Res Gestae Quaestoris Principis A. Flavius Piso

  • Also gut. Eine Rede zu schwingen, das konnte doch nicht so schwer sein. Man war ja ein erfahrener Politiker. Und so. Es würde schon klappen. Irgendwie. Oder so. Nein, Piso konnte sich nicht vorstellen, dass er mit seiner Rede nicht ankommen würde. Tatsächlich war es nun so, dass ihn sein Patron etwas kalt erwischt hatte, als er Piso nach seiner Abschlussrede gefragt hatte. Aber schön. Dann machte Piso jene halt. Er würde dieses Kapitel schnell und schmerzlos abschließen.


    Vor großen Menschenmengen reden. Piso war etwas ambivalent, was dieser Gedanke anging. Allerdings – es war ihm schon klar, dass niemand ihm zuhören würde. Die meisten, die übers Forum Romanum gingen, hatten besseres zu tun, als sich die Selbstbeweihräucherungsorgien von gewesenen Magistraten anzuhorchen. Aber gut. Er hatte sich gestern Abend noch etwas aus den Fingern gesaugt, das würde er jetzt hier abliefern, und fertig.


    Er atmete tief durch, wie er es gerne machte, wenn er zu etwas Großem ansetzte. Noch einmal ein Blick hinunter auf die Toga. Saß sie korrekt? Denn eine unschön sitzende Toga hatte etwas Widerwärtiges an sich. Alles in Ordnung? Passt.


    Die Rostra war wohl ein Platz, mit dem er sich vertraut machen müsste. Aber fein. Er hatte jetzt sein Quaestorat zu Ende gebracht, und jetzt stand nur noch diese Rede zwischen ihm und der endlosen Glorie.


    Noch einmal atmete er durch, dann schmetterte er, untermalt von dramatischer Gestikulierung, los. “Quirites! Mein Name ist Aulus Flavius Piso, Aulus Flavius Piso heiße ich.“ Er war mittlerweile im Reich der Rhetorik schon so bewandt, dass er wusste, das Wichtigste galt es zu wiederholen, damit es auch alle mitbekamen. “Letztes Jahr war ich der Quaestor Principis... der Quaestor Principis... und ich bin stolz, euch meine Bilanz für das vergangene Jahr mitteilen zu dürfen.“ Er hatte seine Worte sachgerecht zusammengelegt und ließ sie nun hervorsprudeln. “Mein Hauptaufgabe, Quirites, meine Hauptaufgabe wurde mir vom Praefectus Urbi in seiner Position als Stellvertreter des Kaiser gegeben. Es war meine Aufgabe, einen Census zu vollziehen, einen reichsweiten Census der römischen Bürger, mit besonderer Herausstreichung der Senatoren und Ritter! Innerhalb eines Jahres, Quirites, innerhalb eines Jahres gelang es mir, mit der Hilfe der Kanzlei und der Provinzverwaltungen, diesen Census zu vervollständigen und zu kompilieren. Ich habe ihn der Kanzlei zugestellt, zum Ruhme des Reiches und zur besseren Verwaltung unseres Roms. Dies war aber nicht meine einzige Aufgabe, derer ich mich erfolgreich annahm! Nein, auch hatte ich die Ehre, dass es meine Aufgabe war, dass ich die Magistrate beaufsichtigte und Berichte an den Stadtpräfekten über sie erstellte. Höchst zufrieden war ich insgesamt mit der Leistung der Magistrate, und froh bin ich, dass solche Männer die Elite Roms darstellen.“ Mit einer Ausnahme, dachte er sich. Duccius Vala. Der Schuft. Aber ihn wollte Piso jetzt nicht öffentlich runterputzen, das hatte noch Zeit. Zuerst würde er sich noch mit Verus kurzschließen.


    “Quirites, auch war mir die Ehre zuteil, den Kaiser persönlich aufsuchen zu dürfen und mich seiner vorwährenden Liebe zu seinem Volk vergewissern zu können!“ Und seiner Krankheiten. “Der Kaiser befürwortete die Aufgaben, die mir der Stadtpräfekt gegeben hatte, und persönlich, Quirites, persönlich kommendierte er mich für meine Arbeit!“ So, damit sollten sie zufrieden sein. Mehr hatte Piso nämlich nicht vorzuweisen, außer natürlich das, was er im Cultus Deorum gemacht hatte. Aber das war ja nicht Teil des Amtes, für welches er nun öffentlich Rechenschaft ablegte.

  • Wie angekündigt war Macer bei der Rede seines Klienten unter den Zuschauern und er war nicht alleine gekommen. Wie es sich für einen Patron gehörte hatte er dafür gesorgt, dass es zumindest einige interessierte Zuhörer gab, die Begeisterung zeigten. Wobei der ehemalige Quaestor ohnehin elanvoll sprach und seine Zuschauer offenbar mitreißen wollte. Auch Macer fand es wirklich anerkennenswert, dass dem Quaestort die Durchführung eines Census gelungen war. Er war gespannt, ob und wann dessen Ergebnisse veröffentlich werden sollten. Aber damit hatte der Quaestor nichts mehr zu tun.


    Am Ende der Rede klatschte Macer in die Hände und die ihn begleitenden Klienten taten es ebenso.


    :app:

  • Und nicht nur der Consul mit seiner Klientenherde bildete das Publikum der pisonischen rhetorischen Ergüsse, nein auch Flavius Flaccus, seines Zeichens Neffe des einen sowie politischer Schützling des anderen befand sich darunter, gekleidet in die Toga, die Stirn interessiert gerunzelt, ein durchaus ehrenvolles Bild abgebend, gleich einem Felsen in der Brandung des allgemeinen Trubels und Gewusels am Forum. Der Tatenbericht des Quaestors war knapp und konzentriert, bewirkte allerdings beim Zuhörer durchaus den Eindruck, dass eben jener seine Amtszeit nicht untätig vorüber streichen hatte lassen. Ganz im Gegenteil schien Piso ein gewaltiges Arbeitspensum bewältigt zu haben, wenn man seinen Worten Glauben schenken durfte - und es gab keinen Grund, das nicht zu tun. Erfreut in die Hände klatschend bekundete schließlich auch Flaccus seinen Beifall in Bewunderung des Onkels der es immerhin bereits bis zur Quaestur und damit in den Senat gebracht hatte. Bis Flaccus einst an derselben Stelle stehen würde, sollten wohl noch einige Jahre vergehen, und doch zweifelte er selbst nicht im Geringsten daran, dass es so sein würde.

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