• Nachdem die Wache mich dann endlich passieren lies und mir sogar die Richtung zeigte in der ich das Haus finden würde, glaubte ich mich in einer anderen Welt.
    Größer konnte der Unterschied vor und hinter den Toren nicht sein als hier. Paläste, Tempel, Prunkbauten und Gärten.
    Weite und saubere Strassen, kein Gedränge und Luft so süss wie roter Wein und die Lippen eines Mädchen.
    Ich konnte mich kaum satt sehen.


    Meine Lehrer hatten mir eine gute Ausbildung zukommen lassen, obwohl ich es ihnen nicht leicht gemacht hatte, darum wusste ich auch dass der große Alexander hier seine Mausoleum hatte. Das alles hatte Zeit, jetzt wollte ich sehen wo meine Familie sich nieder gelassen hatte.


    Diesmal war es einfacher mich zurechtzufinden, erstens hatte die Wache mir die Richtung gezeigt und zweitens sprach hier jeder kleinste Sklave meine Sprache.
    Als ich vor dem Haus stand konnte ich es nicht glauben, es war nicht so groß und prunkvoll wie so manches andere hier aber trotzdem war ich beeindruckt.
    Kraftvoll pochte ich an die Tür, ich war gespannt ob hier jemand zuhause war.

  • Der Sklave verneigte sich demütig, als er hörte, dass dieser junge Mann ein Familienmitglied der Gens Iunia war.


    "Natürlich Herr! Bitte tritt ein und warte einen kurzen Moment im Atrium. Ich werde dem Herren sofort Bescheid geben."

  • Silanus führte seine Cousine und ihre Vollbepackten Sklaven durch die schmucken Gässchen und Plätze zu ihrem Haus – dem Domus Iunia. Am Eingang wartete bereits der Ianitor, der sofort weitere Haussklaven herbeirief, um beim tragen der Kisten zu helfen. Für Silanus war der Anblick des Königsviertel mittlerweile nicht mehr ganz so besonders wie beim ersten Mal, doch er war sich sicher, dass seine Cousine ebenso beeindruckt sein musste, wie er es damals war.


    "So Varilia! Hier sind wir. Das ist der Domus Iunia. Ich hoffe er gefällt dir. Er ist weitaus größer und geräumiger als unsere Casa in Roma. Ein kleiner Palast sozusagen."

  • Solch eine Pracht hatte ich noch nie gesehen. Vielleicht gab es so etwas in Rom, doch meine Zeit dort war zu kurz gewesen um mich dort umzusehen. Jedenfalls war alles was ich bisher gesehen hatte bescheiden und klein, gegen diesen Prunk und die grandiose Erhabenheit dieser Stadt in der Stadt. Wie bescheiden war die Doumus in Hispania gewesen, wie Fremd und reizvoll war dies dagegen. Mehr als einmal wäre ich beinahe stehen geblieben, um mir ein Detail anzusehen. Naja, ich werde in dieser Gegend bald zu Hause sein und da habe ich genug Gelegenheiten mir alles anzusehen.


    "Weitaus größer und geräumiger? Du untertreibst etwas, lieber Vetter! Es IST ein Palast!". Nun stand mir doch die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. "Das wird eine Menge Arbeit, diesen Palast einzurichten. ... aber es wird Spaß machen." Spaß wird es sicher machen, doch auch eine Menge kosten.

  • Silanus lachte, als er die Worte seiner Cousine hörte.


    "Ja du hast Recht, es ist ein Palast! Ein kleiner Palast, aber ein Palast. Und ich bin mir sicher, er wird dir von Innen ebenso gefallen wie von Außen. Bisher hatte ich wenig Gelegenheit mich um die Einrichtung zu kümmern. Es ist bereits einiges vorhanden gewesen, anderes fehlt noch. Aber nun wo du da bist überlasse ich es ganz dir, dich darum zu kümmern, wenn du dich schon anbietest."


    Die Sklaven vor dem Haus waren bereits dabei Varilias Gepäck ins Hausinnere zu transportieren und dort in ihre Unterkünfte zu bringen. Silanus hatte einen eigenen, drei Zimmer großen Bereich des Hauses für seine Cousine vorbereiten lassen. Dort würde sie sowohl ein Schlafzimmer, einen eigenen Wohnraum, als auch einen kleinen Empfangsraum vorfinden, die ganz zu ihrer Verfügung standen.


    "Ich nehme an du möchtest dich von deiner Reise ausruhen. Die Sklaven werden dir deine Gemächer zeigen. Fühl dich hier wie zu Hause Cousinchen. Mein Haus ist dein Haus."

  • Silanus sah seiner Cousine lächelnd hinterher. Er war sich sicher, dass sie sich hier in Alexandria Wohlfühlen würde. Auch er merkte, dass ihm die neue Umgebung und das andere Klima schon in dieser kurzen Zeit sehr verändert hatten. Es lief alles irgendwie ruhiger und gemächlicher ab. Die Ägypter hatte einen anderen Lebensrhythmus und jeder der hier her zog, passte sich anscheinend nach und nach daran an. Schließlich gab er seinen Sklaven noch einige Anweisungen und betrat dann selbst den Domus.

  • Etwas irritiert schaute der Octavier den Mann an. Woher kannte er ihn?


    "Salve. Sag bitte einem Familienmitglied der Gens Iunia, dass Primus Pilus Octavius dringendst etwas mit ihm zu bereden hat. Es geht um Iunia Urgulania."


    So begann er meist Todesnachrichten, doch das war hier nicht der Fall, aber trotzdem prägnant auf den Punkt gebracht.

  • 'Gelb', ging es Laevinus durch den Kopf. Seit mehr als 3 Tagen war er unterwegs und das einzige was ihm einfiel war gelb. "Was für ein absurder Gedanke.", murmelte Laevinus daraufhin, doch konnte man einem halb verdursteten Heranwachsenden absurde Gedanken nach einer 3 Tagesreise bei sängender Hitze nicht verübeln. Dieser April hatte nahezu hochsommerliche Temperaturen erreicht und am Himmel war nicht eine einzige Wolke zu erblicken.
    Der Gedanke 'Gelb' war insofern nicht so absurd wie er zuerst schien, betrachtete man sich Alexandria einmal näher: Im Hafen türmte sich der nach allem Anschein aus Sandstein erbaute Leuchtturm auf, nicht unweit davon eine ähnlich beeindruckende Hafenpromenade, von sandgelben Straßen umsäumt, die nach und nach in das Getümel der Lehmhäuser übergingen. Goldend leuchtete die riesig erscheinende Sonne über das nahchmittagliche Alexandria. Nach dem tiefen 'Blau' des Meeres war es also kein Wunder, wenn einem die Welt als 'gelb' erschien.
    Kaum ein Mensch war außerhalb der Häuser aufzufinden, nahezu jeder schien sich vor der Sonne zurückzuziehen. Umso mehr strengte Laevinus dieser Marsch an, hatte er den Fischverkäufer richtig vertsanden, musste er bis ans andere Ende der Stadt laufen, um das Domus Iunia zu finden.
    Doch war seine Anstrengung nichts gegen die seiner Schwester. Schweißperlen rannen ihr über die Stirn, ihr Gesicht jedoch Tapfer beherrscht. Kein Wort verlor er darüber, er wusste genau wie sehr seine Schwester es hasste bemuttert zu werden. 'Vielleicht wollte sie mir auch ein Vorbild sein, mir Hoffnung machen, da wir keinen mehr hatten außer uns.' Auch sie schien es nicht zu stören, dass wir nicht redeten. Hätte ich etwas gesagt, würde sie mir bestimmt mit "Reden strengt jetzt nur zu sehr an." oder "Spar dir deine Worte für später auf!" begegnen.
    Nun bogen sie in eine Seitenstraße ein und zuerst dachte er sie hätten sich verlaufen, da er meinte erneut die Frische des Meeres wie eine sanfte Brise zu vernehmen. Doch dem war nicht so. Es war ein Springbrunnen, der in dieser doch sehr vornehmen Straße für die notwendige Frische sorgte. Doppelt erfreute es ihn also, als er weit hinten das Domus Iunia sah. Er und Alba beschleunigten ihre Schritte, denn auch so schien dies bemerkt zu haben.


    Normalerweise hätte er von der Elganz des Anwesens stark beeindruckt gewesen sein müssen, doch sein von der Sonne stark angegriffener Verstand brachte bloß ein leises "Endlich!" hervor. Endlich für: Endlich Wasser, endlich Sonnenschutz, endlich ein weiches Bett.
    An seine teuren Verwandten, die er seit Jahren nicht gesehen hatte, dachte er in diesem Augenblick überhaupt nicht. Voller Erwartung klopfte er also an die Türe...

  • Ich betrachtete interessiert meinen kleinen Bruder. Wie er wieder die Lippen zusammenkniff und mich so ansah, als würde er ernsthaft glauben, daß ich es nicht merken würde!
    Warum mußten Jungen auch immer denken, daß Mädchen nicht so gut durchhalten könnten...
    Ich schüttelte meine zerzausten Haare und lief leichtfüßig einige Schritte voraus, denn mittlerweile kannte ich die Straßen wieder. Erst vor zwei Sommern war ich hiergewesen und hatte die Familienteile, die es hierher verschlagen hatte getroffen.
    Ich war mir aber sicher, daß es nicht so elend heiß gewesen war...
    Das stattliche Anwesen tauchte auf. Ich erinnerte mich an alles, an die hellen Wände, die Bäume, den Brunnen, der so tief ging, daß man keinen Stein unten aufschlagen hörte wenn man ihn hineinwarf und an den Adler in der Holztüre. Doch wie würden wir empfangen werden?

  • Der Ianitor war nicht an seiner Stelle. Vermutlich hatte er einem dringenden Bedürfnis nachgegeben. Auf meinem Weg hörte ich das zaghafte Klopfen an der Pforte. Sollte ich öffnen?


    Mutig beschloss ich meiner Neugier nachzugeben und öffnete die Tür. Was ich sah konnte ich nicht so richtg einschätzen. Ein junges Paar, scheinbar etwas erschöpft. 'Wer geht auch um diese Tageszeit freiwillig vor die Tür?', dachte ich.


    "Salve, was führt euch her?"

  • "Salve...", erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen. Ich sah eine hübsche junge Frau und dachte zuerst sie wäre vielleicht eine entfernte Verwandte oder vielleicht hatte Silanus ja auch geheiratet? 'Wer weiß', dachte ich.
    Bei näherer Betrachtung der jungen Frau fiel mir auf, dass sie jedoch zu schlicht gekleidet war für eine Dame der feinen Gesellschaft. An der Art wie sie ihren Kopf kaum merklich in einer leicht unterwürfigen Weise senkte, merkte ich plötzlich, dass sie eine Sklavin war. All das passierte in weniger als einer Sekunde.
    "Salve Serva!", erwiderte meine Schwester einen Moment später. Ein wenig klarer im Kopf als ich, hatte sie die junge Frau schon längst als Sklavin erkannt. "Wir wünschen bitte, unsere Tanten Iunia Varilia und Iunia Attica zu sehen.",fuhr sie fort. "Richte Ihnnen aus, dass ihr Neffe Manius Iunius Laevinus und ihre Nichte Iunia Alba vor ihrer Tür stehen."
    Noch einen Moment zuvor meine Schwester bestaunend, musste ich nun schmunzeln. 'Die werden sich wundern...'. Als die Sklavin mein Schmunzeln mit einem kurzen Blick einfing, dachte ich aufeinmal: 'Hoffentlich hält sie uns nicht für Gaukler, die ihr einen Streich spielen wollen.'
    Meine Schwester musste in diesem augenblick etwas ähnliches gedacht haben, da sie mir in einem ungesehenen Augenblick mit einem Klapps auf den Hinterkopf begegnete. Als die Sklavin mich meinen Hinterkopf reibend sah, setzte meine Schwester ein ganz ungezwungenes Lächeln auf. 'Jaja, immer die gute Schauspielerin.', dachte ich und versuchte es ihr gleich zu tun. Leider mit minder großen Erfolg, denn über meine Lippen kam bloß ein strohdummes Grinsen...

  • Nochmals schaute ich mir die beiden junge Leute von oben bis unten an. Ganz konnte ich ihre Geschichte nicht glauben. Sie sahen nicht so aus, als ob sie zu dieser an sich doch besser gekleideten Familie gehören würden. Sollte es aber doch so sein, so konnte ich sie nicht vor der Pforte stehen lassen. Was tun?


    "Bittet trettet ein. Ich führe euch ins Atrium und werde dann nach Iunia Varilia schicken lassen. Bitte folgt mir."


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