Hortus | M.F.G. et G.I.C. - Klinken putzen

  • Unter einem sandfarbenen Sonnensegel, welches ihn vor der Sonne ein wenig zumindest abschirmte, saß Gracchus auf einer Bank und betrachtete die rot-rosafarbenen Nuancen im Blütenmeer der flavischen Rosensträucher. Seit sein Vetter Felix Rom den Rücken hatte gekehrt kümmerte sich zwar kein Flavier mehr darum, sondern ein Gärtner, dies hielt Gracchus jedoch nicht davon ab, sich daran zu erfreuen. Ohnehin mochte er den hortus sehr, und seit er ein gewisses Alter hatte überschritten kümmerte ihn auch die Sonne, respektive ihre Auswirkung auf seinen Hautfarbenton nurmehr wenig. Im Anblick der sommerlichen Blütenpracht mochte ihm selbst die Politik nicht die Laune verderben, welcher man in Rom - zumindest in seiner Position - ohnehin nicht konnte entkommen.
    "Salve, Iulius"
    , grüßte er ebendiesen als er den Rosen sich näherte.
    "Was führt dich zu mir?"
    Gleichwohl Sciurus das angekündigte Anliegen ihm hatte mitgeteilt, so mochte er doch dem jungen lulier die Gelegenheit geben, dies selbst zu eröffnen und sogleich auszuführen.

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  • Da die Villa Flavia Felix die zweite patrizische Villa war auf Caesoninus' Werbetour in eigener Sache, so war er dieses Mal weniger überwältigt von der prachtvollen Architektur des flavischen Familienwohnsitzes, jedoch kam er trotzdem nicht umhin, auch dieses Gebäude über die Maßen zu bewundern auf seinem Weg hinein und dann in den Hortus. Dieser beeindruckte ihn dann noch einmal umso mehr, denn dieser Hortus war wirklich wunderschön gepflegt und schmeichelte dem iulischen Auge sehr. Ja, das eine oder andere Detail gefiel ihm sogar so gut, dass er sich vornahm, ähnliches im iulischen Hortus umsetzen zu wollen, doch natürlich nicht als billige Kopie des flavischen Originals. Viel mehr aus der Inspiration dieses Anblicks heraus.


    Als Caesoninus sich dem flavischen Hausherrn näherte, wurde er von diesem freundlich begrüßt. Caesoninus grüßte ebenso ruhig und freundlich zurück: "Salve, Konsular Flavius Gracchus, ich hoffe ich störe nicht unangemessenerweise deine Ruhe, ich komme mit Geschenken im Zuge meines Wahlkampfes, außerdem hatte ich darauf gehoff vielleicht einige Worte mit dir wechseln zu können an diesem herrlichen Tage in diesem wunderschönen Garten.", sagte er und wies auf jenen Sklaven, der hinter ihm hergetrottet war, wie zuvor schon im Hause der Claudier. Wieder hielt er eine Amphore im Arm, jedoch dieses Mal auch noch einen schön gearbeiteten Buchkasten zur Aufbewahrung von Papyrusrollen. Caesoninus nahm dem Sklaven die Amphore hoch, um sie kurz hochzuhalten, "Das ist bester Falerner aus unserem familieneigenen Weingut aus Misenum, und das..." er gab sem Sklaven die Weinamphore wieder zurück und hob jetzt den Papyruskasten in die Höhe, "...ist eine hundert Jahre alte Abschrift aller Bücher der Theogonie Hesiods, ich hoffe du hast sie noch nicht? Es geht zwar darin um die griechischen Götter und nicht um unsere heimischen, jedoch weisen die beiden Pantheons ja zweifellos durchaus die eine, oder andere Parallelle auf, seit Rom und Griechenland sich angenähert haben. Ich liebte als Kind die griechischen Sagen von Göttern und Heroen und ich hoffe, dass sie dir ebenfalls zusagen, ich wäre sehr erfreut darüber."

  • Der linke Mundwinkel des Flaviers hob sich ein wenig empor.
    "Die Theogonie - der Götter und Göttinnen Geschlecht -, dies ist in der Tat ein wunderbares Werk"
    , stimmte er zu ohne zu erwähnen, dass selbstredend sich eine Abschrift davon in der flavischen Bibliothek befand, um den jungen Iulius nicht in Verlegenheit zu bringen. Er gab einem Sklaven einen unscheinbaren Wink, auf den hin jener einen hölzernen Scherenstuhl der unweit entfernten Sitzgruppe nahe den Musen herbei brachte.
    "Bitte, nimm Platz"
    , wies Gracchus Caesoninus an, sich zu ihm in den Schatten zu gesellen.
    "Siehst du die Hummeln dort?"
    Mit einem Nicken wies er zu den Rosenstöcken.
    "Sie nehmen sich den nährenden Nektar aus den Blütenkel'hen, doch gleichzeitig geben sie den Rosen die Bestäubung. Do ut des - dies gilt nicht nur zwischen Menschen und Göttern, es ist ein universelles Weltengesetz."
    Er ließ eine kurze Pause folgen, ehedem er fortfuhr.
    "So ich deine Präsente annehme, werde ich meine Unter..stützung geben müssen, mindestens meine Stimme. Bevor ich ersteres also tue und dir meinen Dank ausspreche, überzeuge mich weshalb es vorteilhaft wäre für Rom, dir meine Stimme zu gewähren?"

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  • Caesoninus war darüber überrascht, dass Gracchus gleich direkt über die Wahl und Caesoninus' Rolle darin sprechen wollte. Er hatte sich dieses Treffen wesentlich unpolitischer vorgestellt und eher erwartet, das sie wohl ein wenig philosophieren würden, doch wenn der Flavier jetzt über die Wahl sprechen wollte, so würde auch Caesoninus diesem Wunsche nachkommen.


    Dankend setzte er sich und lauschte ihm dabei, als Gracchus das Gespräch mit den Hummeln begann. Rhetorisch gesehen fand er das wirklich gut gemacht vom Pontifex. "Nun gut, so will ich es denn tun", begann er als Einleitung. Fast schon hätte er von "versuchen" gesprochen, anstatt "tun", doch in letzter Sekunde hatte er das doch noch abwenden können, da es selbst für ihn allzu defensiv geklungen hätte. "Tun" hingegen klang wesentlich kraftvoller und aktiver. "Ich beginne am besten wohl mit meinen Beweggründen dafür, wieso ich kandidieren will. Schon seit ich denken kann war mir mein Vater, Aulus Iulius Antoninus, immer ein leuchtendes Vorbild, neben dem göttlichen Caesar. Beide lehrten mich Rom zu lieben und für es einzustehen so gut ich nur kann und alles in meiner Macht stehende zu tun, um das Wohl von Senat und Volk wo immer es geht zu mehren. Natürlich üben diesbezüglich auch meine beiden Vettern, die Senatoren Centho und Dives einen großen Einfluss auf mich aus. Auf den Wegen der Politik kann man am besten Werke für Roma bewerkstelilgen und aus diesem Grund will ich Vigintivir und später Senator werden", sprach er und machte eine kurze Pause.
    "Ich möchte Politiker werden, da ich weiß, dass ich viel gutes für Rom tun kann und natürlich möchte ich über diesen Wege auch für meine Familie arbeiten und ihre dignitas mehren, so wie jeder gute Römer. Für Rom und die Familie wirken zu wollen, ist das kein guter und ehrenwerter Grund, um in die Politik zu gehen? Du und ich Senator, wir arbeiten schon auf religiöser Ebene zusammen, indem du mich die höheren Mysterien lehrst und ich freute mich sehr, so wir in Zukunft auch auf politischer Ebene miteinander harmonieren würden. Damit das jedoch geht, muss ich natürlich diese erste Wahl gewinnen, denn jeder fängt einmal klein an, auch ich." gab er sich rhetorisch bescheiden und legte wieder eine kurze Pause ein. Dann wiederholte er Gracchus vorangegangene Einleitung: "Die Hummeln, Senator, es ist wie bei ihnen. Do ut des. Ich kam heute nicht hierher, um dich von mir zu überzeugen, sondern, um dir diese Aufmerksamkeiten zu überreichen, ohne Hintergedanken, außer natürlich vielelicht jenem, dass es mir als wohlmeinende Geste ausgelegt werden kann. Doch solltest du dich wirklich dazu entschließen, dich für mich auszusprechen, so soll es nicht zu deinem Nachteil gereichen. Denn wer mir Unterstützung zusagt, der kann auch auf meine rechnen, wie bei den Hummeln eben. Wenn du diese Frage erlaubst, denkst du denn, dass ich gut für Rom wäre?" war Caesoninus dann mutig genug zu fragen.

  • Aufmerksam lauschte der Flavier den Worten Caesoninus, welcher angetrieben von großen Vorbildern und erfüllt von großem Enthusiasmus schien.
    "Ich möchte dich ungern desillusionieren, Iulius, doch sofern du in der Politik möchtest Fuß fassen, wirst du dich daran ge..wöhnen müssen, dass kaum etwas ohne Hintergedanken geschieht, beinahe möchte ich sagen nichts. Indes klingt 'nichts' doch ein wenig endgültig und allfällig sollte ich ein kleines Schlupfloch für deine Zukunft offen lassen."
    Ein Schmunzeln legte sich über seine Lippen, denn letztlich war er selbst auch einst unbedarft in diese Welt getreten, um seine Lektionen zu lernen.
    "Darüber hinaus solltest du diese Gelegenheit durchaus nutzen, mich von deiner Tauglichkeit zu überzeugen, denn sofern sich eine kompromittierende Situation ergibt oder du keine Antworten auf meine Fragen hast, so wirst du genügend Zeit haben noch einmal bis zu deiner Kandidatur darüber na'hzudenken und vor dem versammelten Senat - welcher weitaus einschüchternder ist als ich es je könnte sein - eine passende Replik parat zu halten."
    Ein neuerlicher Wink zu dem nahen, wenn auch sehr unauffälligen Sklaven hin ließ diesen kurz verschwinden.
    "Nun, ich denke durchaus, dass du gut bist für Rom."
    Das aber schwang bereits am Ende des Satzes mit, und nach einem kurzen Augenblick des Innehalten fuhr der Flavier fort.
    "Aber gut genügt nicht, um in den Hallen des Senates dauerhaft Einlass zu erhalten. Viele junge Männer lieben Rom und möchten für es einstehen, das Wohl seiner Bürger mehren und Großes errei'hen. Doch um diesen Weg zu gehen braucht es mehr als Ideale und Ideen, es braucht vor allem Tatkraft und Beharrlichkeit. Nicht umsonst beginnen in jedem Jahr zwanzig Männer den Cursus Honorum mit einem Vigintivirat, doch nur wenige schließen ihn als Consuln ab."
    Der Sklave kehrte zurück mit einem Tablett, auf welchem zwei Gläser standen, in welche er sogleich gekühltes Wasser, welches mit einem geringen Anteil Wein war versetzt, eingoss und servierte.
    "Auf deine Zukunft, Iulius"
    , prostete Gracchus seinem Gast zu und trank einen Schluck, ehedem er weiter sprach.
    "Welches Ziel also ist es, das dich be..strebt all diese Mühe auf dich zu nehmen, um als Senator etwas gutes für Rom tun zu können? Was wirst du tun sobald du in einigen Jahren den notwendigen Stand und Einfluss dafür hast?"
    Der Flavier war durchaus sich bewusst, dass diese Fragen nicht einfach zu beantworten waren, allfällig aus seiner Position heraus auch nicht ganz fair, und darüber hinaus seine Worte über die obersten Männer des Staates nicht immer gänzlich den Tatsachen entsprachen - denn wie viele inkompetente und eklektizistische Senatoren hatte Rom bereits gesehen, welche schlichtweg durch Geld oder andere Gefälligkeiten durch den Cursus Honorum waren hindurch korrumpiert worden, manche gar bis zum Consulat. Doch letztlich war dies nicht der Senat, zu welchem Gracchus wollte beitragen, ob dessen er in der Pflicht sich sah, den jungen Iulier ein wenig herauszufordern.

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  • Auf Caesoninus' Worte reagierte Pontifex Gracchus mit sehr pragmatischen Weisen für den Politikerlehrling. Ja, "desillusionierend" war dabei gar nicht so untreffend. Caesoninus wähnte sich fast wieder in den Zeiten seines Tirocinium Fori bei Senator Purgitius Macer, als auch dieser ehemalige Lehrmeister ähnliche Worte an ihn gerichtet hatte. Es waren gute Belehrungen gewesen, an die er von Zeit zu Zeit immer noch dachte.
    Mit Freude registrierte er, dass auch der flavische Senator Caesoninus für "gut" für Rom befand. Das würde seinen zukünftigen Anliegen bestimmt entgegenkommen in der Politik.
    Wie zu erwarten blieb es jedoch nicht dabei, sondern die Belehrung folgte dem Lob prompt auf den Fuß.


    Aus heiterem Himmel kam dann plötzlich ein Sklave mit Erfrischungen für sie, welche Caesoninus natürlich dankend annahm. Gegen Wein sprach nie etwas, egal wie die Tageszeit, oder die -verfassung gerade stand. Doch von all dem nicht genug beendete der Senator seine Ausführungen mit der ultimativen Gretchenfrage für einen, im kommen begriffenen, Politiker; Wie hält es Gaius Iulius Caesoninus so mit seiner künftigen Macht und Politik?


    "Ich werde die Iulier zurück zu jener Größe führen, die unsere patritzischen Vorgänger einst inne hatten und ich werde erster Konsul der Iulii Caepiones." war die nüchterne Antwort nach einem Schlückchen Wein. "Ich sagte ja, ich liebe Roma und meine Familie und mit meinen Taten werde ich dafür sorgen, dass die Gens Iulia in Zukunft wieder ein politischer Faktor im Spiel der Kräfte sein wird, mit dem man rechnen muss. Natürlich ist hierbei ein gemäßigter Rahmen zu verstehen, wie er unter gewöhnlichen Politikern üblich ist, nicht dass mir mein Vergleich mit unseren patrizischen Vorgängern derart ausgelegt wird, dass ich an die Spitze stürmen und Anspruch auf das hohe Prinzipat für mich, oder meine Gens stelle, oder den Wunsch hegen sollte dictator Roms werden zu wollen, beides verneine ich mit Inbrunst!" Bei der Aussprache der Wörter "wie gewöhnliche Politiker", hatte Caesoninus automatisch an sein allerhöchstes Vorbild, Gaius Iulius Caesar, denken müssen. Für diesen alten Knaben wäre es das schlimmst mögliche gewesen, "genauso gewöhnlich wie andere Politiker" zu sein. Nein, der göttliche Caesar war immer in voller Montur auf die höchsten Gipfel gestürmt und hatte dabei titanengleich die unmöglichsten Dinge vollführt. Er hatte die Feindseligkeiten Sullas überlebt, hatte im Handstreich Gallien für das Imperium genommen und zahlreiche Bauwerke und gute Gesetze verdankten ihre Existenz ebenfalls Gaius Marius' alten Schützling. Nicht zu erwähnen das große Ende dieses Mannes, als seine Feinde schon alles dafür getan hatten Caesar zu stürzen und in die ewige Vergessenheit zu stoßen und ein gewöhnlicher Mann wäre an seiner statt totsicher gestürzt. Nicht so aber Caesoninus' leuchtendes Vorbild. Nicht nur, dass er seine politische Exekution überlebte, nein er hatte es sogar geschafft größer und mächtiger als jemals zuvor aus diesem Ringen der Urgewalten hervorzugehen und bis zu seinem vorzeitigen Tode Rom als dessen dictator perpetuus zu regieren.


    Das war Caesoninus' Richtschnur für sein Leben. Doch natürlich wusste er, dass der Weg des göttlichen Caesar in heutigen Tagen nicht mehr gangbar war. Damals hatten andere Zeiten geherrscht, es waren andere Leute an der Macht gewesen. Doch trotzdem gab es ihm immer Halt und Orientierung in seinem öffentlichen Tun, wann immer er daran dachte. Heutzutage musste man das ganze eben etwas anders angehen. Feinfühliger und weniger revolutionär in ihren gemäßigten und gefestigten Tagen der Regentschaft der römischen Augusti.


    Nach einem weiteren Schluck setzte er noch nach: "Im Grunde will ich die gleiche Taktik anwenden, die auch unsere geliebte Stadt so groß gemacht hat. Rom war immer darauf bedacht sein Eigen zu schützen, seinen Verbündeten eine wertvolle Stütze und seinen Feinden eine vernichtende Nemesis zu sein, wie Karthago, Hellas, oder die Gallier lernen haben müssen. So arbeite ich mich unentwegt vor auf meinem Weg hinauf zur Spitze, leiste für Rom und seine Einwohner was ich kann und werde stets eine helfende Hand für meine Freunde haben. Das ist mein Rezept für die Zukunft. Zumindest bislang hat es immer gut geklappt, wenn es auch ein wenig länger und mühsamer sein will, als bei anderen Mitbewerbern." Immerhin fing er ja mit nichts von ganz von unten an. Dies würde aber am Ende seinen Aufstieg nur umso glorreicher bekränzen.
    "Was ich ansonsten für Rom bewirken kann, so wird sich das in den kleinen Dingen jeweils immer vor den Wahlen finalisieren, wenn es gilt sein Amtsprogramm vorzustellen. Im großen aber werde ich auch für die einfachen Bürger der Stadt da sein wollen. Auch wenn meine Gens heute im Wohlstand leben mag, in der Tradition des göttlichen Caesars steht und sogar zwei Senatoren in dieser erlauchten Versammlung von eingeschriebenen Vätern stellt, so habe ich dennoch nicht die bescheidenen Wurzeln der Iulii Caepiones vergessen. Der Senat soll ja in alten Tagen den Willen des Volkes zusammen mit der Volksversammlung vertreten haben, den Gesetzen der Republik nach und auch heute sehe ich ihn immer noch in dieser Pflicht, in erster Linie dem Imperium und damit dem Volk zu dienen. So werde ich mich wohl auch vor allem um das Wohl eben dieser Bevölkerung einsetzen und seine Stimme in den ehrwürdigen Hallen der Curia Iulia sein."


    Mal sehen wie das bei einem Angehörigen der patrizischen Oberschicht ankam. Zumindest bei jenem Lehrbeispiel damals bei Lehrmeister Macer (einem einfachen Plebejer), hatte er sich schon ein wenig die Finger mit einer ähnlichen Argumentation verbrannt gehabt, aber damals war es auch um das Amt des Volkstribun gegangen, ein Ding, das in heutigen Tagen anscheinend unentwegt einen regelrechten Fluch nach sich zog.

  • Die Worte des jungen luliers waren zwar nicht gänzlich desillusionierend, doch wenig konkret. Hehre Ziele - dies war zweifelsohne ein guter Anfang, doch sie waren weit, diffus und zu zukünftig als dass ein Weg dorthin bereits sichtbar wäre. Gracchus indes wollte es dabei bewenden lassen, immerhin war es das Vorrecht der Jugend große Pläne zu schmieden - wobei der Flavier durchaus schmunzeln musste ob der Beteuerung, dass Caesoninus zwar der Größe seiner Vorfahren nachstrebte, jedoch nicht in allen Belangen der Staatsherrschaft - und er würde Caesoninus erst zur nächsten Amtszeit weiter auf den Zahn fühlen wollen - sofern es dazu würde kommen.
    "Dies ist in der Tat die Pflicht des Senates, sich um das Wohl und Gedeihen des Imperium und seines Volkes zu bemühen. Von Außen betrachtet ist dies jedoch oft einfa'her verlangt als von Innen heraus getan, denn das Imperium ist groß - und was einem Teil des Volkes zugute gereichen mag, kann für einen anderen eine Last darstellen. Selbst in Rom ist dies bereits nicht einfach - den einen würde es etwa das Leben erleichtern, so Wägen bei Tage in die Stadt hin..einfahren dürften, den anderen schadet es ihren Geschäften; den einen erschwert es ihr Geschäft, dass die Brandschutzverordnungen strikt sind, den anderen rettet es allfällig das Leben. Es ist stets ein Abwägen von Für und Wider, welches einen weitreichenden, ungetrübten Blick benötigt. Nicht umsonst ver..bringen viable Männer die ersten Jahre ihres Lebens nur damit, ihren Horizont zu weiten, so viel als möglich an Wissen in sich anzuhäufen, ihren Geist in alle Richtungen hin zu trainieren, Recht und Gere'htigkeit zu verinnerlichen und ihre virtutes zu vervollkommnen. Nicht umsonst sitzen Männer im Senat, welchen die Sorgen des Alltages fern sind, die sie nur abhalten würden davon das große Ganze zu sehen, Männer, welchen es möglich ist, eine gewisse Neutralität zu wahren, mit not..wendiger Ataraxie, bisweilen gar einer Art von Kaltblütigkeit, welche unumgänglich ist, um das Wohl aller oder gar des zukünftigen Volkes gegen den Schaden einiger weniger oder der Gegenwart abzuwägen."
    Gracchus hielt kurz inne und blickte durch das dunkle, grünfarbene Nadelwerk einer Pinie hindurch zum hellen Himmel dahinter.
    "Nun, zumindest ist dies das Ideal des Senates. Ich muss ge..stehen, die Realität differiert bisweilen von diesem, was uns jedoch nicht davon sollte abbringen, stets nach dem Ideal zu streben - weder in der Politik, noch in unserem eigenen Leben."
    Er lächelte versonnen.
    "Bist du bereits verheiratet, Iulius?"
    schloss er an, ohne dass deutlich wurde, ob dies eine Fortführung des vorherigen Themas war oder ein Richtungswechsel.

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