II-XVII
Auch in den Gemächern der Flavia Epicharis fand sich am Tage nach Gracchus' Abreise ein Pergament, gefüllt mit sauberen Schriftzeichen - nicht denjenigen Gracchus', doch mit seinen Worten.
Teuerste Epicharis,
weit fort werde ich bereits sein, so du diese Zeilen liest, mein Wohl in der Ferne suchend, allfällig auch meine Flucht, wie stets, denn letztlich bleibt der Mensch doch jener, der er ist, so wie die Schlange stets dieselbe bleibt, wie oft auch sie ihre Haut sich vom Leibe streift. Erneut raubt mir das Leben die Sprache, wenn auch nicht die Worte, den aufrechten Stand, wenn auch nicht den Leib, die Präzision, wenn auch nicht den Geist, und ich ertappe mich, wie ich sehnsüchtig auf meines Vaters Schicksal blicke, dem all dies erspart, dem im Augenblicke der Schwäche gleichsam sein Ende beschieden war, und doch wage ich nicht zu sehnen, misse ich doch bereits in diesem Moment all jene, welche mir teuer sind, den Anblick meines Sohnes, meiner Gemahlin, und nicht zuletzt das traute Zusammensein mit meinem Vetter und dir. Ein Kommen und Gehen scheint es mir stets zu sein, das Leben, und wenn es nicht Kommen, noch Gehen ist, so ist es die Veränderung, welche uns hinwegschwemmt, welche uns gleichsam reifen, wie auch vergehen lässt.
Gib ein wenig Acht auf Marcus, darum nur möchte ich dich bitten, treibe ihn nicht zu hart an und bewahre ihn davor, dass Rom den weichen Kern in seinem Innersten verhärtet, denn die Schwere in seinem Herzen würde nur ihn zu Grunde ziehen, und keinen Menschen kenne ich sonst auf dieser Erde, dessen unbeschwerte Leichtigkeit der Welt derart zuträglich ist wie die seine, keinen Menschen, der in der von Natur ihm gegebenen Art derart vortrefflich ist wie er.
Mögen die Götter stets mit dem Hauch ihrer Gunst dich umhüllen, mögen die Parzen dir wohlgesonnen sein!
Manius
