Kandidatur zum Quaestor

  • Es war ein schöner und sonniger Tag, ideal für eine Rede auf dem Forum Romanum. Medeia kam in Begleitung ihres Sklaven Ceadh die Via Sacra entlang geschritten. Gemächlichen Schrittes bahnte sie sich den Weg durch die Menschen und ging auf die Rednertribünen am Comitium auf dem Forum zu. Wahlkampfredner in ihren gekalkten Togen präsentierten sich dort schon den Wählern. Heftige oder eher maue Diskussionen wurden geführt und teilweise von den lauthals schimpfenden Rednern, die wieder Mal den Niedergang der Moral anprangerten oder einfach ihre philosophischen Lehren von sich gaben, übertönt.


    Medeia trat auf einer der Rednerpulte zu, richtete ihre strahlende und weiße Stola zurecht. Eine Toga erschien ihr wirklich nicht angebracht. Mit streng zurück gesteckten Haaren trat sie auf die Bühne hoch und wandte sich anmutig um. Ihr Blick ging über die Menschen und sie blieb eine Weile ruhig stehen. Wie eine marmorne Statue stand sie dort und sah über die Hügel Roms hinweg und am Palast des Kaisers vorbei. Ihr Blick ruhte jedoch auf dem Tempel der Vesta und des Saturn, die Beide auf dem Forum standen. Schließlich setzte Medeia an zu sprechen, fast wie beiläufig, doch mit einer festen und sicheren Stimme.


    „Bürger Roms, heute steht eine Tochter dieser schönen und ruhmvollen Stadt vor Euch. Eine Frau, die ihr Leben, ihr Wirken und ihr Handeln dem Sinne widmen will, das Andenken an unsere Ahnen und an die unsterblichen Götter zu verteidigen. Sie möchte für Euch das Leben erleichtern und helfen die Stadt weiter erstrahlen zu lassen. Sie wünscht somit dem Volke, dem Senat und dem Kaiser zu dienen. Große Worte, werdet ihr sagen, und ihr habt Recht. Wer bin ich schon, als nur eine einfache Frau, die einen kleinen Beitrag zu diesen Zielen beisteuern will? Das will ich Euch heute sagen!“


    Medeia pausierte kunstvoll, hob ihren Kopf ein wenig und lächelte über die Menschen hinweg, offen und ohne überheblich zu wirken.


    „Ich bin Artoria Medeia aus der Gens Artoria. Der Ein oder Andere mag meinen Namen schon gehört haben. So diente ich viele Jahre dem Kaiser am Hofe als seine Praeposita Sacri Cubiculi, doch auch im öffentlichen Leben zeigte ich mein Interesse an Politik und Spiele durch die Factio Purpurea. Auch tauche ich meine Feder für die Acta Diurna in die Tinte der Wahrheit und suche mit der Schola Atheniensis das Wissen um unsere Vergangenheit, unsere Traditionen und unsere Kultur unter Euch zu tragen.“


    Wieder schwieg Medeia, wandte ihren Blick und sah zu einer Gruppe von Männern, von denen sie am Meisten Gegenrede erwartete.


    „Ihr werdet sagen, warum vermag eine Frau dies zu tun? Warum bleibt sie nicht im Haus und kümmert sich um den Platz, den die Frauen vor vielen Jahren eingenommen haben? Das sind Fragen, mit denen ich mich auch lange beschäftigt habe. Es war für mich ein schwerer Schritt, lernte ich doch in Achaia kennen, dass eine Frau dort im öffentlichen Leben unerwünscht ist. Doch Achaia ist versunken in der Bedeutungslosigkeit. Dort schlägt nicht mehr das Leben der Politik und des großen Worte. Es ist hier in Rom und es hat sich gezeigt, dass Roms Stärke und Macht mit jedem Bürger gewachsen ist, wahrlich mit jedem Bürger. Auch den Frauen, die sich in das öffentliche Leben eingebracht haben. In dieser neuen Tradition möchte ich ebenfalls mitwirken. So seht in mir nicht eine Witwe oder Frau, sondern seht in mir einen römischen Bürger, der Rom dienen möchte mit all den Fähigkeiten, die ich mitbringen kann, wie mein Wissen, meine Erfahrungen am Hofe des Kaisers, als Praeceptor und Subauctor.“


    Medeia verstummte, atmete ein und nickte freundlich lächelnd einem bekannten Gesicht zu. Zwischendrin grüßte Medeia einige andere Bekannten. Doch dann hob sie ihre Stimme wieder an, denn ihre Rede war noch nicht zu Ende.


    „Aber ihr fragt Euch sicherlich, was will ich vertreten? Bin ich für eine neue Zeit, für eine Zeit der Gleichheit und des Gleichmachens? Was ist mir wichtig in meiner Politik?“


    Medeia ließ die Fragen wirken und sprach dann weiter.


    „Jeder Mann und jede Frau sind verschieden und werden verschiedene Qualitäten in das öffentliche Leben bringen oder dem Imperium beisteuern können. Und das ist auch gut so! Ob zu Hause und durch das Unterstützen der Familie oder auf den Rednerbühnen, dem Senat und im Cursus Honorum, jede Tätigkeit verdient respektiert zu werden. Somit möchte ich jenen helfen, die eine traditionelle Lebensweise, wie es manche verstehen, leben möchten. Aber auch jene, die den öffentlichen Weg wählen wollen, sofern sie dafür geeignet sind.


    Traditionen! Was ist das? Überlieferte Gewohnheiten, die lange praktiziert wurden. Früher war es Tradition, dass wir Plebejer den Patriziern dienten und sie über uns bestimmten. Doch das änderte sich und wir wurden ein Teil der Macht und der Politik. Und das war gut so! Traditionen ändern sich, wie sich auch das Imperium ändert. Und das ist auch gut so! Aber Werte dürfen sich niemals ändern. Werte, die unser Leben und unsere Würde aufrechterhalten. Werte wie die Ehre, die Pflicht, die Treue und Loyalität. Solchen Werten möchte ich mich verpflichten und in meine Politik fließen lassen.


    Ich möchte den hart arbeitenden Menschen hier in Rom die Vorteile des Imperiums, den Reichtum und die vielen Möglichkeiten zu Gute kommen lassen, dabei jene aber nicht vergessen, die täglich in der Fremde ihr Leben riskieren und unser Leben sichern, unsere Soldaten. Somit bitte ich Euch, Bürger Roms, schenkt mir Euer Vertrauen und wählt mich in das Amte des Quaestors.“


    Medeia wartete kurz und beendete ihre Rede mit den Worten.


    „Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit. Und wenn Ihr Fragen habt, stellt sie doch bitte.“


    Medeia lächelte und ließ ihren Blick über die Menschen schweifen. Sie sah viele dabei direkt an und wartete ruhig auf Fragen oder Anmerkungen, die wohl kaum auf sich warten lassen würden.

  • Durus hatte inzwischen schon einige Redner gehört und diese gefiel ihm definitiv am wenigsten. Was er ihr anrechnete, war, dass sie ehrlich war. Was er schlecht fand, war, dass sie gegen die Mos Maiorum rebellierte und die Patrizier in schlechtes Licht rückte. Immerhin hatten die Patrizier so viel für den Plebs getan - und taten es heute noch! Das war also der Untergang des Römischen Reiches: Frauen, die Traditionen in den Wind schossen!
    Dann überlegte er es sich doch anders
    "Dann bist du also dagegen, Traditionen zu bewahren?"

  • Ich hatte der Rede gelauscht. So viel Ehrlichkeit in einer Wahlrede hörte man selten. Die meisten bedienten sich schmückender Worte und höflichen Floskeln. Ich legte interessiert den Kopf auf die Seite, stützte dann meinen Arm auf den Unterarm und legte die Hand ans Kinn. Wieder war es der junge Tiberier, der das Wort erhob. Ich schmunzelte, wusste ich doch, dass dies eine Diskussion sein würde, deren Ergebnis schon von vorn herein klar sein würde, denn die Antwort lautete "Nein", mit Ausnahme der Frauen.

  • Endlich, nach all der Zeit in Misenum war es Callidus nun vergönnt, erstmals den Reden der Kandidaten auf der Rostra zuzuhören. Er würde dies genau tun und auch bei der nächsten Wahl zugegen sein, da er selbst in absehbarer Zeit dort stehen müsste, wie es die Tradition seiner geschätzten Familie geradezu verlangte.
    Er hörte Artoria Medeia eine Weile aufmerksam zu, denn als Praeceptrix der schola Atheniensis wusste er um ihren Intellekt und statt aller Floskeln, die man von vorausgegangenen Reden hätte abkupfern können, war es dies, worauf Callidus insbesondere Acht gab.
    So blieb er stehen und nickte Medeia für ihre Rede freundlich zu.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Medeia hörte Tiberius Durus aufmerksam an und dachte einige Momente über seine Frage nach. Schließlich hob sie wieder an zu sprechen.


    „Ob ich dagegen bin, Traditionen zu bewahren? Daß ist eine Frage, die ich weder mit einem Nein und einem Ja beantworten kann, denn dafür ist das Thema zu komplex. Wie ich schon erläutert habe, sind Traditionen nicht etwas, was feststeht und unveränderlich ist. Traditionen sind Regeln und Gebräuche, die sich in früherer Zeit gebildet haben, weil sie notwendig waren für unser Zusammenleben. Weil sie notwendig waren, um unsere Würde und unsere Kultur zu erhalten. Manchen Traditionen entwickelten sich weiter und sind zu Gesetzen geworden, die sich zu einem Rahmen unseres Rechtes gewandelt haben. Aber andere Traditionen sind verschwunden oder wurden durch Neue ersetzte. Damit sind weder die alten, noch die neuen Bräuche als schlecht oder besser zu bewerten. Aber sie sind den neuen Zeiten angepasst. Wenn ich ein Beispiel anwenden dürfte für die Veränderung einer Tradition?“


    Medeia lächelte freundlich und sprach erst nach einer Kunstpause weiter.


    „Die Tradition der Hochzeit veränderte sich im Laufe der Zeit zunehmend. Ich spreche hierbei von der Heirat sine manu oder manu. Früher war die Manu-Ehe üblich, gerade unter den gehobenen Ständen sehr bevorzugt und als Tradition gesehen. Doch mit der Zeit wandelte sich der Blick darauf und sogar unter dem Stand der Patrizier ist eine Sine Manu-Ehe heute geachtet und geschätzt. Die Tradition hat sich gewandelt, dabei ist weder die Sine Manu noch die Manu Ehe schlechter oder besser, nur einer anderen Zeit entsprechend. Somit kann ich Dir sagen, dass ich dafür bin abzuwägen, welche Traditionen für unsere Zeit gut sind und welche einer Zeit entsprechen, die dem Imperium und den Menschen nicht mehr dienen. Wahrung und Schätzung der Ersten sind natürlich auch mein Ziel.“


    Medeia sah zu Aelius Callidus und nickte ihm lächelnd zu.

  • Zwar stand Gabriel nicht gerade in der ersten Reihe der Bürger, aber er konnte Medeia gut von seinem Platz aus, etwas rechts von ihr in der 3. Reihe der Menschen sehen. Er war heute gekommen, um Medeia zu hören und wünschte ihr sehr viel Glück, hatte sie ihm doch davon berichtet, dass sie kanidieren wollte. Und als sie beendet hatte, klatschte er sehr intensiv, fast schon überschwenglich, denn so weit er es beurteilen konnte, fand er ihre Worte wirklich offen und ehrlich und es war nicht dieses übliche Gerede, was er von so manchem Mann hier gehört hatte. Er glaubte ihr, dass sie meinte, was sie sagte. Unnd so war er auch einer der letzten, die aufhörten zu klatschen.

  • *Tari-lu-tata* Vor sich hinsummend kam Hannibal zum Forum Romanum. Es war wirklich viel los und er fiel kaum auf zwischen den vielen Menschen. Lächelnd lief er über das Forum. Herrlich, so viel Politik, soviele Reden, soviele knallrote Köpfe. Hach, daran konnte man sich wirklich erfreuen, wenn sich die Römer gegenseitig fast zerfetzten und das nur mit dem Wort. Eines Tage würde wohl auch Marcus hier stehen und eine Rede von sich geben, die er, Hannibal, geschrieben hatte. Immerhin konnte jener gut sprechen, wenn er auch nicht denken konnte. Aber Hannibal konnte das für ihn übernehmen. *Tari-lu-tata* Ah, ein Quaestor, noch ein Quastor, ein Aedil...ja, wollte denn keiner für das Amt des Consuls kandidieren? Erstaunt suchte Hannibal nach einem Kandidaten fand jedoch keinen.


    Stattdessen fiel sein Blick auf die Tribüne vor sich. Hannibal erstarrte und glotzte Artoria Medeia völlig erstaunt an. SIE! schoß es ihm durch den Kopf. SIE! Blass sah Hannibal nach vorne und konnte es nicht fassen. Wie kam sie von Athen nach Rom? Was machte sie hier und auf der Bühne? Er vernahm ihre Worte, doch sie rauschten an ihm vorbei. Kandidierte sie? DIESE Frau? Er konnte es nicht fassen. Die Welt drehte sich um Hannibal herum und sein Blick trübte sich. Erinnerte er sich doch an einige Jahre zuvor als er die Frau schon einmal traf. Es war in Athen, in jener Stadt, in die er sich schon seit seiner Kindheit gesehnt hatte. Marcus und er waren über Griechenland, nach Kreta und dann nach Aegyptus unterwegs gewesen. So waren sie auch einige Monate in Athen gewesen.


    Dort hatte er jene Frau kennen gelernt, Medeia, wie sie damals noch hieß. Einfach Medeia und sie war die Besitzerin des Olympos und eine...Hetäre. Gedanken und Bilder schoßen vor Hannibals Augen vorbei. Diese Frau hatte ihm den Kopf verdreht, sein Herz gepackt und mit ihm gespielt. Sie hatte ihm dafür ausgenutzt einen unliebsamen Mann in ihrem Leben zu entfernen. Er hatte einen Mord für sie begannen, hatte seine Hände erneut schmutzig gemacht, nur damit er ihre heißen Liebesschwüre vernehmen konnte, die sich schnell von loderndes Feuer in Rauch und Schall verwandelte. SIE! schoß es durch seinen Kopf. Wut brodelte auf und Haß schoß in ihm hoch...

  • Lucius hatte sich für den heutigen Tag extra frei genommen. Er hatte gehört, dass Medeia aus Germanien zurück war und für das Amt des Quaestors kandidieren wollte.


    Aufmerksam hörte er ihrer Rede zu und war begeistert von den Worten, die ihr verführerischer roter Mund fomte. Wie sehr er sich nach ihrem Anblick gesehnt hatte. Wie lange war es schon her, seit er sie zuletzt gesehen und mit ihr gesprochen hatte? Es war schon viel zu lange her...


    Wie ein Magnet haftete sein Blick auf ihr. Als sie ihre Rede beendet hatte, trat er näher an die Rostra heran. Er bekam nicht mit, was sonst noch in der Menge vor sich ging, da er nur Augen für sie hatte. Ob sie ihn sehen würde? Wie würde sie reagieren, wusste sie doch noch nicht von seinen Gefühlen.

  • SIE! Die brodelnde Wut verwandelte sich in grenzenlosen Haß. Gerade noch vor ein paar Tagen hatte er doch Nadia von dieser Frau erzählt. Frau? In seinen Augen war sie keine Frau mehr, sondern ein kaltes Etwas, was ihn nur benutzt hatte.
    Wirklich ein böses Etwas, was heute und hier von ihm bestraft gehört. Unter seinem Umhang spürte er seinen sica und seinen caestus. Schnell und etwas konfus ließ er seinen Blick schweifen. Nein, es waren keine Leute hier, die ihn kannten und mit den Flaviern in Verbindung bringen konnten. Langsam, aber zielsicher bahnte er sich einen Weg durch die gaffenden Männer.
    Hah! Man sah es doch in deren Augen, was die Männer wirklich von der Frau wollten. Bestimmt nicht ihr zu hören und ihrer Stimme lauschen. Welcher Mann würde denn schon eine Frau auf der Rostra ernst nehmen können? Wie würde Hannibal sie gerne leiden lassen, wie auch Hannibal hatte leiden müssen wegen IHR. Er stieß gegen Gabriel und drängte sich an ihm vorbei, dann stand er schon unterhalb der Bühne.


    Der Riese? Was machte der Riese hier? Nun ja, konnte er später noch herausfinden, wenn überhaupt. Er nickte Ceadh kurz zu und ignorierte alle übrigen um ihn herum. Hannibal sah zu Artoria hoch und er lächelte kalt.
    Oh ihr Furien, ihr Geister der Rache, helft mir mein Werk zu beenden! Für alle jene, die diese Frau in den Ruin getrieben hat! Für all jene, denen sie schändlich das Herz gebrochen hat, kalt und berechnend. Je weiter sich Hannibal in seinen Haß redete, desto mehr erschien die Artoria für ihn wie ein Monster.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung war er auf dem Rednerpult und stand direkt vor Medeia. Seine braunen Augen, die sonst so fröhlich lachten, waren eiskalt und starrten sie an. Schnell zog er seinen sica und stieß damit zu. Ihr Herz wollte er treffen, so wie sie ihm das Herz verwundet hatte.

  • Medeia sah Durus hinter her. Ihre Augenbraue hob sich verwundert, doch sie wandte sich wieder ihren Zuhörern zu. Lächelnd sah sie zu Gabriel als er ihr so laut zu applaudierte und dann sah sie auch Castus an, der recht nahe stand. Sie beugte sich zu ihm runter. „Lucius! Oh ist das schön! Ich hab Dich schon so lange nicht mehr gesehen. Wie geht es Dir?“ Medeia sah wieder zu der Menge. „Lass uns später sprechen, Lucius! Wie Du siehst, lockt mich die Politik gerade. Ich hoffe es kommen noch Fragen, ansonsten denken wahrscheinlich die Tauben irgendwann, dass ich eine Statue wäre!“ Medeia lachte leise und richtete sich wieder zur Gänze auf. In dem Moment sah sie in Richtung der Bewegung und zu Hannibal, der sich auf die Bühne schwang. Verwirrt musterte Medeia ihn und schien ihn erst nicht zu erkennen.


    Ihr Blick ging zu seinem Dolch und sie sah ihn nur verwundert an. Dann zeigte sich Erkennen in ihr Gesicht. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken und starrem Entsetzen als schon der Dolch durch die Luft wirbelte und sich durch ihre weiße Stola hindurch bohrte. Medeia gab keinen Laut von sich, als der Dolch sich in sie hinein bohrte. Nur ein leises Seufzen war für jene zu hören, die direkt bei ihr standen. Doch um den Dolch färbte sich schnell der Stoff blutrot. Medeia sah Hannibal in die Augen. Ihr Mund öffnete sich, um seinen Namen zu formulieren, doch ihre Stimme versagte.

  • In Medeias Nähe stand er und sah wachend wie eine Statue über das Publikum. Er würde seine Herrin beschützen, das stand fest, das war fix, das war für ihn unumgänglich. Castus, der Medeia so unverblümt anstarrte, hatte seine erste Aufmerksamkeit auf den Plan gerufen und dann so abgelenkt, dass er erst einen Augenblick zu spät Hannibal bemerkte. Der erschrockene Blick ging zwischen Castus und Hannibal hin und her, dann verzerrte sich seine Miene und ballte grimmig seine Faust. Das war doch der Kleine, den er auf dem Markt kennen gelernt hatte. Was bei Noreias Prachtarsch machte er hier? Das Blitzen der Klinge überrumpelte ihn nun völlig und er griff in eine Falte seiner Tunika, in der er das Eisengewicht versteckt hielt, umgriff es fest und stürmte dann los. Rom, pass auf, nicht nur Hannibal.. sondern auch ein Kriegselefant war innerhalb der Stadtmauern und Lugh gnade euch. Als er sah, wie Medeia gestochen wurde, stieß er einen keltischen Schlachtruf aus und rammte Hannibal von hinten die beschwerte Faust ins Genick. Er war sich nicht sicher, ob er ihn getötet hatte, aber das war ihm nun egal. Medeia. Medeia! Neben ihr sackte er auf die Knie und starrte die Wunde an, dann zog er den Dolch heraus, hob sie auf seine Arme und starrte über die Menge. Wie war das Wort noch mal, das sie ihm beigebracht hatte?


    "Medicus! Rasch, ein Medicus!"


    Seine Stimme war mehr ein tiefes Brüllen als ein verzweifelter Schrei. Aber es war offensichtlich, dass er verzweifelt war, das konnte man seinem Gesicht ablesen. Besorgt sah er seine Herrin an. Seine Statur, seine Stimme und vor allem die Mimik im wutverzerrten Gesicht sagten eines deutlich aus. Kommt mir jetzt bloß nicht zu nahe, wenn ihr ihr nicht helfen könnt.

  • Ich hörte mir die Rede an, aber dann war es mir zu unheimlich. Plötzlich verübte jemand einfach aus heiteren Himmel ein Attentat. Ich stürmte nach vorne so schnell ich konnte. Ich hatte meine Rüstung an, so wichen mir die Leute respekt voll aus. Der Täter war schnell ausfindig gemacht. So glaube ich. "Halt!", schrie ich. "In Namen Rom´s." Ich sah Castus. Ich gab ihn einem Wink, aber ich dachte, dass er sowieso kommen würde.

  • Hannibal wollte sein sica herausziehen und erneut in die Brust der Artoria stoßen. Sie sollte sterben, hier und jetzt. Aber er kam nicht mehr dazu. Ein wuchtiger Schlag in seinem Nacken schleuderte den Sklaven zur Seite.
    Vor seinen Augen wurde es schwarz, der Schmerz war heiß und siedend. Bei den Göttern, nein, er durfte nicht versagen. Er mußte die Welt von ihr befreien. Sie mußte sterben...waren seine Gedanken.
    Er hörte den Ruf von dem Riesen über sich und sah seine stämmigen Beine und dann hörte er den Ruf von den Urbanern. Er konnte ihr Waffenöl schon förmlich riechen.
    Benommen griff er sich an den Nacken und spürte heißes Blut darüber hinweg fließen. Mit einer verzweifelten Bewegung rollte er sich hinter die Beine des Riesens, so stand er zwischen ihm und den Urbanern. Dann rollte sich Hannibal von der Tribüne auf der Seite der Curia herunter.


    Einige Menschen starrten auf ihn herunter, aber wie immer waren sie zu feige einen bewaffneten Mann anzugreifen. Seinen caestus und sein sica hielt Hannibal immer noch in der Hand.
    Bei der Bewegung herunter fielen jedoch einige Schriftrollen aus seiner Tasche und ein kleines Beutelchen. Doch Hannibal war zu benommen es zu bemerken. Er stürtzte sich zwischen die Leute und zog dabei seine Kapuze hoch. Die Urbaner würden Schwierigkeiten haben, ihn in dem Gedränge zu verfolgen.
    Ab und an setzte er auch seinen caestus ein, um einen Mann wegzustoßen, der glaubte Held spielen zu müssen.

  • Erschöpft von der mittäglichen Patrouille hatte Nepos sein Scutum abgesetzt und tief ausatmend in Richtung Rostra geblickt. Sein japsender Kamerad, der fettleibige Vibius "Lucullus" neben ihm, setzte den Helm ab und stöhnte: "Boah, jetzt müssen wir uns nicht nur von der Rüstung quälen lassen, sondern auch von den Rede der..."
    Lucullus kann den Satz nicht zu Ende sprechen, da geht schon ein Raunen und Aufschreien durch die Menschenmenge. Nepos sieht den Tumult an der Rostra, packt sich den Scutum und läuft los, ohne Rücksicht auf seinen zurückliegenden Kameraden, der aufgrund seiner Unförmigkeit wohl auch noch eine Weile brauchen würde.
    Der Scutum Nepos' drängt rücksichtslos die Passanten beiseite, der Speer ragt gen Himmel und mit der hölzernen Trillerpfeife verständigt Nepos die anderen Kameraden. Bald würde es hier von Stadtkohorten nur so wimmeln!

  • Durus wollte gerade gehen, da hörte er Schreien und Gezeter hinter seinem Rücken. Als er sich umsah, erkannte er, dass ein Mann auf die Kandidaten einstach, so dass ihre weiße Stola mit roten Flecken versehen wurde. Der Attentäter kam jedoch nicht weit, denn schon war ein wild aussehender Kerl, der sicher eine Art Leibwächter war, hinterhergestürmt und hatten den Mann in den Nacken geschlagen. Fassungslos verfolgte der Patrizier die bizarre Szenerie. Damit hatte er beilieibe nicht gerechnet. Hier bahnte sich wohl ein Fall für die Advocatio Imperialis an! So ging er wieder zurück und sah, was die Cohortes Urbanae, die hinzueilten, so erreichen würden...

  • Noch hatte Gabriel Medeia aufmunternd zugelächelt, als ihn plötzlich jemand anrempelte, um sich nach vorne zur Bühne zu drängen. Doch etwas in dessen Gesichtsausdruck kam Gabriel merkwürdig vor, denn er schien nicht begeistert über ihre Rede zu sein. Und als der Fremde unterhalb der Bühne stand, nickte er einem sehr grossen Mann zu, den er wohl zu kennen schien.


    Doch was dann geschah, passierte so schnell, das Gabriel gar nicht schnell genug handeln konnte. Der Fremde war mit seltsam hasserfüllter Miene auf die Rednerbühne gesprungen und stand nun direkt vor Medeia.
    Gabriel ahnte nichts gutes und bahnte sich nun seinen Weg ebenfalls zu Bühne, als er dann eine Bewegung sah, ein Messer blitzen und kurz darauf sackte Medeia mit weit aufgerissenen Augen zusammen.
    Ein Attentat. Auf seine Medeia!!!


    Da griff auch schon der grosse Mann ein und schlug den Attentäter nieder und schrie nach einem Medicus. Gabriel schien wie von Sinnen und ohne es weiter zu registrieren, fand er sich nun auch auf der Bühne und rief Ceadh zu, der sehen konnte, das Gabriel in der Uniform der Vigiles steckte:
    »Ich werde ihr helfen!«


    Dann riss er sich ein Stück seiner Tunika ab und drückte das Stück Stoff vorsichtig auf die blutende Wunde, ein erstes Helfen, bis hoffentlich ein Medicus kommen würde, denn er hatte keine Ahnung, wo er einen auftreiben sollte. Seinen Umhang zog er nun aus und knüllte ihn zusammen, um ihn unter Medeias Kopf zu betten. Dann führte er eine Hand an ihre Wange und blickte sie an.
    »Medeia, halte durch!!!« hauchte er und hoffte, sie würde es noch hören.


    Dann bemerkte er, dass der Angreifer versuchte zu fliehen und so stürzte er ihm hinterher, egal, wen er dabei anrempelte.


    »Im Namen Roms, stehen bleiben!!« Er versuchte in dem Gedränge sein Gladius zu ziehen und den Mann zu verfolgen.


    Edit: das in kursiv

  • Inmitten der Menge vor der Rostra ertönte aufgeregtes Geschrei.
    "Ich kenne diesen Mann! Ich habe ihn schon mal gesehen!" rief ein sichtlich aufgebrauchter, feister Mann unablässig. Umstehende blickten ihn fragend an, die meisten waren sich nicht sicher, ob dieser Kerl nur Aufmerksamkeit erhaschen will oder tatsächlich über nützliches Wissen verfügte.
    Dem Mann versagte schließlich die Stimme, lediglich ein "An der Porta der Villa Flavia!" brachte er noch hervor.

  • Medeia sah auf den Dolch, als er über ihr aufblitzte. In ihrem Gesicht stand Angst geschrieben. "Nein!" murmelte sie leise. "Bitte...!" Doch der Dolch saußte nicht herunter. Der tödliche Stoß blieb aus und dann sah sie noch benommen Ceadh über sich und vernahm laute Rufe. Ihre Stola färbte sich immer mehr rot, das Blut pochte aus der Wunde heraus und tropfte auf die Rednerbühne herunter. Dann wurde sie schon hochgehoben auf starke und sichere Arme. Medeia öffnete ihre Augen und sah zu Ceadh. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Ceadh!" flüsterte Medeia. "Er wollte .... mich ... tö...!" Ihre Stimme versagte und sie sackte in seinen Armen zusammen. Dabei fiel sie in eine tiefe Bewußtlosigkeit. Ihr Kopf fiel zurück und ihre Arme herunter. In dem Moment wirkte sie wie tot. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Stola voll mit roten und leuchtendem Blut. Nur ihre Brust hob und senkte sich noch ein wenig und das Blut pulsierte weiter aus ihrer Wunde heraus. Und doch, obwohl sie das Sinnbild des Todes war, sah sie doch wunderschön aus, wie eine Statue auf dem Grab einer schönen Patrizierin. Ihre roten Haare leuchteten in der Sonne und ihre blassen Lippen waren leicht geöffnet, wie in der Erwartung des erlösenden Kußes.

  • Zwei junge Miles der Cohortes urbanae, standen nicht unweit der Menschenmenge, die den Reden am heutigen Tage lauschten.


    „Wir müssen weiter, oder willst du für diese Floskeln erneut die Latrinen säubern müssen?“
    Die mahnenden Worte seines Kameraden rissen Constantius aus seinen Gedanken. Ließen ihn seinen Blick von der Gruppe der Menschen lösen, in der er seine Schwester ausgemacht zu glauben hatte.


    „Der Princeps ist schon weitergegangen. Er wird sicher sauer sein, wenn er uns, nachdem er die Reden gehört hat, immer noch hier findet. Immerhin sollen wir aufpassen, dass die flinken Finger der Taschendiebe die einschläfernden Reden der Politiker nicht ausnutzen“


    Im Grunde gab Constantius seinem Kameraden Recht. Sie waren wirklich nicht hier um sich die Reden anzuhören. Auch wenn sie nicht annähernd so einschläfernd waren, wie sein Kamerad behauptete.


    „Ja du hast ja Recht, gehen wir weiter..“


    Er sollte seine Antwort nicht vollenden können. Der Schrille Pfiff einer hölzernen Pfeife ließ beide junge Männer zusammenfahren. Bewegte sie dazu ihre schweren Schilde, die sie zuvor noch auf dem Boden abgestellt hatten, aufzunehmen und im Laufschritt sich der Quelle des Geräusches zu nähern. Adrenalin durchflutete die Adern des jungen Iuliers. Scheinbar würde dieser Tag doch nicht so ereignislos werden, wie noch einige Momente vorher vermutet. Mit großen, raumgreifenden Schritten bahnten sie sich ihren Weg durch die Menschenmenge. Wer ihrem Warnruf „Aus dem Weg!“ nicht rechtzeitig Folge leistete, wurde mehr oder weniger sanft zur Seite gedrängt. Schwer atmend sollten sie sich bald hinter dem Princeps Prior einfinden.

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