[Tempelbezirk]Der Besuch eines Alten

  • Mit den beiden Soldaten an seiner Seite trag Sophus im Tempelbezirk der Stadt ein. Der Weg verlief ereignislos. Er sah auch nichts, was ihm Anhaltspunkte dafür gegeben hätte, dass es der Bevölkerung schlecht ginge. Vielleicht vermieden die Soldaten es, ihm elende Stellen zu zeigen, vielleicht gab es sie aber auch nicht. Wenn die Rebellen das hielten, was sie versprachen, so mussten sie die Bevölkerung zumindest am Leben halten.


    Im Tempelbezirk sah er sich um. Er hoffte, dass sich ein Priester fände, der ihm Auskunft geben könnte - er hoffte sogar auf einen ganz bestimmten Priester.


    "Wisst ihr, wer hier arbeitet?" fragte er seine Begleiter.

  • Octavius nannte ihm die Namen einer Reihe von Priestern, die hier arbeiteten. Einige waren auch in den Tempeln anwesend. Er bot ihm auch an sich mit einigen von ihnen unterhalten zu können. Dann fiel ihm ein:


    "Ach ja, ein Priester hat sich als Verräter erwiesen, sein Name lautet Publius Annaeus Domitianus, er ist untergetaucht und tut keinen Dienst mehr hier. Wahrscheinlich hält er sich aber noch irgendwo innerhalb von Corduba versteckt, denn eine unerkannte Flucht ist kaum möglich"

  • Für einen Moment erstarrte Sophus. Sein Atem stockte und er schloss die Augen, presste die Lippen zusammen. Jedoch nur für einen Moment. Seine Stimme war fester als vorher, als er schließlich antwortete.


    "Das ist bedauerlich..." Es klang etwas tonlos. Er räusperte sich und fuhr dann fort.
    "Ich bitte nur darum, mit einem Priester sprechen zu dürfen, der hier ist. Ich will nur Mut machen, dass ich dafür sorgen werde, dass, was immer passiert, der Cultus Deorum hier seine Arbeit tun kann und wird..."


    Sophus legte seine Hände zusammen. Er bewegte sich nicht. Er nahm an, dass die Soldaten das erledigten.

  • Die beiden Soldaten schauten ihn etwas verdutzt an und Octavius sagte nur:


    "Schau Dich hier um und unterhalte dich mit den Priestern, solange du möchtest, du darfst sie nur nicht zur Rebellion anstiften"

  • Sophus nickte.


    "Selbstverständlich."


    Er entfernte sich langsam von den beiden Soldaten und ging auf einen Priester zu, der gerade in einem kleineren Tempelgebäude verschwunden war. Vermutlich ein einfacher Sacerdos.


    "Salve!" sagte Sophus deutlich, als er auf ihn zu kam.
    "Verzeih, dass ich dich bei deiner Arbeit störe. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus. Wie ist dein Name?"


    Seine Stimme war noch immer recht deutlich und er blickte sich auch nicht um. Die Soldaten hörten ihm schließlich mit Sicherheit zu.

  • Sophus hatte einen Sacerdos Publicus angesprochen, der nachdem er seinen Namen gehört hatte sich vor dem Augur verneigte und sprach



    "Salve ehrwürdiger Sophus, mein Name ist Spurius Carnulius Lyso, ich bin Sacerdos Publicus im Tempel des Apollon in Corduba. Man sagt dir viel Weisheit nach und es ist mir eine Ehre dich persönlich kennen zu lernen."


    Als ob er die Gedanken des Augurs erraten hätte, führte er ihn sofort in das innere des Tempels nachdem er den Soldaten den Wink gegeben hatte, draußen zu warten. Etwas verdutzt trauten sie sich nicht, das Gespräch der beiden erhabenen Priester zu stören und warteten draußen.


    Im Inneren des Tempels führte Lyso den Augur in einen hinteren Raum, in dem sie sich ungestört unterhalten konnten.


    "Was führt Dich hierher nach Corduba? Wie kann ich dir helfen?"

  • Sophus lächelte. Dieser Priester war scheinbar ziemlich aufgeweckt.


    "Dass du selbst einen geschlossenen Raum zum Gespräch aufsuchst spricht auch eine Sprache. Ich bedaure, dass es dazu kam.
    Aber ich bin nicht hier, um einen Aufstand anzuzetteln, auch nicht, um zu spionieren. Wenn es irgend möglich ist, will ich, dass hier niemand sterben muss oder ich wenigstens ein paar beschützen kann.
    Du weißt sicher, dass bereits Truppen ausgesandt wurden. Diese werde ich auch sicherlich nicht aufhalten können. Mir geht es darum, den Willen der Götter in dem, was hier geschieht, zu erkennen. So sage mir nur eins..."


    Er senkte nun doch die Stimme.


    "...sind diejenigen, die nun das Regiment über diese Stand übernommen haben es wert, dass man mit dem Schwert über sie richten muss. Nicke nur oder schüttle den Kopf."


    Sophus Blick war nun erstaunlich hart für diesen alten Mann. Er sah den Sacerdos durchdringend in die Augen. Diese Frage war ihm wichtig. Sehr wichtig.

  • Lyso blickte einen entschlossenen alten Mann an und sprach:



    "Ich kann nicht für die Allgemeinheit sprechen, dafür gibt es zu viele unterschiedliche Ansichten, doch meines Erachtens haben die neuen Machthaber kaum Verbesserungen eingeführt, doch man sollte sie vielleicht nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt solche und solche. Fatal war Strabos Flucht und der zeitweilige politische Rückzug Sullas. Mittlerweile ergreift er allerdings wieder das Regiment und verdrängt einige Parasiten in der Verwaltung.
    Ich versuche bereits seit Beginn des Aufstandes den Willen der Götter zu ergründen und beobachtete viele Tiere, ob sie uns etwas darüber verraten. Ich würde dazu tendieren zu behaupten, dass es sich bei den Aufständischen um Todgeweihte handelt. Andere Priester sind ihnen allerdings komplett erlegen und behaupten das Gegenteil. Die Priesterschaft von Corduba st gespalten bei diesem Thema. Du, ehrwürdiger Sophus, kannst diesen Willen der Götter doch allerdings weit sicherer bestimmen!"

  • Der Blick des alten Augurs wurde plötzlich traurig.


    "Ich weiß nicht, ob ich das kann." murmelte er. Dann festigte sich seine Stimme wieder.


    "Ich werde versuchen, möglichst viele zu retten. Ich bin sicher, dass in der Stadt schon bekannt ist, dass bald Soldaten kommen werden. Wenn es die Götter wollen so werde ich die Möglichkeit haben, ein Blutbad zu verhindern."


    Dann griff er mit seiner Hand nach der Schulter des Priesters und sah ihm genau in die Augen. Der Griff war nicht allzu fest, die Muskeln des Alten waren zu nicht allzu viel fähig.


    "Aber unabhängig davon sei dir gewiss, dass der Cultus Deorum immer den Göttern dient. Zweifle nie an den Göttern."


    Er ließ die Hand wieder sinken und neigte dann den Kopf.


    "Ich glaube, die Zeit ist um. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann sag es jetzt."

  • Lyso fühlte Mitleid für den Augur. Nachdenklich blickte er ihn an und sprach



    "Für mich kannst du nichts tun. Du hast Dir viel vorgenommen. Ich hoffe, dass du bei deinem Vorhaben Erfolg hast, doch ich befürchte, dass sich ein Blutbad nicht mehr aufhalten lassen wird. Die Führer der Rebellen schwören die Bevölkerung in den aufständischen Städten auf Krieg und Belagerung ein. Kaisertreue gibt es kaum noch. Sie sind entweder den Rebellen zum Opfer gefallen oder geflohen."


    Er griff die alte, knochige Hand des Augurs


    "Mögen die Götter der Bevölkerung von Baetica wohlgesonnen sein"


    Und anschließend führte er den Greis wieder aus dem Tempel heraus.

  • Als sie den Tempel verlassen hatten, wandte sich Sophus noch einmal dem Priester zu.


    "Vale. Mögen die Götter dich schützen." sagte er und ging zurück zu den Soldaten. Er sah nicht zurück.


    "Bringt mich zu jemandem, der hier Entscheidungsgewalt hat." wies er seine Wächter bestimmt an.

  • Octavius nickte und sprach:


    "WIr werden dich zu Helvetius Sulla führen. Dafür müssen wir zur Casa Helvetia marschieren. SIe liegt etwas außerhalb von Corduba. Wenn du einen einstündigen Marsch zutraust, können wir gleich los"


    Sim-Off:

    DU kannst ja dann einfach an der Casa weiterspielen

  • Sophus seufzte.


    "Bringen wir es hinter uns." sagte er und nickte den Soldaten zu. Er selbst setzte sich auch in Bewegung und zog seinen Mantel etwas enger um sich. Er würde das Pferd mit Sicherheit vermissen...

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