Gästezimmer | Ungewöhnlicher Besuch durch T. Helvetius Marcellus

  • Und der Besuch war wirklich ungewöhnlich. Sein Name lautete Tiberius Helvetius Marcellus und er war schwer verletzt, schmutzig und geschwächt. Er erschien in Begleitung von Minervina, die ihn gefunden hatte, und von Titus, der wiederum Minervina fand. Sie durchschritten das große und schöne Arium Atrium der Villa Tiberia - womit ihre Abkunft geklärt sein dürfte. "Ich werde meine Sklavin beauftragen, dass sie sich um deine Wunden kümmert." klärte Minervina Marcellus auf, während sie vorausschritt. Schließlich erreichten sie einen Raum, den sie sogleich öffnete. Er war verhältnismäßig schlicht eingerichtet, aber sehr sauber.


    "Setz dich doch. Wo ist Dir überlassen, Helvetius." wies sie ihn mit freundlicher, aber bestimmter Stimme an. Danach nickte sie ihm knapp zu, ließ aber ein dünnes Lächeln erkennen. Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass ihr nun ein Gespräch mit Vitamalacus bevorstand. Titus hatte gesagt, der Tribun müsse auf jeden Fall Bescheid wissen und vermutlich war es besonders für den Gast gesünder, wenn sie ihn selbst darüber aufklärte. "Ich werde nun den Hausherrn darüber in Kenntnis setzen. Vielleicht sehen wir uns ja noch. Ansonsten wird meine Sklavin sich um deine Verletzungen kümmern, sie ist sehr bewandert in diesen Dingen." ließ sie ihn noch wissen, ehe sie mit einem Nicken aus der Tür verschwand und sich zum Tablinum Vitamalacus' aufmachte. Zugleich wies sie eine Sklavin an, dass diese Lana suchen solle.

  • Marcellus setzte sich auf einen Stuhl und nickte dem Mädchen dankend zu. "Nur keine Umstände, bitte. Es sind doch nur ein paar Kratzer. Nichts schlimmes...!" Dies war gelogen, doch Marcellus mochte es nicht, wenn man sich solche Umstände wegen ihm machte. Am liebsten würde er sich verdrücken. Doch in dieser Hinsicht siegte bei ihm die Vernunft. Seine Stichwunde bedurfte dringend einer Behandlung. Er schaute sich in dem Raum um. Er war schlicht, aber das passte Marcellus ganz gut. Er hielt nicht viel von dem ganzen Schnickschnack, mit dem sich manche Menschen umgaben. So wartete er ungeduldig in dem Raum. Er konnte es kaum erwarten, diese Typen alle zur Strecke zu bringen und hoffte für diese, dass sie nicht von ihm alleine gefunden werden würden.

  • Lana öffnete etwas unbeholfen die Tür, da sie auf ihren Armen etwas Verbandszeug und verschiedene kleine Stoffsäcke trug. Sie drückte die Tür mit dem Rücken hinter sich vorsichtig wieder zu und sah im ersten Augenblick etwas erschrocken auf den Mann, der dort auf dem Stuhl saß. Die Frage nach dem Verletzten schien sich zu erübrigen und die junge Sklavin verneigte sich etwas, nachdem sie die Sachen auf einem zweiten Stuhl neben ihm abgestellt hatte.
    „Wenn, wenn du dich bitte frei machen könntest, Herr, also den Oberkörper und die Wunde, denn sonst kann ich dir nicht helfen“ Sie sah während sie sprach leicht zu Boden, wollte sie ihn doch nicht direkt ansehen. So war es ihr wahrscheinlich auch etwas unangenehm. Sie begann derweil die Stoffsäcke zu öffnen und aus diesem und aus jenem ein paar getrocknete „Krümel“ herauszunehmen.
    Lana murmelte dabei scheinbar ein Rezept herunter, um sich die Zutaten besser wieder in den Kopf zu rufen, jedenfalls sprach sie kaum hörbar in fremder Sprache mit sich selbst, während sie immer wieder kurz aus dem Augenwinkel zu ihm herüberschaute, ob er wohl ihrer Bitte nachkommen würde. Falls das nicht der Fall war, so konnte er sich die Salbe am Ende auch immer noch selbst auftragen, nur das Reinigen und das Verbinden der Wunde sollten dann schwierig werden.
    "Ist noch etwas in der Wunde?" Sie hatte die Wunde zwar nicht gesehen, konnte aber schon erahnen worum es sich hier handelte, auch wenn sie nicht direkt fragen wollte, geschweige dann gleich nachsehen wollte.

  • Titus
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    Der riessige Titus hatte den Fremden in die Villa begleitet. Dann als sie die Villa betreten hatte und der Gast in einem der unzähligen Zimmer der Villa untergracht war, hatte er überlegt, was er nun zu tun hatte. seinen Tribun musste er nicht informieren, das tat schon die junge Frau.
    Hilfe in der Wundversorgung konnte er nicht leisten, er vertstand sich mehr darauf Wunden zu schaffen.


    So blieb er einfach unauffällig in einer Ecke des Zimmers stehen, rührte sich auch nicht grossartig, als die Sklavin eintrat, liess sie aber auch nicht aus den Augen.

  • Marcellus nickte der Sklavin zu und erhob sich von seinem Platz. Unter Schmerzen, die er aber nicht zeigte, zog er sich seine Tunika über den Kopf und entblöste seinen muskolösen Oberkörper. Zwei Angreifern konnte er sich in der Gasse entledigen, doch der dritte, bewaffnete von hinten machte dem Spiel ein jehes Ende. Marcellus seufzte, als er sich an den Vorfall zu erinnern begann. Dann zeichnete sich für einen kurzen Augenblick Wut auf seinem Gesicht ab, bevor er wieder seinen nichtsagenden Blick aufsetzte. Seine Gefühle und Regungen waren seine Sache. Dort war der Mensch verletztlich. Seine körperlichen Wunden, dass waren nur Kratzer an der Schale. Seinen Stolz hatte man verletzt und einen Wirt getötet, bei dem das Essen annehmbar war.
    Dann nahm er das Tuch ab, welches seine Stichwunde verdeckte. "Wessen Dolch auch immer in meinem Körper steckte, ich hoffe er steckt nun in seinem Besitzter!" sagte er mit einem gefährlichen grollen in seiner Stimme.
    Alles in allem kam er wirklich ganz gut weg, außer der Stichverletztung natürlich. Ein paar blaue und gelbe Flecken auf seinem Oberkörper und ein paar wirkliche Kratzer. Doch plötzlich musste Marcellus wieder husten und spuckte dabei etwas Blut.

  • Sie schien von seinem Grollen eher unbeeindruckt, auch schien sie nicht wirklich auf den freien Oberkörper zu reagieren, so war sie doch vollkommen in die Tinktur vertieft. Es begann nun langsam, dass sich ein recht unangenehmer bissiger Geruch in dem Zimmer breit machte, als sie in einer zweiten Schüssel eine andere Sache zu erledigen schien und diese nun mit heißem Wasser aufgoss. Lana nahm nun die erste Tinktur und besah sich die Wunde etwas genauer, während sie mit einem Finger noch durch die Tinktur rührte. Sie seufzte leicht und begann nun mit einem Stück Mullbinde, welches sie vorher in die dunkelbraune etwas dickflüssige Tinktur getaucht hatte um die Wunde herum die Haut zu betupfen.
    Dann schien sie für einen Augenblick nachzudenken und griff nach der zweiten Schüssel. Aus dieser nahm sie nun ein dunkles Blatt heraus, welches nicht größer war, als ihre Daumenkuppe. Sie legte das Blatt erst auf die Wunde und drückte es dann etwas fest, ehe sie einen großen Abstand, denn wenn das Blatt beginnen würde zu wirken, so würde sich ein brennendes Gefühl in der Wunde ausbreiten, das nicht gerade schwach zu sein schien.
    „Setz dich erst einmal wieder Herr. Ich will dir einen Verband vorbereiten, sonst kann ich nicht mehr viel für dich tun. Die Wunde scheint sauber zu sein...Und das Blut, welches du spuckst scheint durch die Schläge zu kommen, die du einstecken musstest Herr. Dein Inneres müsste in Ordnung sein. Du musst nun viel liegen Herr“ Sie bestrich nun eine Binde mit einem Gemisch aus verschiedenen Säckchen und träufelte noch etwas Wasser hinzu. „Gibt es noch andere Beschwerden, die dich durch den Angriff plagen“ Nun nahm sie den Rest Wasser, goss dieses in einen Becher und legte ein Blatt von derselben Sorte, welches sie auf die Wunde gedrückt ebenfalls in den Becher und hielt ihm diesen hin. „Trink das, Herr. Es wird den Schmerz lindern, auch wenn es bitter schmeckt“

  • Marcellus ließ das Prozedere über sich ergehen. Auch die Frage ob er noch andere Beschwerden hätte, ignorierte er. Die anderen 'Beschwerden' waren nicht körperlich. Aber um diese Beschwerden würde er sich selbst kümmern. Nach dem die Sklavin ihn verarztet hatte, stand er auf und schob die Hand der Sklavin mit dem übelriechenden Becher zur Seite. "Nein danke! Die Schmerzen sind nicht so schlimm... Der Schmerz ist dein bester Freund..." Er griff sich seine ziemlich gelittene Tunika und streifte diese über. Er hatte nun schon zu viel Zeit mit der Versorgung seiner Wunden verschwendet. Die Sklavin hatte etwas von Bettruhe gesagt, aber daran war für Marcellus gar nicht zu denken. Er hatte so viel zu tun. "Liegen? Liegen ist Luxus, den ich mir momentan nicht leisten kann und leisten will. Da draußen laufen ein paar üble Kerle rum, die braven Gastwirten das Licht ausblasen!" Marcellus machte ein abfälliges Geräusch. "Ich muss mich bei meiner Einheit zurück melden und Bericht erstatten, dann geht es auf die Jagd..." Marcellus wurde wiederrum durch einen Hustenanfall unterbrochen, war aber fest entschlossen, sich auf dem Weg zu machen.

  • Sie stellte sich etwas trotzig in den Weg und stütze die nicht gerade starken Arme in die Seite. „Das kannst du nicht tun Herr. Ich verpflege dich doch nicht und du Herr, tust so als wäre alles nichts. So wird die Wunde niemals heilen. Und wenn du dich weiter ganz normal bewegst, wird sie sich entzünden und du wirst im Fieber enden!“ Sie schüttelte nur den Kopf und übergab ihm recht unfreundlich den vorbereiteten Verband. „Vielleicht brauchst du ihn ja noch Herr“ Sie verzog das Gesicht und machte sich dann wieder daran, die einzelnen Zutaten zusammenzubacken. Sie fand es überhaupt nicht gut, wenn sie wirklich etwas ernstes vorbereitete und man sie nicht ernst nahm. Warum war er überhaupt hier? Seine Tunika würde sich bald wieder mit Blut tränken und die Leute würden ihn komisch ansehen, denn schließlich hatte sie den Verband noch gar nicht angelegt. Sie schüttelte dann nur den Kopf und sah ihn abermals recht böse aus dem Augenwinkel her an. „Der Schmerz kann auch krank machen und wenn du Herr die Wunde nicht im Zaum hältst, so wird sie vielleicht deine letzte Wunde sein, die du miterlebst.“
    Sie seuftzte, sie war zwar nur eine Sklavin, der letzte Stand, der, der schon im Abgrund stand, aber trotzdem mochte sie es nicht, wenn man sie nicht für voll nahm. Vielleicht war es wirklich Luxus, aber körperliche Unversehrtheit war schließlich auch ein Luxus, wenn nicht sogar einer der Größten, die man sich wünschen konnte. Sie schloss dann für einen Augenblick die Augen und band die Säckchen zusammen um sie besser wieder wegräumen zu können. "Dein Gegner wird nur noch einen zweiten Stich, oder gar einen starken Schlag auf die richtige Stelle brauchen und du wirst direkt in der Gasse zusammen sacken Herr!"

  • Titus, der in der Ecke des Zimmers stand, überlegte auf seine Art fieberhaft, was er nun tun sollte. Durfte er zu lassen, das ein Verletzter einfach die Villa verliess ? Eigentlich konnte es ihm ja egal sein, wenn dieser Mann auf einer Strasse Roms verbluten sollte, aber was würde sein Tribun sagen ? Titus hasste solche Situationen, wenn er Entscheidungen treffen musste, die über zuschlagen oder nicht zuschlagen gingen.


    Doch zum Glück öffnete sich die Tür und Tiberius Vitamalacus trat herein. Er hatte sich von Minervina auf den Weg vom Tablinium noch sagen lassen, in welchem Zimmer der Helvetier genau lag und öffnete forsch wie immer die Tür. direkt im Türrahmen blöieb er stehen, so das Cato und Minervina nicht an ihm vorbei konnten.


    Der hochgewachsene Patrizier in seiner schlichten, fast militärischen Tunika brauchte nur Bruchteile eines Moments die Situation zu erfassen. Entweder war die Verletzung nicht schlim, aber dagegen sprach die Menge des Blutes, das er auf der Kleidung des Helvetiers entdecken konnte, oder aber, er hatte es mit einem wiederspenstigen Patienten zu.


    "Helvetius Marcellus ?" fragte er knapp den fremden jungen Mann und stellte sich im nächsten Atemzug sich selbst vor. "Tiberius Vitamalacus."


    Doch die wichtigste Information für diesen Moment würde er nicht voim Helvetier gekommmen, sondern von der Sklavin. Daher wandte er sich unvermittelt an diese.


    "Wie sieht es aus ?"

  • Marcellus sah die Sklavin zornig an. Wenn es seine Sklavin wäre, dann hätte er anders reagiert, als jetzt. "Nun, dass überlass mal schön dem Herrn! Und so wie du nur Befehle ausführst, so tue ich das auch. Wenn mein Offizier mir sagt, dass ich mich hinlegen soll, dann würde ich das wohl oder übel tun, tut er das nicht, dann werde ich mir die Typen vorknöpfen!" Am liebsten hätte er aufknöpfne gesagt, aber das unterließ er. Was erlaubte sich die Sklavin eigentlich? Anscheinend ging man mit den Sklaven recht locker um. Er nahm den Verband widerwillig an sich. "Ja, vielleicht brauche ich ihn noch, bevor mein Gegenüber verbluten wird!" warf er noch ein. "Trotzdem danke für deine Bemühungen!" Damals in Africa hatte sein Dienstherr einen Ägypter zur medizinischen Versorgung abgestellt. Marcellus würde sich umhören, ob ein ägyptischer Medicus hier in der Gegend sein Lager aufgeschlagen hat. Griechen... Die würde er nicht an sich ran lassen.
    Seine Gedankengänge wurden durch einen Mann unterbrochen, der den Raum betrat. Marcellus nickte ihm freundlich zu. Er hatte seinen Namen schon einmal gehört. "Der Hausherr nehme ich an. Ich danke für die Behandlung, aber ich muss mich bei meiner Familie und meinem Vorgestzten melden!"

  • Minervinas Laune hatte sich nicht gebessert, während sie Vitamalacus gefolgt war. Ihre Miene war eiskalt geblieben und missgelaunt stand sie nun hinter Vitamalacus' breitem Kreuz. Ein Seitenblick wanderte zu dem Sklaven Catoi, der sich in etwa auf Ihrer Höhe befand. Sie lehnte sich an die Wand und starrte düster an die gegenüberliegende Wand. Nein, nicht nur, dass sie nun wieder hier stand, obwohl sie wieder hinauswollte, nun war auch noch Lana in dem Raum. Erst am Morgen waren sie beide ihrer Wege gegangen und eigentlich wollte Minervina, nach der vorhergehenden Nacht, Abstand zu der Sklavin wahren. Scheinbar sollte ihr beides nicht möglich sein.


    "Schlimm sieht's aus." grummelte sie vor sich hin, als Vitamalacus die Frage nach Marcellus Verletzungen stellte. Der Helvetier sollte endlich seiner Wege gehen und sie sollte endlich entlassen werden. Einfach nur raus aus der Villa - das war ihr Wunsch.

  • "Schlimm siehts aus, wenn man den nächsten Wirt in einer Seitengasse mit aufegschnittener Kehle findet!" sprach Marcellus, die Sklavin nun völlig ignorierend. Dann wandte er sich an den Hausherren. "Du wirst sicherlich Verständnis für meine Reaktion haben, immerhin warst du auch beim Militär, Senator! Ich muss mich bei meinem Dienstherren melden!"

  • Der Tiberier rührte sich nicht von der Stelle, mustert den jungen Mann eindringlich. Zwar kann er verstehen, das der Helvetier sich schnellst möglichst das Verletztenlager verlassen will, er selbst hätte wohl nicht anders gehandelt. Doch gerade deshalb weiss er nur zu gut, das der Helvetier seine Verletzung runterspielen wird. Und so verzichtet er ersteinmal auf den genauen Bericht der Sklavin, das könnte sie gleich noch tun.


    "Ich bin kein Feldscher, doch ich habe genug gesehen, um dir zu sagen, das du nicht einfach durch die Stadt laufen solltest."


    Er deutete auf das Bett in dem Zimmer.


    "Du wirst dich hinlegen und deine Wunde wird versorgt !"


    Der Tonfall liess keinen Zweifel daran, das der Tiberier keinen Widerstand zulassen würde und von einem Soldaten in dieser Situation auch keinen erwarten würde. Doch er verstand die Ungeduld nur zu gut.


    "Wer ist dein Dienstherr ? Und was ist genau passiert ?"

  • Lana nutzte die Gelegenheit um sich aus dem Rampenlicht zu ziehen. Sie verneigte sich tief als der Herr in das Zimmer trat und schritt dabei sachte zurück, so das sie immer mehr Abstand zu der hitzigen Diskussion gewann. Sie schwieg, da sie das Gespräch nicht unterbrechen wollte, auch wenn ihre Miene noch immer leicht finster war und sie einfach nicht genau verstehen konnte, was hier genau vor sich ging. Sie hatte nur ihre Arbeit getan und war nach ihrer Meinung gefragt worden, die bisweilen jedoch nicht zur Aussprache gekommen war, weil der „Held der Wirte“ das Wort schneller an sich gerissen hatte. Sie stand kerzengerade da und ließ keinen Mucks verlauten, so wollte sie doch alles nicht in die Höhe stacheln, wenn sie nun verlauten ließ, das so ein Dolchstich keineswegs eine Kleinigkeit war.

  • Dieser Mann strahlte Autorität aus. So folgte Marcellus dem 'Rat' und setzte sich auf das Bett. Er ging kurz in sich und berichtete.


    "Ich bin bei den Cohortes Urbanae! Dort werde ich sicherlich schon vermisst. In meiner dienstfreien Zeit war ich auf einen Rundgang durch die Stadt. Dabei sind mir vier Personen aufgefallen, die einen Wirt namens Scaurus in eine Gasse schleiften. Als ich in die Gasse folgte, lag Scaurus tot auf dem Boden. Kurz darauf wurde ich angegriffen. So weit ich mich erinnern kann, habe ich einem der Angreifer den Bauch aufgeschlitzt, dann... dann ist da nur Dunkelheit bis zu meiner Flucht aus einem Keller. Die restliche Geschichte hat dir sicher das Mädchen schon erzählt!"


    Marcellus zeigte auf das Mädchen, welche ihn gefunden hatte. Bei seinem Bericht beschränkte er sich auf das Nötigste. Früh genug dürfte er noch die ganze Geschichte erzählen.


    "Ich könnte die Personen wieder erkennen und nun wo ich geflohen bin, werden sie gewarnt sein. Daher verstehst du hoffentlich, dass uns nicht viel Zeit bleibt!"


    Marcellus stützte sich mit den Händen am Bett ab, bereit wieder aufzustehen.

  • Aufmerksam hörte er zu, was der junge Helvetier zu sagen hatte. Dann wiederum überlegte er nicht lange, bevor entschieden hatte, was zu tun sei. Das er nicht zulassen konnte, das der verletzte Sohn eines Senators sich durch die halbe Stadt bis zur Castra Praetoria schlug und wohlmöglich auf dem Weg verstarb, das war klar. Und natürlich hatte jetzt die Benachrichtugung der Familie eine geringere Priorität....


    "Du wirst erstmal hier bleiben ! Ich werde alles nötige veranlassen !"


    Hätte er noch "das ist ein Befehl" angefügt, dann wäre es überflüssig gewesen. Er nahm die Wachstafel, löschte die Worte, die er bisher geschrieben hattte und schrieb etwas neues hinein. Dann drückte er seinen Senatorenring hinein, drehte sich kurz um und reichte die Tafel an Cato.


    "Du hast alles gehört ? LAUF sofort zur Castra Praetoria und übergibt diese Tafel dem Offizier vom Dienst. Beilung !"

  • Gewohnt stumm war ich meinem Domine gefolgt und hatte das Geschehen verfolgt. Natürlich hatte ich mitbekommen, worum es hier ging. So blieb mir nur übrig zu nicken und die Wachstafel zunehmen.

    "Domine, jawohl, Domine."


    Dann eilte ich davon, in der Hoffnung möglichst problemlos den Weg zu finden.

  • Marcellus nickte kurz. Es hatte wohl keinen Sinn hier und jetzt noch zu widersprechen. Immerhin hatte er den Eindruck vermittelt und seinen Wunsch kundgetan, dass er am liebsten direkt zu seiner Einheit zurückkehren wollte. Niemand sollte ihn für einen Schwächling und Drückeberger halten. Er hatte viel durchgemacht in den vergangenen Tagen... oder Wochen? Er wusste es nicht. Plötzlich machte sich Hunger und Durst bemerkbar. Wie lange er wohl nichts mehr zu sich genommen hatte? Auch das wußte er nicht mehr. Innerlich sprach er einen Fluch über seine Peiniger aus. Sobald er hier raus wäre, sobald er die Gelegenheit dazu hätte, würde er Mars ein Opfer bringen und ihm um die nötige Kraft zu bitten, Vergeltung zu üben. Er würde diesen Moment genießen. Jetzt blieb ihm aber nichts anderes übrig als abzuwarten, was passieren würde. Er ließ sich zurück auf das Bett sacken. Ob man ihn hier befragen würde? Oder würde man ihn ins Valetudinarium transportieren?


    "Wenn es nicht zu viel verlangt ist, hätte ich gerne einen Becher Wasser. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal etwas zu mir genommen habe!"


    Alleine der Gedanke an das kühle Nass, wie es seine Kehle herunter rinnen würde, machte ihn verrückt. Nach außen hin machte er aber keine Anstalten dies zu zeigen. Vermutlich hatte er mit seiner Art auch seine Peiniger zur Verzweiflung getrieben, so dass sie die Lust an ihm verloren. Natürlich erst, als er mit seiner Art ihre Wut erst angespornt hatte. Aber es war noch nie leicht gewesen etwas aus ihm herauszubekommen, wenn er nicht wollte. Unweigerlich musste er dabei an seine Kindheit denken...

  • Minervina hatte sich kaum gerührt und starrte nur gelangweilt auf die Wand. Die Hände hatte sie hinter ihrem Rücken verschränkt, während sie darauf wartete, endlich angesprochen zu werden. Vermutlich hatte Vitamalacus längst vergessen, dass sie noch vor der Türe wartete. Vielleicht konnte sie sich einfach davon machen? Nein, beschloss sie. Lieber nicht. Wenn er davon Notiz nehmen würde, könnte es ziemlich ungemütlich werden. Also würde sie vorlieb damit nehmen müssen, was gesprochen wurde. Halbherzig lauschte sie den Worten des Helvetiers. Sie schämte sich nicht einmal ihres Desinteresses, aber was sollte sie auch das Schicksal eines Fremden kümmern? Das einzige was sie je stärker berührt hatte, war der Tod ihres Vaters gewesen.


    Als dann der Befehl an Cato gereicht wurde, wandte sie ihr Gesicht in des Sklaven Richtung, der sich nun eilens davon machte. Doch sie schien noch immer nicht weiter wichtig zu sein. Diese Zeit hätte sie auch nutzen können, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Schließlich war da noch immer Lana und ihre Liebelei der Nacht. Sie ließ sich mit einem lauten Seufzen noch ein weiteres kleines Stück die Wand hinunter rutschen. Warum hatte sie den Kerl nicht einfach auf der Straße liegen lassen, wie es all die Anderen auch getan hatten? Sie hatte in dem Viertel nur gut gekleidete Menschen gesehen und sie hatten vermutlich ähnlich gedacht wie sie: Nichts von der Straße aufsammeln. Nur sie hatte sich blöderweise weich machen lassen.


    Während sie sich aufrichtete, löste sie mit einer Hand ihren Geldbeutel von ihrem Gürtel und ließ ihn kurz hin und her baumeln. Dann begann sie, ihn hoch zu werfen und wieder aufzufangen, wobei ein beständiges Klirren der Münzen unvermeidbar war. 'Als kleine Erinnerung, dass ich auch noch lebe', ging es ihr durch den Kopf. Außerdem musste sie sich ja irgendwie die Langeweile vertreiben. Den Wunsch des Helvetiers indes überhörte sie geflissentlich: Immerhin war sie keine Sklavin.

  • "Selbstverständlich bekommst du etwas zu trinken," meinte der Tiberier knapp, sich fragend, warum keiner der Anwesenden bereits daran gedacht hatte. So überliess er die weitere Wundversorgung der Sklaven, drehte sich kurz zu Minervina."Du kannst dich, wenn du willst auf dein Zimmer zurück zu ziehen."


    Dann verliess er die Kammer, veranlasste im Gehen das ein Sklave Wasser und auch eine kleine Stärkung in die Kammer bringen würde. Er selbst kehrte zurück ins Tablinium, wartete darauf, das Cato mit den Cohortes Urbanae zurückkehrte.

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