Tablinum| Wohnraum

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    Simplex, Servus


    Simplex brachte der Octavia erst einmal etwas zu trinken, heißen Würzwein, denn sie sah reichlich durchfroren aus. Die Sklavin würde in der Küche warten und dort auch etwas warmes zu trinken bekommen. Danach ließ er Catiena erst einmal allein und ging seine Herrin suchen.


    Calvena konnte es gar nicht glauben, als Simplex ihr erklärte, dass eine Octavia Catiena im Tablinum auf sie wartete. Die Octavia hatte sie seit ihrer Hochzeit nicht mehr gesehen und geredet. Sie zählte Catiena zu ihren Freundinnen, hatte sie diese doch in Rom Willkommen geheißen, als Macer seinen Pflichten als Tribun in Mantua nach ging. Sie hatte ihm den Gefallen getan und ein Blick auf die Casa gehabt, in dieser Zeit.
    Es überraschte sie, dass Catiena nun hier in Mogontiacum war. Warum hatte Macer seine Verwandte nicht angekündigt? Waren sie womöglich zerstritten oder gab es einen anderen grund für diesen überraschenden Besuch. Das war wirklich ungewöhnlich. Leicht verwundert schüttelte sie den Kopf. Sie sollte nicht gleich das Schlimmste befürchten.
    Vielleicht erlaubte sich auch jemand einen Spaß und gab sich als die Octavia aus. Wobei sie das nicht wirklich glauben wollte. Am Besten sie ließ es auf sich zukommen. Mit nachdenklicher Miene betrat sie das Tablinum und stellte fest, dass tatsächlich Octavia Catiena da saß und ihr einen Besuch abstattete. Nur war Mogontiacum recht weit von Rom entfernt und dieser Besuch von daher sehr ungewöhnlich.
    „Salve Catiena“, grüßte sie diese mit einem warmen Lächeln. „Du siehst mich ehrlich überrascht. Was machst du denn hier?“ fragte sie nach und setzte sich ihr gegenüber in einen der Korbstühle.

  • Catiena folgte dem Ianitor in das Innere der Casa Quintilia. Diese war nicht ganz so prachtvoll wie die Häuser in Rom und auch der Stil der Ausstattung war ein anderer - absolut römisch, ohne Zweifel, doch mit Motiven verziert, die einen Hauch des Einflusses von Germanien verrieten. Ein geübtes Augen vermochte dies zu erkennen. Der Gesamteindruck war indes einladend und sprach sowohl für einen Kenner römischer Kultur, wie auch für jemanden, der ein Gespür für die Feinheiten der Innenarchitektur besaß. Keine Sekunde zweifelte Catiena, das Calvena ihre Finger hierbei im Spiel hatte. Das die Germanica im Haus war, trotzdem sie unangemeldet fast schon hereingestürzt kam, war ein kleiner Segen und in Gedanken beschloss sie, den Göttern für ihre Gunst ein Opfer im örtlichen Tempel zukommen zu lassen. Auch dafür, dass sie sie unbeschadet durch die finstren Wälder dieser Welt geführt hatten.
    Das der Sklave ihre Zofe Arsinoe und das Gepäck außer Sichtweite brachte, störte die junge Octavia nicht weiter. Sie ging mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sich die Haussklaven des griechischen Mädchens annehmen würden und diese im Anschluss dem gemeinsamen Gepäck, wobei der Anteil der Römerin der weitaus überwiegendere war. Kleidung, ein wenig Schmuck, und ein Gastgeschenk, das allerdings wohl noch warten musste.
    Dankbar nahm Catiena, als sie nun im Tabulinum saß, den heißen Würzwein an sich, umschloss den Becher mit beiden Händen und wärmte zunächst einmal ihre feingliedrigen Finger, bevor sie einen Schluck nahm und das heiße Getränk wohltuend ihre Kehle hinab ran. Unwillkürlich lief ein Schauer über ihren Rücken, gefolgt von einer Gänsehaut.
    Langsam rutschte sie tiefer in dem Korbstuhl, beinahe ihre Gravitas vergessend, bis sie sich selbst ermahnte, dass sie nicht in einem Bett lag und in wenigen Augenblicken ihrer Freundin gegenüberstehen würde. So richtete sie sich wieder auf, öffnete ihren Reisemantel und zupfte an ihrer weißen Tunika mit dem gelben Saum herum, bis sie mit deren Sitz einigermaßen zufrieden war. Gegen die zahlreichen Flecken, hervorgerufen durch Spritzwasser, Erde und Gestrüpp, konnte sie im Moment wenig tun, außer sie durch einige Falten zu kaschieren. Einen missbilligenden Blick warf sie zuletzt noch auf ihre Füße, die in den Sandalen nicht mehr sonderlich sauber aussahen.
    Letztendlich trank sie noch einen weiteren, diesmal deutlich größeren Schluck, als sie auch schon näher kommende Schritte vernahm. Schon wollte Catiena sich aufrichten, doch ihre Beine versagten ihr im ersten Augenblick den Dienst und dann erschien sie: Germanica Calvena. Es war einige Zeit her, das Catiena sie erblickt hatte und trotzdem sie Calvena als Frau in Erinnerung hatte, die Aphrodite wohl Konkurrenz machen konnte, wurde die Germanica von Mal zu Mal ansehlicher. Ob eine Hochzeit der Schönheit zuträglich war? Womöglich...
    Catiena erwiderte das Lächeln fröhlich, als Calvena sich ihr gegenüber niederließ und stellte ihren Becher in den Händen haltend auf ihrem Schoß ab, die Beine fest zusammen geschlossen. "Salve, Calvena. Deine Überraschung verwundert mich nicht, ist mein Besuch doch nicht angekündigt. Er ist wie mein Auftauchen in Rom damals, ohne langes Vorhaben, ein schneller Entschluss und ein Aufbruch. In Rom war es heiß und stickig und ich fühlte mich ein wenig fehl am Platze. Ich dachte, wenn sich jemand über einen Besuch freut, dann Du und so bin ich nun hier." Catiena legte eine kurze Pause ein und fuhr dann, die Stirn ein wenig zur Sorge gerunzelt, fort: "Ich hoffe, ich komme Dir nicht ungelegen?"

  • Calvena musterte ihre Freundin aufmerksam. Die Strapazen d er Reise waren der Octavia anzusehen, sie war zerzaust, ein wenig staubig und wohl auch in den Regenschauer geraten, der den ganzen Vormittag angehalten hatte. Ansonsten schien Catiena unbeschadet zu sein, was sie auf atmen ließ. Auch wenn sie nichts von dem besuch der Octavia gewusst hatte, hätte sie sich wohl Vorwürfe gemacht, wenn Catiena etwas zugestoßen wäre. So aber zeigte sie ein erleichtertes Lächeln und ahnte nicht, dass ihre Freundin sie mit Aphrodite verglich.
    Catiena war anscheinend für Überraschungen zu haben, war einfach dem stickigen Rom entflohen um sie zu besuchen. Ob Macer das wusste? Vermutlich, aber eigentlich war sie verwundert, das wenigstens er ihr nicht einen Brief geschrieben hatte um seine Verwandte anzukündigen. „Du hast hoffentlich Macer Bescheid gesagt, nicht das er sich Sorgen um dich macht?“ Sie würde es glatt Catiena zu trauen, dass diese ihre Sachen gepackt hatte und in einer Nacht und Nebelaktion sich einen Händler gesucht hatte um gen Germanien zu reisen. „Natürlich freue ich mich, du kommst zwar unerwartet, aber bist mir Herzlich Willkommen. Das Haus ist groß genug und für Gäste ist immer ein Bett frei!“ versicherte sie ihr erst einmal, als diese besorgt nachfragte, ob sie ungelegen kam. Zwar war erst kürzlich ein weiterer Quintilier aufgetaucht, aber es gab immer noch genügend Platz. „Du bist also vor dem Sommer geflohen. Oder hast du dich mit Macer zerstritten?“ fragte sie dann doch nach. Wirklich besorgt klang sie nicht, eher Neugierig. Sie wollte wissen, ob hinter diesem Besuch die Flucht vor den Verwandten steckte oder aber einfach nur der Drang dem stickigen Rom zu entkommen. Sie würde ihre Freundin auch aufnehmen, sollte sie familiären Problemen entfliehen. Doch wollte sie wissen, worauf sie sich einließ.

  • Catiena nickte auf die erste Frage Calvenas zustimmend, ein wenig zu hastig, sodass sich eine Haarsträhne aus dem von Arsinoe provisorisch gefertigten Knoten löste und ihr quer über das Gesicht fiel. Mit einer schnellen Bewegung ihrer Hand schob die junge Römerin die widerspenstige Strähne zur Seite und hinter ihr Ohr, wo sie für einige Momente nicht stören würde, dann antwortete sie: "Ja, ich habe Macer natürlich eine Nachricht zukommen lassen. Also..., so halb jedenfalls"; sie geriet einen Augenblick ins Stocken, bevor sie mit fester Stimme fortfuhr: "In der Casa Octavia in Rom erwartet ihn eine Nachricht von mir, die er keinesfalls übersehen kann. Er ist jedoch ein vielbeschäftigter Mann, da ist stets die Frage, wie bald er sie lesen wird und so Jupiter will kommt vielleicht ein verspäteter Brief noch hier an, der meine Ankunft ankündigt."
    Die Vorstellung, dass dies tatsächlich passieren könnte, amüsierte Catiena derart, dass sie begann, breit zu grinsen. Sie hob ihren Becher und nahm wieder einen Schluck des Würzweins, der, wie sie überrascht feststellte, sofort eine nicht unwesentliche Wirkung entfaltete. Eine Kombination aus Anstrengung, Wärme und nicht zuletzt Entwöhnung, wie sie vermutete.
    "Mitnichten habe ich mich mit ihm zerstritten. Macer steht mir nach wie vor sehr nahe, es war nur das Rom, das mich ein wenig mehr gefordert hatte, als ich es zu Beginn erahnt hätte. Und dann war da diese Hitze. Auf dem Land war mir nicht bewusst, wie berückend der Geruch eines heißen Sommertages in der Stadt sein würde." Deutlich sichtbar rümpfte Catiena ihre Nasenspitze und tippte mit den Fingerspitzen gedankenlos rhytmisch gegen ihren Becher. Derweil lächte sie Calvena erfreut an. "Das erleichtert mich. Ich hätte wohl auch eine Unterkunft in einer Taverne gefunden, so ist es jedoch ungleich angenehmer. Sag mir, wie lebt es sich in Germanien? Sind die Barbaren hier wirklich so wild, wie man berichtet in Italia?"

  • Als Catiena stockte, befürchtete sie schon das schlimmste. Nämlich dass Catiena isch mit ihren verwandten überworfen hatte und ohne jeglichen Brief zu hinterlassen, einfach abgereist war. Zwar traute sie der Octavia es nicht zu, dass diese so unverantwortlich handelte, aber wenn man zornig oder enttäuscht war, dann kam es schon zu Kurzschlussreaktionen. Sie wusste von sich selbst, dass sie auch mitunter recht gedankenlos handeln konnte. Von daher würde sie Catiena keinen Vorwurf machen, sollte dies so gewesen sein. Nur dann würde es Notwendig sein, dass sie Macer umgehend darüber benachrichtigten, dass es Catiena gut ging.
    Zu ihrer Erleichterung waren ihren Sorgen unbegründet. „Macer hat mir geschrieben, dass er viel zu tun hat. Das war kurz nach unserer Ankunft. Seit dem hab ich leider nichts mehr von ihm gehört. Es geht ihm gut?“ fragte sie dann gleich nach. Auch sie musste Schmunzeln, sie konnte es dem Octavier durchaus zutrauen, dass er so zerstreut war, dass er viel zu spät einen Boten losschicken würde um sie zu unterrichten, dass Catiena auf dem Weg zu ihr war. Das Beste wäre wohl, wenn sie später sich an einen Brief setzen würde um ihn zu unterrichten, dass seine Verwandte wohlbehalten in Mogontiacum angekommen war.
    Schön war es jedenfalls zu hören, dass sich Catiena und Macer nachwievor gut verstanden. „Wer Rom im Sommer noch nicht erlebt hat, kann durchaus davon abgeschreckt werden. Ich kann verstehen, dass du lieber die Flucht ergriffen hast. Nur bin ich wie gesagt überrascht, dass du gleich nach Germanien fliehst und nicht zu deinen Eltern“, sie musste grinsen und fühlte sich auch geehrt, dass Catiena ihre Gesellschaft denen ihrer Eltern vorzog. „Ich finde Germanien schön“, gestand sie schließlich Catiena. „Man ist weit weg vom Stress und den Intrigen Roms, doch man kann auch hier spüren, dass Vescularius Salinator immer mehr an Macht gewinnt. Er scheint wie eine dicke fette Spinne in seinem Netz zu sitzen und seine Fäden zu spinnen! Aber lassen wir das… Nun die Germanen haben Temperament, aber das haben wir Römer auch. Hin und wieder kommt es zu kleinen Auseinandersetzungen, aber ansonsten ist es hier eher friedlich. Die Grenzen sind sicher!“

  • "Ja, es geht ihm ausgezeichnet", bekräftigte Catiena zustimmend und unterstrich die Worte mit einer Geste ihrer Hand. "Er ist nur in letzter Zeit ein wenig abwesend. Dienstliche Angelegenheiten, ich habe nicht gefragt, es ziemte sich nicht - und vermutlich würde ich davon auch nichts verstehen."
    Die junge Römerin lächelte und trank den verbliebenen Rest ihres Würzweins aus, solange dieser noch warm war. Inzwischen fühlte sie sich deutlich besser, das Getränk hatte sie gewärmt und die Seele beflügelt. Auch die Erschöpfung war ein wenig gewischen angesichts der Unterhaltung mit Calvena und die Aussicht auf ein Zimmer in der Casa, von welchem aus sie ihre Erkundungsstreifzüge unternehmen konnte, weckten die Lebensgeister in ihr.
    Den leeren Becher nunmehr locker in der Hand haltend, lauschte sie den Worten ihrer Freundin und nickte hin und wieder, wenn sie etwas wiedererkannte. Besonders bei der Erwähnung ihrer Eltern verzog Catiena für einen Augenblick das Gesicht, was sich jedoch dank ihrer Haltung nur in einem Funkeln der Augen und einigen Fältchen entlang der Schläfen zeigte. "Im Hause meiner Eltern wäre es unterträglich langweilig. Und noch bin ich jung, ungebunden und kann tun und lassen, wonach mir der Sinn steht. Das sollte ich auskosten, später könnte das einmal nicht mehr so sein." Ein verschmitztes Lächeln folgte Catienas Worten, das kurz darauf von einem leichten Ausdruck des Ernstes abgelöst wurde. "Selbst ich, die kaum etwas vom politischen Leben in Rom erfahren hat, kenne diesen Namen inzwischen. Ich habe aber den Eindruck, Du kannst Vescularius Salinator im Besonderen nicht leiden."
    Für einen Augenblick zog Catiena in Erwägung, das Thema zu vertiefen, um ein wenig mehr über die aktuelle Politik zu erfahren, doch sie gab Calvena im Stillen Recht, das dafür ein anderes Mal noch Zeit wäre. "Eine kleine Auseinandersetzung?" Die Octavia schlug verzückt die Hände aneinander, nachdem sie ihren Becher zwischen die Oberschenkel geklemmt hatte. "Also sozusagen ungeplante Gladiatorenkämpfe? Das muss ungeahnt aufregend sein!"

  • Es war schön zu hören, dass es Macer gut ging und wie es schien, erklomm er immer weiter die Karriereleiter. Mit Sicherheit würde er schon bald im Senat neben all den anderen Senatoren sitzen und darüber Entscheiden wohin das Staatsschiff gelenkt werden soll. Sie musste Lächeln, Macer hatte es verdient, er gab sich alle Mühe um sich zu beweisen und auch um einige Dinge zu verändern. „Ich werde Macer einen Brief schreiben, dass du gut und wohlbehalten angekommen bist. Ich bin mir sicher, dass dürfte ihm einige Sorgen nehmen!“ meinte sie nachdenklich. Dann würde sie auch gleich einmal Fragen, wie weit er es bereits gebracht hatte. Es dauerte ja seine Zeit bis man erfuhr welche Dinge sich in Rom ereignet hatten. Eine Tatsache die vor allem Valerian zusetzte, als Praetorianer hatte die Neugierde zu seinem Beruf gehört und hier in Germanien war er von den neuesten Verwicklungen fast gänzlich abgeschnitten. Aber auch sie nahm die Dinge nicht ganz so leicht, wie es den Anschein hatte. Immer wieder musste sie an Serrana denken. Calvena unterdrückte ein Seufzen, sie konnte im Augenblick die Dinge nicht ändern. An eine Reise nach Rom war derzeit nicht zu denken.
    „Möchtest du noch etwas zu trinken? Oder etwas anderes?“ fragte sie, als sie entdeckte, dass der Becher der Octavia bereits geleert worden war.
    Sie hatte schon festgestellt, dass Catiena ihre eigenen Vorstellungen vom Leben hatte und so ziemlich alles tat um der Langeweile im Elternhaus zu entkommen. „Dann hoffe ich mal, dass es dir hier nicht langweilig wird. Mogontiacum ist nicht Rom. Hier geht es etwas gemütlicher zu“, schmunzelte sie und hoffte, dass Catiena nicht enttäuscht war von ihrem Ferienort. Langweilig konnte es auch hier werden, besonders wenn es tagelang regnete oder aber dann der Winter kam. Aber so lange wollte die Octavia vermutlich nicht bleiben. Auch wenn sie sich über ihre Gesellschaft freuen würde. „Aber man hat die Möglichkeit lange Ausritte zu machen. Kannst du überhaupt reiten?“ fragte sie dann. So gut kannte sie Catiena dann doch noch nicht.
    „Vescularius Salinator ist ein überheblicher vulgärer Mistkerl“, gab sie ihre Meinung über den PU zum Besten. Über diesen könnte sie sich immer wieder Ärgern.
    Kurz blickte sie etwas verdutzt, als Catiena so begeistert von Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen war. „Ich glaub du verstehst mich falsch. Ich rede von Prügeleien und anderen Keilereien, das hat nichts mit Gladiatorenkämpfen zu tun!“ klärte sie Catiena dann auf.

  • Catiena nickte zustimmend auf Calvenas Worte Macer betreffend und lächelte. Ja, die Germanica hatte Recht, eine Nachricht an ihren Verwandten in Rom konnte kaum zum Schaden sein. Und mehr der Sorgen als notwendig wollte die junge Römerin ihrem Verwandten nicht auferlegen. Dieser würde er vermutlich ohnehin genug haben bei seinem beständigen Aufstieg an der politischen Karriereleiter.
    "Ich danke Dir", sagte die Octavia daher und ihr Gesichtsausdruck unterstrich ihre Worte, hielt jedoch nur einen Moment an, bis Calvena ihr noch etwas zu trinken anbot. Ohne zu zögern nickte Catiena und nahm ihren leeren Becher wieder zwischen ihren Schenkeln empor. "Ja, bitte. Der Würzwein war wirklich ausgezeichnet und ein weiterer Becher wird mir gut tun." Schnell fügte sie noch hinzu: "Das soll dann aber auch reichen für heute." Ein amüsiertes Grinsen zog sich um ihre Lippen und sie ließ ein leises Kichern vernehmen.
    "Ich glaube nicht, das mir an diesem Ort langweilig werden wird", setzte sie schließlich an und drehte ihren Becher zwischen den Händen hin und her. "Es gibt doch sicher sehr viel zu entdecken, nicht nur in Mogontiacum, auch in der Umgebung. Schon den Regen zu beobachten, seine dicken Tropfen, das ist sehr ungewöhnlich und ich kann mir nicht vorstellen, diesem Anblick alzu bald überdrüssig zu werden. Neben den kulturrellen Gepflogenheiten!" Die Stimme Catienas nahm einen verschwörerischen Unteron an. "Und ich habe von Ritualen gehört die sehr inspirierend sein sollen. Von Magiern und Priestern, die zur Stunde des vollen Mondes geheime ekstatische Tänze aufführen. Vielleicht finde ich Zeit, einem solchen Ereignis beizuwohnen." Die Augen der Octavia begannen zu leuchten, als sie von ihren Vorhaben berichtete, die zu einem nicht unbedeutenden Teil ihrer römischen Naivität entsprangen.
    "Reiten?", fragte sie schließlich. "Nun, ich weiß, wie man auf ein Pferd steigt", antwortete sie ausweichend und schmunzelte. "Und prügeln sich Gladiatoren nicht auch? Ein Kampf auf Leben und Tod, ob dieser nun in der Arena mit dem Gladius und dem Dreizack oder auf der Straße mit der Faust geführt wird, ist doch nicht entscheidend", fügte sie ein wenig verwirrt hinzu.

  • Wie als hätte Simplex auf sein Stichwort gewartet, erschien er im Raum und reichte Cara einen gefüllten Becher, ehe er dann verschwand und sich vorsichtig an die Sklavin Catienas ran schlich um sein Glück bei der Griechin, wie er bereits heraus gefunden hatte, zu versuchen.


    Calvena grinste, als Catiena meinte, es dürfte dann wohl erst einmal reichen. „Ich kann dir statt Wein nachher auch noch ein Bad anbieten“, schlug sie ihr vor. Es würde zwar seine Zeit dauern, bis das Wasser angeheizt war und in dem marmornen Becken plätscherte, aber für ihre Freundin konnte ruhig der Aufwand gemacht werden. Wenn nicht schon Elissa so weitsichtig war und sich darum kümmerte.
    Zu ihrer eigenen Überraschung schien Catiena so gar keine Ahnung von Germanien zu haben und den meisten Geschichten und Gerüchten über dieses Land und sein Volk glauben zu schenken. Anscheinend würde Catiena einige Überraschungen erleben. „Ich weiß ja nicht, woher du deine Ideen nimmst, aber ich bin bisher keinem Magier begegnet und die Priester sind nicht anders wie Rom, zwar werden die römischen Festtage mit denen der Germanen gemischt, aber ekstatische Tänze im Vollmond sind eher unüblich“, versuchte sie Catienas Weltbild ein wenig zu verändern und einige Irrtürmer auszuräumen denen sie wohl erlegen war. „Und selbst wenn es solche Rituale gibt, befürchte ich, dass du wohl nicht Zeuge davon werden wirst. Die Germanen, besonders jene die uns als Eindringlinge ansehen, werden wohl kaum eine Römerin dabei zusehen lassen, wie sie ihre eignen Gebräuche durchführen. Eher würden sie dich wohl erschlagen, weil du sie gestört hast“, fügte sie leise warnend hinzu. Nicht das Catiena irgendwas Falsches aus Unwissenheit tat und den Zorn der Einheimischen auf sich zog. Mogontiacum war zwar überwiegend römisch angehaucht, doch gab es immer wieder Konflikte zwischen Römern und Germanen. Catiena musste ja nicht noch irgendetwas herauf provozieren. Bisher hatte Calvena das Leben hier eigentlich als angenehm empfunden und auch schon ein paar Kontakte zu den einheimischen Germanen geknüpft. Man musste aber eben ein wenig aufpassen, was man sagte. Was in Rom selbstverständlich ist, konnte hier schnell zu Streit führen.
    „Ich kann ja einmal für uns einen Ausflug um Mogontiacum herum planen“, schlug sie ihr vor. „Wir werden langsam reiten, damit du nicht vom Pferd fällst!“ Elissa würde sicherlich sie wieder als leichtsinnig titulieren, wenn sie ausritt, aber das war ihr der Spaß dann schon wert. Schwangerschaft hin oder her, der letzte Ausflug hatte ihr auch nicht geschadet und sie war vorschtig gewesen.
    Leise seufzte sie, als Catiena immer noch davon überzeigt war, dass Prügeleien so etwas Ähnliches wie Gladiatorenkämpfe waren. Dass bei solchen Keilerein aber mitunter keine Rücksicht auf Zuschauer genommen wurde, wusste sie anscheinend nicht. „Nun bei Gladiatorenkämpfen wird sich nicht spontan auf Zuschauer geworfen!“ meinte sie dann vorsichtig. Catiena würde wohl wirklich noch ihre Erfahrungen machen müssen und wohl den ein oder anderen Kulturschock bekommen.

  • Catiena ergriff den neuen Becher mit warmem Würzwein und nahm unmittelbar einen Schluck davon. Beinahe wäre ihr ein zufriedenes Seufzen entwischen, das sie jedoch im letzten Moment unterdrückte und stattdessen ein huldvolles Lächeln auf ihre Gesichtszüge zauberte. "Danke sehr", sagte sie gen Calvena und hob das Gefäß in ihrer Hand soweit an, das deutlich war, worauf sich ihr Dank bezog. Mit tiefster Zufriedenheit spürte die Octavia, wie sich der Wein in ihrem Körper ausbreitete und einen Hauch der Schwerelosigkeit hinterließ, alle verbliebenen Sorge hinfort trug und sie wie eine Decke wärmte. Für eine Sekunde schloss sie die Augen, bis Calvena ein Bad erwähnte, das man für sie vorbereiten könnte.
    "Das wäre zauberhaft", gab die junge Römerin sehnsüchtig von sich und vor ihrem geistigen Auge sah sie sich bereits aller Kleidung entledigt im warmen Wasser liegen, eingehüllt vom Duft des Badeöls - oder was immer man in Germanien einsetzte. "Ich fühle mich so schmutzig, als wäre ich über Jahre hinweg in keiner Therme gewesen. Das klare Wasser eines Bachlaufs am morgen kann ungemein erfrischend sein, aber die Überwindung ..." Catiena schüttelte sich bei der Erinnerung daran und schmunzelte dann. Im Grunde war es ja doch ein Abenteuer gewesen, das sie nicht missen wollte. Vielleicht traf sie den Karavanenführer noch einmal. Nur auf seine Söldner konnte sie verzichten. Sie rochen in gewisser Weise wie Rom.
    "Wie schade", gab Catiena von sich, ließ in ihrer Stimme die Enttäuschung aber nicht durchklingen. "Natürlich weiß ich, das Rom stets seine Kultur mit sich nimmt, wo auch nur ein Legionär seinen Fuß auf die Erde setzt, doch hatte ich vermutet, die Einheimischen seien noch wild, von Fellen behangen und ganz und gar urtümlich. So haben es mir einige Händler auf dem Forum berichtet. Vielleicht wollten sie mich ja nur an ihren Ständen halten." Ein wenig Nachdenklich über ihre eigene Erkenntnis nippte die Octavia wieder am Wein. Zur Gänze aufgegeben hatte sie aber noch nicht. Wer wusste schon, worauf man stoßen konnte, sie musste nur die Initiative ergreifen - und Arsinoe vorschicken. Wenn sie andererseits den nicht vorhandenen Mut des griechischen Mädchens bedachte, kein guter Gedanke. Das ihre Zofe sich in diesem Augenblick mit dem Ianitor unterhielt, wenn auch sehr zurückhaltend, wusste Catiena nicht.
    "Ein Ausritt klingt für wahr ausgezeichnet", bekräftigte Catiena die Worte ihrer Freundin zustimmend. "Mit der nötigen Vorsicht kann uns sicher nichts geschehen. Und wenn ich Deine Worte bedenke, hast Du Recht. Man sollte natürlich nicht zwischen die Reihen der Kämpfenden kommen."

  • Die Octavia sah aus wie eine zufriedene Katze vor einer Schale Sahne. Der Würzwein schien ihr gut zu tun. Es würde wohl nur noch ein heißes Bad fehlen und dann dürften alle Strapazen der Reise vergessen sein. „Ihr habt wohl keine Rast in den unzähligen Gasthäusern gemacht!“ vermutete sie, als Catiena erzählte sie habe ein Bad in einem Bachlauf genommen. Kurz schauderte sie, das dürfte wahrlich ziemlich kalt und unangenehm gewesen sein. Dennoch musste sie lachen. „Ich hoffe doch, dass das Bad dich dafür dann entschädigt!“ grinste sie.
    Catienas Bild der Germanen überraschte sie nicht wirklich, viele Römer waren diesen Vorurteilen erlegen. „Felle tragen sie schon, im Winter, wenn der Schnee meterhoch liegt und man das Haus nicht verlassen kann. Aber ansonsten haben sie ihre eigene Kultur die gar nicht so barbarisch ist, wie man sich erzählt. Hier in Mogontiacum treffen die Römer auf Germanen und trotz einiger Konflikte haben beide Völker von einander gelernt. Du wirst sicherlich die einen oder anderen Gemanen kennen lernen, aber lass dich dann nicht von den Geschichten beeinflussen, die man sich in Rom erzählt. Im Grunde sind sie nicht viel anders wie wir, nur haben sie eben ein etwas anderes Weltbild!“ Mit Sicherheit ahnte Catiena worauf sie hinaus wollte.
    „Wir werden Simplex und Elissa mitnehmen und dann zeig ich dir ein wenig von der Umgebung“, versprach sie ihr. Anscheinend hatte sie Catiena davon abgebracht eine Schlägerei mit einem Gladiatorenspektakel zu vergleichen.

  • Catienas Blick verschwand für einen Moment in der Ferne, als sie sich der Reise von Rom in das ferne Germanien entsann. Begonnen hatte alles auf einem Markt und geendet hatte es hier an der Pforte der Casa Quintilia. Dazwischen lag der lange Weg durch Italia, vorbei an zahlreichen Städten, vielen Dörfern und dem Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Die meiste Zeit jedoch waren sie durch ungezähmte Natur gelaufen - oder gefahren. Und oft war es der Octavia so vorgekommen, als müsste diese Welt unendlich groß sein.
    "Doch, das haben wir", erwiderte sie sofort auf Calvenas Worte. "Aber die Wagen waren manchmal zu langsam, als das wir sofort die nächste Siedlung erreicht hätten. Und die begleitenden Söldner ein fauler Haufen. Mit dem Schwert schwingen konnten sie, aber ihre Füße voreinander setzen..." Die junge Römerin seufzte theatralisch und leerte auch ihren zweiten Becher Würzwein. Das reichte nun wirklich, ihre Sinne wurden schon benebelt - nur leicht, aber zu spüren. "Und ein Bad würde mich für einen Ritt durch das Reich von Pluto entschädigen", fügte Catiena noch hinzu und stellte den Becher einmal mehr zwischen ihre Oberschenkel, faltete die Hände im Anschluss zusammen.
    Auf die Bemerkungen Calvenas bezüglich des Ausritts nickte sie zustimmend und die Begeisterung ob der Aussicht einer Erkundung der Umgebung war ihr deutlich anzusehen. "Das wäre wundervoll", bekräftigte sie daraufhin. "Ich habe wohl noch viel zu lernen aber mit Deinem Wissen und Deinen Kontakten - oder jenen, die wir noch machen - werde ich meine Lücken sicher bald schließen können. Gibt es hier in Mogontiacum denn viele Germanen?"

  • Für Catiena war diese Reise nach Mogontiacum sicherlich ein großes Abenteuer gewesen. Für sie selbst war es eine angenehme Abwechslung gewesen. Es war für sie selbst ja eher ungewohnt, so lange an einem Ort zu bleiben. Ein wenig konnte sie eben dann doch nicht aus ihrer Haut. Wie sehr sie das Reisen vermisst hatte, war ihr erst bewusst geworden, als sie die Stadttore Roms hinter sich gelassen hatten. Zwar hatte ihr nach dem ersten Tag hoch zu Ross der Hintern furchtbar weh getan, sie war doch tatsächlich etwas erstaunt über diese Tatsache gewesen, aber sie hatte es genossen die Veränderung der Umgebung zu beobachten. Diese Luftveränderung hatte ihr gut getan, auch wenn sie nun dafür Rom und ihre Freundinnen und auch ihre Familie irgendwie vermisste. „Wir sind zu Pferd gereist, das ging einfach schneller, denn Valerian wurde ja bereits erwartet. Anstrengend war es aber auch“, erzählte sie nun auch von ihrer Reise von Rom nach Mogontiacum. „Du scheinst mit einem rauen Haufen unterwegs gewesen zu sein!“meinte sie amüsiert. Catiena schien aber unbeschadet zu sein. Diese Söldner hatten gut auf sie aufgepasst.
    Noch schien die Octavia nicht sonderlich begeistert von Germanien zu sein. Während Calvena diese wilde Schönheit genoss. Vielleicht konnte sie ja Catiena zeigen, wie schön das Land sein konnte.
    „Wenn du willst, kannst du dich erst einmal frisch machen und auch ausruhen, wir können unser Gespräch auch später zur Cena fortsetzen!“ schlug sie ihrer Freundin vor. „Das Bad ist sicherlich später und Simplex wird dein Gepäck bestimmt schon ins Gästezimmer gebracht haben!“

  • Einen langen Augenblick schien Calvena in Erinnerungen zu schwelgen. Ihr Blick nahm diesen Ausdruck an, als würden Bilder der Vergangenheit an ihr vorbeiziehen, sich ihr zeigen und schon fast Vergessenes wiederbeleben. Catiena kannte diesen Blick - auch von sich selbst. Und er war wichtig, denn auf den Erinnerungen und mit ihnen einhergehenden Erfahrungen fußte das ganze Wesen eines Menschen, mit all seinen Ansichten und Ausprägungen. Und je mehr Catiena darüber nachdachte, desto mehr gewann sie den Eindruck, das Calvena trotz des nur geringfügigen Altersunterschied doch augenscheinlich weit mehr Erfahrung besaß als sie selbst. Das konnte zweierlei bedeuten: Ihre Freundin hatte eine sehr bewegte Kindheit gehabt oder ihre eigene war so völlig inhaltlos gewesen - Catiena vermutete ersteres.
    Mit einer nicht nach außen getragenen Bewegung schüttelte sie ihre Überlegungen ab und lächelte zustimmend. "Ja, das war ich, ein sehr rauher Haufen! Und das Deine Reise auf ihre Weise mindestens ebenso anstrengend war wie die meine, will ich nicht einen Augenblick in Zweifel ziehen."
    Die junge Octavia rückte in ihrem Stuhl soweit nach vorne, das sie fast an der Kante saß und beugte sich etwas vor gen Calvena. "Dein Vorschlag klingt wirklich gut. Denn besonders beim Essen redet es sich leichter. Und dann erzähle ich Dir meine Geschichte und Du mir die Deine. Ich will alles wissen, besonders, was Du getan hast seit Deiner Ankunft in Germanien."
    Catiena schmunzelte, dann wandt sie ihren Kopf nach links und nach rechts, begutachtete das Innere der Casa und runzelte einen Augenblick die Stirn, bevor sie leise fragte: "Wo.. geht es denn hier zum Gästezimmer?"

  • „Ich bin froh, dass dieser rauhe Haufen jedenfalls nicht auf dumme Gedanken gekommen ist.“ Catiena hätte auch an ein paar unehrenhafte Männer geraten können, welche schamlos die Hilflosigkeit einer Frau ausnutzten. Auch wenn man oft genug die Augen vor so etwas verschloss, war es doch bittere Realität und so mancher Händler ließ seine Söldner tun und lassen was sie wollten um sie bei Laune zu halten. So im Nachhinein betrachtet war es wirklich etwas gedankenlos gewesen, dass die Octavia nur in Begleitung einer Sklavin gereist war und nicht jedenfalls noch einen custodes mitgenommen hatte. Aber anscheinend waren die Götter Catiena wohlgesonnen und hatten die Reise über über diese gewacht.
    Calvena erhob sich, um Catiena zu zeigen, wo sie sich ausruhen und frisch machen konnte. „Komm ich zeig dir das Haus. Du darfst dich frei bewegen und solltest du etwas brauchen, dann kannst du dich direkt an Elissa oder Simplex wenden. Mehr Sklaven haben wir nicht im Haus. Das wird sich aber bald ändern. Wenigstens einen Sklaven werden wir noch brauchen. Bei Gelegenheit wollten Valerian und ich uns darum kümmern.“ Das Haus war mittlerweile wirklich voll. Derzeit hatten Elissa und Simplex jede Menge zu tun. Zumindest jemand der kochte musste noch her. Sie selbst war ja eine Katastrophe in der Küche und überließ dieses Schlachtfeld entweder Valentina oder aber Elissa. Aber sollten sie einmal Gäste haben, dann wäre wohl Elissa hoffnungslos überfordert. Calvena führte Catiena in das gemütliche Gästezimmer.

  • Der Tag war irgendwie im Fluge vergangen. Mitten in der Nacht war sie von einem Einbrecher geweckt worden, ein Knabe nicht viel älter wie zehn Jahre und anschließend hatte sie versucht den Knaben und seine beiden Freunde aus den Fängen dieses Mistkerles zu bekommen, der die Kinder dazu anstiftete zu stehlen. Während Valerian sich des Halunken annahm, hatte sie nach einer Möglichkeit gesucht, den Kinder so etwas wie ein anständiges zu Hause zu suchen. In den Sinn waren ihr die Gaukler gekommen, nur hatte sie nicht gewusst, ob überhaupt welche in der Stadt waren. Fortuna war ihr Hold gewesen und es war ihr tatsächlich gelungen, die Schausteller davon zu überzeugen, die Kinder aufzunehmen. Jedoch nur zwei, mehr hungrige Mäuler konnten und wollten sie nicht aufnehmen. Es war verständlich, schließlich führten sie kein einfaches Leben, aber es war allemal besser wie das, was die Kinder bisher geführt hatten. Die Frage war nun nur, was sollten sie mit dem dritten Kind machen. Für sich selbst hatte sie beschlossen Romaeus einfach aufzunehmen, nur ob ihr Mann so begeistert sein würde? Vermutlich nicht… aber sie würde sich für den Jungen weiter hin einsetzen und hoffentlich irgendwie ihren Willen durchsetzen.


    Sie war schon eine Weile zu Hause und wartete nun eigentlich nur noch auf Valerian. Sie war gespannt, was er von diesem Galgenvogel berichten konnte. Abwartend knabberte sie an einigen Äpfeln und Birnen. Romaeus war irgendwo in der Küche und machte sich nützlich. Anscheinend wollte er es wieder gut machen, dass er eingebrochen war. Aus dem jJngen konnte noch etwas werden.

  • Leicht war es nicht gewesen. Valerian kannte solche Typen wie diesen Varius. Sie kannten keine Worttreue, sie kannten nur den persönlichen Gewinn. Doch wenn der Mann eine Zukunft in Mogontiacum haben wollte, mußte er wohl oder übel auf das Geschäft mit Valerian eingehen. Er konnte es nicht riskieren, die Legion gegen sich aufzubringen. Und es fiel Valerian leicht, dem Mann klarzumachen, daß er großen Einfluß innerhalb der Truppe besaß. Auch wenn das nur bedingt richtig war.


    Am Ende der Verhandlung jedenfalls hatte er nicht nur Romaeus, sondern auch noch die beiden anderen Rangen am Hals. Die beiden in sein eigenes Haus zu bringen, fiel ihm nicht ein. Wenn Calvena sie erst lange genug in den Fingern hatte, konnte sie sich am Ende nicht mehr trennen. Nein, besser, er brachte sie in einer Pension unter. Dort konnten sie auch erst einmal baden und ordentlich gekleidet werden. Für Geld war eben alles zu bekommen. Und wie würden es dort gut haben, bis Calvena ein Heim für sie gefunden hatte. Daß sie fortliefen, fürchtete Valerian nicht, er hatte ihnen erklärt, was mit ihnen geplant war und wie Romaeus da mit drinsteckte. Das schien sie vollauf zufrieden zu stellen. Vor allem, da sie auch gut zu essen bekamen.


    Das alles dauerte allerdings recht lange, so daß Calvena doch noch einige Zeit auf ihren Mann warten mußte. "Salve, mein Liebes", begrüßte er sie und umarmte sie fest. "Ich habe die Kinder erst einmal in einer Pension untergebracht. Wie war es bei Dir? Hattest Du Erfolg?"

  • Es war auch nicht gerade einfach für sie gewesen. Nach wie vor war das fahrende Volk misstrauisch und blieb lieber unter sich. Der erste Versuch mit einem von ihnen zu reden, war gescheitert, aber da sie nicht locker gelassen hatte, war es ihr doch gelungen schließlich mit dem Oberhaupt reden zu können. Geld konnte wahre Wunder wirken. Ihre eigene Vergangenheit hatte sie nicht weiter gebracht, denn ihr kam kein Gesicht bekannt vor. Dennoch waren sie bereit zwei der Kinder aufzunehmen. Das Ziel hatte sie erreicht, auch wenn sie nicht wirklich zufrieden war. Diese Begegnung hatte alte Wunden aufgerissen und sie traurig gestimmt. Es konnte noch so viel Zeit vergehen, sie würde wohl immer mal wieder die Menschen vermissen die sie geliebt hatte und gestorben waren. Manchmal vermisste sie die alten Zeiten, das vagabundierende Leben. Aber das was sie hatte, würde sie um alles in der Welt nicht mehr eintauschen wollen. Calvena war glücklich. Sie hatte einen wunderbaren Ehemann.


    Der Klang genagelter Sohlen auf dem steinernen Boden holte sie aus ihren Gedanken. Valerian war von seiner Mission zurück und wenig später stand er auch schon im Tablinum und zog sie in seine Arme. „Ja, ich hatte Erfolg“, erklärte sie ihm mit einem kleinen fröhlichem Lächeln, dann wurde sie ernst. „Aber sie wollen und können nur zwei der Kinder aufnehmen… ich dachte mir, Romaeus bleibt bei uns….“, schlug sie ihm dann vorsichtig vor. Das würde ihm sicherlich nicht sonderlich zusagen.

  • Fest drückte Valerian seine Frau an sich und als er hörte, daß sie Erfolg gehabt hatte, strahlte er vor Freude. War diese Angelegenheit also endlich ausgestanden. Doch das Strahlen erlosch, so schnell es entstanden war. Nur zwei der Kinder? Und sie wollte Romaeus behalten? Was wollte sie mit einem Kind, das nichts kannte als stehlen und einbrechen? "Und... ich meine... Calvena, wie stellst Du Dir das vor? Was sollen wir mit dem Jungen? Er ist ein Sklave, das hast Du doch von ihm gehört?"

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