Militia equestris

Aus Theoria Romana
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Unter Augustus wurde für die ritterliche Offizierslaufbahn ein als Militia equestris bezeichnetes allgemeines Schema etabliert, das vom Prinzip her ähnlich dem Cursus Honorum für Senatoren aufgebaut war und als Bestandteil einer analogen ritterlichen Laufbahn fungierte. Wie bei den Senatoren sollten sich militärische und zivile Ämter abwechseln, wobei diesmal die Abfolge militärischer Ränge das relativ starre Grundgerüst bildete, zwischen das sich viele verschiedene zivile Ämter schieben konnten. Anders als die Mannschaftsdienstgrade, die sich auf 20 oder 25 Jahre Dienst verpflichtet hatten, wurden die Offiziere nur für zeitlich befristete Dienstverhältnisse berufen und kehrten dann jeweils wieder ins Zivilleben zurück, wo sich andere Aufgaben oder erneute Berufungen anschlossen.

Die Rangstufen der Militia equestris

Auf der niedrigsten Rangstufe (Militia I) standen die Ränge eines Praefectus Cohortis quingenariae, eines Tribunus Cohortis voluntariorum und eines Tribunus Cohortis ingenuorum civium Romanorum. Bei allen diesen Kohorten handelt es sich um die kleinsten eigenständigen Einheiten in der römischen Armee, mit denen die geringste Menge an Verantwortung verbunden ist. In der Mitte des 2. Jh. n. Chr. gab es ca. 300 derartige Stellen im gesamten Reich. Für viele Ritter stellt ein solcher Posten den einzigen Kontakt mit der römischen Armee und den einzigen Schritt in der riterrlichen Laufbahn da.

Es folgte die zweite Stufe (Militia II), auf der Posten als Tribunus legionis oder Tribunus cohortis miliariae zur Auswahl standen. Letztgenannter diente als Kommandeur einer Auxiliareinheit, die größer als eine übliche Standardkohorte war. Erstgenannter leistete als Tribunus angusticlavius seinen Dienst in einer Legion und war dort vornehmlich mit organisatorischen Aufgaben betraut. Im Gegensatz zu seinem senatorischen Kollegen (Tribunus laticlavius) galt ein ritterlicher Tribun aufgrund seiner vorhergehenden Erfahrung aus der Militia I dennoch als militärisch versierter. In der Mitte des 2. Jh. n. Chr. standen auf dieser Stufe im gesamten Reich ca. 190 Stellen zur Verfügung, von denen 150 auf die Legionen entfielen.

Die dritte Stufe der Laufbahn (Militia III) bot nur noch den Posten eines Praefectus Alae quingeneariae an, also das Kommando über eine normale Reitereinheit. Aufgrund der hohen taktischen Bedeutung und militärischen Schlagkraft einer Ala erforderte ein solcher Posten viel militärisches Können. In der Mitte des 2. Jh. n. Chr. gab es im gesamten Reich ca. 90 solcher Stellen.

Die letzte Rangstufe der Laufbahn (Militia IV) bildete ein Posten als Praefectus Alae miliariae, das Kommando über eine Ala, die größer als die Standardeinheiten war. In der Mitte des 2. Jh. n. Chr. standen weniger als 10 solcher Posten im ganzen Reich zu Verfügung. Lediglich 3% der Ritter, die in die Militia equestris einstiegen, konnten diese Stufe erreichen. Dementsprechend gehörten jene, die es geschafft hatten, zur Elite der römischen Offiziere und konnten mit hohen zivilen Posten z.B. als Provinzstatthalter rechnen, die Aufnahme in den Ordo Senatorius erreichen oder zum Präfekten der Praetorianer ernannt werden.

Die Funktion als Praefectus Praetorio stand wie zahlreiche anderen Präfekturen (Praefectus Urbi, Praefectus Vigilum, Praefectus Annonae, Praefectus Classis, Praefectus Aegypti) außerhalb der Struktur der Militia equestris und war Bestandteil der allgemeinen Ritterlaufbahn, da mit ihr auch zahlreiche zivile Aufgaben verbunden waren.

Beispiel: Ritterliche Offiziere am Limes

Am obergermanischen und rätischen Limes waren am Ende des 2. Jh. n. Chr. sieben Alen und ca. 37 Kohorten stationiert, an deren Spitzen jeweils ritterliche Offiziere standen. Der Militia IV gehörten davon nur der Präfekt der Ala II Flavia Miliaria aus Alen und der Kommandeur des Numerus Exploratorum Germanicorum Divitiensium aus Niederbieber an. Zur Militia III gehörten die Praefecti Alae aus Butzbach, Echzell, Wlezheim, Weußenburg, Kösching und Pförring. Die Kommandeure dreier Cohortes miliariae aus Friedberg, Ruffenhofen und Straubing gehörten der Militia II an. Die restlichen Kommandoposten entfielen auf die Militia I.

Literatur: M. Kemkes, J. Scheuerbrandt, N. Willburger: Am Rande des Imperiums. Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren, Stuttgart, 2002