Plautus und Severus - Geschäftliches

  • Der Sklave geleitete Plautus in das hintere Atrium, wo er auf eine Sitzecke mit Korbstühlen deutete. Danach sagte er noch, dass der Helvetier gleich dazukommen werden und zog sich dann seinerseits wieder in den vorderen Teil des Hauses zurück. In dem Atrium war der innere Teil mit einem kleinen Kräutergarten und einem Springbrunnen belegt, der fröhlich vor sich hinplätscherte. Bei den warmen Temperaturen war es wohl besser, wenn die Gespräch draußen stattfanden und nicht in einem der stickigen Innenräume.

  • Plautus war froh, als sich endlich die Porta geöffnet hatte und er nach dem kleinen Wortwechsel in den kühlen Schatten des Hausinneren gelassen wurde. Sicher war es hier immer noch so heiß wie an einem ausgewachsenen Frühsommertag aber eben doch kühler als in der Brüllhitze der Straße.


    Er folgte dem Ianitor ins Atrium, wo dieser ihm einen Platz in einer schattigen Ecke des Atriums zuwies. Plautus nahm Platz, schlug die Beine übereinander und harrte der kommenden Dinge, während der Ianitor zurück zu seinem Platz an der Porta schläppelte, nicht ohne etwas von ' .. Helvetius kommt gleich' zu murmeln.

  • In der Tat dauerte es nicht lange, bis der Helvetier erschien. In der kurzen Wartezeit wurden von einer Sklavin aber bereits jeweils eine Kanne mit Wasser und Wein sowie jeweils eine Schale Trauben mit Trauben und Schafskäse auf den Tisch gestellt. Als der Helvetier aus dem vorderen Teil des Hauses nach hinten ins Atrium trat, sah er mit Genugtuung, dass dem Sergier bereits ein Platz und etwas zu trinken sowie zu essen bereiten gestellt worden war. Langsam spielte sich der Haushalt ein, wäre da nicht die kratzbürstige Amazone, die immer wieder aus der Reihe tanzte. Aber der würde er auch noch Manieren beibringen.


    Salve, Sergius, und herzlich Wilkommen in der Casa Helvetia. Wie ich sehe wurde bereits für Getränke und einen kleinen Happen gesorgt.


    grüßte er den Sergius und reichte ihm die Hand. Danach setzte er sich ebenfalls hin und gab Plautus mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sich gerne bedienen konnte.


    Ich hoffe, dir ist es nach der Cena auf dem Palatin gut ergangen?


    Interessiert blickte Severus den Sergier an. Er wolle etwas Geschäftliches, hatte der Sklave gesagt, und natürlich war der Helvetier gespannt, ob es tatsächlich etwas Geschäftliches war, oder nicht vielmehr ein erster Kontakt im Rahmen des von ihm initiierten sogenannten Rhetorenbundes.

  • Plautus ließ sich gerne einladen, auf die bereitstehenden Schalen zuzugreifen. "Oh, Trauben und Schafskäse!" Er hielt dann aber inne.


    "Salve, Primicerius Helvetius. Ja, gut ist es mir gegangen und ich bin inzwischen noch von keinem Aquädukt heruntergefallen. Aber dort droben hab ich mir nochmal Deine Verteidigungsrede für Orestes durch den Kopf gehen lassen." Jetzt griff er sich einige Trauben und ein Stück Schafskäse. "Ich mag diese Kombination von süß und salzig über Alles."


    "Und da stellt sich mir eine Frage: Wie wäre es denn gewesen, wenn die Anklage auf Gattenmord, begangen von Klytaimnestra an Agamemnon gelautet hätte? Und Dir wäre die Aufgabe zugefallen, diese Dame zu verteidigen? Eine Verteidigung auf verletzter Mutterliebe wegen der Opferung der Tochter Iphigenie aufzubauen?"


    "Das wäre für einen Verteidiger saumäßig schwierig gewesen, denn nach römischer Rechtsauffassung hätte Agamemnon als pater familias zweifellos das Recht gehabt, sein Kind zu töten. Hier eine erfolgreiche Verteidigung hinzukriegen, wäre selbst für den großen Tullius Cicero eine Herkulesarbeit gewesen, wenn man auch den übrigen Lebenswandel der Dame hinzunimmt. Was meinst Du dazu?"

  • Das freut mich zu hören. antwortete Severus auf die gute Nachricht, dass es Plautus gut ergangen war. Es ging hier also nicht unmittelbar darum, dass er irgendwas ausbügeln musste und den Helvetier deswegen aufgesucht hatte, umso besser. Danach bediente sich auch Severus an den Trauben. Nun, die Trauben stammen vom Weingut der Familie in Ariccia, dem Stammsitz meiner Gens. gab er noch zu Beginn eine Trivialinformation, um das Gespräch am Laufen zu halten, doch war das gar nicht nötig, denn der Sergier schien auch gleich in medias res gehen zu wollen und sprach den helvetischen Auftritt beim Rednerwettstreit.


    Severus nickte dankend. Nun ich danke dir erstmal für deine freundlichen Worte. Meine Verteidigung argumentierte ja vor allem mit dem rechtmäßigen Herrschaftsanspruch des Orestes, der durch seine Mutter in Frage gestellt wurde. So konnte ich die Tötung als Herrschaftsakt darstellen. gab er nochmal die Quintessenz seiner Verteidigung wieder. In der Tat hatte auch er das Gefühl gehabt, dass er einen relativ einfach Fall abbekommen hatte. Jedenfalls beneidete er weder den Decimer für die Verteidigung der Helena, noch den Octavier um die Verteidigung der Medea. Orestes war dagegen durchaus ein dankbarer Klient gewesen.


    Gattenmord der Klytaimnestra? fragte der Helvetier daraufhin und hob eine Augenbraue. In der Tat, das ist nicht so leicht. Nachdenklich blickte der auf seinen Becher und füllte ihn mit einem Drittel Wein und zwei Drittel Wasser. Die - wohlgemerkt unvollendete! - Kindstötung der Iphigenie hätte ich wahrscheinlich nur am Rande angeführt und selbst der Ehebruch Agamemnons im Heerlager vor Troja hätte wahrscheinlich längst nicht als Legitimationsgrundlage ausgereicht, wenn ich, wie du schon sagtest, die privilegierte Stellung Agamemnons als pater familias bedenke. antwortete Severus nachdenklich und nippte an seinem Becher. Ein kompletter Freispruch wäre wahrscheinlich schwierig bis unmöglich gewesen, aber vielleicht könnte man ja versuchen, die Strafe über die Fokussierung auf Aigisthos zu drücken. Schließlich verband ihn eine andauernde Fehde mit Agamemnon, die er letztlich nur dadurch gewinnen konnte, dass er Klytaimnestra zu seinem Spielzeug machte, ihm Bett, wie auf dem Königsthron. Freilich hätte man hier zudem mit dem schwachen, kaum widerstandsfähigen Geist der verletzlichen Frau arbeiten müssen, die in schierer Angst um ihren Mann Halt an einer starken Schulter suchte, was Aigisthos hemmungslos ausgenutzt hat und sie verführte. skizzierte der Helvetier einen Verteidigungsansatz, der allerdings noch längst nicht stichhalt war, denn letztlich blieben der Ehebruch, die versuchte Kindstötung, die Versklavung der eigenen Tochter und schließlich den vollendeten Mord an dem zuvor betrogenen Ehemann. Klytaimnestra war, anders als Orestes kein Symapthieträger, und konnte auch nicht wie Helena und Medea als Opfer einmaliger Affekte dargestellt werden. Dafür war die Liste ihrer Verfehlungen einfach zu lang. Würde man sie allerdings als hilfloses Liebeswerkzeug mit vernebeltem Geist darstellen, wer wusste schon, ob sie nicht anstatt mit der Todesstrafe auch mit einer lebenslangen Verbannung davonkommen konnte.

  • Plautus hatte zugehört und lehnte sich zufrieden zurück. "Siehst Du, bei Deiner Verteidigungsrede im Wettbewerb hattest Du den Herrschaftsanspruch der Königsfamilie vor Alles gestellt. Das war zuzusagen Dein Ethos als Orator. Und das war auch für unsere römischen Zuhörer ein eingänglicher und überzeugender Aspekt. Natürlich hast Du vor allem bei der Charakterisierung von Klytaimnestra und ihres Liebhabers Aigisthos ein wenig in die Pathos-Kiste gegriffen, aber nur soviel, dass es nicht allzu kitschig wurde. Nun, das war Dein ganzes Erfolgsrezept, chapeau!"


    Er nahm sich auch einen Becher und fingerte sich seine geliebten Trauben zusammen mit Schafskäse vom Tisch und meinte noch ein bißchen kauend: "Eben, als ich Dir eine alternative Aufgabe für die Verteidigung stellte, hast Du in wohlabgewogener Kürze ein anderes Ethos entworfen, mit dem man ebenso ins Rennen hätte gehen können, wenn auch mit geringeren Erfolgsaussichten."


    "Wir könnten jetzt noch stundenlang über die Konstruktionstechnik von Reden diskutieren, aber ich will auf etwas ganz anderes hinaus: Wir sollten dem Bund der Oratores eine Aufgabe und ein Ziel geben. Und das wäre in meinen Augen die Weiterentwicklung der Rhetorik bei unseren Mitgliedern. Was denkst Du darüber?"

  • Sim-Off:

    Sorry, für die späte Antwort. Grad läuft irgendwie alles ein bisschen langsamer bei mir.


    Severus nickte dem Sergier zustimmend zu. In der Tat hatte er seiner Rede ein Ethos verpasst, man könnte es aber auch als Leitthema benennen, an dem sich die Rede orientierte und das in ihr immer wieder, mal explizit mal implizit aufgegriffen wurde. Dennoch wurde er von dem Vorschlag von Plautus überrascht, den sogenannten Bund der Rhetoren tatsächlich auch vorwiegend für die rhetorische Ausbildung der Mitglieder zu nutzen. Daher bediente er sich nun auch erstmal selber an dem Schafskäse und kaute nachdenklich darauf herum, bevor er antwortete. Nun, es ist sicherlich ein hehres Ziel, aber glaubst du nicht, dass es für die rhetorische Ausbildung ein wenig... zu spät ist? Wenn er daran dachte, dass die meisten Männer bereits in ihrer Jugend eine rhetorische Ausbildung erhielten, damit sie später damit glänzen konnten. Gut, oft war dieses Privileg den höheren Klassen vorbehalten und wäre sein Großvater nicht Eques gewesen, hätte er dieses Privileg wahrscheinlich auch nicht genossen, aber davon ab lag zwischen einer rhetorischen Begabung und der Fähigkeit zum Unterrichten der Rhetorik nochmal ein großer Unterschied - und vor allem viel, viel Erfahrung.


    Versteh mich nicht falsch, ich bin dem durchaus nicht abgeneigt, aber grade die beiden angehenden Senatoren in unserer Runde haben sicherlich bereits eine umfangreiche Ausbildung genossen von Männern, die schon über Jahrzehnte die Redekunst betreiben und unterrichten. Und auch ich hatte das Privileg, dass mir mein Großvater eine solche Ausbildung ermöglicht hat, auf dem Land freilich von einem eher weniger bekannten Rhetor. gab er mit Blick auf die Ausbildung zu bedenken. Eigentlich war es bislang davon ausgegangen, dass dieser Bund vor allem ein, wenn auch loses, politisches Netzwerk sein sollte und keine alternative Schule für angehende Politiker und Beamte, in der Amateure andere Amateure unterrichteten.

  • Plautus hatte dieses Gespräch mit Severus begonnen und den rhetorikbezogenen Vorschlag gemacht, weil er herauskriegen wollte, welche Meinung der Angesprochene dazu hatte. Er wollte sozusagen zunächst mal Meinungen sammeln und das ging eben meistens besser unter vier Augen.


    "Lassen wir Deine Worte mal so stehen, wie Du sie gesagt hast, Helvetius. Ich werde nämlich auch die anderen Oratores darauf ansprechen, sie mit Deiner Meinung konfrontieren und auf deren Meinung hören."


    Dennoch konnte er es sich beim Hades nicht verkneifen, zu der Antwort von Severus Stellung zu nehmen.


    "Selbstredend teile ich Deine Meinung, dass für uns eine komplette rhetorische Ausbildung jetzt nicht mehr nachholbar sein wird. Deshalb schließe ich mich auch der Klarstellung von Petilius Rufinus an, der einen Unterschied macht zwischen Orator und Rhetor. Der Knackpunkt dabei ist, dass der Orator eben mitten im politischen Leben steht und einfach keine Zeit mehr für ausziselierte rhetorische Stuckarbeiten mehr hat. Was wir aber unter uns tun können, ist genau das, was ich auch mit Deiner Rede gemacht habe, die ich kurz zerlegt und mich dieses Mal entgegen meiner Freude am Spott jeglicher Kritik enthalten habe. Klar ist aber, dass wir künftig dann doch, wie gesagt unter uns eine, wohlgemerkt, vernünftige Kritik beifügen sollten. Also keine theoretischen Spielereien, sondern praktische Hilfen für die Praktiker, die wir nun mal ja sind. Ich denke und das fällt mir gerade dazu ein, wenn wir bereit sind, solche Kritik von den anderen Oratores auch freundschaftlich anzunehmen, erst dann sind wir auch in der Lage, wie ein tragfähiges politische Netzwerk zu handeln."


    Puh, viele Worte, jetzt widmete sich Plautus wieder der Tafel mit den Leckereien.

  • Immer noch war die Konzentration des Helvetiers auf die Worte von Plautus gerichtet, zumal er die Grundidee des Oratorenbundes ja durchaus begrüßte. Schließlich war die ewige Stadt nur so durchzogen von Netzwerken, seien es alte Priesterbruderschaften, die sportlichen Factiones oder Bündnisse über gemeinsame Patrone oder Feinde. Grade zu Beginn der Karriere konnte es seiner Meinung nach also nicht schaden, sich ebenfalls in einem solchen Netzwerk zu engagieren, das ja immerhin kunterbunt besetzt war und nicht nur angehende Senatoren umfasste. Dabei ging es ja auch um seine Zukunft und seinen zukünftigen Aufstieg, der den Namen Helvetius auch wieder voranbringen könnte.


    Die folgenden Erklärungen des Sergiers ließen ihn dann endgültig aufhorchen, denn nun kam er zum Kern der eigentlichen Idee des Bundes und die gefiel dem Helvetier sogar ganz hervorragend. Also eher ein gemeinsames Korrektorat. fasste er die vielen Worte des Sergiers zu einem einzigen Wort zusammen, beeilte sich dann aber noch etwas hinzuzufügen: Natürlich werden dabei auch politische Vorhaben zur Sprache kommen, deren Umsetzung dann innerhalb der Runde abgestimmt werden kann. So als Nebeneffekt der stilistischen und formalen Kritik der Reden sozusagen. Damit wäre dann nämlich der eigentliche Sinn eines solchen Bundes für ihn zumindest wieder erreicht. Denn natürlich konnte es auch ganz erquicklich sein, über formale Aspekte der Rhetorik zu sprechen, für Severus war dies aber eine Frage der Muße, von der er durch seine Arbeit in der Kanzlei nicht allzu viel hatte und die er auch gerne mit leichteren Musen verbrachte, als mit den nicht selten recht faden Beschäftigung mit theoretischen Abhandlungen.

  • Durchaus ein ganz vernünftiger Mensch, dieser Helvetier, dachte Plautus bei sich. Der hatte grade eben gesagt: 'Also eher ein gemeinsames Korrektorat', was Plautus als einen mittelschweren Gefühlsausbruch wertete.


    "So sehe ich das auch", antwortete Plautus. "Aber Du hast da noch einen Punkt in die Debatte geworfen, den ich ich nicht auf meiner Agenda hatte und an den ich eigentlich hätte denken müssen. Nämlich, wie Du das nennst, dass dabei auch politische Vorhaben zu Sprache kommen sollten, die in der Runde abzustimmen wären. Hm."


    Plautus überlegte und überbrückte die Denkzeit mit einem Stück Käse. Dann sagte er:


    "Ja gut, aber dafür müsste der Bund der Oratores sich aber eigentlich auf eine politische Linie verständigen, entlang der er sich künftig bewegen will. Sozusagen ein Programm. Das sehe ich aber mit allergrößter Skepsis. Wissen wir, was in zehn Jahren sein wird? Ich denke, nein. Deshalb sollten wir auf ein 'Programm' verzichten und eher fallbezogen reagieren."


    "Was denkst Du darüber?"

  • Gut. lautete die Antwort des Helvetiers auf die Bestätigung, dass diese Runde ein gemeinsames stilistisches wie formales Korrektorat und Lektorat sein konnte. Davon würden sicherlich alle Mitglieder profitieren, denn wenn ihre Reden ausgereifter waren und störende Ecken und Kanten - wohlgemerkt nicht die für den Redner typischen Ecken und Kanten, die seiner Rede Charakter verliehen, sondern solche, die im Redefluss störten und das Argument selber zu unterlaufen drohten, schiefe Bilder oder unverständliche Wortschöpfungen. Was der Sergier dann ausführte, führte zuerst zu einer gekräuselten Stirn, dann aber schnell zu einem Lächeln. Kopfschüttelnd trank der Helvetier einen Schluck Wein und schob sich eine weitere Traube in den Mund. Du unterstellst einer solchen Gruppe, dass sie bereits von vornherein die gleichen Ziele, ja sogar eine fertige Agenda haben müsste. Das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil ginge es in solch einer Runde nicht darum, nach außen hin geschlossen aufzutreten. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich bei der Cena auf dem Palatin noch ein wenig zurückhaltend reagiert habe. Das lag nicht etwa daran, dass ich deinen Vorschlag nicht begrüßt hätte, sondern daran, dass ich den Ort für verfehlt gehalten habe. Es wird für diesen Bund meines Erachtens keine Außendarstellung geben und daher muss auch keinem Außenstehenden seine Existenz auf die Nase gebunden werden. Er machte eine kurze Pause, ja durchaus eine Kunstpause, in der er mit dem Mittelfinger auf den Tisch tippte.


    Nach außen hin sind wir vier selbstständig handelnde Männer - der angehende Senator Decimus Scipio, der angehende Senator Petilius Rufinus, der angehende Senator Sergius Plautus und schließlich der Kanzleibeamte Helvetius Severus, die sich regelmäßig in kleine Rahmen treffen. Niemand dieser vier MUSS die Meinung eines anderen Mitglieds übernehmen, nein, aber diese vier haben Informationen und können sie teilen. Wer von ihnen möchte wann für welches Amt kandidieren? Welche Projekte möchte er in seiner Amtszeit umsetzen? Welche Verbündeten hat er, welche Feinde? Welche Themen sind akutell auf dem Palatin Gesprächsthema? Auf welche Themen ist der Kaiser gut zu sprechen, auf welche nicht? Erneut folgte eine Pause. Es ging hier nicht um eine gemeinsame politische Agenda, sie mussten keine wie auch immer geartete Pars Oratoribus bilden, es ging um vier selbstständige Männer mit vier einzelne Agenden, die sich vereinen konnten, um die einzelnen Punkte effizienter zu verfolgen, oder gewisse Punkte von vornherein fallenzulassen, wenn sich herauskristallisiert, dass sie keine Zukunft hatten. Es ging um vier Männer, die gegenüber anderen, nicht so gut vernetzten Männern einen Informationsvorsprung hatten, den sie nutzten kontten, um ihre Karriere voranzutreiben, oder auch mal stocken lassen konnten, wenn eine Kandidatur ohnehin aussichtslos wäre. Ich hoffe, es wurde deutlich, worauf ich hinaus will, Sergius. Wir bilden hier keine stadtrömische Partei, wie bilden ein Netzwerk zum Informationsaustausch.

  • Plautus reckte sich.


    "Das war ein gutes Gespräch, Helvetius, ich danke Dir. Ich kann zusammenfassen: Die gute Rede wird im Bund der Oratores eine Rolle spielen, aber sie sollte praktischerweise am politischen Tagesgeschäft aufgehängt sein. Und dies sollte mehr Gewicht haben als irgendwelche rhethorische Akrobatik. Überhaupt wird in diesem Rahmen der Austausch von Informationen sicherlich den größten Raum einnehmen. Klar ist auch, dass wir uns keine Agenda verpassen sollten, die unsere Handlungsfähigkeit, wie ich schon erwähnte, vielleicht einmal strangulieren könnte. Eine solche Agenda ist auch nicht vonnöten, weil wir nicht gezwungen sind, wie eine geschlossene Gruppe aufzutreten. Wir wollen sozusagen unauffällig bleiben."

  • Er hob die Schultern.


    "Verzeih, wenn ich jetzt noch etwas Wichtiges hinzu füge, ohne Deine Antwort abzuwarten. Ich habe mich nämlich entschlossen, so bald als möglich nach Germanien zu gehen, weil hier in Roma Alles nur im Kriechgang voran kommt. Ich weiß, dass ich dort radicito und neu anfangen muss, aber ich habe eine unbändige Lust genau darauf. Für den Bund der Oratores ist das kein Nachteil, denn er wird dann einen Beobachter im Norden haben, der Euch in Briefen berichten wird. Ansonsten bleibt Alles bei dem, was wir besprochen haben."


    Er erhob sich von seinem Sitz. "Ich danke Dir nochmals für das erhellende Gespräch, Helvetius. Vale."

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