Übung zum Häuserkampf-Schau was kommt von oben und von der Seite

  • Wenn es schon Wettbewerbe im Singen geben würde hätte diese Centurie höchsten in der Disziplin "Lautstärke" haushoch gewonnen. Aber sie sang dreistimmig. Laut, falsch und enthusiastisch. Das zählte ja auch.
    Appius kräuselten sich die Haare bei dem "Lärm" mit dem die Centurie vom Exerzierplatz in die Castra zurück und in Kolonne zwischen den Baracken durchmarschierte.


    " Was für eine jämmerliche Darstellung.". brüllte Cerretanus lautstark und hob den Arm.


    " Das ganze Halt. Mund zu."


    " Gruppen bilden. 9 Mann je Gruppe. Jede zweite Gruppe ohne Scutum. Das werden die Zivilisten sein."


    " Ihr wisst wie die Formation funktioniert also muss ich nicht viel sagen. Die Zivilisten werden die Miles angreifen. Teil euch zwischen den Baracken auf."


    Was nun andere zu dem Schauspiel sagen würden war nicht gewiss und selbst wenn es j Mandeln austossen würde....Appius stand dazu und würde sich grad machen.

  • << Antreten zur 6. Stunde


    Cerretanus war dereinst eindeutig von Octavius Maro ausgebildet worden, schlussfolgerte Scato. Zumindest ließ seine Art, die Milites zu motivieren, indem er sie beschimpfte, darauf schließen. Scato warf Lurco einen Blick zu. Aus Scatos neutralem Gesichtsausdruck wurde ein Haifischgrinsen, als er in letzter Sekunde zur Gruppe der Zivilisten hinüber trat.


    "Diesmal sind wir Gegner", säuselte er, brachte sein Scutum weg und machte sich fäusteknackend bereit. Unflätigkeiten im Stil des Subura-Bodensatzes absondernd, verteilten sich die Zivilisten zwischen den Baracken. Manche versteckten sich, andere bildeten offen herumlungernde Gruppen. Scatos Neunergruppe zerrte einen Wagen vom Horreum her und bildete damit eine Straßensperre zwischen zwei Baracken, hinter der sie sich verschanzten.


    Scato jedoch huschte noch mal zu Cerretanus, vor ihm nahm er Haltung an und suchte Blickkontakt. "Dürfen wir was schmeißen?", fragte er und versuchte, seine Vorfreude nicht allzu offen zu zeigen.

  • Lurco grinste Scato breit an.
    "Du hast es so gewollt Scato, möge der Besser gewinnen - ich. Beziehungsweise wir Urbaner", lachte Lurco und gesellte sich zu seinem Urbaner-Kollegen.


    Auf die Frage hin, ob sie auf etwas werfen durften, musterte Lurco Scato mit einem zusammengekniffenen Auge und maß gespielt den Abstand zwischen ihnen beiden.


    "Darf man auch was zurückwerfen in den Pöbel?", fragte er völlig harmlos mit Unschuldsblick. Die Übung schien ein Spaß zu werden, die Realität sah anders aus, aber freudigem Lernen konnte man nicht verbieten.

  • Ein Schmunzeln huschte über Appius Gesicht als er sah dass es den Miles anscheinend Spass machte. So sollte Training auch sein. Nicht immer hart, unnachgiebig und eintönig sondern mit einem gewissen Anteil an Spass.


    " Geworfen wird jetzt erstmal überhaupt nichts. Bleibt auf euren Beinen und haltet die Formation. Die Zivilisten werden sich entsprechend benehmen. Rennt in den Schildwall. Springt dagegen und darauf. Vergesst eure Erziehung dieses Mal. Nur.....solange es bei blauen Flecken bleibt ist es in Ordnung."


    " Urbaner. Testuto. Haltet die Stellung. Gebt nicht nach. Drängt sie aus der Gasse. Los."

  • "Verstanden", antwortete Scato, salutierte und eilte zu seiner Zivilisten-Truppe. Die Barrikade war vorerst nutzlos, aber vielleicht konnten sie die später noch taktisch klug verwenden.


    Und dann ging es auch schon los. Mit Gebrüll warfen sich die Zivilisten gegen den Wall der entegegenstapfenden Testudo. Scato, der mit seinem Fliegengewicht auf die Weise keine Wirkung erzielt hätte, stieg auf einen Kameraden, benutzte ihn als Leiter und kletterte aufs Dach der Schildkröte. Dort turnte er johlend herum.

  • Wer oben auf ihrer Schildkröte tobte, konnte nur einer sein Scato! Die Stimme würde Lurco überall erkennen. Und keiner der anderen wäre so dreist, den Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach zu steigen. Die Kollegen samt Lurco versuchten den "Angreifer" mit einer Wellenbewegung von den oberen Schilden zu bekommen. Wenn alles nichts half, musste der Angreifer in die Schildkröte gezogen werden - weg war er dann.

  • Die erste Welle genügte schon, den leicht gebauten Scato von den Füßen zu holen. Er versuchte sich auf allen vieren zu halten, doch er hatte keine Chance. Mit viel Geschrei kullerte er über das mit Schildbuckeln versehene Dach der Schildkröte, fiel von der Kante und landete mit einem "Ufff..." auf dem Boden, der hier viel härter war, als der weiche Sand des Exerzierplatzes. Er griff sich ans Kreuz und richtete sich etws steif auf. Morgen würde er grün und blau sein.


    Da der Angriff noch nicht beendet war schloss er sich seiner marodierenden Gruppe wieder an. Eine zweite Angriffswelle folgte, die sich diesmal an einer einzigen Stelle der Schildkrötenflanke konzentrierte und zwar an der rechten Seite - die Milites dort hatten den Schwertarm von ihrem Schild blockiert.

  • Mit sichtbaren Eifer hatten sich die Milites in ihre Rolle eingefunden und taten das was man vermuten würde dass es jene tun würden wenn sie an deren Stelle sein würden.


    Appius grinste breit als sich einer der " Wiederständler" auf das Schilddach warf und dort herum turnte.
    Ob es wirklich im Ernstfall so dazu kommen würde war sich Appius nicht wirklich sicher aber er hatte kein Problem damit. Improvisation war immer schon eine gute Vorbereitung gewesen.


    " Gut gemacht" lobte er Scato als dieser wie ein Maikäfer am Boden lag.
    Die Taktik der Angreifer konzentrierte sich jetzt auf eine Stelle des Schildwalls.


    " Urbaner......bildet einen Keil und schützt eure Seiten. Drängt sie weiter aus der Gasse." brüllte er dann und nahm nun selbst einen Platz in der Formation ein.

  • Die Urbaner reagierten sofort auf den Befehl ihres Optio und nahmen die gewünschte Formation ein. Sie bildeten einen Keil und legten an Geschwindigkeit zu, um die Aufständler in die Gasse zurück zu drängen. Die Schilde fest an den Seiten geschlossen rückten sie entschlossen weiter vor. Je enger die Gasse wurde, je enger mussten die Kameraden aufrücken. Es wurde eng in der Schildkörte, aber so ließ sich die Formation leichter halten.


    Lurco fragte sich wo Scato abgeblieben war, für die Frechheit schuldete er ihnen was, aber die Idee war gut gewesen. Wer wusste schon womit man bei Aufständlern rechnen musste? Zur Not musste man den Schild als Waffe gegen die Angreifer einsetzen. Damit konnte man ebenso Personen mehr als unsanft wegstoßen und eine Schildkante auf dem Fuß würde auch so manchen kurrieren.


    Wie ein dreieckiges Lebewesen aus Metall rückte die Schildkröte weiter vor.

  • Der Keil hatte Erfolg - die Angreifer wurden von der sich formierenden Spitze auseinandergedrängt. Sie versuchten noch einmal, Scatos Trick zu wiederholen, doch die Verteidiger waren darauf nun vorbereitet und niemandem gelang es, das Dach der Testudo zu erklimmen. Und dann geschah etwas, das nicht geplant war - Asper, der zu den Angreifern gehörte, stolperte, stürzte und verschwand unter den Caligae der vorrückenden Schildkröte. Scato konnte gerade noch sehen, wie er sich reflexartig zusammenrollte.

  • "Wehe euch die Formation kippt. Steigt über diesen Wurm. Bis zum Barrackenende. Und nein...nicht viel weiter."
    Appius schon den Vordermann, ohne Rücksicht darauf ob dieser die Kraft hatte sich zu halten, nach vorne.
    Schritt für Schritt schlich die Schildkröte weiter. Bis sie schliesslich das Ende der Gasse zwischen den Barracken erreicht hatte.


    " Alles halt. Schilder ab."


    Mit schnellen Schritten eilte er auf den freien Platz. " Antreten. Zwei Linien hintereinander. Los."


    Merklich erschöpft eilten die Milites herbei und nahmen Haltung an. Der eine und andere hatte schwer zu atmen, oft hatten jene das meiste Gewicht zu stemmen und entgegen zudrücken.


    " Hervorragende Arbeit, Männer. Ich kann nicht klagen. Aber wie ihr selbst gesehen habt.....man kann immer etwas verbessern.
    Ich möchte von euch dass ihr ab jetzt mehr auf eure Form achten. Das soll heißen dass Sauferei in Grenzen gehalten wird. Es wird jeden Tag, gleich morgens nach dem Appell der Übungsplatz aufgesucht und dort körperliche Ertüchtigung durchgeführt. Wie das aussehen wird werdet ihr dann schon sehen.
    Und jetzt wünsche ich angenehmen freien Tag. Zumindest für jene die nicht zur Wache oder zu anderen Aufgaben eingeteilt sind.


    Mahlzeit und Abmarsch "

  • Sie erreichten das Barrackenende und stellten die Schilder ab. Dannach stellten sie sich in zwei Linien hintereinander auf und hörten ihrem Optio aufmerksam zu. Cerretanus lobte ihre Arbeit und fügte an was zu verbessern war. An der Kondition konnten sie wirklich arbeiten. Schwach war keiner von ihnen auf der Brust, aber in so enger Formation zu laufen und dabei die Schilder exakt zu halten, beanspruchte den ganzen Körper mehr als so mancher glauben mochte. Es sah leichter aus, als es tatsächlich war. Aber so war es schließlich mit vielen Dingen. Besser hier zeigten sich ihre Schwachstellen, als draußen im ernsten Einsatz. Dort würde es keine Chance geben, das Versäumte nachzuholen. Versagt, war versagt und konnte die schlimmsten Folgen haben für die Kameraden oder einen selbst.


    Direkt morgens nach dem Appell sollten sie sich auf dem Übungsplatz einfinden. Was dort geboten werden würde, würde sich noch zeigen. Jedenfalls verkündete dies ihr Optio. Und er befahl, dass sie die Finger vom Alkohol lassen sollten. Nun ganz mussten sie nicht verzichten, dass hatte Cerretanus nicht verlangt, sie sollten ihre Sauferei in Grenzen halten. Recht hatte der Mann. Allerdings mussten sie sich dann für ihr "Ausnüchtern" eine andere Ausrede einfallen lassen. Wobei dass mussten sie gar nicht, sie schauten einfach einmal am Tag in ihrer Taberna nach ob alles in Ordnung war. Dafür benötigten sie keinen Wein.

  • Scato hielt den Atem an, als die Formation über Asper hinwegmarschierte. In seiner Vorstellung war der Kamerad danach flach wie eine Flunder und robbte wimmernd durch sein eigenes Blut. Als die Testudo sich auflösen sollte, lag da tatsächlich noch Asper - fest eingerollt, wie zu Anfang. Nun rollte er sich auf, sprang munter auf die Beine und eilte ins Glied. Enttäuscht sah Scato ihm nach. Heute hatte er wohl nichts zum Verarzten. Die zwei keuchenden und verschwitzten Reihen sahen von der Haltung her gut aus, doch die Mundwinkel verrutschten hier und da, als der Optio zur Mäßigung beim Alkoholkonsum ermahnte. Auch Scato fühlte sich ertappt. Mit Befehl von Cerretanus lösten die Reihen sich wieder auf und das Geplauder begann. Scato rempelte gegen Lurco, marschierte dann aber flugs zu Asper.


    "Tut dir was weh?", fragte er möglichst neutral.


    "Nein", lachte Asper.


    "Gleich aber, wenn Cerretanus merkt, dass du gelacht hast. Lektion eins unserer Ausbildung war: Es wird nicht gelacht, es wird nicht geheult! Du bist durcheinander ... der Schock. Du wurdest von zahllosen Caligae getreten."


    "Nein, alle sind über mich hinweggestiegen."


    "Lass mich sicherheitshalber noch mal schauen, du siehst blass aus. Dein Kreislauf kollabiert jeden Moment."


    "Das ist Sand. Mir geht es gut!"


    "Bin ich der Arzt oder du?"


    "Keiner von uns beiden, Serranus ist der Arzt! Lurco, sag was, Scato will mich untersuchen! Hat nicht irgendwer eine schöne Schürfwunde im Angebot?"


    In dieser Manier marschierten sie in Richtung Lagerthermen.

  • Asper war allem Augenschein nach völlig unverletzt, aber Scato ließ nicht locker. Lurco musste sich ein Grinsen verkneifen.


    "Asper wann bekommt man schon mal eine Vorsorgeuntersuchung? Scato möchte nur sicher gehen, dass Dir nichts passiert ist. Lass ihn seines zukünftigen Amtes walten. Je mehr Ausreden Du auftischt, je weniger wird er Dir glauben. Und was kann schon passieren? Du hörst vielleicht dass Du kerngesund bist. Scato ist Dein Barackenbruder, da musst Du Opfer bringen. Eines Tages kann er dafür unser aller Leben retten. Also sei nicht so", sagte Lurco versöhnlich.

  • Da Asper so freundlich gezwungen gebeten wurde, ließ er sich breitschlagen. Aber Scato musste sich noch bis nach den Thermen gedulden, ehe er seine selbst zusammengestümperte Arzttasche hervorkramen durfte, um den Kameraden auf Zipperlein zu untersuchen. Auch Lurco machte ihm den Eindruck, er würde unrund gehen, das würde er sich mal genauer ansehen. Alles in allem war es ein guter Tag gewesen mit einem befriedigenden Ende und sie würden über das außergewöhnliche Training noch lange reden, auch weil ausgerechnet Scato nach dem Sturz vom Testudo-Dach derjenige mit den meisten Beulen war.


    Baracke VII >>

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