Officium | Das Rad der Fortuna

  • Ratlos saß Manius Minor inmitten seines neuen Officium, welches Manius Maior ihm zur Präparation seiner Kandidatur hatte überlassen, in weiser Antizipation eines Reüssierens bei den Wahlen unweit des Atrium gelegen, um dortig im folgenden Amtsjahr residieren und Bittsteller empfangen zu können. Vor den Erfolg hatte die Mos Maiorum indessen die Mühe gesetzt und obschon seit Tiberius' Zeiten das Volk nicht mehr an der Amtsbesetzung partizipierte, bedurfte es noch immer eines engagierten Wahlkampfes, um auch nur zum Vigintivirat erkoren zu werden. In jener Situation also sah sich der junge Flavius an jenem Morgen, einen Becher Weines und einen Opiums auf dem Beistelltischlein zu seiner Rechten, seinen Patrokolos zur Linken parat, um eine Strategie zu ersinnen, welche ihm gestattete seinen Vater zu saturieren und die erste Stufe jener Treppe, die zu erklimmen ihm als gänzlich müßiges Unterfangen erschien, zu erreichen.
    "Um welches Amt möchtest du dich nun bewerben, Domine?"
    , fragte der Diener und der melancholische Herr erwiderte:
    "Auf keines, Patrokolos."
    Patrokolos seufzte.
    "Wir sind es bereits unzählige Male durchgegangen: Du hast dich entschlossen, deinem Vater zu gehorchen, jetzt musst du die Konsequenzen tragen. Wir waren doch überein gekommen, dass sie weitaus besser sind als die Alternative."
    In der Tat hatten die beiden lange Zeit das Schicksal des Jünglings disputiert, hatte Manius Minor sein Schicksal beklagt und Patrokolos sich gemüht, die Depression seines Herrn zu mindern, indem er die Alternativlosigkeit seines Entschlusses in schillerndsten Farben hatte präsentiert. Auch nun, obschon bereits vielfach bemüht, rekurrierte er auf jene Taktik:
    "Du musst dich mit deinem Schicksal arrangieren, so sehr es dir jetzt Schmerz bereiten mag. Denk an Horatius, den Dichter, der ebenfalls dieses Amt bekleidete und doch seiner Philosophie treu blieb."
    In der Tat hatten die beiden erkannt, dass Epikurs Lehre durchaus auch populäre Römer in ihren Bann hatte gezogen, welche deshalb mitnichten gänzlich politisch abstinent waren geblieben, obschon Horatius Flaccus nach dem Vigintivirat seine Karriere beendet hatte.
    "Welchen Nutzen bringt mir mein kleinmütiges Parieren? Nur neue Dependenzen, neuen Schmerz..."
    Gedankenverloren fixierte der Jüngling das ihm verschwommen erscheinende Muster des Bodens.
    "Es bereitet dir die Option, dein Leben in anderer Weise zu genießen. Betrachte dein politisches Engagement als notwendiges Übel. Da du dein Glück nicht daran hängst, wird es dir wohl kaum schaden. Und sobald dein Vater verstorben ist, wirst du alle Freiheit der Welt genießen!"
    Manius Minor seufzte. Patrokolos' Worte entbehrten mitnichten einer gewissen Logik, hatten ihn bisweilen in den vergangenen Tagen durchaus getröstet. Dennoch blieb der schale Geschmack des Verrates, der Inkonsequenz und der Imperfektion in seinem Streben nach vollkommener hedone. Er schwieg daher zu jener Adhortation, ehe Patrokolos seine Frage repetierte:
    "Welches Amt also, Domine? Wenn die Senatoren dich fragen, musst du antworten, sonst fliegt dein Unwille sofort auf!"
    Auch jene Worte leuchteten dem Jüngling immediat ein, da doch der Tradition gemäß jeder Candidatus eine Präferenz zu nennen, ja bisweilen seine Eignung für jenes spezifische Amt explizit zu illustrieren pflegte, obschon zuletzt selbstredend die Entscheidung dem Senat allein oblag, wer an welchen Platz war zu setzen.
    Gedankenverloren massierte er folglich seine Lippen, die einzelnen Ämter nochmalig reflektierend: Primär kam ihm jene Funktion in den Sinn, welche sein Vater, nicht nur aufgrund der nominellen Kongruenz ein Modell in sämtlichen öffentlichen Angelegenheiten, vor ihm hatte bekleidet:


    Die Decemviri litibus iudicandis waren angesehene Amtsträger, was sie dem jungen Flavius, der getreu Epikurs Lehren weder dem Ansehen, noch dem Umgang mit Vermögenswerten etwas mochte abgewinnen, nicht per se attraktiv machten, zumal die Materie ihrer Tätigkeit eine überaus trockene war, welche er bereits seit den ersten vorsichtigen Schritten mit Onkel Piso als kaum sonderlich inspirierend erachtete.
    In similärer Weise war auch die Straßenreinigung, das Metier der Quattuorviri viis in urbe purgandis, zu ponderieren. Kein Flavius hatte jemals dieses Amt bekleidet, zumal es zu jenen von geringerer Reputation zählte, dazu versprach eine Befassung mit Exkrementen und den Restanten anderer Leute kaum einen Gewinn von Lust.
    Mehr Aufregung offerierten hingegen die Obliegenheiten der Triumviri capitales, welche immerhin mit Kriminellen sämtlicher Coleur waren befasst, dazu Kontakte zu den Cohortes Urbanae wie den Praetoren pflegten. Dessenungeachtet erweckte dieses Amt Remineszenzen an den 14. Lehrsatz Epikurs, der da mahnte: Wenn auch die Sicherheit vor den Menschen bis zu einem gewissen Grad auf der Grundlage einer festgefügten Macht und auf der Grundlage guter wirtschaftlicher Verhältnisse gewährleistet ist, so erwächst doch die deutlichste Sicherheit aus der Ruhe und dem Rückzug vor den Leuten. Das Amt der Capitales war somit durchaus von Nutzen, zugleich verhieß die Verantwortung für den Vollzug capitaler Strafen wohl durchaus die diffuse Gefahr, von den Anverwandten und Freunden der Delinquenten die Verantwortung für das Verdikt selbst zur Last gelegt zu bekommen, similär wie gleichsam der Bote schlechter Novitäten häufig den Zorn des Rezipienten erntete.
    Blieben die Triumviri aere argento auro flando feriundo, welchen wiederum höheres Ansehen zukam, denen dafür jedoch ebenfalls das allzu technische Verfahren der Münzprägung oblag. Mochte es durchaus als kreativer Akt gelten, Münzbilder zur Verherrlichung des Kaiserhauses und politischer Heroismen zu erdenken, so blieb doch auch hier dem Epikureer die Insekurität einer allzu tiefen Verstrickung in die Spiele um Macht und Einfluss, welche gerade der direkte Kontakt mit dem Imperator (was dem Amt zweifelsohne seine Reputation verlieh) implizierte.


    "Nun?"
    , erweckte Patrokolos seinen Herrn aus den Gedanken.
    "Ich weiß nicht, ich vermag keinem der Ämter einen definitiven Vorzug zu geben. Jedes hat sein Für und Wider, zuletzt stoßen sämtliche mich gleichermaßen ab."
    "Du musst dich dennoch entscheiden."
    Der junge Flavius schlug enerviert mit den flachen Händen auf die Lehnen seines Stuhles.
    "Es erscheint mir gänzlich arbiträr, Patrokolos!"
    Die Verbalisierung des Wörtleins "arbiträr" genügte jedoch, ihm just in jenem Momente einen Ausweg aus der diffizilen Lage zu weisen, denn sofortig memorierte er das Glücksspiel, dem er im Kreise seiner Myrmidonen immer wieder hatte gefrönt, um geleitet von Fortunas Willen (respektive dem schnöden Zufall, wollte man Epikurs Lehre gerecht bleiben) gewisse Geldbestände der reichen Jünglinge umzuverteilen, wobei insonderheit Dionysios für seine gewaltigen Auslagen nicht selten war entschädigt worden.
    "Hole mir meine Astragaloi! Wir werden würfeln, welches Amt ich nennen werde!"
    Selbstredend verfügte Manius Minor seit frühester Kindheit über güldene Kopien vierer Hammelsprungbeine, mit denen Hellenen und Quiriten gleichermaßen Geschicklichkeits- und Glücksspiele zu treiben pflegten. Zwar hatte er sie in Alexandreia nicht bei sich gehabt, doch mussten sie, wie er vermutete, noch immer in seiner alten Camera Ludi verwahrt sein, so Titus sie nicht mit in sein neuerliches Exil mochte genommen hatte. Selbst in diesem Fall würde es Patrokolos indessen ein Leichtes sein, similäre Varianten jener so verbreiteten Spielgeräte zu beschaffen.


    Tatsächlich hatte der Sklave augenscheinlich kapituliert, denn mit einem resignativen
    "Gut."
    , ging er von dannen und ließ seinen Herrn zurück.

  • Nachdem Patrokolos den Raum verlassen hatte, lehnte Manius Minor sich gegen die mit langen, rechteckigen Flächen dekorierte Wand. Die Entscheidung, das gemeinhin mit höchstem Aufwand und intensivstem Disputieren Bestimmen des ersten Wunschamtes schlicht den Imponderabilien des Zufalls zu überlassen, erfüllte ihn mit einem Gefühl grimmigen Triumphes gegen das ridikulöse Possenspiel, welchem sein Vater ihn zu unterwerfen gedachte.


    Indessen wurde ihm schlagartig gewahr, dass der Wille zur reinen Akzidenz doch die Extinktion gewisser Determinanten bedurfte, insonderheit, so er sich just eines Astragals, jenes Symboles der in den Augen gestrenger Staatsdiener liderlichen Lustbarkeit und Pflichtvergessenheit, als Entscheidungshilfe bedienen wollte. Denn obschon der Astragal gemeinhin über vier Würfelseiten verfügte, die traditionell die Werte Eins, Drei, Vier und Sechs bedeuteten, hier jedoch formidabel auf die vier zur Disposition befindlichen Ämtern umzuwidmen waren, so war die stochastische Verteilung ihres Auftreten überaus ungleich: Fast sämtliche Würfe offenbarten die beiden größeren Seiten, während höchst selten eine Eins oder Sechs das Resultat darstellte. Somit implizierte die Zuordnung der Ämter bereits eine gewisse Präferenz, welche wiederum das potentielle Ergebnis präfigurierte.
    Da er selbst wie auch Patrokolos beide in gewisser Weise prädisponiert sein mochten, beschied der junge Flavius endlich, dass er eines unbeteiligten Dritten bedurfte, um tatsächlich jedwede Beeinflussung des Resultates zu vermeiden. Kurzerhand erhob er sich deshalb und folgte dem Weg seines Sklaven zur Tür, öffnete sie und spähte hinaus. Eine zufällig passierende Person würde für seine Zwecke adäquat sein (sofern es sich nicht um seinen Vater oder einen seiner Anverwandten mochte handeln).


    Eine Weile verharrte er so, den leeren Flur betrachtend, ehe endlich ein junges Mädchen roten Haares um die Ecke bog, augenscheinlich dem Gesinde des Hauses zugehörig, doch anhand ihres Ganges und ihrer Silhouette dem flavischen Jüngling nicht identifikabel, was nahelegte, dass es sich um eine neue Dienerin des Hauses handelte, welche in den letzten beiden Jahren in den Besitz der Familia Flavia Romae war gelangt.


    Manius Minor räusperte sich.
    "Du, hast du einen Augenblick Zeit?"
    , fragte er, um nicht einer in dringlichen Obliegenheiten operierenden Sklavin den Zorn des Maiordomus zu bereiten.

  • Die weitläufige Villa mit ihren verwinkelten Gängen und Fluren verwirrten den Rotschopf noch immer. Und so kann es durchaus noch immer vorkommen, dass sie einen falschen Flur entlang ging um dann in einem völlig anderen Teil der Villa zu landen. Mehrfach hatte Iduna bereits nach dem richtigen Weg fragen müssen, was ihr hämische Blicke und Gelächter der anderen Sklaven des Hauses eingebracht hatte und sie sich irgendwann nicht mehr getraute ihre Stimme erklingen zu lassen. Nicht nur, dass sich noch immer der harte Dialekt ihrer germanischen Heimat in ihre Stimmfarbe mischte, auch war sie gegenüber den anderen Sklaven und Sklavinnen schüchtern und zurück haltend. Was kein Wunder war, immerhin war sie die letzte Sklavin die in die Villa Flavia Felix gekommen war und somit stand sie in der Hackordnung der Sklaven und Sklavinnen an unterster Stelle. Selbst wenn sie von Caius Flavius Scato höchstpersönlich gekauft wurde und für dessen Bedürfnisse in die Villa geholt wurde, so brauchte sie sich auf dieses ‚Privileg‘ rein gar nichts einzubilden. Dies hatte ihr eine der älteren Sklavinnen bereits an ihrem ersten Tag entgegen gezischt, als sich Iduna mit großen Augen zu orientieren versuchte. Und damals hatte die rothaarige Cheruskerin nicht wirklich verstanden, wieso ihr die anderen Sklaven derart mit Abscheu und beinahe mit Hass begegneten. Lag dies tatsächlich daran, dass sie von Caius Flavius Scato persönlich gekauft wurde? Aber wieso? Diese Frage würde ihr jedoch niemand der Hausangestellten beantworten können und so verscheuchte die zierliche Germanin jene Gedanken augenblicklich, als sie an diesem heutigen Tag durch die Gänge der Villa huschte. Immer das leise hämische Gelächter der anderen Sklaven im Ohr. Wobei sie in einem unbeobachteten Moment ihre Hände gegen die Ohren presste und sich im nächsten Moment schwer atmend gegen eine der steinernen Wände lehnte. “Wieso seid ihr so gemein zu mir?“ Murmelte die junge Sklavin mit einem erstickten Klang in ihrer Stimme, auch wenn sie wusste dass sie garantiert keine Antwort erhalten würde. Denn wenn sie um die Ecke linste, dann waren die hämischen Sklavinnen natürlich verschwunden. Was erhofften sie sich davon, wenn sie die Rothaarige beständig piesackten? Erhofften sie sich, dass sich Iduna bei ihrem Dominus über diese Hänseleien beschwerte? Nein, darauf konnten sie lange warten. Und so wandelte die junge Germanin in ihren eigenen Gedanken versunken durch die Gänge der Villa. Vielleicht würde sie dadurch den Weg herausfinden, den sie eigentlich eingeschlagen hatte. Nur wusste sie mittlerweile auch gar nicht mehr, wieso sie sich eigentlich auf den Weg gemacht hatte. Ihr Dominus wartete mit Sicherheit schon längst auf sie und so sollte sie sich sputen, wenn sie ihren Dominus nicht länger als unbedingt nötig warten lassen wollte. Dann jedoch war es eine ihr unbekannte Stimme die an ihr Gehör drang und Iduna augenblicklich in ihrem Schritt inne halten ließ. Aus großen bläulich schillernden Seelenspiegeln blinzelte die junge Chersukerin in die Richtung des Jungen, der sich vor ihr aufgebaut hatte, um sie abzupassen. “Ich.. ja, ich habe einen Augenblick Zeit. Wie kann ich dir ..helfen? Welche Wünsche kann ich dir erfüllen?“ Denn augenblicklich hallten in Idunas Gedanken die Worte ihres Dominus, dass sie auch den anderen Familienmitgliedern der flavischen Villa jegliche Wünsche erfüllen sollte, wenn diese danach begehrten.

  • Zwar entging dem jungen Flavius die Farbe der Augen des Mädchens, welche ob der Hypermetropie in einem gesichtsartigen Schemen verschwammen, nicht jedoch der germanische Akzent, den er dank seines geschulten Gehöres durchaus einzuordnen imstande war. Eine germanische Sklavin hatte er also aufgegriffen, was insofern als günstig mochte erscheinen, dass sie wohl über keinerlei Kenntnis über die Kontexte seines Anliegens verfügte.
    "Formidabel!"
    , kommentierte er also und präsentierte ein sublimes Lächeln.
    "Dann komm einen Augenblick in mein Officium!"
    Selbstredend unterließ er es, sich in seinem eigenen Hause vorzustellen, ebenso, die Motive seines Handelns gegenüber dem Gesinde zu offenbaren. Vielmehr bedeutete er der Maid, einzutreten und folgte ihr sodann, um neuerlich seinen Platz auf dem bequemen Scherenstuhl einzunehmen. Erst dann präsentierte er sein Anliegen:
    "Ich benötige deine Hilfe hinsichtlich eines-"
    Er runzelte einen Augenschlag die Stirn, während er sinnierte, worum konkret es sich hier überhaupt handelte.
    "-Spieles. Ich benötige jemanden, der einige Begriffe zufällig den Seiten meines Astragals zuzuweisen."
    Neuerlich stockte er, da ihm doch in den Sinn kam, dass das Mädchen, welches ja augenscheinlich nicht aus Roma stammte, das überaus populäre Spielgerät überhaupt nicht kennen mochte. Andererseits frönten auch die Unfreien das Glücksspiel und da ein Knochen nicht von großem Wert war, verfügten auch nicht wenige über ihre eigenen Astragaloi. Dennoch erschien es adäquat, sich diesbezüglich zu versichern:
    "Dir sind Astragaloi bekannt?"

  • Noch immer vernahm die zierliche Rothaarige die gehässigen Worte der anderen Sklaven in ihren Gedanken und verkrallte unwillkürlich ihre schlanken Finger in ihrer blaugefärbten Tunika. Wieso waren die anderen Sklaven nur so nur so böse zu ihr? Was hatte sie ihnen getan? Fragen über Fragen die durch ihren Geist kreisten und auf die sie womöglich niemals eine Antwort erhalten würde. Vielleicht waren es ihre Gedanken die sie ihre Schritte unwillkürlich beschleunigen ließ. Nur um im nächsten Moment in ihrer Schrittfolge innezuhalten als sie aus heiterem Himmel angesprochen wurde. Aus großen Augen blickte die junge Germanin zu dem Jungen in seiner hübschen Gewandung und schlug augenblicklich ihre Augen nieder. Dann erklang auch schon seine Frage und Iduna konnte sich dieser Frage nicht erwehren. Somit nickte sie auf seine Worte und spürte wie ihr das Herz bis zum Hals pochte. "Du bist auch mit meinem Dominus verwandt?" Neugierig stolperten diese Worte über Idunas Lippen, als sie dem Jungen in sein Officium folgte. Ein sanftes Lächeln umspielte dabei die Lippen der zierlichen Germanin, während ihr Blick aus dem Augenwinkel durch das Officium des Jungen glitt. Erst als der Junge seine Stimme erklingen ließ, wandte Iduna augenblicklich ihren Kopf in seine Richtung und starrte ihn für einen Wimpernschlag aus großen Augen an. "Du benötigst Hilfe bei einem Spiel? Aber.. wie kann ich dir dabei helfen?" So gsnz klar war ihr der Wunsch des Jungen noch nicht und dies erkannte man auch deutlich an ihrem fragenden Ausdruck in ihren Seelenspiegeln. Und während sie sich innerlich ihren Kopf zermarterte was für ein Spiel das sein konnte und wie sie ihm dabei behilflich sein konnte, war es abermals seine Stimme die erklang. "Was ist ein Astr.. Astra.. Astragaloi?" Dabei blickte die rothaarige Sklavin den Jungen direkt an und neigte dabei ihren Kopf auf die Seite. Ihr harter germanischer Dialekt dürfte ihm kaum entgangen sein, nicht wahr?

  • Mit Wohlwollen erkannte der junge Flavius, dass sie ein artiges Maidlein war, welches devot sich gerierte, obschon auch ein wenig voreilig, da doch seine Explikationen immediat wurden antizipiert, während die Erkundigungen hinsichtlich seiner familiaren Dependenz im eigenen Hause gar ein wenig despektierlich mochten klingen. Dennoch gqb er bereitwillig Auskunft in der irrigen Annahme, sein Vater hätte das Mädchen erworben.
    "Ich bin sein Sohn."
    Seine weiteren Worte klarifizierten ihre übrigen Rückfragen weitgehend, weshalb final nur jene verblieb, die er bereits hatte antizipiert.
    So begann er altklug zu explizieren:
    "Astragaloi sind Würfel aus den Knochen eines Rindes oder Schafes. Sie besitzen vier Seiten, welchen für gewöhnlich ein spezifischer Zahlenwert zugewiesen wird. In meinem Falle sollen indessen vier Begriffe ihnen zugeordnet werden. Sie soll jedoch rein zufällig erfolgen, weshalb ich dich benötige, da du, wie ich hoffe, die Begriffe nicht bereits assoziativ ponderieren magst."
    So ihr jenes Spiel unbekannt war, war in der Tat zu vermuten, dass sie hinsichtlich des römischen Ämterwesens erst recht keine Kenntnis besitzen mochte. Zumal sie, ihrem Gebahren zufolge ein wenig naiv erschien.

  • Mit einem neugierigen Schimmer in ihren bläulich schillernden Seelenspiege folgte Iduna dem Jungen in dessen Officium und ließ ihren Blick aus dem Augenwinkel in jedes Eck gleiten. Das Zimmer war hübsch dekoriert, wie die junge Germanin für sich im Stillen feststellte, als sie eine besonders fein gearbeitete Skulptur auf einem Marmorsockel genauer in Augenschein nahm. Wunderschön muteten die Gesichtszüge dieser Skulptur an, die Iduna für einige Wimpernschläge lang vollkommen in ihren Beschlag nahm und sie dabei vollkommen vergaß wieso sie sich eigentlich im Officium dieses jungen Römers befand. Erst als dessen Stimme erklang, ruckte Idunas Kopf augenblicklich in dessen Richtung, während sich ihr Blick entschuldigend auf ihre Füße heftete. Wieso hatte sie sich nur derart leicht ablenken lassen? So etwas durfte ihr kein zweites mal passieren, ermahnte sich die zierliche Cheruskerin im Stillen und lauschte andächtig seinen Worten? “Mein Dominus Caius Flavius Scato hat einen Sohn?“ Nachdem diese Worte die Lippen des Rotschopfs verlassen hatten, hob sie ihren Kopf an und blickte aus großen Augen zu dem Jungen empor. Dann jedoch schwenkte das Thema auch schon auf ihren ‚Besuch‘ in seinem Officium und Iduna neigte lauschend ihren Kopf auf die Seite. Sie sollte ihm also bei einem Spiel assistieren? Hatte sie seine Worte richtig verstanden? Etwas unschlüssig ob ihrer Gedanken wog Iduna ihren Kopf abwartend von einer Seite auf die andere. Bevor sie sich eine verirrte gelockte rote Haarsträhne aus der Stirn strich und ihre schlanken Finger auch schon gegen ihren Körper presste. Und dann begann der Junge das Spiel auch schon näher zu erläutern, wobei sich die steile Falte zwischen Idunas Augenbrauen deutlich intensivierte. Wie genau stellte er sich dies vor? Und wieso spielte er überhaupt mit Knochen von Tieren die als Würfel herhalten mussten? Hatten römische Kinder etwa keine hübscheren Spielzeuge? “Würfel aus den Knochen eines Tieres?“ Bei diesen Worten zeichnete sich wahrlich Unglauben auf dem Gesicht der Rothaarigen, während sie dem Jungen direkt entgegen blickte. “Und was genau wünscht du dass ich mache? Soll ich für dich würfeln? Und wie funktioniert das dann? Woher weißt du welche der Seiten die richtige Antwort beinhaltet?“ Nachdem Iduna diese Worte an den jungen Römer gewandt gesprochen hatte, ließ sie ihren Blick erneut höchst aufmerksam durch dessen Officium gleiten. Wo befanden sich denn jetzt diese sogenannten Aatragaloi?

  • Augenscheinlich mangelte es dem Mädchen nicht lediglich an einem gewissen Maß an Diskretion, sondern ebenso an Konzentration, denn anstatt sogleich dem jungen Flavius zu Diensten zu sein, wandte sie sich der Büste in einer Ecke des Officium zu, bei welcher es sich um Horatius Flaccus handelte. Selbiger war nämlich nicht nur der Hofpoet des Divus Augustus, sondern zugleich ein Schüler Epikurs gewesen, womit er einen idealen Kompromiss zwischen den Interessen Manius Minors und den potentiellen Restriktionen Manius Maiors repräsentierte, welche das Standbild eines Epikureers oder gar des großen Meisters selbst niemals geduldet hätten.
    Ein wenig irritiert, doch keineswegs verärgert (Epikur lehrte ja, dass auch Sklaven letztlich zu den Menschen waren zu zählen) runzelte er die Stirne. In jener Haltung verharrte er ebenso, als die Dienerin ihren Eigentümer offenbarte, welcher nicht wie antizipiert, sein Vater, sondern sein Vetter war, was wiederum eine Korrektur seiner Äußerungen erforderte:
    "Oh, dann liegt hier ein Missverständnis vor. Ich bin Manius Flavius Gracchus Minor, Sohn des Hausherrn."
    Dass sein Vater denselben Namen trug, war nun selbst von einer neuen Magd zu erwarten, ebenso, dass, obschon Scato sui iuris und damit frei jedweder Patria Potestas war, eben jener und nicht dieser die oberste Supervision über den Haushalt führte.


    Noch immer war ihm die Mimik Idunas verborgen, doch der germanische Akzent vermochte ihre Irritation mitnichten zu verbergen, sodass de Jüngling erkannte, zu weiteren Explikationen genötigt zu sein, was ihn ein wenig enervierte, obschon er letztlich sich um geduldige Milde mühte:
    "Es dreht sich um eine gänzlich zufällige Zuordnung. Gewissermaßen gibt es keine korrekte oder irrige Zuweisung der Begriffe. Die Repliken wird mir erst im Folgenden der Astragal selbst bieten."
    Womöglich konnte das Mädchen in der Tat auch den Wurf übernehmen, was jedoch eher abergläubisch als rational begründet mochte erscheinen.
    "Womöglich wird es dir einsichtig, wenn mein Diener die Astragaloi gebracht hat."
    , addierte er sodann in Antizipation weiterer begrifflicher Inklaritäten.

  • Tatsächlich wirkte der Rotschopf, seitdem sie das Officium des Jungen betreten hatte mit ihren Gedanken überall, nur nicht bei dem Jungen, der sie auf dem Gang vor seinem Zimmer angesprochen hatte. Ein Fehler der Iduna im nächsten Moment bewusst wurde und ein Schauer ihren Rücken hinab rieselte. Als ihr dieser fauxpas bewusst wurde, wandte sie errötend und schuldbewusst zugleich ihren Blick von eben jener Skulptur und fokussierte den Boden zu ihren Füßen. “Es tut mir Leid, dass ich so unaufmerksam war.“ Flüsterte der junge Rotschopf mit leiser Stimme und biss sich im selben Atemzug auf ihre Unterlippe. Wie konnte sie nur so unaufmerksam sein? Vernehmlich schluckte die Sechzehnjährige und verkrallte ihre schlanken Finger in ihrer hübschen blau eingefärbten Tunika. Jene Tunika die ihr von ihrem Dominus gegeben wurde und die wunderbar mit ihren ebenfalls blauen Seelenspiegeln harmonierten. Vielleicht würde er über ihren Fehler hinwegsehen und ihr diesen nachsehen, da sie sich doch erst seit kurzem in der Villa und in den Diensten Caius Flavius Scatos befand? Dann jedoch erkannte die zierliche Cheruskerin aus dem Augenwinkel die steile Falte zwischen den Augenbrauen des Jungen und verkrallte ihre Finger schuldbewusst fester in ihrer Tunika. Er war mit Sicherheit böse auf sie, dass sie ihm nicht sofort ihre gesamte Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Auch wenn sie sich bereits entschuldigt hatte, so schien es ihm nicht zu gefallen oder interpretierte sie zu viele in seine Gesichtsmimik hinein? Als der Junge den Fehler bereinigte, in dem er erklärte, wer er war und das er nicht der Sohn ihres Dominus war, spürte Iduna wie ihr das Blut in die Wangen schoss und sie errötete. Oh nein, was für ein riesengroßes Missgeschick, in das sie gerade selbst hinein gestolpert war. Oh .. ähm.. ich ähm.. es tut mir Leid. Ich.. wusste nicht nicht.. also dass du nicht.. uhm..“ Doch da brach die junge Sklavin auch schon sichtlich verwirrt ab und wagte es nicht den Blick des jungen Manius Flavius Gracchus Minor zu begegnen. “Ich.. ich dachte.. ich.. habe nicht überlegt.“ Wagte es Iduna abermals ihr Missgeschick zu erklären, auch wenn sie wusste, dass es da wohl rein gar nichts zu erklären gab und sie bereits mit riesigen Schritten in das Fettnäpfchen getreten war. Und dann verstand sie auch noch nicht so wirklich, wieso er ausgerechnet sie in sein Officium gebeten hatte und was er von ihr wünschte. Er benötigte sie für ein Spiel? Nur was es für ein Spiel sein sollte, dies verstand der Rotschopf nicht, was man auch an dem imaginären riesigen Fragezeichen erkennen konnte, welches über Idunas Kopf schwebte. “Vielleicht war es keine gute Idee, dass du ausgerechnet mich in dein Officium beordert hast.“ Flüsterte Iduna mit leiser Stimme und hob abermals ihren Blick an, um seinen weiteren Worten zu lauschen. “Was genau sind denn diese Astragaloi?“ Diese Frage hätte sich Iduna eigentlich sparen können. Denn in diesem Augenblick trat der Diener des jungen Manius Flavius Grachhus Minor in das Officium und hielt in seinen Händen eine Truhe, in der sich vermutlich diese sogenannten Astragaloi befanden. Neugierig trat Iduna von einem Fuß auf den anderen und wartete gespannt darauf was nun geschehen würde.

  • Sim-Off:

    Oh, ich hatte gehofft wir hätten noch etwas Zeit zum Plaudern gehabt, ehe Patrokolos zurückkehrt ;)


    Nicht nur vorwitzig und zerstreut, auch servil war das Mädchen, welches wortreich um Erbarmen flehte, obschon der junge Herr weder Kritik, noch Strafe hatte angebracht, was womöglich seiner Natter von Stiefmutter war geschuldet, welche, wie einst sie hatte berichtet, das Gesinde mit gestrenger Knute führte. Den Jüngling, welcher seinerseits als Antithese seiner verhassten Mutter sich verstand, irritierte jenes Betragen indessen, erfüllte zugleich ihn jedoch mit Kompassion, sodass jovial, doch zugleich ein wenig insekur er lächelnd ihr eine güldene Brücke offerierte:
    "Schon gut, ich kehrte erst kürzlich in dieses Haus zurück. Du wirst mir hervorragende Dienste erweisen, diesbezüglich bin ich mir sicher."


    Fortunablerweise wurde die missliche Situation der zerknirschten Sklavin in jenem Augenschlage durch Patrokolos aufgelöst, welcher in Händen das wohlvertraute Kästlein mit den Astragaloi.
    "Patrokolos, dies ist-"
    , setzte er an, das Maidlein zu introduzieren, stockte in jenem Augenschlage jedoch, als ihm gewahr wurde, dass er wieder einmal sich nicht über den Namen der Magd hatte informiert, mithin sich des Mädchens nicht anders als der Astragaloi gleich einem Spielgerät hatte bedient. Nun seinerseits beschämt blickte er zu Iduna mit fragendem Blick in der Hoffnung, sie würde seine Präsentation entsprechend vollenden. Unterdessen fuhr er schlicht fort, ihren Nutzen seinem Diener zu explizieren:
    "Sie wird uns assistieren und die Alternativen unseres Losverfahrens den Seiten des Astragals zuweisen."
    "Ave!"
    , salutierte der wohlgestalte Sklave, welcher ein wenig älter als sein jugendlicher Herr mochte sein, Iduna und schenkte ihr ein sympathisches, wo nicht gar seduktives Lächeln, mit dem er schon das Herz mancher jungen Dame mochte erobert haben.


    Dem fehlsichtigen Herrn indessen entgingen derartige Subtilitäten. Die finale Fragen Idunas aufgreifend erhob er sich vielmehr und eröffnete das Kästlein mit jener Routine, die jahrelanger Gebrauch hatte erwachsen lassen. Er entnahm hieraus einen der vier Spielsteine von purem Gold und erhob ihn in die Höhe, um dortig im Lichte des schmalen Fensters ihn allseitig zu wenden.
    "Dies ist ein Astragal. Es handelt sich um die Replik eines Fußknochens eines Schafes, wie ich meine. Unseren Sitten gemäß dient er, wie ich bereits sagte, als Spielgerät. Wir betreiben mit ihm Geschicklichkeitsspiele-"
    Mit einer beläufigen Bewegung warf der Jüngling den güldenen Knochen in die Höhe und fing ihn, das Gesicht in Konzentration verzogen, da jene Übung für einen Fehlsichtigen weitaus größerer Mühen bedurfte als für andere, mit dem Handrücken auf. Insonderheit als Kind hatte er wie seine Altersgenossen jenem Penthelita genannten Spiel intensiv gefrönt, obschon für gewöhnlich gar fünf Steine in jener Manier waren aufzufangen gewesen.
    "-oder nutzen ihn als Würfel, wie ich bereits sagte."
    Er reichte den Astragal dem Maidlein, welche somit Gelegenheit erhielt, ihn eingehend zu studieren.
    "Wirft man ihn, kommt er auf einer von vier Seiten zum Liegen: dem Bauch, dem Rücken, der flachen Schmalseite oder der s-förmigen. Du darfst ihn auch gern zur Probe werfen."
    Für einen Augenschlag hielt er inne, um der Dienerin zu gestatten, seine Worte visuell, respektive haptisch zu rekonstruieren. Die beiden übrigen Seiten, welche rund, respektive mit Fortsätzen versehenen waren, bedurften keiner Erwähnung, da niemals ein Astragal auf ihnen zu landen imstande war, wie jede Probe zeitig würde offenbaren.
    "Deine Obliegenheit wäre es nun, diesen Seiten vier Begriffe zuzuweisen und sodann zu würfeln, welcher jener Begriffe von Fortuna erwählt würde."
    Erst nun wurde ihm gewahr, dass die Ämter bei jenem Modus womöglich dennoch einer gewissen Codierung bedurften, sodass das Mädchen nicht begriff, dass er hier um sein Schicksal im künftigen Amtsjahre würfeln ließ. Naheliegend war es, schlicht die Zahl der einzelnen Subcollegae zu verwenden, folglich die Werte Zehn, Vier, zwiefach drei zu verwenden. Indessen bedurften in jenem Falle die Capitales und Monetales einer anderweitigen Differenzierung, weshalb Manius Minor schlicht beschied:
    "Es handelt sich um die Zahlen X, IV, III Alpha und III Beta."

  • Wenn man sie danach befragen würde, wieso sie sich vorhin äußerst wortreich entschuldigt hatte, dann hätte Iduna zur Antwort gegeben, dass sie nicht aufmerksam genug gewesen war. Schließlich sollte sie sich nicht durch Nebensächlichkeiten, wie dieser Skulptur ablenken lassen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit sollte dem römischen Jungen gelten, der sie in sein Officium beordert hatte. Schließlich hatte ihr Dominus erklärt, dass sie jedem Flavier in dieser Villa zu Diensten sein sollte. Und doch war das Officium dieses Jungen mit spannenden Gerätschaften und Skulpturen versehen, die Iduna bis dato noch nie mit ihren eigenen Augen erblicken konnte. War es somit so verwunderlich, dass sie erst einmal mit großen Augen in jede Ecke gespäht hatte? Zum Glück jedoch schien der Junge nicht allzu erbost zu sein, oder interpretierte sie zu viel in sein Lächeln hinein, welches auf Iduna einen freundlichen Eindruck machte. Und sonst würde er sich doch auch nicht so freundlich mit ihr unterhalten, wenn er böse auf sie wäre, nicht wahr? Dieser Gedanke ließ ihre Anspannung etwas weichen und ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen Einzug halten. Doch noch bevor die zierliche Germanin weitere, unbedachte Worte über ihre Lippen entfliehen lassen konnte, erschien auch schon der ältere Sklave mit einem hölzernen Kästchen in seinen Händen. In diesem Kästchen befanden sich offensichtlich das Spielgerät, nach welchem der junge Römer verlangt hatte. Als der junge Römer den Sklaven mit Namen ansprach und anschließend sein fragender Blick auf ihrer Gestalt ruhte, wurde Iduna gewahr, dass sie bis dato ihren Namen nicht verlauten ließ. “Meine Mutter gab mir den Namen Iduna. Doch mein Dominus nennt mich Attica. Du kannst mich nennen wie es dir gefällt.“ Murmelte der Rotschopf, als sie den fragenden Blick des jungen Römers deutlich auf sich fühlen konnte. Die Begrüßung des älteren Sklaven erwiederte Iduna, in dem sie ihren Kopf auf die Seite neigte und ihr leises Stimmlein erklingen ließ. “Salve. War es die Begrüßung an den älteren Sklaven, der ihr ein durchaus sympathisches Lächeln schenkte, unter welchem Iduna leicht unruhig zu werden begann. Zum Glück jedoch erhob sich der junge Römer in diesem Augenblick und umfasste das hölzerne Kästchen, so dass sich Idunas gesamte Aufmerksamkeit auf dem Kästchen niederlegte und auch ihre innere Unruhe ob des Blickes des älteren Sklaven schwand. Mit einem leisen Geräusch öffnete Manius Flavius Gracchus Minor den Deckel des Kästchens und entnahm diesem einen der Spielsteine aus purem Gold. Zumindest nahm Iduna dies an, denn die Färbung schimmerte wunderschön und blendete zugleich in den Augen. Schweigend lauschte die junge Germanin den Worten des Römers und beobachtete fasziniert, wie er das güldene Spielzeug in die Luft warf und es wieder auffing. Auch wenn sein Gesicht absolute Konzentration aufwies, so landete das Spielzeug doch sicher in seinen Händen und fiel nicht zu Boden. Dann reichte er ihr den Knochen und Iduna ergriff ihn mit zitternden Fingern. Bevor sie ihn aufmerksam von allen Seiten betrachtete und ihn von links nach rechts und wieder retour wendete. Nachdem sie dies zweimal wiederholt hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit auch schon in seine Richtung und lauschte seinen Worten. “Wie du wünscht.“ Murmelte die junge Cheruskerin und versuchte sich die Begriffe einzuprägen, die in diesem Augenblick an ihr Gehör drangen. “Der Bauch ist die Zahl Zehn. Der Rücken ist die Zahl fünf. Die flache Schmalseite ist drei Alpha und die s-förmige Seite steht für die Zahl drei Beta.“ Wählte Iduna die Seiten für die benötigten Zahlen aus und wog das Spielzeug abermals in ihren schlanken Händen. Dann erst warf sie dem jungen Römer einen Blick entgegen und warf das Spielgerät in die Luft. Jetzt lag es alleine an Fortuna, welches Los der junge Römer gezogen hatte, wenn er sie als Glücksfee einsetzte.

  • Der Name, welchen Scato seiner Sklavin verliehen hatte, erschien dem Jüngling angesichts der aus ihrem Akzent unweigerlich zu derivierenden Provenienz als reichlich kurios, was ein amüsiertes Lächeln ihm entlockte.


    Sodann wandte er sich indessen gleich Iduna dem eigentlichen Anlasse ihrer Präsenz zu, denn augenscheinlich hatte die visuelle Unterstützung seines Anliegens das Verständnis in die Beschaffenheit seiner Order simplifiziert, weshalb sie nun zügig parierte und geschwind die Zahlen verteilte, um sogleich und bar jeder Annuntiation den Astragal zu werfen. Mitnichten hatte Manius Minor einen derartig unprätentiösen Beginn eines Losverfahrens erwartet, sodass mit gewisser Entgeisterung er nun dem Lauf des Schicksals folgte:
    Hurtig erhob das güldene Objekt, gefolgt vom Blick sämtlicher Attendenten, sich in die Höhe, verlangsamte seinen Flug mit jedem Digitus und beschleunigte nach der Klimax erneut sein Tempo gen Erde. Da diesmalig weder die geschickte Hand des flavischen Herren, noch seiner Diener ihn bremste, sauste er hernieder und kam mit einem beachtlich lauten, metallischen Klirren auf dem Mosaikfußboden auf, prallte gar ob der Fallhöhe nochmalig ab und kam final zur Ruhe.


    Der Jüngling kniff die Augen zusammen, um das Resultat jenes immediat erfolgten Wurfes zu identifizieren, doch in jener geringen Distanz, verbunden mit den luminösen Verhältnissen des schmalen Fensters war es ihm impossibel, die Seiten des güldenen Knochens zu differenzieren. Selbstredend hätte er Patrokolos gleich sich zu dem Corpus hinabbeugen können, doch erstlich versprach eine derartige Approximation ob seiner Hypermetropie kaum eine visuelle Klarifikation, zum nächsten bereitete eine derartige Wendung jedoch ihm aufgrund der Leibesfülle unwürdige Mühe, weshalb er beschied, sich auf das Urteil seiner Diener zu stützen:
    "Nun, welche Zahl hat nun den Sieg davon getragen?"
    Durchaus befiel ihm Vorwitz ob jenes Ergebnisses, welches mit nicht geringer Probabilität sein kommendes Jahr würde prägen.

  • Noch immer war es für Iduna äußerst befremdlich, wenn sie ihren neuen römischen Namen über ihre Lippen dringen lassen musste. Es war falsch, denn -Attica- war der Name der ihr von ihrem Dominus gegeben wurde. Aber wieso? Diese Frage hatte ihr bisher noch niemand beantwortet und so neigte sich ihr Kopf kaum merklich auf die Seite, während ihr Blick aus dem Augenwinkel in die Richtung des jungen Römers wanderte. Vielleicht würde er ihr diese Frage beantworten, wenn sie sich dazu durchrang und ihm diese Frage stellte? Bei diesem Gedanken spürte die zierliche Cheruskerin wie ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie sich mit ihrer Zunge die Unterlippe befeuchtete. Nein, sie konnte ihm diese Frage einfach nicht stellen, schon gar nicht wenn sich dieses amüsierte Lächeln auf seinen Lippen eingefunden hatte. Machte er sich etwa in diesem Augenblick über sie lustig?
    Jedoch wandte sich auch ihre Aufmerksamkeit auch schon dem Kästchen zu, in welchem sich das Spielgerät befand, mit dem der junge Römer sein weiteres Schicksal bestimmen wollte. Nur das Iduna davon nichts wusste und annahm, dass er sie rein zufällig in sein Officium beordert hatte. Als er ihr dann das Spielgerät reichte und Iduna jenes von allen Seiten staunend betrachtete, offerierte er ihr, was genau er von ihr wünschte und Iduna lauschte mit einem neugierigen Glanz in ihren Seelenspiegeln. Sie sollte sich also als seine Glücksfee bewahren, hatte sie seine Worte richtig interpretiert? Mit einem sanften Lächeln auf ihren Lippen drehte sie erneut das Spielgerät in ihren Händen und legte für jede Seite die passende Zahl fest. Dabei warf sie dem jungen Römer einen raschen Blick aus dem Augenwinkel entgegen. Dessen Blick heftete sich auf das Spielgerät und Iduna atmete langsam ein- und wieder aus. Jetzt galt es und so warf sie das Spielgerät in die Höhe. Mit Faszination im Blick verfolgte sie, wie sich das Spielgerät in die Lüfte erhob und dort einmal rotierte, bis es sich mit rasender Geschwindigkeit dem Boden näherte. Auf dem Boden aufgekommen, prallte es von diesem ab, rotierte einmal in der Luft und plumpste dann mit einem metallischen Geräusch zu Boden, wo es dann auf der Seite liegenblieb.
    In einiger Entfernung verharrte der ältere Sklave und beäugte das Spielgerät auf dem Boden. Währenddessen Idunas Blick in Richtung des jungen Römers glitt und sie sich abwartend auf die Unterlippe biss. Würde er sich dem Spielgerät entgegen beugen und das Resultat höchstpersönlich in Augenschein nehmen? Tatsächlich jedoch tat er nichts dergleichen, sondern erhob seine Stimme und dies war für die zierliche Germanin das Signal. So dass sie sich dem güldenen Spielknochen näherte und sich an dessen Seite auf die Knie sinken ließ. Vorsichtig berührte sie das Spielgerät und hob langsam ihren Blick in die Richtung des jungen Römers. “Es ist.. ist die schmale s-förmige Seite. Das war die Zahl drei Beta.“ Murmelte der Rotschopf mit leiser Stimme, nachdem sie das Spielgerät vorsichtig berührt hatte und ihren Blick zu dem jungen Römer erhob. “Was bedeutet das jetzt für dich?“ Neugierde spiegelte sich nun in Idunas bläulich schillernden Seelenspiegeln, während sie noch immer auf dem Boden kniete.

  • Nicht lange war der Jüngling genötigt in Unwissen zu verharren, den beflissen prüfte die Glücksfee selbst das Resultat ihres Wurfes. Ob indessen dieser als Venuswurf sich mochte erweisen, erschien dem jungen Flavius durchaus dubitabel, da doch Drei Beta die Chiffre war für jenes Collegium, welches sich der Produktion der Münzen hatte verschrieben und somit einem Sujet, welches nicht nur dem Epikureer, sondern auch dem Aristokraten, welcher nie Gedanken an den schnöden Mammon verschwendete, sondern schlichtweg ihn besaß, in ihm degoutierte. Kritisch legte er folglich die Stirne in Falten und erwog einen Augenschlag, den Wurf zu repetieren, was jedoch neuerlich einer Manipulation wäre gleichgekommen, weshalb endlich er beschied, Fortunas Wahl zu akzeptieren.


    Die Frage Idunas riss ihn aus den Reflexionen hinsichtlich der Konsequenzen jenes Beschlusses.
    "Nun"
    , setzte er an und zögerte, blickte hinab zu dem vorwitzigen Wesen zu seinen Füßen, welches prinzipiell keinerlei Recht besaß die Obliegenheiten der Herrschaft zu erfahren, deren naiv-freundliche Anteilnahme jedoch ihn rührte und jedweden Argwohn, seine Explikationen gegen ihn zu wenden, zerstreute.
    "Ich habe gewürfelt, für welches Amt ich im kommenden Jahr kandidieren sollte."
    Im Grunde mochte es einerlei sein, ob sie jene Vermessenheit Manius Maior beichtete, da selbiger kaum so irrsinnig konnte sein zu glauben, Manius Minor habe mit seiner Kapitulation wahrhaftige Einsicht in seine Perspektive erhalten, zumal jene Spielerei fern der Öffentlichkeit sich zutrug und somit die so umhegte flavische Fassade nicht diminuierte.

  • Vorsichtig schlossen sich Idunas Finger um das filigran anmutende Spielgerät und wog jenes prüfend in ihrer Hand. Dann warf sie dem jungen Römer einen vorsichtigen Blick aus dem Augenwinkel entgegen, bevor sie erneut dem Spielzeug ihre gesamte Aufmerksamkeit widmete. Wann wäre der geeignete Augenblick, um das Spielzeug zu Boden fallen zu lassen? Jetzt, in diesem Augenblick? Oder sollte sie sich damit noch etwas Zeit lassen? Schließlich streckte Iduna ihre Hand waagrecht nach vorne und öffnete langsam ihre Finger, so dass das Spielzeug aus ihren Fingern fiel und sich taumelnd dem Erdboden näherte. Für einen kurzen Augenblick hielt sogar Iduna den Atem an, während ihr Blick das Spielgerät fixierte, als jenes mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug. Sogleich war die Rothaarige an der Stelle des Raumes, in dem das Spielgerät auf den Boden getroffen war und kniete sich direkt daneben. Vorsichtig beugte sie sich darüber, damit sie das Spielgerät auch nicht verrutschte und neigte ihren Kopf auf die Seite, so dass ihr die roten Strähnen direkt über die Schulter fielen. Dann jedoch bemerkte sie den jungen Römer, der sich genähert hatte und von ihr eine Antwort erwartete. Und Iduna erhob pflichtschuldigst ihre leise Stimme, welche an das Gehör des jungen Römers dringen sollte. Was hatte die Lage des Spielgeräts zu bedeuten? War es positiv oder negativ und wie würde der junge Römer mit ihrer Antwort, die sie ihm gleich geben würde, umgehen? Denn noch immer kniete die germanische Sklavin zu Füßen des jungen Römers auf dem Boden und ließ ihre Finger über dem Spielgerät schweben. Und als Manius Flavius Gracchus Minor seine Stimme erklingen ließ, hob Iduna ihren Kopf an, um seinem Blick zu begegnen. Auch wenn dieser Blickkontakt lediglich einige wenige Sekunden andauerte, so hatte sie ihm doch direkt in die Augen geblickt. Er hatte sie doch nicht nur in seine Nähe beordert, damit sie die Flugfähigkeit des Spielgerätes austestete. Dahinter musste etwas Anderes stecken und dies versuchte Iduna nun herauszufinden. Doch noch bevor Iduna zu einer weiteren Frage ansetzen konnte, war es der junge Römer der ihr die Antwort bereits gab. “Du hast gewürfelt für welches Amt du kandidieren sollst? Möchtest du auch Sator.. ähm.. Senator werden?“ Nachdem sie erneut ihre Unterlippe mit ihrer Zungenspitze benetzt hatte, hob sie ihren Blick erneut an und warf Manius Flavius Gracchus Minor einen raschen Blick entgegen. “War ich dir eine gute Glücksfee?“ Sprudelte es mit einem freudigen Klang über Idunas Lippen, wobei sie dem jungen Römer ein strahlendes Lächeln schenkte.

  • Der junge Flavius seufzte. War es noch vor Jahren sein Traum gewesen, zu den Patrs conscribiert zu werden, so erschien ihm nach der epikureischen Läuterung heute dies als gänzlich unerstreblich, ja geradehin als schier unerträgliche Last, welche ihm sein Vater, getrieben von leeren Meinungen und irrigen Sorgen um nichtige Reputation, ihm aufbürdete.
    Einen Augenschlag erwog er, dem Sklavenmaidlein sein hwez zu öffnen, ihr sein Laborieren zu explizieren in der Hoffnung auf Trost und womöglich Compassion, zumal doch der große Philosoph auch die Indifferenz gegenüber Ständen und Ordines lehrte.
    "Nun"
    , hob er an und seufzte. Er war außerstande, einer gänzlich fremden Unfreien seinen Schmerz zu klagen, sie einzuweihen in eine Welt, welche ihr so fremd musste sein wie ihm der Gedanke, einsam in den Gassen Romas sein Dasein zu fristen, wie es die vollendete Existenz als Epikureer von ihm hätte erfordert, zumal er beständig in Furcht würde zu leben haben, dass sie seine in den Augen der Welt ridikulöse Kleinmut hinausposaunen und ihren Herrn darüber in Kenntnis setzen würde, womit allzu leicht sie an das Ohr Manius Maiors mochte gelangen, welcher schlussendlich dies als Indiz musste verstehen, dass sein nominelles Alter Ego doch dazu neigte, die Ehre seines Hauses zu verspielen.
    "Es ist die Obliegenheit jedes Flavius, nach dem Senat zu streben."
    Jenes Faktum hatte der Jüngling schmerzlich müssen erfahren. Mitnichten war es ein Privileg zum Aristokraten geboren zu sein, welcher keinerlei praktische Kapabilität zu entwickeln imstande war und somit auf Gedeih und Verderb den karrierellen Konstriktionen seines Standes war ausgeliefert.


    "Du hast indessen deine Aufgabe hervorragend erfüllt. Möchtest du ein kleines Trinkgeld für deine Dienste?"
    , mühte er sich, Iduna nicht durch seine melancholischen Gedanken zu betrüben, weshalb er gar sich zu einem verhaltenen Lächeln nötigte. Bar jeder Kapazität zur Ästimation, ob der Dienst des Mädchens adäquaterweise mit einem Sesterzen war zu honorieren, mühte er sich durch jenen Gestus doch, ihm eine kleine Freude zu bereiten, da sie doch gänzlich innocent war hinsichtlich seiner deplorablen Lage und obendrein er spontan den Beschluss fasste, dem Gesinde zukünftig nach epikureischem Vorbild ein höheres Maß an respekt zukommen zu lassen.

  • Und während die Rothaarige noch immer auf dem Boden kniete und ihre Finger über dem Spielzeug schwebten, so vernahm sie doch mit ihren gespitzten Öhrchen das leise Seufzen, welches den Lippen des Römers entfloh. Als jenes Seufzen an ihr Gehör drang, hob die Rothaarige automatisch ihren Kopf und blinzelte aus dem Augenwinkel in seine Richtung. Was hatte sein Seufzen zu bedeuten? War sie ihm vielleicht doch nicht die erhoffte Glücksfee? Fragen über Fragen die Iduna durch den Kopf geisterten und auf die sie wohl niemals eine Antwort erhalten würde. Denn solche Fragen würde sie dem jungen Römer garantiert nicht stellen und auf eine Antwort pochen. Somit verharrte der germanische Rotschopf vollkommen regungslos und schenkte dem jungen Römer nun doch ihre gesamte Aufmerksamkeit. Denn etwas schien ihm schwer auf der Seele zu lasten, auch wenn es Iduna als Unfreie nicht zustand, den Jüngling nach seinem Herzschmerz zu befragen. Somit warf sie ihm einen mitfühlenden Blick entgegen und krampfte zugleich ihre Finger zur Faust. Denn sonst hätte sie ihre Hand nach ihm ausgestreckt und ihm mitfühlend über den Handrücken gestreichelt. Nur um ihm eine zögerliche Geste des Beistandes zu schenken. Diesen Gedanken verwarf die Germanin jedoch im nächsten Moment und presste ihre Finger äußerst fest gegeneinander, so dass ihre Fingerknöchel weißlich durch ihre Haut hindurch stachen. Und auch als der junge Römer seine Stimme erklingen ließ und in dieser eine Unmenge an Weltschmerz mitschwang, verharrte Iduna weiterhin in ihrer knieenden Position auf dem Boden, wobei sie dennoch zu dem Jüngling emporblickte. Wie konnte sie ihm vermitteln, dass sie seinen Schmerz deutlich spüren konnte? Überhaupt nicht und so blieb Iduna nichts Anderes übrig als stillschweigend seiner Stimme zu lauschen. Und diese seine Stimme war getränkt mit all dem Schmerz, den er bereits in jungen Jahren auf seinen Schultern stemmen musste. “Und was ist, wenn eine Person aus dem Geschlecht der Flavier kein bestreben hat in den Senat aufzusteigen? Was dann?“ Neugierig und zugleich mit einem äußerst ernsten Klang in ihrer Stimme wandte Iduna ihren Kopf in seine Richtung und durchbohrte den jungen Römer für einen Wimpernschlag lang regelrecht mit ihren bläulich schillernden Seelenspiegeln. Bis ihr bewusst wurde, was sie da gerade im Begriff war zu tun und ihren Blick rasch gen Boden wandte. “Bitte verzeih‘ meine Antwort war ..nicht angebracht.“ Und dies war noch untertrieben. Ihre Antwort war äußerst vermessen, derart frech mit einem Höhergestellte und in dessen Gegenwart zu sprechen. Und doch hatte Iduna ihre Worte einfach nicht zurückhalten können, denn es interessierte sie, was man an ihren neugierig funkelnden Augen allzu deutlich erkennen konnte. Als er ihr dann jedoch ein kleines Trinkgeld versprach, auf Grund der Tatsache, dass sie seinem Wunsch nachgekommen war, weiteten sich Idunas Seelenspiegel augenblicklich und sie starrte den jungen Römer für einige wenige Wimpernschläge beinahe fassungslos an. “Ich.. ich .. nein, ich .. das wäre nicht gut.“ Stolperte es etwas verwirrt über ihre bebenden Lippen, welche sie hastig mit ihren schlanken Fingern bedeckte und aus großen Augen zu ihm empor blinzelte.

  • Die sublime Mimik und Gestik des Maidleins verschwamm im gehinderten Gesichtsfeld des jungen Flavius zu inidentifikablen Regungen, sodass lediglich die Pause, welche zwischen den seinen und den ihrigen Worten eintrat, ihm kommunizierte, dass sie insekur war, welche Reaktion auf die Äußerung des Jünglings adäquat mochte sein. Das Resultat ihres Spintisierens war augenscheinlich der Triumph eines gewissen Vorwitzes, welcher ihn selbst einerseits erstaunte, andererseits jedoch die Desperation seiner Lage zu konfirmieren ihn nötigte, weshalb nach seinerseitigem Zögern er schließlich schroff und zugleich bitter verlautete:
    "Das singuläre Bestreben des Einzelnen ist belanglos in dieser Sache."
    Wer die Privilegien der noblen Geburt erlangen wollte, musste ihren Obliegenheiten folgen, ohne dass die Possibilität eines partiellen oder sektoralen Erwerbs jenes Pflichten-Rechte-Konvoluts bestand, welches er vergeblich hatte seinem Vater offeriert.


    Doch erschien es ihm geboten, nicht weiter mit einer flavischen Dienerin die Crudelitäten flavischer Familienpolitik zu eruieren, da selbige womöglich ihr die Loyalität zum Hause würden erschweren, was wiederum das Risiko nährte, von seiner erbarmungslosen Natter von Stiefmutter, welche dereinst ihre Inhumanität gegen das Gesinde selbst hatte konfirmiert und nach mehr als einem Ehejahr zweifelsohne das Regiment der Villa Flavia Felix hatte übernommen.
    Folglich nahm er stärker auf ihre timide Refutation eines Trinkgeldes Bezug, welche ihn irritierte, doch ebenso ein wenig amüsierte:
    "Sammelst du dir kein Peculium? Kaufst du dir nicht gern einige schöne Dinge?"
    Nicht wenige Sklaven sammelten ein eigenes Vermögen, welches aus den Sporteln ihrer Herren sie zu bilden die Möglichkeit hatten, um in den Zeiten der Muse sich von ihm persönliche Dinge zu beschaffen oder auf einen Loskauf ex proprio zu sparen, obschon formell selbstredend juristisch ihr Besitz dem ihres Besitzers war zuzurechnen.
    Er lächelte, da es doch geradehin absurd erschien, dass jemand jene Option nicht freudig ergriff, doch erstarb selbiges mit einem Male in eine sorgenvolle Mimik, als er erkannte, dass ein überaus profaner wie unerfreulicher Grund dahinter mochte stehen:
    "Oder ist dir das verboten?"
    Soeben noch hatte er der Inhumanität der Aurelia gedacht, und obschon Iduna alias Attica zum Eigentum seines Vetters Scato mochte zählen, so schien es doch nicht exkludibel, dass sie den Regularien des gesamten flavischen Gesindes war unterworfen, welche neben dem tyrannischen Maiordomus die Herrin des Hauses erließ.

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