Auspicia Aedium faciendum

  • | Caius Aemilius Pansa


    Wegen einer Angelegenheit des Collegium Pontificium war Aemilius Pansa darum gebeten worden, dem Aedilis Curulis bei der Einholung von Auspicia zu assistieren. Es ging offensichtlich darum, ob ein gewisser Architekt einen gewissen Bauauftrag kriegen sollte.


    Leider kannte der Aemilier niemanden, der ihn dafür bestochen hätte, die Auspizien scheitern zu lassen, daher wollte er sich wirklich auf den Willen der Götter verlassen.


    Seinen Lituus bereit haltend, wartete er daher vor der Hütte, die einst Romulus bewohnt hatte, auf den Imperiums-Träger.




  • Erst am Morgen der Divination erfuhr Gracchus den Namen des Auguren, welcher jene würde durchführen. Er hatte kein persönliches Interesse an der Entscheidung, so dass der Ausgang des Auspicium ihn nicht insoweit tangierte, als dass er sein Vermögen darin hätte investiert. Sein einziges Anliegen diesbezüglich war, dass der Tempel des Mars Ultor irgendwann überhaupt noch einmal würde seine Instandsetzung erhalten, gleich unter wessen Architekten Leitung auch immer.
    "Salve, Aemilius"
    , grüßte Gracchus eben jenen, ehedem sein Blick kurz zum Himmel wanderte, beinahe als würde er einem Reflex folgen, welcher im Anblicke eines Auguren die Sinne durchzog.

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  • | Caius Aemilius Pansa


    Endlich erschien der Aedilis Curulis und begrüßte ihn sogleich. Dem Blick des Magistraten folgend, blickte der alte Augur zum Himmel, der nur von wenigen Wölkchen getrübt wurde. Dann sah er wieder zu Gracchus.


    "Du musst ein konkretes Vorhaben formulieren mit der Bitte, zu ergründen, ob es dem Iuppiter Optimus Maximus gefällt."


    erklärte er dem Aedil, obschon dieser vermutlich wusste, wie Auspicia funktionierten - aber man wusste ja nie!




  • "Ja"
    , nickte Gracchus, ohne erkennen zu lassen, ob er sich des Vorgehens bewusst war, was durchaus zu vermuten war.
    "Doch das Anliegen bezieht sich auf Mars Ultor."
    Noch einmal schweifte sein Blick nachdenklich zum Himmel hin, während er in Gedanken jene Worte repetierte, welche er den ganzen Morgen bereits sich hatte zurecht gelegt, um schließlich sie auszusprechen.
    "Ich wünsche zu erfahren, ob es im Sinne des Mars Ultor ist, den Magister architecturae Medicus Germanicus Avarus mit der Instandsetzung des Tempels des Mars Ultor in Roma zu beauftragen."

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  • | Caius Aemilius Pansa


    Der Augur lächelte müde und zuckte mit den Schultern. Er hatte sich offensichtlich nicht deutlich genug ausgedrückt. Oder aber, der Magistrat war etwas zerstreut.


    "Da muss ich passen. Ich bin ausschließlich für die Ergründung des Willens des Iuppiter Optimus Maximus zuständig. Aber sei getrost: Wenn er das Vorhaben gutheißt, wird es dem Mars Ultor ebenso gefallen."


    Oder hätte er doch alles genauer erklären sollen?




  • Manches mal fragte Gracchus sich, ob es tatsächlich die Religio war, welche die starren Strukturen bedingte, oder nicht eher jene Männer, welche sie praktizierten. Er unterdrückte den Reflex, eine Augenbraue empor zu heben.
    "Dann tue deine Pflicht, Augur, und ergründe, ob es durch den Willen des Iuppiter Optimus Maximus gesehen im Sinne des Mars Ultor ist, den Magister architecturae Medicus Germanicus Avarus mit der Instandsetzung des Tempels des Mars Ultor in Roma zu beauftragen."

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  • | Caius Aemilius Pansa


    Hätte Pansa nicht nur den Willen des Iuppiter, sondern auch die Gedanken des Gracchus lesen können, hätte er vermutlich lautstark protestiert und einen Kurzvortrag über die Bedeutung der Mos Maiorum im Allgemeinen und der auguralen Kunst im Besonderen gehalten.


    So jedoch erwiderte er kurz angebunden.


    "Das werde ich."


    Er drehte sich um und nickte seinem Calator zu, der hervortrat und befahl


    "Tacete!


    Ein jeder, der an einem Gebrechen leidet und jeder fehlerhafte Gegenstand möge das Auguraculum verlassen, aufdass der Augur den Willen Iovis Optimi Maximi erfahre!


    Tacete!"


    Damit betrat der Aemilier die Hütte und stellte sich dort auf, den Blick zum Eingang gewandt. Dann begann er umständlich, mit dem Lituus ein Templum in den Himmel zu zeichnen, während er leise uralte Formeln vor sich hinmurmelte. So würde aus dem Sichtbereich des Auguren gewissermaßen ein Monitor für göttliche Zeichen.


    Konzentriert blickte er dann vor sich hin. Würde eine Krähe oder Eule im rechten, oder eine Henne oder ein Rabe im linken Bereich des Templum erscheinen und damit die Zustimmung des Iuppiter gegeben werden? Oder würden die Laute der Vögel draußen auf ein anderes Ergebnis weisen?


    Aemilius Pansa wusste selbst nicht, was ihn erwartete...




  • | Caius Aemilius Pansa


    Das hatte Pansa befürchtet. Er war ein Freund klarer Zeichen, die man einfach so nachlesen konnte und irrtumsfrei bestimmte. Aber nur die Töne, die Vögel produzierten, waren da wesentlich schwieriger zu interpretieren.


    Erschwerend kam hinzu, dass Pansas Gehör nicht mehr das Beste war - auch ein Augur wurde eben nicht jünger! Eine Krähe? Oder doch eher ein Rabe? Im Vergleich konnte er beide Tiere schon auseinander halten, aber so? Er war sich jedenfalls sicher, dass das Geräusch eher von Rechts gekommen war.


    Er seufzte leise und versuchte sich zu erinnern. Raben eher tief, Krähen etwas höher, richtig. Aber ohne Vergleich...schwer zu sagen! Nach längerem Grübeln murmelte der Aemilier ein kleines Stoßgebet an Iuppiter


    "Iove Optime, leg mir die richtige Entscheidung in den Mund."


    Er beschloss, sich gänzlich auf eine Eingebung zu verlassen und machte den Kopf frei von allen Gedanken. Das war zwar nicht die eigentliche Technik der Auguren, die ja auch als Juristen der Zeichendeutung bezeichnet wurden, aber Pansa hatte eine spirituelle Ader, sodass er dieses Vorgehen vor seinem Gewissen verantworten konnte.


    "Ita est."


    meinte er mit einem Mal und hatte sich entschieden. Er verließ die Hütte und trat nahe zu Gracchus heran. Dann meinte er ruhig und leise


    "Nuntatio. Iovi placet."




  • Seinen Blick gleich dem des Auguren zum Himmel gewandt , doch dabei nichts fokussierend, sondern ein Welt dahinter blickend, harrte Gracchus vor dem Auguraculum auf die Worte des Divinators. Für den Bruchteil eines Augenblickes schien es ihm selbst, als könne er die Zusammenhänge der Welt dort am Horizont erkennen, als wären alle Ereignisse miteinander verknüpft, mit jenen davor und hernach, und auch mit parallel verlaufenden in Wechselwirkung verbunden, so dass nicht nur ein Netz aus Ereignissen entstand, sondern gar ein dreidimensionales Gebilde, einem dreidimensionalen Netz mit unregelmäßigen Maschen gleich. War es so, wie die Auguren die Welt sahen? Hangelten sie sich an Knoten und Kanten dieser Struktur entlang, suchten den passenden Punkt, um von dort aus die possiblen Möglichkeiten zu verfolgen und deren nahes oder fernes Ende abzulesen? Mit der richtigen Technik mochte es ein leichtes sein, in einem solchen Graphen zu navigieren oder zu suchen, und Gracchus ertappte sich selbst dabei, wie er begann die Kanten dessen abzuschreiten, auf der Suche nach einer Grammatik, welche ihm verständlich war. Doch Aemilius Pansa riss ihn alsbald aus seinen Gedanken als er zu ihm trat, und den Willen des Iuppiter ihm verkündete. Ein Nicken war einzig Gracchus' Reaktion auf das Ergebnis.
    "Ich danke dir, Aemilius. Dies wird das Collegium in seiner Entscheidung voranbringen."
    Niemand würde sich gegen der Götter' Willen stellen können, nicht, nachdem zuvor die Entscheidung in deren Hände war gelegt worden.
    "Einen angenehmen Tag, mögen die Götter stets dir gewogen sein."
    Er verabschiedete sich, um das Auguraculum zu verlassen, allfällig um noch einen Umweg über die Hauptkuppe des Kapitols am Tempel der göttlichen Trias vorbei zu gehen.

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