Officium - Centurio Marcus Octavius Maro

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    Nachdem sie eine Ewigkeit vor dem falschen Officium gewartet hatten, hoffte Scato nun, dass dies die richtige Tür war. Er klopfte und warf Lurco dabei einen erschöpften Blick zu. Sie hatten eine wertvolle Stunde ihres Feierabends völlig umsonst vergeudet.

  • "Hoffentlich ist das jetzt nicht das zukünftige Büro von unserem Maro. Vergangenheit und Zukunft, dann sollten wir die Gegenwart suchen. Schon peinlich und keiner der anderen Kerle sagt was! Beinahe wären wir genauso verstaubt wie das Türschild.


    Hoffentlich sind wir richtig, sonst wird das echt peinlich. Das macht nachher noch die Runde, dass wir gerne vor irgendeinem Officium herumlungern. Oder die glauben noch wir lauern wem auf", flüsterte Lurco.

  • "Hör auf damit, es gibt nicht vieles was ich verabscheue, aber Krabbelzeug gehört dazu. Sie führen die üblen Gerüche mit sich. Hast Du mal was verwesendes gerochen, etwas wo Maden drin wimmeln? Warum stinkt das wohl so erbärmlich? Als Warnung. Die gleiche Warnung vor Krankheiten gibt auch unser Körper ab. Wenn Du etwas gegessen hast, was er nicht verträgt, bläst er auch die grausigen Gase nach hinten raus. Und die riechen oft nicht besser oder?


    Ein alter Kumpel von mir hatte mal gesagt, wenn Du auf dem Markt furzen musst, mach es am Stand des Gallischen Käse. Die meisten loben dann sogar das reife, würzige Aroma.


    Drum hör auf mit dem Krabbelzeug. Oh man ich glaube im Sommer werden wir den kalten Frühling vermissen, wenn Schwärme von schwarzen Fliegen unsere geliebten Kackschwämme und Latrinen umschwirren. Wir sollten vielleicht das Thema wechseln.


    Erzähl mal etwas witziges um die Zeit zu überbrücken. Hast Du schon einen Topf gekauft?", fragte Lurco.

  • Scato, gerade eben noch breit grinsend ob der Idee, das vermeintliche Aroma des Käsestandes zu verfeinern, erlitt ein regelrechtes Schauspiel in seinem Gesicht bei dieser Frage. Er wurde abwechselnd blass und rot, ehe seine Gesichtsfarbe sich bei der eines frisch geborenen Ferkels einpegelte. Da er keinen Helm trug, sondern nur in Tunika hier stand, wie das zur Freizeit üblich war, war das wunderbar zu sehen. Sein Mund wurde schmal.


    "Hab ich", antwortete er knapp und starrte konzentriert die Tür an. "Aus purem Gold."

  • "Na aus der Gruppenkasse", antwortete Scato, der immer noch konzentriert die Tür anstarrte, als könne er Maro dahinter durch seine Gedankenkraft dazu bewegen, sie zu öffnen. "Der Topf war gar nicht so teuer. Der Händler sprach von einer Legierung, ich glaube Zinn, aber ich habe mir den Topf angesehen und probehalber auch mal reingebissen. Ganz weich. Du kannst ja auch noch mal schauen, aber für mich sieht der aus wie reines Feingold. Vielleicht Kriegsbeute, die Kelten verstehen sich auf Goldverarbeitung. Der Finder aber womöglich nicht."

  • "Ja oder wenn Du Pech hast, ist er aus weichem Blei mit einer schönen Legierung oben drauf. Was weiß ich Scato. Ein Topf kann doch nicht aus Gold sein, nun möglicherweise vielleicht doch und nun hängt er bei uns über dem Herd? Die Penaten mögen ihn behüten, wenn er tatsächlich aus Gold ist. Dann müssen wir ihn versetzen und uns über Deinen Reichtum freuen. Wobei... Moment.... unserem Reichtum! Er stammt aus der Gemeinschaftskasse", wisperte Lurco.

  • "Für unser Contubernium nur das Beste", sprach Scato gönnerhaft. Ein verschwörerischer Ausdruck zog über sein Gesicht, die peinliche pinke Farbe wich langsam wieder. "Wenn wir wieder in der Baracke sind, zeige ich dir was. Der Topf hat eine besondere Prägung am Boden. Aber behalte das bloß für dich." Er sprach nun sehr leise.

  • Scato schmunzelte und stupste ihn mit dem Ellbogen an, wobei er den Kopf in seine Richtung neigte, damit niemand sie hörte. "Unsere erste Ermittlung. Privater Natur, aber eine Ermittlung. Wichtig für unser berufliches Vorankommen. Betrachten wir es als Übung. Vielleicht finden wir heraus, was es mit diesem Topf auf sich hat und woher er kommt. Und falls er sich wirklich als ein Goldtopf entpuppt ..." Scatos Augen leuchteten. "... sind wir reich."

  • "Entweder reich oder in Gefahr, denn es wäre durchaus möglich, dass der eigentliche Besitzer seinen Topf zurück möchte. Niemand verliert so einen Topf ohne es zu bemerken. Also entweder treibt der Besitzer auf dem Grund des Tiber, er hat soviel dass er diesen Verlust nicht merkt, er ist selbst ein Krimineller und damit ein betrogener Betrüger, oder seine Herkunft hat überhaupt nichts mit all dem zu tun und offenbart uns etwas völlig neues. Wir müssen eine Zeichnung auf unsere Wachstafel von der Markierung fertigen.


    Die Fragen wären, wo findet man solche Zeichen sonst? Wie oft werden sie verwandt und in welchem Zusammenhang? Zeigt es das Material an, oder die Werkstatt? Und wie alt ist das Zeichen? Ist es noch in Gebrauch? Gibt es die Werkstatt noch?


    Dabei müssen wir vorsichtig vorgehen, sollte es die Werkstatt noch geben. Irgendwer wird dieses Topf gefertigt haben. Nur wieso? Als Tarnung? Ist er Hehlerware?", flüsterte Lurco.

  • "Also wenn das Hehlerwahre ist, dann ist die jetzt am zweitsichersten Platz von Rom gleich nach dem Palast. Mach mir keine Angst! Aber deine Gedanken sind gut, zurück in der Baracke schreiben wir sie sofort auf. Wir werden all das vielleicht erfahren, wenn wir gründlich nachforschen", gab Scato zurück.


    Da er fand, dass er nun lange genug geklopft hatte, trat er einen Schritt zurück neben Lurco und gemeinsam warteten sie darauf, dass Maro ihnen öffnete.

  • Maro hatte zur Abwechslung mal seinen Schreibkram zügig erledigt gehabt und sich darauf gefreut, ein paar Stunden ungestört die Augen zu schließen, als es an der Tür klopfte. Sein Schreibtisch hier sah bedeutend besser aus, als der in seiner alten Optiostube, die er nach der Versetzung seines eigenen Optios kurzfristig für sich selbst requiriert hatte.
    Nun gut.


    "Herein."

  • "Salve, Centurio Octavius Maro", grüßte auch Scato, der sich hinter Lurco ins Officium schob und die Tür hinter ihnen schloss. Er verkniff es sich, neugierig in alle Ecken zu spähen. Er wusste so gut wie nichts über Maro, außer, dass er Centurio war und seinen Dienst gern bei gehobener Lautstärke verrichtete. Schreibstuben neigten dazu, ihren Besitzer zu verraten, doch diese hier wirkte einfach nur sauber und aufgeräumt. Vielleicht war sie auch nur neu.


    ... aber all das ging Scato ja nichts an.


    Da er von ihnen beiden sonst die Quasselstrippe war - es sei denn, es ging ums Lästern, da war Lurco nicht mehr zu halten, wenn er einmal begonnen hatte - überließ er diesmal seinem Kameraden den Vortritt und hielt sich vorerst zurück.

  • Am Haltung annehmen mangelte es den Jungs noch ein bisschen. So richtig zackig war das noch nicht. Aber das würde schon noch kommen. Er würde gleich noch etwas dazu sagen.
    Die Frage nun überraschte ihn aber.


    "Eure berufliche Zukunft? Wie soll ich mir das vorstellen ? Habt ihr euch jetzt durch die Grundausbildung gekämpft, um dann jetzt noch wieder den Abflug machen zu wollen? So leicht kommt ihr mir nicht davon. Oder wie meint ihr das?

  • Lurco schüttelte den Kopf und lächelte Maro freundlich an.


    "Ganz im Gegenteil Centurio, wir haben nicht vor Dir den Rücken zu kehren und die Cohortes zu verlassen. Wir möchten mit Dir darüber sprechen, welche Zusatzausbildungen oder Spezialisierungen möglich sind.


    Was können wir tun, wie können wir uns einbringen?Scato interessiert sich zum Beispiel für die Ausbildung zum Capsarius und dann stünde die Ausbildung zum Miles Medicus an. Oder wäre die Ausbildung zum Miles Medicus direkt möglich?


    Ich selbst interessiere mich für Pferde und hatte überlegt, ob es hier eine berittene Einheit gibt? Also eine berittene Einheit der Cohortes? Handwerklich interessiere ich mich für das Schmiedehandwerk, hatte auch vor Jahren einmal hineingeschnuppert. Dabei ist es leider auch geblieben. Für eine derartige Zusatzausbildung würde ich mich ebenso interessieren, wie den Dienst mit Pferd.


    Oder gibt es noch ganz andere Ausbildungen die unsere Grundausbildung unterstützen könnten, von denen wir nichts wissen? Genau deshalb sind wir zu Dir gekommen, wir benötigen Deinen Rat und Deine Hilfe Maro", sagte Lurco hoffnungsvoll.

  • Scato freute sich, dass Maro sie augenscheinlich behalten wollte. Da sie beide etwas Trubel verursacht hatten, wenn auch nicht im bösen Sinne, war er sich nicht sicher gewesen, was der Centurio von ihnen hielt. Offenbar immerhin genug, um sie nur ungern wieder herzugeben. Scatos Haltung straffte sich vor Stolz. Diese Einschätzung bedeutete ihm viel.


    Auf Lurcos Worte hin nickte er, ohne etwas hinzuzufügen. Sein Kamerad hatte bereits alles gesagt. Sie wollten vorankommen, sich weiterbilden und damit nützlich machen für die Cohortes Urbanae und dachten gar nicht daran, der Castra den Rücken zu kehren. Scato für seinen Teil fühlte sich hier rundum wohl. Dass ihm die Grundausbildung großen Spaß gemacht hatte und er nun, nach Abschluss ihrer letzten Lektion, nicht nur erleichtert war, sondern auch mit einem weinenden Auge auf das Ende blickte, behielt er für sich. Wenn die Ergebnisse offiziell waren und sie bestanden hatten, war der geeignete Zeitpunkt, Maro für seine Mühen zu danken. Jetzt ging es um die Zukunft.


    Mit aufmerksamem Blick wartete er auf die Antwort des Centurios.

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