[CAMERA] Ausbildung der Claudia

  • CAMERA
    DER UNTERRICHTSRAUM


    Ein mittelgroßer, leerer Raum des Atrium Vestae dient als Unterrichtsraum für die jungen Amatae. Bevor man eine Vestalin werden kann, muss man viel lernen, daher ist es verständlich, dass dafür extra ein Raum eingerichtet ist.


    In dem sonst kargen Zimmer befindet sich ein Stuhl für die lehrende Vestalis, dazu Hocker für die Amatae. An der Wand befindet sich ein Regal mit Schriftrollen zu allerlei Lerninhalten.

  • Ihrer Lehrerin hinterher kam Romana getrappelt, ganz zappelig schon vor Freude über die Aussicht auf den Beginn des Unterrichts. Wie sie schon auf diesen Augenblick gewartet hatte! Nun ging es los!


    Sie setzte sich artig vor ihre Lehrerin auf einem Hocker hin und blickte sie aufmerksam an, bereit, alles, was Papiria Occia sagen würde, zu absorbieren.

  • Papiria Occia


    Die Vestalin betrat kurz hinter dem Mädchen den Raum. Diesmal hatte sie die Ehre, den Beginn der Ausbildung selbst zu leiten, anstatt ihn an eine Vestalis de Confirmatione abzugeben. Daher nahm sie - ein wenig stoz - auf der Cathedra Platz und gebot Romana mit einer Geste, den Hocker zu ihren Füßen einzunehmen.


    "Hier wirst du also ausgebildet werden. Ich fange mit den Dingen über den Vesta-Kult an, dann schauen wir auch noch einmal auf den allgemeinen Cultus. Und dann gehen wir noch einmal auf Vesta zurück. Ich mache allerdings nicht alles allein. Manche von den Schwestern sind auf bestimmte Dinge spezialisiert, daher werden sie einzelne Teile übernehmen."


    Sie wartete kurz, ob es Fragen gab (allerdings fast ein wenig zu kurz), dann begann sie


    "Was glaubst du, wie alt der Kult der Vesta ist?"

  • Die Claudierin nickte nur, was sollte sie auch anderes tun, wenn Occia sie mit Wörtern regelrecht überschwemmte? Andere Schwestern würden sie dann auch unterrichten. Nun gut. Sie kannte die Schwestern hier noch eh nicht so recht, aber sie nahm an, alle würden früher oder später zu ihr kommen, um sie in irgendetwas zu unterweisen. Besonders freute sie sich schon auf die Haruspexerei.


    Also unterließ sie es, Fragen zu stellen, und schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass sie keine hätte. Occia jedoch hatte eine für sie. Romana dachte schnell nach. „Älter als die Stadt Rom. Schließlich war ja Rhea Silvia, die Mutter des großen Romulus und des unglückseligen Remus, Vestalin. Es ist ein sehr alter Kult, dessen Ursprünge nicht leicht feststellbar sind, wenn ich recht informiert bin. Geordnet als Kult, wie wir ihn heute kennen, wurde er aber unter Numa Pompilius.“, gab sie zum besten.

  • "Zwar nennt man sie gewöhnlich Rhea Silvia, doch das übrige ist korrekt. Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Vestalin Mutter ist, denn uns ist jeder fleischliche Kontakt zu Männern strengstens untersagt. Deshalb ist es Männern grundsätzlich verboten, unser Atrium zu betreten."


    fuhr sie fort, wobei sie wohl Dinge ansprach, die Romana ohnehin längst klar waren. Die nächste Frage war allerdings etwas schwieriger:


    "Die Voraussetzungen, um eine Vestalin zu werden sind sehr streng. Kannst du sie alle aufzählen?"


    fragte sie daher.

  • „Habe ich ja gesagt!“, protestierte Romana, aber nicht zu laut.* Sie verlegte sich nun nur noch aufs Nicken, denn sie wusste sehr gut, was sie geopfert hatte, als sie sich entschlossen hatte, Vestalin zu werden. Die Frage der Papirierin bedurfte einer genauen Antwort, welche Romana auch gab. „Also. Das Wichtigste ist wohl, dass die betreffende Person weiblich ist. Und eine Jungfrau. Die Eltern sollten einer ehrbaren Arbeit nachgehen, und noch leben, und frei geboren sein, und die Vestalin sollte einer legitimen Ehe entstammen. Vorzugsweise sollte das Mädchen zwischen 6 und 10 Jahre alt sein. Und eine Vestalin sollte körperlich gesund sein. Und von ebenmäßigen Zügen... was auch immer das heißen soll...“, fügte sie ein wenig leiser hinzu. „Habe ich da was vergessen?“


    Sim-Off:

    *Ich habe da mal ganz frech editiert, als ich gesehen habe, was für einen Schmarren ich da hingetippt habe. ;)EDIT: Fett vergessen.

  • "Nein. 'Ebenmäßig' bedeutet übrigens, dass sie hübsch sind."


    erklärte sie das Wort lächelnd. Ihrer Meinung nach traf dies zumindest auf die neueste Amata vollkommen zu!


    "Wie alt bist du übrigens?"

  • „Hübsch? Oh.“, meinte Romana nur und blickte auf sich hinunter. War sie das denn? Sie war ganz gewiss keine der eitlen Gurken, die nur an ihre eigene Bellezza denken konnten. Aber hässlich war sie schon nicht.


    Als sie nach ihrem Alter gefragt wurde, senkte sie beschämt die Augen. „Fünfzehn.“, brachte sie heraus, wusste sie doch, dass dies ziemlich über dem vorgeschriebenen Alterslimit lag. "Werde bald Sechzehn." Dass sie noch nicht verheiratet war, lag wohl nur daran, dass sie so lange in Clusium gelebt hatte, und ihr Vater sie von Rom aus nicht an irgendjemanden verheiraten konnte.

  • "Ah, mach dir keine Sorgen! Die jungen Amatae werden meist sowieso hauptsächlich in Latein und Griechisch unterrichtet - und das beherrscht du ja sicherlich schon, nicht wahr?"


    meinte Occia beruhigend und beschloss dann, mit dem Unterricht fortzufahren.


    "Zu den Pflichten einer Vestalin gehört der Gehorsam gegenüber ihrem Pater Familias, dem Pontifex Maximus, die Einhaltung der Kultvorschriften und - was besonders wichtig ist - die völlige Enthaltsamkeit in körperlichen Dingen. Aber das sagte ich ja bereits. Und natürlich, dass es nicht möglich ist, den Dienst vor Ablauf von 30 Jahren* zu beenden.


    Weißt du denn, was die andere Seite der Münze ist? Also welche Privilegien eine Vestalin genießt?"


    Sim-Off:

    * in unserem Fall mindestens 6 SimOff-Monate

  • Dass Occia sie beruhigte, half Romana viel. Sie schnaufte ordentlich durch, bevor sie antwortete. „Ja, ich kann Latein, in Schrift und Sprache. Mein Griechisch könnte besser sein, aber mir fällt es leicht, Sprachen zu lernen. Ich habe innerhalb kurzer Zeit von meiner Großmutter Etruskisch gelernt.“ Sie hielt inne. „Das könnte doch nützlich sein, zumindest, wenn ich die Haruspica erlerne, oder?“, fragte sie nach.


    Sie folgte dem Unterricht aufmerksam. „Ja, das ist mir klar.“, bestätigte sie Occias Worte. „Die Vorteile sind aber auch nicht ohne. Zum einen können wir wählen. Andere Frauen dürfen das nicht. Auch steht uns ein Liktor zu. Wann kriege ich eigentlich meinen?“, fragte sie begierig. „Man muss uns entsprechenden Respekt gegenüber bringen. Liktoren von Stadtmagistraten zum Beispiel müssen ihre Rutenbündel vor uns senken. Wir können Geschäfte erledigen, ohne, dass wir von einem Tutor oder dem Pater Familias gegängelt werden, wir können auch Testamente machen. Wir können auch Verurteilte, wenn sie uns über den Weg laufen, frei lassen.“, sprudelte ihr alles, was ihr in den Sinn kam, hervor.

  • "Möglicherweise. Obwohl wir uns nicht ganz so gut auskennen müssen wie die Haruspices. Aber Minucia wird sich sicher freuen!"


    Die uralte Vestalin war eine gebürtige Etruskerin und stammte aus einer alten Familie aus Haruspices. Doch Romana würde sie noch während ihrer Ausbildung kennen lernen!


    Als sie so freudig nach ihrem Liktoren fragte, lachte die Papirierin amüsiert auf.


    "Wenn du eine fertige Vestalin bist. Solange wirst du warten müssen. Übrigens haben unsere Liktoren keine Rutenbündel, sondern nur einen Stock als Prügel - falls uns jemand angreift oder respektlos ist!


    Einen Moment besann sie sich.


    "Das stimmt alles, aber wählen dürfen wir leider nicht. Seit dem göttlichen Tiberius dürfen nur die Senatoren wählen - und so hoch stehen wir auch wieder nicht! Aber in alter Zeit wäre das wohl etwas anderes gewesen."


    Nach dieser Belehrung erhob sich die Vestalin und breitete die Arme aus. Einen Moment genoss sie die Miene der Claudierin, die sicherlich etwas Verwirrung ausdrückte, dann erklärte sie


    "Kommen wir zur Tracht der Vestalin! Welche Teile kennst du bereits?"

  • „Nun gut, solange ich einer so lieben netten alten Frau eine Freude damit mache.“, meinte sie und zwinkerte Occia zu. „Ich würde die Haruspica schon wirklich gut kennen lernen, ich scheine nun wenigstens einen Vorteil zu haben.“ Sie lächelte und hörte bereitwillig weiter zu. Ein wenig enttäuscht war sie schon, als sie hörte, dass ihr noch kein Liktor gegeben werden würde. „Aber wenn es soweit ist, kann ich ihn mir selber aussuchen?“ Wenn ja, hätte Romana schon eine innerliche Checkliste, denn so abgeneigt war sie dem männlichen Geschlecht auch wieder nicht.


    Occia missdeutete den Geichtsausdruck der Claudia tatsächlich nicht, die elider politisch doch noch recht unbedarfte Romana war nun tatsächlich etwas konfus. Sie versuchte die peinliche Situation mit einem Lachen zu überdecken. „Allgemein sagt man mir nach, ich wäre altmodisch. Dass das solche Formen annimmt, ist auch nicht mehr schön...“, witzelte sie, hoffend, der Scherz käme an.


    Die nächste Frage der Papirierin war mehr als einfach. „Nun, die Tracht besteht aus der Stola, einem Leinengewand, Infulae, also rot-weiße Wollbänder, vittae, und den typischen weißen Schleier.“, kam es wie vom Bogen geschossen.

  • "Nein, tut mir leid. Wir haben eigentlich feste Liktoren, die weitergereicht werden. Wenn der alte allerdings zufällig in den Ruhestand geht, kannst du frei wählen."


    ...was so selten nicht war, denn immerhin diente jede Vestalin 30 Jahre - und wer konnte schon länger als diese Zeit arbeiten, wenn er nicht gerade ein reicher Mann war, der stets genug zu Essen hatte und auch sonst wenig beansprucht wurde?


    Dann jedoch wandte sie sich wieder ihrer Tracht zu. Sie fuhr sich über das Haar.


    "Richtig. Der Schleier wird Suffibulum genannt. Unser Haar ist gewöhnlich nicht sehr lang, denn immer, wenn wir das Atrium verlassen, tragen wir ihn. Außerdem ist uns jeglicher Schmuck oder Schminke untersagt - Reinheit in allen Lebenslagen eben!"


    Damit war die Tracht wohl ausreichend erklärt und Occia konnte die Überleitung zum allgemeineren Teil beginnen - doch zuerst galt es, die Aufgaben einer Vestalin zu diskutieren!


    "Welche Aufgaben hat die Vestalin denn nun? Sicher weißt du schon etwas!"

  • „Na gut...“, meinte Romana ein wenig enttäuscht, jedoch ließ sie sich dieses Gefühl nicht anmerken. Immer nur lächeln! Es fiel viel leichter, als die Vestalin ihr bestätigte, dass ihre Antworten richtig waren. Auch mit den weiteren Angaben war Romana vertraut. Sie fuhr sich durch ihre wuschelige Bubifrisur, der Überrest von einer einst ihr bis an die Schultern reichenden Haarpracht. „Stutzen habe ich sie mir schon lassen.“, seufzte sie, der Verlust ihres Haupthaares war so einfach nicht zu verkraften. „Aber Schmuck und Schminke mag ich sowieso nicht. Es macht mich dick.“, behauptete sie, wobei man fast sie verdächtigen konnte, dass sie sich das nur einredete, um den Verlust von solchen Luxuriösitäten besser verkraften zu können.


    Die erneuerte Frage von Occia war wiederum keine, bei der Romana lange überlegen musste. „Generell sind wir für den Vestakult zuständig. Unsere Aufgaben sind zuerst mal das Bewachen des heiligen Feuers. Und natürlich, dass tägliche Besprenkeln des Heiligtumes der Vesta mit Quellwasser. Zusätzlich müssen wir regelmäßig der Vesta opfern, und Mola Salsa herstellen. Zudem vollziehen wir den Kult an den staatlichen Penaten, und wohnen diversen Prozessionen und Festen bei... und außerdem... das möchte ich dich fragen... stimmt es, was man sich auf den Straßen erzählt, dass es im Atrium Vestae magische Kultgegenstände gibt, die wir bewahren müssen, sodass die Menschheit nicht untergeht?“, fragte sie mit großen Augen.

  • "Das ist richtig. Das Wasser kommt aus einer speziellen Quelle, die wir morgen gemeinsam aufsuchen werden."


    bestätigte sie und lächelte milde, als Romana von den geheimen Kultgegenständen sprach. Sie selbst hatte bisher die wenigsten gesehen, was allerdings kein Wunder war - je weniger Menschen sie sahen, desto weniger konnten sie stehlen!


    "Wir bewahren sie, ja. Allerdings im Tempel selbst, die meisten sind eingemauert, um den Diebstahl zu erschweren. Einzig das Palladium kann man auch von außen sehen."


    erklärte sie. Was das Palladium war, wusste Romana bestimmt, denn sie wusste ja schon so viel!


    "Die Sache mit dem Bewahren ist übrigens kein Spaß! Wenn das Feuer erlischt, wird die verantwortliche Vestalin entkleidet und ausgepeitscht - vom Pontifex Maximus persönlich! Außerdem ist es ein schlimmes Prodigium für den Staat."


    Noch einen Augenblick sah sie Romana eindringlich an, dann schien sie nachzudenken, wie sie fortfuhr. Dann schien sie eine Idee zu haben, denn ihre Augen begannen zu leuchten und sie meinte


    "Machen wir bei der Religio Romana im Allgemeinen weiter. Weißt du denn, was unseren Staatskult von diesen östlichen Religionen und Geheimkulten unterscheidet?"

  • „Ach, was freue ich mich schon drauf!“, meinte Romana ehrlich und fühlte sich ganz hibbelig, ein Gefühl, das verstärkt wurde, als Occia begann, von den Kultgegenständen zu sprechen. Schade, dass sie eingemauert waren und Romana sie nicht sehen konnte. Das Palladium jedoch konnte man sehen. Das war doch ein Gemälde von Minerva, wenn Romana das richtig gehört hatte, ein Gemälde, das der große Aeneas aus Troja gerettet hatte.


    Romana erwiderte Occias durchdringenden Blick beklommen, als sie hörte, was für eine schlimme Strafe das war. Doch, in ihrem Inneren hatte sie geglaubt, die Strafe wäre noch viel schlimmer. Gut, dass Occia ein anderes Thema anschnitt.


    „Ja, die Religio Romana.“ Die ist wohl nach mir benannt, dachte Romana, ein Gedanke, der so dämlich irgendwie war, dass sie ihn aus ihren Gedankenströmen schob. „Zuerst beten wir eine Vielfalt von Göttern an. Bei östlichen Religionen ist das oft unterschiedlich. Die Zoroastrianer, die Cybelekultspinner und die Mithraisten konzentrieren sich auf die Anbetung eines Gottes. Die Juden und – das Pantheon bewahre uns vor denen – die Christen beten nur einen an. Was abstrus ist. Es gibt viele Götter, und keinen davon vernachlässigen wir. Und außerdem kriechen wir nicht vor den Göttern, wie es die Ostlinge tun. Sie sind für uns... wie Vertragspartner. Wie im Vertragsrecht, gibt es auch in der Religio Romana einen Austausch, ohne dem nichts läuft. Da ut des.“ Ich gebe, sodass du gibst. Dies war das große Motto der Beziehungen zwischen Göttern und Menschen, und es war klar, dass Romana dies wusste.


    „Wenn wir opfern, und beten, geben und verlangen wir von den Göttern. Diese kontraktuelle Basis ist rational und logisch. Ich meine, die Christenhunde, die wollen nur von ihrem Gott. Mehr, mehr, mehr! Geben tun sie ihm nichts. Das kann ja nicht funktionieren. Wieso sollte ein Gott gratis Gefallen austeilen?“ Sie hatte sie ob der Christen ein wenig in Rage geredet, doch nun hatte sie sich wieder ein wenig beruhigt, auch wenn ihr Puls etwas höher schlug. Sie war, man konnte es sehen, der Religio mit Leib und Seele ergeben. Vielleicht, für römische Geschmäcker, ein bisschen zu sehr.

  • Etwas erstaunt nahm die Papirierin zur Kenntnis, dass Romana ja eine richtige Christenhasserin zu sein schien. Die anderen Religionen des Ostens waren ihr hingegen offenbar eher egal.


    "Du scheinst ja die Christen richtiggehend zu hassen! Aber mache dir keine Sorgen - sie sind nicht mehr und nicht weniger als eine jüdische Sekte, die sicherlich bald wieder vergehen wird."


    Wie sehr sie sich damit irren würde, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst - wie auch, denn erst hunderte Jahre später würde Konstantin der Große zum Glauben an diesen Kult des Gekreuzigten übertreten und damit die Weltgeschichte verändern.


    "Allerdings hast du Recht: 'Do ut des' ist unser Prinzip. Wir geben den Göttern und müssen uns daher nicht schämen und vor ihnen kriechen. Daraus ergibt sich jedoch auch etwas anderes: Die Götter interessieren sich abgesehen von diesen...sagen wir vertraglich zugesicherten Kultterminen und Riten wenig für uns. Gerade die Juden haben ja unglaublich viele Vorschriften und ihr gesamtes Leben ist durch ihren Gott geregelt. So etwas gibt es bei uns ebenfalls nicht: Moralische Richtlinien und das Staatswesen legitimiert sich ausschließlich aus der Tradition! Obwohl es natürlich klug ist, sich hierbei der Zustimmung der Götter zu versichern, damit es gelingt!"


    erklärte sie weiter. Einen Moment überlegte sie, dann fiel ihr noch etwas dazu ein.


    "Eine religiöse Aufgabe hat der Staat dennoch: Den Erhalt der Pax Deorum. Der wird allerdings nur mit Hilfe von Opfern und Nachfragen erhalten. Kannst du mir erklären, was das ist und wie man dessen Störung nennt?"

  • „Ich habe einmal ein Pamphlet gelesen über diese Verbrecher.“, grollte Romana. „Und ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei denen.“ Wer konnte es ihr verdenken (vor allem, wenn man den Vorteil hat, 1900 Jahre später zu mleben und die Geschichte zu kennen)? „Aber die Religio Romana wird sich schon durchsetzen. Jeder weiß, dass Rom ohne die Götter nichts wäre.“, war sie sich sicher.


    „Genau, die Götter haben besseres zu tun, als sich um Menschen zu kümmern. Die sie ohnehin nicht geschaffen und gewollt hatten, das war ja Prometheus, im Alleingang. Die Christen, diese Egoisten, denken, ihr Gott hätte sie nach ihrem Ebenbild geformt.“ Nur nicht wieder das Thema anstreifen, ermahnte sie sich, da sie ja so sichtlich allergisch auf diesen Geheimkult reagierte. „Doch die Götter sind groß, und so geziemt es sich, ein großes Maß an Frommheit und Respekt zu zeigen! Wie du schon gesagt hast, der pax deorum darf nicht gestört werden. Das ist der Friede der Götter, also die friedvollen Beziehungen zwischen Menschen und Göttern, der so wichtig für die Religion ist wie ein gutes Einvernehmen zwischen Handelspartnern beim Handeln. Der kann natürlich gestört werden. Und zwar, wenn man rituelle Fehler begeht, die Beziehungen zu den Göttern schleifen lässt oder eben diese Traditionen, die du angesprochen hast, verletzt. Das fällt mir jetzt spontan ein.“, meinte sie.

  • Occia war noch immer erstaunt, als Romana weiter ihrem leidenschaftlichen Hass Ausdruck verlieh - offenbar war sie nicht gerade eine Stoikerin! Doch im Grunde war es ja egal (auch, dass die Juden ebenfalls den Menschen als Ebenbild Gottes betrachteten, denn das wusste die Papirierin genauso wenig wie die Tatsache, dass es die Christen taten). So reagierte sie nur auf die letzten Worte und meinte


    "Respekt ist das richtige Wort, genau!"


    Sie legte den Kopf ein wenig schief und griff sich sanft an ihr Kinn.


    "Aber wie nennt man ein Zeichen, das eine solche Störung der Pax Deorum anzeigt?"

  • Nein, Stoizismus war durchaus nicht die Stärke der öfters unbeherrschten Romana. Zwar ließ dies nicht allzu viel römische Gravitas vermuten, aber dafür einiges an Pietas, was ja auch eine gute Eigenschaft ist. Und wenn es um die Christen ging, dann hängte es der jungen Claudierin sowieso komplett aus. Der Reaktion Occias nach zu schließen, hatte sie wieder die richtige Antwort geliefert, wonach allerdings der aristotelisch anmutende Frage-und-Antwort-Unterricht weiterging.


    „Man nennt es ein Prodigium.“, antwortete Romana und beließ es bei dieser Anwort, da die Frage nicht mehr als solch eine Antwort verlangte.

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