kopfschüttelnd. Ich hätte mich hingestellt, die obersten genommen und wieder abgetaucht. Nämlich unter den Tisch des Händlers, da schaut er als letztes nach und in einem passenden Augenblick dann wegrennen.


    Die Umarmung von Pumillio kam überraschend. Tilla konnte nicht anders als die Arme um ihn zu legen und zu knuddeln. Sie war heilfroh, dass ihm unter dem Äpfelberg nichts passiert war außer dass er kurz weggetreten war. Irgendwie mussten sie Straßenkinder und Diebe doch zusammenhalten! Schwach lächelnd liess sie Pumillio an sich ran und bemerkte nur seine Finger die über den Nacken strichen. Tilla sah Fiona an. Ich wollte doch nur helfen. Wenn ich wüsste, dass es dein Händler ist, hätten wir einen anderen ausgesucht. Außerdem hatte sie selbst gewollt, dass Pumilio sich dieser Mutprobe unterzog. Sie fuhr ihm über die Haare und zog ihre Hände zurück. Er musste noch einiges lernen, wenn er weiter alleine zurecht kommen wollte. Aber auch sie war nicht perfekt... und wieso nannte er sie jetzt Tilla? Hast du ein Problem mit meinem Namen, Knirps? fragte sie stirnerunzelnd.

  • Fiona sah auf die beiden Jugendlichen herab und beobachtete schweigend, vorerst schweigend. Sie wollte herausfinden, was denn nun wirklich passiert war. Allerding wurde sie weder aus den Aussagen des Jungen noch aus den Gebärden Tillas so richtig schlau. Wenn ich wüsste, dass es dein Händler ist, hätten wir einen anderen ausgesucht. Was? Hatte sie da eben richtig verstanden oder hatte sie einfach Tillas Gebärden falsch gedeutet? Jetzt konnte sie nicht mehr schweigen! Jetzt nicht mehr!
    "Was soll das heißen, du wußtest nicht, dass es mein Händler war und wieso hättest du dir dann einen anderen ausgesucht? Wofür? Was hattet ihr vor?" Fionas Ausdruck hatte sich mehr als verfinstert und sah nun gar nicht mehr so nett aus, wie man sie sonst kannte. Doch die Krönung des ganzen war Tillas letzte Äußerung ihres Namens betreffend. Sie hatte doch nicht schon wieder…? Und Fiona war wieder jene welche…. "Tilla! Was geht hier vor! Wieso soll er ein Problem mit deinem Namen haben?"
    Fiona reimte sich so langsam aber sicher alles zusammen und sie war sich nun sicher, Tilla und der Junge hatten vorgehabt, den Händler zu bestehlen. Es war ja rührend, wie der Junge Tilla umarmte und sie nun so da saßen, doch all das anderte nichts an der Sache.
    "Oh Tilla! Weiß du denn nicht, was sie mit euch machen werden, wenn sie euch erwischen! Sie können euch für so etwas töten! Töten Tilla und nicht unbedingt auf die nette Art und Weise!" Fiona wollte sich nähere Schilderungen sparen. Sie war davon überzeut, ihre Botschaft wäre bei den beiden angekommen. Ihr Ausdruck hatte sich wieder etwas gemildert doch sah sie die beiden unvermindert an.

  • [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/5229/pumilioyu3.jpg]


    "Ja, ja .. Du hast ja recht … ich hätte besser aufpassen sollen, dann wäre mir das nicht passiert.", murmelte Pumilio noch auf Tillas Belehrungen hin und triumphierte innerlich, da sein Diebestrick mit dem Amulett wohl unbemerkt geblieben war. Schon war der blaue, wertvoll anmutende, Tränenstein in seinem Ärmel verschwunden. Aber konnte er sich wirklich darüber freuen? Nein - es tat ihm leid und er spürte einen schmerzlichen Stich in seiner Brust, da er Tilla eben so bestohlen hatte. Hoffentlich wird sie mir nicht für immer böse sein und verstehen warum ich es einfach tun musste. Aber wie heißt sie denn nun eigentlich?


    "Nein ich habe kein Problem mit deinem Namen! Tilla … Mia … Tilla-Mia … Mia-Tilla … mea Tilla … wie heisst du denn nun eigentlich richtig? … und nenn mich nicht Knirps! Ich weiß selbst, dass ich klein bin!" Nun war Pumilio ein wenig eingeschnappt und drehte sich, mit vor der Brust verschränkten Armen, zu Fiona um. "Was wir vor hatten? ... Nach was sah es denn aus?", fragte er etwas schnippisch und mit ernster Miene nach, sah zu ihr hoch und versuchte sich mit ihrem strengen Blick zu messen. Er wirkte wahrscheinlich eher belustigend, aber Pumilio war gerade gar nicht nach scherzen zumute.


    "Und warum sollten sie uns töten wollen? … Wegen den zwei Äpfeln da? … ", fragte er leicht gereizt nach und wippte dabei auf den Zehenspitzen vor und zurück. Fiona hatte schon irgendwie recht, aber natürlich sah Pumilio das eben ganz anders. "Was bleibt mir denn anderes übrig? Entweder ich stehle oder ich werde verhungern … Und außerdem erwischen mich die Soldaten ohnehin nie!", gab er trotzig zurück und sah dabei abwechselnd zu den beiden Frauen. "Und was machen wir jetzt?" Ob ich die beiden mitnehmen soll zu - wie hieß der Kerl mit dem Tränenstein noch gleich? .... Ma- ..Mard- ..Marduk, genau! hmm, wohl besser nicht, oder doch?, überlegte Pumilio einstweilen für sich drauf los ...


    [SIZE=7]edit: Bildchen vergessen ^^[/SIZE]

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