Von der Casa Furia zu Pater Danuvius

  • Officium Maiordomus >>>

    Von der Casa Furia aus ging es immer die Via Nomentana entlang den Hügel Quirinal hinunter, an den hinter Mauern liegenden Stadtvillen, die mit kleinen Parkanlagen: Bäumen, Springbrunnen, steinernen Bänken zum Ausruhen abwechselten, vorbei, bis zu der Porta Salutaris, einem der alten Tore.*
    Roma war in den letzten Jahrhunderten so gewachsen, dass die alten Stadttore ihren Sinn verloren hatten; aber sie existierten noch wie Denkmäler der Vergangenheit.
    Zwischen der Porta und den Traiansmärkten lagen Ladengeschäft und Werkstatt "Pater Danuvius".


    Es versprach, wieder ein heißer Sommertag zu werden. Tiberios, der nur eine einfache helle Tunika und ein Stirnband trug, ging mit dem Korb neben dominus Valentinus her, weil er ja den Weg zu der Farbenmischerei kannte.


    Neugierig war er, was für ein Mensch Valentinus war; aber natürlich konnte er das Wort nicht zuerst an den Römer richten, da musste er warten, bis er angesprochen wurde. ;)




    Sim-Off:

    *Der Weg

  • Valentinus folgte dem Maiordomus auf ihrem Weg durch die Stadt zu Pater Danuvius. Während die beiden an Villen, Springbrunnen und Bänken vorbeikommen, überlegte der junge Furier, wie er Tiberios auf dessen Geschichte ansprechen konnte. Zwar war jener ein Sklave und musste seinem dominus deshalb sowieso antworten, aber Valentinus wollte etwas vorsichtiger vorgehen. Während die beiden also gingen, sagte er nebenbei:


    "Meine Tante scheint dir zu vertrauen. Seit wann bist du denn schon im Besitz der Gens Furia?"

  • "Danke, dass du das sagst, Dominus Valentinus. Ich bin seit fast zwei Jahren * in Roma und im Besitz der Furier. “, erwiderte Tiberios. Während er das sagte, dachte er, ich habe Glück gehabt. Und er fügte hinzu:
    „Eigentlich gehöre ich dominus Furius Philus, der schon länger abwesend ist. Mein Herr ist dein Bruder, richtig?“


    Da in Roma Ehen oft aus politischen Gründen geschlossen und auch wieder getrennt wurden, lagen Geschwister altersmäßig manchmal weit auseinander und hatten auch keinen großen Kontakt zueinander.
    Ob die beiden Brüder überhaupt zuvor viel miteinander zu tun hatten, wußte Tiberios natürlich nicht.


    Er warf dem neuen Furier einen kurzen Blick zu, vielleicht würde er ja ein wenig über seine Familie erzählen.




    Sim-Off:

    *Um Tiberios‘ schnellen Aufstieg plausibler zu machen, rechne ich hier ein Monat = 4 IR- Monate

  • "Du kannst dich sicher relativ glücklich schätzen, schließlich behandelt man die Sklaven in der Casa Furia recht gut, nicht wahr?"


    Als Tiberios das Gespräch auf seinen Bruder lenkte, änderte sich Valentinus' Stimme von einem neugierigen zu einem neutralen Ton.


    "Mein Halbbruder, ja. Wir haben unterschiedliche Mütter. Allerdings bin ich ohne viel Kontakt zu meinen Verwandten aufgewachsen. Nach dem Tod meiner Mutter vor nicht allzu langer Zeit habe ich aber beschlossen, mich an meine Tante zu wenden."

  • Tiberios nickte verstehend, er wollte nicht indiskret sein.
    Obwohl er natürlich auch gerne erfahren hätte, ob der junge Furier die Stadt Alexandria kannte. Immerhin war sein Vater, der Bruder von domina Furia Stella, dort in der Provinz Aegyptus gestorben.


    "Wir werden alle sehr gut behandelt, und ich habe der Tyche, der Schicksalsgöttin - ihr Römer nennt sie Fortuna - schon einmal ein Opfer gebracht, um ihr Dank zu sagen.", sagte Tiberios.


    Selbstverständlich hätte jeder Sklave eine positive Antwort gegeben, doch die Wärme in Tiberios' Stimme war echt:
    Er hatte den Furiern in Roma alles zu verdanken.

  • Valentinus bedauerte so wenig Kontakt zu seinem Vater und dessen Familie gehabt zu haben. Doch nun konnte man die Vergangenheit eben nicht mehr ändern.


    "Das höre ich gern. Aber sag mir, da du offensichtlich nicht aus Rom bist, woher kommst du? Oder redest du nicht gern darüber?"


    Der junge Furier war gespannt auf die Antwort des Sklaven.

  • Tiberios war stolz auf seine berühmte Heimatstadt, die noch von Alexander dem Großen gegründet worden war, wenn auch nicht auf die Umstände seines Verkaufs.


    Daher sagte er: „Doch, ich spreche sehr gerne darüber, dominus Valentinus“, seine Augen funkelten vergnügt:
    „Ich stamme aus Alexandria ad Aegyptum und bin Grieche; zumindest meine Mutter ist Griechin.“

  • Da es Tiberios zu gefallen schien, über seine Herkunft zu reden, fragte Valentinus weiter.


    "Alexandria also, interessant. Sicher kannst du mir erzählen, wie es ist, dort zu leben. Ich war leider noch nie soweit weg von Rom.


    Und dein Vater? War er auch Grieche?"

  • Valentinus wusste nicht, was er mit seiner Bemerkung, dass Tiberios' Herkunft interessant war, anrichtete;
    Tiberios konnte ganze Vorträge über ein Thema halten, wenn er die Erlaubnis hatte.
    Tatsächlich musste man den furischen Sklaven eher bremsen, damit er nicht zu viel redete.


    Der junge Maiordomus wollte also jetzt zu einem längeren Referat über Alexandria ( Lage, Klima, Einwohner, Stadtviertel, Hauptstadt der Wissenschaft der bekannten Welt, das Museion, die berühmte Bibliothek, eines der Weltwunder: Der Pharos, der Leuchtturm) ansetzen, was vermutlich einige Stunden in Anspruch genommen hätte.


    Aber Valentinus rettete sich mit seiner letzten Frage, die er nach Tiberios‘ Vater stellte.


    Das brachte den jungen Griechen erstmal zum Schweigen, dann wurde er rot. Dennoch hatte der junge dominus natürlich das Recht auf eine Antwort:


    „Ich bin ein hausgeborener Sklave, ein verna, wie es auf Latein heißt, weil schon meine Mutter eine Sklavin war, dominus, erklärte er:
    Aber wer mein Vater ist, wurde nie aufgeschrieben, und kein Mann hat mich als seinen Sohn anerkannt.“


    Tiberios lächelte nun und sprach weiter:
    „Ich war außer in Roma noch in Portus Ostiensis im Handelshaus der Furii, das deinem Bruder gehört. Aber das war zum Arbeiten, und allzuviel habe ich nicht gesehen. Wo bist du schon gewesen, dominus Valentinus?"

  • "Oh, ich verstehe."


    Valentinus, unwissend, welcher "Gefahr" er gerade entkommen war, beschloss erst einmal nicht weiter auf Tiberios' Familie einzugehen, der Sklave schien nicht allzu gern darüber zu reden.


    "Um ehrlich zu sein, ich war noch nie wirklich weit von Rom entfernt, auch wenn ich gerne andere Teile des Imperiums gesehen hätte. Aber wer weiß, vielleicht komme ich ja einmal dazu.


    Vermisst du Alexandria?"

  • Das war eine Frage, die Tiberios wieder aufrichtig beantworten konnte:
    „Zu anfang schon. Aber dann immer weniger. Mittlerweile ist Roma meine Heimat geworden.“


    Ganz kurz – denn es gehörte sich nicht, einen Ranghöheren direkt anzustarren – schenkte Tiberios dem jungen Furier einen freundlichen Blick. Er war sehr aufmerksam, und er stand auch allein in der Welt, soweit der Sklave es mitbekommen hatte, war er elternlos. Dennoch, er würde eigene Pläne haben. Ein junger Römer aus bester Familie, ihm stand die große Welt des Imperiums offen.


    „Du wirst dir eines Tages alle Provinzen des Imperiums ansehen können, dominus Valentinus.“, sprach der junge Alexandriner.


    Reisen, das war eine Sehnsucht.


    Mittlerweile waren sie an die Porta Salutaris angekommen. Tiberios sagte:
    „Jetzt ist es nicht mehr weit.“ Er schlenkerte mit dem Korb, ein bißchen übermütig war er.

  • "Dann sind wir schon zwei, Rom wird immer meine Heimat bleiben."

    Meinte Valentinus und lächelte ebenso wie Tiberios, bevor er wieder antwortete.


    "Das wäre ein Traum. Ich bin gespannt, was die Zukunft für uns alle bereit hält."

    Valentinus wurde wieder ein bisschen nachdenklich. So ganz sicher war er sich nicht, wie er sich seine eigene Zukunft vorstellte. Der junge Furier war ein freier Bürger, ihm standen alle Wege offen, doch welchen würde er wählen?
    Tiberios riss ihn aus seinen Gedanken und Valentinus bemerkte, dass die beiden die Porta Salutaris bereits erreicht hatten.

  • Tiberios nickte; die Zukunft war nie gewiss.
    Hier waren alle Menschen in der Hand der Götter.


    „Ich verehre Tyche, die Göttin des unwägbaren Schicksals, dominus.", sagte er:
    „Ihr Römer nennt sie Fortuna, aber Fortuna bringt Glück und Segen. Die griechische Tyche jedoch… sie schlägt zu, wenn man es nicht erwartet; erhöht Menschen oder bringt sie zu Fall. Ich werde für dein Wohl zu Tyche beten und auch deinem Genius künftig opfern, so wie ich das schon für den Genius meines Herren tue.


    Oder gibt es einen Gott, den du besonders verehrst, dominus Valentinus?"


    Er war nun ernst, denn Frömmigkeit und Respekt den Göttern gegenüber waren eine ernste Angelegenheit für einen Römer.

  • "Ich danke dir, dass du für mich beten willst. Hoffentlich wird Tyche dich erhöhen."

    Antwortete Valentinus dankbar. Tiberios schien es ernst zu meinen, was Valentinus freute. Er beschloss ebenso für den Sklaven zu beten.


    "Ich versuche alle Götter zu ehren."

    Meinte er, mehr wollte er zu dem Thema nicht unbedingt sagen.

  • Tiberius stimmte zu, ja, es war wichtig, alle Götter zu ehren.
    Mittlerweile hatten sie die Porta hinter sich gelassen und bogen in die Straße ein, in der die Farbenmischerei lag.
    Der furische Sklave deutete auf das Gebäude:


    „Dort haben sie alle Arten von Tinten und Farben, die man sich vorstellen kann! Und man darf sie ausprobieren. Ich hoffe, du wirst fündig, dominus!“


    >>>Farbenmischerei Pater Danuvius

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