Vor der Curia Iulia | Gespräche unter Senatoren

  • Nach einer für Sextus' Dafürhalten sehr unergiebigen Senatssitzung betrat der Aurelier den Vorplatz der Curia Iulia mit einem Anflug von Kopfschmerz. Vielleicht hätte er mit seiner Amtszeit noch ein Jahr warten sollen, um so diesem Consul aus dem Weg zu gehen und damit in Ruhe sein Amt ausfüllen zu können. Nur hatte er es vor einem Jahr ja nicht wissen können, als er seine Kandidatur verkündet hatte. Und es war müsig, darüber zu spekulieren, was alles hätte sein können, wenn nur diese oder jene Entscheidung anders getroffen worden wäre, als sie nun mal getroffen worden war.
    Sextus atmete also einmal tief durch und ließ den frühlingshaften Sonnenschein den Kopfschmerz vertreiben. Er blickte sich einmal um und entdeckte im Strom der anderen Senatoren auch das Gesicht eines Senators, der eine längere Zeit abwesend gewesen war. Sextus kannte den Grund für diese Abwesenheit nicht und war auch nicht neugierig genug, danach zu fragen. Nichts desto trotz war durch seine Wiederkehr jetzt eine günstige Gelegenheit, zu besprechen, was Sextus eigentlich durch eine frühere Einladung schon besprochen haben wollte.
    “Senator Iulius!“ rief er ihm also grüßend zu und trat dann zu dem Mann hinüber. “Darf ich dich um einen Augenblick deiner Zeit bitten?“

  • Er weilte noch nicht lange wieder in Roma, und doch vermisste Dives bereits nach den ersten Sitzungen des stadtrömischen Ältestenrates jene unbeschwerte Leichtigkeit, mit welcher er vor kurzem noch seine Tage einem süßen Traum gleich in Bovillae hatte verleben können, bevor unvorhergesehene Umstände ihn dazu gezwungen hatten, den Weg zurück in die sehr viel anstrengendere und kompliziertere Wirklichkeit zu finden. Gewiss, auch die Politik mit ihren Debatten im Senat hatte durchaus ihre Reize für einen Iulier, der sich gerne aufschwang, Reden zu halten, und ein Interesse daran hatte, sich über manch wichtige und gewiss auch manch weniger bedeutende Thematik mit anderen Staatsmännern auszutauschen. Doch wo es in eben diesem Zusammenhang unterschiedliche Meinungen gab und emotional um Standpunkte und Überzeugungen verhandelt wurde, da waren wohl stets auch tiefere Konflikte nicht fern - wie jener, der allem Anschein nach zwischen dem claudischen Consul und dem aurelischen Aedil schwelte, und der Dives unweigerlich daran erinnerte, wie er selbst im Rahmen der von ihm initiierten Öffnung der curulischen Aedilität auch für plebeische Senatoren wohl nicht unwesentlich auch das flavische Haus gegen sich aufgebracht hatte.
    Umso dringender also, beschloss der Iulier in Konsequenz der zuvor zu ihrem Ende gelangten Sitzung, würde er sich nun um einen schnellen Heimweg bemühen, wo nach einer verpassten Hochzeit zumindest im Nachgang die höfliche Einladung zu selbiger noch einer entschuldigenden Antwort bedurfte. Doch unvorhergesehene Umstände lauerten nicht nur in Bovillae, sondern konnten einen Senator stets auch auf den Stufen zur Curia Iulia überraschen...


    "Aedilis Aurelius! Salve.", grüßte Dives den Patrizier, nachdem er ihn ausgemacht hatte, und trat ihm ebenfalls einige Schritte entgegen. "Gerne schenke ich dir ein wenig meiner Zeit.", vermochte er dieses Angebot selbstredend nicht ablehnen zu können. "Ich hoffe, du hast meine Entschuldigung erhalten und trägst es mir nicht nach, dass es mir aus geschäftlichen Gründen leider nicht möglich war, deiner großzügigen Einladung in die Villa Aurelia zu folgen. Ich vermute, dass es wohl um deine Kandidatur zur curulischen Aedilität ging - welche, wie ich sehen kann, am Ende von Erfolg gekrönt war. Entsprechend möchte ich dir gerne zu deinem Amt gratulieren, auch wenn die Wahl zugegebenermaßen doch mittlerweile schon einige Zeit zurückliegt.", übte sich der iulische Senator in etwas Small-Talk und fand, dass er wohl besser spät als nie zur Wahl gratulierte.

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  • Zwar war sich Sextus ganz und gar nicht sicher, eine solche Entschuldigung jemals erhalten zu haben – und eigentlich hatte er diesbezüglich ein gutes Gedächtnis – aber das war jetzt vollkommen unwichtig. Im Grunde trat er gerade als Bittsteller auf – eine Rolle, die ihm zutiefst mißfiel. Und als Bittender hatte man noch höflicher zu sein, als ohnehin schon, und auch weit generöser.
    “Mach dir hierüber keine Sorgen, Iulius. Jeder von uns kennt korrelierende Termine und unbeeinflussbare Umstände, ich als Haruspex sogar wahrscheinlich besser, als andere“, beschied er also eingangs großzügig abwinkend. “Und in der Tat ging es damals auch um meine anstehende Kandidatur und den Plänen, die ich diesbezüglich hegte. Ich weiß nicht, inwiefern du schon informiert bist seit deiner Rückkehr, aber ich habe mir vorgenommen, die Lex Mercatus von Grund auf zu reformieren und klarer zu gestalten. Ich hatte damals schon gehofft und hoffe noch immer, dass ich dich hierbei auch um deine Expertise bitten kann. Immerhin verabschiedet sich kein Gesetz von alleine, und mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich meine Ideen und Pläne soweit in Worte gefasst habe, um sie dem ein oder anderen auch präsentieren zu können.“

  • Der Iulier nickte dankbar, als ihm geheißen wurde, sich nicht weiter um die verpasste Einladung zu sorgen. Anschließend folgte er aufmerksam den weiteren Ausführungen des aurelischen Aedilis.
    "Es ehrt mich und ist mir eine Freude, dass dir bereits vorab so an meiner Meinung gelegen ist.", erklärte er dann. Denn in der Tat konnte er sich durchaus erinnern daran, dass es auch andere Senatoren gab, die zwar an einem guten Kontakt interessiert waren, die divitische Meinung in politischen Fragen jedoch etwas weniger zu schätzen wussten - und schlussendlich eine Wahl verloren, sich aus der Öffentlichkeit zurückzogen und Dives zurückließen mit nichts als der Erinnerung an ihre gemeinsamen iulisch-tiberischen Thermenbesuche. Darüber hinaus hatten Lepidus und er einst gar ein politisches Bündnis geschlossen, während das divitische Verhältnis zum Senator Aurelius Lupus sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten zwar mittlerweile gewiss wieder normalisiert hatte, jedoch längst nicht vergleichbar war mit einer Freundschaft oder gar einem Bündnis. Entsprechend fühlte er sich also in der Tat geehrt, dass der Aedilis hier nun an ihn herantrat.


    "Sehr gerne bin ich bereit, an einer Reform der Lex Mercatus mitzuwirken und diese zu unterstützen, nachdem ein erster Anlauf in dieser Richtung unter einem deiner Amtsvorgänger ja einst zu keiner Erneuerung und vor allem Verbesserung der Lex führte.", erinnerte sich Dives lediglich oberflächlich an die Vergangenheit zurück, um hernach sogleich seinen Fokus neu auszurichten auf die Zukunft. "Falls ich dich gleich so direkt danach fragen darf, welche Veränderungen strebst du denn im Einzelnen an?", interessierte er sich folglich mit gespanntem Blick.

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  • Natürlich war Sextus vorab an der Meinung des Iulius gelegen. Vorab war es sehr viel einfacher, sich mit diesem zu einigen und Passagen dann einfach umzuschreiben, als während einer Senatssitzung die eigene Rechtschreibung kritisieren zu lassen vor sämtlichen anderen Senatoren, die das nur zum Anlass nehmen würden, ihrerseits an jeder einzelnen Formulierung herumzumäkeln. Aber natürlich sprach Sextus diese sehr pragmatische Wahrheit gegenüber dem jungen Mann nicht aus. Wenn sich dieser durch die Nachfrage geschmeichelt fühlte, war das für Sextus immerhin umso besser.
    “Ja, Flavius Scato war hierbei leider nicht energisch genug, wenngleich er einige gute Ideen hatte. Teile der damaligen Senatsdebatte habe ich ebenfalls einfließen lassen, denn in der Tat erachte ich eine Neuordnung der Spendenfrage durchaus als sinnvoll“, gab Sextus so zunächst Iulius Dives recht, ohne den Flavier, der ja ebenfalls sein Verbündeter war, ihr allzu schlechtes Licht zu rücken. Mit ein wenig mehr Elan hätte Flavius Scato sicherlich einiges bewerkstelligen können, und warum er es nicht einfach getan hatte, blieb Sextus ein Rätsel. Aber gut, des einen Leid war des anderen Freud. In diesem Fall: Sextus' Freud.
    “Allgemein geht es mir vor allen Dingen um eine eindeutigere Fassung der bisherigen Gesetze, sowie um das Schließen einiger Lücken. So hatte unser Gesetz bislang noch keine eindeutige Regelung bezüglich Eigentum und Besitz, was ich als eklatanten Mangel empfinde. Auch das Vertragsrecht kommt etwas zu kurz, da nur der Kaufvertrag bislang benannt und beleuchtet ist. Die momentane Regelung bezüglich der Betriebsführung erachte ich – entschuldige die Wortwahl – als schlechten Witz, da dieser Paragraph so schwammig formuliert ist, dass einige Senatoren sogar Gewürzhändler als landwirtschaftliche Betriebe verkaufen und man ihnen dies nicht verwehren kann.“
    Sextus griff in die Falten seiner Toga und holte aus diesem allseits beliebten Versteck eine Schriftrolle heraus. “Ich habe auch eine erste Abschrift dabei.“ Sextus hatte sogar noch eine zweite Abschrift eben dort in dieser Falte, da er durchaus der Hoffnung gewesen war, heute entweder Iulius Dives, Flavius Scato oder Purgitius Macer vor dem Senat zu einem kurzen Plausch zu erwischen und ihnen bei dieser Gelegenheit eben solch ein Schriftstück zu übergeben. Und als vorbereiteter Mann hatte man immer ein Exemplar mehr dabei, falls das andere verloren ging oder man das Glück hatte, gleich zwei Senatoren zu treffen.
    Sextus reichte den Papyrus an Iulius Dives weiter. “Die Formulierungen sind noch nicht final, und auch die Reihenfolge ist wohl noch verbesserungsfähig. Auch bin ich selbstverständlich für Ergänzungsvorschläge offen. Aber um dir einen ersten Einblick zu gewähren, ist das Schriftstück wohl allemal geeignet.“

  • In der Tat hatte Dives bereits dereinst gehofft, dass die flavische Initiative zumindest in Teilen zu einer verbesserten Gesetzgebung durch die Lex Mercatus führte, wie er auf der anderen Seite jedoch auch aus der eigenen Erfahrung wusste, dass die Aedilität eine keineswegs leichte Aufgabe war - und niemand davor gefeit war, an seinen eigenen Ambitionen zu scheitern. So war der Iulier selbst alles andere als zufrieden mit seiner eigenen Aedilität, betrachtete sich trotz wohl formaler Zugehörigkeit nur als maximal halben Aedilicius und intendierte, nicht früher mit den ersten Arbeiten an der Dachkonstruktion seines gewissermaßen 'Karrieretempels' zu beginnen, bevor er nicht sicher war, dass die Tempelsäulen dieses Dach auch letztlich sicher würden tragen können.
    Entsprechend also konnte und wollte der iulische Senator hier niemandem einen Vorwurf machen und zeigte sich stattdessen nur erfreut darüber, dass mit dem Aurelier nun ein anderer die Gelegenheit ergriff, einen erneuten Anlauf in dieser Causa zu unternehmen.


    "Das, in der Tat, ist ein schlechter Witz, macht doch die Begrifflichkeit allein bereits überaus deutlich, dass ein Gewürzhändler vor allem im Handel und nicht als 'Gewürzbauer' in der Landwirtschaft tätig ist.", stimmte der Iulier den ersten Ausführungen des Patriziers zu, während jener eine erste Abschrift aus den Falten seiner Toga zog und diese anschließend an Dives weiterreichte. Sogleich begann der Adressat damit, das Dokument zu überfliegen.


    "Tatsächlich könnte man wohl an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig", begann er und sann kurz nach einer möglichst treffenden Formulierung, "den Staub entfernen - insbesondere an jenen Stellen, die in der Form bereits Teil der bisher bestehenden Lex Mercatus sind.", bezog sich Dives auf den einen oder anderen fehlenden Buchstaben, manches fehlende oder im Gegenteil überflüssige Komma sowie nicht zuletzt natürlich auch die eine oder andere Formulierung einer im inhaltlichen Kern jedoch keineswegs verkehrten Regelung. "So du dies erlaubst, erkläre ich mich jedoch gerne bereit, dir nach eingehenderem Studium dieser Lektüre noch einmal eine - selbstredend inhaltlich gleiche - nur möglicherweise ein wenig entstaubte Variante zukommen zu lassen.", intendierte er, nicht nur zu kritisieren sondern überdies auch konstruktiv seine Unterstützung anzubieten.
    "Inhaltlich, was ich auf den ersten Blick hier lese, gefällt mir doch insbesondere die von dir bereits angesprochen deutlichere Differenzierung zwischen Besitz und Eigentum ausgesprochen gut.", bekundete er ehrlich seine Sympathie mit der neuen Klarheit, welche sich daraus seiner Ansicht nach für die Lex Mercatus ergab. "Den Betriebs-Paragraphen würde ich mir sehr gern in Ruhe noch einmal zu Gemüte führen, wie mir zudem scheint, dass wohl ein Gesetzeskommentar zu selbigem durchaus sinnvoll wäre.", kommentierte Dives diesen Punkt zunächst nur knapp, da er sich hierfür wohl noch einmal ein wenig eingehender mit der Lex Claudia de nave senatorum würde beschäftigen müssen, auf die ein großer Teil dieses Paragraphen wohl augenscheinlich zurückging.


    "Wenn ich stattdessen womöglich hinsichtlich der Städte und Gemeinden etwas anbringen könnte?", schien dem Iulier dieser Punkt durchaus noch ein wenig verbesserungswürdig. "Ich halte es, und dies sage ich auch als zweifach gewesener Duumvir von Ostia, nicht für die optimale Lösung, den Städten und Gemeinden die Produktion mit Betrieben zu gestatten. Insbesondere nämlich möchte ich hier unser Erbrecht zu bedenken geben, das es mit Leichtigkeit ermöglicht, dass der Tod einer in Ostia verstorbenen Person dazu führt, dass Ostia Betriebe zufallen, die überall angesiedelt sein können. Es könnten darunter eine Goldmine in Dalmatien, ein Sägewerk in Germania Superior, ein Weingut in Hispanien sowie ein aegyptischer Getreidehof sein.", verdeutlichte Dives seinen Punkt selbstredend anhand eines überaus extremen Beispiels. "Der bürokratische Aufwand, sich von Ostia aus um all diese verstreuten Betriebe zu kümmern, würde zusammen mit den anfallenden Transportkosten, die produzierten Waren stets nach Ostia zu überbringen, wohl jeden Nutzen für die Stadt und die dortige Bevölkerung übersteigen.", erklärte er seine Kritik, bevor er dazu ansetzte, eine mögliche Alternative aufzuzeigen.


    "Ich würde entsprechend eine weniger dezentrale Lösung zu ersinnen suchen. So erschiene es mir womöglich einen Gedanken wert, sich von den Städten und Gemeinden zu entfernen und in übergeordneter Ebene einen Blick auf Italia und die Provinzen zu werfen.", ließ der Iulier seinem aurelischen Gegenüber einen Augenblick, um diesen Gedankengang nachzuvollziehen. "Denke ich an das exemplarische Sägewerk in Germania Superior, welches durch Erbschaft im Eigentum der Colonia Ostia landet, so lässt sich wohl sagen, dass keine Provinz besser geeignet wäre, sich um diesen Betrieb und eine etwaige Produktion mit demselben zu kümmern als jene, in der sich dieser Betrieb befindet.", ließ er abermals einen kleinen Moment verstreichen, ehedem er fortfuhr. "Verlagerte man also die Produktionserlaubnis für die öffentliche Hand von den Städten und Gemeinden weg, hin zu Italia und den Provinzen, so würde dies wohl einiges an unnötiger Bürokratie und teuren Transportkosten einsparen, während der Effekt für die Bevölkerung ansonsten wohl unbenommen der gleiche wäre.", strich er abermals heraus. "Als Alternative für möglicherweise finanzschwache* Provinzen, die den Erwerb von Betrieben in ihrer Provinz nicht zu schultern imstande sind, würde ich zudem die Finanzabteilung der Administratio Imperatoris ins Spiel zu bringen vorschlagen.", stellte Dives eine Idee in den Raum, die er selbstredend nicht erst in diesem Augenblick nun spontan sich ersonnen hatte. Jedoch hatte er es eingangs kurz erwähnt - wie er sich allerdings auch sicher war, dass vor allem der Aurelier wusste -, dass Dives einst ostiensischer Quaestor und hernach zweimalig Duumvir der Hafenstadt gewesen war...


    Sim-Off:

    * oder im IR schlicht unbespielte

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  • Dass Iulius Dives an einigen Stellen Verbesserungsvorschläge hatte, damit hatte Sextus schon fest gerechnet. Eben das war ja der Grund, weshalb er ihn vor der Senatsdebatte befragte. Daher nahm er dem Iulier weder seine Wortwahl, noch seine Anmerkungen irgendwie übel und begrüßte die Möglichkeit, eine korrigierte Version zu erhalten, ausdrücklich. “Selbstverständlich, Iulius. Es wäre mir, wie schon erwähnt, eine ausgesprochene Hilfe, eine zweite Meinung bezüglich Wortwahl und Syntax zu erhalten. Immerhin soll der Gesetzestext am Schluss einer möglichst breiten Masse an Senatoren zusagen.“ Zumindest sechzig Prozent. Dass Sextus alle Senatoren überzeugen könnte, war unwahrscheinlich, einige würden schon allein deshalb Fundamentalopposition betreiben, weil er diese Gesetzesvorlage einbrachte. Aber zumindest sechzig Prozent, die wollte er überzeugen.
    Auch bezüglich des Gesetzeskommentars nickte Sextus. “In der Tat, sollte mein Vorschlag Anklang in der Senatorenschaft finden, wäre ein Kommentar hilfreich, auch die letzten Fragen bezüglich Betrieben auszuräumen. Wenn in einem solchen Kommentar genau benannt wird, welche Betriebe damit für welchen Stand zulässig sind und welche nicht, kann dies nur hilfreich sein, Irrtümer auszuschließen.“


    Als dann der Iulius einen eigenen Vorschlag machte, wie man die Sachlage für Städte und Gemeinden am elegantesten Lösen konnte, musste Sextus selbst kurz überlegen. Die Provinzen mit einzubeziehen war ihm selbst nicht in den Sinn gekommen, aber letztlich war dies gar keine dumme Idee. Insbesondere hatte Iulius Dives recht, dass es ein heilloses Durcheinander darstellte, dass Städte Betriebe erben konnten, die fern ab in gänzlich anderen Provinzen lagen und mit denen zu produzieren damit zeitnah nie und nimmer möglich wäre. Nach einer kurzen Denkpause folgte also auch hier ein Nicken.
    “Ich gebe dir recht. Die Frage der ortsfremden Betriebe hatte ich gar nicht bedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst, ist diese Situation wirklich suboptimal, um es einmal freundlich auszudrücken. Die Provinzen oder die Kanzlei daher mit einzubeziehen, erscheint der richtige Weg. Vielleicht wäre es auch hilfreich, den Städten hier explizit noch einmal die Möglichkeit vor Augen zu führen, Betriebe in fremden Gefilden zu veräußern.
    So du hier also einen Vorschlag hast, fühle dich frei, ihn zu formulieren. Es wäre mir wie bereits gesagt eine wirklich große Hilfe, und entgegen meinem Ruf bin ich, was das angeht, nicht eitel veranlagt. Solange das große Ziel dadurch gelingt, bin ich für Vorschläge explizit offen.“
    Insbesondere, wenn diese wirklich sinnvoll waren und nicht nur wieder neue Lücken zum persönlichen Vorteil in eine Lex reißen wollten, wie sonst so häufig.

  • Als rhetorisch geschulter Senator war Dives zwar durchaus dazu in der Lage, eine spontane Stehgreifrede zu halten. Aus dem Stehgreif heraus einen passablen Vorschlag für einen Gesetzestext zu formulieren, das überstieg jedoch auch seine Fähigkeiten. So sah er folglich einen Augenblick lang nur leicht betreten auf das Dokument in seinen Händen und überlegte.


    "Nun...", lächelte er entschuldigend, als er anschließend wieder den Blickkontakt zum Aurelier suchte, "hier und jetzt eine Formulierung zu finden, welche schlussendlich all den hohen Ansprüchen an einen Gesetzestext gerecht wird, ist mir leider kaum möglich. Jedoch, wenn ich dir ohnehin noch einmal brieflich eine äußerlich veränderte Variante dieses Werkes zusammen mit meinen Gedanken zum Betriebs-Paragraphen zukommen lassen darf, so wäre es mir selbstredend ein Leichtes, im Rahmen dessen auch in diesem Punkt möglicherweise noch einmal das eine oder andere in Worte zu fassen.", offerierte der Iulier dem Aedil und ahnte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ihm hier mitunter ein reger Briefwechsel mit dem Patrizier bevorstand. Denn obgleich der Aurelier diesem ersten Vorschlag durchaus zugeneigt schien, war sich Dives doch sicher, dass gewiss nicht jede seiner Anmerkungen schlussendlich die gleiche Zustimmung erfahren würde. Stattdessen hegte er keinen Zweifel daran, dass man in bestimmten Fragen auch erst die eigenen Argumente austauschen musste, um den jeweils anderen Standpunkt zu verstehen und hernach eine vorherige Meinung gegebenenfalls auch revidieren zu können. Es müssten folglich gewiss so einige Persönliche Nachrichtenboten wechselseitig ausgeschickt werden, bevor man zu einer Version dieser aurelischen Reform-Initiative gelangte, mit welcher beide Senatoren sich zufrieden zeigen könnten.

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  • Oh, da hatte sich Sextus wohl unklar ausgedrückt. Er hatte nicht angenommen, dass er und Iulius Dives hier auf den Stufen zum Senat die komplette Lex fertig stellen würden. Das wäre doch etwas übertrieben. “Oh, ich meinte nicht jetzt. Das wäre in der Tat doch eine mehr als beachtliche Leistung, stichhaltige Gesetzestexte aus dem Stegreif zu erfinden und diese dann später auch noch im genauen Wortlaut wieder aufschreiben zu können“, schmunzelte Sextus. Dem Iulius war das zwar mitunter doch zuzutrauen, aber Sextus hatte nicht damit gerechnet.
    “Eine schriftliche oder auch an geeigneterem Ort und mit mehr Zeit mündliche Korrespondenz hierzu in den nächsten Tagen und Wochen wäre für mich schon eine mehr als großzügige Hilfe deinerseits.“ Sextus nahm da die Offerte nur allzu gerne an.


    Und so würden wohl nicht nur persönliche Nachrichtenboten geschickt werden, nein, mit der ein oder anderen Abschrift würde Sextus den berühmt-berüchtigten Electronus Mailus höchstselbst zum Transport beauftragen. Der war manchmal so schnell im Ausliefern, dass man den mitzuliefernden Anhang mitunter fast vergaß.

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