[Tablinum] Erstes Treffen der Inquisitio Senatus Administrationi Provinciarum examinandum causa

  • Kaum hatte der Senat beschlossen, eine Sonderuntersuchungskommission zur Lage der Provinzverwaltungen einzusetzen und Macer zum Vorsitzenden eben jener Kommission gewählt, hatte Macer auch schon zu einem ersten Arbeitstreffen laden lassen. Je schneller man sich einarbeitete, umso effektiv würde man Informationen einholen können und umso schneller würde man Ergebnisse haben, war sein Plan. Daher hatte er auch keinen aufwändigen Rahmen gewählt, sondern empfing die beiden Senatskollegen einfach in seinem Arbeitszimmer. Für spätere gemeinsame Arbeitsessen würde im Laufe der Untersuchung noch immer Zeit sein.

  • Eine Fußbodenheizung war Standard in diesen Anwesen. Nur merkte Avarus davon nicht all zu viel, denn seine Sandalen waren in wollige Bänder gehüllt. Als er durch den Eingangsbereich schritt, nahm sein Luftzug von der Tür einige kleinere Flämmchen in den Kohleschalen auf, ließ sie in der Luft einen feinroten Tanz schwingen und zurück in die Glut fallen. Es war üblich die Häuser zusätzlich temporär zu beheizen. Vorallem im tiefsten Winter reichten die Luftströme im Boden nicht aus, um die hohen Räumlichkeiten warm zu halten.


    Senator Avarus erreichte das Arbeitszimmer des Hausherren. Der ihn begleitende Sklave würde ihn sicherlich gleich einlassen. Er war begierig darauf zu erfahren, wie sie ihre ersten Schritte planen konnten, denn bislang schien es ihm noch unmöglich aus der Ferne Roms die Notwendigkeiten bedarfsgerecht analysieren zu können, um dem Senat in dessen Ergebnisstand dann zu einer Entscheidung behilflich zu sein.


    Er schlang die Toga enger um sich. Im Alter so fühlte er konnte es nie warm genug sein. Drinnen war es hoffentlich molliger als auf diesem zugigen Gang. Dabei mußte es nichtmal ziehen, aber irgendwie war es das was Avarus immer öfter wahr nahm.

  • "Salve, Germanicus Avarus, schön dass du pünktlich kommen konntest", grüßte Macer den Senator beim Eintreten und machte eine einladende Handbewegung, einen der Sitzplätze in dem gut beheizten Raum einzunehmen.


    "Ich hoffe, die Einladung zu dem Termin kam nicht zu kurzfristig?", erkundigte er sich dann. "Da der Senat uns nur eine recht knappe Frist gesetzt hat, wollte ich keine unnötige Zeit verlieren. Immerhin werden wir möglicherweise langer Zeit auf Post warten müssen und damit schon genug Tage des untätigen Herumsitzens haben, fürchte ich."

  • "Salvete. Ich hoffe ihr habt nicht zu lange auf mich warten müssen."


    grüßte Modestus die beiden Senatoren, als er zu ihnen hinzutrat, und freute sich über die wohlige Wärme des Tablinums, denn bis auf eine dicke Wolltoga und eine entsprechende Tunika hatte er seine restliche Kleidung im Atrium abgelegt. Neugierig lies er dann seine Blicke über das Zimmer schweifen, um etwaige Anzeichen von vorausgegangener Arbeit zu entdecken, doch er fand keine. Germanicus Avarus musste also nicht besonders lange vor ihm angekommen sein.

  • Der Senat und seine knappen Fristen konnten Germanicus Avarus mal kreuzweise. Manches Mal dauerte es Monate, um eine kleine Änderung zu einem Abschluss guter oder schlechter Ergebnisse zu bringen und an anderen Thementagen war es der Versammlung lieb vorgestern informiert zu werden. Vorallem bei einem so zeitaufwendigen Prozedere war es sowieso kaum machbar im Rahmen der Vorgaben zu bleiben.


    "Salve, Senator Macer... Oh mit Nichten, keine Angst dieser Tage hab ich viele Freiräume..."


    ...selbst geschaufelt, um das Haus so wenig wie möglich verlassen zu müssen. Aber Avarus konnte ja nicht ahnen, das kurz nach seiner freiwilligen Meldung im Senat das Wetter derart bissig umschwang.


    Im selben Augenblick stieß der derweilige Aedilis Plebis zu ihnen.


    "Senator Annaeus, Salve."


    Der Germanicus schüttelte nur sanft den Kopf. Wahrscheinlich hatte der gerade eintretende Gast sowieso ihre Floskeln vernommen.

  • "Vieler Freiräume kann ich mich im Moment nicht erfreuen", antwortete Macer, wollte aber keineswegs zu jammern anfangen. So schlimm war die Arbeit als Praetor nun auch wieder nicht, auch wenn ihm die zusätzliche Arbeit mit den Inquisitio alles andere als gelegen kam.


    "Salve, Modestus", grüßte er dann den hinzukommenden dritten Mann der Truppe und bot auch ihm einen Sitzplatz an. "Dann sind wir ja komplett. Und keine Sorge, wir haben nicht lange gewartet."


    Nachdem er sich versichert hatte, dass die beiden Gäste auch mit Getränken versorgt waren, holte er einen kleinen Stapel Schriftrollen herbei. "Der Consul war so freundlich, mir die Briefe zur Verfügung zu stellen, die ihm aus den verschiedenen Provinzen zugesandt wurden", erläuterte er. "Falls sie also nochmal jemand im Wortlaut in Augenschein nehmen möchte, so kann er das gerne tun", bot er an und legte sie auf den Tisch.


    AD SENATUM ROMANUM ROMAE, ITALIAE


    PROCONSUL TI CURTIUS PHILO SENATUI S.P.D.


    ICH HABE WIEDER EINMAL BITTE ZU TRAGEN AN DEN SENAT UND DAS VOLK VON ROM. DER GRUND DAFÜR IST JEDOCH ERFREULICH, DENN SEIT DIVUS CAESAR DIESE PROVINZ VOLLSTÄNDIG EROBERT HAT, HAT SICH VIELES IM SINNE UNSERES VOLKES ENTWICKELT. AUS DEN UNTERWORFENEN VON EINST SIND RÖMER GEWORDEN, SIE HABEN IHRE KULTUR GEGEN DIE UNSERE GETAUSCHT UND VIELE DER PROVINCIALES HABEN IN DEN AUXILIAE GEDIENT UND DAS RÖMISCHE BÜRGERRECHT ERHALTEN. NUN JEDOCH ZU MEINER BITTE: DADURCH, DASS DIE BEWOHNER DER PROVINZ DIE RÖMISCHE KULTUR ANGENOMMEN HABEN, VERLANGEN SIE AUCH WIE RÖMER BEHANDELT ZU WERDEN. SIE WOLLEN NICHT MEHR IHRE STREITIGKEITEN MIT DEM SCHWERT ODER DURCH DEN SPRUCH VON DRUIDEN LÖSEN, SONDERN VOR RÖMISCHE RICHTER TRETEN. DAHER BITTE ICH DEN SENAT, MIR MEHR IURIDICULI ZU ENTSENDEN, DIE AN MEINER STATT DAS LAND DURCHREISEN UND RECHT SPRECHEN UNTER DEN MENSCHEN.


    EINE WEITERE BITTE IST EBENSO ERFREULICHEN URSPRUNGS: JEDER MAG DIE BERÜHMTE GALLISCHE WARE KENNEN, GLÄNZENDES GESCHIRR BESONDERS, DAS IN ALLE TEILE DES IMPERIUMS VERKAUFT WIRD. ALL JENE WOHLHABENDEN HÄNDLER SIND GERN BEREIT, IHRE STEUERN ZUM DANK FÜR SCHUTZ UND SCHIRM DES REICHES ZU ENTRICHTEN. DOCH AUCH HIER BEDARF MEINE VERWALTUNG GRÖSSERER KAPAZITÄTEN. ENTSENDET MIR DAHER MIT DEN IURIDICULI AUCH ZWEI WEITERE PROCURATORES, AUFDASS ROM DEN IHM ZUSTEHENDEN ANTEIL AM REICHTUM DER PROVINZ ERHALTE.


    DA ICH ANGESICHTS DER ZAHLREICHEN VERWALTUNGSAUFGABEN SCHWERLICH IN DER LAGE BIN, ALL JENE AUFGABEN SELBST ODER MIT HILFE MEINES BISHERIGEN STABES ZU VERSEHEN, BITTE ICH DEN SENAT SEHR DARUM, MEINEN BITTEN NACHZUGEBEN. WIE ICH HÖRTE, BIN ICH NICHT DER EINZIGE KLÄGER, DOCH MÖCHTE ICH DIE GRÖSSE UND BEDEUTUNG MEINER PROVINZ BEI DER BERÜCKSICHTIGUNG ANMAHNEN.




    Ad
    Consul
    Manius Tiberius Durus
    Roma, Italia


    Ab Proconsul
    T. Sextius Lateranus
    Regia Proconsularis, Tarraco, Hispania




    Bericht über die Lage der Provincia Hispania



    Salve Patres Conscripti,


    endlich habe ich nun meine Reise durch Hispania beendet. Sie war lange und beschwerlich, denn die Provinz ist groß und unzählige Städte befinden sich in ihr. Wie es meine Aufgabe ist, habe ich Anhörungen durchgeführt, Steuern eingezogen und Konflikte gelöst. Doch es ist eine gewaltige Aufgabe, was bereits die Zeit zeigt, die verstrichen ist bis ich nun endlich nach Tarraco zurückgekehrt bin.


    Die Provinz verhält sich inzwischen wieder ruhig, der Aufstand ist inzwischen bereits in der Erinnerung des Volkes verblasst und Spuren lassen sich nur für aufmerksame Betrachter erkennen.


    Dennoch gibt es Augenfälligkeiten, die mir bei meiner Reise ins Auge gestochen sind: Die bisherigen Procuratores konnten offenbar niemals sämtliche wichtigen Städte besuchen, sodass die Provinz einen Bruchteil ihrer eigentlichen Steuerkraft aufbringt. Ich bitte daher darum, mir zwei weitere Procuratores zu entsenden, damit jeder lediglich eine Regio zu betreuen hat. Aufgrund der Tatsache, dass diese Gebietsgrößen vor der Gebietsreform des göttlichen Traianus von einem Procurator betreut worden waren, bin ich der Meinung, dass eine solche Größe verwaltbar wäre.


    Ebenso bitte ich jedoch auch darum, zwei Iuridiculi zu entsenden, denn ebenso wie es den Procuratores schwer möglich ist, die gesamte Provinz zu bereisen, gibt es auch bei der Rechtsprechung derartige Probleme.


    Dennoch danke ich für das Vertrauen des Senates und entsende meine besten Grüße.




    Consul
    M' Tiberius Durus

    Villa Tiberia
    Roma



    M. OSTORIUS SCAPULA PROCOS. AFRICAE PROCONSULARIS
    COSS. M'. TIBERIO DURO ET M. VITORIO MARCELLO
    SALUTEM DICIT


    Ich berichte dem Senat hiermit aus dem fernen Africa Proconsularis, die ich seit vielen Jahren im Namen des Senates verwalte. Die Provinz blüht und gedeiht und täglich legen Schiffe voll Korn in Richtung Italia ab.


    Ich habe Spiele zu Ehren des göttlichen Iulianus im Circus von Leptis Magna, sowie im Amphitheatrum von Carthago abgehalten. Das Volk war zufrieden damit, dennoch gibt es in Cyrenae immer wieder Zwischenfälle. Ein Mann namens Andreas soll Unruhe unter den Juden stiften. Bisher konnten wir ihn jedoch nicht festsetzen.


    Gerade jetzt zeigt es sich, welche Probleme die gewaltige Ausdehnung meine Provinz besitzt. Habe ich in der Pentapolis Recht gesprochen und die Verwaltung in Cyrenae geprüft, benötige ich viele Tage um nach Westen, zu den zahlreichen Städten rund um Carthago zu gelangen. All das verursacht viele Schwierigkeiten, auch mein Procurator klagt über die langen Wege.


    Möglicherweise wäre es daher sinnvoll, einen Iuridiculus und einen Procurator für die Regio Cyrenaica zu entsenden, sodass ich mich mit meinem Procurator stärker auf die Tripolitana konzentrieren kann. So dies nicht möglich ist, bin ich gezwungen, meinen Regionarius in Cyrene mit besonderen Vollmachten auszustatten, damit er in meinem Namen die Ersten Anhörungen für die dortigen Fälle übernehmen kann.





    "Ansonsten wäre vor allem zu klären, was genau wir nun als machbartes Ziel unserer Nachforschungen erachten und wie wir es angehen wollen. Angeblich gibt es noch weitere Briefe, die an den Kaiserhof ging, so dass die Situation in weiteren Provinzen ähnlich sein soll, aber falls wir beschließen, dass uns diese Briefe ohnehin kaum weiterhelfen, würde ich mir nicht die Mühe machen, sie anzufordern."

  • Anders als so manch Senator machte sich bei Germanicus Avarus langsam bemerkbar, das er auf zuvielen Hochzeiten tanzte. Er nahm also die Briefe nacheinander zur Hand und las sie aufmerksam durch. Sicherlich waren sie ihm nicht neu, aber die eine Anhörung lag viele Tage zurück und es war doch etwas anderes selbst Wort für Wort zu lesen, als es vorgelesen zu bekommen. So gelang es ihm vielleicht kleine Feinheiten herauszulesen.


    Für den Augenblick war Ruhe um ihn. Die Worte des Senator Macer nahm er trotzdem wahr.


    "Gallia und Hispania klingen fast so als habe man sich abgesprochen. Jeweils zwei... und Titus Curtius Philo spricht selbst darüber davon gehört zu haben, das es wo anders ähnlich ausschaut. Hm, um das Grundproblem beim Schopfe zu fassen, sollten wir -wenn schon nicht die Briefe selbst- dann doch wenigstens die Provinzen in Erfahrung bringen, wo diese Mangelerscheinungen ebenso aufgetreten sind. Vielleicht läßt sich daraus ein Muster stricken. Bei Gallia und Hispania sehe ich bisher nur eine Gemeinsamkeit. Sie sind sehr umfänglich. Ihre Größe ist wie beschrieben das Problem. Syria an sich beklagt das selbe Problem ist aber weitaus kleiner."


    Avarus überlegte. War es mit mit neuen Procuratores et Iuridiculi getan oder verlangte diese Situation nach einer grundlegenden Betrachtungsweise, die im schlimmsten Fall große Änderungen mit sich brachte.


    "Und warum jetzt? Was hat sich nach all den Jahren geändert, das die Proconsularen mehr Beamte fordern und gibt es auch Legatii die es tun?"


    Denn diese drei Briefe kamen alle aus senatorisch verwalteten Provinzen. Ganz so als sei der Senat von Rom nicht in der Lage seine Aufgaben in den Senatsprovinzen wahr zu nehmen, zu erfüllen und dies mit den vorhandenen Mitteln. Da konnte man als Senator nur hoffen, das es in den kaiserlichen Provinzen ähnlich rumorte oder aber das die Forderungen jeglicher Grundlage entbehrten. Letztere Annahme schloss sich allerdings damit aus, das Syria zu weit von Gallia et Hispania entfernt lag.


    Sie hatten eine schwere Aufgabe vor sich und Germanicus Avarus fand an dem Ungemach noch nicht den Zipfel, wo es zu packen war...

  • Macer nickte langsam zustimmend, was die Beschaffung der Informationen über die angeblich existierenden anderen Briefe anging. Ihm war eingefallen, dass sein Klient Flavius Piso bis vor kurzem in der Kanzlei gearbeitet hatte und ihm mit seinen Kontakten sicher behilflich sein konnte, falls er als Senator nicht schon weit genug kam.


    "Warum das ausgerechnet jetzt kommt, kann man nur spekulieren. Ich denke, es gibt zwei mögliche Ursachen", antwortete er dann, denn genau zu dieser Frage hatte er sich auch schon Gedanken gemacht. "Entweder ist es einfach so, dass es nach der Provinzereform, die die Grossprovinzen einrichtete, eine gewisse Generation von motivierten Senatoren gab, die eben diese Reform befürwortet hatten und sich engagiert und voller Elan auf die Verwaltung dieser Provinzen als Statthalter gestürzt haben. Diese Menge an Leute ist nun langsam aufgebraucht und diejenigen, die weniger von dieser Reform angetan waren oeder damals noch nicht mächtig genug, sie zu verhindern, sehen es nun eben anders. Oder es liegt schlicht daran, dass wir nun einen anderen Kaiser haben."

  • "Ich will es schlicht und ergreifend nicht hören, das der neue Kaiser daran Schuld haben soll. Nein dann gefällt mir die erste Annahme schon besser. Nur was hat sich daran geändert, das die Proconsularen möglichst viel zum eigenen Wohl aus den reichen Provinzen abschöpfen können? Liegt es vielleicht auch daran, das ein neuer mit Argwohn betrachteter Mann zur Stunde in Rom das Sagen hat, der weit mehr wissen will, als den Provinzfürsten vielleicht lieb ist oder daran, das die alte Garde wirklich flächendeckend abgelöst ist und die neuen Provinzadministratoren andere, den alten Tugenden entsprechende Ansichten zum Verwalten einer Provinz haben?"


    Eine doch recht klare Parteiergreifung... und wenn man es ganz genau nahm, waren darin schwere Vorwürfe an alte Proconsularen versteckt. Von einem Flavius wußte man es ganz genau, aber Rom tolerierte das, egal warum. Avarus wurde langsam müde immer allein ganz vorn in der Reihe zu stehen und für das mit der Wonne der Worte zu streiten, das so selbstverständlich für Rom und seine Elite a.D. war.


    "Nun gut, was schlägst du vor, Senator Macer wie wollen wir die Sache angehen?"


    Ja so ein Inquisitor Senatus Maior war schon was feines. Leider nur fand er sich viel zu selten. 8)

  • Modestus schwieg ersteinmal, denn er wusste noch nicht, was die beiden anderen Senatoren schon besprochen hatten. Als Avarus dann mit den drei Briefen fertig war, nahm Modestus sie sich als nächster und überflog sie selbst noch einmal. Aber er fand darin nichts was wirklich neu für ihn wäre. Als die Sprache auf die anderen Briefe kam, war Modestus einen Moment verwirrt. Warum sollte es ein Problem darstellen an die anderen Briefe zu gelangen?


    "Soweit ich weiß gibt es auf ähnliche Briefe aus Asia und Syria. Wenn gewünscht lassen sich die Briefe oder zumindest Abschriften auf jeden Fall besorgen. Der Procurator a libellis ist mein Vetter und wird sie uns sicher zukommen lassen, falls wir sie brauchen."


    sagte Modestus daher und lauschte weiterhin den Ausführung der beiden erfahreneren Senatoren. Dass der neue Kaiser die Ursache für die Probleme war, konnte Modestus nicht glauben. Vielleicht war er nur der Grund dafür, dass die Probleme jetzt auffielen.


    "Ich glaube ebenfalls nicht, dass der Imperator Caesar Augustus der Grund für die Probleme ist. Dass das Problem mit den Strukturen und womöglich den Statthaltern der Großprovinzen zusammenhängt, scheint mir nahe liegender. Und wenn dieses Problem seit der Neuordnung der Provinzen besteht, könnte es gerade an dem neuen Kaiser liegen, dass es nun zum Vorschein kommt. Ob die neuen Statthalter es genauer nehmen, oder lieber nur mehr Arbeit an Untergebene delegieren, lässt sich aber wohl nur schwer kontrollieren. Aber man könnte überprüfen, wie viele senatorische Beamte und Magistrate zum Beispiel heute in nach Hispania entsandt werden und wie viele vor der Neuordnung in die Provinzen entsandt wurden, aus denen das heutige Hispania gebildet wurde."

  • Manche Aufgaben wurden immer einfacher, je länger man darüber nachdachte und darüber sprach. So auch die Beschaffung der Briefe, die sicher nicht schwer gewesen wäre, aber lästig. "Hervorragend, Dann wirst du deinen Vetter darum bitten und falls das nicht reicht, bitte ihn in meinem Namen und Auftrag." Damit war diese Frage erledigt.


    "Ich meinte es auch genau so, wie du sagtest", kam er dann zu den Spekulationen über die Ursachen zurück. "Der neue Kaiser selber ist kein Grund, hat er sich bisher meines Wissens doch kaum in die Provinzverwaltung eingemischt. Aber was man sich bei seinem Vater vielleicht nicht offen zu sagen traute, bringt man jetzt eben zumindest in Briefen unter. So könnte ich mir das jedenfalls vorstellen." Letztlich halfen diese Spekulationen nicht weiter und Germanicus Avarus hatte schon zu Recht darauf gedrängt, dass konkrete Schritte geplant werden sollten.


    "Also, Modestus beschafft die übrigen Briefe, falls sie existieren. Ich selber war Statthalter in Germania und könnte mich mithilfe einiger privater Aufzeichnungen noch einmal herein vertiefen, ob die Verwaltungsstrukturen dort optimal sind oder nicht. Avarus, hast du gute Kontakte in bestimmte Provinzen, um dich dort zu erkundigen?"

  • Da fiel ihm spontan Germanien ein, ein Fisch den gerade Macer selbst weggeschnappt hatte. Und doch war die Reaktion von Germanicus Avarus nicht weniger gehaltvoll als erwartet.


    "Ich könnte mich im Süden umhören. Vor ein paar Jahren habe ich die Großprovinzen Mauretania und Africa Proconsularis bereist und nun einige Freundschaften geknüpft."


    Das es dabei vornehmlich um ein sattes Einkommen gegangen war, ließ Avarus aus. Es würde nur wieder einen anrüchigen Eindruck von ihm machen und es ging nun wirklich keinen an wo er seine Millionen verdiente.


    "Zwar hat Ostorius Scapula gerade an Rom geschrieben, aber es versetzt uns vielleicht in die Lage ein wenig mehr zu erfahren, täuschen wir dem Proconsul von Africa Proconsularis vor das sich in jener Sache bereits etwas tut."


    Rom war sonst eh etwas zögerlich ging es um solche provinziellen Forderungen. Dann konnte sich der 'Vorgang' schon mal über Monate hinziehen oder ganz et Acta verschwinden.

  • "Hervorragend", stimmte Macer zu. "Ich werde mich natürlich auch an Terentius Cyprianus wenden, den neuen Praefectus von Aegyptus, wenn wir gerade über den Süden sprechen. Er wird mir zweifellos viele Informationen bereitstellen können", gab sich Macer optimistisch über die Hilfsbereitschaft seines Klienten. "Vermutlich haben wir bis dort hin auch die längste Postlaufzeit, oder?", fügte er mit fragendem Blick zu Avarus hinzu.


    "Wenn wir die weiteren Briefe gesichtet haben, sofern es sie gibt, müssten wir schauen, ob wir auch noch Informationen aus dem Osten brauchen. Oder es hilft uns einfach die kaiserliche Kanzlei mit einigen Zahlen weiter oder wir durchsuchen weitere alte Senatsprotokolle über Berichte aus den Provinzen. Modestus, hättest du Spass an solche Recherchen?", erkundigte er sich, denn wenn Modestus ohnehin in der kaiserlichen Kanzlei vorsprechen wollte, konnte er vielleicht gleich mehrere Dinge erledigen.

  • Avarus nickte ob der Anfrage Macers und fügte hinzu:


    "Solange das Meer unbefahrbar ist, dauert es viele Wochen. Aber ich bin zuversichtlich, das wir bald wieder mit Schiffen aus dem Süden rechnen dürfen und dann können wir sie ebenso gut in die entgegengesetzte Richtung nutzen."


    Dann hörte er sich die weiteren Worte an und begutachtete ebenso den Annaeus, ob dessen Antwort erwartend.

  • "Die Briefe gibt es definitiv und ich kann natürlich auch gleich nach entsprechenden Berichten fragen. Die Provinzen im Osten sind ja bis auf Achaia eigentlich alle kaiserlich, weshalb Berichte von ihnen wohl nur dort zu finden sind."


    antwortete Modestus nun Macer, denn wenn er schon nach den Briefen fragte, dann war es wirklich kein Mehraufwand noch eine zweite Frage zu stellen.


    "Aber zumindest was Hispania angeht, kann ich schon einmal die Aussage von Magius Lateranus bestätigen. Während meiner wenn auch etwas kürzeren Zeit als Statthalter von Hispania, als ich, der damalige Quaestor Provincialis für Hispania, den erkrankten Proconsul vertrat, hatte ich gleiche Probleme wie er. Ich muss gestehen ich dachte damals es wäre eher meine Schuld, da ich auf so eine Aufgabe auch nicht vorbereitet und noch recht unerfahren war, aber nun sieht es ja so aus als hätte sich jeder Statthalter damit herumschlagen müssen."

  • Dass die Aufgabenverteilung in erster Instanz so gut funktionierte, erfreute Macer. Die Aussagen von Modestus zum Thema Hispania notierte er sich auch gleich auf einer Wachstafel. "Sehr schön. Dann haben wir ja erstmal jeder ein paar Aufgaben vor der Brust und ein paar persönliche Erfahrungen, die wir einfliessen lassen können. Für den Anfang sicher besser als gar nichts. Sollen wir gleich schon einen Termin für das nächste Treffen vereinbaren?"

  • "Nun mir ist es gleich. Aber ich glaube wir sollten uns vielleicht noch nicht festlegen. Ich werde euch auf jeden Fall einen Sklavenjungen mit den Abschriften vorbeischicken, sobald ich die Briefe habe."


    erklärte Modestus nach langem zögern. Er wusste nicht wie viel Zeit die anderen brauchen würden und wollte ihnen daher keinen Termin diktieren der ihnen vielleicht ungelegen kam, weshalb er sich damit eher zurückhielt.

  • Macer war diese Lösung zwar nicht ganz so recht, aber letztlich konnte er damit auch leben. Er würde einfach für sich schonmal einen Termin ins Auge fassen und dann dazu einladen, wenn es keine gravierenden Gründe für eine Abweichung gab. "Gut, dann machen wir das so. Ich würde sagen, damit haben wir alle Fragen zum Start geklärt und können uns an die Arbeit machen."


    Er schob seinen Stuhl leicht zurück und erhob sich als Zeichen, dass er die Besprechung als beendet betrachtete.

  • "So ist es."


    Auch Avarus erhob sich. Er würde noch am selben Tag eine Sondersitzung in seinem Officium angehen, denn er wußte nur zu genau wie lange zur Zeit die Briefe in die entlegenen Zipfel des Reiches unterwegs waren. Kam noch ein völlig überarbeitetes Officium am Zielort hinzu, waren schnell Monate vergangen bevor dann eine veraltete Antwort den Weg zurück fand. Daher wollte er seine Machtposition mal rigeros ausnutzen, um die Schreiben schnellstmöglich zum Ziel und wieder zurück zu bekommen.


    "Vale Senatores..."


    Germanicus Avarus schickte sich an zu gehen.

  • "Vale, Avarus", verabschiedete sich Macer von dem Senator. Dann fiel ihm noch etwas ein. "Wo wir eben über die Postlaufzeiten gesprochen haben: Auch Octavius Macer, einer der Decemviri sprach mich kürzlich darauf an. Bei den Erbschaften werden ja auch Fristen gesetzt, bis diese angenommen werden müssen und da kann ein langsamer Brief mitunter gravierende Folgen haben. Die Angabe von eben, mit den vielen Wochen, wenn der Schiffsverkehr ruht, kann man die etwas genauer fassen? Dann könnte man eventuell unpassende Fristvorgaben daraufhin abändern. Ohne genauere Angaben zu den Laufzeiten wird das aber kaum gehen."

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