Res Gestae der Aediles [Aedilis Curulis et Aedilis Plebis]


  • Wieder war eine Amtszeit zu Ende gegangen und wieder stand eine Res Gestae an. Vielleicht war es auch Medeia letzte Rede auf der Rostra, die sie halten würde. Veränderte sich doch die Freiheit in der Politik für Frauen zusehends. Es war ein nicht wolkenfreier Tag. Blaugraue Wolken, die am Rand silberne Streifen hatten, zogen langsam und träge über Rom hinweg und warfen ihre Schatten auf das Forum Romanum. Auch über den Tempel des Divus Iulius zogen die Wolken hinweg. Ein einziger Sonnenstrahl fiel auf die Rostra Actia herunter, die direkt gegenüber dem Tempel stand. Große Schiffsschnäbel zierten jene Rostra. Es waren die Schnäbel, die Augustus aus seinem Sieg über Marc Anton und Kleopatra mit nach Rom gebracht hatte. Nach der Schlacht von Antium, die doch das gesamte Imperium verändern sollte. Hier in der Nähe sollte der Mundus liegen, der Mittelpunkt der Stadt und Eingang zur Unterwelt. Und jene Rostra hatten sich die beiden Aediles ausgewählt, um ihren Tatenbericht zu halten. Medeia stieg mit ihrem Kollegen die Treppe zur Rednertribüne hinauf. Sie trug wieder eine strenge und weiße Stola und ihre Haare fest nach hinten gebunden. Einen Moment verharrte Medeia ehe genug Zuhörer ihre Aufmerksamkeit den Beiden zuwandten.


    „Bürger Roms! Heute geht ein weiteres Jahr vorbei, in denen wir, die Magistrate Roms, euch gedient haben. Vor unserer Wahl haben wir euch einiges versprochen, was wir in Rom bewegen und vollführen wollten. Heute wollen wir uns euren Fragen und eurer Kritik stellen. Doch für diejenigen, die nicht wissen, welches Amt wir bekleideten: Wir sind die Aediles! Ich, die Aedilis Plebis Artoria Medeia, und mein Kollege, der Aedilis Curulis Quintus Tiberius Vitamalacus.“


    Medeia schwieg kurz.


    „Viele Aufgaben lagen in unserer Pflicht als Aediles. Die Marktaufsicht, die Besichtigung und Kontrolle der Tempel, der Strassen, der Thermen und der Lupanare. Außerdem waren wir für die Spiele, den Ludi Romani, verantwortlich. Einige unserer Arbeiten werden wir heute im besonderen vorstellen und beleuchten, um Euch Einblick in unsere Arbeit und Tun zu geben.“

  • Quintus Tiberius Vitamalacus hatte seine Kolegin am Rande des Forums getroffen und ihr auf die Rostra gefolgt. Während sie sprach stand der hochgewachsene Tiberier neben ihr, lauschte ihren Worte und setze dann, als sie eine Pause machte zu sprechen an.


    "Bürger Roms"


    Die Stimme hallte gewohnt kräftig über das Forum und die anwesenden Bürger.


    "Das Aedilat ist ein kollegiales Amt und ich kann die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin nur als Ausgezeichnet beschreiben. Quasi kaum eine Entscheidung oder Handlung eines von uns geschah ohne Wissen und zustimmung des anderen. Um dieser guten Zusammenarbeit rechnung zu tragen und auch um euch nicht mit zwei ähnlichen Res Gestae die Zeit zu stehlen, haben wir uns entschlossen, diese Res Gestae gemeinsam zu halten."


    "Über jenen Teil unserer Aufgaben, welcher sicher den meisten von Euch nicht gegangen sein wird, nämlich der Ausrichtung der Ludi Romani, brauchen wir sicher hier nicht viele worte verlieren, schliesslich wird jeder von euch eigene Eindrücke bei Kämpfen und Tierhatzen in der Arena und den Wagenrennen im Circus Maximus gewonnen haben."


    "Die Marktaufsicht hingegen ist eine Tätigkeit, welche meist nur von jenen von euch Wahrgenommen wirtd, welche an die Aedile mit dem Wunsch einer Konzessionserteilung, einer Konzessionsänderung oder einer Beschwerde über einen anderen Teilnehmer herantreten. Und wer von euch betroffen war, mag bezeugen, das diese Arbeit schnell und gründlich verrichtet wurde, so das es zu keinen langen Schlangen in der Basilca Iulia kam. In dieser Legislatur wurde auch von uns eine Überprüfung der bestehenden Betriebe durchgeführt, da festgestellt, das in einem Falle der Inhaber eines Betriebes nicht berechtigt war, diesen Betrieb zu führen und dieser Betrieb so dann von Amtswegen geschlossen wurde. Desweiteren wurden Betriebe ermittelt, in den der Konzessionsinhaber verstorben war und die Familien aufgefordert, eine Erbregelung bekannt zu geben. In einigen Fällen wurde diese bereits bekanntgeben so das die Betriebe entweder auufwunsch der Familie geschlossen oder aber an eine Erbberechtigte Person übertragen wurde. Über weiteren Fälle habe ich meinem Nachfolger im Amte informiert."

  • Ruhig und die Zuhörer aufmerksam anblickend, hatte Medeia den Worten ihres Kollegen gelauscht. Erst als seine letzten Worte verklungen waren, übernahm sie wieder einen Teil der Res Gestae.


    „Doch sind wir nicht nur bei Eröffnungen von Geschäften, Werkstätten, Läden oder Tabernae als Aediles behilflich. Nein, wir sorgen auch dafür, dass alle Inhaber nach fairen Methoden verkaufen und niemanden bevorteilen. Und auch das taten wir in der letzten Amtzeit. Unrechtmäßiger Verkauf, Betrug bei den Waren oder die Versuche die Konkurrenten auf üble Art auszustechen wurde mit einem Edikt und einem Bußgeld bestraft. Und doch können wir auch mit Freude feststellen, dass auf den Märkten immer mehr auf die Gesetze geachtet wird und somit ein Einschreiten nicht allzu oft notwendig wurde.“


    Medeia lächelte kurz, doch dann sprach sie weiter.


    „Doch an anderer Stelle wurde diese Rechtschaffenheit nicht bewiesen. Wir Aedilis mussten bei einem besonders schweren Verbrechen einschreiten. Viele von euch werden es schon in der Acta gelesen habe. Es geht um den Fall der Societas Pompeiana. Diese Kultvereinigung kümmerte sich nicht darum, Denkmäler zu Pflegen oder ihre Ahnen zu ehren. Nein, sie nutzte ihre Privilegien, um dem Kaiser die Steuern nicht zu zahlen. Die Steuern, die jeder Bürger entrichten muss. Doch wir blieben nicht untätig. Wochenlang forschten an diesem Fall und trugen die Beweise zusammen, stellten das Geld sicher und durchsuchten die Räumlichkeiten der Societas. So konnten wir mit Hilfe der Cohortes Urbanae das dort begangene Verbrechen aufklären.“

  • "In der Tat war der Causus der Societas Pompeiana vor solcher Gewichtigkeit, das er einen grossen Teil unserer Zeit in Anspruch nahm und so für andere Aufgaben nicht die Zeit zu Verfügung stand,. welche wir uns dafür gewünscht hätten. Doch schon bei der ersten Sichtung des Kontos der Societas kamen uns so grosse Bedenken, das wir nicht anders konnten, als mit grosser Härte und Gründlichkeit zu ermitteln und andere weniger dringliche Dinge in den Hintergrund treten mussten, so das in dieser Legislatur die Lupanare der Stadt von einer besonderen Inspektion durch uns verschont wurden, doch stehen diese doch ständig unter der Aufsicht der Sicherheitskräfte der Stadt und es drangen auch keine besonderen an unsere Ohren."


    Bei diesen Worten blickt Tiberius Vitamalacus über die Köpfe der Menschen auf dem Forum hinweg. Einen Moment bleibt sein Blick auf dem riessigen Titus hängen, der wie immer dicht in seiner Nähe ist und seine Augen weit offenhält. Hätte Tiberius Vitamalacus nicht eine so grosse Selbstbeherrschung, hätte er hier fast laut gelacht, schüttelt doch der Hüne tatsächlich den Kopf, als der Tiberier die fehlenden Lagen was die Lupanare angeht erwähnt. Doch statt zu lachen, fährt Tiberius Vitamalacus ungerührt fort.


    "Fast in jenem Augenblick, da wir den ersten Verdacht hatten, das es bei den Finanzen der Societas es nicht mit rechten Dingen zu ging, wurden die Konten gesperrt und jeglicher Geldtransfer untersagt. Untersutzt von einigen Conturbinien der Cohortes Urbanae fand in den Morgen Stunden des nächsten Tages eine gründliche Durchsuchung der Räumlichkeiten der Societas statt. Dabei wurden sämtliche Unterlagen des Zahlungsverkehrs sichergestellt und glaichzeitih auch nach weiterem belastenden aber auch entlastenden Material gesucht. Gleichzeitig wurde der Societas auch im vollem Umfang rechtliches Gehör geschenkt, damit sie den Verdacht entkräften koönnte."


    Hier macht er wieder eine kleine Pause, verschränkt leicht die Arme, atmet einmal leicht durch und schüttelt bedauernd den Kopf.


    "Doch leider konnte konnte die Societas keine Tätigkeiten oder pläne zu Tätigkeiten vorweisen, welche unseren ersten Verdacht entkräftet hätte. Nein, wir fanden unser Verdacht in vollem Umfang bestätigt. In langwieriger Kleinarbeit konnten wir schiesslich den kompletten Zahlungsverkehr nachvollziehen und auch nach den einzelnen Betroffenen aufschlüssen. Zeitgleich entwarfen wir auch mögliche Modelle, wie dieses Verbrechen am Staat zu sühnen sei. Gemeinsam traten wir mit unseren Anschuldigungen und Strafvorschlägen an den Imperator, welcher unsere Vorschläge voll und ganz annahm. Ohne hier genaue Zahlen nennen zu wollen, wird auf die einzelnen Betroffenen Steuernachzahlungen und Strafsteuern im erheblichen Umfang zu kommen. Zugleich wird es schwere Folgen für die Societas geben, welche im einzelnen noch vom Imperator bekannt gegeben werden."


    "Und auch wenn diese Amtszeit viel Arbeit über trockenen Wachstafeln enthielt und bei uns die Wichtigkeit der kontrolle der öffentlichen Konten klar gemacht hat, so fand auch eine Inspektion der Cloaca Maxima statt, jenem meisterlichen Bauwerk unserer Ahnen, welches sich hier unter unseren Füssen befindet. Und auch wenn dort kein aktueller Handlungsbedarf besteht, dürfen wir es nicht vernachlässigen. Ich werde mich auch über mein Amt hinaus dafür einsetzen, das dort mehr Staatssklaven für Reinigungs- und Wartungsarbeiten zu verfügung stehen."


    Er blickte noch einmal zu seiner Kolegin und wandte sich noch einmal an die Menschen auf dem Forum.


    "Bürger Roms, dies war der Bericht über unsere Arbeit und wir stehen nun für eure Fragen zur Verfügung. Ich danke euch"

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