Löchern... aber diskret - und Wein

  • In derselben Tabera, die er auch das letzte Mal mit Ahenobarbus gemeinsam besucht hatte, nahm er sich in einer doch etwas dunkleren Ecke einen Tisch und winkte sogleich eines der Schankmädchen herbei.
    "Was meinst du, soll ich dich einladen?", fragte er lächelnd. "Und wie läuft es so? Immer noch so motiviert wie beim letzten Mal?" War ja eine ganze Weile her. Es würde den Iunier nicht wundern, wenn der Tatendrang des Domitiers inzwischen etwas nachgelassen hätte.
    Natürlich drängte es ihn, schnellst möglich nach der Sache mit Christen zu fragen, aber sich zu setzen sofort nachzubohren... so blöd war er nicht. Und schließlich ging es darum, nicht aufzufallen, dafür konnte er die paar Minuten mehr auch in Kauf nehmen.

  • Einladen ließ sich Ahenobarbus nicht zweimal und meinte gleich "Immer gerne." ebenfalls mit einem lächeln. "Nun... Ich versuche natürlich weiterhin mein bestes zu geben und führe daher auch meinen Dienst anständig durch... Aber wie wohl jeder andere auch freue ich mich, wenn mein Dienst zu Ende ist und ich meinen 'Hobbies' nachgehen kann." antwortete der Domitier "Und wie liefs bei dir so?" fragte er Höflichkeitshalber ebenfalls nach, obwohl ihm natürlich auch bewusst war, Ahenbarbus ist nicht allzu vertrauensselig, dass der Iunier ihn aus einem bestimmten Grund eingeladen haben muss.

  • "Ich war eine Weile in Germania … irgendwo im Norden eine Auszeichnung übergeben", antwortete Avianus weniger begeistert. "Ich sage dir, da willst du nicht hin, nass, kalt …" Es schauderte ihn bei dem Gedanken. Warum waren sie auch gerade im späten Herbst aufgebrochen? Wer wohl auf die grenzgeniale Idee gekommen war. Für den Moment allerdings vollkommen unwichtig. Alles bloß sinnloses Gefasel, um an das zu kommen, was er wirklich wissen wollte.
    "Und hier war nichts los? So langsam kommt Rom doch wieder in die Gänge." Vielleicht mal wieder ein Christennest ausgehoben? Ja was eigentlich, wenn er davon wusste? Was wenn er sie gesehen hatte? Vermutlich ritt er sich auch mit "Plan" wieder in irgendeine Scheiße… aber es war unvermeidbare Scheiße, wenn er nicht untätig bleiben wollte.
    "Verdünnter Wein", meinte er bloß, als das Schankmädchen an ihren Tisch trat und trommelte ein wenig mit den Fingern auf der zerkratzten Tischplatte herum.

  • "Also... nichts war hier nicht los... Wir haben erst letztens so einen christlichen Prediger und einige seiner Gefolgsleute gefangen genommen." fiel Ahenobarbus sofort wieder ein als Avianus weiter nachstocherte. "Viel Gejammer und Geschreie..." meinte er weiterhin "Und irgend so eine blöde Hure, die zuerst ihre Freiheit "freikaufen" wollte, wenn du weißt was ich meine..." gab er mit einem Augenzwinkern zu verstehen "Aber mir dann..." dann verstummte er, ihm war es peinlich von einer Frau derart überrumpelt worden zu sein und versuchte es einfach zu überspringen... "Jedenfalls sitzen die jetzt erstmal im Gefängnis fest..." Als der Wein kam schenkte Ahenobarbus Avianus und sich ein und hob seinen Krug zum anstoßen.

  • Erst blieb er ruhig, Ahenobarbus erzählte ihm zunächst ja nichts Neues. Und dann viel das Wort Hure. Und der Carcer. Hieß so viel wie: Er war geliefert, oder besser Sibel war es. Jedenfalls wenn sie die Hure war. Aber es hatte ja so kommen müssen. Von allen Möglichkeiten spielte ihm das Schicksal nie die beste zu, deswegen war er auch absolut nicht überrascht, viel eher kehrte wieder die Verzweiflung zurück, die ihn in bei den Schilderungen der Wirtin gepackt hatte. Nun schluckte er doch merklich und riss sich im letzten Moment wieder am Riemen.
    "Ach, Trans Tiberim? Hab davon gehört", brachte er irgendwie ungerührt hervor.
    "Was dann? Sag' bloß du hättest dich von ihr bestechen lassen. Sah sie denn wenigstens gut aus?" Er zwang sich zu einem Lächeln, als er seinen Becher hob und mit Ahenobarbus anstieß, und würgte einen Schluck hinunter, während seine Kehle vielmehr gewillt war, altes wieder hochkommen zu lassen.

  • "Sie sah wirklich nicht schlecht aus... Und was heißt da bestechen lassen? Sie hatten an sich nicht wirklich was getan, ihre Geschichte das sie nur 2 Männer begleitet hatten und nicht wussten wohin es geht, ist ja durchaus möglich." stellte Ahenobarbus fest "Ich wollte nur ein bisschen spaß haben und hätte sie anschließend einfach ziehen lassen, doch die Freiheit... war ihnen wohl nicht genug." er nahm einen Schluck Wein schmerzlich erinnernd an diesen Tritt.
    "Aber sag mal... Waren das vielleicht Bekannte von dir? Oder wieso interessierst du dich dafür so sehr?" fragte er schließlich nach, ihm war ein trübsinniger Blick des Iuniers aufgefallen als er von der "Hure" erzählte.

  • Mit dem diskret war es erst mal gelaufen. War es wirklich Sibel? Ging es ihr gut? Hatte sie eine Chance da wieder herauszukommen? Fragen, die er nicht stellen konnte, ohne zumindest ansatzweise Verdacht oder Skepsis zu erwecken. Es sei denn sein Gegenüber war in irgendeiner Weise zurückgeblieben, und darauf konnte der Iunier leider nicht hoffen.
    "Spaß also", kommentierte Avianus nüchtern. Darauf war der Domitius also aus gewesen. Machte die Sache auch nicht gerade besser, vermutlich war er aber der einzige, der sich für das Schicksal der Lupa überhaupt interessierte.
    "Ahenobarbus, wie sahen die beiden aus? Kannst du mir vielleicht sogar Namen nennen?", fragte er und ignorierte wie schon einmal bei der Wirtin der Taberna jegliche Fragen seines Gesprächspartners. Den Becher stellte er vorerst beiseite. Er war nicht blöd genug, um daran zu glauben, dass ihm Wein auf Dauer half.

  • Ahenobarbus gönnte sich noch einen Schluck Wein und versuchte sich bestmöglich an die Beiden zu erinnern "Nun... Die Namen habe ich nie erfahren, aber eine grobe Beschreibung kann ich dir schon geben... Also lass kurz nachdenken... Beide hatten eher gelocktes Haar... Eine braun-, die andere schwarzhaarig... Die braunhaarige war körperlich betrachtet in einer durchaus besseren Verfassung als die schwarzhaarige, denn sie kam eher blass und recht hager rüber, aber dennoch nicht hässlich..." sobald er endete nahm er noch einmal einen Schluck des verdünnten Weines und dachte wieder nach, doch er kam zu dem Schluss das diese Beschreibung ohnehin mehr als genau war und beließ es dann dabei.

  • Wie hieß doch gleich ihre Freundin, die sie zur Taberna geführt hatte, die sie am Morgen darauf besucht hatte ... Rachel. Vermutlich gab es unzählige braun- und schwarzhaarige, hagere Frauen in Rom, aber alles passte viel zu perfekt zusammen, um ein bloßer Zufall zu sein. Und vermutlich sollte er froh sein, denn wenn sie es nicht war, wo sollte er dann weitersuchen, und es gab doch kaum etwas schlimmeres als vollkommene Ungewissheit.
    "Es lässt sich doch bestimmt einrichten, dass ich einer der beiden einen Besuch abstatten kann?", erkundigte er sich möglichst gleichgültig, doch so einfach würde er die Spur, die er hier aufgenommen hatte, ohnehin nicht wieder aufgeben. So schnell würde Ahenobarbus ihn nicht mehr loswerden. Irgendwie würde er bestimmt irgendetwas einfädeln können ... oder er musste es zumindest versuchen.

  • Ein weiterer Schluck des Weines benetzte die Kehle des Domitiers, er erkannte das dem Iunier diese Frau wohl sehr viel bedeutete, deshalb antwortete er "Überhaupt kein Problem... Wenn du möchtest können wir auch gleich noch hin gehen."

  • Nicht nur, dass von Ahenobarbus promt Zustimmung kam, sondern auch, dass er nicht einmal Fragen stellte, überraschte Avianus merklich. "Äh... ja? Gut."
    Jeder andere hätte sich vermutlich einfach gefreut, sich keine Ausreden ausdenken zu müssen, er hingegen war trotz allem nicht naiv genug zu glauben, dass die Sache mit dem Domitius bereits gegessen war. Noch saß er noch mit ihm an einem Tisch, noch hatte er den Carcer nicht besucht.
    "Aber wenn ich es mir recht überlege... vielleicht solltest du doch mal nach Germania, dann weißt du das Wetter hier so richtig zu schätzen", lenkte er dann wieder vom Thema ab und zwang sich zu einem Grinsen.

  • Langsam verstand Ahenobarbus ihn nicht mehr, zuerst löcherte er ihn über diese Weiber und plötzlich als er die Gelegenheit bekam sie zu sehen, lenkte er vom Thema ab... "Was ist los mit dir? Ich biete dir hier die Gelegenheit vielleicht dein Weib zu sehen und dann machst du ein Rückzieher... Wir sind zwar nicht die besten Freunde, aber so etwas auszuschlagen ist doch mehr als merkwürdig." warf ihm Ahenobarbus entgegen, mit einem abschätzenden Blick aufgesetzt.

  • Vermutlich war er doch mehr neben der Spur als er zuerst angenommen hatte. Und was musste er auch immer blöd grinsen wenn er nicht mehr wusste, was er sonst tun sollte.
    "Wie? Ich habe doch gesagt, gut. Natürlich nehme ich das Angebot an", gab er mit ehrlicher Verwirrung zurück. Verwirrt war er aber nicht wegen der skeptischen Anmerkung des Domitiers. Damit, dass er Ahenobarbus nicht einfach so loswerden würde, hatte er ja gerechnet. Sehr viel eher brachte ihn aus dem Konzept, dass ihm selbst keine bessere Antwort einfallen wollte.
    "Aber ich bezweifle, dass du überhaupt weißt, worum es hier wirklich geht, Ahenobarbus. Und ich habe noch Wein in meinem Becher." Kaum hatte er geendet nahm er den Becher, den er zuvor beiseite gestellt hatte und trank einen großen Schluck. Was machte er hier eigentlich.
    "Aber wenn du es eilig hast, können wir uns auch gleich auf den Weg machen."

  • Sofort wollte er natürlich auch nicht gehen, er hatte auch noch etwas Wein über und die Karaffe war ja noch beinahe voll "Nein, nein... So war das nicht gemeint. Der plötzlich Themenwechsel hat mich nur ein wenig aus dem Konzept gebracht." sagte Ahenobarbus deshalb und nahm auch noch einen Schluck. "Also... Mir macht kälte nicht sonderlich viel aus, während sich andere in einem dicken Pelz verkriechen, kann ich immernoch gemütlich dastehen." kam er somit auf das angesprochene Thema zurück.

  • "Schon in Ordnung ..." Dass es doch irgendwie seine Schuld sein könnte, weil er sich gesprächstechnisch zugegebenermaßen gerade fürchterlich anstellte, ließ er mit voller Absicht außen vor. Für alles andere müsste er ja vollkommen bescheuert sein.
    "Meinst du? Mit dem italischen Winter habe ich auch keine Probleme", fuhr er fort und würgte den nächsten Schluck Wein hinunter. Er hatte doch tatsächlich mehr oder weniger gekonnt den Themenwechsel von Lupae zum Wetter geschafft. Blanke Nerven machten ihn offenbar zu einem Genie. Oder eben konfus genug, um andere mit sich in die Verwirrtheit zu reißen, sodass man ihnen praktisch alles erzählen konnte, aber wenn es ihn schlussendlich an sein Ziel brachte, sollte es ihm recht sein. Innerlich griff er sich natürlich selbst an die Stirn. Am Ende bekam er von sich selbst noch Kopfschmerzen.

  • "In Italien kann es zuweilen auch sehr kalt werden." antwortete Ahenobarbus und nahm noch einen Schluck vom Wein.
    "Schmeckt dir der Wein nicht? Die haben hier bestimmt auch noch einen anderen." meinte Ahenobarbus nachdem er das 'runterwürgen' des Iuliers vernahm, dabei ist der Wein gar nicht übel dachte er sich noch und nahm einen weiteren Schluck.

  • "Wenn du es sagst."
    Noch einmal hob Avianus den Becher und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass darin nur noch wenige Schlucke zu finden waren, sodass er ihn mit einem Zug leerte.
    "Hm", machte er erst nur und blickte bitter lächelnd auf den Becher hinab. Ahenobarbus beobachtete ihn aufmerksam genug, um erneut zu bemerken, dass etwas nicht ganz stimmte. "Ja ... der Wein. Aber einen zweiten Krug brauche ich heute nicht mehr. Leeren wir einfach den hier." Wie sollte der Domitier auch wissen, dass er heute selbst den besten Tropfen Roms am liebsten unter dem Tisch hätte verschwinden lassen.

  • "Wie du meinst." sagte Ahenobarbus und lugte in seinen Becher nur um festzustellen, dass dieser schon wieder leer ist, deshalb hob er die Kanne und goss sich noch einmal großzügig nach.
    "Nun erzähl mal..." der Domitier nahm kurz einen Schluck, seine Kehle war etwas trocken "... ein paar Nordmänner gesehen? Ich habe gehört die seien wie Wilde." fragte er schließlich und hob wieder seinen Krug.

  • "Nordmänner? Germanen, meinst du?" Die fast schon etwas naive Auffassung des Domitiers amüsierte in doch ein wenig, nicht genug, um ihn vergessen zu lassen, was gerade alles schief lief, aber immerhin. "Schon, aber besonders wild waren die nicht. Tut mir leid, falls du irgendwelche Schauergeschichten über wilde Barbaren erwartet hast", antwortete er und drehte den leeren Becher in der Hand. "Wir mussten einer Ala einen Besuch abstatten. In der Castra gab es natürlich auch genug Germanen, allesamt ziemlich normal." Schade eigentlich, da reiste man durchs halbe Imperium, und am Ende hatte man kaum mehr zu erzählen, als dass das Wetter beschissen gewesen war.

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