Cubiculum| Gästezimmer

  • Simplex hatte bereits das Gepäck in das Zimmer gebracht und Elissa hatte ein paar Blumen auf den Tisch am Fenster gestellt. Ansonsten war die Einrichtung noch etwas nüchtern. Es gab ein Bett, ein Schrank für die Kleider, einen schmalen Tisch und einen Stuhl. Calvena hatte eben noch nicht mit Gästen gerechnet. „Ich hoffe es gefällt dir. Das Bad findest neben dem Tablinum!“ erklärte sie ihr dann.

  • Die Führung durch das Haus hatte weniger Zeit in Anspruch genommen, als Catiena zunächst vermutet hatte. Das konnte natürlich daran liegen, das Calvena sich bewusst kurz gefasst hatte, um ihre erschöpfte Besucherin rasch zum Gästezimmer zu geleiten, doch die Octavia nahm vielmehr an, dass die Ursache schlicht in der Dimension des Hauses begraben lag. Die Möglichkeiten, Villen von schier nicht endlicher Größe zu errichten, wie es in Italia außerhalb Roms - in der Stadt selbst war einfach zu wenig Platz dafür - der Fall war, waren hierzulande sicher nicht so ausgeprägt. Germanien war noch nicht romanisiert genug, als das hier all der Luxus und die Pracht des Imperiums angekommen wäre. Doch vielleicht war gerade dies ein besonderer Bonus, denn Catiena fand die Casa Quintilia, wie ihre Freundin sie ihr präsentierte, ungemein inspirierend. Sie hatte nicht diesen Anstrich von machtunterstreichender Pracht, sondern vermittelte vielmehr den Eindruck heimischer Bequemlichkeit. Und wie zuvor im Tabulinum waren der jungen Römerin die feinen Unterschiede zwischen dem Schmuck hier und anderswo im Reich aufgefallen. Sie waren wirklich verschwindend gering, aber an vereinzelten Motiven durchaus auszumachen.
    Besonders neugierig war Catiena auf das Balneum gewesen, das sie sobald als möglich aufsuchen wollte. Und es war genau wie der Rest der Casa ein Hort der einladenden Gemütlichkeit. Auffällig war auch hier die Betonung der Farbe Rot und nicht zuletzt der großzügig Gebrauch von Stoff als Raumgestaltung. Sicher eine Maßnahme Calvenas, welche Catiena mit einem Schmunzeln bemerkt hatte - und ihr im Stillen zustimmte über die dezent himmelnde Wirkung, die sie erreichte. Sie verlieh jedem Raum etwas luftig Entspannendes.
    Im Gästezimmer schließlich angekommen, galt der erste Blick Catienas dem überaus einladend aussehenden Bett, bevor sie sich auch den Rest des Zimmers ansah. Sie war.. zweckmäßig. Im ersten Augenblick fiel der jungen Frau kein anderes Wort dafür ein, doch im gleichen Atemzug schämte sie sich auch schon dafür und warf einen kurzen Blick zu Boden. Sie hatte kein Recht, sich wertend über eine Unterkunft zu äußern, die man ihr so freundlich und offenherzig anbot. Es war nicht einmal so, dass ihr das Zimmer missfiel, im Gegenteil, es passte perfekt in ihre Vorstellung von Germanien und in die Casa - und war womöglich noch nie genutzt worden, aber sie war vielleicht ein wenig zu römisch.
    Catiena schüttelte den ihr selbst missfallenden Gedanken ab und lächelte mit ehrlicher Freude gen Calvena. Mit einer schnellen Bewegung ergriff sie die Hände ihrer Freundin und umschloss diese mit ihren Fingern, drückte sie sanft. "Ich finde es wundervoll", antwortete sie und sah dabei noch einmal in das Zimmer. "Ich danke Dir dafür, dass Du Dich meiner annimmst. Zum Zeichen meiner Dankbarkeit möchte ich Dir auch noch etwas schenken, wenn Du soviel Zeit noch hast...?"

  • Calvena hatte Catiena zunächst erst einmal nur einen kleinen Rundgang durch das Haus gemacht. Garten, Triclinium, Küche und die anderen Räume hatte sie erst einmal ausgelassen, weil sie vermutete, dass ihre Freundin erst einmal sich frisch machen wollte. Die Hausführung hatte ja auch noch ein wenig Zeit und sicherlich wollte Catiena das Haus auch noch auf eigene Faust erkunden. „Wir können die Cena im Garten später zu uns nehmen“, schlug sie ihr vor. Das Wetter war traumhaft und so ein Essen im Garten würde sicherlich allen gefallen. „Dann kannst du auch gleich Melina und Valentina kennen lernen. Hab ich erwähnt, dass Valerians Schwester und seine Cousine ebenfalls ihr wohnen?“ fragte sie und hatte wohl fast vergessen zu erzählen, dass sie hier nicht allein wohnte. Es war fast ein reiner Frauenhaushalt, sah man einmal von Simplex ab, welcher im Augenblick der Hahn im Korb war. Und nun würden auch die Octavia und ihre Sklavin für eine zeitlang dazu gehören.
    Erst einmal sah sich Catiena in aller Ruhe um und schien zufrieden zu sein. „Du kannst es dir hier gern gemütlich machen“, erklärte sie ihr. Catiena durfte ruhig ihre eigene persönliche Note dem Raum geben. Noch war er ja etwas Zweckmäßig. Es schien ihrem gast zu gefallen, denn mit einem strahlendem Lächeln drehte sie sich zu ihr um und drückte dankbar ihre Hände. Calvena erwiderte das Lächeln genauso fröhlich. „Ich bin froh, dass es dir gefällt!“ Dann wurden ihre Augen groß, ein Geschenk? Das hatte sie nun nicht erwartet, auch wenn es üblich war. „Ich hab jede Menge Zeit“, versicherte sie, neugierig geworden. „Du kannst dich aber ruhig vorher frisch machen“, versicherte sie ihr dann noch recht eilig. Schließlich musste sie über sich selbst ein wenig lachen. Sie war ja wie ein kleines Kind das sich über Geschenke freute.

  • "Nein, soviel Zeit muss vor einer Erfrischung einfach sein", entschied Catiena bestimmt und wandt sich herum, ging auf ihr bereitliegendes Gepäck zu und öffnete die Verschnürung eines Beutels. Noch während sie sich herabbeugte und das Innere des Transportsacks durchwühlte, fielen ihr die farbenfrohen Blumen in den Blick, welche auf einem Tisch nahe des Fensters standen. Sie waren unzweifelhaft frisch geschnitten und verströmten einen weichen Duft, den die Octavia tief in sich einsog, bis ihre Finger eine kleine Schatulle erfühlten, die sie an sich nahm und triumphierend zwischen ihren mitgeführten Kleidungsstücken hervorzog. Es handelte sich um eine eher unscheinbare Kiste von der Größe einer ausgestreckten Handfläche. Dunkles Holz wurde von einer dünnen Schnur zusammen gehalten, die verhinderte, das die Kiste sich öffnete und der Inhalt heraus fiel.
    Mit einem fast schon übertrieben zu nennenden Grinsen eilte Catiena wieder zu Calvena und öffnete schon den Mund, als ihr die Worte ihrer Freundin wieder einfielen. "Das hast Du noch nicht erwähnt, nein. Dann herrscht in diesem Haus ja ein ständiges Kommen und Gehen zusammen mit all dem Leben, das dazu gehört." Die junge Römerin nickte eifrig, ihre eigenen Worte unterstreichend und mahnte sich dann innerlich selbst zur Würde, was sich in einem Durchdrücken des Rückens hin zu einer aufrechteren Haltung verriet. "Ich freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen. Mir scheint, Dein Ehemann umgibt sich gerne mit schönen Frauen."
    Catiena grinste ihre Freundin frech an und nestelte derweil die Schnur von dem Kästchen in ihrer Hand, um es Calvena dann entgegen zu strecken. "Kurz nachdem Du Rom verlassen hast, habe ich geerbt, musst Du wissen. Ein entfernter Verwandter war verstorben. Ich kannte ihn nicht einmal, aber viel wichtiger ist, dass sein Vermögen zwischen Macer und mir aufgeteilt wurde. Und man stelle sich vor, mir wurde der Besitz einer Goldmine anvertraut zusammen mit einer dazugehörenden Schmiede!"
    Die Octavia kicherte leise und öffnete dann das Kästchen zwischen ihren Händen. Darin lag eine bronzene Haarnadel, an deren Kopf eine Kugel aus schimmerndem Gold befestigt war. Sie hatte nur etwa die Größe einer kleinen Erbse, spiegelte jedoch schimmernd den Glanz der Sonne wider.

  • Catiena ließ sich gar nicht davon abbringen das Gastgeschenk aus ihrem Gepäck zu suchen. Die Octavia hatte sie jetzt wirklich Neugierig gemacht und trotz dem gab sie sich alle Mühe sich zu zügeln. „Mach dir nur jetzt keine Umstände“, sagte sie, nur um auch sich selbst zu ermahnen, dass Catiena gerade erst angekommen war und sich ruhig etwas Ruhe und Entspannung gönnen sollte. „Valentina ist eher ruhig und besonnen, man merkt kaum, dass sie im Haus ist. Melina ist ein Wirbelwind, im positiven Sinne. Voller Energie und Tatendrang, manchmal schießt sie aber auch über das Ziel hinaus. Aber mach dir lieber selbst ein Bild von den Beiden“, erzählte sie ein wenig von ihren Mitbewohnerinnen. Sie musste lachen auf Catienas Kommentar hin. „Welcher Mann umgibt sich nicht gern mit schönen Frauen... mit ist bisher keiner Begegnet... und solange es nur seine Verwandten sind, ist es mir recht!“ grinste sie. Sie kam auch gar nicht auf den Gedanken, das Valerian Interesse an anderen Frauen haben könnte.
    Schließlich hielt ihr ihre Freundin ein unscheinbares Kästchen unter die Nase. Groß war es nicht, aber es konnte sich eine Menge darin verbergen. Doch ehe sie nun anfing zu rätseln, übte sie sich in Geduld, bis Catiena das Geheimnis lüftete. „Aus dir ist also eine vermögende junge Dame gewonnen“, grinste sie. „Dann dürften die Verehrer ja nur so Schlange stehen“, scherzte sie und grinste dann ebenso frech wie Catiena zuvor.
    In dem Kästchen lag eine golden Haarspange, welche satt im Licht glänzte. „Das ist wunderschön.“ Calvena war ehrlich gerührt und umarmte Catiena dann kurz. „Vielen Dank“, lächelte sie ihr zu. Sie nahm das Geschenk mit einem Strahlen entgegen. "Ich sollte dich jetzt wohl erst einmal in Ruhe lassen, damit du dich frisch machen kannst. Ich werde im Garten auf dich warten!"

  • Catiena erwiderte die Umarmung ihrer Freundin und schloss sie dabei fest an sich, wenn auch nur kurz - was im römischen Maßstab auch völlig ausreichend war, wie sie wusste. Nachdem sich die beiden Frauen wieder losgelassen hatten, zeigte die Octavia ein zufriedenes und glückliches Lächeln darüber, dass sich Calvena - offenbar sichtlich angetan von der Haarnadel - über diese sehr freute. Das war gewesen, was sie hatte erreichen wollen, neben dem Ausdruck der Dankbarkeit. "Es war mir reine Freude, sie Dir zu schenken", versicherte Catiena und ließ das Kästchen los, als Calvena es ergriff.
    Auf ihre nächsten Worte hin nickte die junge Römerin und wog sich auf ihren Zehenspitzen empor, wie um sich zu spannen, bevor sie wieder auf ebenen Sohlen stand. "Einverstanden", setzte sie schließlich an und vollführte eine zustimmende Geste mit der Hand. "Wir machen es, wie Du vorschlägst. Ich werde mich frisch machen und komme anschließend in den Hortus. Aber Du kannst Dir Zeit lassen, bis ich wieder im Glanz erstrahle", ein selbstironischer Zug legte sich um die Gesichtszüge der Octavia, "kann es ein kleines Weilchen dauern." Sie beugte sich verschwörerisch nach vorne: "Und so sehr wirkt Vermögen wohl nicht, weil auch der Glanz des Goldes mir keine Avancen beschert." Catiena kicherte und unterstrich damit, wie wenig sie dies im Grunde kümmerte, um sich dann wieder vollends aufzurichten.
    "Dann sehen wir uns gleich im Hortus, ich muss nur noch meine Zofe finden...", sah sie sich suchend um.

  • Es war eine kurze, aber herzliche Umarmung. Calvena freute sich wirklich über dieses Geschenk und überlegte bereits, wann sie Gelegenheit haben würde das Schmuckstück zu tragen und welches Kleid dazu passen würde. „Vielen Dank“, bedankte sie sich noch einmal und schloss die Finger um das kleine Kästchen.
    Catiena schien sich schon auf das Bad zu freuen, von daher würde sie sich nun erst einmal zurück ziehen. „Du wirst mich sicherlich schon zu finden wissen. Ich glaub, deine Sklavin ist in der Küche, ich werde sie zu dir schicken. Lass dir Zeit!“ lächelte sie ihr zu und ließ sie dann erst einmal allein. Sie selbst würde sich wohl ein Buch nehmen und dann in den Garten setzen um den schönen Tag zu genießen. Der Regen hatte ja aufgehört und es sah nicht so aus, als würde ein weiterer Schauer nieder gehen. „Früher oder später wirst du dich vor Verehrern sicherlich nicht retten können“, scherzte sie als sie dann die Tür hinter sich schloss.


    In der Küche fand sie dann auch die Sklavin, in ein Gespräch mit Simplex vertieft. Das Mädchen lief rot an, als Calvena sie dann zu ihrer Herrin schickte.

  • Catienas erster Schritt, nachdem ihre Freundin Calvena das Zimmer verlassen hatte, führte sie zu dem wie zuvor so einladend aussehenden Bett. Mit einem Seufzer ließ sie sich daraufsinken, schloss für einen langen Moment die Augen, bis sie die Arme hob und sich nach hinten fallen ließ. Ein purer Genuss, ausgestreckt auf den weichen Kissen zu liegen, ein Gefühl, dem sich die junge Römerin hingab und erst aufsah, als sie das leise Knarren der Türangeln vernahm. Arsinoe streckte ihren Kopf ins Zimmer und sah ihre Herrin entschuldigend an, schob auch den Rest ihres zierlichen Körpers nach und schloss die Tür wieder hinter sich, um dann eine leichte Verbeugung anzudeuten. "Du hast nach mir gerufen?", stellte sie die obligatorische Frage, wie sie es stets tat, wenn Catiena etwas von ihr wollte.
    Diese richtete sich auf und setzte zu einer tadelnden Antwort an, da ihre Zofe so lange fern geblieben war und hier nicht im Zimmer auf sie gewartet hatte, als ihr einfiel, dass der Ianitor Arsinoe mit sich genommen hatte um ihr ebenfalls eine Stärkung zukommen zu lassen. "Wo warst Du?", fragte sie daher nur in ruhigem Tonfall.
    "In der Culina, Herrin", antwortete Arsinoe sofort wahrheitsgemäß - und schwieg erneut. Fragen präzise zu beantworten hatte sie bei ihrem Vorbesitzer gelernt und eine solche Einprägung vergaß man nicht so schnell.
    Catiena nickte und strich sich über die Oberschenkel durch die Stoff ihrer Tunika hindurch. "Und was hast Du dort getan?", war die nächste Frage.
    "Mir wurde heißer Würzwein gereicht und der Ianitor Simplex erklärte mir den Tagesablauf im Haus." Das der SKlave hierbei sehr eindeutige Avancen in ihre Richtung gemacht hatte, verschwieg sie wohlweislich. Sie war schließlich auch nicht darauf eingegangen, wenn es sie auch sehr geschmeichelt hatte und sie durchaus zugeben musste, das der Mann ein sehr attraktives Äußeres besaß. Hoffentlich blieben sie lange hier, entgegen ihrer vorherigen Meinungen. Um den roten Stich um ihre Nase zu verbergen, sah die junge Griechin zu Boden, ihre blonden Locken fielen nach vorne und warfen Schatten auf ihre weichen Gesichtszüge.
    "Simplex heißt er also", schloss Catiena für sich und atmete dann tief ein. "Gut, das freut mich", sagte sie schließlich und deutete auf das gemeinsame Gepäck. "Ich möchte, dass Du auspackst, einräumst und die Badeutensilien bereithälst, soweit wir welche dabei haben. Wir suchen das Balneum auf."
    Arsinoe nickte eifrig und machte sich sofort an die Arbeit. Das Bad aufzusuchen war für sie gleichermaßen Willkommen - zumindest in Privatbädern, weil sie hier mit Catiena in das Wasser steigen konnte. Ihre Herrin liebte es einfach, wenn Arsinoe ihr den Rücken abwusch und die Haare machte; ein kleiner Preis für den Aufenthalt im warmen Wasser, den sie bei Catiena zum ersten Mal kennen gelernt hatte.
    Während die Zofe die Kleidung in die Truhen räumte und die Badesachen auf den Tisch legte - viel war es nicht - zog Catiena sich die Sandalen aus und legte ebenfalls den Reisemantel ab. Die Octavia warf einen langen Blick aus dem Fenster, hinauf in den Himmel über Mogontiacum und Germanien. Ein wenig fühlte sie sich seit ihrem Aufbruch Zuhause am Hof wie eine Entdeckerin. Und wer wusste schon, was sie hier alles finden würde ...

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