Vom Saulus zum Paulus | Wogen glätten

  • Es war eine jener Senatssitzungen gewesen, die deutlich gemacht hatten wie sehr diese einstige Zentralinstitution Roms zum Schatten ihrer einstigen Macht verkümmert war. Die Bagatellen, die teilweise diskutiert wurden, spotteten jeder Diskussionswürdigkeit... und während vor allem jüngere Senatoren sich selbst auf diese stürzten, um allen anderen zu zeigen wie sehr sie bei der Sache waren, zeigten die älteren sich zu einem guten Teil entweder desinteressiert oder fehlten einfach ganz.
    Vala selbst war aus selbstverschuldeten Gründen dazu verpflichtet, sich wie die jüngeren mit Verve in die meisten Anliegen einzubringen, einfach nur um seinen vor zwei Jahren begonnenen Sinneswandel zu beweisen und sich von seiner neuerdings gepflegten gemäßigten und kompromisbereiten Seite zu zeigen.
    Was auf dem Papier so einfach klang war in Wirklichkeit beinharte Arbeit: auch nach mehr als einem Jahr des reformierten Vala-Senators schlug ihm immernoch oft genug spärbare Skepsis und immernoch das ein oder andere Mal unversöhnliche Ablehnung entgegen.


    Natürlich war er, der Homo Novus aus der Provinz, Ablehnung seit Beginn seines Cursus Honorum gewohnt, allerdings hatten sich doch gewisse Grenzen verschoben und lagen nun da, wo sie früher nicht gelegen hatten. Ob das jetzt einfach nur an seinem Aufstieg lag oder seinem streitbaren Verhalten in der Vergangenheit mochte er nicht beurteilen, aber letztlich war es auch vollkommen gleich: er MUSSTE daran arbeiten, wenn er nicht in Stase erstarren und sich und seine Ideen voranbringen wollte.


    Eine der Baustellen, an die er sich noch nicht herangewagt hatte, war der einzige aktive flavische Senator. Vala hatte, wenn auch nur über Umwege mitbekommen, wie sehr er diesen vor Jahren vergrätzt hatte.. und sich anderen, offener zutage tretenden Problemen zugewandt. Jetzt, wo es für ihn ums Ganze ging, konnte er sich auch hiervor nicht mehr drücken. Er MUSSTE das Gespräch suchen, egal wie es ausging. Schließlich war ein Versuch mehr wert als kein Versuch, vor allem wenn es in der Öffentlichkeit geschah.


    "Praetorius Flavius." , ließ Vala sich vernehmen und versuchte soviel Ernsthaftigkeit sowie Zuversicht wie möglich in Mimik und Gestik zu pumpen, als er sich der Gruppe an Senatoren näherte in welcher sich der Senator gerade aufhielt, "Wenn ich dich um ein Gespräch bitten dürfte?"

  • Bisweilen fragte Gracchus sich während der Senatssitzungen, ob manche Angelegenheiten nur um des Diskutierens selbst wurden diskutiert - indes war die Qualität der Rhetorik dabei oftmals ebenfalls eher unzulänglich - oder gar ob dessen, um nicht eingestehen zu müssen, dass der Senat an diesem Tage schlichtweg nichts zu diskutieren hatte. Um so erleichterter war er zum Ende solcher Sitzungen, und da er in diesen zumeist selbst wenig hatte beizutragen - da er üblicherweise es vermied, etwas zu sagen, nur um etwas zu sagen, obgleich er nichts hatte zu sagen -, hatte er im Anschluss durchaus noch den notwendigen Elan den eher belanglosen Plaudereien außerhalb der Curia beizuwohnen, welche er nach intensiveren Sitzungen eher scheute, wenngleich er auch zu diesem Gelegenheiten zumeist nur einen passiven Part innenahm. Senator Lartius elaborierte gerade eine politische Anekdote aus Capua, welche er von einem seiner Klienten hatte erfahren, und da seine Worte just in diesem Augenblicke die Pointe formten und in ein Lachen mündeten, hatte Gracchus' Mundwinkel sich zur Andeutung eines Schmunzelns erhoben. Als von der Seite her sein Name genannt wurde, verstummte jedoch das Lachen und der Ausdruck auf den Gesichtern Lartius' und des weiteren Zuhörers Cornelius Scapula wich einer unbestimmten Miene. Gracchus drehte sich um und bedauerte dies bereits im gleichen Herzschlag, auch von seinen Lippen wich jede Erheiterung.
    "Senator Duccius"
    , gab er den förmlichen Gruß zurück und alles in ihm drängte danach, dessen Bitte schlichtweg abzuweisen, war sein Verhältnis zu ihm nach diversen Geschehnissen im Senat doch mehr als distanziert. Seine Position - extrinsisch wie intrinsisch -, sowie der Anstand indes verbaten solcherlei Gebaren.
    "Gewiss. Hier und jetzt?"
    Allfällig mochte der Duccius auch nur einen späteren Termin vereinbaren, und der Flavier war sich nicht eins, ob er dies würde präferieren - da er somit in diesem Augenblicke von ihm wäre befreit -, oder nicht - da dies gleichsam würde bedingen, dass er nicht würde wissen, was genau Vala von ihm wollte und letztlich das Treffen ohnehin nur würde aufschieben.

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  • Bildete er sich das ein, oder war die Temperatur auf dem Forum Romanum gerade um mehrere Grad gefallen? Auf jedenfall fröstelte Vala leicht, als er die Blicke des Flavius und seiner Gesellen registrierte. Selbst wenn der Realo, der Vala nunmal war, die herrschaftlich-emporgehobene Aura, die gewisse Patrizier umgab für nichts anderes hielt als eine große Show aus Rauch und Nebel hielt, konnte der Mensch nicht immer leugnen, dass er sich auch durch Rauch und Nebel beeindrucken ließ.
    Stark an sich haltend um nicht aufgeregt zu schlucken warf Vala sich einfach in die Wand aus Eis, und versuchte dabei nicht allzu bittend zu erscheinen, als er den Flavier eben bat das Gespräch doch hier und jetzt gleich anzunehmen. Immerhin war nach dem ergebnislosen Verlauf des letzten keineswegs sichergestellt, dass man sich überhaupt auf einen gemeinsamen Termin einigen wollte: "Wenn es nicht zuviele Umstände macht, gerne."

  • Mit einem knappen
    "Wir sehen uns"
    , verabschiedete der Flavier sich von den beiden Patriziern und wandte hernach neuerlich sich Duccius Vala zu.
    "Was also ist der Anlass dieses Gesprä'hes?"
    Noch immer war Gracchus' Stimme durchzogen von einer distanzierten Couleur. Es hatte Zeiten gegeben, in welchen er zu Gelegenheiten wie diesen weitaus müheloser seine emotionalen Aufwallungen hinter einer stoischen Maske beinahe unerschütterlichen Gleichmuts zu verbergen hatte gewusst, doch spätestens seit der Konspiration war er beständig von einem Sentiment der Anspannung durchzogen - ein schlechtes Gewissen, verbunden mit der Furcht vor jenem Augenblicke, da die Wahrheit letztendlich doch noch würde entlarvt werden -, welches durch die Erforderlichkeit, sein Innerstes unter Kontrolle zu halten ihm erschwerte, dies mit dem Äußeren ebenso zu tun.

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  • "Nun..." , begann Vala einen Moment zu zögernd, bevor er sich daran erinnerte, dass Schwäche wohl zu den schlechtesten Regungen zählte, die er hier und in diesem Moment zeigen durfte. Zusammenreißen, Junge, Haltung bewahren...


    "Praetorius Flavius.." , begann er, nach der richtigen Betonung suchend.. und entschied sich schließlich für denjenigen, den er wählen würde, wenn es darum ging unvermeidliches zu kommunizieren, "...ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Verwerfungen zwischen uns nicht mit Leichtigkeit aus der Welt zu schaffen sein werden. Ich werde mich nicht mit jugendlichem Übermut rausreden, der mich den Flavius Flaccus vor Gericht hat zerren lassen und auch nicht mit dem Gedankenlosigkeit, die mich den Flavius Scato vor dem versammelten Senat hat ablehnen lassen. Ich bin von der grundlegenden Sache, nämlich den Gesetzen und dem Usus Roms, nach wie vor überzeugt... nur ist mir aufgegangen, dass die Art und Weise wie ich dieser Überzeugung Ausdruck verliehen habe, wohl das eine oder andere Mal eben an Bewusstsein gefehlt hat, dass der verbale Hammer nicht die richtige Art ist. Ich bedauere nicht die Ursachen, aber ich bedauere wie ich offensichtlich mit diesen umgegangen bin." , sprach Vala und wankte dann doch irgendwie zu der nachdenklichen Note, die sich in letzter Zeit so oft in seine Reden schlich. Es war nicht leicht, dem Blick der perfektionierten Adelsaura standzuhalten, aber irgendwie hing zuviel davon ab, sich hier jetzt keine Blöße zu geben und bei aller Nachdenklichkeit das Resultat nicht aus dem Blick zu verlieren.


    "Ich bin mir ebenso der Tatsache bewusst, dass Worte allein nicht helfen werden... und dass meine Taten der Zukunft sicherlich lange brauchen werden, um dich von der Aufrichtigkeit meines Denkens und Handelns zu überzeugen. Aber ich bin nicht hier, um nur für mich zu reden, da ich mir weiterhin sicher bin, dass mein Handeln auch ein Licht auf meine Familie geworfen hat, das dieser nicht gerecht wird. Ich spreche dementsprechend nicht für mich und bitte nicht um dein Wohlfallen gegenüber meinen Handlungen und Aspirationen der kommenden Zeit... aber ich bitte um einen nachsichtigeren Blick auf die Geschicke und Charaktere meiner Familie." , kam Vala nun zum eigentlichen Punkt des Gesprächs, das nun weitaus leichter von der Zunge ging und die die Worte unterstreichenden Gesten weitaus leichter machte, "Ich werde dir beweisen, dass die Söhne meiner Familie nicht alle so hitzblütige Wüteriche und gedankenlose Lospolterer sind. Mein Reden handelt von Caius Duccius Callistus, Sohn des Numerius Duccius Marsus, einem jungen und gut ausgebildeten Sohn meiner Familie, der nach Rom kommen wird um hier ebenso zu wirken wie ich es getan habe... er braucht natürlich Führung und Rat, und ich habe das leise Gefühl, dass es mit dem meinen nicht getan sein wird. Aus diesem Grunde biete ich dir an... und bitte ich dich... diesen jungen Mann als deinen Tiro und Klienten anzunehmen, auf dass er ebenso von dir lerne wie er dir auch beweise, dass nicht alle Söhne des Nordens die Fehler begehen, denen ich zuweilen anheim fiel."

  • Weiterhin überaus distanziert vernahm Gracchus die Worte von Übermut und Gedankenlosigkeit, konnte nicht ganz aus diesen erkennen, ob dies eine Art Abbitte sollte sein, da Vala letztlich davon sprach, dass er noch immer von der Ursache, respektive scheinbar also von der Richtigkeit des Anstoßes, war überzeugt, nur nicht von seiner eigenen forschen Art. Doch noch ehedem der Flavier dies konnte zu verifizieren suchen, schwenkte der Duccier von sich selbst fort zu seiner Familie hin und was er letztlich am Ende seiner kleinen Rede vorschlug, um was er bat, ließ Gracchus einige Augenblicke gänzlich ohne Worte. Seine linke Braue wanderte ein wenig empor, marginal nur und doch sichtbar, was zweifelsohne leicht als ein Ausdruck aristokratischer Überheblichkeit mochte missdeutet werden können - denn diese Bitte war zweifelsohne nichts, was er auch nur im Entferntesten von diesem Gespräch hatte erwartet, gleichwohl war er sich nicht sicher, ob dies nun Naivität, Impertinenz, Verzweiflung oder Mut war, was sein Gegenüber antrieb.
    "Du hast Recht, Senator"
    , erwiderte Gracchus nach einigen Augenblicken, in welchen das Schweigen zwischen ihnen die Lautstärke des Forum Romanum überdeckte.
    "Dein Handeln beeinflusst die Reputation deiner Familie, wie unser aller Handeln die Reputationen unser Familien be..einflussen, doch in deinem Falle bist du in Rom deine Familie, so dass um dieser deiner Familie willen es zu hoffen steht, dass deine Taten deinen Worten in Zukunft tatsä'hlich folgen werden. Gleichwohl gibt es zweifelsohne im Lichte jeder Familie dunkle Flecken, wiewohl ich nicht zu jenen Menschen gehöre, welche danach trachten ein Licht auszulöschen, um die Dunkelheit dahinter zu dekuvrieren. Sofern dein junger Ver..wandter sich in den Dienste Roms stellen möchte, wird er von meiner Seite aus keinen Groll zu fürchten haben, gesetzt den Fall, dass er nicht selbst einen Anlass hierfür bietet."
    Nach einer kurzen rhetorischen Pause zur Pointierung des nachfolgenden fügte er hinzu:
    "Ihn jedoch als meinen Klienten und Tiro anzunehmen, dies ist schli'htweg ausgeschlossen."
    Da Vala die Gründe dessen vermutlich nicht ganz einsichtig mochten sein - sonstig hätte er diese Bitte kaum ausgesprochen -, führte Gracchus dies weiter aus.
    "Es ist mir nicht daran gelegen, an den Verwerfungen zwischen unseren Familien festzuhalten, doch das, was geschehen ist, war nicht nur eine kleine Kontroverse, Duccius, es war eine öffentli'he Invektive gegen die Flavia, welche einen solche offizielle Verbindung - die auch auf Ver..trauen basiert - unterbindet."
    In Hinblick auf Beleidigungen ihrer Familie waren die Flavier seit jeher überaus nachtragend, doch selbst so dies nicht der Fall wäre gewesen, hätte Gracchus durchaus gezögert. Er fand keinen großen Gefallen an der Politik, widmete sich weitaus lieber seinen kultischen Pflichten - schob diese bisweilen gar den politischen als Vorwand vor -, ob dessen er sich nicht eben sonderlich prädestiniert dafür sah, einen Tiro an seiner Seite auf ein Leben der politischen Praxis vorzubereiten.
    "Ich würde dir empfehlen, dies Ansuchen an die Consulare Purgitius oder Decimus anzutragen, schlussendlich haben jene vorzüglich bewiesen, dass auch Männer ohne lange Ahnenreihe bis an die Spitze des Imperiums vordringen können ohne dabei allzu viel zu wüten und zu poltern, im Gegenteil dabei dur'haus den Respekt des Senates - den meinen im Übrigen eingeschlossen - genießen."

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  • "Hmhmhm...", brummte Vala während er den Ausführungen des Flavius folgte, immer schön und brav an der Fassade arbeitend um der Gegenüberstellung dieser politischen Architekturen nicht als derjenige dazustehen, der mit anderer Baumasse gleich als baufällig abgetan wurde. Nein, hier war Haltung bewahren tatsächlich alles.. auch wenn die implizite Drohung des Versagens weniger vom und für den Flavius ausging, als an der Tatsache, dass Vala hier mit Minimalfortschritten arbeiten musste.


    Dass die Worte enttäuschen würden, war vorher mit nicht gerade fundierten Rechnungsmöglichkeiten der Wahrscheinlichkeit herauszufinden gewesen, immerhin war dies nicht das erste Aufeinandertreffen der beiden Persönlichkeiten... wenngleich Vala sagen konnte, dass der Flavius ihm nach wie vor ein Rätsel war, das immer eine große Unbekannte ließ.
    Diese Unbekannte war es, die ihn dazu veranlasst hatte hier dermaßen auf's Ganze zu gehen... und natürlich zu scheitern. Derart hoch gepokert bekam er durch das Erreichen des Minimalziels zumindest seinen Einsatz wieder heraus... doch wirklich zufriedenstellen vermochte das nicht gerade.
    Vala nickte demzufolge und gab somit ein Stück seiner Enttäuschung preis. Das Bekenntnis, dass der Flavius ihm zumindest nicht bei jeder Gelegenheit an den Karren fahren würde, war etwas womit man durchaus würde arbeiten können... und weitaus mehr was man von anderen Angehörigen des Patriziats erwarten konnte.
    "Deine Entscheidung ist bedauerlich." , erwiderte der Germane und ließ durchblicken, dass er durchaus anders gepokert hatte, "Ich sehe die Linie deiner Argumentation, doch verstehe ich sie nicht. Ich erlaube mir darauf zu hoffen, dich in nicht allzu ferner Zukunft eines besseren zu belehren. Dies weniger aus Gründen der Genugtuung oder der Belehrung, als einfach um des Fortschritts meiner Familie und meinetwegen." Es stand für ihn außerfrage, hier jetzt noch rumzubohren und zu versuchen den Flavius umzustimmen.. denn soviel Erfahrung hatte Vala dann schon mit derartigen Hardlinern im Goldkäfig, um sich nach einem solchen Vorstoß keinen Illusionen hinzugeben. Das Problem war nun allerdings, dass sich so nach kürzester Zeit das Gesprächsthema ergeben hatte.. und der Duccius sich nach wie vor schwer tat mit den Sphären in denen Römer wie der Flavius sich bewegten.. wenn man mal davon absah, dass er garnicht erst versuchte sich in diese zu begeben, da sie für den pragmatischen Realo keinen Mehrwert besaß. Er würde natürlich nicht mit dem Flavier mögliche Alternativen oder gar seine Meinung von den benannten Consularen erörtern... dazu vertraute er ihm einfach zu wenig.
    "Ich danke dir für deinen Rat." , gab er hernach ein wenig steif von sich und strich sich durch den Bart, "Die Wahl der Alternative dürfte alles andere als leicht fallen... die von dir genannten Namen wären wohl auf jeder Liste, die man hierzu anstellen müsste." , log er, immerhin war er nicht blauäugig in dieses Gespräch gegangen ohne sich bei einem derart hohen Einsatz ohne Gedanken an das Scheitern des Projekts zu beschäftigen.
    "Aber das ist nicht der Ort noch der Platz um das zu erörtern..." , fuhr Vala ohne Groll fort und entschied sich einfach das Thema aufzugreifen, das ihn im Moment am meisten bewegte: "Wie du vielleicht bereits gehört hast, kandidiere ich für die kommenden Wahlen zum Konsulat. Mich treibt einerseits der Ehrgeiz um, meine Kritiker eines besseren zu belehren und meinen Cursus Honorum mit der höchstmöglichen Spitze zu krönen, wie auch der politische Tatendrang Rom in Tat und Wort mitzugestalten." Warum er das jetzt gerade erzählte war ihm nicht ganz klar, außer eben aus Ermangelung eines potenten Gesprächsstoff um die kurze Konversation nicht gleich wieder ersterben zu lassen. Zuspruch erhoffte er sich nicht vom Flavier... aber auf Teufel komm raus Ablehnung zu provozieren? Nein. Das ganze war von einem hoffnungsvollen Pokerspiel zu einem Fahrstuhlgespräch verkommen.

  • Tatsächlich hatte Gracchus nicht erwartet, dass Vala seine Argumentation würde nachvollzeihen können, denn letztlich folgte das von sich überzeugte Patriziat einer langen Tradition, in welche ein Mensch zweifelsohne musste hineingeboren werden, um dies gänzlich zu durchdringen - und selbst diese Voraussetzung reichte nicht immer aus, wie der ein oder andere Ausreißer immer wieder einmal bewies.
    "Bisweilen ist Verständnis nicht einmal vonnöten, Senator Duccius, sondern schli'htweg die Akzeptanz dessen, was den Gesetzmäßigkeiten der Realität folgt. Wir verstehen nicht wie es der Sonne möglich ist jeden Morgen im Osten zu erscheinen, über den Himmel zu wandern und im Westen wieder hinab zu sinken - und doch gibt es wohl kaum jemanden, der daran zweifelt, dass es so und nicht anders jeden Tag auf ein Neues geschieht."
    Ob der Flavier sich und seinesgleichen nun mit der Sonne wollte vergleichen oder schlichtweg eine generelle Metapher verwandte, würde dem Duccier wohl verborgen bleiben. Gracchus nickte bestätigend zu Valas Einschätzung der Patronats-Alternativen, denn schlussendlich hatte auch er nicht erwartet, diese nun zu erörtern, sondern lediglich versucht das Thema durch seine Ablehnung nicht gar zu rabiat zu beenden, ehedem Vala auf sein angestrebtes Consulat zu sprechen kam. Selbstredend hatte Gracchus diese ungeheuerliche Neuigkeit bereits vernommen - als Sciurus die Nachricht einige Tage zuvor ihm am Abend hatte mitgeteilt, hatte er wahrlich geglaubt, sein Vilicus würde sich entgegen all seiner Persönlichkeit einen Scherz mit ihm erlauben. Nicht nur dass Gracchus davon überzeugt war, dass der Cursus Honorum trotz seiner Möglichkeit dazu keinem Dauerlauf sollte gleichen - was zum Teil zweifelsohne dem geschuldet war, seine eigene Indifferenz zum Consulat zu rechtfertigen -, so waren seine generellen flavischen Ressentiments gegenüber Emporkömmlingen aus der Provinz, wiewohl seine Indignation ob Valas Verhalten im Senat doch noch immer groß genug, um die Ansicht zu rechtfertigen, dass ein solcher Mann nichts an der höchstmöglichsten Spitze des römischen Staates hatte zu suchen, welche im Falle des Falles schlussendlich ihm gar eine Vertretung des Augustus würde zusprechen können.
    "Ich habe davon gehört"
    , gab er dennoch recht unbeeindruckt zu, denn letztlich glaubte Gracchus in seiner idealistischen Naivität - welche er sich trotz allem noch immer in Teilen seiner Persönlichkeit hatte bewahrt - nicht daran, dass der Senat die Ungeheuerlichkeit eines Consuls Duccius Vala würde zulassen.
    "Und es wird dich wohl kaum verwundern, dass du auf meine Stimme nicht wirst vertrauen können."
    Dass er seine Stimme indes auch nicht gegen den Duccier würde einsetzen im festen Glauben, eine Drohung dessen Patrons erhalten zu haben, war zu diesem Zeitpunkt ihm ebenfalls noch gänzlich fern.
    "Dennoch würde mich tatsächlich interessieren, welche Taten und Worte es sind, welche deiner Ansicht nach ein Consulat be..dingen, um Rom mitzugestalten? Sofern zu du bereit bist, diese Ansinnen bereits jetzt zu offenbaren und nicht erst in deiner Kandidatur."
    Womöglich würde Vala einige Schwachpunkte offenbaren, an denen Gracchus im Senat würde angreifen können.

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