• Wieder einmal trat das ehrwürdige Collegium der Pontifices zusammen und wieder einmal führte Manius Tiberius Durus, der vom Kaiser bestimmte Pontifex pro Magistro den Vorsitz. Das heutige Thema waren die anstehenden Feierlichkeiten zu Ehren der Minerva, die Durus besonders am Herzen lagen - gehörte dieses Fest doch auch zu den Familienfesten seiner Gens, deren Schutzherrin die weise Göttin war.


    Alles begann wie üblich mit einem Opfer des Vorsitzenden, damit die Götter die Beratungen segneten. Danach wurde die Anwesenheit der Pontifices festgestellt. Diese Aufgabe übernahm der protokollierende Scriba, der die Namen einzeln verlaß und die sich meldenden notierte. Nach einigen anderen Namen kam er schließlich zu


    "Manius Flavius Gracchus ist verreist nach Achaia, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Marcus Aurelius Corvinus lässt sich ebenfalls entschuldigen, auch ihn hat eine Krankheit niedergestreckt."


    Die Liste wurde bis zum Ende verlesen und auch der Kaiser selbst wurde als abwesend notiert. Erst danach konnte der Tagesordnungspunkt angegangen werden.


    "Wie jedes Jahr, so erwartet uns auch in diesem das Fest der Minerva, die Quinquatrus minusculae, das insbesondere unseren Assistenten, den Tibicines gewidmet ist. Wie es die Tradition verlangt, muss eine Prozession zum Tempel der Minerva veranstaltet werden, dazu ein Festmahl für die Tibicines auf dem Capitolium. Ebenso bietet sich dieser Tag als Gelegenheit für Geschenke an die Artifices an.


    Ich selbst werde mich selbstverständlich bei der Organisation nicht ausnehmen, dennoch benötige ich Hilfe. Eine wichtige Aufgabe ist die Organisation des Festmahls auf dem Capitolium. Ihr wisst, dass in den zahllosen Tempeln Roms auch zahllose Tibicines ihren Dienst tun. Für sie alle muss ein Platz, aber auch Speise gesichert sein."


    Einer der Pontifices, ein gewisser Decimus Duilius Verus meldete sich zu Wort.


    "Ich wäre bereit, diese Aufgabe zu übernehmen."


    "Du weißt, wer der Magister des Collegiums der Tibicines ist? Es ist Tibullius Maro. Von ihm wirst du die genaue Zahl der erscheinenden Tibicines erhalten."


    "Die Bänke et cetera sollten sich in den Räumen in der Basis des Capitolstempels befinden."


    warf ein anderer ein. Der Flamen Dialis war es jedoch nicht - auch er war noch immer krank und es war wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu den Göttern gerufen wurde.
    Da Durus selbst dieses Fest noch nie organisiert hatte, fragte er in die Runde:


    "Die Masken und Gewänder für die Prozession sind ebenfalls im Staatsbesitz? Oder bei den Tibicines selbst?"


    Auf diese Frage hin meldete sich der Rex Sacrorum persönlich zu Wort. Er hatte sich inzwischen gut in sein Amt eingearbeitet und verfügte über eine reiche Erfahrung, möglicherweise hatte er diesen Feiertag sogar schon selbst organisiert.


    "Die Masken gehören dem Collegium der Tibicines, jeder lagert die seine in seinem Hause. Die Gewänder hingegen werden im Tempel der Minerva aufbewahrt. Man sollte sie sichten lassen, denn gelegentlich gelangen Motten zwischen sie."


    Durus nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Es war irgendwie sogar befriedigend, wenn der Kaiser selbst nicht anwesend war, denn irgendwie schien unter seiner Führung alles wesentlich schneller zu gehen. So wurden noch weitere Lappalien besprochen, ehe man zum nächsten Tagesordnungspunkt überging.

  • Im October kamen einige Feierlichkeiten auf die Pontifices zu, daher war die Sitzung des Monats auch besonders wichtig. Wie üblich durfte auch diesmal Tiberius Durus den Vorsitz führen - inzwischen hatte er ohnehin die Hoffnung aufgegeben, dass der Kaiser noch einmal selbst eine Sitzung leiten würde! Doch immerhin war Flavius Gracchus aus seinem Exil zurückgekehrt und auch Aurelius Corvinus ging es wieder besser. Nach den Festtagen von Victoria und Felicitas, den Meditrinalia, Fontinalia und dem Equus October kam nun endlich das Armilustrium an die Reihe.


    "Kommen wir zum Armilustrium. Ich denke, dass wir durchaus eine etwas umfangreichere Feierlichkeit zu diesem Anlass begehen sollten. Möglicherweise könnten wir Abordnungen der Legio I Traiana, sowie der Classis nach Rom einladen, damit die gesamte Kriegsmacht des Reiches repräsentiert ist. Die Salii werden ja bereits in ihren Vorbereitungen stecken, oder?"


    Er blickte in die Runde. Es gab ja genügend Salier unter den Pontifices, sodass von diesen auch einer berichten konnte.

  • Gleich zu Beginn meiner Wiederaufnahme von Pflichten und Aufgaben standen nicht nur Wahlen - und damit verbunden auch die Anhörung vieler Kandidaten - an, sondern auch eine lange, etwas trocken anmutende Sitzung des collegium pontificium. Nachdem bereits im Vorfeld einiges an Feiertagen besprochen und die Aufgaben verteilt worden waren, kam so nun auch das Armilustrium an die Reihe. Da ich mich selbst nun aufgrund des dreisten Engagements des Fabius Antistes zu den salii palatini zählen konnte, räusperte ich mich. “Die Salier werden in der nächsten Sitzung mit ihren Planungen beginnen. Was die Idee des Miteinbeziehens des Militärs anbelangt, finde ich das eine fabelhafte Idee. Ich würde mich bereit erklären, die Legaten und Präfekten aus Mantua, Misenum und Rom darüber in Kenntnis zu setzen, dass ihre Anwesenheit nicht nur erbeten wird, sondern auch ausdrücklich erwünscht ist.“

  • "Hervorragend. Wobei ich zu bedenken gebe, dass es nicht der Tradition entspricht, dass ein Legatus Legionis als Träger eines Imperium das Pomerium betritt."


    meinte Durus und blickte zu Curiatius Fistus, dem Flamen Quirinalis. Dieser jedoch schien etwas teilnahmslos dazusitzen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihn zu bestimmen...

  • Die Worte Durus' aufgegriffen, war ich davon ausgegangen, dass allen klar war, dass ich nicht die Legaten in Person meinte, sondern Abgesandte. So nickte ich ob seiner Bemerkung lediglich zustimmend und folgte seinem Blick hin zu Curiatius Fistus, den etwas zu beschäftigen schien. Ich überlegte - war es nicht seine Tochter gewesen, die von einer politisch günstigen Partie sitzen gelassen worden war? Oder hatte ich etwas durcheinander gebracht?

  • Es war die erste Sitzung nach langer Zeit, welcher Gracchus als Pontifex wieder beiwohnte. Selbstredent hatte Tiberius Wort gehalten, seine Wiederaufnahme in die Reihen des Collegium Pontificium schneller in die Wege geleitet, als Gracchus möglicherweise lieb war. Der Weg die wenigen Stufen vom Imperium Romanum zum Eingang der Regia, durch den langen Gang hindurch bis in den Sitzungssaal, beschwert durch die Stoffmassen der Toga, war Gracchus wie ein unliebsames Deja vú erschienen, die Zeit bis zu dem tatsächlichen Beginn der Sitzung endlos. Augenscheinlich gab es keine brisanten Tagesordnungspunkte, so dass die Planung der Feiertagszeremonien alsbald an Gracchus' Geist vorüber zog, er mehr oder minder aufmerksam der Sitzung beiwohnte, nur bei Erwähnung der Meditrinalia einen kurzen Blick zur Seite warf, wo Cornelius Scapula hatte Platz genommen. Der ältere Pontifex erwiderte den Blick, wackelte einen Herzschlag lang vergnügt mit den Augenbrauen, dass Gracchus ein Seufzen unterdrückte und ein wenig in sich zusammen sank - ab und an befürchtete er doch, dass auch sein Geist mochte in Mitleidenschaft gezogen sein, wie sonst hatte er sich derart von Cornelius überlisten lassen können? Die Sitzung indes nahm ihren Fortgang zum Armilustrium hin, ob dessen Durchführung nach alter Art und Weise stets ein wenig Uneinigkeit herrschte - bevor Kaiser Claudius das Pomerium hatte ausgedehnt und jene heilige Grenze am Fuße des Palatin war verlaufen, so dass nicht nur der Hügel des Aventin war außerhalb gelegen, sondern auch der Circus Maximus, war dies zweifellos um einiges einfacher gewesen. Neben Gracchus erhob Cornelius seine Stimme.
    "Dies wäre nicht nur wider die Tradition, es könnte zudem den Imperator Augustus mehr als nur pikieren, wenn es ausgerechnet während seiner Abwesenheit geschieht. Es liegt mir fern, irgendeinem Legaten gleich welche Absichten unterstellen zu wollen, wie auch den städtischen Einheiten, diese nicht abwehren zu können, dennoch sollten wir nicht erst einen Eklat heraufbeschwören, indem wir uns anmaßen, einen Träger des imperium auf kultische Weisung in die Stadt zu laden oder einzulassen. Doch betrifft es in diesem Fall nicht ohnehin nur den Legaten der ersten Legion? Dann werden wir uns kaum Gedanken machen müssen, denn eben jener, Tiberius Vitamalacus, ist doch ein Mann aus einer überaus traditionsreichen Familie, so dass ihm daran gelegen sein wird, weder mit seiner Anwesenheit den Imperator, noch mit der Abwesenheit seiner Soldaten die Götter zu erzürnen."

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Durus nickte. Natürlich hatte er grenzenloses Vertrauen in Quintus, der bei seinem letzten Besuch (bei dem er Durus allerdings nicht informiert hatte)! Dennoch wollte er sicher gehen, dass Corvinus diese Sache nicht übersah.


    "Der Imperator Caesar Augstus ist ein guter Punkt. Ich werde ihn zu dieser Feierlichkeit einladen. Die städtische Einheiten sollten selbstverständlich ebenso geladen werden - wobei wohl wie üblich auf die Vigiles verzichtet werden kann."


    merkte Durus an, dann wandte er sich an den Flamen Martialis, der auch nach all den Jahren, die der Tiberier unter den Pontifices weilte, eine unglaubliche Männlichkeit ausstrahlte.


    "Du wirst gemeinsam mit Curiatius Fistus die Literatio und das Opfer vollziehen. Benötigt Ihr dabei weitere Assistenz der Pontifices?"


    Dummerweise konnte Durus sich nicht an das letzte Jahr erinnern. Und auch erst seit diesem war er das Haupt des Cultus Deorum und musste sich um derartige Organisationsfragen kümmern.

  • Während der Flamen Dialis bereits ein wenig verfallen und stets kränklich, der Flamen Quirinalis indes unentschlossen und bisweilen ein wenig überfordert wirkte, umhüllte den Flamen Martialis eine Aura der äußeren, wie inneren Stärke und Energie, sein Körper war trotz seines Alters makellos und von athletischer Spannung und Dynamik durchdrungen, so dass die Vermutung, dass er voll und ganz in seiner kultischen Aufgabe aufging, dass die Repräsentation Mars' Prinzipien in Rom für ihn nicht nur eine leere Idee war, nahe lag. Auch seine Stimme war voll und tönern, von tiefer Couleur, dass es Gracchus stets ein wenig kribbelte, so er sprach.
    "Wir beide werden ausreichen, um unsere Aufgabe zu erfüllen. Dennoch wäre es natürlich begrüßenswert, wenn der ein oder andere der Zeremonie beiwohnen wird."
    Zweifelsohne spielte der Flamen auf die Trägheit an, welche das Collegium in letzter Zeit hatte ergriffen. Gracchus indes haderte noch mit sich, gab es einerseits doch kaum eine Möglichkeit dem Ritus zu entgehen - schlussendlich war er nicht nur Pontifex, sondern ebenso Sodalis der Salii Palatini -, würde er andererseits jedoch kaum die Prozession, geschweige denn den Tanz der Kultgemeinschaft durchstehen.
    "Dem kann ich mich nur anschließen, für alles weitere steht uns immerhin genügend Funktionspersonal zu"
    , bestätigte Curiatius Fistus seinen Collegae, wie es schien einzig aus der Notwendigkeit heraus, dass von ihm ebenfalls eine Äußerung wurde erwartet.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Selbstverständlich erwarte ich sämtliche Pontifices zu dieser Feier. Ebenso werde ich auch dem Pontifex Maximus schreiben und ihn bitten, an dieser Feier teilzunehmen."


    fasste Durus zusammen, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass der Kaiser nicht kommen würde. Er kam ja nicht einmal, um eine Vestalin aufzunehmen! Wenn es keine kultischen Dinge mehr zu klären gab, fehlten eigentlich nur noch die administrativen Fragen!


    "Ist jemand bereit, seine Calatores für die Kontrolle des Armilustriums auf dem Aventin abzustellen? Der Zustand müsste geprüft werden. Außerdem natürlich eine angemessene Dekoration angebracht werden. Freiwillige?"


    Er blickte suchend in die Runde. Notfalls würde er es selbst übernehmen - diese Sache war nicht besonders aufwändig!

  • Einen winzigen Augenblick lang wünschte Gracchus sich einen weniger engagierten pro magistro denn Tiberius, doch bereits im nächsten Moment schalt er sich selbst seiner Lethargie wegen und blickte zum Flamen Dialis hinüber - solange jener der Prozession würde beiwohnen können, würde ihm selbst dies noch ein Leichtes sein. Die weiteren Worte des dem Collegium derzeit vorsitzenden Pontifex brachten ihm indes in die Sinne, dass er mit seinen Calatores noch kaum ein Wort hatte gewechselt seitdem er wieder im Amte war - ein unverzeihliches Versäumnis geradezu, gleichsam konnte dies nur bedeuten, dass sie derzeit ohnehin unterbeschäftigt waren.
    "Ich würde meine Ca..latores zur Verfügung stellen."
    Die Beaufsichtigung derer würden ohnehin andere übernehmen, Sciurus etwa oder ein von jenem beauftragter Klient aus Gracchus' gesammelter Erbmasse - Männer, welche einst seinem Vater hatten vertraut - alte Männer mittlerweile -, Männer, welche große Stücke auf die Politik seines Vetters Felix hatten gehalten, und - einige über Umwege über Milo - an ihn waren empfohlen worden, Männer, die wenig Ambitionen hatten und ihre Geschicke in die freigiebigen Hände seines Vetters Aquilius hatten gelegt, mit ihren Sorgen und Nöten nach dessen Rückzug aus Rom nun ebenfalls zu ihm kamen, und Männer - Soldaten zumeist, welche jener aus seinem aktivem Dienst kannte, oder alte Veteranen seines Bruders Felix' - welche Aristides als Patron hatten anerkannt, und welche ihm nun ebenfalls waren ans Herz gelegt worden - so dass Gracchus' Klientel in seiner Zahl nicht unansehnlich war, obgleich er selbst zeitlebens sich kaum um eigene Klienten hatte bemüht, gehörten jene doch zu der Art von Politik, welche ihm zwar nicht gänzlich zuwider, doch eben so wenig liebsam war.
    "Allfällig könnte no'h jemand für den Circus ... Maximus sich beteiligen, der ebenfalls dekoriert werden muss."
    Trotz seiner nurmehr vorwiegend symbolischen Bedeutung war das Armilustrium alles in allem doch ein recht weitläufiges Fest, insbesondere, da der Opferung im Circus Maximus zahlreiche Schaulustige konnten beiwohnen, so dass die anschließende Speisung üblicherweise in eine etwas größere Feierlichkeit hin überging.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zufrieden stellte Durus fest, dass Gracchus diesen etwas aufwändigeren Teil übernehmen würde. Damit blieb ihm etwas mehr Zeit für seine Kandidatur zu arbeiten. Allerdings dachte der Flavier auch gleich an die nächste Großaufgabe.


    So nickte er knapp zum Zeichen, dass er diesen Einwand für berechtigt hielt. Allerdings verzichtete er darauf, sich sofort freiwillig zu melden - auch dies würde ihn Kopf kosten, den er zur Zeit für andere Dinge benötigte.

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