Captio Valeria Vestina

  • Heute war es also soweit, die Priesterinnen der Vesta betraten die Regina in ihrer langen, weißen Tracht, das Gesicht unter einem Schleier verhüllt.
    Der Imperator war noch nicht erschienen, daher begrüßte die Virgo Vestalis Maxima die anwesenden Priester und hielt einen knappen Plausch mit ihnen.


    Etwas abseites wartete eine ältere Priesterin mit Valeria Vestina ebenso auf das Eintreffen des Kaiseris.

  • Vestina war ein wenig nervös, als sie an diesem Tag mit der älteren Priesterin zum ersten Mal in ihrem Leben nicht nur dem Palast nahgekommen, sondern sogar hineingekommen war. Während sie nun an der Seite der Priesterin wartete, zitterte sie ganz leicht und versuchte sich ein wenig abzulenken, indem sie ihren Blick wandern liess.


    Sie hatte nun schon einige Zeit im Atrium Vestae verbracht, einige der Vestalinnen kennengelernt und war auf das vorbereitet worden, was sie heute erwartete, aber trotzdem war sie angespannt. Für das kleine Mädchen war das ein völlig neues Gefühl, dass sie in ihren jungen Jahren so noch nie erlebt hatte. Aber sie war zuversichtlich, dass das Gefühl bald vorbei sein würde. Wenn erst der Pontifex Maximus eintraf, würde es losgehen und dann wäre auch schon bald alles vorbei.

  • Natürlich kam der Kaiser zu diesem wichtigen Termin nicht zu spät. Die Vestalinnen standen unter dem besonderen Schutz des Pontifex Maximus und auch wenn Severus dieses Amt eher seinem Stellvertreter im Collegium überließ, fühlte er sich in dieser speziellen Aufgabe besonders verpflichtet. Angekleidet in das Gewand des obersten Priesters und begleitet von einer Schar Ministri nahm er also den vertrauten Weg in die Aula Regia, wo die Vestalinnen bereits warteten.


    "Salvete, meine Vestalinnen!" begrüßte er dann zuerst die Priesterinnen. Dann blickte er zu der Valerierin. "Ist dies eure neue Schwester?"

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  • Die Vestalinen drehten sich dem Augustus entgegen. "Salve, ehrwürdiger Pontifex Maximus et Augustus." Begrüßten sie ihn. "Ja das ist Valeria Vestina unsere neue Schwester." Sagte eine der älteren Frauen. Sie winkte dem Mädchen zu, damit sie zu ihnen trat. "Komm her Vestina."

  • Vestina beobachtete mit gebannt schweigendem Staunen die Ankunft des Pontifex Maximus. Sie hatte den Mann noch nie zuvor gesehen und wusste nur das, was ihre Mutter ihr erzählt hatte. Und die junge Frau hatte dem kleinen Mädchen immer nur gutes und bewunderndes über den Kaiser erzählt.


    Während der oberste Priester die Vestalinnen begrüßte, versuchte Vestina sich ein wenig zu beruhigen, da sie unter keinen Umständen wollte, dass irgendetwas schief ging, nur weil sie zu nervös war. Und dann war es soweit und sie wurde dazu gerufen.


    Mit langsamen, anfangs etwas unsicheren, Schritten bewegte sich die junge Valerierin von ihrer Warteposition hinüber zu den Vestalinnen und dem Pontifex. Sie blieb ein kleines Stück vor ihnen mit leicht gesenktem Blick stehen.

  • Das Mädchen war ziemlich nervös. Severus wusste wenig von kleinen Mädchen. Seine erste Frau hätte ihm zwar beinahe einmal eine geboren, aber das arme Ding war noch am Tag der Geburt gestorben. Aber wahrscheinlich wäre selbst ein gestandener Senator an so einem Tag nervös gewesen. "Valeria, es ist eine große Ehre, die dir heute zuteil wird. Weißt du das?" fragte er das Kind und lächelte. Mit Lächeln konnte man die Nervosität von Gesprächspartnern oft etwas senken.

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  • Ein Lächeln konnte in Menschen vieles hervorrufen. Zum einen konnte es Menschen, die mit ihrer Nervosität zu kämpfen hatten, beruhigen. Auf der anderen Seite konnte so ein Lächeln aber auch genau das Gegenteil bewirken. Manch ein Mensch mochte sich von einem Lächeln irritieren, verunsichern oder gar einschüchtern lassen. Vor allem wenn das Lächeln von einem Menschen gezeigt wurde, der allein durch sein Erscheinungsbild, seine Position oder seine Ausstrahlung sowieso schon eine solche Wirkung hatte. So ein Kaiser war an sich schon einmal eine Hausnummer für sich, so dass ein Lächeln von ihm vermutlich meistens eher letzteres bewirkte.


    In diesem aktuellen Moment hatte der Kaiser es aber mit einem kleinen Mädchen zu tun, dass äusserst positiv darauf reagierte, wenn man sich ihr gegenüber freundlich gab. So verfehlte das Lächeln nicht die erwünschte Wirkung und die kleine Vestina wurde sichtlich ruhiger. Und dadurch schaffte sie es dann auch dem großen Mann zu antworten. Sie nickte leicht, lächelte ebenfalls und sagte: "Ja, Herr. Ich weiss dass es eine große Ehre ist und ich freue mich sehr darüber, dass sie gerade mir zuteil wird."

  • "Es ist der Wille der Götter." erwiderte der Kaiser. "Du musst dich also nicht fürchten." Die Götter bestimmten ja niemanden ohne Grund als Priesterin. Zumindest war das das, was die Priester behaupteten.


    Da das Mädchen doch recht eingeschüchtert wirkte, beschloss Severus, zuerst das Ritual zu vollziehen. Er sah also zu den übrigen Vestalinnen und erklärte: "Von mir aus können wir das Offizielle hinter uns bringen." Es gab ja ein gewisses Ritual, das mit der Bitte um die Captio begann.

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  • Vestina nickte erneut und ihr Lächeln wurde etwas kräftiger."Ich fürchte mich nicht." sagte sie mit all der Überzeugung, die sie aufbringen konnte, denn sie wollte nicht, dass der Kaiser das Gefühl hatte, dass sie ein Angsthase war.


    Als sich der Oberpriester dann an die Vestalinnen wandte, verhielt sich Vestina erstmal wieder still um nicht für etwaige Fehler im Ablauf zu sorgen. Sie wusste, dass bei allem was mit den Göttern zu tun hatte, ein korrekter Ablauf zwingend notwendig war.

  • Die Oberste Priesterin nickte. "Ja ehrwürdiger Pontifex Maximus, wir sind bereit."
    Nun versammelten sich alle Vestalinen damit man den offiziellen Teil beginnen konnte.

  • "Dann können wir ja beginnen." Der Kaiser nickte Vestina zur Bestätigung zu. Dann begab er sich gemeinsam mit den Vestalinnen zur Apsis der Aula Regia, wo normalerweise sein Thron stand. Heute hatte man einen kleinen Altar errichtet, auf dem eine goldene Statue der Vesta stand. Sie betrachtete der Pontifex Maximus kurz. Dann drehte er sich zu der jungen Valerierin.


    Langsam streckte er seine Rechte aus und legte sie dem Mädchen schwer auf die Schulter. Dann blickte er ihr in die Augen und erklärte: "Valeria Vestina, vom Collegium Pontificium auserwählte Jungfau aus dem Geschlecht der Valerier. Ich nehme dich hiermit auf in den heiligen Dienst der Göttin Vesta, der Hüterin des ewigen Herdfeuers. Ich unterstelle dich meiner Patria potestas und verpflichte dich zu Keuschheit für die Dauer deines Dienstes. Du wirst im Atrium Vestae wohnen und auf allen deinen Wegen von einem Liktor begleitet werden. Du darfst mich Vater nennen und die Gemeinschaft der Vestalinnen wird dir wie eine Familie sein. Dies ist der Wille Vestas."

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  • Die kleine Vestina folgte dem Oberpriester und den Vestalinnen zu dem kleinen Altar. Ehrfürchtig ruhte ihr Blick einige Augenblicke auf der Statue der Göttin, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf den Kaiser richtete, als er sich zu ihr drehte.


    Als sich die kaiserliche Hand auf ihre Schulter legte, war sie im ersten Moment vor allem über das Gewicht der Hand überrascht. Die Hand ihres Vaters hatte nie mit einem solchen Gewicht auf ihr gelastet und sie fragte sich, ob es wirklich nur daran lag, dass der Kaiser weitaus größer und stattlicher war als ihr Vater oder ob die Bedeutung der Geste der Hand zusätzliches Gewicht verlieh.


    Den Blick des obersten Pontifex nahm Vestina mit festem Blick entgegen und hörte seinen Worten aufmerksam zu und nickte dabei leicht um zu signalisieren, dass sie verstand, was er sagte und was dies für sie bedeutete.
    Ich danke dir, Vater. Ich hoffe ich werde mich dieser Ehre würdig erweisen." sagte das kleine Mädchen leise.

  • "Davon bin ich überzeugt." antwortete der Kaiser und lächelte das Mädchen an. "Immerhin hat Vesta selbst dich für dein Amt auserwählt!" So wollte es zumindest die Tradition.


    Er sah fragend zu Virgo Vestalis Maxima. Sie würde entscheiden müssen, wie es weiterging.

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  • Einen kurzen Moment lang blickte Vestina noch den Kaiser an, ehe sie seinem Blick folgte und dann ebenfalls die oberste Vestalin anblickte. Erwartungsvoll schaute sie die Priesterin an.

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