Vor der Curia Iulia | Das Schweigen der Larven

  • Nach der Abstimmung über die Magistrate des kommenden Cursus Honorum trat Gracchus aus der Curia Iulia hinaus, durchaus erleichtert, doch gleichwohl ein wenig frappiert über seine eigene Wahl zum Consul. Träge und blass hing die kühle Wintersonne über Rom, überschattet von einigen neblig-graufarbenen Wolken. Dennoch strahlte das Forum Romanum in seiner ganzen Lebendigkeit, denn gleichwohl es an jedem Tage vor Leben nur so strotzte, hatten sich an diesem Tage noch einige Menschen mehr eingefunden als sonstig, um die Ergebnisse der Wahlen gleich als erste zu erfahren, und einige andere, um diesen Andrang gewinnbringend zu nutzen. Männer mit Tabulae suchten so nah als möglich zur Curia hin zu gelangen, um die Wahlergebnisse zu notieren, um sie sogleich an ihre Patrone und Bekannte in den Provinzen schreiben zu können, einige Frauen schoben sich zwischen sie, um gleichwohl über die neuesten Entwicklungen informiert zu sein, neben dem Altar des göttlichen Iulius hatte ein mobiler Garküchenwagen sich positioniert, aus dessen Kessel heißer Dampf empor stieg, und dessen Besitzer den Wartenden gegen einige Münzen zumindest den Hunger hatte vertrieben, fliegende Händler drückten sich durch die Menge, um ihre Waren jedem feilzubieten, der sie wollte oder nicht, und ein streuender Hund vertilgte die Reste einer verschmähten Mahlzeit am Fuße der Rostra. Rom barst geradezu vor regem Umtrieb und emsiger Fülle. In Gracchus indes war alles still, wohliges Schweigen thronte über seinem Horizont und hallte durch die weitläufigen Flure seines Gedankengebäudes. Kein Flüstern oder Säuseln drang aus den Ritzen und Fugen, kein Raunen, kein Keifen oder Zischen aus den Ecken, kein Kreischen und kein Zetern im Hintergrund, nicht einmal das Kratzen und Schaben scharfer Klauen auf steinernem Grund. Alles still. Lautlos und schweigend.
    "Na siehst du, Gracchus, so schlimm war es doch gar nicht."
    Erst die Hand Cornelius Scapulas, welche seine Schulter berührte, durchbrach die Stille und brachte Gracchus' Sinne zurück in die Gegenwart. Er nickte.
    "Nun, das Schlimmste steht erst noch bevor"
    , erwiderte er, doch seine Lippen kräuselten sich in einem Lächeln. Quer über das Forum hallten Rufe, Namen von gewählten Magistraten oder solchen, welche es nicht geschafft hatten, Handelswaren, welche angepriesen oder lautstark abgelehnt wurden, eine Frau lachte lauthals über einen Scherz, welcher bereits verflogen war, der Garküchenhändler brüllte einem Fragenden sein Angebot quer über den Platz und der Hund an der Rostra kläffte einen Raben an, welcher es wagte sich dem Essbaren zu nähern. Doch in Gracchus war es still. Alles still. Lautlos und schweigend.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM


  • Volusus Pinarius Albus, - Alb


    Alb wartete vor der Casa Ovidius auf dem Aventin. Sein Plan war dem Senator Memmius Ovidius Corvinus auf dem Weg zum Senat zu folgen. In seine Casa würde er kaum ungesehen eindringen können, also brauchte er einen anderen Ort um ungesehen seine Arbeit verrichten zu können. Seinen Auftrag, zu dieser Arbeit, hatte er genauso erhalten, wie der Alte es ihm erklärt hatte.
    Würdevoll, man könnte eher noch sagen wichtigtuerich schritt der Senator, inmitten eines Pulks von Schreiberlingen Klienten in Richtung Forum.
    Alb war es egal was das für ein Mann war. Er hatte den Namen noch nie gehört und hielt ihn deshalb für bedeutungslos.
    Volusus Pinarius Albus schloss sich dem Pulk seiner Begleitung an. In dem immer dichter werdenden Gedränge, denn von allen Seiten kamen die Senatoren mit ihrem Gefolgsleute. Einige zu Fuß, schließlich brachte es Stimmen, wenn man sich der Öffentlichkeit in großen Auftritten zeigte, andere kamen in Sänften.
    So eine Freitreppe ist schon etwas besonderes. Jeder hat seine eigene Art diese zu erklimmen und Ovidius Corvinus besonders. Wohlbeleibt sich leutselig gebend nutzte er immer wieder Begrüßungen von bekannten Gesichter oder das begrüßt werden, um kleine Atempausen einzulegen. Jedesmal entstand ein kleiner Stau, der sich kaum aufgelöst wieder neu bildete. Das große bronzene Tor der Curia Iulia, in dem nur die Senatoren eintreten durften, schon in greifbare Nähe stolperte ein Sekretär unversehens gegen sein Dienstherrn weil dieser plötzlich stehen geblieben war. Ovidius Corvinus hatte sich an sein Herz gegriffen und war in sich zusammengesackt. Jetzt erst, als man ihm behilflich sein wollte, nach seinem vermeintlichen Schwächeanfall, entdeckte man den größer werdenden Blutfleck. Der Senator war auf dem Weg zum Totenreich, der Fährmann Charon wartete schon und Alb schritt unerkannt in Richtung Forum davon.

  • Ein Pulk von Liktoren, Sekretären und sonstigen Begleitern des Senators ging die Stufen hinauf.
    Plötzlich brach der Senator auf den Stufen der Freitreppe zusammen. Ein Sklave beugte sich über ihn. „Dominus?“ Erst leise und dann immer lauter. „DOMINUS??!!!“ Keine Antwort gab der Mann mehr. So schrie der verzweifelte Mann nun, der seine vom Blut des Senators getränkten Hände wild in der Luft umherwirbeln ließ, so das alle in der näheren Umgebung mit dem Blut bespritzt wurden. „HILEF! ZU HILFE! EINEN MEDICUS! DER SENATOR ER STIRBT!“

  • Livianus stand eigentlich nicht weit weg vom Geschehen, war jedoch in eine angeregte Diskussion über den Auftakt der kommenden Wahlen vertieft und wurde erst durch das verzweifelte Schreien eines Mannes in seiner unmittelbaren Umgebung auf das Drama aufmerksam, dass sich hier plötzlich abspielte. Abrupt unterbrach er sein Gespräch und trat auf den am Boden liegenden zu, sah nun auch die blutbeschmierten Hände de Sklaven und spürte wie sein Puls mit einem Mal in die Hohe schlug. Der Mann am Boden war ein ihm nicht namentlich bekannter Senator und er hatte nicht einfach nur, wie vom Decimer im ersten Moment angenommen, einen Schwächeanfall erlitten. Er war offensichtlich einem Messerstich oder ähnlichen zum Opfer gefallen. Sofort wurden seine bereits angestaubten, aber immer noch stark ausgeprägten militärischen Instinkte wieder wach. Er war kein Medicus und konnte den Mann nicht helfe, dass überließ er anderen. Aber als ehemaliger Praefectus Urbi wusste er sofort und mehr wie manch anderer hier was zu tun war. Sein Blick hastete über die Anwesenden hinauf zu den Eingangspforten der Curia Iulia, wo immer mehrere Urbaner zum Schutz der Senatoren bereits standen. Wie ein Donnerhall dröhnte plötzlich seine befehlgewohnte tiefe Stimme über den Vorplatz des Senats.


    "URBANER ZU MIR!!! Den Vorplatz sofort abriegeln!"


    Die Urbaner, die wie immer eher Gelangweilt auf ihren Posten standen, zuckten sichtlich zusammen und eilten sofort herbei.


    "Ein Senator wurde angegriffen. Ich will sofort einen Schutzring um die Senatoren und die Curia. Wenn möglich sperrt das ganze Forum und lasst keinen mehr raus, bis wir einen Überblick der Lage haben. Einer von euch soll los laufen und Verstärkung herbeischaffen. Aber flott!" erklärte und befahl er zugleich dem erstbesten Urbaner, der ihn erreicht hatte. Viele kannten ihn noch als ihren langjährigen Befehlshaber und stellten daher keine Fragen sondern begannen sofort mit der Umsetzung. Wobei ihnen ebenso wie den Decimer bewusst war, dass sie viel zu wenige waren um das Forum in so kurzer Zeit abzusperren. Der Täter war vermutlich längst über alle Berge, wenn er es nicht noch auf weitere Opfer abgesehen hatte. Daher war der Schutz der Senatoren nun von höherer Priorität.

  • Ohne zu fragen wurden die Befehle des wohlbekannten Mannes umgesetzt. „Jawohl!“ Lautete die knappe Antwort. „VORPLATZ ABRIEGELN! CURIA UND SENATOREN SCHÜTZEN!“ Wurde der Befehl umgehend weitere gegeben. „Ihr da sperrt das Forum.“ Natürlich war das eine Sisyphusarbeit. Sie waren nicht genug Leute um alles zu realisieren. Aber man würde das Möglichste tun. „Du hol Verstärkung!“
    Ja die Maschenierie fing an zu laufen. Die Minen der Soldaten waren entsprechen mürrisch, so schnell konnte sich aus einem eigentlich ruhigen Dienst einen riesen Scheiße entwickeln.

  • Nachdem die Soldaten wie vom ehemaligen Stadtpräfekt nicht anders erwartet professionell und rasch reagiert hatten, wandte sich Livianus wieder mit wesentlich ruhigerer aber dennoch gebieterischer Stimme an die anwesende Senatorenschaft. Nicht ohne sich vorher durch einen kurzen Rundumblick zu versichern, dass keiner um ihn herumstand, den er nicht zumindest vom sehen her kannte.


    "Wehrte Kollegen! Ich bitte euch alle wieder ruhig und ohne großes Aufsehen zurück in die Curia. Ein Verbrechen an einen unserer Kollegen wurde verübt. Die Urbaner können uns besser schützen, wenn wir in der Curie sind, bis die Lage klarer wird. Bitte keine Panik, aber seid wachsam. Der Täter konnte noch unter euch sein."


    Kaum hatte er ausgesprochen drängten bereits die weniger gefestigten Kollegen zurück in den Sitzungssaal. So manch einer unter ihnen hatte vermutlich noch nie Blut gesehen, geschweige denn einen Toten. Denn auf den zweiten Blick war Livianus klar, dass dieser Senator bereits derart viel Blut verloren hatte, dass jede Hilfe mit ziemlicher Sicherheit zu spät für ihn kam.


    "Ruhe bewahren!" rief er daher noch einmal hinterher, während sich die Masse der Senatorenschaft wieder zurück in Richtung Sitzungssaal schob.


    Sein nächster Blick galt den beiden Consuln, die er ebenfalls in der Nähe erspäht hatte. Menecrates konnte als alter Verteran auf sich aufpassen, aber sein Mitconsul war eher einer von der verweichlichteren Sorte. Doch die Liktoren hatten sich bereits um die höchsten amtierenden Würdenträger des Reiches positioniert und offensichtlich alles unter Kontrolle.


  • Volusus Pinarius Albus, - Alb


    Was konnte es schöneres geben, als nach getaner Arbeit zu seinem Werk zurück zu kehren und seine Tat zu bewundern, auch darum kam Alb noch einmal zurück. Er wusste Schaulustige würden in Horden zu dem Tatort eilen, denn Rom war auch nur ein Dorf und Nachrichten wie der Mord an einem Senator, verbreitete sich wie ein Steppenbrand.
    So dicht wie möglich versuchte er sich durch die Menge nach vorne zu drängeln. Alb wollte ja eigentlich feststellen, ab welcher Treppenstufe man den Fisch sehen konnte, den er in den Treppenpfeiler, nahe des Getöteten, eingeritzt hatte.
    Wie es schien drängten die Urbaner aber alles zurück, was zu nahe an die Treppe kam und so kehrte er endgültig dem Tatort den Rücken.

  • Maro hatte gerade die Cenaturia von der Wache wegtreten lassen, als ein überaus erregter Kamerad in sein Officium gerannt kam und verkündete, dass ein Senator angegriffen worden war und das Forum abgesperrt werden sollte. Geschwind hatte der Optio also die Centuria wieder eingesammelt - der neue Centurio steckte irgendwo in der Principia (Maro hatte einen Trupp abgeordnet, damit der Centurio nachkommen würde können) - und war auf dem schnellsten Weg im Laufschritt runter zum Forum gerannt. Alldieweil er unter heftigen Rückblenden zum Tag des Aufstandes litt. Aber diesmal waren sie auf alles vorbereitet und heute würde es keine Kompromisse geben. Falls heute wieder die Sklaven randalierten oder sonst wer einen Aufstand durchziehen wollte würden sie auf eine wachsame Truppe treffen. Heute keine Kompromisse. Für den Notfall hatte er auch ein paar der neuen Schleuderer mitgenommen. Damit wären sie auch gegen Angriffe vom Dach gewappnet.


    "Na los Männer! Haltet die Hasta bereit und die Augen offen auch auf die Dächer. Kein Gehampel heute. Aber trotzdem nur zustechen, wenn einer dumm macht. Wir sollen hier für Ordnung sorgen."


    Rigoros und in geschlossener Formation drängten sie sich zum Senatsvorplatz durch. Soweit Maro das erkennen konnte, waren er und sein Haufen wieder mal die erste größere Einheit am Ort des Geschehens. Das konnte ja heiter werden. Vom Tribun oder Centurionen war noch nichts zu sehen. Dafür waren ein paar Senatoren vor der Tür der Curia postiert von denen jemand sicher das Kommando übernehmen würde. Vorher galt es jedoch ihre Position zu stabilisieren.


    "Bildet eine Kette und helft den Kameraden einen Parameter um die Curia zu schaffen. Zieht jeden Zivilisten aus dem Verkehr, der ernsthafte Anstalten macht durchzubrechen. Senatoren ausgenommen. Ich nehm an, dass Verstärkung hier in ein paar Minuten auftauchen wird. Auf gehts."


    Noch immer dabei sich einen Überblick zu verschaffen wandet er sich den Senatoren zu. Der Optio entschloss sich, ohne groß die Rangfolge der Anwesenden auszumachen, beim Curator Rei Publicae Meldung zu machen, der sich vor der Curia aufgebaut hatte.


    "Ave Curator. Optio Marcus Octavius Maro Cohors XII · Centuria III der Cohortes Urbanae. Wir wurden hierher befohlen. Es werden in Kürze zweifellos noch andere Einheiten eintreffen und die Situation unter Kontrolle bringen. Wir sind auf alles vorbereitet."

  • "Optio!" nickte Livianus dem Urbaner kurz begrüßend zu, bevor er die Lage aus seiner Sicht erklärte. Ein Offizier wäre ihm lieber gewesen, aber vorerst tat es auch der Optio, der einen tüchtigen Eindruck machte.


    "Ein niedergestochener Senator. Alles ging so schnell, ich nehme nicht an, dass irgendjemand etwas Brauchbares gesehen hat. Zumindest ging alles erst los, als der Senator bereits am Boden lag und keiner Schrie nach einem vermeintlich flüchtenden Täter. Vermutlich ist dieser auch schon über alle Berge."


    Erneut sah er sich selbst nach möglichen Verdächtigen um. Aber diejenigen, die nicht aus Panik bereits versuchten das Forum Romanum zu verlassen, bildeten bereits eine große Traube an Schaulustigen am Vorplatz des Senats, welche von den Urbanern zurückgehalten wurde. Unmöglich unter all diesen Leuten einen Täter auszumachen. Als nächstes sah er Richtung Curia und stellte zufrieden fest, dass die Senatoren einigermaßen ruhig und besonnen zurück in den Sitzungssaal gingen. Rein aus alter Gewohnheit und ohne sich darüber groß Gedanken zu machen erteilte er dem Optio weitere Befehle, da sonst kein Offizier anwesend war.


    "Um sicher zu gehen, sollen sich ein paar deiner Männer einen Senatsschreiber schnappen. Diese kennen jeden einzelnen Senator hier. Überprüft anhand der Anwesenheitsliste alle Senatoren um sicher zu gehen, dass sich der Täter nicht unter sie gemischt hat. Das kann eine Weile dauern, die Sitzung war heut ziemlich voll."


    Livianus ging nicht davon aus, das der Täter ein Senator war. Allerdings war eine Senatorentoga schnell aufgetrieben und angelegt. Ein perfektes Versteck unter der Masse an hunderten Senatoren, die sich hier heute tummelte. Wenn man sich geschickt verhielt, fiel man nicht wirklich auf.


    "Ebenso sind etwaige Zeugen ausfindig zu machen, zu befragen und ihre Namen und Adressen für etwaige spätere Befragungen aufzunehmen. Vor allem der Sklave des Opfers war in Unmittelbarer Nähe. Seht was ihr aus ihn heraus bekommt.


    Das ganze Forum zum Sperren hat nun wohl auch keinen Sinn mehr. Wenn der Täter gleich nach dem Angriff geflohen ist, dann ist er längst weg. Untersucht daher lieber den Tatort genau. Vielleicht findet man irgendetwas, dass mit der Tat zusammenhängt."

  • Es hatte schnell gehen müssen und die meisten seiner Kameraden waren hochgradig empört, als es in der Castra plötzlich hieß, dass ein Senator auf den Stufen vor der Curia Iulia im Sterben lag. Ein Attentat ganz offenbar. Doch viel Zeit für weitere Spekulationen blieb nicht und es waren nicht wirklich viele Informationen, die zu den Soldaten vorgedrungen waren. Was war nur los mit Rom dieser Tage? Während Scaeva in voller Rüstung auf dem Platz antrat, um sich sogleich mit den anderen in Richtung Stadt in Bewegung zu setzen, stellte er sich diese Frage immer wieder. Ungute Gefühle wallten in ihm auf, während es im Laufschritt durch die Straßen ging und man Optio Maro folgte. Doch wo war der Centurio? Auch für diese Frage blieb keine Zeit, denn der Notfall, zu welchem sie gerufen wurden, lag blutend auf den Stufen der Curia und es blieb zu hoffen, dass unter den Senatoren und den Zivilisten nicht eine Panik ausbrach. Es waren unschöne Erinnerungen an den Aufstand nicht nur in ihm, sondern gewiss auch in anderen.


    Wie befohlen umfasste Scaeva, auf dem Platz angekommen, die Hasta fester und schaute sich um. Die Ordnung sollte um jeden Preis gewahrt werden, was ihm nur sehr recht sein konnte. Immerhin tat er inzwischen selbst vieles für die Ordnung in Rom, auch wenn es ihm ein schlechtes Gewissen bescherte und ihn dann und wann schlecht schlafen ließ. Nein, er war nicht mehr der lockere, fröhliche Miles, der jung und hoffnungsvoll in die Zukunft schaute und darauf hoffte, sich eines Tages seine Sporen verdienen zu können. Es war eine sonderbare Verbitterung, die er dann und wann spürte, wenn es ihm nicht gelang seine Tätigkeiten für den Trescenarius zu verdrängen. Doch sollte es ihm damit doch eigentlich gut gehen. Auch jetzt wischte Scaeva alle seine Gedanken beiseite, denn sie sollten ihm in den folgenden Stunden nicht hinderlich werden.


    Gemeinsam mit den anderen bildete er auf Befehl hin eine Kette und setzte sein Augenmerk auf die Zivilisten, die es im Zaum zu halten galt. Unter den Schaulustigen befanden sich auch Frauen mit Kindern, doch eine Menschenmenge war deshalb dennoch nicht zu unterschätzen. Sie agierte meist wie eine einzige, nicht zurechnungsfähige Person und genau das konnte gefährlich werden. Immerhin schienen die Senatoren so vernunftbegabt zu sein, sich allmählich in die Curia zurück zu ziehen. Nunmehr galt es aber, weitere Befehle abzuwarten.

  • Tribun Petronius kam hoch zu Ross auf das Forum galoppiert. Wägen und Pferde waren eigentlich tagsüber nicht gestattet, aber in Notfällen konnte man natürlich eine Ausnahme machen. Das Problem war, dass es gute Gründe gab, dass tagsüber keine Wägen fahren durften - man kam einfach nicht durch! So war es zu erklären, dass Lucius nicht an der Spitze der Bereitschaftscenturia erschien, sondern kurz nach ihr eintraf. Vom Rücken des Pferdes aus hatte er zumindest einen gewissen Überblick und erkannte sofort, dass einer der Senatoren das Heft in die Hand genommen hatte.


    Zielstrebig hielt er auf die Stufen der Curia Iulia zu, wo er auch sofort den toten Senator sah. Den "befehlshabenden" Senator erkannte er dagegen nicht - was kein Wunder war, denn er konnte sich ja nicht jeden merken!
    Er drängte sich durch den Ring der Urbaner durch und sprang neben Livianus vom Pferd.
    "Tribun Petronius Crispus, Senator. Ich übernehme ab jetzt!"
    erklärte er und setzte seinen Helm ab - es war ja deutlich zu sehen, dass keine unmittelbare Gefahr drohte. Fragend sah er sich um und entdeckte Maro.
    "Optio Octavius? Was ist geschehen?"
    Dass er den Senator ignorierte war kein böser Wille - Lucius ging nur davon aus, dass die Ermittlungen in dieser Sache Aufgabe der Cohortes Urbanae waren und diese entsprechend ihre Aufgabe ungestört begannen. Der Senator war ein Zeuge, keine Frage - aber eben nicht mehr! Dass das etwas unhöflich war, bemerkte der Petronier - wie üblich - nicht...

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  • Der Tribun auf seinem Pferd war schon weiten zu sehen, da er auf seinem Ross weit über die übrigen Menschentrauben hinausragte. Gespannt hatte Livianus verfolgt wie er immer näher kam und sich die ganze Zeit über gefragt, ob es noch einer seiner ehemaligen Offiziere war. Als der Reiter schließlich bei ihm angekommen und seinen Helm abgenommen hatte erkannte er sofort am Gesicht und an der recht abweisenden Haltung des Mannes, dass dem nicht der Fall war. Der Decimer stand immer noch unter Anspannung und Adrenalin und kurz schoss ihm das Bedürfnis durch den Kopf den Offizier dafür zurecht zu weisen. Aber ihm nächsten Moment wurde ihm wieder klar, dass dieser Tribun vollkommen richtig handelte und ihm den Curator rei publica keine Rechenschaft schuldig war. Er war nicht mehr der Stadtpräfekt Roms. Er schluckte seinen anfänglichen Grant daher runter und nickte nur bejahend. "Natürlich Tribun!"


    Dann trat er einen Schritt beiseite und beobachtete, wie sich der Offizier an den Optio zuvor wandte. Wenn dieser Gescheit war, würde er Livianus „Befehle“ und Informationen von zuvor als seine bisher eingeleiteten Maßnahmen verkaufen und sich so bestimmt das Wohlwollen und eventuell auch ein Lob des Tribuns sichern. Der alte Decimer würde ihn deshalb bestimmt nicht böse sein. Statt beim Gespräch der beiden nun mit sich selbst beschäftigten Urbaner zu lauschen nutzte er die Gunst der momentanen Unachtsamkeit, um sich selbst noch einmal in Ruhe den Tatort anzusehen. Er trat die Stufen die wenigen Schritte hinunter zur immer noch dort liegenden Leiche und sah sich aufmerksam um.

  • Es dauerte tatsächlich nicht lang bis weitere Verstärkung eintraf, der Tribun Crispus inklusive.
    Ohne viel Aufhebens meldete er also:


    "Salve Tribun, es scheint, dass ein einzelner Senator hier erstochen wurde. Sonst gibt es augenscheinlich keine weiteren Verletzten. Die Männer sind gerade dabei einen Parameter um den Tatort zu sichern. Ich schlage zudem vor an den wichtigsten Zugängen zum Forum Trupps zu platzieren, die de Lage im Auge behalten. Im Moment sieht es nicht so aus, als stünde uns ein weiterer Aufstand ins Haus, aber wir bleiben wachsam.


    Wir waren gerade im Begriff die anwesenden Senatoren mit einer Anwesenheitsliste abugleichen um eventuelle Innentäter auszuschließen und Zeugen einzusammeln. Bestätigst du diese Vorgehensweise?"


    Während er sprach ließ er immer den Blick übers Forum und vor allem über die Dächer nach eventuellen Angreifern schweifen. Wenn jemand eine größere Anzahl Römer erledigen wollte, war bei dem ganzen Auflauf hier die beste Gelegenheit, die sich in einer langen Zeit bieten würde. Und Maro hatte bei der Sache sicher kein gutes Gefühl. Wer sich traute, einen Senator umzulegen und das vor aller Augen war entweder von einem blinden eifer getrieben, der einen das Risiko vergessen ließ, hatte nichts zu verlieren oder war ein Profikiller, der vor nichts zurückschrecken würde. Sie würden sehen.

  • Der Senator war angenehm folgsam und machte sich nicht weiter wichtig. Das bedeutete, dass Lucius und seine Männer in Ruhe arbeiten konnten:
    "Gute Idee!"
    bestätigte er den aktuellen Plan des Octaviers und nickte*.
    "Wer ist der Typ überhaupt?"
    fragte er dann noch mit Blick auf den Toten. Neben diesem standen mehrere Männer, die offensichtlich Sklaven waren - kein Senator ging ja allein auf das Forum Romanum, selbst wenn er eine Senatssitzung hatte! Einer von ihnen - sichtlich erschüttert über den Tod seines Herrn - antwortete:
    "Das ist... oder war der ehrenwerte Memmius Ovidius Corvinus."
    "Soso. Und gibt es Zeugen für diesen Mord?"
    Er sah fragend in die Runde.

    Sim-Off:

    * Das könnte man entweder in der Curia Iulia machen oder hier im Thread mit Hinweis, dass das in der Curia Iulia stattfindet (da Maro ja keine Schreibrechte dort hat).

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  • Nachdem sich Livianus noch einmal in aller Ruhe einen Überblick über die genaue Lage der Leiche und deren direkte Umgebung verschafft hatte, schritt er die Stufen weiter hinab in Richtung des Sperrrings, den die Urbaner gebildet hatten, so dass er den Ort des Verbrechens aus einer etwas weiter entfernteren Perspektive betrachten konnte. Der Mann war offensichtlich gekonnt mit einem einzigen Messerstich getötet worden. Der über die Politik erzürnte Durchschnittsbürger oder ein Affektmörder fiel daher als Tatverdächtiger schon einmal weg. Ein solcher Täter wusste nicht mit dieser Prozession wo genau er hin stechen musste, um ein solch unmittelbares und vor allem unauffälliges Ergebnis zu erzielen. Nachdenklich schüttelte der Consular den Kopf und fuhr sich nachdenklich durch seinen Bart. Weder in der direkten, noch in der unmittelbaren Umgebung war etwas auffälliges zu sehen, wie etwa eine weggeworfene Tatwaffe oder ein sonstiger herumliegender Gegenstand, der einen Hinweis bieten konnte. Der Täter ging also schnell, gezielt und vorbereitet vor.


    Er stand nun sehr nahe an der Absperrung und ließ seinen Blick über die immer größer werdende Traube der Schaulustigen schweifen. Kein verdächtiges Gesicht war zu erkennen, dass er vielleicht noch aus seiner Zeit als Praefectus Urbi wiedererkannte. Aus seiner Sicht war hier ein Profi am Werk gewesen der, wenn er sich nicht unter den Senatoren versteckt hielt, schon bestimmt über alle Berge war.


    Enttäuscht wollte er gerade wieder die Stufen nach oben steigen, als er an einer der Treppenpfeiler doch etwas auffälliges bemerkte. Irgendetwas war dort nahe des Toten eingeritzt. Schaute man von oben herab konnte man es nicht sehen. Erst jetzt wo er vom Forum aus hinaufschaute, war es zu sehen. Da er diese Treppen in den Senat bereits tausende Male hinaufgestiegen war wurde ihm sofort klar, dass dieses Gekritzel relativ neu sein musste. Er trat näher heran um es besser zu erkennen und kniete sich davor sogar recht unsenatorisch mit einem Knie auf den Boden. Allem Anschein nach war es das Symbol eines Fisches - das Zeichen der Christen. Er streckte seine Hand aus und fuhr langsam über den aufgerauten Stein.

  • Sim-Off:

    Ich mach dann mal hier weiter^^


    Auf die Frage des Tribuns, ob es Zeugen gegeben hatte, antwortete Maro schlicht:
    "Eine Menge Leute kommen hier infrage, Tribun. Zuerst natürlich die ehrenwerten Senatoren, die sich hire versammelt haben, die wir ja ohnehin mit der Liste abgleichen wollen."
    Fragend sah er sich nach einem der Schreiber um, die eine Liste der anwesenden Senatoren haben mussten. Der Curator Decimus kniete derweil auf dem Boden um etwas zu untersuchen. Der Optio sah es zwar nicht gern, wenn irgendeiner an möglichen Beweisen herum fummelte, andererseits war das da der Curator Rei Publicae und so glaubte Maro nicht, dass es ihm zustand, den ehrenwerten Senator von der Seite anzuhauen. Der würde schon bescheid sagen, wenn er etwas von Bedeutung gefunden hatte.

  • Scheinbar fühlte sich erstmal niemand der Anwesenden angesprochen - der Decimer sah herum, dann schließlich meldete sich der Octavier.
    "Gut - kann mir jemand Genaueres zum Tathergang sagen?"
    Er sah zu dem Senator, der sich inzwischen auf den Boden gekniet hatte - warum, konnte der Petronier nicht so recht erkennen.
    "Senator, ist alles in Ordnung? Hast du gesehen, was genau passiert ist?"

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  • "Nein hab ich nicht Tribun, aber komm her und schau dir das hier an."


    Livianus erhob sich wieder aus seiner knienden Haltung und deutete mit der Hand auf das Symbol auf der Säule.


    "Ich könnte beschwören, dass dieses Symbol bei meinem letzten Gang über diese Stufen noch nicht da war. Und der ist noch nicht all zu lange her. Könnte natürlich auch Zufall sein, aber wenn du dir das Symbol ansiehst, wirst du vermutlich auch so deine Zweifel daran haben."

  • Ein bisschen verwirrt beugte der Tribun sich hinunter und kniff die Augen zusammen. Ein Fisch - er hatte keine Ahnung, worauf der Decimer damit anspielte. Die Stufen hier wurden zwar regelmäßig erneuert, aber es gab ständig irgendwelche Kritzeleien darauf. Und was genau ein Fisch bedeuten sollte, wusste er auch nicht. Etwas unsicher riet er daher ein bisschen:
    "Meinst du, die Zunft der Tiberfischer hat den Senator ermordet?"
    Eigentlich vermutete er, dass diese Collegia eher das Symbol einer Gottheit hatten - von Tiberinus vielleicht, oder von den Dreizack von Neptun... aber wer sonst sollte einen Fisch haben?

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  • Nun ließ sich der Tribun also doch dazu herab den Consular und früheren Praefectus Urbi zumindest anzuhören. Denn ernst genommen fühlte sich Livianus bei der Frage des Petroniers nicht so wirklich. Tiberfischer? Wie lange war dieser Offizier im Amt und wie gut kannte er Rom? Der Decimer ließ sich jedoch davon nicht beirren und versuchte ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten.


    "Nun wenn ich mich nicht ganz irre, dann verwendet die Sekte der Christen diesen Fisch als ihr Symbol. Und im Zusammenhang mit den vor kurzen stattgefundenen Ausschreitungen hier in Rom, wäre das schon ein sehr merkwürdiger Zufall. Auch bei der anderen Untersuchung scheint diese Sekte im Fokus der Ermittlungen zu rücken. Nähere Informationen kann dir da aber bestimmt die Cohortes Praetoriae liefern. Ich denke man sollte dieser Spur jedenfalls nachgehen."

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