• Es war leer um diese Zeit in den Thermen. Und das war gut so, denn erste Schwimmübungen waren peinlich mit Zuschauern. Valerian hatte gleich nach seiner Ankunft in der Castra Ofella benachrichtigen lassen, daß er sich sofort in den Thermen einzufinden hatte. Er selbst war auch recht schnell vor Ort, denn er war der einzige gewesen, der die Erfrischung eines Bades nicht hatte genießen können. Wobei das Vergnügen ohnehin fraglich war, denn trotz der schon recht angenehmen Außentemperaturen war die Wassertemperatur extrem kalt gewesen. Sie hatten eine Stelle des Tibers aufgesucht, die stromaufwärts lag, vor der Stadt. Denn in den Abwassern Roms zu baden wollte Valerian nicht mal seinen Tirones zumuten, auch wenn sie abgehärtet werden sollten.


    Nun kam der durchgeschwitzte Centurio in die Thermen und ließ sich erst einmal ordentlich einölen und abschaben, um sauber zu sein, wenn er sich in das Wasser gleiten ließ. Seine Augen suchten bei der Prozendur bereits nach dem jungen Octavier.

  • Ein Glück, dass um diese zeit hier nicht viel los ist, dachte Ofella, als er die Thermen betrat. Neugierig schaute er sich um, bisher hatte er die Thermen nur für das übliche Bad wie alle genutzt. Um das Schwimmbecken hatte er immer wohlweißlich einen riesigen Bogen gemacht. Nun musste er doch ran. Ofella sprach sich in Gedanken selber Mut zu. Was soll’s
    Schaden kann es bestimmt nicht und eh Mann, eine Angsthase bist du also auch nicht.
    Also ran an den Feind, der Centurio wartet bestimmt schon.

  • Ah, da war der Bursche ja. Valerian war mittlerweile auch fertig und erhob sich von der Bank. Das Aufräumen überließ er seinem Gehilfen, wofür war man schließlich Centurio? "Nun denn, das Becken ist zwar nicht gerade riesig, aber für die ersten Versuche wird es genügen. Hör zu, Octavius, wir sind hier unter uns. Es gibt also keinen Grund den großen Helden zu geben. Hast Du ein Problem mit Wasser? Vielleicht Angst, mit dem Kopf unterzutauchen? Ich möchte es vorher wissen, bevor wir mit den Übungen anfangen." Es wäre nicht das erste mal, daß ein Mann aus solchen Gründen nicht schwimmen konnte. Auch wenn es wahrscheinlicher war, daß er schlicht nie die Gelegenheit hatte. Viele Menschen konnten nicht schwimmen. Vermutlich sogar die meisten. Wenn sie eben nicht gerade an einem Gewässer aufgewachsen waren, das zum Baden geeignet war.

  • Ofella brauchte nicht lange zu überlegen, um dem Centurio auf diese Frage eine Antwort zugeben. „Nein Centurio, habe ich nicht, ich kann denn Kopf recht lange in einen Eimer Wasser tauchen.“ Bestimmt war dies keine besondere Leistung, doch dachte Ofella dies sei ein Zeichen dafür, dass er keine Angst habe. Doch das Schwimmbecken schien ihm in diesem Augenblickt riesig. Dort unter zu tauchen war bestimmt etwas anderes. So ganz wohl war es nun gar nicht mehr.

  • Das war doch schon ein Anfang. "Das ist gut, dann müssen wir keine Angst vor Wasser bekämpfen, sondern nur die Angst vor dem Untergehen. Und das ist nicht schwer. Das Becken gehört uns, Octavius. Also hinein da." Er deutete auf das Becken und stieg selbst hinein. Um warm zu werden schwamm er ein paar Züge, für mehr reichte das kleine Becken ohnehin nicht. "Es ist nicht sehr tief, Du kannst hier stehen. Es kann also überhaupt nichts passieren. Ein Becken ist etwas anderes als ein Eimer. Also tauch Deinen Kopf unter und versuch es so lange wie möglich auszuhalten. Bleib dabei stehen, Du kannst den Kopf hochnehmen, wann immer Du es willst." Er sollte sich sicher fühlen, das war bei diesen ersten Übungen sehr wichtig.

  • Ofella stieg langsam in das Becken und spritzte sich mit Wasser ab. Danach ging er noch einige Schritte weiter, atmetet tief ein und tauchte seinen Kopf unter Wasser. Er merkte schnell, dass dies schon ein anderes Gefühl war, als wenn er seinen Kopf in einen Wassereimer steckte. Ersuchte festen Stand um seinen Kopf so lange wie möglich unter zu tauchen. Irgendwann begann die Luft knapp zu werden, er versuchte es noch etwas länger durch zu halten. Bald begann es in seinen Ohren zu rauschen und sein Herz begann zu hämmern.
    Prustend nach Luft schnappend kam er dann hoch.

  • Ruhig beobachtete Valerian den Tiro bei seiner Übung. Und nickte zufrieden. Das klappte doch schon gut. Als Ofella schließlich prustend hochkam, lächelte er leicht. "Sehr gut. Komm erst einmal wieder zu Atem, bevor wir den nächsten Versuch starten. Und zwar möchte ich dieses Mal, daß Du sehr tief Luft holst und Dich dann auf den Boden des Beckens setzt. Zähl da unten bis fünf, das ist nicht lange, nicht wahr? Du könntest viel länger die Luft anhalten. Versuch es." Es war eine unmögliche Aufgabe. Mit luftgefüllten Lungen würde er nicht unten bleiben können, nicht einfach so. Er würde immer wieder nach oben getrieben werden. Und diese Erkenntnis war es, die Valerian dem jungen Soldaten beibringen wollte.

  • Ofella nickte verstehend und befolgte die Anweisung seines Centurios. Die Lunge voll getankt mit Luft versuchte nach dem er abgetaucht war sich hinzusetzen, aber schon trieb er wieder hoch. Krampfhaft bemüht versuchte er den Kopf unter Wasser zu lassen. So gerade schaffte er es noch. Gleich startete er einen neuen Versuch, auch dieser ging schief, wild um sich platschend kam er nach oben. Dabei hatte er es so gerade geschafft nicht kein Wasser zu schlucken. Aufgeben wollte er nicht, gleich atmete er wieder ein und tauchte unter, dieses Mal hatte er ein wenig Glück und schaffte es bis zwei zu zählen, ehe er wieder auftauchte.
    Resigniert schaute er den Centurio an. „Ich schaffe es nicht“, kam kläglich aus seinem Mund.

  • Die Bemühungen des Octaviers waren durchaus tapfer. Zeigten sie vor allem ein weiteres Mal, daß er keine Angst vor dem Wasser an sich hatte und die Anweisung gerne ausführen wollte. "Mach Dir deswegen keine Sorgen. Diese Übung kann man nicht schaffen, aber genau das ist es, was Du daraus mitnehmen sollst. Mit viel Luft in den Lungen kannst Du nicht untergehen. Dein Körper will immer nach oben. Wenn Du Dich dazu noch etwas bewegst, brauchst Du nicht mal so viel Luft in den Lungen. Du kannst ganz ruhig atmen und gehst trotzdem nicht unter. Viele Anfänger bewegen sich schnell und hektisch, weil sie glauben, so leichter oben zu bleiben. Aber das Geheimnis des Schwimmens ist die Ruhe. Hol noch einmal tief Luft, Octavius. Und dann lege Dich einfach auf das Wasser und zähle bis fünfzehn, bevor Du wieder aufstehst. Ich zeige Dir, was ich meine." Valerian legte sich einfach auf das Wasser. Auf dem Bauch, das Gesicht ebenfalls auf das Wasser gelegt. So war es einfacher als auf dem Rücken und Ofella konnte merken, daß er wirklich oben schwamm, ohne daß sich sonst irgendetwas tat. Ohne sich weiter zu bewegen, trieb Valerian einfach auf dem Wasser, bevor er sich wieder hinstellte und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. "Luft in die Lungen und los. Ich bin hier, Dir kann nichts passieren."

  • Zweifelnd schaute Ofella Quintilius an, als dieser ihm sagte er könne sich auf das Wasser legen, ruhig atmen und er würde nicht untergehen. Gespannt schaute er zu während der Centurio, ihm das Ganze demonstrierte.
    Ofella war etwas beruhigt und versuchte es ihm nach zu machen. Zunächst ging alles gut, doch dann bekam er so etwas wie eine Panikattake. Wild mit Armen und Beinen paddelnd sackte er dann doch ab und schluckte eine gehörige Portion Wasser, während er irgendwie den Centurio erwischte und
    sich an ihm hochzog. Langsam ich wieder beruhigend schaute er etwas verlegen drein. Aufgeben wollte er aber nicht, heute wollte er schwimmen lernen, deshalb versuchte er das ganze nochmals und trotz seiner Befürchtung klappte es nun. Bis fünfzehn zählte er nicht aber immerhin bis zwölf, ehe seine Füße den Boden wieder berührten.

  • Als Ofella in Panik ausbrach, faßte Valerian schnell zu und half ihm auf die Füße. Doch der Junge brauchte keine Zusprache, er versuchte es gleich noch einmal. "Sehr gut. Das war lange genug, um zu begreifen, daß es funktioniert. Versuch es immer wieder, wenn Du in den Thermen bist. Übe es, dann wirst Du Dich im Wasser immer sicherer fühlen. So, nun kommen wir dazu, uns im Wasser vorwärts zu bewegen. Wasser ist ein Ding. Eine Masse. Um darin vorwärts zukommen, mußt Du Dich da durchdrängeln, mußt Du es beiseite schieben. Das machst Du mit Deinen Armen und Deinen Beinen. Zuerst zeige ich Dir den Beinschlag." Valerian hielt sich am Beckenrand fest und zeigte, welche Bewegungen Ofella machen mußte. "Und nun Du." Anschließend zeigte er im Stehen die Armbewegungen und ließ auch die von Ofella nachmachen. "Deine Hände müssen wie Schaufeln geformt sein. Finger zusammen. Denk an die Masse, die Du wegschieben mußt. Ruhige, gleichmäßige Bewegungen." Nachdem er sicher war, daß Ofella das begriffen hatte, kam es an die ernste Übung. "Und nun wirst Du schwimmen. Erst einmal mit meiner Hilfe, ich werde meine Arme unter Deinen Körper halten, bis Du den Dreh raushast. Hier leg Dich über meine Arme und fang mit den Bewegungen an. Arme und Beine schön gleichzeitig." Valerian streckte seine Arme aus. Er würde Ofella halten und ihm mitgehen - und hoffentlich schon bald seine Arme etwas herunternehmen können. Denn eigentlich hatte Ofella nun alles, um ein paar Züge durchhalten zu können.

  • Die Schwimmbewegungen einzeln auszuführen bereitet Ofell keine Probleme. was ihm Sorge bereitete war die Arm- und Beinbewegung mit einander zu koordinieren.
    Dann war es auch schon soweit. Merkwürdig fürihn war nur, dass der Centurio, der sie oft bis zu Weißglut mit seinen, wie sie es empfanden, brachte, zeigte sich heute ganz anders.Mit seiner Ruhe und Gelassenheit flößte er Ofella Vertauen ein. Vertrauen zu Quintilius und Vertrauen zu sich selber.
    Ohne das geringste Angstgefühl begann er mit den Schwimmübungen. Die Arme des Centurios hielten ihn sicher. Irgendwann merkte er das Halt der Arme des Centurios weniger wurde. Dennoch kam Ofella schwimmend von der Stelle.

  • Natürlich dauerte es etwas, bis Ofella Arme und Beine sortiert hatte und die nötigen Bewegungen koordiniert hatte. Doch irgendwann ging es. "Denk immer an den Atem. Ruhig atmen, immer Luft in den Lungen haben. Die Menschen ertrinken, weil sie zu erschöpft sind, um daran zu denken. Solange Du Kraft hast, richtig zu atmen, wirst Du nicht untergehen. Du machst es ganz richtig. Du schwimmst. Herzlichen Glückwunsch, Octavius." Noch immer blieb er neben ihm, um im Notfall da zu sein, aber er hatte die Arme jetzt ganz weg genommen. "Den Rest bringt nur noch die Übung. Und Du wirst es nie wieder verlernen. Wenn Du etwas Sicherheit erlangt hast, denn versuch einmal, in Kleidung zu schwimmen. Es ist gut, es mal probiert zu haben, denn die Kleidung wird sehr schwer im Wasser und zieht einen nach unten. Man weiß nie was kommt, besser, man ist auf alles vorbereitet."

  • Ofella konnte es irgendwie nicht so ganz fassen. Ich kann schwimmen, ich kann wirklich schwimmen. dachte er immer wieder.Dann hörte er vor lauter Glücksgefühl nicht mehr richtig hin und bekam nur noch mit,
    * versuch einmal, in Kleidung zu schwimmen. Es ist gut, es mal probiert zu haben, denn die Kleidung wird sehr schwer im Wasser und zieht einen nach unten.*
    Vor Schreck vergaß er alles was er soeben erlernt hatte und kam aus dem Rhythmus. Nun wäre er fast doch noch untergegangen.
    Prustend und schnaubend stand er blass da und fragte: "Muss ich dass heute noch, ich glaube ich schaffe das nicht mehr."

  • Seine Worte schienen den Jungen ziemlich aus der Fassung gebracht zu haben. "Ihr Götter, nein! Auf keinen Fall! Du mußt erst sicherer werden und Ausdauer erlangen. Bevor Du dieses Becken nicht zehn mal der Länge nach durchschwimmen kannst, ohne Pausen machen zu müssen, wirst Du auf keinen Fall so etwas versuchen! Ich sagte ja, Du brauchst jetzt erst Übung. Für heute reicht es. Es liegt bei Dir, Dich im Schwimmen zu üben, wenn Du Anleitung möchtest, werde ich Dir gerne helfen." Zuviel auf einmal war nicht gut. Für heute hatte Ofella schon mehr vollbracht, als die meisten anderen geschafft hätten. "Für heute machen wir Schluß. Und nun sage ich Dir, was ich den anderen schon gesagt habe. Die Grundausbildung ist damit beendet. Morgen werdet ihr zu Milites ernannt werden. Vermutlich wird sogar der Praefect selbst anwesend sein. Sieh also zu, daß Deine Ausrüstung vorbildlich ist. Abi." Er nickte dem Noch-Tiro anerkennend zu und stieg dann aus dem Becken. Ihm war ziemlich kalt inzwischen, da er sich selbst nur wenig bewegt hatte.

  • Zunächst etwas sprachlos starrte Ofella seinen Centurio an. Ganz langsam kam dann ein grinsen auf sein Gesicht. Was für ein Tag, dachte er, zuerst lerne ich schwimmen und dann diese frohe Botschaft. Er wurde befördert, er wäre kein Trio mehr.
    Etwas verlegen, weil er nicht wusste ob solch eine Äußerung eines Soldaten würdig war, er aber, das Gefühl hatte, dies sei nun angebracht kam noch ein: "Danke Centurio" von ihm ehe auch er aus dem Becken stieg.

  • Valerian grinste, als der Octavius sich bedankte. Vielleicht hatte der Junge doch einiges mehr begriffen, als ausgesprochen worden war während der Ausbildung. Ofella konnte das Grinsen nicht sehen, da Valerian ihm schon den Rücken, auf dem im Übrigen auch ein paar sehr feine, schwache Narben zu sehen waren, zuwandte. Er erwiderte auch nichts mehr, nahm den Dank aber sehr wohl zur Kenntnis.

  • Kaum war an diesem Tag der normale Dienst zu Ende ging Ofella zu den Lagerthermen um sich zu säubern und zu erfrischen.
    Im Tepidarium fand er etwas Ruhe und überlegte sich, wie er als nächstes zu der im gestellte Aufgabe vorgehen wollte. Zunächst würde er nachforschen wo der Appius Terentius Cyprianus wohnte. Er war nicht in der Stadt aufgewachsen und musste sich solche Informationen erst beschaffen. Vielleicht konnte sein Freund Cato ihm bei dieser Frage weiterhelfen. Da fiel ihm ein mit Cato würde es jetzt Probleme geben. Wie sollte er diesem nun ständig erklären, warum er alleine unterwegs sein wollte. Dazu musste er sich unbedingt etwas einfallen lassen, denn bisher hatten sie alles gemeinsam gemacht. Dabei würde es bestimmt gut tun, wenn er zwischendurch mit jemanden über den Auftrag reden könnte. Seufzend schloss er die Augen um die Außenwelt für ein paar Augenblicke auszuklammern, als es neben ihm einen gewaltigen Platscher machte. Ein wenig erschrocken öffnete Ofella die Augen, um nach dem Grund zu sehen. Gleichzeitig wusste er es aber auch schon, dies konnte nur Cato sein. Und so war es auch. Dieser hatte sich angeschlichen um dann mit beiden Hände neben ihn aufs Wasser geschlagen. „Sag mal was ist denn mit dir los? Seit wann verschwindest du alleine, ohne mir ein Wort zu sagen?“ „Och, ich hatte etwas Kopfschmerzen und dachte ein wenig Ruhe würden mir gut tun.“ Eine besser Ausrede fiel ihm auf die schnelle nicht ein. „Ja und hat‘s geholfen?“ „Was hat geholfen?“ Verwirrt blickte Ofella Cato an. Cato betrachtete verwundert seinen Freund. „Na die Ruhe, das alleine sein?“ „ Ach so,... ja geht schon. Weißt du was ich mir überlegt habe, wir müssten unbedingt mal wieder hier raus. Was meinst du? Versuch doch mal ob du für gleich eine Erlaubnis bekommst. Ich warte dann an der Porta auf dich. Noch während er diesen Wunsch äußerte, stiegt er aus dem Wasser und Cato konnte nur noch verwundert nicken und ihm verwirrt nachschauen.

  • „.. CCXC .. CCXCI ..“ zählte Antias monoton vor sich hin. Langsam wurde es ungemütlich. Die Wärme begann sich aus seinem Körper zu verflüchtigen, seine vor kurzem noch weich gekneteten Muskeln wurden allmählich wieder hart, höchste Zeit, das Frigidarium zu verlassen und sich auf der Palaestra körperlich zu betätigen. Ohnehin war diese Wette der reinste Schwachsinn. „.. CCXCII .. CCXCIII ..“ So gut hätte Fimbria Hispo eigentlich kennen müssen, um zu wissen, dass der mit seinem besten Stück keine Späße trieb. Aber gut, die beiden Idioten hatten ihm die Rolle des neutralen Zählers zugewiesen, also zählte er weiter, während er fröstelnd das Kaltwasserbecken umrundete, in dessen Mitte Hispo mit bläulichen Lippen und hoch gereckten Armen im Wasser hockte und sich von einem guten Dutzend amüsierter Soldaten begaffen ließ. „.. CCXCIV .. CCXCV..“ Fimbria saß rotwandig und siegesgewiss am Beckenrand, nippte ab und zu an einem Trinkschlauch und deutete Antias gestenreich an, gefälligst langsamer zu zählen. Noch langsamer? Kam überhaupt nicht infrage! Für Fimbria war die Wette bereits in dem Moment verloren gegangen, als er sie vorgeschlagen hatte, da nützte auch das langsamste Zählen nichts, außerdem wollte Antias endlich hier raus. „.. CCXCVI .. CCXCVII ..“


    Die große Sause zum definitiven Ende der Grundausbildung hatten sie sich alle etwas anders vorgestellt, zum Beispiel als episches Besäufnis in Rufo’s Elysium mit anschließendem Spießbratenfest zwischen Sasernas’ zuckenden Schenkeln. Zumindest Hispo bedurfte dringend einer derartigen Behandlung. Je geiler der wurde umso misslauniger stampfte er durch die Gegend und seit Wochen war er dauergeil. Fimbria dagegen wurde von Heimweh geplagt und hatte eine Abwechslung ebenfalls bitter nötig. Aber nein, der verblichene Princeps hatte den armen Kerlen rücksichtsloserweise einen Strich durch die Rechnung gemacht. „.. CCXCVIII .. CCXCIX ..“ Nicht einmal Antias konnte sich so recht für seine Kameraden freuen, war er doch durch seine vorzeitige Beförderung bereits in den Genuss zweier freier Tage gekommen. Dafür, dass dem Rest des Contuberniums nun die verhängte Urlaubssperre dazwischen gekommen war, konnte er zwar nichts, ein schlechtes Gewissen nagte aber dennoch an ihm. Er brauchte Sasernas’ Dunstpforte nicht, er brauchte kein Besäufnis und keinen Heimaturlaub, er brauchte nur eine Aufgabe, eine paar vernünftige Ideen und Apolonia. Allein der Gedanke an sie ließ sein Blut ein wenig wärmer durch die Adern strömen.


    „Wwa .. was is jetzt?“ bibberte Hispo aus den eisigen Fluten und brachte Antias wieder in’s Frigidarium zurück. „Ach so, ja .. CCC .. und jetzt raus da!“ Etwas ungelenk erhob sich Hispo aus dem Wasser, senkte aufseufzend die Arme und stakste zitternd auf den Beckenrand zu. Fimbria sprang auf, beugte sich forschend nach vorne und ließ den Unterkiefer fallen. „Gibt’s doch gar nicht.“ Steifknochig kletterte Hispo aus dem Becken und hielt Fimbria herausfordernd seine tropfenden Lenden entgegen. „Ssso, bbbitteschön! Was hab ich euch gggesagt?“ Fimbria starrte ungläubig auf den prallen wie aus Granit gemeißelten Schaft, der ihm da entgegen federte. „Das is aber doch nicht mehr angenehm, oder?“ fragte er mitfühlend. „Nein! Gar nicht! Wovon red ich denn die ganze Zeit!“ ereiferte sich nun Hispo. „So geht das nicht! Das können die mit mir nicht machen! Bin ich ein Fisch? Ich dreh hier noch durch!“
    „Es ist für uns alle nicht leicht.“ versuchte Antias Hispo zu besänftigen, während er ihn mit einem frischen Wolltuch abrieb. „Immerhin hast du grade dreissig Sesterzen gewonnen. Ein Freistich bei Saserna.“ Dass dies ein eher ungünstiges Argument war, wurde ihm sofort klar als er es ausgesprochen hatte. „ACH JA? Und was bringt mir das? Soll ich ihr meinen Schwengel mit dem Boten schicken? Ich muss hier raus!“ Gutes Stichwort. „Ich auch. Also verschwinden wir hier erstmal. Fimbria, gib ihm den Schlauch.“


    Fimbria überreichte Hispo ehrfürchtig den Weinschlauch und schob den erregten Kameraden mit Antias’ Hilfe zum Ausgang. „Wir müssen auch noch über Marullus sprechen .. unbedingt.“ Allerdings mussten sie das. Antias war nicht entgangen, welch beunruhigende Verwandlung in dem zurückgeblieben Zwilling inzwischen vorgegangen war. Im Grunde hatte das Contubernium mit Tutor nicht nur einen Toten zu beklagen, sondern zwei. Marullus wandelte tot in ihrer Mitte und das konnten sie nicht zulassen. „Der muss einfach mal hier raus ..“ konstatierte Hispo bitter. „.. hier drin kann man verrecken, und keinen interessiert’s!“ Dem war ganz und gar nicht so, und Hispo wusste das auch. Aber auch das verschworenste Contubernium vermochte es nicht, den Tod zu bezwingen. Wenn sie Marullus nicht mehr erreichen konnten, mussten sie ihn loslassen. Tote hatten unter Soldaten keinen Platz, sie mussten begraben werden.

  • Gleich nachdem er mit seinen anderen Milites vom Tiber zurückgekehrt war, die damit ihre Grundausbildung beendet hatten, machte er sich auf in die Lagerthermen und dort, nachdem er den gröbsten Schmutz und Staub losgeworden war, gleich zum vergleichsweise großen Kaltwasserbecken. Denn ein Tiro fehlte ja noch. Und besser sie brachten die Schwimmübungen jetzt hinter sich als später, hatte er sich gedacht. Noch war es mitten am Tag. Gegen Dienstschluss, wenn die halben Castra in den Thermen eintrudelten, konnten sie sich irgendwelche Schwimmübungen schenken.
    "Alles klar soweit, Octavius?", fragte er Frugi und ging dabei Richtung Becken, "Mach dir einfach keinen Kopf, an den Schwimmübungen ist noch keiner meiner Tirones gescheitert. Am besten gehen wir einfach ins Becken und sehen mal, wie's läuft. Bist du denn schon einmal geschwommen? Oder fangen wir bei Null an?" , plauderte er und hakte noch ein wenig nach. Derweil ließ er sich langsam ins Wasser gleiten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!